Des Donnerstagsrätsels Lösung (2)

Von Kristin Kopf

Das let­zte Don­ner­stagsrät­sel bedarf noch sein­er Auflö­sung! Es gab eine ganze Menge Lösungsvorschläge, aber einige Fra­gen waren wohl unge­wollt gemein — nie­mand hat alle sieben richtig. Am näch­sten lag nach mein­er Zäh­lung Fabi­an mit sechs Richti­gen (davon allerd­ings eines so halb gegoogelt). Gratuliere!

Hier jet­zt also die Antworten:

1

Welch­er der fol­gen­den Ter­mi­ni beze­ich­net keinen Kasus?

»Instru­men­tal« und »Erga­tiv« sind ein­deutig Kasus, auch wenn man sie aus dem Deutschen nicht ken­nt. Der Instru­men­tal drückt, wie der Name schon sagt, aus, dass das Sub­stan­tiv das Instru­ment der Hand­lung ist. So kon­nte man zum Beispiel im Althochdeutschen swert-u hauwan ‘mit dem Schw­ert schla­gen’. Mit dem Erga­tiv fange ich lieber gar nicht erst an — eine mein­er weniger geglück­ten sozialen Inter­ak­tio­nen bestand darin, ihn in einem Café anhand von Salz‑, Pfef­fer- und Zuck­er­streuer zu erk­lären. Ich glaube, es war in Mannheim. Damals hat­te ich noch kein Blog. ((Poten­zielle Erga­tivnovizIn­nen kön­nen vielle­icht hier anfan­gen.)) Der Ter­mi­nus Ela­tiv war gemein, er hat näm­lich, neben sein­er Bedeu­tung als Aus-etwas-her­aus­be­we­gen-Kasus noch einen Neben­job, der etwas mit Adjek­tivsteigerung zu tun hat. Gar nichts mit Sub­stan­tiv­mor­pholo­gie zu tun hat aber nur a), der Aktiv – er ist kein Kasus, son­dern eine Diathese.

2

Wie heißt die Sprach­fam­i­lie, die auf der Karte grün markiert ist?

Im grü­nen Gebi­et ver­bre­it­et sind die uralis­chen Sprachen. Dazu gehören z.B. die west­licheren Kleckse auf der Karte: Ungarisch, Finnisch und Est­nisch. Sie sind alle Teil der in den Ein­sendun­gen oft genan­nten finno-ugrischen Unter­fam­i­lie, ja, ohne <n>.

3

Welche dieser Satzstel­lun­gen ist in den Sprachen der Welt am seltensten?

Die sel­tenste Satzstel­lung in den Sprachen der Welt ist wohl die von b) Objekt — Sub­jekt — Verb, also Das Eis das Kind isst. In den WALS-Dat­en ist sie vier­mal belegt. Ähn­lich sel­ten (11 Sprachen) ist die Folge von Objekt — Verb — Sub­jekt, wohlbekan­nt aus dem Klin­go­nis­chen. (Hier nur die bei­den, hier alle Typen.) Ich habe bei­des gel­ten lassen.

Generell hat man das Objekt also nicht gerne vor dem Sub­jekt, zeigt das Sub­jekt doch meist an, wer hand­lung­stech­nisch das Sagen hat.

4

Welche der fol­gen­den Sprach­fam­i­lien ist in Afri­ka beheimatet?

Ja, von den genan­nten Sprach­fam­i­lien sind nur a) die Khoisansprachen in Afri­ka ver­bre­it­et. Sie sind übri­gens vielle­icht gar keine Sprach­fam­i­lie. Aber auf jeden Fall teilen sie sich neben der Beze­ich­nung eine pho­nol­o­gis­che Beson­der­heit: die Schnal­zlaute. Hier kann man sie hören. Die Algonkinsprachen sind in Nor­dameri­ka behei­matet, dazu zählen Cree und Black­foot. In Mit­te­lameri­ka find­en sich die Otomangue-Sprachen, darunter Zapotekisch und Mix­tekisch. Die uralischen Sprachen wur­den ja schon in Nr. 2 erledigt, Eurasien.

