Wortwahlplaner

Von Susanne Flach

Jahre­sende ist Wort­wahl­sai­son. Und damit Sie im Spätherb­st und Früh­win­ter nicht den Überblick ver­lieren, haben wir die Kri­te­rien der wichtig­sten Wort­wahlen zusam­menge­tra­gen und mit aufwändi­gen Algo­rith­men die Bekan­nt­gabe der jew­eili­gen Gewin­ner­wörter vorhergesagt:

Tra­di­tionell Mitte Dezem­ber gibt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) das „Wort des Jahres“ bekan­nt. In den ver­gan­genen Jahren waren wir da eher skep­tischTer­min­vorher­sage: 12.–17. Dezem­ber | Nominierun­gen: Juryauswahl; wird nicht vor­ab bekan­nt gegeben | Haup­tkri­teri­um: „ver­bale Leit­fos­silien“ | Keine Rolle spielt: Häu­figkeit, Gebrauch, Sprachliches.

Eben­falls gute Tra­di­tion ist, dass sich das „Wort des Jahres“ konzeptuell auch als „Unwort des Jahres“ eignen würde. Die unab­hängige Jury des Unworts hat deshalb sog­ar eine ver­gle­ich­sweise dankbare Auf­gabe — und löst Sie seit eini­gen Jahren recht ordentlichTer­min­vorher­sage: 15.–18. Jan­u­ar | Nominierun­gen: Kan­di­dat­en und Kür wer­den meist einen Tag vorher per Pressemit­teilung angekündigt (auf  Leit­presse acht­en). Haup­tkri­teri­um: Men­schen­würde | Keine Rolle spielt: –.

Bere­its, ö, am Laufen ist die Wahl zum „Jugend­wort des Jahres“, ini­ti­iert von einem Ver­lag mit umfan­gre­ichem Kat­a­log zur Jugend­sprache. Dort nominiert und entschei­det ange­blich son Pub­likum. (Nicht gek­lärt ist, woraus es sich rekru­tiert und aus welchem Sozi­olekt die Kan­di­dat­en kom­men sollen.) Ter­min­vorher­sage: 26. Novem­ber — 5. Dezem­ber | Nominierun­gen: kön­nen hier einge­se­hen wer­den (wenn Sie einen Bild­schirm haben, der in der Bre­ite einen hal­ben und in der Länge etwa zehn Meter misst, kön­nten Sie auch etwas erken­nen) | Haup­tkri­teri­um: unbekan­nt | Keine Rolle spielt: Jugend­sprache.

Wir wür­den ja gerne behaupten, dass das Beste zum Schluss kommt. Aber wir find­en, dass es bess­er klingt, wenn wir sagen, dass die Wahl zum „Anglizis­mus des Jahres“ alle anderen über­strahlt. Denn wir lassen ab sehr bald vom Pub­likum nominieren und disku­tieren dann gewohnt aus­führlich, unter­halt­sam, kon­tinuier­lich, trans­par­ent — und anhand knall­har­ter, lin­guis­tis­ch­er Kri­te­rien. Ter­min­vorher­sage: Jan­u­ar 2014 | Nominierun­gen: von unsere/n Leser/innen | Haup­tkri­teri­um: Entlehnung-Aktu­al­ität-Ver­bre­itung | Keine Rolle spielt: schlechte Laune.

7 Gedanken zu „Wortwahlplaner

  1. Jenny

    Ich war natür­lich gle­ich auf der Seite zum Jugend­wort des Jahres, man regt sich ja gern ein biss­chen auf, finde neben den vorgeschla­ge­nen Wörtern aber vor allem den zusam­men­fassenden Slo­gan ein­fach zu her­rlich: “Sprache — der Fußab­druck dein­er Gedanken.” Äh ja.
    Schönes Woch­enende dann!

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    1. Anatol Stefanowitsch

      @ Muriel: Die Unwort-des-Jahres-Jury hat seit eini­gen Jahren (ich glaube, seit drei) eine neue Vor­sitzende, die ihre Sache offen­sichtlich ver­ste­ht. Alles, was davor war, kann man get­rost vergessen.

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      1. Muriel

        Jet­zt zwing mich noch, meine über Jahrzehnte liebge­wonnenen Vorurteile zu überdenken.
        Als näch­stes darf ich nicht mehr mein Lieblings­gericht beim Namen nen­nen. Ver­dammte Moralkeule.

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  2. Christoph Päper

    Dann nominiere ich jet­zt schon­mal whistle­blow­er, das zwar auch schon vor Snow­den vorkam (bspw. wegen Man­ning und Wik­ileaks), durch ihn aber den Durch­bruch geschafft haben dürfte. Ich habe nicht nachgeguckt, aber ver­mut­lich hat es deswe­gen auch schon in den Vor­jahren kandidiert.

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    1. Susanne Flach Beitragsautor

      @Christoph Päper: Die Nominierun­gen sam­meln wir ab mor­gen hier, deshalb da dann noch mal ein­tra­gen! Und: ja, Whistle­blow­er war sog­ar schon mehrfach nominiert, aber das ist ja kein Hinderungsgrund.

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