Archiv der Kategorie: Schplock

In dieser Kat­e­gorie befind­en sich die Beiträge aus Kristin Kopfs Blog Sch­plock (2007–2012)

[Unterschreibtipp] Rücktrittsforderung Koch-Mehrin

Von Kristin Kopf

Heute ein schneller Link­tipp zum Unter­schreiben. Mit der Causa Koch-Mehrin seid ihr sich­er ver­traut – sie hat in ihrer (stipen­di­enge­förderten, Dank an suz) Dok­torar­beit plagi­iert und den Titel entsprechend ver­loren, hat dabei kon­se­quent schlecht­en Stil bewiesen, ist von ihren poli­tis­chen Ämtern zurück­ge­treten, aber Mit­glied des Europäis­chen Par­la­ments geblieben. Als eben­solch­es sitzt sie jet­zt im Auss­chuss für Indus­trie, Forschung und Energie (was für eine Ressortkom­bi­na­tion …) des Europäis­chen Par­la­ments (und die aberkan­nte Pro­mo­tion ste­ht da noch im Lebenslauf, jip­pie).

Ich kön­nte es nicht bess­er for­mulieren als der Ini­tia­tor der Rück­trittspe­ti­tion, Ana­tol Ste­fanow­itsch:

Nur wenige Tage später lässt sie sich zum Vollmit­glied im Auss­chuss für Indus­trie, Forschung und Energie des Europa­parla­ments wählen [1, 2].

Nochmal langsam: Eine unein­sichtige akademis­che Hochsta­p­lerin lässt sich wenige Tage, nach­dem eine der ältesten und ange­se­hen­sten Uni­ver­sitäten Europas ihr ihren Dok­tor­ti­tel ent­zo­gen hat, in einen Auss­chuss des Europäis­chen Par­la­ments wählen, der Entschei­dun­gen über Forschungs­fra­gen trifft.

Nur, falls es jemand immer noch nicht ver­standen hat: Deutsch­land wird im Forschungsauss­chuss des Europa­parla­ments durch eine über­führte wis­senschaftliche Betrügerin repräsen­tiert.

Das geht sowas von gar nicht. Die Frau muss da weg, und wenn ihr das auch find­et, dann lege ich euch das Unterze­ich­nen der entsprechen­den Peti­tion sehr ans Herz (für den deutschen Text ein bißchen runterscrollen).

Das hat nun keinen ganz direk­ten Lin­guis­tik­bezug, obwohl man mit etwas Zeit sich­er einen her­stellen kön­nte. (Seit Gut­ten­berg will ich eigentlich schon was zu foren­sis­ch­er Sti­l­analyse schreiben, bin aber bish­er noch nicht dazu gekom­men.) Aber es hat Wis­senschafts­bezug und ist mir deshalb sehr, sehr wichtig. Ich hoffe, euch auch!

Etymologiequiz die Zweite

Von Kristin Kopf

Nach­dem das erste Ety­molo­giequiz ganz gut lief, kommt heute die zweite Ausgabe:

In diesem Wor­dle sind immer mehrere Wörter miteinan­der ver­wandt, das heißt sie gehen auf eine gemein­same Wurzel in ein­er früheren Sprach­stufe zurück, und, ich zitiere mich selbst

[d]ie Ver­wandtschaft kann ziem­lich weit zurück­ge­hen, weshalb der Bezug bei den wenig­sten offen­sichtlich ist. So wür­den, wären sie drin, Etat und Dis­tanz zusam­menge­hören, denn Etat kommt über frz. état aus lat. sta­tus ‘Zus­tand’, was zu stāre ‘ste­hen’ gebildet wurde und Dis­tanz kommt von lat. dis­tan­tia, ein­er Abstrak­t­bil­dung zu dis­tāre ‘voneinan­der weg­ste­hen’, das sich aus dis- und stāre ‘ste­hen’ zusam­menset­zt.

