Jugendwort

Von Anatol Stefanowitsch

Lexiko­grafie kann man gut machen, oder man kann sie so machen, wie Lan­gen­schei­dt das alljährlich mit dem Wörter­buch „Hä? Jugend­sprache Unplugged“ macht.

Wenn man sie gut macht, ist Lexiko­grafie span­nend, eine Art sprach­liche Detek­ti­var­beit. Zunächst muss man sys­tem­a­tisch die Wörter iden­ti­fizieren, die in das Wörter­buch aufgenom­men wer­den sollen. Das geschieht tra­di­tioneller­weise durch bele­sene Men­schen, die Wörter sam­meln, von denen sie denken, dass sie noch nicht im Wörter­buch ste­hen. Bei mod­er­nen Wörter­büch­ern wer­den riesige Daten­banken elek­tro­n­is­ch­er Texte hal­bau­toma­tisiert durch­forstet. Dann muss man für jedes dieser Wörter möglichst viele authen­tis­che Belege find­en, die einem Infor­ma­tio­nen über die Bedeu­tung der Wörter, deren gram­ma­tis­chen Zusam­men­hänge und deren sprach­liche Ebene (umgangssprach­lich, fach­sprach­lich, usw.). Tra­di­tioneller­weise wur­den diese Belege in riesi­gen Zettelkästen gesam­melt und sortiert, heutzu­tage helfen auch hier elek­tro­n­is­che Daten­bänke. Wer sich für die tra­di­tionelle Kun­st der Wörter­buch­mach­er inter­essiert, dem sei Simon Win­ches­ters impe­r­i­al-über­he­blich­es, lan­gat­miges und arg in die eigene Schreibfer­tigkeit und human­is­tis­che Bil­dung ver­liebtes aber trotz­dem irgend­wie infor­ma­tives Buch The Mean­ing of Every­thing emp­fohlen. Es erzählt die Geschichte des Oxford Eng­lish Dic­tio­nary, dem beein­druck­end­sten Wörter­buch der Welt.

Wenn man sie schlecht macht, ist Lexiko­grafie eine trüb­sin­nige Sache — so, wie der von Lan­gen­schei­dt in Zusam­me­nar­beit mit der Jugendzeitschrift „SPIESSER“ ver­anstal­teten Wahl zum „Jugend­wort des Jahres 2008“.

Hip und frech und mit bun­ten Kleck­sen wer­den die Jugendlichen auf der Web­seite dieser Aktion begrüßt:

Jet­zt bekommt ihr, was euch zuste­ht: ein ganz eigenes Wort! Und wer entschei­det über das Jugend­wort des Jahres? Natür­lich ihr! 

Hm. Es geht doch um Jugend­sprache? Würde die nicht sowieso den Jugendlichen gehören? Aber sie dür­fen selb­st entschei­den, obwohl sie doch noch gar nicht volljährig sind.

Fol­gt man dem Link „zum VOTING“, kommt man auf eine Seite, auf der den Jugendlichen dreißig Wörter präsen­tiert wer­den, unter denen sie ihr Wort des Jahres auswählen dür­fen. Allerd­ings schöpft der kri­tis­che Beobachter gle­ich wieder Ver­dacht: den Wörtern sind Über­set­zun­gen zur Seite gestellt. Aber es geht doch um Jugend­sprache? Müssten die Jugendlichen dann die Bedeu­tung dieser Wörter nicht ohne­hin ken­nen? Gut, vielle­icht wer­den die Def­i­n­i­tio­nen nur für uns Nichtju­gendliche (im „Jugend­slang“, wie wir weit­er unten erfahren wer­den, als „Gam­melfleisch“ beze­ich­net) mitgeliefert.

Wenn man sich diese Liste dann durch­li­est, möchte man die Lan­gen­schei­dt-Wörter­büch­er, von denen man als Sprach­wis­senschaftler ja nun ein­mal reich­lich im Regal ste­hen hat, am lieb­sten sofort ver­steck­en oder wenig­stens grün-blau umlack­ieren. Denn die Liste ste­ht für alles, was man in der Lexiko­grafie falsch machen kann: sie enthält wed­er Wörter, die vor­rangig (oder über­haupt) von Jugendlichen ver­wen­det wer­den, noch stim­men dort, wo die Wörter über­haupt existieren, die Def­i­n­i­tio­nen. Und das dürfte daran liegen, dass die Wörter ganz offen­sichtlich nicht von Ken­nern jugendlichen Sprachge­brauchs aus­gewählt wur­den und dass sich nie­mand die Mühe gemacht hat, ihren Ver­wen­dungs­bere­ich oder ihre Bedeu­tung auch nur ober­fläch­lich anhand von authen­tis­chen Bele­gen zu erkunden.

Gehen wir die Liste doch Wort für Wort durch, auch, wenn das schmerzhaft ist.

1. Bild­schirm­bräune „blasse Haut eines Computerfreaks“

Dieses Wort gibt es tat­säch­lich, aber es wird nicht von Jugendlichen ver­wen­det, son­dern haupt­säch­lich von den „Com­put­er­f­reaks“ (sagt das heute noch jemand?) selb­st — wenn man mit „Com­put­er­f­reaks“ Gamer meint: Glaubt man Google, dann stammt fast jede dritte Ver­wen­dung des Begriffs aus „World-of-Warcraft“-Foren.

2. Daten­zäpfchen „USB-Stick“

Dieses Wort liefert genau einen einzi­gen Tre­f­fer (mit „Tre­f­fer“ meine ich hier nur Vorkom­men, in denen das Wort tat­säch­lich ver­wen­det wird, ich habe deshalb alle „Slang­wörter­büch­er“ und alle Berichte über das „Jugend­wort des Jahres“ aus der Suche ausgeschlossen):

…gibt es eine Möglichkeit die aktuelle Ver­sion auf ein “Daten­zäpfchen” zu bekom­men und boot­bar zu machen… (Link)

Über den Ver­fass­er dieses Satzes weiß man nur, dass er sich R2D2 nen­nt — mit „Star Wars“ dürfte sich aber wohl eher meine Gen­er­a­tion iden­ti­fizieren. Mit anderen Worten: wieder nicht ger­ade typ­is­che Jugendsprache.

3. die Sock­en scharf machen „auf­brechen“

Naja. Das kenne ich schon aus mein­er Jugend, und schon damals war es nur ein Beispiel für Jugend­sprache, das kaum jemand wirk­lich ver­wen­det hat. Es find­et sich als solch­es z.B. in diesem Buch aus dem Jahre 1984. Jugend­wort des Jahres 2008? Ein Viertel­jahrhun­dert zu spät.

4. Eierkocher „Whirlpool“

Vielle­icht habe ich sie unter den tausenden von Tre­f­fern für tat­säch­liche Eierkocher überse­hen, aber soweit ich das sehen kann, wird das über­haupt nicht ver­wen­det. Es klingt für mich auch mehr nach Atze Schröder als nach Jugendlichen (die ver­mut­lich nicht sehr oft über Whirlpools reden).

5. Emo­tuch „Palästi­nenser­schal“

Diesen Begriff habe ich noch nie gehört — er stammt möglicher­weise aus ein­er Reportage des Fernsehsenders RTL, in der es im fol­gen­den Satz auf­taucht: „Er trägt das typ­is­che Emo-Tuch, Pali genan­nt.“ Wenn es Pali genan­nt wird, sollte das dann nicht eigentlich auf der Kan­di­daten­liste für das Jugend­wort ste­hen? Ohne­hin ist mir noch nie aufge­fall­en, dass Emos Palesti­nensertüch­er tragen.

