Muschi gesucht

Von Anatol Stefanowitsch
Wissenschaftsblog-Auslese 2010

Wis­senschafts­blog-Auslese 2010

Was ist Edmund Stoiber für den Kose­na­men ver­lacht wor­den, den er sein­er Frau gibt. Während des Wahlkampfes zur Bun­destagswahl 2002 hat­te man tageweise den Ein­druck, sein (schein­bar) unglück­lich gewähltes „Muschi“ sei das eigentliche Prob­lem, und nicht, dass er damals schon die katas­trophale Poli­tik gemacht hätte, die die schwarzgelbe Koali­tion heute macht.

Aber war der Spott gerecht­fer­tigt? Oder war es nur unsere kollek­tive schmutzige Phan­tasie, die ein unschuldiges Wort für kleine Kätzchen mit ein­er neck­ischen Beze­ich­nung für das primäre weib­liche Geschlecht­sor­gan des Men­schen in Verbindung brachte? Heißt Muschi eigentlich „Katze“, oder heißt es eigentlich „Vul­va (+ Vagi­na)“? Diese Frage, also die danach, welch­es die ältere Bedeu­tung ist, stell­ten sich vorgestern auch zwei Men­schen in mein­er Twit­ter-Time­line und riefen mich um Hil­fe an. Und wenn Fremde einem im Inter­net poten­ziell ver­saute Fra­gen stellen, dann sollte man die natür­lich unbe­d­ingt beant­worten, son­st wird das Inter­net irgend­wann so lang­weilig, wie es unsere Poli­tik­er dieser Tage ein­stim­mig gerne hätten.

Eine süße Muschi

Eine süße Muschi

Dass das­selbe Wort für Katzen und Vul­ven ver­wen­det wird, ist keine Eigen­heit des Deutschen, man find­et diese Sit­u­a­tion beispiel­sweise auch im Englis­chen (pussy) und Franzö­sis­chen (la chat­te).

Im Franzö­sis­chen ist die Rich­tung der Bedeu­tungsüber­tra­gung klar: Das Wort chat(te) lässt sich, wie auch das deutsche Katze und das englis­che cat, in der Geschichte der europäis­chen Sprachen sehr weit zurück­ver­fol­gen: es find­et sich in den im Griechis­chen (κάττα) und Lateinis­chen (cat­ta) schon im 1. Jahrhun­dert und es lässt sich bis ins Pro­to-Ger­man­is­che zurück­rekon­stru­ieren (*kat­tuz).

Ver­mut­lich gehen all diese For­men auf eine gemein­same Wurzel zurück, auch, wenn sich nicht mehr nachvol­lziehen lässt, welche das ist. Entschei­dend ist aber, dass diese Wurzel schon immer „Katze“ bedeutete — dies ist also die ursprüngliche Bedeu­tung, und die Über­tra­gung auf die Vul­va muss später geschehen sein. Grund­sät­zlich scheint diese Art von metapho­risch­er Über­tra­gung nahe zu liegen, denn auch andere Tier­na­men wer­den ja gele­gentlich auf diese Art ver­wen­det, z.B. das englis­che beaver („Biber“) und das deutsche Bär oder Sch­necke.

Beim englis­chen pussy ist der Fall im Prinzip eben­falls klar. Das Wort puss ist schon 1533 mit der Bedeu­tung „Katze“ nachgewiesen, dieselbe Wurzel find­et sich eben­falls in ein­er Rei­he ander­er Sprachen (z.B. Dänisch pus, Schwedisch kat­te-pus, Litauisch puižė, Irisch puisín). Ab 1604 wird es auch auf boshafte, durchtriebene, aber trotz­dem (oder ger­ade deshalb) attrak­tive Frauen angewen­det und ab 1664 find­et sich dann die Bedeu­tung „Vul­va“. Bei der Diminu­tiv­form pussy ist die Akten­lage etwas kom­pliziert­er, die eben genan­nte Bedeu­tung find­et sich zeit­gle­ich mit der Bedeu­tung „kleines Kätzchen“, näm­lich seit 1699. Trotz­dem kann man wohl davon aus­ge­hen, dass die Beze­ich­nung für das Geschlecht­sor­gan vom Tier­na­men abgeleit­et ist. Es gibt allerd­ings auch Speku­la­tio­nen, dass das Wort pussy in dieser Bedeu­tung mit dem alt­nordis­chen puss („Tasche“) zusam­men­hängt — was wiederum in das Wort­feld „Behäl­ter“ passen würde, das eben­falls eine beliebte ety­mol­o­gis­che Quelle darstellt (man ver­gle­iche z.B. engl. box („Schachtel/Kiste“) oder dt. Schei­de, Dose und Büchse).

Wie dem auch sei, die Bedeu­tung „Katze“ ist bei puss (und ver­mut­lich auch bei pussy) die ältere, genau wie beim franzö­sis­chen chat­te. Es ist deshalb plau­si­bel, anzunehmen, dass dies auch für das deutsche Muschi gilt.

