Legosexismus

Von Anatol Stefanowitsch

Ich wollte heute für meine Töchter Legomän­nchen kaufen, und musste die erschreck­ende Fest­stel­lung machen, dass diese mit über­wälti­gen­der Mehrheit genau das sind: Män­nchen. Es gab über­haupt nur drei weib­liche Legofig­uren: eine junge Dame in einem spießi­gen geblümten Oberteil, die auf ein­er Bank sitzt und Musik aus einem Ghet­to­blaster hört (Erde an Lego: Bitte ein­mal „iPod“ googeln), eine Tochter aus gutem Hause, die auf einem Pferd neben einem lan­drover­ar­ti­gen Auto mit Pfer­dean­hänger sitzt, und eine Milch­magd mit ein­er Kuh auf einem Bauern­hof. Let­ztere ist im Lego-Uni­ver­sum — oder dem Teil, der ger­ade beim näch­sten Karstadt herum­ste­ht — die einzige Frau, die ein­er Beschäf­ti­gung nachge­ht. Alle anderen Beruf­stäti­gen sind Män­ner: von Sach­bear­beit­ern mit Aktenkof­fer über Piloten, Inge­nieure, Polizis­ten, Feuer­wehrmän­ner, Bauar­beit­er und Müllmän­ner bis zu Pirat­en und futur­is­tis­chen „Pow­er Miners.“

[Hin­weis: Der fol­gende Text enthält Beschrei­bun­gen ras­sis­tis­ch­er Stereo­type und (durch Sternchen entschärfte) Beispiele ras­sis­tis­ch­er Sprache. Einige Kom­mentare enthal­ten Beispiele ras­sis­tis­ch­er Sprache.]

Ich bin ein großer Lego-Fan, aber als Vater von zwei Mäd­chen, die im Leben alles erre­ichen kön­nen sollen, was sie sich vornehmen, hat mich das schock­iert. Es hat mich an die unzäh­li­gen Kinder­büch­er erin­nert, deren Sex­is­mus ich beim Vor­lesen stillschweigend her­ausedi­tiert habe: die Geschichte vom muti­gen kleinen Fuch­sjun­gen, der inter­essiert die Welt erkun­det, während seine Schwest­ern lieber bei der Mut­ter bleiben (er wurde bei mir ein mutiges kleines Fuchsmäd­chen), die Geschichte von den Kindern aus der Krach­mach­er­straße, die mit der Bahn in den Urlaub fahren, weil „Mama natür­lich nicht aut­o­fahren kann“ (sie wurde bei mir zur umwelt­be­wussten Bah­n­Card-Besitzerin), all die Geschicht­en von wilden, mit detek­tivis­chem Gespür und Aben­teuer­lust aus­ges­tat­teten Jun­gen, in deren Welt Mäd­chen höch­stens als blöde ältere Schwest­ern vorkom­men (diese Büch­er sind bei mir gle­ich aus dem Bücher­re­gal geflo­gen, oder ich habe beim Vor­lesen wenig­stens die blö­den älteren Schwest­ern weggelassen).

Damit blieben im Prinzip nur Büch­er von Mäd­chen übrig, die Pferde vor dem Abdeck­er ret­ten, oder die von geheimnisvollen Frem­den erfahren, dass sie in Wirk­lichkeit Hex­en sind, oder die über­haupt von vorne­here­in als Meer­jungfrauen durch Büch­er mit glitzer­nen rosa Ein­bän­den schwim­men. Auch Astrid Lind­grens Pip­pi Langstrumpf war keine echte Alter­na­tive zu diesen far­blosen, stereo­ty­oen Geschöpfen: erstens ist sie zu offen­sichtlich eine Fan­tasiegestalt und zweit­ens wird das weib­liche Selb­st­be­wusst­sein, das sie vielle­icht trotz­dem ver­mit­telt, durch die unsägliche, ständig um ihr sauberes Klei­d­chen besorgte Anni­ka zunichte gemacht. Deren ständi­ge Ängstlichkeit war außer­dem, anders als die „N**erkinder“ auf der Süd­seein­sel Taka-Tuka-Land nicht so ohne weit­eres sprach­lich auszu­radieren (die „N**erkinder“ wur­den bei mir zu „Inselkindern“ und die Beschrei­bun­gen ihrer tief­schwarzen Gesichter, dick­en Lip­pen und großen weißen Zähne habe ich sang- und klan­g­los über­sprun­gen, was später, als meine große Tochter das Buch selb­st gele­sen hat, zu extremer Ver­wirrung und inter­es­san­ten Gesprächen über sprach­lichen und gesellschaftlichen Wan­del und über eth­nis­che Grup­pen in der Süd­see geführt hat).

Das Lego­prob­lem lässt sich immer­hin lösen: Legofrauchenköpfe kaufen und auf die Polizis­ten- und Pow­er-Min­ers-Kör­p­er set­zen — schon herrscht in der Legow­elt Gle­ich­berech­ti­gung. Bei den Büch­ern ist das schw­er­er, aber es müsste doch möglich sein, Kinder- und Jugend­büch­er per Book-on-Demand so anzu­bi­eten, dass man vor dem Kauf auswählen kann, ob die Haupt­fig­ur ein Junge oder ein Mäd­chen sein soll und ob ein blöder großer Brud­er oder eine blöde große Schwest­er gewün­scht wird.

64 Gedanken zu „Legosexismus

  1. Daniel

    Das sind wirk­lich gute Ideen! Der Ruf­name mein­er Tochter ist in Bezug auf das Gen­der unein­deutig und unser Klei­der­schrank tut sein uebriges. Es ist erstaunlich (und nervig!), dass die erste Frage sich immer auf das Gen­der bezieht und dass bei einem Kind von 15 Wochen! Es ist so erstaunlich was die Men­schen sehen, wenn sie sie fuer einen Jun­gen hal­ten (“so wach”, “motorisch fit”…) und wie sie schon fast zurueck­rud­ern, wenn sie das Gen­der erfahren (“ach, wie suess”, “so viele Haare”…). Warums muessen so kleine Kinder entwed­er oder sein?

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  2. mawa

    Per­son­al­isier­bare Kinder­büch­er, bei denen im Laden erst der Text einge­druckt wurde, so dass man Geschlecht und Namen des/der Pro­tag­o­nis­ten wählen kon­nte, waren mal ein Mod­e­phänomen. Das war, als ich sel­ber noch klein war, also schätzungsweise irgend­wann zwis­chen 1987 und 1994. Heute sollte das noch viel prob­lem­los­er gehen.

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  3. Andreas

    Ich habe vor einiger Zeit auf dem Dachbo­den meinen alten Kas­set­ten­spiel­er samt TKKG-Hör­spiel­samm­lung ent­deckt. Die hat­te ich auch irgend­wie anders in Erinnerung 😉

    Die Sport­skanone Tarzan (in den späteren Fol­gen Tim) schlägt grund­sät­zlich min­destens ein­mal pro Folge irgend­je­man­den zusam­men, auch in Sit­u­a­tio­nen wo dies gar­nicht notwendig gewe­sen wäre. Gaby, das einzige weib­liche Mit­glied der Bande, hat außer Kuchen back­en und kreis­chen nichts zu tun, denn sobald es ernst wird muss sie natür­lich daheim bleiben (Tarzan: “Das ist nichts für Mäd­chen”). Alle paar Fol­gen wird sie mal Ent­führt, so dass Tarzan im Laufe der fol­gen­den Befreiungsak­tion eine sein­er Zahlre­ichen Kampf­s­portarten ein­set­zen kann. 

    Die vier Fre­unde machen sich über Min­der­heit­en und Rand­grup­pen lustig (Obdachlose wer­den verspot­tet, Gang­ster dro­hen ent­führte Kinder an Zige­uner zu verkaufen), die Bösen sind sofort an ihrem Äusseren zu erken­nen (Haken­nase, Rote Haare, Pick­el, komis­ch­er Akzent, Rauch­er) und es wer­den teil­weise gewagte The­sen aufgestellt. An ein­er Stelle wird glatt behauptet, krim­inelles Ver­hal­ten sei genetisch vererb­bar. In der sel­ben Folge ver­prügelt Tarzan übri­gens einen Stad­tar­beit­er, der im Auf­trag der Stadtleitung die Tauben­pop­u­la­tion ver­ringern soll, da dieser mit seinem Ver­hal­ten die tier­liebe Gaby zum weinen gebracht hat.

    Alles in allem war das Erleb­nis ganz amüsant, irgend­wie fand ich es aber doch besorgnis­er­re­gend, dass ich all dies als Kind schein­bar wider­spruch­s­los akzep­tiert habe. Falls ich mal Kinder habe, bekom­men diese jeden­falls bevorzugt Hör­spiele und Büch­er von den Drei Frageze­ichen. Die haben zwar kein weib­lich­es Mit­glied, aber wenn mal ein Mäd­chen auf­taucht hat dieses eigentlich immer etwas kon­struk­tives zur Lösung des Falls beizutragen 😉

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  4. Sonja

    Cor­nelia Funke hat ein paar gute Büch­er für Mäd­chen geschrieben, z.B. “Igraine Ohne­furcht” oder die Tin­ten­herzrei­he (“Die Wilden Hüh­n­er” hab ich nicht gele­sen und kann diese deswe­gen nicht beurteilen). Und beson­ders schön ist das Bilder­buch “Mut­ter Vater Kind” von Kirsten Boie & Peter Knorr, in dem der Junge sich um den Ted­dy küm­mert und das Mäd­chen Cow­boy wird.

    Es kommt also langsam. Als regelmäßige Teil­nehmerin von Selb­stvertei­di­gungs- und Selb­st­be­haup­tungskursen für Mäd­chen und Schwest­er ein­er Trainer­in für solche kann ich auch ehrlich sagen, dass auf diese The­matik z.T. sehr über­zo­gen und mit starken Vorurteilen reagiert wird, ger­ade von Frauen, die glauben, dass Mäd­chen immer noch zur Rolle Haus­frau und Mut­ter sozial­isiert werden. 

    Sog­ar Pixi hat inzwis­chen ange­fan­gen, Büch­er mit Titeln wie “Meine Fre­undin, die ist Inge­nieurin” her­auszugeben, und auch Play­mo­bil hat inzwis­chen zumin­d­est in den mod­ern männlich wahrgenomme­nen Jobs (wie z.B. Küstenwache) weib­liche Fig­uren. Wenn der Trend so weit­er geht, kann man erwarten, dass auch Lego bald nachzieht. Und wenn man schon dabei ist, in der Bar­bie-Rei­he gibt es mit Ken auch nur einen einzi­gen erwach­se­nen Mann, und der fungiert auch eher als schmück­endes Bei­w­erk, während die Frau alle erfol­gre­ichen Rollen einnimmt.

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  5. Sabine

    Lego­sex­is­mus ist pein­lich, aber bei PLay­mo­bil kann man die Frauen nicht mal mehr auf Pferde set­zen, weil sie so lange Klei­der tra­gen, um möglichst hil­f­los-deko­ra­tiv zu sein. Hält unseren kleinen Buben nicht davon ab, Piraten­schiffe auss­chließlich mit den Prinzessin­nen der Schwest­er zu beman­nen. Insofern stimme ich dir zu. 

    Aber ich bin gegen poli­tisch kor­rek­tes Umdicht­en von Kinder­lit­er­atur. Wenn ein Buch älter ist und durch seinen beiläu­fi­gen Sexismus/Rassissmus aneckt, dann hat das Kind schon was gel­ernt, falls es jeman­den find­et, mit dem es darüber reden kann. Ich selb­st habe es als Kind schon als ungerecht emp­fun­den, wenn die Mäd­chen immer nur die faden Rollen hat­ten, und habe so ange­fan­gen, über Geschlechterg­erechtigkeit nachzu­denken, mein­er 8jährigen Tochter geht es nicht anders. Wenn es einem nicht gefällt, kann man ja auch andere Büch­er lesen. Erich Käst­ner beispiel­sweise hat haufen­weise starke Mäd­chengestal­ten, und bei Cor­nelia Funke sind sie so stark, dass es schon fast wieder weh tut. Und in den aus­geze­ich­neten “Unsere kleine Farm”-Büchern erleben kleine brave Mäd­chen haarsträubende, echte Aben­teuer. Auch Entschär­fun­gen von alten Büch­ern, wie zB den Doc­tor Doolit­tle-Roma­nen, aus denen der Ras­siss­mus raus­radiert wurde, finde ich blöd. Die Welt wird doch nicht dadurch bess­er, dass man sie umdichtet, und über Ungerechtigkeit kön­nen sich Kinder nur Gedanken machen, wenn sie sie mit­bekom­men. Siehe die Taka-Tuka-Land-Erfahrung — wäre es so schlimm gewe­sen, die Negerkinder unzen­siert zu lassen und mit den Kindern drüber zu reden, dass ihre Beschrei­bung belei­di­gen­der Schmar­rn ist und das auch große Autorin­nen ein­mal irren kön­nen? (Pip­pi Langstrumpf finde ich im übri­gen ein unerträglich­es Geschöpf)

    Im übri­gen hat mich meine Tochter let­ztens darauf hingewiesen, dass in Fil­men (sie meint damit neuere Filme, die im Kino laufen) Buben ganz schön schlecht wegkom­men und immer düm­mer als die Mäd­chen sind. Sie find­et diese Posi­tion zwar nicht ganz unsym­pa­thisch, da sie acht Jahre alt ist und entsprechende Vorurteile hat, aber stel­lvertre­tend für ihren kleinen Brud­er ärg­ert sie es doch, dass Buben keine Helden mehr sein kön­nen und immer die Mäd­chen die gewitzteren sind.