Im Gegen­satz zum let­zten Mal sind es dies­mal nicht immer Paare, es kön­nen auch drei Wörter zusam­menge­hören. (Ins­ge­samt gibt es 16 Grup­pen.) Lösungsvorschläge und wilde Speku­la­tio­nen kön­nen in die Kom­mentare gepostet wer­den und erscheinen dann alle auf ein­mal am näch­sten Mon­tag. Und wie let­ztes Mal will ich darauf hin­weisen, dass der Blick in ein ety­mol­o­gis­ches Wörter­buch die ganze Sache lang­weilig macht. Aber muss man selb­st wissen 😉

Viel Spaß!

Update (20.6.2011): So, jet­zt gibt’s auch die Lösung. David hat alles richtig, her­zlichen Glück­wun­sch! Und für die visuell Ver­an­lagteren nach dem Cut … Weit­er­lesen

Von EHEC zu Ehec

Von Kristin Kopf

Mir ist heute aufge­fall­en, dass sich <EHEC> in <Ehec> ver­wan­delt hat – und zwar enorm schnell. Man ken­nt das ja von anderen Akro­ny­men wie <AIDS>/<Aids> oder aktueller <SARS>/<Sars>, aber da hat es, bilde ich mir ein, doch ein Stückchen länger gedauert und bei­de Schreib­weisen sind üblich (bei AIDS) oder gar duden­sank­tion­iert (bei SARS).

Bei der Suche nach Ehec im faz.net-Archiv zeigt sich, dass es mit der Anpas­sung sog­ar noch schneller ging, als ich dachte:

Absolute Zahlen <EHEC> vs. <Ehec> bei faz.net.

Schon am vierten Tag der Berichter­stat­tung dominierte <Ehec>. Eine kluge Wahl, wis­sen damit dann doch auch die Fernsehlosen, dass man das Ding nicht E‑ha-e-ze ausspricht. (Nein, ich war nicht die einzige in meinem Umfeld!) Andere Medi­en hal­ten an EHEC fest, so z.B. die ARD mit der Tagess­chau.

SARS hinge­gen Weit­er­lesen

1/2 7 vs. 7 1/2 Uhr

Von Kristin Kopf

Achim hat kür­zlich in einem Kom­men­tar nach ein­er speziellen Uhrzei­tangabe gefragt:

Mir ist bei den Uhrzeit­en einge­fall­en, dass früher (man find­et es z.B. auf alten The­aterzetteln in Pro­grammheften) Uhrzei­tangeben wie „7 1/2 Uhr abends“ üblich waren. Ich tippe ja, dass das „19.30“ und nicht „18.30“ bedeutet, aber hat da jemand Hand­festeres als meine Ver­mu­tung? Ist ja inter­es­sant, dass das neben „halb acht“ existiert hat.

Die Schreib­weise mit nachgestell­tem ½ find­et sich tat­säch­lich häu­fig in älteren Tex­ten, so zum Beispiel hier:

… Von München tre­f­fen diese Pack­wä­gen am Mittwoch um 10 1/2, und am Son­ntag um 7 1/2 Uhr Abends dahi­er ein, und gehen am Mittwoch um 10 3/4 und am Son­ntag um 7 3/4 Uhr Abends nach Regens­burg ab.

Dass es sich nicht um eine Vari­ante von ½ 7 (halb sieben) han­delt, wird schnell klar, wenn man sich Weit­er­lesen

[Lesetipp] Fugen‑s auf dem Vormarsch

Von Kristin Kopf

Heute mal ein Lesetipp in eigen­er Sache: Die Press­es­telle der Uni Mainz hat eine, wie ich finde ganz gelun­gene, Pressemit­teilung zu meinem Pro­mo­tion­spro­jekt veröf­fentlicht. Wer sich also dafür inter­essiert, woran ich so arbeite, kann es hier nach­le­sen gehen.

Kurzer Diskussionshinweis

Von Kristin Kopf

Kein richtiger Artikel, nur ein schneller Hin­weis: In den Kom­mentaren zu Wir gedenken an den Tod von Jesus hat sich eine Diskus­sion darüber entspon­nen, ob man sprach­liche Phänomene, und beson­ders Sprach­wan­del, langfristig als gut oder schlecht beurteilen kann und sollte. Ich finde es span­nend zu lesen, auch wenn ich das Gefühl habe, dass wir uns nicht so recht aneinan­der annähern.