6. Gam­melfleis­ch­par­ty „Ü‑30-Par­ty“

Oh, nein. Das Wort Ü‑30-Par­ty ist schlimm genug. Ach was, schon die Tat­sache, dass es solche Par­tys gibt, ist kaum zu ertra­gen. Aber Jugendlichen zu unter­stellen, sie inter­essierten sich für solche Par­ties aus­re­ichend, um ein Wort dafür zu erfind­en zeigt, wieviel die Mach­er der Liste von Unter-Dreißigjähri­gen ver­ste­hen. Der einzige echte Tre­f­fer, den ich find­en kon­nte, ist ein Zitat aus ein­er Büt­tenrede — dass die ein Jugendlich­er gehal­ten hat, darf bezweifelt werden. 

7. Geld-zurück-Gesicht „Pick­el­gesicht“

Kein einziger Treffer.

8. Glu­ta­mat-Palast „Schnel­lim­biss“

Es find­en sich sat­te 7 Tre­f­fer, keineswegs nur von Jugendlichen pro­duziert. Mit der Bedeu­tung liegt Lan­gen­schei­dt dafür klar daneben: Das Wort beze­ich­net in allen Fällen China-Imbisse.

9. Hard­wareprob­lem „Poten­zstörung“

Bei den vie­len echt­en Hard­wareprob­le­men habe ich vielle­icht etwas überse­hen, aber selb­st bei Hard­wareprob­lem +Sex habe ich keine Tre­f­fer gefunden.

10. Heuch­lerbe­sen „Blu­men­strauß“

Hier find­en sich ganze 10 Tre­f­fer, die alle sehr angestrengt klin­gen (meis­tens wird das Wort Blu­men­strauß erk­lärend mit­geliefert), und die keineswegs alle von Jugendlichen stam­men. Für mich klingt das wieder ganz klar nach Atze Schröder.

11. Hob­byan­gler „Play­boy, Frauenheld“

Es gibt zuviele echte Hob­byan­gler, ich kann also nicht auss­chließen, dass ich da etwas überse­hen habe.

12. isoli­iert „wegen ein­er Beziehung von den Fre­un­den isoliert“

Außer ein paar Tippfehlern kein einziger Tre­f­fer. Ist auch ein sel­ten bescheuertes Wortspiel.

13. Kalbfleisch-Knop­pers „Dön­er“

Kein. Einziger. Treffer.

14. Käsien „Nieder­lande“

Die meis­ten Tre­f­fer beziehen sich auf ein fik­tives Kön­i­gre­ich Käsien aus dem Musi­cal „Max und die Käse­bande“ von 1960.

Ein paar Tre­f­fer, bei denen sich das Wort auf die Nieder­lande bezieht, find­en sich zwar, aber die sind uralt und stam­men nicht von Jugendlichen. 

15. knuseln „miteinan­der schlafen“

Es find­en sich Tre­f­fer mit den Bedeu­tun­gen basteln, knus­pern, knud­deln, kusche­lig faulen­zen, und möglicher­weise auch Sex haben (der Urhe­ber dieses Beispiels ist laut sein­er Pro­fil­seite allerd­ings schon 42 Jahre alt).

16. krö­nungs­bedürftig „toll, super“

Das ist nur dann Jugend­sprache, wenn dieser Wein­han­del von Jugendlichen betrieben wird.

17. Miet­maul „Recht­san­walt“

Hm. Jugend­sprache ist das nicht und die Bedeu­tung stimmt auch nicht. Das Wort ist eine abfäl­lige Beze­ich­nung für Men­schen, die ihre Autorität verkaufen, wie dieses typ­is­che Beispiel aus einem Ärzteblatt von 2003 zeigt:

Dass ange­se­hene Ärzte auf PR-Ver­anstal­tun­gen gegen Hon­o­rar das „Miet­maul“ geben und Wer­bung für Arzneimit­tel machen.

Die Verknüp­fung zum Anwalts­beruf kön­nte durch den Titel des Buch­es „Läufer, Miet­maul, König. Anwälte an der Schnittstelle von Recht und Macht“ von 2005 stam­men. Aber der Titel sagt nur, dass Anwälte als Miet­mäuler tätig sein kön­nen, nicht, dass die Wörter das­selbe bedeuten. Und warum die Experten von Lan­gen­schei­dt annehmen, das Buch sei von Jugendlichen geschrieben, bleibt wohl ihr Geheimnis.

18. Natur­woll­sock­en „starke Beinbehaarung“

Das Wort kenne ich schon aus dem dem PONS-Wörter­buch der Jugend­sprache 2007. Echte Tre­f­fer find­en sich kaum.

19. Perl­huhn „eitles Mäd­chen in teuren Klamotten“

Ich habe viele leckere Rezepte für Perl­huhn gefun­den, mehr aber nicht.

20. Pflaster­porsche „Rol­la­tor“

Uralt. Und kein einziger authen­tis­ch­er Treffer.

21. Pis­se­ria „Toi­lette“

Ja, ein paar Tre­f­fer find­en sich, aber die stam­men nicht von Jugendlichen.

22. Rent­ner­bra­vo „Apothekenum­schau; Todesanzeigen“

Nicht. Von. Jugendlichen.

23. riestern „sich (beim Karten­spiel) absichern“

Ich hat­te keine Lust, danach zu suchen. Aber: Jugendliche wis­sen, was Riestern ist? Das wäre doch höchst erfreulich.

24. schmusig „gut“

Ich finde nur Tre­f­fer, wo schmusig „schmusig“ bedeutet.

25. Sech­ser­pasch „Zeug­nis“

Keine Tre­f­fer.

26. Stock­ente „Nordic-Walk­er“

Och, nö.

27. Stre­ber­burg „Bib­lio­thek“

Kein einziger Treffer.

28. süff­isant „amüsant durch viel Alkohol“

Schw­er, danach zu suchen.

29. unter­hopft sein „Lust auf Bier haben; noch nicht betrunk­en genug sein“

Ja, zur Abwech­slung ist das mal wieder ein echt­es Wort. Ver­wen­det wird es über­durch­schnit­tlich häu­fig von Men­schen, die in Sportvere­inen organ­isiert sind, egal ob jung oder alt.

30. Zorn­röschen „zick­iges, belei­digtes Mädchen“ 

Der häu­fig­ste Tre­f­fer ist eine gle­ich­namige Kon­tak­t­stelle für Opfer sex­uellen Miss­brauchs. Aber es wird auch in Büt­tenre­den ver­wen­det. Und auf emo-mäßi­gen T‑Shirts.

Zusam­men­fassend kön­nen wir fes­thal­ten: Nichts auf dieser lächer­lichen Liste erin­nert auch nur im ent­fer­n­testen an Jugend­sprache. Es macht zwar Spaß, sich darüber lustig zu machen, aber es macht mich auch ein wenig wütend — aus min­destens zwei Grün­den: Erstens triv­i­al­isieren sie die Lebenswelt von Jugendlichen, die den­jeni­gen, die ihr entwach­sen sind, ohne­hin nur als Ansamm­lung von Klis­chees präsen­tiert wird. Jede Gen­er­a­tion von Jugendlichen schafft sich eigene Kom­mu­nika­tions­for­men und dazu gehören (eher am Rande) auch Redewen­dun­gen und Wörter. Es wäre nicht schw­er, diese sauber zu unter­suchen (Peter Schlobin­s­ki von der Uni­ver­sität Han­nover tut das zum Beispiel).