5

Ord­net diese Län­der absteigend nach der Zahl der dort gesproch­enen Sprachen

Hier muss man sich zunächst ein­mal fra­gen, wie die Sprachen gezählt wer­den und was genau eine Sprache aus­macht. Das ist eine haarige Angele­gen­heit, und ich habe sie anderen über­lassen — laut Eth­no­logue ist die Lösung Indi­en (447) — USA (214) — Liberia (31) — Föderierte Staat­en von Mikro­ne­sien (18) (also abdc). Deutsch­land hat übri­gens 28 und wer da rein­schaut, sieht schnell, dass der Eth­no­logue sehr lib­er­al zählt. Gell, Bairisch und Alemannisch?

6

Welche der fol­gen­den Sprachen hat einen eige­nen Kasus, der beze­ich­net, dass etwas sich in etwas anderes hineinbewegt?

Den In-etwas-hinein-Kasus, etwas pro­fes­sioneller auch Illa­tiv genan­nt, gibt es unter anderem im b) Finnis­chen. Da gibt es auch den Ela­tiv aus Nr. 1, und natür­lich ist es eine uralis­che Sprache, wie in Nr. 2 bemerkt.

7

Zu welch­er Sprache gehört die Schrift in der unteren Zeile?

Die Schrift hier rechts ist Chero­kee. Jedes Zeichen ste­ht hier für eine Silbe und man hat sich bei der Entwick­lung des Schrift­sys­tems zumin­d­est in der Form der Zeichen rel­a­tiv frei bei bere­its vorhan­den­em bedi­ent. Es gibt noch einige andere nor­damerikanis­che Indi­an­er­sprachen, die eben­falls Sil­ben­schriften nutzen, z.B. Cree und Ojibwe.

Die Lösungsvorschläge bein­hal­teten neben vie­len kor­rek­ten Lösun­gen auch Tamilisch, Geor­gisch, Ben­galisch und Inuk­ti­tut. Wer sich dafür inter­essiert, wie man die wirk­lich schreibt, kann sich ein­mal hier umsehen.

Und das war’s für Don­ner­stagsrät­sel Num­mer 2. Ich hoffe, es hat Spaß gemacht!

4 Gedanken zu „Des Donnerstagsrätsels Lösung (2)

  1. Pompeius

    Ich hätte jet­zt gedacht, den Kasus in Aktiv-Sprachen nen­nt man auch aktiv. Insofern hat­te ich das ausgeschlossen.

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  2. Kristin Kopf Beitragsautor

    Hmm­mm … den Ver­dacht hat­te ich kurz, dann hab ich nachgeschaut und das aus­geschlossen. Jet­zt habe ich erneut nachge­se­hen und muss einen Rückzieher machen — scheint tat­säch­lich manch­mal so gemacht zu werden.
    Für Num­mer 1 gibt es also keine richtige Lösung, lalala. (Bzw. Ela­tiv und Aktiv sind gle­ich richtig.)
    Danke für den Hinweis!

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  3. Dilettant

    Es tut mir leid, die Eth­no­logue-Zäh­lung halte ich für Unsinn. Nicht nur, dass da diverse, zudem recht willkür­lich aus­gewählte, Dialek­te, die nach kein­er mir bekan­nten Def­i­n­i­tion sin­nvoller­weise als eigen­ständi­ge Sprachen zu werten wären, mit­gezählt wer­den. Vielmehr fehlen mir da einige Sprachen, die unzweifel­haft solche sind, und eben­so unzweifel­haft in Deutsch­land gesprochen wer­den: Türkisch, Ara­bisch, Rus­sisch etc. pp.

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  4. Kristin Kopf Beitragsautor

    @Dilettant: Das muss Dir nicht leid tun, ich sehe da auch große Prob­leme. Michael Mann hat mal einen lesenswerten Text dazu geschrieben.
    Ich bin für das Rät­sel ein­fach davon aus­ge­gan­gen, dass die Zäh­lung für alle vier Län­der ähn­lich großzügig erfol­gt und sie daher untere­inan­der den­noch ver­gle­ich­bar sind.

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