Sprachkontakt im Deutschen? *gähn*

Von Kristin Kopf

So, der Anglizis­mus des Jahres 2010 ist gekürt und heute geleakt wor­den. Das möchte ich zum Anlass nehmen, ein bißchen über Sprachkon­takt nachzu­denken und zu zeigen, welche For­men und Inten­sitäts­grade es dabei geben kann. Um es schon mal vor­wegzunehmen: Das Deutsche kann beim Kon­takt eigentlich ein­pack­en. Wirk­lich viel haben wir nicht zu bieten.

Kulturkontakt bringt Sprachkontakt

Sprachkon­takt ist eine natür­liche Begleit­er­schei­n­ung von Kul­turkon­takt und je inten­siv­er dieser Kul­turkon­takt, desto inten­siv­er kön­nen sich auch die beteiligten Sprachen bee­in­flussen. Diese Kon­tak­t­si­t­u­a­tion ist meist irgend­wie asym­metrisch, das heißt eine der Sprachen hat mehr Pres­tige, wird von mehr Men­schen gesprochen, wird von den Men­schen mit den gefährlicheren Waf­fen gesprochen o.ä. – da gibt es einen ganzen Haufen mehr oder weniger voneinan­der abhängiger Fak­toren. Und damit auch eine War­nung vor­weg: Sprachkon­takt ist weitaus kom­plex­er, als ich ihn hier darstelle, es gibt eine Vielzahl von Kon­tak­t­szenar­ien mit den wildesten Resultaten.

Änderungswillig: Wort- und Namenschatz

Es lässt sich grob sagen, dass eine Sprache Teil­bere­iche hat, die auf­nah­me­bere­it­er für Neuerun­gen sind und welche, die sich stärk­er sträuben. Ein­er dieser sehr auf­nah­me­bere­it­en Teile ist der Wortschatz (das “Lexikon”). Hat eine ander­ssprachige Kul­tur ein nüt­zlich­es Ding, das man selb­st nicht besitzt, dann will man nicht nur das Ding haben, nein, man will es auch benen­nen kön­nen. Dazu gibt es einige Strate­gien, die sich in lexikalis­che und seman­tis­che Entlehnun­gen teilen lassen.

Bei lexikalis­chen Entlehnun­gen schnappt man sich tat­säch­lich das Wort aus der anderen Sprache und inte­gri­ert es mehr oder weniger in die eigene (wie leak­en). Seman­tis­che Entlehnun­gen sind nicht so gut sicht­bar, weil eigenes Wort­ma­te­r­i­al genutzt wird, die Bil­dung aber von der Fremd­sprache inspiri­ert ist (wie die Über­set­zung ent|freunden zu to un|friend).

Ganz beson­ders entlehnungs­freudig ist man übri­gens, was den Namen­schatz (das “Ono­mas­tikon”) bet­rifft. Während die Wörter des deutschen Kern­wortschatzes noch immer zu weit­en Teilen bis ins Ger­man­is­che (und weit­er) zurück­ver­fol­gt wer­den kön­nen, ver­hält es sich mit den Namen ganz anders. Die in ger­man­is­ch­er Zeit vorherrschen­den Namen sind heute völ­lig passé: Siegfried, Kriemhild, Edel­traut, Hilde­gard, Inge­borg und Diet­rich tauchen schon lange nicht mehr in den Top 10 der Ruf­na­men auf. Die meis­ten der heute vergebe­nen Vor­na­men sind “fremd”. Entwed­er schon lange, wie die christlichen Ruf­na­men (Katha­ri­na, Johannes) oder erst seit neuer­er Zeit (Char­lotte, Dustin, Leon, Lia). Unser Ruf­na­menin­ven­tar wird per­ma­nent erneuert. Dabei bedi­enen wir uns scham­los bei pres­tigeträchti­gen Fremd­sprachen wie Franzö­sisch und Englisch.

Aber auch im Wortschatz wird nicht lange gefack­elt. Neues Ding, neues Wort, fer­tig. Mit der Zeit wird das alles inte­gri­ert oder, wenn es sich nicht bewährt, wieder vergessen. Viele der Konzepte kom­men uns heute gar nicht mehr fremd vor, und die zuge­höri­gen Wörter erst recht nicht.

