Blogspektrogramm 14/2016

Von Anatol Stefanowitsch

Und hier die sprach­lichen Lek­türetipps zum Son­ntag, dies­mal mit Vok­a­beln der neuen Recht­en, geschlecht­sneu­tral erzo­ge­nen Katzen, den beliebtesten Vor­na­men und leichter Sprache.

Pegi­da und die AfD verän­dern nicht nur die poli­tis­che Land­schaft son­dern auch den öffentlichen Diskurs. In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG wer­den einige Kampf­be­griffe der neuen Recht­en – von „Lügen­presse“ bis „Gen­der­wahn“ – unter die Lupe genom­men.

A pro­pos „Gen­der­wahn“ – während in Deutsch­land schon ein Schrägstrich (Student/in) reicht, um das Feuer der Jed­er-nach-mein­er-Façon-Frak­tion auf sich zu ziehen, braucht es in den USA wegen der weit­ge­hend geschlecht­sneu­tralen Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen des Englis­chen schon schw­erere Geschütze. Zum Beispiel die Ver­wen­dung des Plu­ral­pronomens they als geschlecht­sneu­trale Sin­gu­lar­form (im Sprachlog schon ein­mal hier disku­tiert). Eine Jour­nal­istin der WASHINGTON POST übt diese Form für sich, indem sie ihre Katzen „geschlecht­sneu­tral erzieht“ (den Kommentator/innen des Artikels gefällt das nur bedingt).

Auch die Namen der bei­den betrof­fe­nen Katzen sind ungewöhn­lich: „Trou­ble“ und „Essence“. Die beliebtesten Vor­na­men des Jahres 2015 in Deutsch­land sind da sehr viel nor­maler, wie die Auswer­tung der GESELLSCHAFT FÜR DEUTSCHE SPRACHE zeigt – es führen wie schon im let­zten Jahr die sehr geschlechtsspez­i­fis­chen Namen „Sophie/Sofie“ und „Max­i­m­il­ian“.

Schließlich hat sich auch unser Autor Ana­tol Ste­fanow­itsch mal wieder in der Presse geäußert, aus­nahm­sweise mal nicht zu geschlecht­sneu­traler Sprache (oder Emo­jis), son­dern zur „Leichte Sprachen“ und zum The­menkom­ples Sprache, Denken und poli­tis­che Manip­u­la­tion. Im Schweiz­er MIGROS MAGAZIN ist ein län­geres Inter­view erschienen.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

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