    Nein, ich bin dage­gen, Kinder­büch­er zu bereinigen. 

    @Daniel: Das ist ein hehres Ansin­nen, ver­hin­dert aber unter Umstän­den nicht eine aus­geprägte Rosa-Glitzer-Lil­lifee-Phase in fort­geschrit­ten­em Alter, bzw bei Buben die Ver­wand­lung alles annäherungsweise rechteck­i­gen in ein Schwert.

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  6. Sabine

    Und ich weiß eigentlich schon, dass es “Ras­sis­mus” mit einem “s” heisst. In der Schreib­maschi­nen­schrift im Kom­men­tarkästchen sah es nur so komisch aus.

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  7. Anatol Stefanowitsch

    Son­ja (#4), Boie und Funke sind ein Segen für Eltern lese­hun­griger Kinder, wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfind­en (obwohl Funke auch für ein paar „Du-bist-in-Wirklichkeit-eine-Hexe“-Bücher ver­ant­wortlich ist). Aber sie kön­nen natür­lich nicht alleine die gesamte Nach­frage nach zeit­gemäßer, span­nen­der Kinder- und Jugendlit­er­atur abdeck­en. Lei­der sind viele poli­tisch kor­rek­te Büch­er so offen­sichtlich bemüht und gle­ichzeit­ig so lang­weilig, dass man Kinder nicht dazu bekommt, sie zu lesen (die erwäh­n­ten Pixi-Büch­er sind da ein gutes Beispiel, eben­so wie gut­ge­meinte aber unerträgliche Werke wie „Mama hat einen neuen Fre­und“ oder Ich knall ihr eine! Emma wehrt sich). Bei Jugend­büch­ern sieht es ohne­hin bess­er aus, am prob­lema­tis­chsten ist aus mein­er Erfahrung die Alters­gruppe zwis­chen vier und zehn.

    Sabine (#5), beim Umdicht­en und Entschär­fen von Kinder­lit­er­atur würde ich zwei Fälle unterscheiden:

    1. Den Fall, in dem Sexismus/Rassismus/etc. im his­torischen Kon­text einen Teil des Plots oder des für die Ent­fal­tung der Geschichte wichti­gen Hin­ter­grunds darstellt — etwa, wenn in „Die Aben­teuer des Tom Sawyer“ und „Die Aben­teuer von Tom Sawyer und Huck­le­ber­ry Finn“ Schwarze nur als Sklaven vorkom­men und, auch von Tom und Huck, als Nig­ger beze­ich­net wer­den. Der Plot selb­st lädt ja dazu ein, genau diese Aspek­te der amerikanis­chen Geschichte zu diskutieren.

    2. Den Fall, wo der Sexismus/Rassismus/etc. auf­grund der Gedanken­losigkeit des Autors im Kon­text sein­er Zeit ganz neben­bei in den Text einge­flossen ist und nichts zur Geschichte beiträgt — eben, wenn Pip­pi, Thomas und Anni­ka in die Süd­see (!) fahren und dort eine Insel voller „Neger“ und „Negerkinder“ antr­e­f­fen, die nei­disch auf die weiße Haut der drei Schwed/innen sind, ohne, dass das in irgen­dein­er Weise zur Geschichte beiträgt. Hier lädt der Ras­sis­mus nicht zum Disku­tieren mit Kindern ein, wenn man sich nicht auf eine Metaebene begeben und Astrid Lin­dren und das Schwe­den der vierziger Jahre erörtern möchte. In diesem Fall wäre ich sehr dafür, die Büch­er entwed­er in Rente zu schick­en oder, wenn es allzu schade darum wäre, sprach­lich zu entschärfen.

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  8. Sabine

    Ana­tol, ich sehe den Unter­schied nicht, denn his­torisch gese­hen ist der eine ganze Hand­lung bes­tim­mende Ras­sis­mus in “Tom Sawyer” nicht weniger bedeut­sam als der beiläu­fige, selb­stver­ständliche Ras­sis­mus fast hun­dert Jahre später in einem fer­nen nordeu­ropäis­chen Land, noch dazu aus der Fed­er ein­er all­seits gerühmten Human­istin. Kinder kön­nen sehr wohl erken­nen, dass der im ersten Fall beschriebene Umgang mit Schwarzen grausam und schlimm ist, aber dass die Selb­stver­ständlichkeit, mit der eine Autorin schwarze Kinder weiße Kinder um ihre Haut­farbe benei­den lässt, auch etwas richtig Schlimmes ist — und im übri­gen dem hierzu­lande lange üblichen Umgang mit Schwarzen viel näher ste­ht. Die Aus­gabe mein­er Tochter hat das geschickt gelöst, weil sie ein­fach Fußnoten einge­fügt hat, in denen ste­ht, dass “Neger” ein Wort ist, dass damals nor­mal war, aber nicht mehr ver­wen­det wird, weil es heute als belei­di­gend emp­fun­den wird. Meine Tochter hat das sehr beeindruckt.

    Wenn einem Büch­er zu stark­er Tobak für die Kleinen sind, dann liest man sie halt ein­fach noch nicht vor. Es kommt ja kein Kind um, wenn es Pip­pi erst in einem Alter ken­nen­lernt, wo es dif­feren­zieren kann. Und richtig schlechte Büch­er (Beispiel TKKG) muss ja nun wirk­lich kein Men­sch lesen.

    Neben­bei finde ich es bemerkenswert, dass diese “verseucht­en” Texte bei dir offen­sichtlich große Abnei­gung erzeu­gen, während die “Verseuchung” der deutschen Sprache es nicht tut. Nicht, dass das eine saubere Analo­gie wäre, aber es passt für mich nicht zusam­men (sei dir aber natür­lich gegönnt).

    Für 4–10jährige gibt es aber massen­haft tolle Lit­er­atur, vor allem älteren Datums. Umw­er­fend, wie gesagt, ist Lau­ra Ingalls Wilder; Tove Janssons Mumingeschicht­en; Lat­te Igel (sehr schau­rig); Chris­tine Nöstlinger (z.B. der grandiose Gurkenkönig), natür­lich Preußler und Käst­ner… Lei­der ist die neuere Kinder­lit­er­atur allzu sehr vom “Du bist eigentlich eine Hexe”-Schema geprägt.

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  9. juliana

    Grund­sät­zlich teile ich die Abnei­gung gegen stereo­type Geschlechter­rollen abso­lut. Nur die Begrün­dung finde ich merk­würdig und noch merk­würdi­ger finde ich die vorgeschla­ge­nen Lösungen.

    Zunächst muss man nicht Vater oder Mut­ter von Töchtern sein, um besorgt über Geschlechter­stereo­type zu sein. Tat­säch­lich mache ich mir sog­ar weniger Sor­gen um die Mäd­chen, denn die merken natür­lich viel eher, dass die ihnen zugeschriebe­nen Rollen irgend­wie doof sind. Aber welchen Grund soll­ten Jun­gen haben, an diesen Darstel­lun­gen zu zweifeln, wo doch ihr Geschlecht meis­tens gut wegkommt?

    Und dann Books-on-Demand mit aus­tauschbaren Geschlechtern? Soll das dazu führen, dass Jun­gen weit­er­hin eine Welt mit helden­haften Jun­gen, Mäd­chen dafür eine voller helden­hafter Mäd­chen vorge­gaukelt wird? Das wäre ja ger­adezu wie geschaf­fen, um star­res und unangemessenes Kat­e­gorien­denken zu bestärken. 

    Wenn Sex­is­mus in einem Plot angelegt ist, hat es keinen Zweck, diesen ein­fach umzu­drehen. Das mutige Fuchsmäd­chen und der feige Fuch­sjunge — das klingt immer noch nicht nach ein­er hochw­er­tigeren Sto­ry. Entschei­dend ist doch, dass klar sein muss, dass nie­mand feige oder mutig ist, WEIL er oder sie männlich oder weib­lich ist. Deshalb finde ich auch Darstel­lun­gen, bei denen Mäd­chen “trotz” ihres Geschlechts gar nicht feige sind, auch völ­lig fehlgeleit­et. Und wenig­stens in einem Punkt scheinen doch Geschlechter­rollen auch in der wirk­lichen Welt gar keine so große Rolle zu spie­len: Große Geschwis­ter wer­den blöd gefun­den, weil sie GROßE GESCHWISTER sind — egal, ob Brud­er oder Schwest­er. Und das ist zwar auch gemein, aber wenig­stens nicht sexistisch.

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  10. Anatol Stefanowitsch

    juliana (#9), feige Fuch­sjun­gen kamen in mein­er Ver­sion nicht vor, nur ein mutiges Fuchsmäd­chen und ein paar geschlechtlich nicht spez­i­fizierte Geschwis­ter, die zu Hause geblieben sind. Ich bin mir auch nicht sich­er, ob Mäd­chen grund­sät­zlich merken, dass die ihnen zugeschriebe­nen Rollen irgend­wie doof sind. Aber selb­st wenn, dann nehmen sie sie trotz­dem als selb­stver­ständlich hin. Das habe ich bei mein­er großen Tochter immer wieder erlebt und ich bin mir sich­er, dass das irgend­wann ins Selb­st­bild von Mäd­chen hinein­wirkt, auch wenn sie im echt­en Leben eigentlich keinen Anlass haben, Jun­gen für über­legen zu hal­ten. Das mit den großen Geschwis­tern stimmt vielle­icht im echt­en Leben, aber das heißt ja nicht, dass das in Kinder­büch­ern auch so ist. Mein Ein­druck ist, dass große Schwest­ern deut­lich schlechter wegkom­men als große Brüder — sie sind entwed­er Mut­ter­ersatz (z.B. „Ferien auf Saltkrokan“) oder sie laufen irgendwelchen blö­den Typen hin­ter­her (z.B. „Ras­mus, Pon­tus und der Schw­ertschluck­er“). Große Brüder dage­gen (ACHTUNG: SPOILER-ALARM) opfern ihr Leben für die kleinen („Die Brüder Löwenherz“).

    Sabine (#8), natür­lich kann man alle Büch­er, die unter­schwellig Sex­is­mus oder Ras­sis­mus mitver­mit­teln, aus dem Pro­gramm nehmen. Dann bleibt nichts übrig, was älter als zehn Jahre ist („Unsere kleine Farm“ überzeugt mich da ganz und gar nicht). Ich kann auch bei jedem Satz dazusagen „Die Leute dacht­en damals, dass Mädchen/Schwarze/… nicht so viel kön­nen wie Jungen/Weiße/…, aber damit ist das Lesev­ergnü­gen futsch und außer­dem denken die Mäd­chen irgend­wann, dass da was dran sein muss, wenn das früher alle Leute gedacht haben.

    Neben­bei finde ich es bemerkenswert, dass diese “verseucht­en” Texte bei dir offen­sichtlich große Abnei­gung erzeu­gen, während die “Verseuchung” der deutschen Sprache es nicht tut. Nicht, dass das eine saubere Analo­gie wäre…

    Das ist die Untertrei­bung des Tages. Da kön­nte selb­st der Weiße (!) Riese nichts mehr ausrichten.

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  11. joern

    Der, der son­st auf sehr ele­gante Art und Weise mit den Sprach­nör­glern tanzt, ist ein apoka­lyp­tis­ch­er Reit­er der Emanzi­pa­tion. Es ist doch schön, dass jed­er irgen­deine sub­jek­tiv motivierte Sichtweise hat. 

    PS Ich schlage das Her­ren­de­fiz­it in der Bar­bie-Kollek­tion als näch­stes The­ma vor.