Allerd­ings entlehnen wir nor­maler­weise wirk­lich nur Wörter für neue Dinge, unser Basis­vok­ab­u­lar (sowas wie Ver­wandtschafts­beze­ich­nun­gen für die Kern­fam­i­lie, Kör­perteile etc.) bleibt unangetastet.

Erfolgreiche Integration

In voralthochdeutsch­er Zeit hat­ten wir einen ziem­lich inten­siv­en Kul­turkon­takt mit den Römern, die uns tech­nol­o­gisch in fast jed­er Hin­sicht über­legen waren und auch eine ganze Menge inter­es­sante Pflanzen kul­tiviert hat­ten. Entsprechend find­en sich im Deutschen heute zum Beispiel:

Pfeil (< pilum), Kampf (< cam­pus), Straße (< (via) stra­ta), Wein (< vinum), Kohl (< caulis), Ret­tich (< radix), Frucht (< fruc­tus), Pflanze (< plan­ta), Ziegel (< tegu­la), Mauer (< murus), Fen­ster (< fen­es­tra), Küche (< coci­na), Kessel (< catil­lus), Pfanne (< pan­na), Socke (< soc­cus), Arzt (< archi­ater), Pflaster (< emplastrum), …

Widerspenstrig: Die Strukur

Neben dem Wortschatz hat eine Sprache aber auch noch ein Skelett, näm­lich die Gram­matik. Sie set­zt sich zusam­men aus der (Flexions)Morphologie (wie Wörter kon­jugiert und dek­lin­iert wer­den), der Phonolo­gie (welche Laute die Sprache benutzt, wie sie sie zu Sil­ben zusam­menset­zt) und der Syn­tax (wie Wörter und Wort­grup­pen zu Sätzen verknüpft werden).

Hier sind sprachkon­tak­tbe­d­ingte Verän­derun­gen viel schwieriger zu bewirken. Es geht schon. Zum Beispiel dürfte das Hochdeutsche heute den Laut p eigentlich nur noch in der Kom­bi­na­tion sp besitzen – in allen anderen Posi­tio­nen wurde er während der 2. Lautver­schiebung entwed­er zu pf oder zu f ver­schoben. Trotz­dem haben wir ihn und betra­cht­en ihn als voll­w­er­tiges Mit­glied des deutschen Phone­m­inven­tars. Er kam ein­fach in so vie­len Entlehnun­gen vor, dass er irgend­wann wieder ganz nor­mal wurde. (Und im mit­teldeutschen Raum war er nie völ­lig ver­schwun­den, aber darauf will ich hier lieber nicht eingehen.)

Verän­derun­gen in der Gram­matik kom­men in den meis­ten Fällen dadurch zus­tande, dass sich in einem Teil­bere­ich etwas ändert und dadurch andere Teil­bere­iche bee­in­flusst werde: Man vere­in­facht die Aussprache, ver­liert dadurch aber eine wichtige Endung, also erset­zt man die durch ein neues Wörtchen und das wiederum … Sie schub­sen sich qua­si dauernd hin und her, man spricht von inner­sprach­lichen Fak­toren für Sprachwandel.

Damit außer­sprach­liche Fak­toren, und damit sind auch Fremd­sprachen gemeint, einen Ein­fluss auf diesen Sprachk­ern nehmen kön­nen, muss der Kon­takt sehr stark sein.

Entlehnungshierarchie

In der Sprachty­polo­gie (mein­er zweit­en geisti­gen Heimat neben der deutschen Sprachgeschichte) liebt man Hier­ar­chien, und natür­lich gibt es da auch min­destens eine für Ein­flüsse von Sprachkon­takt. Solche Hier­ar­chien sind nicht als abso­lut gültig zu betra­cht­en, aber sie bilden starke Ten­den­zen ab. Ich beziehe mich hier auf eine bor­row­ing scale von Thoma­son (2001:70–71), die vier Stufen unterscheidet.