Zweit­ens triv­i­al­isieren solche Lis­ten die Tätigkeit von Lexiko­grafen im All­ge­meinen und denen, die bei Lan­gen­schei­dt beschäftigt sind im Beson­deren. Wenn ich Lexiko­graf bei Lan­gen­schei­dt wäre und dort an einem ern­sthaften Wörter­buch arbeit­ete, wäre ich über diese Liste höchst erbost, denn sie kön­nte den Ein­druck erweck­en, dass Lexiko­grafen sich Wörter­buchein­träge nach belieben aus­denken. Das tun sie aber nicht, auch nicht, wenn es um schein­bar mar­ginale Bere­iche der Sprache geht. Als Beispiel möge man sich das Oxford Dic­tio­nary of Mod­ern Slang anse­hen, in dem für jedes „Slang“-Wort der schriftliche Erst­be­leg, eine dif­feren­zierte Aufzäh­lung der Bedeu­tun­gen und häu­fig Hin­weise zur Herkun­ft zu find­en sind, z.B. in fol­gen­dem Beispielein­trag zu McCoy:

McCoy noun In the phr. the real McCoy (or Mack­ay, McK­ie): the ‘gen­uine arti­cle’; the real thing. 1883–. GUARDIAN Sadler’s Wells is play­ing host to the regal off­spring Roy­al Bal­let, and not, please note, a sec­ond eleven but the real Macoy [sic] (1972). [Ori­gin uncer­tain; amongst the sug­gest­ed deriva­tions are that in its orig­i­nal form, the real Mack­ay, it refers to the true chief­tain of the clan Mack­ay, a much dis­put­ed posi­tion, and that the vari­ant the real McCoy (first record­ed in 1922) refers to Kid McCoy, the pro­fes­sion­al name of US box­er Nor­man Sel­by (1873–1940), who was nick­named ‘the real McCoy’ to dis­tin­guish him from oth­er box­ers who tried to use his name.]

Lan­gen­schei­dt! Bitte! Das kön­nt ihr auch, ihr müsst es nur wirk­lich, wirk­lich wollen.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

39 Gedanken zu „Jugendwort

  1. mus

    Ich bin in den 80er Jahren geboren, also noch nicht soo alt und nehme für mich — auch durch die Arbeit mit Jugendlichen — in Anspruch, noch nicht völ­lig “out of touch” zu sein. Schaue ich aber in diese “Wörter­büch­er” hinein, graust es: Der PONS kommt nicht nur ver­al­tet und albern daher, son­dern auch noch angestrengt — wenn z.B. das Verb “pon­sen” ern­sthaft als Jugend­sprache sug­geriert wird (ana­log zu “googeln/googlen”). Trau­rig, sowas; viel trau­riger allerd­ings ist, dass sich Leute sowas kaufen — und wom­öglich auch noch für voll nehmen.

    Mein­er Erfahrung nach wer­den solche trash-Erzeug­nisse allerd­ings in den meis­ten Fällen als “witzig” gemeintes Geschenk verteilt…na, vie­len Dank!

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  2. Achim

    Etwas Gram­matik am Rande: Das ein­gangs emp­foh­lene Buch […] erzählt die Geschichte des Oxford Eng­lish Dic­tio­nary, dem beein­druck­end­sten Wörter­buch der Welt. Ich hätte die Appo­si­tion im Gen­i­tiv erwartet, da sie struk­turell zu der von Geschichte regierten Nom­i­nalphrase gehört. Oder ste­ht da irgend­wo ein wiederum von erzählen bes­timmtes von, dass hier den Dativ fordert?

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  3. Anatol Stefanowitsch

    Achim (#3), das ist inter­es­sant Im Gen­i­tiv klingt die Appo­si­tion für mich gram­ma­tisch, aber der Dativ gefällt mir auch nach mehrma­liger Befra­gung mein­er mut­ter­sprach­lichen Intu­ition bess­er. Ich habe ger­ade keine Möglichkeit, in meinen Eisen­berg zu guck­en und weiß nicht, wie „nor­mal“ ich damit bin. Ich würde ver­muten, dass der Gen­i­tiv der NP (oder DP) des Oxford Eng­lish Dic­tio­nary hier irgend­wie seman­tisch den Dativ der Appo­si­tion lizen­ziert (vielle­icht leit­et sich der Gen­i­tivde­ter­min­er in mein­er men­tal­en Gram­matik auf­grund sein­er mar­ginalen Stel­lung vom nor­maleren von dem ab (so in der Art von + dem -> des). Oder der Dativ ist eben ein­fach nur dem Gen­i­tiv sein Tod.

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  4. Achim

    Ana­tol (#4), ich finde das The­ma auch sehr inter­es­sant. Ich habe den Ein­druck, dass meine Intu­ition hier nicht “mehrheits­fähig” ist. Wie ist denn Ihre Intu­ition bei Ich empfehle in solchen Fällen den Petit Robert, den beein­druck­end­sten The­saurus der Welt?. (Beispiel geän­dert, um die Nom/Akk-Dif­feren­zierung des Maskulinums abzudecken.)

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  5. Christine A.

    Wenn wir schon dabei sind Gram­matik zu bemän­geln, fand ich die “Daten­bänke” inter­es­sant, da für mich intro­spek­tiv “Daten­banken” der Plur­al zu “Daten­bank” wäre…

    a) Bank ==> Bänke (Sitzgele­gen­heit)

    b) Bank ==> Banken (Geld­ver­wahrungsin­sti­tute)

    Eine Daten­bank ver­wahrt ja eher Dat­en und wird damit wohl eher ana­log zu b) gebildet. Das soll jet­zt keine Sprach­nörgelei sein, ich fands nur interessant.

    Aber der Artikel selb­st ist wieder sehr amüsant geschrieben, vor allem, weil sich jemand die Mühe macht, die Lem­ma­ta einzeln nachzuprüfen. Sie wirken wirk­lich sehr gekün­stelt — und ich gehöre mit 22 bes­timmt noch nicht zum “Gam­melfleisch”, das sowas nicht mehr versteht.

    Ich hoffe nur, Lan­gen­schei­dt nimmt den Appell ernst, denn anson­sten sind ihre Wörter­büch­er wirk­lich annehmbar.

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  6. Paul Wix

    Über Pons und Lan­gen­schei­dt ange­bliche Doku­men­ta­tio­nen der Jugend­sprache kann man eigentlich nur noch lachen. Ich frage mich gele­gentlich, ob die Ver­fass­er selb­st glauben, dass “die Jugend” diese Wörter benutzen wür­den, oder ob sie sich sagen: “Egal, Irgendw­er wirds uns schon abkaufen.”. Dabei ist glaube ich so ein Pro­jekt fast schon im Ansatz zum Scheit­ern verurteilt, da ver­mut­lich in keinem anderen Bere­ich die Sprache so als Mit­tel der Abgren­zung benutzt wer­den. Soll heißen, die Jugend­sprache ist von Bun­des­land zu Bun­des­land, von Stadt zu Stadt, von Schule zu Schule, ja selb­st von Clique zu Clique ver­schieden. So kann zum Beispiel kein­er außer­halb meines Fre­und­kreis­es etwas mit “tschüssen” (meint: saufen) oder mit “stalken” (meint: sich sehr stark für etwas inter­essieren und sich über etwas kundig machen) anfan­gen. Diese Worte sind aus Sit­u­a­tio­nen her­aus ent­standen, die man gemein­sam erlebt hat, und so wird die Sprache zur Iden­ti­fika­tion der Gruppe, da nur die Leute sie ver­ste­hen, die auch dabei waren. 