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  12. wakaranai

    Per­sön­lich kann ich die Beweg­gründe des Her­rn Ste­fanow­itsch zwar nachvol­lziehen, teile seinen Stand­punkt aber nicht. Geschlechter­rollen (ganz egal, wie wenig man sie lei­den kann) sind Teil unser­er Real­ität und ich halte nicht viel davon, Kindern grund­sät­zlich eine heile Welt vorzu­gaukeln. Das heißt ja nicht, daß man sie damit erschla­gen soll, aber spür­bar darf sie schon sein (ich halte dementsprechend auch nichts davon, Kindern grund­sät­zlich jede Form von Gewalt in den Medi­en vorzuen­thal­ten, aber das nur am Rande).

    Hinzu kommt, daß ich keine Verbindung zwis­chen diesem Sex­is­mus in welch­er Aus­prä­gung auch immer und dem Wun­sch sehe, die eige­nen Töchter sollen im Leben alles erre­ichen kön­nen. Was hin­dert sie daran, selb­st wenn es der­ar­tige Geschicht­en voller weib­lich­er Dumm­chen gibt? Umgekehrt müsste man dann ja annehmen, daß Erzäh­lun­gen voller weib­lich­er Helden her­anwach­sende Frauen daran hin­dern, sich irgend­wann für ein ein­fach­es Haus­frauen­da­sein zu entschei­den — manche sollen das ja ange­blich auch wollen. Das ist natür­lich etwas über­spitzt und nicht direkt so aus dem Beitrag herauszulesen.

    Ich bezwei­fle gar nicht, daß solche Geschicht­en schon Kindern Rol­len­bilder und gesellschaftliche Erwartun­gen ver­mit­teln. Diese sind aber Teil des Lebens und man muß ler­nen, sich damit auseinan­derzuset­zen, und was später mal aus ein­er jun­gen Dame wird, ist damit doch trotz­dem offen.

    wakaranai, aus dem fer­nen Japan, wo die Geschlechter­rollen eh noch etwas fix­er sind

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  13. Anatol Stefanowitsch

    Andreas (#3), ich hat­te TKKG schon ganz vergessen, aber die gibt es ja immer noch! Ja, neben dem braunge­bran­nten Bul­ly Tim und der dum­men, hüb­schen Gabi darf man die schwäch­liche Intel­li­genzbestie Karl und den dum­men, dick­en Klößchen nicht vergessen. Schlim­mere Ansamm­lun­gen von Stereo­typen find­et man nur noch bei den „Fünf Fre­un­den“ oder der „Der/die/das-…-der-Abenteuer“-Serie (die gibt es hof­fentlich nicht mehr). Aber der Autor der TKKG-Serie kann selb­st gar nichts dafür:

    Nen­nen Sie mir ein Lebens­bere­ich, in dem man ohne Klis­chees auskommt! Wenn man etwas nimmt, was eben dem all­ge­meinen Geschmack entspricht, was ger­ade trendy ist, was irgend­wo schon öfter mal gebraucht wor­den ist, spricht man von Klis­chee. Wie viele Möglichkeit­en hat man denn, ein Mäd­chen zu schildern? Sie ist entwed­er blond und blauäugig, dunkel­haarig mit braunen Augen, oder sie ist eine Rothaarige mit grü­nen Katzenau­gen. Sie müssen wis­sen, als ich die Fig­ur der Gaby 1979 in mein­er Phan­tasie erschaf­fen habe, herrschte grade der unge­heure Trend: blond und blauäugig! Hinzu kommt auch noch, dass meine Tochter damals im Alter von Gaby war, allerd­ings hat­te sie blonde Haare und grüne Augen. Das spielt alles so’n biss­chen mit rein, aber let­z­tendlich kommt man in ein­er Serie nie ganz ohne Klis­chees aus. Das gehört ein­fach dazu, und irgend­wie ist an Klis­chees ja auch immer etwas Wahres dran, oder? [Link]

    Er will eigentlich starke, kluge, selb­st­be­wusste Mäd­chen schildern, aber die Gesellschaft lässt eben nur blonde, brünette und rothaarig-katzenäugige Dumm­chen gel­ten! Und da es diese Klis­chees gibt, muss ja auch etwas Wahres dransein…

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  14. Sabine

    Ich kann auch bei jedem Satz dazusagen „Die Leute dacht­en damals, dass Mädchen/Schwarze/… nicht so viel kön­nen wie Jungen/Weiße/…, aber damit ist das Lesev­ergnü­gen futsch und außer­dem denken die Mäd­chen irgend­wann, dass da was dran sein muss, wenn das früher alle Leute gedacht haben.

    Hm, ich traue meinen Kindern eigentlich mehr zu, und vielle­icht liegt da der Kern der Sache, warum mich das mit dem Bücherumdicht­en stört. Auch Kinder, wenn sie nicht mehr ganz klein sind, nehmen doch nicht alles ein­fach kri­tik­los in sich auf, ohne es mit der Welt, die sich um sich herum erleben, abzu­gle­ichen. Ein Erken­nt­nis­gewinn (“ach, so war das früher, und warum ist es heute anders?”) kann genau­so lustvoll erlebt wer­den wie das Lesev­ergnü­gen an sich; darüber hin­aus denke ich, dass gute Lit­er­atur nicht von moralisch-poli­tisch kor­rek­ten Ansicht­en bes­timmt ist, son­dern von der geschick­ten Ver­ar­beitung von Stof­fen, die etwas mit dem Leben zu tun haben. Als ich als kleines Mäd­chen Parzi­val gele­sen habe (die aus­geze­ich­nete Ver­sion von Auguste Lech­n­er), fand ich die jam­mer­lap­pige Mut­ter auch blöd und bedauerte den Man­gel an hand­festen Frauen­fig­uren, was aber doch nichts daran änderte, dass die fun­da­men­tal­en Fra­gen, mit denen sich Parzi­val auseinan­der­set­zen muss, mich genau­so betr­e­f­fen wie einen ange­hen­den Gralsritter. 

    Kinder haben im all­ge­meinen ein gutes Gespür für Ungerechtigkeit. Das sollte man ihnen nicht abtrainieren, indem man sie nur mit ein­er weichge­spül­ten, auf fair getrimmten lit­er­arischen Welt umgibt. Und warum sich nur auf Sex­is­mus und Ras­sis­mus fes­tle­gen? Vielle­icht auch noch alles Grausame, Ungerechte, Trau­rige ver­ban­nen? Keine Büch­er mehr lesen, in denen Dicke dumm sind und man vom Ausse­hen auf den Char­ac­ter schließen kann? Dann sind wir bei den “Conni”-Büchern. Die Welt ist nun mal schlecht, da kommt es let­z­tendlich nur auf die Bewäl­ti­gung an, zu der gute Lit­er­atur natür­lich schon beitra­gen kann.

    Natür­lich ist es auch eine Reife­sache. 5‑jährigen würde ich “Pip­pi in Taka-Tuka-Land” dann halt ein­fach nicht vor­lesen (fiele mir nicht schw­er, weil ich Pip­pi eh nicht mag), aber wer schon sel­ber lesen kann, kann sich auch darüber Gedanken machen.

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  15. Anatol Stefanowitsch

    wakaranai (#13) und Sabine (#14), wir sind uns in ein­er Sache einig: es kann nicht darum gehen, Kindern Sex­is­mus, Ras­sis­mus, Gewalt oder Ungerechtigkeit vorzuen­thal­ten, und es gibt viele her­vor­ra­gende Büch­er, in denen diese Dinge the­ma­tisiert wer­den (und zwar span­nend und ohne vorder­gründi­ge Morala­pos­telei). Die Tom-Sawyer-Büch­er sind dafür ein gutes Beispiel, und auch Astrid Lind­gren sollte hier nicht nur getadelt son­dern auch für Werke wie „Mio mein Mio“ oder „Die Brüder Löwen­herz“ gelobt wer­den (zwar alles Jungs, aber Gewalt, Ungerechtigkeit und der Zusam­men­hang dazwis­chen wer­den aus­führlich thematisiert).

    Wo wir offen­sichtlich nicht zusam­men­find­en, das ist beim The­ma „unter­schwelliger Rassissmus/Sexismus/etc.“. Hier traue ich Kindern nicht ganz so viel natür­lichen Gerechtigkeitssinn und Geschlechter­ver­stand zu. Mein­er Erfahrung nach erken­nen Kinder eben NICHT die Stereo­typ­isierungsmech­a­nis­men hin­ter den Fig­uren des ängstlichen, ordentlichen, braven Mäd­chens (Anni­ka, Anne von den Fünf Fre­un­den, Gabi von TKKG), die des kindis­chen, sor­glosen Schwarzen (die Bewohn­er der Taka-Tuka-Insel oder fast alle Charak­tere in Onkel Toms Hütte), oder des faulen, dum­men oder sog­ar gemeinen Dick­en (Klößchen, Dud­ley Durs­ley aus Har­ry Pot­ter) — ich will gar nicht erst anfan­gen von den Rit­tern, Fürsten, Köni­gen und anderem par­a­sitärem Gesocks, das in Büch­ern immer als edel, tapfer, gütig usw. daherkommt.

    Natür­lich kann ich Kindern alle diese Dinge ins Bewusst­sein holen und mit ihnen über diese Stereo­type disku­tieren. Nur haben die eben NICHTS mit den Geschicht­en zu tun, in denen sie vorkom­men, und das Lesev­ergnü­gen ist dann eben sowas von weg, dass man die Büch­er lieber gle­ich ein­mot­ten kann. Das Prob­lem dabei ist, dass dann von dem ohne­hin dürfti­gen Ange­bot an Kinder­lit­er­atur nicht viel übrigbleibt.

    Oder ich kann mich in Gemein­plätze wie „Die Welt ist nun mal schlecht“ flücht­en. Davon abge­se­hen, dass mir das ein biss­chen zu bequem ist, halte ich es aber für einen katas­trophalen Leitgedanken für die Kindererziehung.

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  16. Sabine

    Aber der Punkt ist ja genau der, dass in guten Kinder­büch­ern, auch wenn sie zeitbe­d­ingt sex­is­tis­chen oder ras­sis­tis­chen Bal­last mit sich herum­schlep­pen, viel mehr drin ist als das — span­nende Geschicht­en, sprach­lich­er Witz, unvergessliche Fig­uren, wirk­liche moralis­che und emo­tionale Kon­flik­te. Wenn von einem Buch nichts übrig­bleibt, nach­dem man die stereo­typen Dummheit­en daraus beseit­ig hat, dann war es eben von vorn­here­in ein schlecht­es Buch. Nicht umson­st gibt es ein gewiss­es Eltern-Vorurteil gegen Sachen wie TKKG und Enid Bly­ton, denn das sind wirk­lich schlechte Büch­er. Aber es stimmt nicht, dass es nicht genug gute Kinder­lit­er­atur gibt; nur in den Buch­lä­den ste­ht sie meis­tens nicht rum, wegen besagtem dum­men Fantasytrend.

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  17. Stan

    Herr Ste­fanow­itsch, Huck­le­ber­ry Finn per BoD als Mäd­chen? Es gibt doch die Rote Zora. Man kön­nte dann ja auch per Video on Demand bei Bonan­za aus Hop Sing einen chi­ne­sis­chen Intellek­tuellen machen (oder zumin­d­est einen Starkoch).

    Als Anti­ras­sist Taka- Tuka Land verän­dern? Dann müßte man als Sprach­lieb­haber vielle­icht auch das däm­liche “Medusin” korrigieren.

    Annikas Angst um ihr Klei­d­chen macht das von Pip­pi L. ver­mit­telte Selb­st­be­wusst­sein nicht zunichte, sie ist dessen Vor­raus­set­zung. Ohne Gegen­part keine Pip­pi, denn wenn alle sich so ver­hiel­ten, wie die, dann würde es ja wohl zu weit gehen. Pip­pi ist der infan­tile Spiesser­traum von der Anar­chie. Aber alles in seinen Gren­zen bitte. Pip­pi wäre nicht mehr Pip­pi, wenn ihr Vor­bild Anni­ka aus ihrem Klei­d­chen befreien würde.

    Sie haben recht: Das ist durch und durch eine Fan­tasiefig­ur. Ihr “Selb­st­be­wusst­sein” rührt von ihrer über­natür­lichen Stärke. Außer­dem von ihrem eige­nen Haus und von ihrem uner­meßlichen Reich­tum. Und wenn es mal ganz dicke kommt, dann ste­hen ihr ihr Vater und seine Pira­ten­crew zur Seite. Kindliche Kon­flik­te mit ein­er Mut­ter­fig­ur sind nicht zu befürcht­en, denn die Mut­ter ist ja glück­licher­weise tot. Wenn Sie sich DA mit ihrer Tochter drüber auseinan­der­set­zen ist der Leses­paß ja wohl völ­lig im Arsch.