Auf der ersten Stufe herrscht nur sehr geringer Sprachkon­takt: Die Leute, die Neues entlehnen, müssen die Geber­sprache gar nicht unbe­d­ingt fließend sprechen, und über­haupt gibt es nur wenige fließend zweit­sprachige Sprech­er. Ent­prechend zeigt sich:

  • lexikalisch: Es wird kein Basis­vok­ab­u­lar entlehnt, son­dern Wörter für ungewöhnlichere/seltenere Dinge, Neuerun­gen etc. Dabei nimmt man beson­ders Sub­stan­tive, aber auch Ver­ben, Adjek­tive oder Adver­bi­en. Das sind alles soge­nan­nte “Inhaltswörter”, die nicht genutzt wer­den, um gram­ma­tis­che Beziehun­gen o.ä. auszu­drück­en. Man kann sie also ziem­lich prob­lem­los in Äußerun­gen ein­bauen, ohne dadurch die Struk­tur zu verändern.
  • struk­turell: Hier passiert noch gar nichts.

Die zweite Stufe zeigt schon etwas inten­siv­eren Kon­takt. Der äußert sich darin, dass die Leute, die Neues entlehnen, die Geber­sprache einiger­maßen fließend beherrschen. Sie machen aber wahrschein­lich noch die Min­der­heit der Sprecherge­mein­schaft aus. Hier find­en sich zusät­zlich zu Stufe 1:

  • lexikalisch: Man entlehnt jet­zt auch Funk­tion­swörter (z.B. Kon­junk­tio­nen), mit denen man gram­ma­tis­che Beziehun­gen im Satz aus­drückt, aber noch immer kein Basisvokabular.
  • struk­turell: Es zeigen sich erste Ein­flüsse in der Struk­tur, zum Beispiel indem man in Fremd­wörtern Laute ins Sprach­sys­tem aufn­immt, die vorher nicht zur Bedeu­tung­sun­ter­schei­dung genutzt wur­den (wie das oben erwäh­nte p). Beim Satzbau bekom­men oft Struk­turen mehr Gewicht, die denen der Geber­sprache gle­ichen, auch wenn sie vorher in der Nehmer­sprache eine eher unter­ge­ord­nete Rolle gespielt haben.

Für die dritte Stufe braucht es noch mehr Zweis­prachige, außer­dem müssen ver­schiedene soziale Fak­toren (z.B. eine pos­i­tive Ein­stel­lung gegenüber der Geber­sprache/-kul­tur) die Entlehnung begün­sti­gen. Dann gibt es

  • lexikalisch: noch mehr Funk­tion­swörter, und jet­zt auch erst­mals Basis­vok­ab­u­lar (sog­ar so geschlossene Wort­grup­pen wie Pronomen und Zahlwörter). Das mit den Pronomen gab es zum Beispiel bei they im Englis­chen, das wohl aus dem Alt­nordis­chen stammt. Sprech­er von Sprachen mit sehr kom­plex­en Höflichkeitssys­te­men bedi­enen sich gerne mal bei englis­chen Pronomen, um soziale Fet­tnäpfchen zu umge­hen, so z.B. das Thai mit I und you.
  • struk­turell: Neue bedeu­tung­sun­ter­schei­dende Laute kön­nen jet­zt nicht mehr nur in den Fremd­wörtern auf­tauchen, son­dern auch im nativ­en Wortschatz. Und umgekehrt kön­nen solche Phoneme aus dem nativ­en Wortschatz ver­schwinden, wenn die Geber­sprache sie nicht besitzt. Auch Beto­nungsmuster kön­nen sich verän­dern, es kön­nen unter frem­dem Ein­fluss neue Regeln einge­führt wer­den (wie z.B. die Aus­lautver­här­tung). Die Satzstel­lung kann umge­baut wer­den (z.B. von Verb vor Objekt zu Objekt vor Verb) und auf Wor­tebene ist es sog­ar möglich, dass Flex­ion­sendun­gen über­nom­men werden.

Die vierte Stufe ist die, die den inten­sivsten Kon­takt voraus­set­zt. Hier ist Zweis­prachigkeit unter den Sprech­ern der Nehmer­sprache weit ver­bre­it­et und es gibt eine Menge begün­sti­gende soziale Faktoren.

  • lexikalisch: ist dann fast nichts mehr aus­geschlossen, es wird ganz mas­siv entlehnt.
  • struk­turell: ist auch alles möglich. Die Nehmer­sprache kann sich typol­o­gisch kom­plett verän­dern und ich zäh­le jet­zt lieber keine Beispiele auf, weil ich dazu zu viel erk­lären müsste. Aber glaubt mir: Es kann ganz, ganz krass werden.

Die Hier­ar­chie berück­sichtigt also, wie gut die Sprech­er die Geber­sprache beherrschen. Je mehr Zweis­prachigkeit, desto leichter sind fremde Bestandteile inte­grier­bar, auch wenn sie eher kom­pliziert einzubeziehen sind. Wichtig ist aber, dass der starke Kon­takt zwar eine notwendi­ge, aber keine hin­re­ichende Bedin­gung für tief­greifende struk­turelle Entlehnung ist.

Thoma­son (2003:689) führt zum Beispiel das Mon­tana Sal­ish (USA) an, dessen Mini-Sprecherge­mein­schaft (ca. 70 Leute) kom­plett zweis­prachig ist, schon seit dem 19. Jahrhun­dert Kon­takt zum Englis­chen hat und einem enor­men Anpas­sungs­druck aus­ge­set­zt ist: Zu siebzigst kann man ja wirtschaftlich und poli­tisch nicht viel aus­richt­en. Trotz­dem ist der Ein­fluss des Englis­chen auf die Sprache sehr ger­ing, es find­en sich ger­ade mal ein paar Lehnwörter.

Der Fall Deutsch

Will man das Deutsche auf ein­er solchen Hier­ar­chie einord­nen, dann stellt sich wahrschein­lich schnell Ernüchterung ein: Mit entlehn­tem Basis­wortschatz ist noch nichts, ganz zu schweigen von härteren Sachen. Wir bedi­enen uns bevorzugt bei Sub­stan­tiv­en (App, Whistle­blow­er) und Ver­ben (leak­en, liken), zu Adjek­tiv­en sagen wir auch nicht nein, aber das ist schon etwas sel­tener. Struk­turell zeigt sich eben­falls nichts Span­nen­des. Man kön­nte höch­stens ein bißchen über die Plu­ral­mor­pholo­gie sprechen, wo wir den s-Plur­al ziem­lich erfol­gre­ich ein­set­zen – aber ob das wirk­lich allein dem Englis­chen geschuldet ist, ist noch nicht abschließend geklärt.

Ver­glichen mit anderen Sprachen hat das Deutsche momen­tan ein­fach keinen beson­ders aus­geprägten Sprachkon­takt. Die meis­ten Mut­ter­sprach­ler wach­sen ein­sprachig auf. Die Beherrschung des Englis­chen nimmt zwar zu, spielt aber doch bei weit­em keine so große Rolle wie für stärkere struk­turelle Verän­derun­gen nötig.

Kurz und gut: Wir sind ziem­lich lang­weilig. Und kein bißchen in “Gefahr”.

Deutsch anderswo

Wie Deutsch ausse­hen kön­nte, wenn es wirk­lich starkem Sprachkon­takt unter­wor­fen wäre, kann man sich aber trotz­dem sehr gut vorstellen, und zwar indem man sich deutsche Sprachin­seln anschaut. Das sind Sprecherge­mein­schaften, die nicht mit dem geschlosse­nen deutschen Sprachge­bi­et (D, A, CH) ver­bun­den sind. Ich habe da mal für ein Refer­at eine Karte gebastelt, basierend auf Angaben aus Riehl (2004):

Die kur­siv geset­zten Län­der in Europa beherber­gen soge­nan­nte “Grenz­min­der­heit­en”, die durch Gren­zän­derun­gen heute von ein­er anderen Sprache über­dacht wer­den, geografisch aber an das geschlossene deutsche Sprachge­bi­et angren­zen. In den restlichen Län­dern gibt es über­all deutsche Sprachin­seln, teil­weise habe ich die Bevölkerungs­grup­pen oder Sprach­beze­ich­nun­gen angefügt.

Jede dieser Sprachin­seln hat ihre eigene Geschichte, ihre eige­nen Fak­toren und Kon­tak­t­sprachen, sodass man eine Vielzahl von Phänome­nen beobacht­en kann. (Alle fol­gen­den Beispiele nach Riehl 2004.)

So hat das Ungarische eine ganze Menge von Kasus wie zum Beispiel den Illa­tiv mit der Bedeu­tung ‘in etwas hinein’. Im Ungar­ndeutschen hat man das über­nom­men, hat aber gle­ichzeit­ig auch noch die ursprüngliche, deutsche Struk­tur beibehal­ten, sodass Sätze ent­standen wie

Tuars naj a Sup­pába. ‘Tu es in die Suppe hinein (wörtl. Tu’s rein die Suppe-hinein)’

Im Penn­syl­va­nia Dutch hat sich nach dem Muster des englis­chen to be X‑ing eine Ver­laufs­form gebildet:

Er ist in die Schtadt an gehe nau. (engl. Vor­bild: He is going to town now.)

Und das Walserdeutsche hat durch ital­ienis­chen Ein­fluss Per­son­al­pronomen entwick­elt, die nach dem Verb ste­hen und mit ihm ver­schmelzen. (Im Ital­ienis­chen nutzt man Per­son­al­pronomen nur zur Beto­nung und lässt sie nor­maler­weise weg, man kann alle gram­ma­tis­chen Infor­ma­tio­nen ein­fach an der Kon­ju­ga­tion­sendung able­sen. Das wird hier qua­si nachgebaut.)

finne=ber ind­sch em liskam ‘Wir tre­f­fen uns im (Hotel) Lyskamm (wörtl. Find­en=wir uns im Lyskamm)’

Mehr span­nende Beispiele gibt’s in der wirk­lich sehr zugänglichen und schön zu lesenden Ein­führung von Riehl (Sprachkon­tak­t­forschung. Eine Ein­führung. Tübin­gen 2004).

Und der arme Anglizismus des Jahres?

Ja, ich will nicht behaupten, dass der völ­lig irrel­e­vant und unin­ter­es­sant sei und ich hat­te eine Menge Spaß mit ihm. Aber – er ist halt doch nur ein Wort. Und eine Sprache ist nicht die Summe ihrer Wörter. Lange, lange, lange nicht.

4 Gedanken zu „Sprachkontakt im Deutschen? *gähn*

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  2. Christian Kaul

    Das mit dem nachgestellten/verschmelzenden Per­son­al­pronomen über­rascht jet­zt nur bed­ingt, das hör ich in Bay­ern jeden Tag (gem­ma, pack ma’s, wia sam­ma? guad sam­ma, …). Geht also auch ohne Italien.

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    1. Kristin Beitragsautor

      Danke für die Anmerkung 🙂
      Ja, etwas Ähn­lich­es gibt es im Deutschen dur­chaus auch ohne Sprachkon­takt, allerd­ings nur dann, wenn das Per­son­al­pronomen sowieso schon nach dem Verb ste­ht. Das heißt im Bairischen taucht es meines Wis­sens (ich habe allerd­ings nur ein sehr rudi­men­täres Wis­sen über Bairisch) zum Beispiel in Fragesätzen auf (Gem­ma no? aus ein­er Vor­form wie Gehn mir no?), oder son­st in Kon­struk­tio­nen, bei denen auch die stan­dard­sprach­liche Sytax das Per­son­al­pronomen nachstellt.
      Das Beson­dere am Walserdeutschen ist nun, dass diese nachgestell­ten Per­son­al­pronomen gen­er­al­isiert wur­den, auch auf Sätze, deren Satzstel­lung das ursprünglich nicht erlaubte, wie im Beispiel­satz des Blog­beitrags. (Das ist ja ein nor­maler Aus­sage­satz, bei dem die Satzstel­lung im Stan­dard Sub­jekt-Verb ist.)
      Der Ansatz zur Kli­tisierung (also der Ver­schmelzung von Verb und Pronomen) ist im Deutschen also generell als Möglichkeit vorhan­den, im Walserdeutschen kon­nte er aber, höchst­wahrschein­lich durch den Sprachkon­takt, wesentlich weit­er vor­angetrieben werden.

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      1. Christian Kaul

        Naja, „mia sam­ma ja ned naarisch“ gibt es schon auch, aber das Walserdeutsche macht das wohl tat­säch­lich systematischer. 😉

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