    Die Kur­zlebigkeit und der schnelle Bedeu­tungswan­del von Begrif­f­en erschw­ert zusät­zlich eine Auflis­tung der Jugend­sprache. (Obwohl es nicht “die” Jugend­sprache gibt). Das Wort “Schick­en” zum Beispiel meinte anfangs (zumin­d­est im Raum Karl­sruhe) jeman­den rein­le­gen. “Er hat ihn übelst geschickt” -> “Er hat ihn rein­gelegt”. Jet­zt hat es eher die Bedeu­tung von, sich wun­der, erstaunt sein über. “Das hat mich voll geschickt”-> “Das hat mich doch sehr ver­wun­dert.” Die frühere Bedeu­tung wird heute fast gar nicht mehr ver­wen­det. Der Bedeu­tungswan­del vol­l­zog sich viele­icht über 2–3 Jahr. Das gilt wiederum nur für dem Raum Karl­sruhe. In anderen Städten ken­nt man das Wort vielle­icht gar nicht ob ver­wen­det es nochmals in ein­er anderen Bedeutung. 

    Man kann die Ver­bre­itung der Jugend­sprache im Prinzip mit einem einzi­gen groß angelegten Flüster­post­spiel ver­gle­ichen. Jed­er schnappt hier und da was auf und ver­wen­det es wie er lustig ist. Es gibt Ähn­lichkeit­en, Über­schnei­dun­gen, Ver­wandtschaften, aber von “der” Jugend­sprache zu reden ist rein­er Humbug. 

    Allerd­ings glaube ich, dass man eine Doku­men­ta­tion von all­ge­mein­er Jugend­sprache dur­chaus gut hinkriegen kann, zumin­d­est weitaus bess­er als es PONS und Lan­gen­schei­dt machen. Irgend­was machen die grund­sät­zlich falsch. Woran das liegt hat mir eine Fre­undin erzählt, deren Klasse qua­si inter­view wurde. Die große Recherchemeth­ode bestand also darin in die Klassen­z­im­mer zu gehen und die Schüler zu fra­gen was für typ­is­che Aus­drücke sie ver­wen­de­ten. Als sie mir dann sagte, dass die meis­tens Schüler wahl­los irgendwelche Wörter erfun­den und sie hin­ter­her plattgelacht haben, ist mir vieles klar­er gewordern.

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  7. Stephan

    Emo­tuch” habe ich let­ztlich im Bus von einem Mäd­chen um die 15 (?) zufäl­lig mit­ge­hört. Keine Ahnung, ob das “Pali-Tuch” damit gemeint war, aber immer­hin gab es das Wort in freier Wild­bahn _und_ aus dem Munde ein­er jugendlichen Sprecherin (übri­gens irgend­wo zwis­chen Bochum und Dortmund).

    Ein kurz­er Test bei Myspace förderte das hier zu Tage:

    http://viewmorepics.myspace.com/index.cfm?fuseaction=user.viewPicture&friendID=167880004&albumId=1501381

    Ich gehe mal davon aus, dass das Inter­net (die Welt in Form ein­er Google) eben nur einen Auss­chnitt der Wirk­lichkeit darstellt. @Anatol, sind die Tre­f­fer für deine Probe, ob diese Wörter tat­säch­lich von Jugendlichen geäußert wur­den, auch unter Ein­beziehung von Myspace und Co. ent­standen, oder nur dem Google-Gedächt­nis entnommen?

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  8. P.Frasa

    Als nicht beson­ders lange der Jugend­sprache entwach­sen­er (und die Inter­net-Sprache immer noch pfle­gen­der, was ja wieder in Teilen etwas anderes ist…) Men­sch, finde ich das auch eher lächer­lich. So redet kein Jugendlicher.

    Daß Emos allerd­ings häu­figer mal Palis tra­gen, stimmt soweit ich weiß schon. Ob es deswe­gen “Emo­tuch” heißt?

    Dabei wär’s wahrschein­lich nicht ein­mal so schw­er, wenig­stens wirk­lich gebrauchte Begriffe zu find­en, Inter­net sei dank.

    Das geht ja mal gar nicht.” (ist das schon Jugendsprache?)

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  9. Anatol Stefanowitsch

    Achim (# 4), so, jet­zt habe ich Eisen­bergs Grun­driss der deutschen Gram­matik da. Es ist Ver­lass auf ihn: Er behan­delt Fälle von Dati­vap­po­si­tio­nen zu Gen­i­tiv-NPs in Auf­gabe 87b (S. 443 in der drit­ten Auflage) — z.B. Dies lässt sich am besten am Beispiel Brasiliens, dem größten Land des Sub­kon­ti­nents zeigen. Er weist darauf hin, dass diese Fälle natür­lich die Kon­gruen­zregel für Appos­i­tive ver­let­zen (Appo­si­tion und Bezugs-NP müssen den sel­ben Kasus haben). In seinen Lösung­sh­in­weisen (S. 491) schlägt er vor, dass die poten­zielle Alter­na­tive von Argen­tinien hier einen „laten­ten Bezugs­da­tiv“ darstellt. Das scheint mir plau­si­bel (ich habe es ja im Prinzip eben­so erk­lärt). Ein inter­es­san­ter Fall von seman­tis­ch­er Kon­gruenz. Bei dem von Ihnen genan­nten Beispiel im Akkusativ gibt es keinen laten­ten Bezugs­da­tiv (Petit Robert ist ein typ­is­ches Objekt, sowohl seman­tisch als auch syn­tak­tisch), was erk­lärt, warum Ich empfehle in solchen Fällen den Petit Robert, dem beein­druck­end­sten The­saurus der Welt ein­deutig falsch klingt.

    Chris­tine (# 5), ja, das stimmt. Anders als bei der Dati­vap­po­si­tion stelle ich hier bei konzen­tri­ert­er Befra­gung mein­er Intu­ition fest, dass Daten­bänke völ­lig inakzept­abel klingt, es muss also ein Ver­sprech­er von mir gewe­sen sein. Google bestätigt die Mar­gin­al­ität mein­er Plu­ral­bil­dung: Daten­banken ist hun­dert­mal so häu­fig wie Daten­bänke.

    Paul Wix (# 6), das ist eine inter­es­sante kleine Entwick­lungs­geschichte ein­er Redewen­dung, danke! Wenn Lan­gen­schei­dt solche Phänomene ein­fan­gen würde, wäre ihnen meine Zunei­gung sich­er (ach, was sage ich, ich mag Lan­gen­schei­dt auch so, ich has­se nur Clownereien wie Jugend­sprachewörter­büch­er, Deutsch/Frau-Frau/Deutsch usw.).

    Das mit dem Flüster­post­spiel kön­nte man übri­gens auch über sprach­liche Inno­va­tion an sich sagen.

    Stephan (# 7), MySpace-Seit­en wer­den ja, wenn sie zugänglich sind, von Google indiziert und gefun­den. Eine Suche auf MySpace find­et übri­gens genau vier Tre­f­fer des Wortes, davon ist ein­er die Liste der „Jugend­wörter“ und ein­er ein Ver­weis auf die oben erwäh­nte RTL-Sendung. Bleiben zwei Tre­f­fer, nicht ger­ade über­wälti­gende Evi­denz für die Authen­tiz­ität des Wortes. Zum Ver­gle­ich: Für Mafi­a­torte, einen anderen Jugend­sprache-Mythos, den ich seit mein­er Kind­heit kenne, gibt es immer­hin sechs Tre­f­fer auf MySpace.

    Die Idee, MySpace als Daten­quelle für jugendlichen Sprachge­brauch zu ver­wen­den, finde ich aber toll. Dass ich da nicht selb­st drauf gekom­men bin, zeigt, dass ich alt werde…

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  10. Daniel

    Selb­st wenn Emo­tuch gele­gentlich vorkommt ist es dadurch noch lange nicht lexikon­würdig. Dazu muss es schon eine gewisse Ver­bre­itung besitzen. 

    So tollen Wörtern wie ‘Pflaster­porsche” oder “Rent­ner­bra­vo” sieht man ja bere­its ohne jede weit­ere Nach­forschung überdeut­lich an dass es in der Liste mehr um bil­lige Witzchen geht als dass irgend­je­mand dort tat­säch­lich irgen­dein Inter­esse an der Jugend­sprache hätte. Wobei das nun auch keuin gross­es Geheim­nis ist dass solche Werke eher als Kla­mauk angelegt sind.

    BTW, das Wort “noob” auf der Lan­gen­schei­dt-Web­seite zum Buch ist dort idi­o­tis­cher­weise mit “Nicht­skön­ner, Ver­sager” übersetzt.

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  11. sister_luck

    Das PONS-Wörter­buch der Jugend­sprache entste­ht meines Wis­sens folgendermaßen:

    PONS schickt eine Werbe-Broschüre an die Schulen bzw. Lehrer mit dem Hin­weis, dass wieder das neue Jugend­sprache-Wörter­buch 200irgendwas erstellt werde. Dazu gibt es ein Gewinn­spiel: Die Schüler sollen fünf ’neue’ Jugend­spracheaus­drücke definieren und an PONS schick­en. Dann kann man irgendwelche Wörter­büch­er gewin­nen und bekommt hin­ter­her einen Klassen­satz Jugens­d­prache-Wörter­buch 200irgendwas zugeschickt. 

    Dazu kommt noch, dass die ange­blichen Jugend­sprache-Wörter auch eine englis­che und franzö­sis­che Über­set­zung ver­passt bekom­men, die dann meist noch weniger Jugend­sprech ist.

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  12. Hedemann

    Doch, doch, stimmt schon, das gute alte Pali-Tuch heißt heute (auch) Emo-Tuch und tritt auch in anderen Far­ben als nur Schwarz-Weiß auf. Aber die Emos von heute sind ja auch nicht mehr die Emos von früher — und was Palis sind, wis­sen die meis­ten wohl auf­grund man­gel­nder poli­tis­ch­er Bewe­gung ohne­hin nicht mehr. Und eigentlich ist das auch alles egal. ;o)

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  13. Stephan

    Ana­tol (#9): Ich glaube myspace wird nicht ordentlich indiziert, Google wird dies allein aus Grün­den der Tre­ff­sicher­heit und Ver­läßlichkeit der Tre­f­fer wom­öglich aus­blenden. Ich habe noch nie einen Tre­f­fer von Myspace über die Google-Suche gefunden.

    P. Frasa (#8), Ana­tol (#9) und Daniel (#10):

    Ich ver­ste­he, dass es extrem schwierig ist, den Gegen­be­weis zu führen, dass einige, wenn nicht gar alle der oben genan­nten jugend­sprach­lichen Aus­drücke höch­stens Hirnge­spin­ste oder Lück­en­füller eines (späten, aber peri­odisch auftre­tenden) Som­mer­lochs sind. Ein ein­fach­es “Hab ich noch nie gehört” oder “Google hat nur drei Tre­f­fer, also ist das Wort nicht in Gebrauch” greift mein­er Ansicht nach zu kurz. Mit dem Ansatz klas­sich­er Kor­puslin­guis­tik wird man hier wohl kaum wirk­lich befriedi­gende Ergeb­nisse erzie­len kön­nen. Ist denn sichergestellt, dass Jugendliche ihren Code sprechen und ana­log auch im Inter­net ver­schriftlicht hinterlassen?

    Vor dem Hin­ter­grund, dass es sich hier um Umgangssprache han­delt und Jugendliche immer weniger schrift­sprach­lich miteinan­der umzuge­hen scheinen (ja, dies ist nur meine sub­jek­tive Wahrnehmung. Ob dem tat­säch­lich so ist, mag ich nur zu schätzen) wäre heir eher Empirie ange­bracht. Doch auch hier gilt, was in Bochum zu beobacht­en ist, kann in Ham­burg ganz anders sein oder ich hab vielle­icht nur “Glück” mit den Proban­den gehabt?

    Daniel (#10):

    Noob mit Nicht­skön­ner oder Ver­sager zu über­set­zen passt mein­er Mei­n­ung nach viel bess­er, als das objek­ti­vere “Anfänger” zu nutzen, da hier die ein­deutig pejo­ra­tive Ver­wen­dung nicht zum Aus­druck kommt.

    Was mich an mein­er Sozi­olin­guis­tik- bzw. sozial­wis­senschaftlichen Vor­lesun­gen immer etwas nervig fand, war das Argu­ment des eignen Erfahrung­shor­i­zonts, welch­es ich hier gerne etwas hin­ter­fra­gen möchte.

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  14. Hedemann

    Nach­trag: Auf­fäl­lig ist für mich in mein­er täglichen Arbeit mit Jugendlichen vor allem, dass sie (ger­ade auch untere­inan­der) auf­fäl­lig wenig typ­isch Jugend­sprach­lich­es ver­wen­den. Vielle­icht bin ich ja auch noch zu jung, aber ich kann jed­er Unter­hal­tung, soweit sie an mein Ohr dringt, prob­lem­los fol­gen. Jugend­sprache, so scheint es mir manch­mal, ist mehr eine Erfind­ung ver­schieden­er Medi­en, die alles zusam­men­klauben, was zwis­chen Flens­burg und Bozen so an jugend­spez­i­fis­chem Code kur­siert, und sich dann daraus eine ver­meintliche Jugend­sprache basteln.

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  15. Daniel

    Stephan (13):

    Klar kommt bei “Ver­sager” die abw­er­tende “Nebenbe­deu­tung” (wie auch immer da der lin­guis­tisch kor­rek­te Ter­mi­nus für wäre) bess­er raus aber dabei geht doch die Hauptbe­deu­tung total ver­loren. In einem atz wie “ich bin bei cs noch total der noob” passt Ver­sager abso­lut nicht als ueber­set­zung rein IMHO.

    Und auch Anfänger lässt sich ja dur­chaus abw­er­tend verwenden.

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  16. Christine A.

    @ Stephan (#13) Bed­ingt hast du mit dem Argu­ment der Kor­puslin­guis­tik recht. Aber Google ist im GGS zu z.B: COSMAS II ja kein lek­to­ri­ertes Korpus.

    Und im Inter­net gibt es viele Men­schen, die so schreiben, wie sie sprechen. Ich mod­eriere in einem Forum mit, das zu 80% von Men­schen zwis­chen 11 und 17 Jahren besucht wird. Dort begeg­nen mir häu­fig Beiträge, deren Stil­ge­halt eher an gesproch­ene Sprache, denn an geschriebene Sprache angepasst ist.

    Aber diese Worte habe ich dann doch noch nie gesehen.

    Ich will damit sagen: ganz so abwegig ist die Kor­puslin­guis­tik auch in diesem Fall nicht, da im Netz freier und ungezwun­gener geschrieben wird. Wenn, würde eher der Kri­tikpunkt greifen, dass Google nicht über­all durchkommt, weil die Seit­en nur angemelde­ten Usern zur Ver­fü­gung stehen.

    Den­noch, wären diese Beispiele geläu­fige Wörter der “Jugend­sprache”, müssten sich bes­timmt min­destens 1–10 Tre­f­fer find­en, die dies auch verifizieren.

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  17. gyokusai

    Ohne auch nur im ent­fer­n­testen diese unterirdis­chen Mach­w­erke von Pons und Lan­gen­schei­dt in Schutz nehmen zu wollen, würde ich mich der Mei­n­ung anschließen wollen, daß Google-Recherchen keinen aus­re­ichen­den Kor­pus für Jugend­sprache zutage fördern kön­nen. Allerd­ings denke ich, daß der gle­iche Ein­wand auch MySpace betrifft.

    Meine Ein­schätzung ist, daß „Jugend­sprache“ sich nahezu auss­chließlich aus mündlichem Sprachver­hal­ten rekru­tiert, nicht schriftlichem; ich würde sog­ar bezweifeln, daß große Teile dieser „Jugend­sprache“ Jugendlichen in ein­er typ­is­chen Schreib­si­t­u­a­tion über­haupt aktiv (im Sinne von „aktiv­er Sprach­schatz“) zur Ver­fü­gung ste­hen. Und selb­st dort, wo sie zur Ver­fü­gung ste­hen, dürften erhe­bliche Unsicher­heit­en hin­sichtlich ihrer nir­gend­wo sys­tem­a­tisierten oder for­mal­isierten Schrei­bung beste­hen, was den Gebrauch selb­st in mod­er­at for­malem Umfeld min­imieren dürfte. Und selb­st wenn sie zur Ver­fü­gung ste­hen und das Umfeld informell ist, liegt die häu­fige Ver­wen­dung im Inter­net (Blogs, Foren etc.) wiederum nicht nahe, da die meis­ten sich ja ger­ade größere Bekan­ntenkreise erschließen wollen (Stich­wort: Soziale Net­zw­erke), was einem Gebrauch extremer Lokalis­men (sehr schön geschildert von Paul in #6) wiederum automa­tisch zuwiderläuft. 

    Aber wie kann für „Jugendsprache“-Wörterbücher ein Kor­pus aus dem mündlichen Sprachge­brauch erstellt wer­den, dem Sig­nifikantes zu ent­nehmen wäre, wenn das müh­same Sam­meln dieser Infor­ma­tio­nen ver­mut­lich länger dauert, als die betr­e­f­fend­en Aus­drücke über­haupt Gültigkeit haben, und teur­er wäre, als sich mit ein­er Jahre­sauflage here­in­holen ließe? Die Antwort lautet „nicht“, ver­mute ich, und von da aus würde ich zusät­zlich ver­muten, daß das auch den Redak­tio­nen klar ist, und daß das peri­odis­che Erscheinen von „Jugendsprache“-Wörterbüchern von vorne­here­in nicht die Absicht lexikalis­chen Wis­senszuwach­es ver­fol­gt, son­dern lediglich ein paar Schüp­pen Kohle ein­fahren soll. (Die Preisauss­chreiben-Meth­ode, von der Paul berichtet, finde ich eben­so bizarr wie aufschlußreich.)

    Allerd­ings kön­nte ich mir vorstellen, daß SMS‑, Chat- und vielle­icht auch E‑Mail-Kom­mu­nika­tion, die nicht nur informelle, son­dern zum Teil sog­ar „mündliche“ Charak­ter­is­ti­ka aufweist und überdies über­wiegend an den „lokalen“ Fre­un­deskreis gerichtet ist, sich als Kor­pus zum Auffind­en von „Jugend­sprache“ als ver­w­ert­bar erweisen könnte.

    ^_^J.

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  18. Daniel

    Ich denke auch dass es erhe­bliche Unter­schiede ziwschen geschrieben­er und gesproch­en­er Sprache und somit auch gesproch­en­er Jugend­sprache gibt, das ist wohl auch eine ziem­liche Bin­sen­weisheit. Ich halte es aber für rel­a­tiv abwei­gi dass es regelmäs­sig ver­bal benutzte Begriffe gibt die wirk­lich abso­lut niemals niedergeschrieben wer­den so dass Google nicht­mal 10 Tre­ferchen aus den nahezu unendlichen Weit­en des Inter­net fis­chen kann. 

    Selb­st wenn Jugendliche aus irgendwelchen abstrusen Grün­den bes­timmte Wörter zu 99.9% nur in pri­vat­en Chats und Emails und ver­bal statt in Blogs, Foren, Youtube-Kom­mentaren etc pp. benutzen wür­den müssten die 0.1 % an “Abwe­ich­lern” immer noch Hun­derte von Hits erzeugen.

    Im Gegen­satz zu dem was weit­er oben irgend­wo behauptet wurde kom­mu­niziert man heutzu­tage doch nicht weniger schriftlich als früher son­dern sehr viel mehr, das gilt auch für Jugendliche.

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  19. michi

    ich weiß nicht, ob ich mit 22 noch zu der ziel­gruppe gehöre, aber ich benutze das wort eierkocher^^ und kenne viele, die das auch tun. (wort #4)

    man kann doch nich ein­fach was pauschal­isieren, nur weil man selb­st es nicht ken­nt (#5 zB)

    anson­sten stimmt das schon, lan­gen­schei­dt macht ein­fach irgendwelchen scheiß, weil sie son­st nix zu tun haben. und ein paar leute, die genau­so ahnungs­los wie die her­aus­ge­ber sind, kaufen den kram dann

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  20. DrNI

    Danke für die mühevoll zusam­mengestellte Recherche. Schon bei der let­zten Aus­gabe des Jugend­wörter­buchs hat­te ich ähn­liche Kri­tik im Kopf.

    Echte Lexiko­gra­phie kommt ein­fach nicht ohne Kor­po­ra aus. Doch woher nimmt man ein Kor­pus der (aktuellen) Jugend­sprache? Das kann man sich machen lassen, wird aber aufwändig und ziem­lich teuer. Und wenn es die Mehrzahl der Leser sowieso nicht juckt, so what?

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  21. Kristof

    Hey, hey! Da kann man ja auch noch was vorschla­gen. Ich hätte da ein super­cooles Jugend­wort, voll der krasse Insid­er-Tip: “affen­tit­tengeil”. Da seid ihr baff, was? Ich hab urst die Jugend­sprache gecheckt.

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  22. ramses101

    Also eine Art “Jugend­be­griff” für Ü‑30-Par­tys gab es in mein­er Jugend wirk­lich und da schwang auch ein gewiss­es *hüs­tel* Inter­esse mit. Früher hieß die mit dem Besuch ein­er solchen Par­ty ver­bun­dene Abend­pla­nung näm­lich, par­don, “Reste ficken”. 

    (Wobei der tat­säch­liche Begriff dann wohl eher “Rester­ampe” war, aber der wiederum lässt das dur­chaus vorhan­dene Inter­esse nicht so recht durchkommen.)

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  23. toxicTom

    Restefick­en” als Begriff für Ü‑30-Par­tys kenne ich auch, allerd­ings nicht aus der Jugend­sprache son­dern eher als desil­lu­sion­ierte Umschrei­bung dieser Ver­anstal­tun­gen durch Leute die Ü‑30 sind.

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  24. David Konietzko

    Hier gibt es eine umfan­gre­iche Belegsamm­lung von Theodor Ick­ler zum The­ma ›Der Dativ als all­ge­mein­er Appo­si­tion­ska­sus‹. An Ick­lers Beispie­len sieht man, daß das Bezugsnom­i­nal zu ein­er Dati­vap­po­si­tion auch im Nom­i­na­tiv oder Akkusativ ste­hen kann, ohne daß es einen ›laten­ten Bezugs­da­tiv‹ gäbe.

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  25. Anatol Stefanowitsch

    Herr Koni­et­zko, danke für den Hin­weis. Wis­sen Sie zufäl­lig, ob diese Beispiele repräsen­ta­tiv für Ick­lers Samm­lung sind?

    Wenn ja, fällt zunächst auf, dass deut­lich mehr als die Hälfte (14 von 23) der Dati­vap­po­si­tio­nen sich auf einen Gen­i­tiv beziehen (wenn wir die Beispiele mit als mal weglassen). Die zahlen­mäßige Über­legen­heit dieser Kom­bi­na­tion ist aus der Lit­er­atur bekan­nt und dies sind genau die Fälle, in denen ein „laten­ter Bezugs­da­tiv“ vorhan­den wäre. Dies sind für mich außer­dem Beispiele, die mir auch bei sorgfältigem Lesen nicht merk­würdig vorkom­men und bei denen eine Gen­i­ti­vap­po­si­tion manch­mal sor­gar schlechter klingt. (1a) klingt beina­he schon falsch, während das tat­säch­liche, kon­gruen­zver­let­zende Beispiel nicht weit­er auffält:

    (1a) Zu gle­ich­er Zeit arbeit­ete Bach an der Vol­len­dung eines anderen Werks, der 15 zwei- und dreis­tim­mi­gen Inven­tio­nen und Sinfonien.

    (1b) Zu gle­ich­er Zeit arbeit­ete Bach an der Vol­len­dung eines anderen Werks, den 15 zwei- und dreis­tim­mi­gen Inven­tio­nen und Sin­fonien. (Her­mann Keller: Das Wohltem­perierte Klavier von J. S. Bach. Kas­sel 1965:15)

    In anderen Fällen klin­gen bei­de Vari­anten gle­ich gut:

    (2a) Sar­ra­sine stirbt durch die ver­längerte Hand eines Kar­di­nals, des Gön­ners des Sängers.

    (2b) Sar­ra­sine stirbt durch die ver­längerte Hand eines Kar­di­nals, dem Gön­ner des Sängers. (Zeit 2.8.85:34)

    Die näch­sthäu­fige Gruppe sind Beispiele, wo die Dati­vap­po­si­tion sich auf eine Akkusativ-NP bezieht. Diese Beispiele klin­gen für mich alle falsch, hier nur ein Beispiel für diejeni­gen, die sich nicht die ganze Liste durch­le­sen wollen:

    (3) Durch die Arbeit, einem unmit­tel­baren Bestandteil der Lebensweise, nehmen Men­schen Ein­fluß (…) (Aus Poli­tik und Zeit­geschichte 21.4.84:22)

    Dies kön­nten schlicht Fehler sein (wer unter Zeit­druck Texte schreibt, weiß, wie schnell man so etwas nach ein paar Umstel­lun­gen über­sieht). In einem Fall ist aber nach Eisen­berg möglicher­weise doch ein laten­ter Bezugs­da­tiv vorhanden:

    (4) Und er kon­nte sich eine abfäl­lige Bemerkung über Stephan Hermlin nicht verkneifen, dem Ini­tia­tor der “Berlin­er Begeg­nung”, einem Tre­f­fen von Schrift­stellern aus Ost und West in Sachen Frieden. (Zeit 23.9.83:20)

    Die Prä­po­si­tion über lässt, je nach Bedeu­tungszusam­men­hang, sowohl den Dativ (Die Geier kreis­ten über dem Aas) als auch den Akkusativ (Sie flo­gen über das Aas hin­weg) zu. Der Ein­trag von über im men­tal­en Lexikon muss also bei­de Kasus enthal­ten). Dies kön­nte von Sprech­ern unter Zeit­druck auf alle räum­lichen Prä­po­si­tio­nen ver­all­ge­mein­ert wer­den und dann auch Beispiele wie (3) erklären.

    Die kle­in­ste Gruppe ist die der Bezugs-NPs im Nom­i­na­tiv (3 von 23). Hier fällt bei zwei Beispiele auf, dass das Bezugsnom­i­nal rel­a­tiv weit von der Dati­vap­po­si­tion ent­fer­nt ste­ht. In (5a) ste­ht dazwis­chen noch eine Gen­i­tiv-NP (die der Sprech­er fälschlicher­weise für eine rel­e­vante Quelle eines laten­ten Dativs hal­ten kön­nte), in (5b) ste­ht eine PP dazwischen:

    (5a) So liegen die Kosten des medi­zinis­chen Bedarfs — den wichtig­sten im Sachkosten­bere­ich — in Herdecke um rd. 18 DM unter den Kosten ver­gle­ich­bar­er Kranken­häuser. (Par­la­ment 14.3.87:5)

    (5b) Das Pok­er­spiel um die Löhne für 3,6 Mil­lio­nen Met­al­lar­beit­er, dem wichtig­sten Tar­i­fab­schluß in der deutschen Wirtschaft (…) Zeit 3.3.78:15)

    Das let­zte Beispiel ist völ­lig unerklärlich:

    (5c) In kohärenten Tex­ten kreuzen sich hier zwei Ver­ständ­nisebe­nen: der von Sprech­er-Hör­er und der von Tex­temit­tent und ‑rezip­i­ent. (Hans-Wern­er Eroms: Funk­tionale Satzper­spek­tive. Tübin­gen 1986:65)

    Dies kön­nte ein Redigier­fehler sein, oder ein Zeichen für eine all­ge­meine Ten­denz zur Dati­vap­po­si­tion, wie manche Sprach­wis­senschaftler sie pos­tuliert haben. Ich würde im Moment auf ersteres tippen.

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  26. P.Frasa

    Zu den Ein­wän­den weit­er oben:

    Klar kann man nicht ein­fach behaupten, nur weil man ein bes­timmtes Wort nicht gehört hat, komme es nicht vor. (Auch wenn ich behaupte, daß sich viele “regionale” Slangs immer mehr durch das Inter­net über den gesamten Sprachraum ver­bre­it­en — das führt dann wohl zu einem gewis­sen Inter­net­slang, der in ver­schieden­sten Foren, Blogs, Por­tal­en, usw. gesprochen wird — davon wird übri­gens wirk­lich längst nicht alles von google indiziert.)

    Allerd­ings — und ich weiß, daß das ein emo­tionales Urteil ist — war für mich der Ein­wand grundle­gen­der. Ich finde, der ganze Langenscheidt’sche Beschrieb der einzel­nen Vok­a­beln klingt wie Humor von über 50jährigen, bzw. wie sich über 50jährige den Humor von Jugendlichen vorstellen. Jugend­sprache, so wie ich sie kenne, ist ein­fach irgend­wie witziger, spon­tan­er, meist auch nicht so auf den ersten Blick auf­fäl­lig (will heißen: viele Wörter klin­gen erst mal nach gar nichts beson­derem, siehe das Beispiel “schick­en”), usw.

    Außer­dem ist Jugend­sprache ja auch ein bißchen mehr als nur das Aus­tauschen von Begrif­f­en der Stan­dard­sprache. Es sind bes­timmte kul­turelle Kodizes damit ver­bun­den, die m.E. etwas tiefer greifen als nur “Wort X bedeutet Y”.

    Antworten
  27. David Marjanović

    wenn z.B. das Verb “pon­sen” ern­sthaft als Jugend­sprache sug­geriert wird (ana­log zu “googeln/googlen”). Trau­rig, sowas;

    Pein­lich. Zutief­st peinlich.

    In seinen Lösung­sh­in­weisen (S. 491) schlägt er vor, dass die poten­zielle Alter­na­tive von Argen­tinien hier einen „laten­ten Bezugs­da­tiv“ darstellt. Das scheint mir plau­si­bel (ich habe es ja im Prinzip eben­so erk­lärt). Ein inter­es­san­ter Fall von seman­tis­ch­er Kongruenz.

    Und das plattdeutsche Sub­stra­tum kann es nicht sein? Für mich klingt es nicht nur falsch, ich bin dieser Kon­struk­tion noch nie begeg­net (außer ein­deuti­gen Ver­wirrun­gen in sehr lan­gen Sätzen).

    An Ick­lers Beispie­len sieht man, daß das Bezugsnom­i­nal zu ein­er Dati­vap­po­si­tion auch im Nom­i­na­tiv oder Akkusativ ste­hen kann, ohne daß es einen ›laten­ten Bezugs­da­tiv‹ gäbe.

    Das wird ja finnisch! Ein Äqua­tiv! Was es nicht alles gibt.

    Dies sind für mich außer­dem Beispiele, die mir auch bei sorgfältigem Lesen nicht merk­würdig vorkom­men und bei denen eine Gen­i­ti­vap­po­si­tion manch­mal sor­gar schlechter klingt. (1a) klingt beina­he schon falsch, während das tat­säch­liche, kon­gruen­zver­let­zende Beispiel nicht weit­er auffält:

    Wis­sen Sie was? Wir soll­ten die deutsche Schrift­sprache ein­fach auflösen. Sie führt nur zu grundle­gen­den Missver­ständ­nis­sen. Die Tschechen, Slowak­en und Polen behaupten ja auch nicht, dieselbe Sprache zu sprechen, obwohl sie sich miteinan­der wesentlich leichter tun als ein Bay­er auf Rügen.

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  28. David Konietzko

    Nr. 25:

    Wis­sen Sie zufäl­lig, ob diese Beispiele repräsen­ta­tiv für Ick­lers Samm­lung sind?

    Das weiß ich nicht, aber wenn ich mir die Diskus­sion anse­he, in deren Ver­lauf Theodor Ick­ler seine Belegsamm­lung veröf­fentlicht hat, dann finde ich keinen Grund, warum er die Belege nach einem bes­timmten Gesicht­spunkt und nicht ein­fach zufäl­lig hätte auswählen sollen.

    Antworten
  29. Bla

    Also ganz ehrlich, ich hab keines der Wörter je gehört noch sel­ber ver­wen­det, wenn ich auf mein Alter schaue, dürfte es noch nicht so lange her sein…

    Entwed­er ich kenne die falschen Leute oder die haben kreative Arbeiter…

    Aber was Krö­nungswürdig ist, sollte jed­er wis­sen? Bedeutet das nicht eher “Eine Per­son die einen Preis ver­di­ent”? Jeden­falls würde ich es eher so definieren.

    Antworten
  30. Christine A.

    Gestern Abend kam in SWR1 ein über­raschend dif­feren­ziert­er Beitrag zu diesem The­ma. Sie inter­viewten erst eine der Redak­teurin­nen des PONS Wörter­buchs, ließen dann aber einen Han­nover­an­er Lin­guis­ten namens Peter Schlobin­s­ki zu Wort kom­men, der vieles davon auch relativierte.

    Hier

    http://www.swr.de/swr1/rp/programm/-/id=446640/nid=446640/did=4148888/g5yw5n/index.html gibt es den Pod­cast, wen es interessiert…

    Weiß übri­gens irgend­je­mand, ob Schlobin­s­ki zu diesem The­ma bere­its etwas veröf­fentlichte, laut dem Beitrag scheint dies näm­lich eines sein­er Forschungs­ge­bi­ete zu sein.

    Antworten
  31. guckstuda

    @ chris­tine:

    > Weiß übri­gens irgend­je­mand, ob Schlobin­s­ki zu diesem The­ma bere­its etwas veröf­fentlichte, laut dem Beitrag scheint dies näm­lich eines sein­er Forschungs­ge­bi­ete zu sein.

    1. google

    2. erster treffer

    3. bib­li­ogra­phie

    Antworten
  32. Christine A.

    @ guck­stu­da:

    Ist mir schon klar, dass ich in Google alle Werke von Lin­guis­ten angezeigt kriege, sofern sie eine Home­page mit Bib­li­ogra­phie haben.

    Mir ging es eher darum, ob ein­er sein­er Auf­sätze zu diesem The­ma beson­ders bekannt/ lesenswert ist. Hab ich mich vielle­icht ungeschickt aus­ge­drückt. 😉 Any­way danke…

    Antworten
  33. David Marjanović

    Und es geht weiter…:

    http://www.mdr.de/brisant/6579917.html

    Und die Idioten glauben das auch noch. <head­desk>

    Übri­gens dürfte ich voriges Jahr Kom­men­tar 21 und 25 überse­hen haben:

    Ich hab urst die Jugend­sprache gecheckt.

    Was? Das wiener­ische ur, das 2000 in Graz schon wieder ver­al­tet war, wird irgend­wo gesteigert? Wo?

    Dies sind für mich außer­dem Beispiele, die mir auch bei sorgfältigem Lesen nicht merk­würdig vorkom­men und bei denen eine Gen­i­ti­vap­po­si­tion manch­mal sor­gar schlechter klingt. (1a) klingt beina­he schon falsch, während das tat­säch­liche, kon­gruen­zver­let­zende Beispiel nicht weit­er auffält:

    (1a) Zu gle­ich­er Zeit arbeit­ete Bach an der Vol­len­dung eines anderen Werks, der 15 zwei- und dreis­tim­mi­gen Inven­tio­nen und Sinfonien.

    (1b) Zu gle­ich­er Zeit arbeit­ete Bach an der Vol­len­dung eines anderen Werks, den 15 zwei- und dreis­tim­mi­gen Inven­tio­nen und Sin­fonien. (Her­mann Keller: Das Wohltem­perierte Klavier von J. S. Bach. Kas­sel 1965:15)

    Das liegt an “arbeit­ete […] an” und dem Beistrich, sowie dem Werk im Sin­gu­lar, das sich als 15 Werke ent­pup­pt. Weil das alles zusam­menkommt, klingt 1b mar­gin­al besser.

    In anderen Fällen klin­gen bei­de Vari­anten gle­ich gut:

    (2a) Sar­ra­sine stirbt durch die ver­längerte Hand eines Kar­di­nals, des Gön­ners des Sängers.

    (2b) Sar­ra­sine stirbt durch die ver­längerte Hand eines Kar­di­nals, dem Gön­ner des Sängers. (Zeit 2.8.85:34)

    Für mich abso­lut nicht. 2b muss ich zweimal lesen, um es zu ver­ste­hen. Da stolpere ich richtig drüber.

    Antworten
  34. David Marjanović

    Was sagt uns das über die Aus­sagekraft von Grammatikalitätsurteilen?

    Dass wir es mit ein­er plur­izen­trischen und ziem­lich kün­stlichen Schrift­sprache zu tun haben.

    Antworten
  35. Klopfer

    @David Mar­janović: “urst” war in den 70er und 80er Jahren in der DDR-Jugend sehr gebräuch­lich. Ein­fach nur “geil” ging damals für uns nicht, es musste schon “urst geil” sein.

    Antworten
  36. EmilieGreen

    Wollte nur mal sagen, dass es in der Liste ein Wort gibt, welch­es meine Fre­unde und ich (um die 20) allen Ern­stes ver­wen­den: “Perl­huhn” oder “Pearlchick­en”.

    Das sind für gewöhn­lich die (juras­tudieren­den) Mädels mit meist blonden, ordentlichen Pfer­de­schwänzen, kaschmi­rar­ti­gen Pullovern in hellblau/rosa/weiß mit V‑Ausschnitt aus denen der (hochgeschla­gene) weiße Polo­hemd­kra­gen rauss­chaut. Ganz wichtig: die weißen Per­lenohrringe, nach Wahl kom­biniert mit ein­er passenden Perlenkette.

    Wobei ich aber nochmal anmerken möchte, dass auch Foren­beiträge von möglichen Jugendlichen nicht ein­er mündlichen Sprech­si­t­u­a­tion gleichkommen.

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