    Bevor ich lesen lernte wurde mir Jim Knopf vorge­le­sen. Ich hat­te keine Schwierigkeit­en mich mit dem zu iden­ti­fizieren, bloß weil ich weiß war. Ich WAR Jim Knopf. Dass das nicht geht wurde mir erst später beige­bracht. Danach musste ich mich entschei­den, ob ich Cow­boy oder Indi­an­er sein wollte, denn plöt­zlich kon­nte ich nicht mehr Indi­an­er sein. Ich habe das Prob­lem gelöst, indem ich von Indi­an­ern adop­tiert­er Cow­boy wurde.

    Später musste ich ler­nen, dass nicht alle Indi­an­er spir­ituell sind, dass nicht alle Schwarzen beg­nadete Musik­er sind und dass nicht alle Chi­ne­sen Kung Fu können.

    Es fängt früh an und es hört nie auf. Ich würde Büch­er nicht verän­dern. Wenn sie scheiße sind würde ich andere suchen. Als Kind habe ich Raum­schiff Enter­prise geliebt, musste aber erst erwach­sen wer­den, um zu begreifen, wie “fortschrit­tlich” dieser Sci­ence Fic­tion — Quatsch war: Die inter­na­tion­al gemis­chte Crew war etwas neues. Mir als Kind war das rein gar nicht aufgefallen.

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  18. Anatol Stefanowitsch

    Stan (#17), hüten Sie Ihre Zunge! Im Bre­mer Sprach­blog darf man zwar den Blog­meis­ter belei­di­gen, aber Star Trek als „Sci­ence-Fic­tion-Quatsch“ zu beze­ich­nen, ist abso­lut inakzept­abel. Die Serie beschäftigt sich in all ihren Man­i­fes­ta­tio­nen mit den tiefen Fra­gen des Men­sch­seins, die hässlichen Schlafanzüge der Darsteller dür­fen davon nicht ablenken. Und fortschrit­tlich war die Serie auch, da haben Sie Recht: die erste Serie bot uns eine inter­na­tionale Besatzung mit Afrikaner­in­nen, Chi­ne­sen, Russen und Außerirdis­chen, allerd­ings noch unter amerikanis­chem Oberkom­man­do. Aber schon in „The Next Gen­er­a­tion“ durfte ein Fran­zose auf den Kapitänsstuhl, in „Deep Space Nine“ ein Schwarz­er und im anson­sten bejam­mern­swerten „Voy­ager“ dann eine Frau. Von Gene Roden­ber­ry und seinen Mit­stre­it­ern kön­nte sich jed­er Kinder- und Jugend­buchau­tor eine dicke Scheibe abschnei­den (gut, die hässlichen Schlafanzüge bräuchte man nicht mit zu übernehmen).

    Huck­le­ber­ry Finn mit einem Mäd­chen in der Haup­trol­le würde ich nie fordern, da der Plot der Geschichte das schlicht nicht zulässt. Aber einen Roman aus der gle­ichen Zeit mit einem Mäd­chen aus der gle­ichen sozialen Schicht in der Haup­trol­le, das wäre schon inter­es­sant. Die Rote Zora ist ein inter­es­santes Beispiel für eine beson­dere Spielart des Lego­sex­is­mus, bei dem an der Abwe­sen­heit von weib­lichen Fig­uren nur insofern abgewichen wird, dass es EINE Frauen­fig­ur gibt, die dafür eine Führungsrolle haben darf. Das macht für mich die Awe­sen­heit von Frauen nur umso deut­lich­er sichtbar.

    Ihre Rolle als von Indi­an­ern adop­tiert­er Cow­boy gefällt mir sehr. Es ist eine schöne Lösung für das zugrun­deliegende Problem.

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  19. Carsten aus Hannover

    Ich würde den Ein­fluss von “schlecht­en” lit­er­arischen Vor­bildern auch nicht zu hoch hän­gen. Im Haushalt mein­er Eltern befind­en sich noch ca. 60 oder mehr TKKG Hör­spielka­s­set­ten, die ich als Kind geliebt und aus­giebig gehört habe. Mir ist damals nicht aufge­fall­en, dass da dur­chaus frag­würdi­ge Stereo­type und Ide­olo­gien dargestellt wur­den. Ich bin trotz­dem (glaube ich) ein ganz net­ter Men­sch gewor­den, der wed­er zu Gewal­tan­we­nung neigt, Frauen für blöd hält oder Intellek­tuelle für Weicheier und Nerds und manch­mal kann ich sog­ar an ein­er Tafel Schoko­lade vor­beige­hen ohne dass ich davon abbeißen muss. 

    Trotz­dem würde ich ihnen zus­tim­men, dass nicht alle Kinder in der Lage sind unter­schwelli­gen Ras­sis­mus bspw. in Pip­pi Langstrumpf zu erken­nen. Es hängt denke ich auch vom Alter des Kindes ab, ob man die Ver­sion entschärft (oder die Geschichte dann halt gar nicht liest) oder, was ich ins­ge­samt bevorzu­gen würde, das ganze reflek­tierend the­ma­tisieren würde.

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  20. Sabine

    Ich will ja nicht lästig sein, aber die Ingalls-Fam­i­lie nagt auch mitunter am Hunger­tuch, wenn sie auch nicht ganz so schön pro­le­tarisch sind wie Huck Finn… Wie wäre es mit “Ein Baum wächst in Brook­lyn”? Oder gar den erfind­erischen March-Mäd­chen aus “Lit­tle Women”, auch wenn sie am Schluss etwas selb­stver­stüm­mel­nd alle unter die Haube kom­men? Für “Jane Eyre” sind die Töchter wohl noch zu klein.

    Und zur Roten Zora — ab welch­er Prozentzahl stark­er Mäd­chen­fig­uren sind Büch­er denn nun sat­is­fak­tions­fähig? Hätte eine Uskokin mehr das Buch akzetabel gemacht? Gut, jed­er hat so seine k.o.-Kriterien bei Büch­ern, ich mag zum Beispiel nichts, wo Freimau­r­er oder Vam­pire vorkom­men, aber einem Buch vorzuw­er­fen, dass es in ein­er Real­ität und zu ein­er Zeit spielt, in der Frauen eben nix zu melden hat­ten, da. Von zukün­fti­gen Büch­ern zu fordern, dass sie der bun­ten StarTrek-Smar­ties-Welt entsprechen (komme übri­gens ger­ade aus dem sehr hüb­schen Film, und es sind auf­fal­l­end wenig Frauen drin und dann auch nur ganz, ganz dünne), ist eine Sache, aber rück­wirk­end zu toben, weil irgen­deine ahnungslose Autorin aus dem 19. Jahrhun­dert diesem Anspruch nicht gerecht wurde, nun ja…

    @Carsten: stimmt, von TKKG allein ist sich­er noch kein­er zum Frauen- oder Dick­en­feind gewor­den. Es hat aber ver­mut­lich kein­er was ver­passt, der TKKG nicht und statt dessen etwas Bleiben­deres gele­sen hat.

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  21. pamfil

    Wow, ger­ade in den ver­gan­genen Tagen haben wir uns im Fre­un­deskreis (über­wiegend zweis­prachige Men­schen unter­schiedlich­er „Dop­pelzüngigkeit“) bei recht viel Suff in einem Bukarester Bier­garten (hier stimmt das Wet­ter schon :-D) über Ras­sis­mus, Vorurteile und Sex­is­mus in der gängi­gen zeit­genös­sis­chen und klas­sis­chen Fernsehkul­tur bzw. Kinder­lit­er­atur der unter­schiedlichen Län­der unter­hal­ten, die jed­er von uns entsprechend kannte.

    Ich will hier nur zu 2–3 Mei­n­un­gen Stel­lung nehmen, die Erziehungsan­sätze Her­rn Ste­fanow­itschs dürften anson­sten seine ure­igen­ste Angele­gen­heit bleiben, auch wenn ich eher der Auf­fas­sung von Sabine zus­timme und eine „Beschöni­gung“ der Kinder­büch­er nach geschlecht­spoli­tisch kor­rek­ten Gle­ich­stel­lung­sprinzip­i­en auch albern finde.

    Als teils in der DDR aufgewach­senes Kind sind mir Sachen wie die TKKG-Serie u.dgl. natür­lich fremd geblieben, dafür hat­ten wir „Ossis“ die Digedags. Ich glaube mich noch daran zu erin­nern, dass Wörter wie „Neger“ oder „Nig­ger“ dort nicht vorka­men, zumin­d­est bei den fortschrit­tlichen Fig­uren der Hannes-Hagen-Comics nicht, auch wenn die drei schwarz-gold-rot-haari­gen (Zufall?) Gesellen mir später auch etwas obergescheit und pater­nal­is­tisch vorkamen.

    Anson­sten war ich ein Früh­leser und habe so ziem­lich alle Klas­sik­er-Märchen der in bei­den Län­dern erhältlichen Lit­er­atur ver­schlun­gen (darunter auch Exoten wie „Die schwarze Müh­le“ des sor­bis­chen Schrift­stellers Jurij Brězan – eines mein­er Favoriten, hab’ heute noch das Buch – oder Märchen, Fan­ta­sy und SF von Vladimir Col­in ).

    Die Begeis­terung für die rote Zora bot uns Zweitk­lässlern in Ost­ber­lin schon den Anlass, eine eigene, 4–5köpfige „Bande“ zu grün­den, allerd­ings war ich, das etwas dunkel­häutige Kind mit Man­de­lau­gen, der Anführer, dafür hat­te ich aber ein ver­schmitztes blondes deutsches Mädel als rechte Hand zur Seite. (Nun ja, ich Balkan­bub kon­nte damals wohl nur halbe­manzip­ierte Mäd­chen tolerieren…)

    Zu Star-Trek meinte ein in den USA aufgewach­sen­er Kumpel, selb­st die Serie mit Cap­tain Kirk sei in Punk­to Emanzi­pa­tion sein­erzeit sehr fortschrit­tlich gewe­sen, schließlich komme da der erste Kuss zwis­chen ein­er Far­bigen (Uhu­ra) und einem Weißen (Kirk) vor – und – wohlge­merkt! – nicht ander­srum. Die Pyja­mas finde ich übri­gens ganz und gar nicht hässlich, ganz im Gegen­teil, die engen Fet­zen lassen die Reizteile der Frauen recht ansehn­lich ausschauen.

    Bevor ein Auf­schrei des Entset­zens durch das Netz geht, darf ich bei all diesen Unzulänglichkeit­en in mein­er Bil­dung und Aus­bil­dung ver­sich­ern: meine Lebenspart­ner­in ver­di­ent mehr als ich (dafür habe ich dann auch die Ruhe, zu nachtschlafend­er Zeit alberne Dis­pute auf Blogs zu lesen), sie darf auch alles anziehen, was sie möchte, und ich wasche manch­mal auch wirk­lich das Geschirr ab. Und falls ich mal Kinder in Form von Mäd­chen haben sollte, dür­fen sie sich­er auch emanzip­iert wer­den, und wehe, sie führen keine Kinder­bande an, sie dazu anzus­pornen, füh­le ich mich mein­er lieb­sten besten Fre­undin aus denen Jahren des all­ge­gen­wär­ti­gen Sex­is­mus schon verpflichtet.

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  22. Achim

    Da ich keine eige­nen Kinder habe, darf ich mich hier bes­timmt ein­mis­chen 😉 Kommt es nicht auf das Umfeld an, in dem die Kinder aufwach­sen? Meine eige­nen Leseer­leb­nisse umfassen nicht nur massen­weise Astrid Lind­gren (“Die Brüder Löwen­herz” finde ich übri­gens gruselig, aber nicht wegen der Gewalt, son­dern wegen des Eskapis­mus) und Erich Käst­ner, son­dern auch Karl May und Enid Bly­ton. Und als Onkel habe ich stapel­weise Schrott vorge­le­sen (“Arielle die Meer­jungfrau” etc.), weil die Gören das so woll­ten. Während die jün­gere der bei­den Nicht­en derzeit noch im schw­er­pu­bertären Durcheinan­der herum­stram­pelt und so gar nicht weiß, wer sie ist und was sie will, ist ihre große Schwest­er eine sehr prinzip­i­en­feste junge Frau mit einem schar­fen Gerechtigkeitssinn gewor­den. (Und sie liest jet­zt nicht mehr den Dis­ney-Mist, son­dern sozialkri­tis­che Romane.)