Aber „plau­si­bel“ ist nicht unbe­d­ingt „richtig“. Das Prob­lem ist, dass die Bedeu­tungs­geschichte von Muschi für ein schein­bar so unschein­bares Wort rel­a­tiv kom­pliziert ist. Es gehört zu ein­er Wort­fam­i­lie, die auch die Wörter mutz(e) und musche/mosche bzw musse/mosse her­vorge­bracht hat. Diese Wörter find­en sich min­destens ab dem 13. Jahrhun­dert in ver­schiede­nen deutschen Dialek­ten und sind dort manch­mal Beze­ich­nun­gen für „leicht­es Mäd­chen“ (z.B. Bairisch musch, muschel) oder „Hure“ (Schwäbisch musch), manch­mal aber auch neu­trale Wörter mit der Bedeu­tung „Frau“ oder „Mut­ter“ (diese Bedeu­tun­gen find­en sich noch heute in der lëtze­buergeschen All­t­agssprache). Im Schle­sis­chen war mu(t)sche sog­ar eine liebevolle Beze­ich­nung für junge Mäd­chen. Auch die Bedeu­tung „Vul­va“ find­et sich schon früh, min­destens seit dem 15. Jahrhun­dert, und auch das heute auss­chließlich in dieser Bedeu­tung ver­wen­dete Wort Möse ist ver­mut­lich aus dieser Wort­fam­i­lie her­vorge­gan­gen. Katzen spie­len hier zunächst keine Rolle; dafür nen­nt das grimm­sche Wörter­buch eine Rei­he ander­er Tiere, die mit Wörtern aus dieser Fam­i­lie beze­ich­net wur­den (z.B. Schle­sisch mosche „junge Kuh“, ver­schiedene Schweiz­er Dialek­te mutsch, mut­ti, mut­tli („Kuh/Schaf/Ziege“).

Man kann aber davon aus­ge­hen, dass diese Tier­na­men nicht die Quelle für die Bedeu­tun­gen „(leicht­es) Mäd­chen, Frau, Vul­va“ waren, son­dern dass die gesamte Wort­fam­i­lie auf das lateinis­che mŭsteus/mŭstea (‘jung; neu; frisch’) zurück­ge­ht. Der Köl­ner Roman­ist Ste­fan Barme legt in ein­er neueren Arbeit überzeu­gend dar, dass das ibero­ro­man­is­che oder por­tugiesis­che moça („Mädchen“/„jung“) ins Rotwelsche entlehnt wurde und von dort als moss(e) in die mit­tel­hochdeutschen Dialek­te und von dort weit­er in andere Vari­etäten des Deutschen entlehnt wurde. Dass seine Bedeu­tung in eini­gen Dialek­ten auf „leichte“ Mäd­chen und auf das primäre weib­liche Geschlecht­sor­gan einge­gren­zt wurde und in anderen Dialek­ten auch auf junge Tiere über­tra­gen wurde, ist in Kul­turen mit viel Viehzucht und ein­er etwas begren­zten Sicht auf Frauen unschw­er vorstell­bar (es kön­nte auch etwas mit der Euphemis­mus-Tret­müh­le zu tun haben, über die ich hier geschrieben habe).

Wie kommt dann also die Muschikatze ins Spiel? Diese Ver­wen­dung von Muschi kommt wahrschein­lich aus dem Bairischen, wo sich schon früh das Wort mutze in dieser Bedeu­tung find­et. Das grimm­sche Wörter­buch geht aber davon aus, dass dieses Wort mit den laut­lich ver­wandten Wörtern für „Vul­va“ nichts zu tun hat, son­dern dass es aus der Wort­fam­i­lie Miez/mies/muinz stammt, mit der in ver­schiede­nen deutschen Dialek­ten, und auch in anderen ger­man­is­chen und sog­ar roman­is­chen Sprachen, nach Katzen gerufen wurde (man ver­gle­iche z.B. Dänisch mis­sekat oder Ital­ienisch micio/a). Dieser Lock­ruf ist übri­gens ver­wandt mit dem ale­man­nis­chen bus/büs und eine Ver­wandtschaft mit dem englis­chen puss, das eben­falls zunächst als Lock­ruf ver­wen­det wurde, drängt sich angesichts der laut­lichen Ähn­lichkeit auf.

Die bei­den Bedeu­tun­gen von Muschi haben, anders als beim franzö­sis­chen chat­te oder beim englis­chen pussy, nach derzeit­igem Ken­nt­nis­stand also sprach­his­torisch unter­schiedliche Wurzeln. Aus dieser Per­spek­tive ist Edmund Stoiber sein­erzeit völ­lig zu Unrecht zum Gespött der Nation gewor­den. Er beze­ich­net seine Karin in guter bairisch­er Tra­di­tion als „Kätzchen“, vielle­icht sog­ar nur als „Frau“.

Natür­lich nützt ihm das nicht viel, denn sprach­his­torische Argu­mente sind bei der heute nun ein­mal vor­liegen­den Bedeu­tungs­gle­ich­heit eine schwache Ausrede. In dem Moment, in dem ein Wort eine gesellschaftlich tabuisierte Bedeu­tung annimmt, ist es für den arglosen Gebrauch in anderen Zusam­men­hän­gen ver­loren, egal, woher diese Bedeu­tung kommt.

Auch die weniger arglose Ver­wen­dung des Wortes Muschi ist mir durch meine Recherchen aber etwas ver­lei­det wor­den. Solange ich es mit flauschi­gen und possier­lichen kleinen Kätzchen in Zusam­men­hang gebracht habe, fand ich es immer­hin schön­er als alle oben genan­nten Alter­na­tiv­en. Aber wo ich nun weiß, dass es eigentlich — wie die Gebrüder Grimm es for­mulieren — „lieder­lich­es Weib­s­bild“ heißt, habe ich keine Ver­wen­dung mehr für das Wort (denn lieder­liche Weib­s­bilder kenne ich über­haupt nicht). