Et tu, FR?

Von Anatol Stefanowitsch

Eigentlich arbeite ich ger­ade an ein paar Sprach­blog­beiträ­gen, in denen es tatäch­lich um Sprache gehen soll und nicht immer nur um das sprach­liche Unver­ständ­nis der Sprach­nör­gler. Aber die Kolumne in der Frank­furter Rund­schau, auf die Kristof gestern in einem Kom­men­tar hingewiesen hat, ist so verblödet, dass ich sie nicht unkom­men­tiert ste­hen lassen kann.

Chari­ma Rein­hardt, freie Autorin und ehe­ma­lige stel­lvertre­tende Sprecherin der rot-grü­nen Bun­desregierung, redet darin dem VDS so unre­flek­tiert nach dem Maul, dass man sich nicht länger über das Scheit­ern von Rot-Grün wun­dert. „Denglisch für Anfänger I“, nen­nt sie ihr Werk, und löst damit ein dumpfes Gefühl von dräuen­dem Unheil bei mir aus, denn ich ver­mute, dem wird ein „Denglisch für Anfänger II“ fol­gen (Merke: eine Kolumne ist eine Glosse, die immer wiederkehrt.)

Und sie kommt gle­ich zur Sache:

Ken­nen Sie den Incom­ing-Out­go­ing-Man­ag­er? Vielle­icht ist es ein­fach nur der, der die Post macht!

Ja, Frau Rein­hardt, vielle­icht. Vielle­icht ist es aber auch nur ein müder Witz, den Sie sich aus­gedacht haben, denn außer Ihrer Kolumne gibt es dafür keinen einzi­gen Google-Tre­f­fer.

Anglizis­men pep­pen unser Leben auf, geben ihm Bedeu­tung, den richti­gen Dri­ve eben. Wer ist nicht lieber Man­ag­er als Sach­bear­beit­er? Mehr Schein als Sein: Die Tele­fon­ber­atung nen­nt sich Hot­line, weiß aber trotz­dem nichts, unser Friseur schnei­det als Hair­styl­ist kein biss­chen bess­er, die Brötchen aus dem Back­shop schmeck­en so pap­pig wie immer, der Cof­fee to go ist eine dünne Plörre; wir aber sind total cool, lassen uns coachen, check­en alles, klei­den uns casual.

Um es wis­senschaftlich kor­rekt auszu­drück­en: Gähn.

Hot­line, Back­shop, Cof­fee to go, blah, blah, blah. Wer kann das noch hören? Dafür bezahlt die Frank­furter Rund­schau freie Autoren?

Es scheint, als fehlten uns in der eige­nen Sprache die Worte, so häu­fig greifen wie auf englis­ches Vok­ab­u­lar zurück.

So, wie wir vorher auf pseudo­griechis­che (Tele­fon), ara­bis­che (Kaf­fee) oder franzö­sis­che (Friseur) Wörter zurück­ge­grif­f­en haben.

Als beson­ders ver­w­er­flich gilt Sprach­puris­ten „Denglisch“, eine Mis­chung aus Deutsch und Englisch, etwa wenn wir ein Pro­gramm gedown­loaded haben, gecastet wor­den sind oder einen Flug gecan­celt haben.

Eigentlich drei schöne Beispiele dafür, dass die Sprech­er des Deutschen keine Schwierigkeit­en damit haben, Lehngut in das mor­phosyn­tak­tis­che Sys­tem des Deutschen zu inte­gri­eren. Das Verb can­celn kommt übri­gens ursprünglich aus dem Lateinis­chen (can­cel­lare, „etwas einem Git­ter ähn­lich machen“) und cast kommt aus dem Alt­nordis­chen (kas­ta „wer­fen“). Gut, dass die Sprech­er des Englis­chen sich nie geziert haben, Wörter aus anderen Sprachen zu entlehnen, son­st hätte das Englis­che heute vielle­icht gar keine Wörter, die wir mit dem Deutschen ver­mis­chen könnten.

Wider den Trend zu immer mehr Englisch im Deutschen kämpft der Vere­in Deutsche Sprache und ruft den „Sprach­pan­sch­er des Jahres“ aus. Sieger 2007: Bah­nchef Hart­mut Mehdorn, weil es Bahn­höfe mit Ser­vice-Point (Auskun­ft), Counter (Schal­ter) und McClean (Klo) gebe, so die Juroren.

Gähn. Gäääähn. Ser­vice Point und McClean?

Aus­sicht­sre­ich­ster Kan­di­dat auf den Titel 2008: Berlins Regieren­der Bürg­er­meis­ter Klaus Wow­ere­it, dem es einge­fall­en sei, das Bran­den­burg­er Tor aus­gerech­net an einem Tag der Deutschen Ein­heit mit englis­chsprachi­gen Fah­nen (Pow­er for Peace) umwe­hen zu lassen und — ober­cool — mit Englisch „Be Berlin“ gewor­ben habe. Was tut man nicht alles, um sein­er Stadt und sich selb­st inter­na­tionales Flair zu verschaffen…

Ja, das ist wirk­lich ein Faux Pas. Das Bran­den­burg­er Tor darf natür­lich nur von reinem Deutsch umwe­ht wer­den — am besten in Frakturschrift.

Auch die Olymp­is­chen Spiele in Peking hat der Vere­in akribisch beobachtet, freilich weniger aus sportlichem Inter­esse. Vielmehr galt es, den Reporter mit den „über­flüs­sig­sten Imponieran­glizis­men“ wie Event, Per­for­mance oder High­light aus­find­ig zu machen.

Ich spare mir hier einen Kom­men­tar und ver­weise auf Thomas Müllers Beitrag in seinem Blog Nörgeln, immer nur nörgeln (ja, Frau Rein­hardt, bei diesem Titel müssten Sie sich doch ange­sprochen fühlen).

Wie über­haupt Jour­nal­is­ten für wichtigtuerische Sprachim­porte mitver­ant­wortlich sind, etwa wenn der Atom­waf­fensper­rver­trag als Non­pro­lif­er­a­tionsver­trag in die Zeitung geset­zt wird. Zum Aussprechen, also für Fernse­hen oder Hör­funk, ist das schwierige Wort glück­licher­weise weniger geeignet.

Wichtigtuerisch? Was ist denn an Non­pro­lif­er­a­tionsver­trag wichtigtuerisch? Vielle­icht geht Atom­waf­fensper­rver­trag leichter von der Zunge, aber wo unter­schei­den die bei­den Wörter sich in Bezug auf ihre Eig­nung zur Wichtigtuerei?

Das Wort Non­pro­lif­er­a­tionsver­trag (das es übri­gens ger­ade ein­mal auf 580 Google­tr­e­f­fer bringt) würde es uns allerd­ings leichter machen, zu erken­nen, dass es sich dabei um den inter­na­tion­al gülti­gen Non-Pro­lif­er­a­tion Treaty han­delt. Außer­dem wäre das Wort Non­pro­lif­er­a­tionsver­trag auf jede Art von Ver­trag anwend­bar, bei dem zwei oder mehr Parteien sich darauf eini­gen, irgen­det­was nicht zu vervielfältigen.

Vol­lends daneben kann liegen, wer ein hierzu­lande gebräuch­lich­es Wort im ver­meintlichen Ursprungs­land ver­wen­det. In den USA ken­nt nie­mand ein Handy, auch der Show­mas­ter ist ein unbekan­ntes Wesen, der Old­timer heißt vin­tage car, ein Tramp kann statt eines Anhal­ters ein Land­stre­ich­er sein, und wer glaubt, sich mit dem body bag einen Ruck­sack zu kaufen, dürfte sich sehr wun­dern — wenn er einen Leichen­sack erhält.

Das stimmt alles, Frau Rein­hardt (naja, außer das mit dem Body Bag), aber wer glaubt denn ern­sthaft, dass man Lehn­wörter ein­fach zurück in die Ursprungssprache über­tra­gen kann?

Was tun, um der Sprachver­hun­zung Ein­halt zu gebieten?

Wir kön­nten aufhören, sie in unin­formierten Glossen und Kolum­nen zu beschreien. Nur in solchen Kolum­nen find­et sich näm­lich eine besorgnis­er­re­gend hohe Konzen­tra­tion an englis­chen Lehn­wörtern (gut, und vielle­icht auf der Home­page der Deutschen Bahn).

Heute in vierzehn Tagen gehen wir an dieser Stelle zum Gege­nan­griff über. Wir unter­wan­dern die englis­che Sprache mit deutschen Wörtern und kreieren sel­ber ein völ­lig neues deutsches Wort, eines, für das es bish­er keinen Aus­druck gibt. Machen Sie mit — mit Ihren Vorschlä­gen über die Kommentarfunktion.

Da kom­men Sie zu spät, Frau Rein­hardt — viel zu spät. „Völ­lig neue deutsche Wörter“ sam­melt und schöpft Wortis­tik­er Detlef Gürtler seit über zwei Jahren fast täglich, und zwar ohne seinen Leser zuerst mit dem Unter­gang des Abend­lan­des auf die Ner­ven zu gehen.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

35 Gedanken zu „Et tu, FR?

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  2. gyokusai

    am besten in Frak­turschrift“ … ja komisch, das geht mir auch gerne durch den Sinn, wenn ich solchen Unsinn lese. 

    Die FR ist bei mir schon vor ein­er ganzen Weile aus der Presse-Instanz (Ses­sion) meines Opera-Browsers geflo­gen, weil ich beim Lesen zu oft mit dem Kopf auf der Tis­ch­plat­te aufzuschla­gen dro­hte, vor lauter Aufre­gung. Vielle­icht denkt dort jemand, daß das wilde Gestikulieren und hys­ter­ische Hän­derin­gen solch­er Artikel irgend­wie als Wach­mach­er taugte? 

    Arrgh. Im Gegenteil.

    ^_^J.

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  3. Andreas H.

    Von den dor­ti­gen Kom­mentaren ist mir beson­ders Num­mer 4 aufge­fall­en (von ‘melville’)

    […] In 1952 nach Kana­da aus­ge­wan­dert, […] mit welch­er Hingabe man sich der ‘Ver­amerikasierung’ der deutschen Sprache heute wid­met. […] Die eine mit der anderen zu mis­chen, ist wed­er ‘cool’, noch wider­lich ‘geil’. […]”

    Look who’s talk­ing… In deutschem Deutsch schreibt man entwed­er “1952 nach Kana­da aus­ge­wan­dert” oder “Im Jahre 1952 nach Kana­da aus­ge­wan­dert”, nur in Denglisch “In 1952”.

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  4. Christoph Päper

    Ich schmeiße bei passen­dem Adres­satium gerne mit (häu­fig adhoc gebilde­ten und damit Pseu­do~) Inter­na­tion­al­is­men – eher „Transeu­ro­is­men“ (oder so) – um mich, also mit akustisch bzw. optisch der Kon­textsprache (DE) angepassten Begrif­f­en aus der Hege­mo­ni­al­sprache (EN) mit gräko-roman­is­ch­er Herkun­ft, aber beim Non­pro­lif­er­a­tionsver­trag sym­pa­thisiere ich (ohne die Kolumne gele­sen zu haben) mit der Ansicht der Autorin. [[[Atom]waffen]sperr]vertrag] ist ein ein­facheres Wort als [[Non[pro[liferation]]s]vertrag], indem es dem (polithis­torisch unwis­senden, d.h. des sozi­olek­tal­en Lexikons nicht mächti­gen) deutschsprachi­gen Leser wenig­stens eine Ahnung sein­er Bedeu­tung lässt. Außer­dem ist es etabliert­er, wodurch es die Ref­eren­zfind­ung erle­ichtert und erhäu­figt, was Inter­na­tion­al­is­men wiederum über Sprach­gren­zen hin­weg leis­ten können.

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  5. Wolfgang Hömig-Groß

    Ich stimme Her­rn Ste­fanow­itsch ins­beson­dere darin zu, dass die Frau die abge­grabbel­sten Beispiele wählt und man aus dem Gäh­nen nicht mehr her­auskommt. An diesem Beitrag ist wirk­lich nichts neu oder orig­inell. Auch das Beispiel mit dem Non­pro­lif­er­a­tionsver­trag stammt — ich bin mir sehr sich­er — von Wolf Schnei­der. Die genaue Quelle kann ich nicht nen­nen (zu faul), tippe aber auf sein Jour­nal­is­ten­lehrbuch “Die Über­schrift”. Das erk­lärt auch das etwas abwegige Beispiel, denn die Zeit­en in denen Atom­waf­fensper­rverträge in aller Munde waren sind längst vor­bei, der Iran hat da nur eine zarte Reprise verursacht.

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  6. Georg

    Hal­lo, ein dick­es Lob für diesen (dieses?) Blog. Lese ich sehr gern und oft, da auch die meis­ten Kom­mentare zu dif­feren­zierten Denken anregen. 

    Was mir ger­ade auffällt: 

    Sie kön­nen ein­fach­es HTML-Markup (z.B. <b> oder <i>) verwenden.

    Ist das nicht dop­pelt gemop­pelt? Ich wurde immer heftig krit­siert von meinem Umfelt, wenn ich zum Beispiel “HIV-Virus” sagte. HTML ste­ht für “Hyper Text Markup Lan­guage”, bin ich überzeugt von! Das zweite Markup würde ich daher weglassen …

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  7. Rushputin

    Da es bei solchen Artikeln ja ums sinnlose Aufre­gen geht: Mich nervt das immer wieder gern als Beispiel für den bevorste­hen­den Unter­gang herange­zo­gene “down­load­en”, näm­lich weil es wieder so ein Wort ist, daß Puris­ten gerne anprangern, nach mein­er Erfahrung im All­t­ag aber prak­tisch nicht benutzt wird. Zumin­d­est in meinem Umfeld wird tugend­haft deutsch “herun­terge­laden”.

    Anders sieht es da mit dem Sub­stan­tiv “der Down­load” aus — aber das ist nur ein Beispiel dafür, daß über kurz oder lang vor allem die Fremd­wörter über­nom­men wer­den, bei denen der Gebrauch prak­tis­ch­er oder logis­ch­er ist: “die Herun­ter­ladung” oder irgendwelche kom­plex­en Wortkon­struk­te bieten sich da ein­fach nicht an. Genau ist die “Home­page” eben angenehmer zu schreiben und auszus­prechen, als ständig “Inter­net­seite” oder ähn­lich zu sagen.

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  8. gyokusai

    dirk sagt:

    Frak­turschrift? Die hat­ten doch schon die Nazis verboten.

    Das stimmt so nicht: Ver­boten wurde die Benutzung der Frak­turschrift 1937 den Jüdis­chen Ver­la­gen! 1941 erschien dann ein Rund­brief mit der Ankündi­gung, in Deutsch­land die Frak­tur von der Anti­qua ablösen zu lassen. (Die Begrün­dung war bizarr, wie sich im zitierten Wikipedia-Artikel nach­le­sen läßt.)

    Die Assozi­a­tion mit Frak­tur, die sprach­pflegerisch­er Unfug oft in mir her­vor­ruft, hat außer­dem ohne­hin wenig mit den Nazis zu tun, son­dern mit dem Vere­in für Altschrift, der „Alldeutschen Bewe­gung“ und mit neuzeitlichen Artverwandten.

    ^_^J.

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  9. gyokusai

    Sor­ry, Cut-&-Paste-Fehler! Der zweite Link sollte zwar in der Tat auf den Abschnitt Vere­in für Altschrift in der Wikipedia ver­weisen, gemeint war aber natür­lich eben­jene „Alldeutsche Bewe­gung“, die in diesem Kapi­tel behan­delt wird. Dem „Vere­in für Altschrift“ waren ja ger­ade jene angeschlossen, die die Anti­qua zusät­zlich zur Frak­tur ein­führen woll­ten, worauf die „Alldeutsche Bewe­gung“ dann auch pünk­tlich Amok lief.

    ^_^J.

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  10. Jan Wohlgemuth

    @ Georg (8): Nein, das ist keine dop­pelte Mop­pelung. Es heißt ja sin­ngemäß, dass man Markup des Typs (der “Sprache”) HTML ver­wen­den kann, und eben kein XML oder andere.

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  11. Juliana

    Nen­nt man im Deutschen (oder Denglis­chen) einen Anhal­ter “Tramp”? Das ist mir neu. Ich kenne den Aus­druck “Tram­per”. Auch die Google-Suche nach “Tramp” ergibt für die deutschen Seit­en vor allem Tre­f­fer für Camp­ing-Ausstat­ter, Fans von Dynamo Dres­den und die “Gruppe Tramp” aus Gera. Nen­nen diese Men­schen ihre Läden, Fußball­fan­clubs oder Rock­for­ma­tio­nen “Tramp”, weil sie auf das Per-Anhal­ter-Fahren anspie­len wollen? Ich bezwei­fle es. Wahrschein­lich wis­sen diese Leute, was “Tramp” im Englis­chen bedeutet und brauchen dazu Chari­ma Rein­hardt nicht. Aber der geht es ja wohl um eine größere Sache, näm­lich die Ret­tung der deutschen Sprache und der deutschen Kul­tur, und dafür hat sie sich ganz schön abgeschun­den mit dem Aus­denken nich­tex­istieren­der Sprach­beispiele. Da wollen wir mal mit den Fak­ten nicht so klein­lich sein.

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  12. Bla

    Ich sehe da nun auch keine Schwierigkeit­en, grade weil alle Län­der Kaf­fee: http://de.wiktionary.org/wiki/Kaffee so oder ähn­lich über­nom­men haben, oder Kof­fer ist zb. auch ara­bis­chen Ursprungs soll die nun “Akten­be­häl­ter” zu sagen nur weil es deutsch­er ist? Für mich ist es ganz natür­lich, dass man Wörter aus ein­er anderen Sprache für die Heimat­sprache anpasst, aus “Offi­cial” wird für uns “Offiziell”, das machen aber alle Sprachen so! 

    Es geht vlt. auch eher dabei um die Wörter, die es schon im deutschen gibt, die man ver­sucht zu ver­drän­gen, Ein Beispiel wäre: “Song” also ich benutze lieber “Lied”, oder “Com­put­er” für “Rech­n­er” was eigentlich genau das­selbe aus­drück­en würde.

    Ich benutze auch oft Tschau “Ciao” oder Frisör “Friseur”. Aber warum DVD´s mit Stahlhülle mit “Steel­book” ange­priesen wer­den, man auf ein “Event” gehen soll usw. werd ich nie nachvol­lziehen kön­nen.^^ Aber­sherum ist wieder die Frage: Warum haben wir zb. “Tschau” hier? Gibt ja genü­gend andere Wörter dafür.

    Zeigt eigentlich, dass auch mehrere Wörter hier existieren können.

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  13. David Konietzko

    Bla (Nr. 15): »[…] Kof­fer ist zb. auch ara­bis­chen Ursprungs soll die [?] nun ›Akten­be­häl­ter‹ zu sagen nur weil es deutsch­er ist?«

    [i]Aktenbehälter[/i] ist nicht deutsch­er als [i]Koffer,[/i] denn [i]Akte[/i] kommt aus dem Lateinis­chen. (Außer­dem ist natür­lich nicht jedes Behält­nis für Akten ein Kof­fer, und in einem Kof­fer kann man auch anderes als Akten transportieren.)

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  14. Tim

    Der Beitrag von Frau Rein­hardt war in der Tat über­flüs­sig. Der Kom­men­tar zu ihrem Beitrag allerd­ings eben­falls. Und mein Kom­men­tar zum Kom­men­tar erst recht.

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  15. Bla

    @David Koni­et­zko: Mag wohl stim­men, war aber auch eher ein schnelles Beispiel, dann eben: Inhalts­be­häl­ter 😛 Aber ich glaube man ver­ste­ht, worauf ich hin­aus will?

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  16. Daniel

    Auch wenn ich inhatlich Ana­tol Ste­fanow­itsch uneinge­sachränkt zus­tim­men muss wie er hier das dümm­liche Geschreib­sel zerpflückt, so muss ich doch sagen dass der Post sel­ber IMHO lei­der auch einen gewis­sen Gähn-Fak­tor hat. Die Argu­mente und Beispiele sind ja alle in iden­tis­ch­er Form schon hin­länglich hier aus dem Blog bekan­nt. Nur weil die Nör­gler immer in die gle­iche Mot­tenkiste greifen muss der Blog ja nicht auch zum Wiederkäuer werden. 🙂

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  17. Anatol Stefanowitsch

    Daniel (#19), da stimme ich Ihnen sog­ar zu. Es gibt zwei Gründe, warum ich den Beitrag trotz­dem geschrieben habe. Erstens schauen zur Zeit viele neue Leser/innen im Bre­mer Sprach­blog vor­bei und die wer­den durch die großzügige interne Ver­linkung auf ältere Beiträge zum The­ma Sprach­nörgelei aufmerk­sam gemacht. Zweit­ens finde ich die Kom­mentare zu den Beiträ­gen inter­es­sant: ich lerne daraus meis­tens etwas Neues (siehe hier z.B. die Diskus­sion zur Frak­turschrift oder den Hin­weis, dass Tramp gar nicht „Anhal­ter“ bedeutet — das war mir nicht aufgefallen).

    Kristof (#12), das ist eine aus­geze­ich­nete Idee.

    Georg (#8), das ist in gewiss­er Weise tat­säch­lich dop­pelt gemop­pelt, aber Sprache ist nun ein­mal rekur­siv und so kann man ein völ­lig akzept­a­bles Kom­posi­tum bilden, in dem das Wort Markup zweimal vorkommt: die Markup-Sprache heißt Hyper­text Markup Lan­guage, eine Markup, das diese Sprache ver­wen­det, heißt dann eben Hyper­text Markup Lan­guage Markup. Insofern liegt der Fall anders als beim HIV-Virus. Dass Sie von Ihrer Umwelt für die Ver­wen­dung dieses Wortes kri­tisiert wer­den, sagt aber trotz­dem mehr über Ihre Umwelt als über Sie 🙂

    Herr Hömig-Groß (#6), ja, ich kenne das Beispiel auch aus dem hier schon öfter mal erwäh­n­ten Deutsch für Profis. Ich muss mein altes Exem­plar wohl doch langsam mal her­vorkra­men. Wenn die Sprach­nör­gler es immer noch als Quelle ver­wen­den, finde ich ja vielle­icht auch etwas zum Nörgeln darin.

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  18. Achim

    @ Juliana (#14): Ja, der gute alte Anhal­ter (gibt’s die eigentlich noch in erwäh­nenswert­er Menge?) heißt auf Deutsch auch Tram­per. Wobei das mein­er beschei­de­nen Mei­n­ung nach (als ein­er, der diese Form des Reisens zwis­chen 1978 und so ca. 1985 reich­lich prak­tiziert hat) eine ächte deutsche Ableitung von tram­p­en ist. Weiß jemand, wann das im Deutschen aufgekom­men ist?

    Sind Tram­per und Anhal­ter eigentlich Syn­onyme? Ich finde ja.

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  19. Dauersurfer

    Glaubt man Umfra­gen, sind Anglizis­men sowieso pop­ulär (obgle­ich solche Umfra­gen meist unwis­senschaftlich sind, siehe http://www.interkorrektor.de/sprachblog-anglizismen.html). Da jedoch unzweifel­haft junge Leute dem englis­chen Sprache­in­fluss gegenüber aufgeschlossen­er sind, sind solche Artikel wie der in der FR als Belege für das bekan­nte Altern der Zeitungsle­ser­schaft zu werten.

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  20. Ludwig

    Es mag sein, dass junge Leute dem englis­chen Sprache­in­fluss gegenüber aufgeschlosen­er sind als ältere. Das ist dann aber dur­chaus kein Phänomen der let­zten Jahre. 

    Und kühn verkün­det der in das Mäd­chen und ins modis­che Englisch ver­liebte Bil­lie am Schluß in ein­er Fußnote:…” Der ver­liebte Bil­lie ist der im Jahr 1927 ger­ade mal 21 Jahre alte, in Berlin wohnende Bil­ly Wilder, wie Hell­muth Karasek in sein­er Biogra­phie berichtet. Offen­bar hat diese Mode Geschichte. Und noch dazu eine, die sich wed­er auf Inter­net noch auf Fernse­hen noch auf Wer­bung grün­den kann.

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  21. Matthias

    @ Ana­tol Ste­fanow­itsch (# 20): Das Beispiel mit dem Treaty on the Non-Pro­lif­er­a­tion of Nuclear Weapons, wie es wohl offiziell heißt, ste­ht in Schnei­ders Deutsch für Profis aus dem Jahr 1984, find­et sich aber auch schon im acht Jahre älteren Wörter machen Leute des­sel­ben Autors – ein Buch, das im Vor­wort zum darin enthal­te­nen 44-seit­i­gen „Lexikon sprach­wis­senschaftlich­er Begriffe“ den wun­der­baren* Satz enthält „Vie­len der hier erläuterten Fach­wörter wün­scht der Ver­fass­er eine möglichst geringe Ver­bre­itung“, auf dem Klap­pen­text aber auch mit der (sich­er nicht von Schnei­der stam­menden) Gaga-For­mulierung bewor­ben wird „… schärft unseren kor­rek­ten Umgang mit der Sprache“.

    Witziger­weise schreibt Schnei­der nicht vom Atomwaf­fensper­rver­trag, son­dern vom Atom­sper­rver­trag, ver­wen­det also von den bei­den (heute?) gebräuch­lichen Aus­drück­en den (inzwis­chen?) sel­teneren und vor allem unschär­fer­en und ver­stößt damit gegen seine eigene Regel „Die eng­ste Ein­heit benen­nen“. Seinen Appell an Schreiber, öfter mal schöpferisch tätig zu wer­den („… hat­te ein Jour­nal­ist in Deutsch­land den Ein­fall, der vor­bildlich war und sich sog­ar durch­set­zte: Atom­sper­rver­trag“), finde ich aber gut.

    An ein­er anderen Stelle mag ich Schnei­der nicht ohne weit­eres fol­gen. Er schreibt: „Pro­lif­er­a­tion bedeutet Wucherung, hier war das Gegen­teil ein­er wuch­ern­den Aus­bre­itung […] gemeint – ein schönes Bild, lei­der mit zwei Nachteilen. Der Mehrheit der Amerikan­er kon­nte sich die Kraft der Meta­pher nicht erschließen, da sie das medi­zinis­che Fach­wort nie zuvor ver­nom­men hat­ten; und daß es sich um Atom­waf­fen han­delt, kam in der Formel non­pro­lif­er­a­tion treaty gar nicht vor.“ Mir geht es nur um den ersten der hier genan­nten „Nachteile“. Kann jemand ein­schätzen, ob da was dran ist?

    *„Wun­der­bar“ ist der Satz in meinen Augen nicht wegen des hier zufäl­li­gen Bezugs zum The­ma und weil Schnei­der nicht geschrieben hat, er wün­sche den Fach­wörtern eine möglichst geringe Pro­lif­er­a­tion, son­dern weil ich beim Lesen laut auflachen musste: ein schönes Beispiel für die feine Ironie eines vorder­gründig und im Kampf für die eigene Sache stets und kom­plett humor­los wirk­enden Menschen.

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  22. lu.

    Wenn ich mich richtig an den Start der (inzwis­chen auch pro­gram­mgemäß vom VDS) inkri­m­inierten “Be Berlin”-Kampagne erin­nere, dann richtet sich der Slo­gan expliz­it an ein inter­na­tionales Pub­likum und er wird für inter­na­tionale Messen und Auftritte ver­wen­det. Und für die nationale Ziel­gruppe gibt es auch “Sei Berlin” — siehe hier: http://www.sei.berlin.de/ Gar­nix wird also gepan­scht. Oder wollen die Kri­tik­er sagen, dass man sich mit einem deutschen Slo­gan (ähem, Werbe­spruch) an ein Pub­likum in New York oder Moskau wen­det sollte?

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  23. Bla

    @Sven T.:

    Dänisch: flamme

    Englisch: flame

    Esperan­to: flamo

    Franzö­sisch: flamme 

    Ital­ienisch: fiamma

    Lateinisch: flam­ma

    Ich würde meinen es ist aus dem lateinis­chen, wie soviele Lehnwörter.

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  24. David Marjanović

    franzö­sis­che (Friseur) Wörter

    Wieder pseudo‑, denn auf frz. sagt man coif­feur

    etwa wenn wir ein Pro­gramm gedown­loaded haben

    Tut das wirk­lich jemand außer Microsoft?

    die Herun­ter­ladung” oder irgendwelche kom­plex­en Wortkon­struk­te bieten sich da ein­fach nicht an.

    Herun­ter­ladung” klingt danach, als würde es den Vor­gang beschreiben, nicht das, was herun­terge­laden wird bzw. wor­den ist.

    Genau ist die “Home­page” eben angenehmer zu schreiben und auszus­prechen, als ständig “Inter­net­seite” oder ähn­lich zu sagen.

    Das Wort “Heim­seite” existiert natür­lich, ist aber poli­tisch beset­zt (FPÖ und noch weit­er rechts) und daher tabu. Erin­nert mich daran, wie der, äh, Bun­dessprech­er der ö. Grü­nen, Alexan­der Van der Bellen, ein­mal im Fernse­hen von der FPÖ gesprochen hat als ein­er “Partei, die nach dem… Lead­er­prinzip organ­isiert ist, um nicht das deutsche Wort zu verwenden”.

    Atom­sper­rver­trag

    LOL. Erin­nert mich an “gen­freies Öster­re­ich” und “atom­freies Österreich”!

    Kann jemand ein­schätzen, ob da was dran ist?

    Nicht viel. Es stimmt, dass pro­lif­er­a­tion eher auf etwas angewen­det wird, das sich selb­st fortpflanzt, als auf etwas, das ver­bre­it­et wird, aber “Wucherung” ist viel zu eng.

    Ich würde meinen es ist aus dem lateinis­chen, wie soviele Lehnwörter.

    Bin­go! We have a winner.

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  25. Frank Oswalt

    @Matthias (#26), eigentlich bedeutet pro­lif­er­a­tion im biol­o­gis­chen Kon­text gar nicht „Wucherung“ son­dern schlicht „Wach­s­tum“ (z.B. cell pro­lif­er­a­tion). Da haut Schnei­der also schon­mal daneben. Dann macht er den Fehler, zu glauben, wenn man den Ursprung eines Wortes nicht kenne, könne man seine Bedeu­tung nicht erfassen. Das ist Dummfug: jed­er Amerikan­er weiß, was pro­lif­er­a­tion im Zusam­men­hang mit Atom­waf­fen bedeutet. Und es wird fast auss­chließlich in diesem Kon­text ver­wen­det. Die „Kraft der Meta­pher“ existiert nur in Schnei­ders Kopf: Diesen Fehler habe ich früher häu­fig bei Fremd­sprachen­lern­ern beobachtet: sie erschließen sich Sprach­bilder, die dem Mut­ter­sprach­ler gar nicht in den Sinn kom­men. Hier find­en sich Beispiele: http://tenser.typepad.com/tenser_said_the_tensor/2006/08/my_favorite_ger.html

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  26. D.A.

    Schade — Frau Rein­hardt hat sich von den doch zu einem großen Teil kri­tis­chen Kom­mentaren nicht beir­ren lassen und am 8. Sep­tem­ber, wie ange­dro­ht, eine weit­ere Kolumne veröffentlicht.

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  27. Voynich

    Der Incom­ing-Out­go­ing-Man­ag­er stammt übri­gens aus ein­er dieser vie­len Tele­fon­scherz-Radioshows (ich glaube es war auf “PSR Sinn­los Tele­fon”): der Anrufer schüt­tet das arme Tele­fonopfer mit ein­er Flut selb­s­ter­dachter Anglizis­men zu, deren Abwegigkeit eigentlich ziem­lich offen­sichtlich war.

    Inzwis­chen ist nun auch “Deutsch­landra­dio Kul­tur” darauf hereinge­fall­en: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/845417

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