Übri­gens habe ich dieses gedenken an jet­zt hier so oft gele­sen, dass ich jedes Mal beim Aufrufen des Beitrags stutze und über­lege, was daran noch mal so selt­sam war. (A pro­pos stutzen: Die 49. StuTS nähert sich und wird zweifel­sohne großartig!)

Der andere Mai

Von Kristin Kopf

Ihr ken­nt doch sich­er “das andere Links” – aber wusstet ihr, dass es auch mal einen “anderen Mai” gab? Also known as Juni.

Diese Benen­nung wird logis­ch­er, wenn man weiß, dass ander­er nicht immer nur seine heutige Bedeu­tung besaß, die ja so unge­fähr ‘nicht dieser’ ist. Schaut mal diese Bibel­stellen aus dem ersten Buch Gen­e­sis von ca. 1466 (Straßburg) und 1494 (Lübeck) an:

(1) … vnd es war gemacht abent und der mor­gen DER ANDER TAGE. (2) … und van deme auende vnd van deme morghen waert DE ANDER DACH

Bei Luther heißt die entsprechende Stelle:

7 Da machet Gott die Feste / vnd schei­det das wass­er vnter der Fes­ten / von dem wass­er vber der Fes­ten / Vnd es geschach also.
8 Vnd Gott nen­net die Fes­ten / Himel. Da ward aus abend vnd mor­gen der ander Tag.

Für die nicht ganz so Bibelfesten noch deut­lich­er wird es dann, wenn man sich das Inhaltsverze­ich­nis der Luther­bibel anschaut, oder auch sowas hier: Weit­er­lesen

Wir gedenken an den Tod von Jesus

Von Kristin Kopf

Spiegel online berichtet darüber, dass ein Pfar­rer eine Tode­sanzeige für Jesus geschal­tet hat und zur Gedenk­feier ein­lädt. So weit, so triv­ial. Allerd­ings ist der Text mit einem Bild der Anzeige illus­tri­ert, und das fand ich span­nend. Da heißt es nämlich:

Wir gedenken an den Tod von

Jesus Ben Josef

genan­nt der “König der Juden”
*04 v. Chr. †34 n. Chr.

Das Verb gedenken in der Bedeu­tung ‘sich ehrfurchtsvoll erin­nern an’ geht in meinem Kopf näm­lich nur mit einem Objekt im Gen­i­tiv oder Dativ zusam­men, also Wir gedenken des Todes von … oder Wir gedenken dem Tod von … Let­zteres noch nicht ganz so salon­fähig, aber ich prog­nos­tiziere gute Aus­sicht­en, weil wir generell Gen­i­tivob­jek­te abbauen. (Auch wenn sich der unsägliche Bas­t­ian Sick dabei im Grab umdr darüber geifer­nd ereifert.)

Erster Gedanke also: Man hat hier an denken oder die Wen­dung in Gedenken an gedacht und Kon­se­quen­zen daraus gezo­gen. Zweit­er Gedanke: Stop! Wer weiß, das kann auch alt sein. Weit­er­lesen

Haarige Sache

Von Kristin Kopf

So, JJ und radier­er haben das Ety­molo­giequiz per­fekt gelöst! Ich hat­te ja einen Preis mit Ety­molo­giebezug ver­sprochen (den jet­zt ein­fach bei­de kriegen), was hal­tet Ihr von Olschan­skys “Täuschende Wörter”? Und als Trost­preis für alle anderen Teil­nehmer gibt’s einen Link zu Spec­Grams Etym­Geo™, wo man Städte­na­men rauskriegen muss – abso­lut empfehlenswert.

Gut, For­mal­itäten gek­lärt, jet­zt weit­er mit der Nach­be­tra­ch­tung aus­gewählter Wortpaare:

Zopf und Weiterlesen

Zwei Auswüchse

Von Kristin Kopf

Das Ety­molo­giequiz ist vor­bei und ich will ein paar der Wort­paare in den näch­sten Tagen noch ein wenig näher beleucht­en. Los geht’s mit dem Dau­men und seinem Partnerwort …

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