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Dagegen ist kein Mittel gewachsen

Von Kristin Kopf

Auf der Fahrt zur DGfS-Tagung im März fiel mir fol­gen­des “Falt­blatt Ihr Reise­plan” in die Hand:
mittelgewachsen1

Es dauerte eine ganze Weile, bis mir klar wurde, woher mein Unbe­ha­gen stammte: Statt kein Kraut gewach­sen ste­ht in der Wer­beanzeige kein Mit­tel. Selt­sam, zumal es um ein pflan­zlich basiertes Mit­tel geht, Kraut also vol­lkom­men angemessen gewe­sen wäre. Lange habe ich mir den Kopf darüber zer­brochen, ob es nun Absicht (dazu schien es mir zu unauf­fäl­lig) oder ein Verse­hen (dazu schien es mir zu pro­fes­sionell) war. Oder ob sich die Wen­dung gar verän­dert? Let­zteres ist schnell über­prüf­bar, eine kurze Googelei führt zu 39 Tre­f­fern1 für “kein Mit­tel gewach­sen” – ein paar Kostproben:

Die Suche nach “kein Kraut gewach­sen” erzielt hinge­gen 38.500 Tre­f­fer – sieht also so aus, als sei es eher ein Versprecher/Verschreiber als ein Wan­del­prozess. Wie kamen die Leute aber auf Mit­tel, warum wird die Ver­tauschung doch rel­a­tiv häu­fig gemacht?

Wahrschein­lich hat das mit anderen Wen­dun­gen zu tun, die etwas ähn­lich­es aus­drück­en wie dage­gen ist kein Kraut gewach­sen, z.B. da(gegen) hil­ft kein Mit­tel, es gibt kein Mit­tel gegen X, etc. Die große inhaltliche Ähn­lichkeit führt dazu, dass Kraut leicht gegen Mit­tel aus­ge­tauscht wer­den kann. Das nen­nt man “Kon­t­a­m­i­na­tion”. Weit­ere Beispiele2 sind:

(1) Sei mir nicht übel. < Sei mir nicht böse + Nimm’s mir nicht übel

(2) Er ist mit auf die Pelle getreten. < Er ist mir auf die Pelle gerückt + Er ist mir auf die Füße getreten

Das Wele­da-Rät­sel ist übri­gens gelöst, das Unternehmen hat mir auf eine Anfrage geantwortet:

Es wurde in der Wer­beanzeige für Fer­rum phos­pho­ricum comp. absichtlich „Kraut“ durch „Mit­tel“ erset­zt, weil es ein wenig irri­tiert wodurch die Aufmerk­samkeit erhöht wird.

Trau­rige Nachricht­en, macht mich das doch zum unwilli­gen Werkzeug der Wer­bekam­pagne. Glück­licher­weise ist die Erkäl­tungs­sai­son erst­mal vor­bei, sodass sich hier hof­fentlich auch nie­mand bewor­ben fühlt.

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Sportreporterkontaminationen

Von Kristin Kopf

Diese bei­den wun­der­baren Äußerun­gen haben mich fast davon überzeugt, dass es sich lohnt, Sportre­portern zuzuhören1:

… ist das große Unschuld­slamm vom Lande.… ein Baum­fäller von einem Mann …

Bei­des aufgeschnappt bei der SWR1-Europameis­ter­schafts­berichter­stat­tung. Es war das Spiel mit den ganzen Bild- und Tonaus­fällen. Deutsch­land gegen irgendwen. Glaube ich.

Eben mal ein bißchen gegooglet — jemand anders hat den Baum­fäller auch gehört: da. Ver­wen­det hat ihn im ganzen weit­en Inter­net aber kein zweiter.
Das Unschuld­slamm vom Lande hinge­gen scheint weit ver­bre­it­et zu sein: 37 Tre­f­fer! Darunter der Focus (Rus­s­land & Verona Pooth) und die Berlin­er Zeitung. Gegen die Unschuld vom Lande ver­liert das Lamm dann aber doch nach wie vor: 43.200.

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