    Als mit 13 oder sie die “Rote Zora” gele­sen habe, wollte ich natür­lich Branko sein. Wegen Zora 😉

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  23. Felix

    Wie haben es meine Eltern nur geschafft, mich so zu erziehen, dass ich Frauen grund­sät­zlich für die besseren Men­schen halte — trotz­dem nicht das Bedürf­nis habe mich als Mann für mein Geschlecht­steil entschuldigen zu müssen und zudem noch meine große Schwest­er abgöt­tisch liebe. Vielle­icht war die sozial­is­tis­che Kinder­lit­er­atur der DDR ja ganz toll. Um ehrlich zu sein denke ich aber, dass die Erziehung und das Reden mit den eige­nen Kindern doch immer­noch der wichtig­ste Fak­tor ist. Den Medi­en wird (wurde und wird auch in Zukun­ft) eine viel zu große Fähigkeit zur Manip­u­la­tion angedichtet. In einem Eltern­haus in dem unverkrampft und lib­er­al mit Geschlechter­rollen, anderen Völk­ern und anderen Arten zu denken umge­gan­gen wird, wer­den auch Kinder erzo­gen, die die Welt mit ein­er eige­nen Mei­n­ung und ohne fest­ge­fahrenes Men­schen­ver­ständ­nis sehen kön­nen. Wenn man seine Erziehung allerd­ings darauf beschränkt seine Kinder vor die Glotze o.ä. zu set­zen und sie unre­flek­tiert schluck­en lässt, soll man sich nicht wun­dern. (Das trifft hier ja hof­fentlich auf nie­man­den zu.)

    So long…

    Felix

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  24. ramses101

    TKKG habe ich als Kind unerträglich gefun­den, eben weil Tarzan alles kann und die einzi­gen Sit­u­a­tio­nen, in denen er zu etwas Selb­stkrit­ig fähig ist, sind die, in denen er sich darüber beklagt, nicht vorher auf etwas gekom­men zu sein. Und selb­st dann heißt es noch “Mann, was sind wir doch für Idioten.” Da waren mir die Drei ??? doch deut­lich lieber. Wobei auch da die Frauen etwas zu kurz kom­men, was mir aber nie aufge­fall­en ist. Und wenn, hätte ich es ver­mut­lich auch völ­lig nor­mal gefun­den, in meinen Detek­tiv-Grup­pen waren ja auch immer nur Jungs. Insofern war es (für dama­lige Ver­hält­nisse) schon fast fortschrit­tlich, dass bei TKKG über­haupt eine Quoten­frau dabei war. 

    Trotz­dem fall­en mir neben Pipi und der Roten Zora spon­tan noch Ron­ja Räu­ber­tochter, Momo und Locke aus “Tom und Locke” als weib­lich Haupt­fig­uren ein, die soooo schlecht nun nicht dastehen. 

    Übri­gens ändern sich die Dinge ja auch. Das wird schön deut­lich, wenn man sich die alten John Sin­clair Hör­spiele von Ton­stu­dio Braun aus den 80ern anhört und mal mit den neuen von Wor­tart ver­gle­icht. Die alten triefen nur so vor Macho­tum. Die neuen sind doch dur­chaus aus­geglich­en­er. Und das, obwohl bei­den der gle­iche “Roman” zugrunde liegt. 

    Star-Trek: Die Orig­i­nal-Serie strotzt doch nur so vor Mack­erge­habe. Und der einzige weib­liche Kom­man­doof­fizier ist — im Prinzip — Tele­fon­istin. Von den sexy Röckchen will ich gar nicht erst anfan­gen, wobei die es ja sog­ar in die ersten Fol­gen von TNG geschafft haben.

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  25. jakob

    Entschuldigung, aber WORAN erken­nt ihr bei Legofig­uren das Geschlecht? An rot-geschmink­ten Lip­pen? Ich seh da nur simp­son­far­bige Neu­tren im Spielwarenregal.

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  26. David Marjanović

    Ja, Ron­ja Räu­ber­tochter ist nicht schlecht.

    (Außer, dass jet­zt Leute frei herum­ren­nen, die ihre eige­nen Töchter Ron­ja nen­nen. Urgh. Das wäre jet­zt nicht notwendig gewesen.)

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  27. pamfil

    @Felix (#23): Ja, der liebe Käst­ner Erich wäre auch erwäh­nenswert. Ich bin mir aber gar nicht so sich­er, dass wir in den ehe­ma­li­gen Ost­block­staat­en eine bessere Kinder­lit­er­atur, geschweige denn eine bessere Situ­ierung der Frau gehabt hät­ten. Man denke nur an die Pro­pa­gan­dasprache der jew­eili­gen Partei zurück, da hieß es in allen Brud­er­staat­en unge­fähr, dass Frauen “treue Kampfgenossin­nen und Müt­ter” zu sein haben — im Klar­text: schuften wie ein Mann, dazu noch Haushalt und Kinder­erziehung bewältigen.

    Die gesellschaftlichen Rollen verän­dern sich zunehmend, Män­ner wie Frauen sind oft verun­sichert, bei­den Geschlechtern völ­lig umgekehrte Vor­bilder auf­drän­gen zu wollen, finde ich genau­so verkehrt wie das bornierte Fes­thal­ten an tra­di­tionellen Modellen.

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  28. Ines Balcik

    Meine Söhne sind dem Legoal­ter inzwis­chen entwach­sen. Ich kann mich aber noch gut erin­nern, dass ich Lego aus sprach­lich­er Sicht wenig erfreulich fand. Das Lego-Mag­a­zin, das uns von Zeit zu Zeit ins Haus flat­terte, zeich­nete sich mein­er Mei­n­ung nach vor allem durch eine Häu­fung von Imper­a­tiv­en und sprach­liche Lieblosigkeit aus.

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  29. Michael

    Na, ihr habt Sor­gen… Wenn das wirk­lich die Sor­gen der kom­menden oder ger­ade ins aktive Eltern­leben eingstiege­nen Elterin­nen ist, dann macht euch noch auf ein paar Schocks gefasst. Lego ist aus sprach­lich­er Sicht nicht erfreulich? Was genau hat Lego mit Sprache zu tun? Wenn das Lego Mag­a­zin nicht gefällt, gibt es eine Altpapierkiste.

    Der Nor­mal­fall heutzu­tage ist doch, dass Kinder im Kinder­garten und in den ersten vier Jahren ihrer Schulzeit kom­plett ein­er weib­lichen Lehrerschaft gegenüber­sitzen, die, gestählt durch Mon­te­sori und Wal­dorf­päd­a­gogik, keine poli­tis­che Kor­rek­theit aus­lassen. Das sollte männliche Füchsin­nen in der Märchen­lit­er­atur lock­er kompensieren.

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  30. Leo

    Das Anliegen mag zunächst löblich und logisch erscheinen. Tat­säch­lich, vorher kaum beachtet, Lego hat fast auss­chließlich Män­nchen im Pro­duk­t­port­fo­lio. Schon run­zeln sich die ersten Stirn­fal­ten. Ein Skan­dal gar? Geziel­ter Sex­is­mus? Müssen wir unsere Kinder schützen? LEGO gar boykot­tieren und auf Geschlechter­gle­ich­heit pochen?

    Nein.

    Die Erk­lärung ist so sim­pel, das sie leicht überse­hen wer­den kann: Lego ist ein Unternehmen. Es ver­di­ent Geld damit, Kon­struk­tion­sspielzeug auf eine klar definierte Ziel­gruppe abzus­tim­men und an diese zu verkaufen: Jungs. Und wom­it spie­len Jungs im Alter von 5–12 Jahren, und zwar ganz ohne sex­is­tis­che Hin­tergedanken? Hier kommt Lego reinen Inter­essen­la­gen ent­ge­gen. Entsprechend hat­te die Lego-Lin­ie Belville für Mäd­chen sehr hohe Anteile an weib­lichen Fig­uren, Pfer­den und der Farbe Rosa.

    Rhetorische Gegen­fra­gen: Warum gibt es keinen weib­lichen Auto­bot (Trans­form­ers)? Warum hat das WINX-Uni­ver­sum nur weib­liche Hex­en­heldin­nen? Und, um es noch etwas plaka­tiv­er auszu­drück­en: Warum pro­duziert Always Binden nur für Damen? 

    Hier Sex­is­mus zu unter­stellen ist gelinde gesagt sehr weit herge­holt. Mit dieser über­mo­tivierten poli­tis­chen Kor­rek­tes und solch zwang­hafter Gle­ich­macherei durch das Leben zu gehen muss sehr schw­er sein und ist bemitleidenswert.

    Ist es über­haupt schade, dass die Töchter des Autors nicht dessen Kind­heit­ser­leb­nisse nacher­leben kön­nen? Haben Sie nicht Ihre eige­nen? Warum will er das so unbe­d­ingt? Woran sich abschließend die viel wichtigere Frage anschließt: Wollen die Töchter das über­haupt? Im Toys­RUs los­ge­lassen, welch­es Regal wer­den Sie zuerst ans­teuern? Sich­er nicht das von Lego 🙂

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  31. Frank Oswalt

    @Michael (#30): Oh, wie hüb­sch, ein Troll! Frauen­feindlichkeit, Klis­chee­denken und Schelte an poli­tis­ch­er Kor­rek­theit in einem! Und das soll uns überzeu­gen, dass es kein Prob­lem gibt…

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  32. Michael

    @Frank(#32): Du hast es erkan­nt 🙂 Dass es kein Prob­lem gibt, meine ich. Aber abge­se­hen von mein­er all­ge­me­in­feindlichen Gesin­nung habe ich vier Kinder gross bekom­men; deswe­gen sitze ich sprach­los vor meinem Rech­n­er, denke daran, was WIRKLICH im Laufe der Jahre auf Eltern zukommt und kann nur hof­fen, dass bei den Disku­tan­ten hier in Zukun­ft keine grösseren Prob­leme als die hier besproch­enen auftauchen.

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  33. ramses101

    @Michael: Du über­siehst dabei nur eine Sache, die komis­cher­weise in Intenet­diskus­sio­nen gerne überse­hen wird: Kein Men­sch hat behauptet, dass es hier um das größte zu disku­tierende Prob­lem gin­ge. Jeman­dem fällt etwas auf, er blog­gt drüber, es wird drüber gere­det. Nicht mehr und nicht weniger.

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  34. christoph kratistos

    http://www.averyhillarts.com/rrh_pc.html

    Ich empfehle die oben ver­link­ten poli­tisch kor­rek­ten Märchen. Aus Rotkäp­pchen: “Then, unham­pered by rigid, tra­di­tion­al­ist notions of what was mas­cu­line or fem­i­nine, he put on grandma’s night­clothes and crawled into bed.”

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  35. Till

    Inter­es­sante Debat­te. Allerd­ings würde ich mir weniger BoD-Büch­er wün­schen, in denen dann die Haupt­fig­ur geschlecht­skon­form ist (irgend­wie erin­nert mich das doch zu sehr an rosa/hellbau, Lilifee/Piraten, Pferde/Baumaschinen), son­dern gute Büch­er, in denen starke und schwache Jun­gen und Mäd­chen vorkom­men. Ron­ja Räu­ber­tocher kön­nte in die Rich­tung gehen — aber eigentlich müsste es doch noch mehr davon geben. (Und, neben­bei bemerkt: zumin­d­est DUP­LO-Fig­uren sind ganz sich­er geschlecht­sneu­tral, müssen jeden­falls nicht per se männlich kon­notiert wer­den. Einzige Selt­samkeit ist dann vielle­icht das Überange­bot an Kurzhaarigen).

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  36. Raphael

    Ähm,

    Woran erken­nt man denn weib­liche oder männliche Legomännchen?

    Die Unter­schiede sind doch wenn dann diese:

    * geschlechtsspez­i­fis­che Kleidung

    * Lange Haare vs. Standardlegomännchenkurzhaarschnitt

    * Bart vs. rote Lippen

    Insofern ist doch ein typ­is­ches Legomän­nchen in Arbeit­sklei­dung, Mütze und mit Stan­dard­gesicht doch abso­lut geschlecht­sneu­tral. Da deutet nichts expliz­it auf einen Mann hin.

    Dass Lego-Cow­boys und ‑Pirat­en einen Bart haben halte ich angesichts der Geschlechter­verteilung in diesen Branchen nicht unbe­d­ingt für sexistisch.

    Oder habe ich was missverstanden?

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  37. Markus Freise

    Davon abge­se­hen, dass dies defin­i­tiv eine der dümm­sten Diskus­sio­nen ist, die ich jemals im Inter­net gefun­den habe, frage ich mich: Was habt ihr gegen kurze Haare? Meine Frau hat kurze Haare, meine Mut­ter hat kurze Haare und mein bester Fre­und hat lange Haare. Ver­rück­te Welt. Ver­rück­te Welt.

    Und wenn hier noch irgend­je­mand klas­siche Lit­er­atur umdicht­en will, nur weil ihm das nicht in den Kram passt, das Tom Sawyer vielle­icht ein Junge ist und Pip­pi Langstrumpf ein Mäd­chen oder, ach, ich komme hier nicht klar.

    Ihr dürft mich jet­zt beschimpfen. Ich halte das aus.

    Antworten
  38. Anatol Stefanowitsch

    Markus Freise (#38), warum soll­ten wir Sie für einen der dümm­sten Kom­mentare beschimpfen, den irgend­je­mand in dieser Diskus­sion gemacht hat? Wen inter­essiert hier Ihre Frau, Ihre Mut­ter oder Ihr „bester Fre­und“? Nein, für Sie ist es Strafe genug, dass Sie in Biele­feld wohnen müssen (ha, als ob es diese Stadt wirk­lich gäbe) und ab der näch­sten Sai­son zuguck­en müssen wer­den, wie Ihr arm­seliger Lieblings­fuss­bal­lvere­in auch aus der zweit­en Bun­desli­ga absteigt.

    Antworten
  39. ck

    Piloten, Inge­nieure, Polizis­ten, Feuer­wehrmän­ner, Bauar­beit­er und Müllmänner”

    Also irgend­wo auch ein wenig wie in der echt­en Welt, nicht?

    Antworten
  40. pamfil

    @ck (#40): Sind das Spielzeug­fig­uren, die es z.Z. nur in männlich­er Form gibt? Falls wir irgend­wann doch poli­tisch kor­rek­tes Spielzeug bekom­men, wird man auch die “Müll­frau” ver­mark­ten dür­fen? Oder wird man dann eh “Müllmän­nin” dazu sagen müssen? Oder hört polit­i­cal cor­rect­ness bei weniger ehrbaren Berufen ohne­hin auf? Oder fängt sie ger­ade dort an?

    @A. Ste­fanow­itsch (#39): Sind Sie da nicht ein biss­chen über­he­blich? Warum sollte uns Leser dann Ihre Sorge küm­mern, dass Ihre bei­den Töchter ohne die Lego-Mädle und die zurecht­geschnip­pelte Kinder­lit­er­atur wom­öglich “nicht alles erre­ichen wür­den, was sie sich vornehmen”?

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  41. Anatol Stefanowitsch

    pam­fil (#39), erstens: die Frisuren von Her­rn Freis­es Frau, Mut­ter und Fre­und inter­essieren mich nicht, weil hier nie­mand über Frisuren redet. Darüber hin­aus gehe ich davon aus, dass Her­rn Freis­es Frau, Mut­ter und Fre­und nicht zu Tausenden in Spiel­warengeschäften ste­hen und die Rol­len­bilder von Kindern bee­in­flussen. Wenn er diesen Unter­schied nicht ver­ste­ht, aber gle­ichzeit­ig die ganze Diskus­sion als „eine der dümm­sten Diskus­sio­nen“ beze­ich­net, die er „im Inter­net je gese­hen“ hat, dann hat er es ver­di­ent, mit Über­he­blichkeit behan­delt zu wer­den (und wenn nicht dafür, dann dafür, dass er Fan von Arminia Biele­feld ist). Zweit­ens: es braucht nie­man­den zu inter­essieren, was ich zu irgen­det­was denke. Wer es nicht wis­sen will, für den gibt es eine ein­fache Lösung: Ein­fach nicht das Bre­mer Sprach­blog lesen. Ich habe es hier schon oft gesagt: Man darf mich und die Kom­men­ta­toren hier nach Herzenslust kri­tisieren, man darf mich sog­ar an der Gren­ze zur Ver­leumd­nung belei­di­gen — solange man etwas Sub­stanzielles beiträgt, ist man hier willkom­men. Wenn man aber nur kurz vor­beiguckt und heiße Luft ablässt, dann darf man nicht erwarten, hier mit Respekt behan­delt zu werden.

    Nun zu ck (#40). Ich muss mich bei Her­rn Freise entschuldigen, sein Kom­men­tar ist nicht der dümm­ste — Sie steck­en ihn lock­er in die Tasche. Erstens, weil Sie glauben, dass die „echte Welt“ eine natür­liche Ord­nung darstellt, die nicht verän­dert wer­den kann. Sie hät­ten den Frauen, die Anfang des let­zten Jahrhun­derts das Wahlrecht gefordert haben, ver­mut­lich darauf hingewiesen, dass Frauen in der „echt­en Welt“ nun ein­mal kein Wahlrecht haben. Zweit­ens, weil Sie sich nicht ein­mal die Mühe machen, Ihre stereo­type Welt­sicht anhand der „echt­en Welt“ zu über­prüfen. In der „echt­en Welt“ waren 2002 2,5 Prozent der Lufthansa-Pilot/in­nen weib­lich (Link), 2004 waren es schon 3,4 Prozent, bei British Air­ways und der Air France sog­ar 5 Prozent (Link), in der amerikanis­chen Luft­fahrt waren es 2007 6,2 Prozent (Link), in der „echt­en Welt“ waren im Jahr 2000 5% der Mitarbeiter/innen der Abteilung Gehwe­greini­gung der Stadtreini­gung Ham­burg weib­lich (Link), in der „echt­en Welt“ waren 2008 5% der Feuer­wehrleute weib­lich (Link), in der „echt­en Welt“ waren 2005 zehn Prozent der deutschen Polizeibeamt/innen (Link) und 10% der Ingenieur/innen (Link) weib­lich.

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  42. kreetrapper

    Markus Freinse schrieb:

    dass dies defin­i­tiv eine der dümm­sten Diskus­sio­nen ist, die ich jemals im Inter­net gefun­den habe

    Oh, Sie müssen neu im Inter­net sein. 😉

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  43. Nörgler

    @Anatol Ste­fanow­itsch (#42)

    Mir erschließt sich nicht, was an dem Beitrag von ck denn so dumm sein soll. Wenn man sagt, daß die Welt über­wiegend so ist, wie die Welt über­wiegend ist, so ist das zwar eine Tau­tolo­gie, aber deshalb noch keine Dummheit.

    Aus dieser Tau­tolo­gie fol­gt jeden­falls nicht, daß man die Welt, so wie sie ist, für eine “natür­liche Ord­nung, die nicht verän­dert wer­den kann”, hält. Ob man eine Änderung der beste­hen­den Welt für wün­schenswert hält oder nicht, ist eine ganz andere Frage.

    Richtig ist allerd­ings, daß das, was ck den Suf­fraget­ten gesagt hätte, wenn er damals gelebt hätte, reine Ver­mu­tung, wenn nicht Unter­stel­lung, ist. Der Ver­gle­ich hinkt ohne­hin ganz gewaltig. Mir sind jeden­falls keine Massen­ver­samm­lun­gen von Frauen bekan­nt, bei denen sie für das Recht demon­stri­ert hät­ten, nun endlich Müll­frauen sein zu dürfen.

    Die sach­liche Frage, die sich hin­ter der fraglichen Tau­tolo­gie ver­steckt, ist doch die, ob es die Auf­gabe von Lego ist, die Welt anders darzustellen, als sie ist. Eine weit­ere Frage ist, ob Kinder­büch­er den Kindern eine Welt vor­gaukeln sollen, die so nicht existiert.

    Nie­mand ist natür­lich gezwun­gen, sein­er Tochter Legomän­nchen zu kaufen. Aber wenn man sich vorn­immt, sein­er Tochter Legomän­nchen zu kaufen, warum sich bekla­gen, wenn man fast nur (mut­maßliche) Män­nchen find­et? Auch sollte man die kindliche Phan­tasie nicht unter­schätzen. Solange die primären Geschlechtsmerk­male der Legofig­uren nicht ger­ade deut­lich aus­geprägt sind, kann sich jedes Kind darunter vorstellen, was es will.

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  44. Florian

    Die sach­liche Frage, die sich hin­ter der fraglichen Tau­tolo­gie ver­steckt, ist doch die, ob es die Auf­gabe von Lego ist, die Welt anders darzustellen, als sie ist. Eine weit­ere Frage ist, ob Kinder­büch­er den Kindern eine Welt vor­gaukeln sollen, die so nicht existiert.”

    Ja aber ganz gewiss doch, wäre meine Antwort. Nicht in dem Sinne, dass eine per­fek­te Kitschwelt gezeigt wird vielle­icht, aber wenn eine fifty-fifty-Verteilung von Legomännchen/weibchen bei Berufen wie Polizist/Ingenieur/CEO/Wissenschaftler existierte, würde das möglicher­weise dazu beitra­gen, dass zumin­d­est ein paar Kinder völ­lig selb­stver­ständlich davon aus­ge­hen, dass das auch im echt­en Leben so ist.

    Und das wiederum kön­nte vielle­icht dazu führen, dass es denn auch ein biss­chen mehr so wird. Hoffentlich.

    Anson­sten: Wenn Lego echt­es Leben abbilden sollte, müsste es ja auch z.B. Lego-Neon­azis geben, die Lego-Mit­bürg­er erschla­gen. . Würde ich meinem Kind wahrschein­lich nicht zukom­men lassen.

    Leicht off-top­ic dazu:

    http://www.dailymail.co.uk/news/article-1091862/War-games-The-al-Qaeda-Nazi-Lego-men-glorify-terrorism.html

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  45. Frank Oswalt

    Der Nör­gler, wie immer zu spät zur Par­ty und wie immer schw­er von Begriff. Ich erk­läre es nochmal:

    - In der echt­en Welt gibt es Inge­nieurin­nen, bei Lego nicht,

    - In der echt­en Welt gibt es Polizistin­nen, bei Lego nicht,

    - in der echt­en Welt gibt es Pilotin­nen, bei Lego nicht,

    - in der echt­en Welt gibt es Feuer­wehrfrauen, bei Lego nicht,

    - in der echt­en Welt gibt es Mül­lar­bei­t­erin­nen, bei Lego nicht.

    Wie sie sagen, die Frage ist, „ob es die Auf­gabe von Lego ist, die Welt anders darzustellen, als sie ist“.

    Dass er Legomän­nchen kaufen wollte und sich dann gewun­dert hat, dass das tat­säch­lich Män­nchen sind, ist ein Sprach­spiel. Dass das zu hoch für unseren Nör­glerdep­pen ist, wun­dert mich nicht…

    Die primären Geschlechtsmerk­male wer­den nicht gezeigt, aber die sekundären sprechen eine klare Sprache: die Mehrzahl der Män­ner­fig­uren hat Bärte (aber keine der Frauen­fig­uren hat Brüste). Dass man den Sex­is­mus durch Aus­tauschen der Köpfe reduzieren kann, darauf wird im Beitrag extra hingewiesen.

    Zu den Büch­ern: der Blog­meis­ter hat hier konkrete Beispiele genan­nt. Die stören­den Pas­sagen haben keinen lit­er­arischen Wert, den ich erken­nen kann, so dass ich es nicht undenkbar finde, sie ein­fach ein­mal zu mod­ernisieren. Enid Bly­tons Büch­er sind übri­gens mehrfach mod­ernisiert wor­den (Ras­sis­mus und Sex­is­mus wur­den abgemildert), ohne dass sich irgend­je­mand daran gestört hätte. Ich teile die extreme Abnei­gung gegen Pip­pi Langstrumpf nicht, die hier Befür­worter und Geg­n­er ein­er sprach­lichen Mod­ernisierung zu haben scheinen, aber solche Pas­sagen sind schon gren­zw­er­tig: “Aus irgen­deinem unbe­grei­flichen Grund bilde­ten sie [die Taka-Tuka-Kinder] sich ein, dass weiße Haut viel fein­er sei als schwarze, und deshalb waren sie voller Ehrfurcht” (Seite 103), “Sie [die Taka-Tuka-Kinder] saßen schon voller Span­nung unter den Kokospal­men und warteten darauf, dass die weißen Kinder her­auskom­men und mit ihnen spie­len wür­den. Sie rede­ten taka-tukanisch mit großer Fer­tigkeit und lacht­en, dass die weißen Zähne in ihren schwarzen Gesichtern blitzten.” (Seite 107) (allerd­ings kann ich mich nicht erin­nern, dass die Kinder als „Negerkinder“ beze­ich­net werden).

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  46. Johannes

    Meine Frau ist Kindergärt­ner­in (oder hässlich: Erzieherin), die mir nicht nur immer die schön­sten Geschicht­en aus ihrer Arbeitswelt erzählt, son­dern auch Vieles über das Thema. 

    In Ihrem Kinder­garten (oder hässlich: Kindertagesstätte) arbeit­en auss­chließlich Frauen. Nicht nur deshalb, son­dern auch aus päd­a­gogis­chen Grün­den, sind grund­sät­zlich “Waf­fen” ver­boten. Kein Knabe darf, noch nicht ein­mal zu Fasching, zum Beispiel eine Spielzeug­pis­tole mit­brin­gen. Und was machen nun die Jungs? — Sie suchen sich ein geeignetes Stöckchen oder nehmen Dau­men und Zeigefin­ger und machen “Peng-Peng!” Trotz aller erzieherischen Bemühun­gen ist kein Junge wil­lens und in der Lage, sich län­gere oder immer­hin einige Zeit mit Pup­pen zu beschäfti­gen. Die kleinen Mäd­chen hinge­gen kön­nen gar nicht genug davon kriegen, die Püp­pchen zu klei­den, zu bet­ten und imag­inär zu füttern. 

    Dafür fehlt ihnen augen­schein­lich jedes Ver­ständ­nis für Dinosauri­er­fig­uren, die sind ihnen zu hässlich und brauchen auch keine Kleidchen. 

    Dass die Jungs nur im Sitzen pinkeln dür­fen, ver­ste­ht sich beina­he von selb­st, und Pinkel­beck­en gibt es selb­stver­ständlich auch nicht. 

    Über­spitzt for­muliert, soll den Knaben das Man­nesleben aus­getrieben wer­den, bevor es begonnen hat, was aber trotz weib­lich­er Ober­ho­heit nicht gelin­gen will. Die Mäd­chen zu ver­jun­gen, klappt auch nicht, allerd­ings sind die dies­bezüglichen Ver­suche des Per­son­als auch eher halbherzig. 

    Dass sich die Benachteili­gun­gen der Jun­gen in der Grund­schule zunächst fort­set­zen, weil sie dort auch nur auf Frauen tre­f­fen, sei nur am Rande erwäh­nt. Irgend­wie scheinen wir Män­ner heutzu­tage schon von Kindes­beinen an nur als unreife Vorse­rien­pro­duk­te betra­chtet zu wer­den. Dabei sind wir nur, wie wir sind, genau so wie die Frauen auch. 

    Es wird hier und ander­swo zu viel über Gle­ich­berech­ti­gung und poli­tis­che Kor­rek­theit gere­det und zu wenig über natür­liche, das heißt genetis­che Grun­de­in­stel­lun­gen des Men­schen gesprochen. 

    Gle­ich­berech­ti­gung bedeutet auch nicht Gle­ich­macherei, son­dern Chancengleichheit. 

    Das heißt, grund­sät­zlich muss jed­er Beruf jedem offen sein, mehr aber auch nicht. Dabei ist zu akzep­tieren, dass die jun­gen Frauen nach wie vor soge­nan­nte Frauen- und Män­ner soge­nan­nte Män­ner­berufe wählen. Da kann man herumerziehen wie man will, da kann man aus einem Kinder­buch­helden eine Kinder­buch­heldin machen, das Mäd­chen will ums Ver­reck­en nicht auf den Bau, son­dern immer noch lieber Frisösin wer­den. Und dem nor­malen Jüngling geht es auch nicht anders. Der wird lieber Mau­r­erer als Erzieher wer­den. Und das Recht dazu haben beide. 

    Der Men­sch ist auch nur ein Tier. Ana­tol Ste­fanow­itsch ist anscheinend dem weit ver­bre­it­eten Irrglauben unter­legen, man könne beim Men­schen durch Erziehung fast alles bewirken. Dem ist aber nicht so, wir Men­schen funk­tion­ieren mehr als wir glauben möcht­en nach unserem genetis­chen Pro­gramm. In uns wirken die zwei(?) Mil­lio­nen Jahre Men­schheits- und Stammes­geschichte und nicht die paar Jahrtausende Kul­tur und schon gar nicht Erziehungsver­suche, die gegen das Pro­gramm laufen. Unser Ver­stand kann uns nur beim The­o­retisieren helfen, anson­sten fol­gen wir plan­mäßig — fast wie Auto­mat­en — unseren Voreinstellungen.

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  47. Anatol Stefanowitsch

    Nör­gler (#44), „Eine weit­ere Frage ist, ob Kinder­büch­er den Kindern eine Welt vor­gaukeln sollen, die so nicht existiert.“ Ja, der Nör­gler, tief­gründig und besorgt um andere, wie immer… Gut, ver­suchen wir, Ihre Frage zu beant­worten und nehmen wir dazu „Pip­pi in Taka-Tuka-Land“. Da Sie das Buch nicht zu ken­nen scheinen: es han­delt von einem neun­jähri­gen Mäd­chen, das ohne Eltern aber dafür mit einem Pferd, einem Affen und einem Kof­fer voll Gold in ein­er Vil­la wohnt. Sie ist so stark, dass sie ihr Pferd auf die Veran­da heben und Haie im Wass­er im Ringkampf bezwin­gen kann. Ihr Vater ist Kapitän eines Fis­chkut­ters, der eines Tages von einem Sturm ins Meer geblasen wurde aber so fett war, dass er nicht unterg­ing. Er wurde auf ein­er Süd­seein­sel an Land gespült wird, wo ihn die Bewohn­er wegen sein­er Kör­per­fülle zum König und ein schwedis­ches Sauflied zu ihrer Nation­al­hymne macht­en. Nein, bei soviel Real­is­mus wäre es natür­lich unerträglich, wenn die Bewohn­er dieser Süd­seein­sel nicht als „Neger“ beze­ich­net wür­den — die Kinder wür­den da ja ein völ­lig verz­er­rtes Bild unser­er Welt bekommen.

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  48. Nörgler

    @Anatol Ste­fanow­itsch (#48)

    Zu Pip­pi Langstrumpf und zu Negern habe ich mich eigentlich nicht geäußert, aber wo Sie mich nun ein­mal darauf ansprechen:

    Pip­pi Langstrumpf habe ich tat­säch­lich nie gele­sen. Warum, weiß ich nicht mehr. Vielle­icht habe ich gedacht, das sei nur was für Mäd­chen. TKKG habe ich auch nicht gele­sen (gab es vielle­icht noch nicht). Eine Zeit­lang haben meine Töchter TKKG ganz gern gemocht. Ich geste­he, daß ich meine Elternpflicht­en sträflich ver­nach­läs­sigt habe und mir nie angeschaut habe, was die Töchter da lasen. Wahrschein­lich habe ich mir gedacht, daß sie sowieso bald rauswach­sen wür­den. Dauer­hafte Schä­den scheinen sie jeden­falls nicht davonge­tra­gen zu haben.

    Ich meine nicht, daß Kinder unbe­d­ingt keim­frei erzo­gen und möglichst frühzeit­ig in die Fein­heit­en und Absur­ditäten der poli­tis­chen Kor­rek­theit eingewei­ht wer­den müßten Das kriegen sie schon rechtzeit­ig sel­ber mit. Auch den Realtitätssinn von Kindern sollte man nicht unter­schätzen. Kinder bewe­gen sich gerne in Phan­tasiewel­ten (manche Erwach­sene dem Vernehmen nach auch), ler­nen aber doch früh genug, solche Phan­tasien von ihrer realen Umwelt zu unterscheiden.

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  49. Frau Peters

    Lieber Herr Johannes, Ihnen hat eine Frau wohl ein­mal ein großes Unrecht getan, Sie Armer. Es ist keine Ver­schwörung der Frauen, daß ErzieherIn­nen und Grund­schullehrerIn­nen meis­tens weib­lich sind, der Beruf ste­ht auch Män­nern offen (das ist die Chan­cen­gle­ich­heit, die Sie fordern). In unserem Kinder­garten dürften die Jun­gen meinethal­ben im Ste­hen pinkeln, wenn die um die Männlichkeit ihrer Sprößlinge besorgten Väter sich frei­willig zum Putz­di­enst melden wür­den, um das aufzuwis­chen, was dabei danebenge­ht. Und Pinkel­beck­en? Haben Sie irgen­deine Vorstel­lung davon, wie der Jahre­shaushalt von Kindergärten aussieht? Machen Sie uns eine großzügige Spende, und wir lassen den Instal­la­teur kom­men! Was Ihre überkomme­nen Rol­len­bilder und Ihren biol­o­gis­chen Deter­min­is­mus ange­ht kann ich nur sagen, lassen wir die Mäd­chen doch gle­ich zu Hause, dort kann ihnen Mut­ti dann alles beib­rin­gen, was sie ihren zukün­fti­gen Ehemän­nern an Dien­stleis­tun­gen in Küche und Bett schuldig sind.

    Antworten
  50. Krimileser

    Liebe Frau Peters,

    ich finde jet­zt das im Ste­hen pinkeln auch nicht so wichtig und habe es fol­glich meinen Söh­nen nicht beige­bracht (es ist meine Frau. die es von ihnen ein­fordert, wenn sie eine andere Toi­lette als die daheim ver­wen­den) und ja richtig, Män­ner kön­nen auch ErzieherIn oder Grund­schullehrerIn wer­den, mein älter­er Sohn hat­te so ein Lehrer, der war sehr beliebt bei den Eltern. Fact bleibt aber, die Buben (auch durch die beste­hen­den Arbeitswirk­lichkeit­en) wach­sen in ein­er män­ner­freien Real­ität auf.

    Anson­sten kön­nen Sie aggres­siv auftreten, aber das Prob­lem, dass die weib­lichen Kräfte über­wiegend ein Ver­hal­ten von den Buben ein­fordern, dass nicht deren Naturell entspricht, wird ja nicht nur von eini­gen Väter benan­nt, auch Müt­ter (von Söh­nen) machen gele­gentlich entsprechende Bemerkungen.

    Sta­tis­tisch gese­hen, haben Buben ein Ver­hal­ten, welch­es man heutzu­tage kollek­tiv unter nicht poli­tisch kor­rekt ein­sortieren kann, sie sind laut und wild, lösen Kon­flik­te aggres­siv­er, inter­essieren sich mehr für leblose Din­gen (Auto statt Pferd) und spie­len entsprechend.

    Nun glaube ich zwar nicht, dass man den Machomist von früher braucht, aber eines haben mir meine bei­den Söhne gezeigt, sie sind anders als die Mäd­chen des Nachbarn.

    So ein wenig habe ich manch­mal das Gefühl, dass das kindzuge­wandte Ver­hal­ten, welch­es die mod­erne Päd­a­gogik gerne vor­führt, nur dann gilt, wenn die Kinder sich den Prämis­sen der Päd­a­gogen unterwerfen.

    Und so ganz neben­bei, wenn man zum Beispiel die Diskus­sio­nen um die Elternzeit und dem Mitwirken von Väter an der Erziehung ver­fol­gt, dann muss man fest­stellen, dass die “überkomme­nen Rol­len­bilder” auch in den Köpfen der Mütter/Frauen steck­en — die müssen da dann näm­lich etwas abgeben (und das fällt schw­er, wenn man auf der anderen Seite nicht genug zurück bekommt).

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  51. Mia

    Ein später Kom­men­tar, aber vielle­icht wird er doch noch gelesen:

    So sehr ich es schätze, dass Sie das über­holte Frauen­bild in vie­len Kinder­büch­ern edi­tieren, meinen Sie nicht, dass Ihre Töchter selb­st in der Lage sind, sich ein entsprechen­des Urteil zu bilden? Ich habe im Alter von 9/10 Jahren zwar Mäd­chen­lit­er­atur wie die Dol­ly-Büch­er von Enid Bly­ton (und Nachah­merin­nen) und auch sämtliche Trotzkopf­bände gele­sen, jedoch stießen mir das Ver­hal­ten und die gesellschaftliche Rolle der “Heldin­nen” schon damals auf. Gold­köpfchen und Puc­ki von Mag­da Trott habe ich daher auch nie zu Ende gele­sen. Bei­de Rei­hen waren mir zu bizarr. Nicht ein­mal das anson­sten sehr starke Bedürf­nis zu erfahren, wie es weit­erge­ht, welch­es mich noch heute einiges an lit­er­arisch­er Grütze ausste­hen lässt, kon­nte mich noch ver­an­lassen, weit­ere Bände in die Hand zu nehmen. Also: Wenn man kleinen Mäd­chen im All­t­ag ver­mit­telt, dass Frauen und Män­ner gle­ich­w­er­tig sind und gle­iche Chan­cen haben, dann sind sie dur­chaus in der Lage, sich von gegen­teiliger Lek­türe nicht bee­in­flussen zu lassen.

    Antworten
  52. Frank Oswalt

    Die schlau­plap­pernde Sabine hat auf ihrem eige­nen Blog einen Kom­men­tar zu diesem Beitrag geschrieben! Obwohl sie Englis­chlehrerin ist, ist ihr Englisch lei­der nicht so beson­ders gut, deshalb habe ich ihren Beitrag für sie kor­rigiert. Lei­der wollte sie meine Kor­rek­tur auf ihrem Blog nicht veröf­fentlichen, deshalb soll sie hier für die Nach­welt bewahrt wer­den. Die Fehler sind durchgestrichen, meine Vorschläge unter­strichen und meine Anmerkun­gen in eck­i­gen Klammern.

    Thomas Bowdler was an Eng­lish doc­tor physi­cian [doc­tor is used by une­d­u­cat­ed peo­ple who do not real­ize that one can by a doc­tor in all kinds of fields] who thought believed [thought sounds as though his ideas were wrong but rea­son­able] that Shake­speare, among oth­ers, was rather [typ­i­cal Ger­man overuse of rather] immoral (and so he is, of course, but in a good way [expand: in what way was Shake­speare immoral and how can immoral­i­ty be good]) and real­ly not suit­ed to suit­able for women and chil­dren [suit­ed to refers to sit­u­a­tions where some­thing has a phys­i­cal or log­i­cal prop­er­ty that allows it to be applied in a par­tic­u­lar way, suit­able refers to sit­u­a­tions where peo­ple judge some­thing to be appro­pri­ate for a par­tic­u­lar use]. So, he took his scalpel (fig­u­ra­tive­ly speak­ing) [if you have to draw atten­tion to the fact that you are using an expres­sion fig­u­ra­tive­ly, it may be bet­ter to use a lit­er­al alter­na­tive instead] and cut all the all OR the offend­ing mate­r­i­al out of the plays [style: all/the offend­ing mate­r­i­al is quite a long noun phrase to insert between a verb and a par­ti­cle; you could rephrase the whole sen­tence as he took his scalpel to the offend­ing pas­sages and cut them out of the plays; even bet­ter, use remove, or, if you insist on strain­ing your metaphor, remove sur­gi­cal­ly], in order to replace them with more suit­able appro­pri­ate [don’t use suit­able twice in the same short text, it sounds clum­sy and repet­i­tive] words.

    This made him so famous that he lives on in the word “bowd­lerise“, which is a syn­onym for “expur­gate“ means “edit by omit­ting or mod­i­fy­ing parts con­sid­ered indel­i­cate” [it does­n’t make sense to define an obscure word by an even more obscure one].

    And don’t you get the idea that peo­ple don’t bowd­ler­ize lit­er­a­ture any more any­more, because the cus­tom is still very much alive thriv­ing (link web­page in Ger­man) [it is not the link that is in Ger­man, is it now?].

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  53. David Marjanović

    Die Erk­lärung ist so sim­pel, das sie leicht überse­hen wer­den kann: Lego ist ein Unternehmen. Es ver­di­ent Geld damit, Kon­struk­tion­sspielzeug auf eine klar definierte Ziel­gruppe abzus­tim­men und an diese zu verkaufen: Jungs. Und wom­it spie­len Jungs im Alter von 5–12 Jahren, und zwar ganz ohne sex­is­tis­che Hintergedanken?

    Weiß jemand, wieweit das eine selb­ster­fül­lende Prophezei­hung ist?

    Ich habe schon mit Lego gespielt, ziem­lich viel, aber auch (wenn auch etwas autis­tisch) mit sämtlichen vorhan­de­nen Puppen.

    Davon abge­se­hen, dass dies defin­i­tiv eine der dümm­sten Diskus­sio­nen ist, die ich jemals im Inter­net gefun­den habe

    i herd u liek mudkipz?

    Nein, für Sie ist es Strafe genug, dass Sie in Biele­feld wohnen müssen (ha, als ob es diese Stadt wirk­lich gäbe) und ab der näch­sten Sai­son zuguck­en müssen wer­den, wie Ihr arm­seliger Lieblings­fuss­bal­lvere­in auch aus der zweit­en Bun­desli­ga absteigt.

    😀 😀 😀

    Full of win.

    wir Men­schen funk­tion­ieren mehr als wir glauben möcht­en nach unserem genetis­chen Programm.

    Kann schon sein, aber dieses Pro­gramm ist bei weit­em noch nicht ver­standen. Da erlebt man jährlich Überraschungen!

    die zwei(?) Mil­lio­nen Jahre Men­schheits- und Stammesgeschichte

    Wieviele es sind, hängt von der Def­i­n­i­tion von “Men­sch” ab.

    doc­tor is used by une­d­u­cat­ed peo­ple who do not real­ize that one can by [sic…] a doc­tor in all kinds of fields

    Ja, schon, aber da zählen z. B. große amerikanis­che Zeitun­gen dazu, die ihren Jour­nal­is­ten vorschreiben, nur Ärzte als “Dr.” vorzustellen. Physi­cian wird prak­tisch nicht ver­wen­det, außer in physi­cian, heal thy­self.

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  54. Nörgler

    @Frank Oswalt (#56)

    Auf die Frage, wer hier “schlau­plap­pert”, will ich jet­zt nicht einge­hen, aber was das Englisch von Sabine mit dem The­ma dieses Diskus­sions­fadens zu tun hat, ist mir schleierhaft.

    Ihr Elab­o­rat zum Englisch von Sabine ist außer­dem teils falsch, teils beckmesserisch.

    Doc­tor ist die in Eng­land gängige Beze­ich­nung eines Arztes, die Beze­ich­nung physi­cian ist haupt­säch­lich amerikanisch (s. Cam­bridge Advanced Learner’s Dic­tio­nary). Any more ist die englis­che, any­more die amerikanis­che Schrei­bung. Die Ver­wen­dung von believe wäre hier völ­lig unpassend. Es geht eben um die dama­lige Denkweise und nicht um einen Glauben.

    Über das Wort rather kann man sicher­lich stre­it­en (ich hätte es hier nicht benutzt), aber auch dieses Wort scheint mir im Englis­chen wesentlich häu­figer zu sein als im Amerikanis­chen. Über­haupt sollte man so zwei­deutige Aus­drücke wie rather und das von Ihnen ver­wandte quite (ver­gle­ich­bar mit der Zwedeutigkeit von grund­sät­zlich im Deutschen) um der Klarheit willen bess­er ganz vermeiden.

    Über suit­ed oder suit­able kann man vielle­icht stre­it­en. Mir erscheint suit­ed in diesem Zusam­men­hang dur­chaus passend (im Sinne von für Frauen nicht geeignet).

    Das the in all the offend­ing mate­r­i­al kann man zwar als über­flüs­sig anse­hen, “falsch” ist deshalb aber noch lange nicht.

    Ihre son­sti­gen Kom­mentare sind nicht sprach­lich­er, son­dern stilis­tis­ch­er Natur. Jeden­falls ist der bloße Hin­weis auf Syn­onymität keine Def­i­n­i­tion (die Def­i­n­i­tion ergibt sich ja aus dem vor­ange­hen­den Text; außer­dem steck­en die Def­i­n­i­tio­nen zusät­zlich in den unter­legten Verknüp­fun­gen mit einem Wörter­buch). Die sim­ple Nom­i­nal­gruppe all (the) offend­ing mate­r­i­al erscheint mir auch nicht “quite” so lang, und out of the plays ist kein Partikel.

    Antworten
  55. Gareth

    In Eng­land ist in der Tat doc­tor sehr gebräuch­lich. Und warum rather an der Stelle typ­isch deutsch sein soll, erschließt sich mir auch nicht.

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  56. Janne

    Ich habe ein schreck­lich schlecht­es Gewis­sen, weil ich am lieb­sten Kinder haben und Haus­frau sein wollte. Tat­säch­lich hat mich das richtig glück­lich gemacht,obwohl mein IQ nicht unter dem Durch­schnitt liegt. Und nach­dem ich damit fer­tig war, wollte ich Behin­derte pfle­gen, und ich hab immer das blöde Gefühl, das hängt damit zusam­men, dass ich eine Frau bin. Meine Tochter ist Chemik­erin und ihr Fre­und find­et, eine Frau soll sich ent­fal­ten und auch arbeit­en, und deshalb ist sie brav emanzip­iert, obwohl sie am aller­lieb­sten Kinder hätte und zuhause bleiben würde. Man tut halt, was von einem erwartet wird, denn man kann als Frau heute alles erreichen,was man will, falls es das ist, was man soll; man kann sog­ar mit viel Übung und Indok­tri­na­tion den Kon­takt zu seinen natür­lichen Gefühlen ver­lieren. Dazu muss natür­lich auch die Sprache und die Lit­er­atur und das Spielzeug bere­inigt wer­den; nicht dass Mäd­chen sich am Ende für eine antiquierte Welt­sicht entschei­den, weil sie schon mal davon gehört haben, dass es ange­blich Gen­der-Unter­schiede geben soll.…

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  57. Anatol Stefanowitsch

    Janne (#60), ich darf kurz zusam­men­fassen: Sie haben Ihre Tochter zu ein­er devot-gefügi­gen Ehe­frau erzo­gen, die zu eigen­ständi­gen Entschei­dun­gen nicht in der Lage ist und sich deshalb kla­g­los den emanzi­pa­torischen Forderun­gen ihres Ehe­mannes unter­w­er­fen muss. Aber irgend­wie ist das nicht Ihre Schuld, son­dern die der bösen Gesellschaft, die ein­fach nicht ein­se­hen will, dass Frauen naturgemäß an den Herd gehören. Dass Sie nicht ver­ste­hen, worum es mir bei der Erziehung mein­er Töchter geht, über­rascht mich nicht.

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  58. Nörgler

    Ana­tol Ste­fanow­itsch (#60), ich darf kurz anders zusam­men­fassen: Wie Janne Ihre Tochter erzo­gen hat, wis­sen wed­er Sie noch ich. Jannes Tochter ist keine Ehe­frau, ob devot-gefügig oder nicht. Sie hat vielmehr einen Fre­und, der offen­bar möchte, daß sie arbeit­et. Dabei hätte Sie am aller­lieb­sten Kinder und würde lieber zuhause bleiben, um sich den erhofften Kindern wid­men zu können.

    Soweit die Tat­sachen, soweit sie sich aus dem Beitrag von Janne einiger­maßen erschließen lassen.

    Jet­zt zur Speku­la­tion: Der Fre­und von Jannes Tochter ist vielle­icht ein sehr pro­gres­siv-emanzi­pa­torischen Mann, der nichts lieber möchte, als daß seine Frau eine glo­r­re­iche Kar­riere macht. Ob er so weit gehen würde, dem seine eigene Kar­riere unterzuord­nen und sich lieber um Kinder zu küm­mern und Windeln zu waschen, wis­sen wir nicht.

    Vielle­icht will er sich aber nur nicht durch Ehe und Kinder binden und möchte, daß seine Frau weit­er­ar­beit­et, um nicht eines Tages in die Ver­legen­heit zu ger­at­en, Ali­mente zahlen zu müssen. Krude aus­ge­drückt: Vielle­icht will er nur seine geschlechtlichen Bedürfnisse befriedi­gen, ohne irgendwelche Verpflich­tun­gen einzugehen.

    Wie dem auch sei, so kann man der Tochter von Janne eigentlich nur empfehlen, sich einen anderen, ehe- und kinder­willigeren Fre­und zu suchen. Im wirk­lichen Leben ist das aber oft leichter gesagt als getan.

    Ich denke, daß Janne genau­sogut wie ich ver­ste­ht, worum es Ihnen bei der Erziehung Ihrer Töchter geht. Sie möcht­en Sie vor den verderblichen Ein­flüssen von Legomän­nchen und von Pip­pi Langstrumpf und über­haupt ein­er “bösen Gesellschaft”, in der nach wie vor unter­drück­erische Vorstel­lun­gen über die Rolle der Frau beste­hen, schützen. Viel Glück dabei! Ihr kindlich­er Glaube an die die Macht elter­lich­er Erziehung ist wirk­lich rührend. Hof­fentlich erleben Sie keine unan­genehmen Überraschungen.

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  59. Wolfgang Hömig-Groß

    @Nörgler: Wiewohl ich darüber nor­maler­weise nicht nör­gle, bitte ich, mehr Sorgfalt auf die Groß-/Klein­schrei­bung der Per­son­al­pronom­i­na zu ver­wen­den. Beim Lesen des Beitrags juckt es mir der­art in den Augen, dass mir sein Inhalt ver­schlossen bleibt. Und von dem ganzen Hin­ter­her­denken, wessen Töchter du nun ver­mut­lich meinst, wird mir janz plümerant.

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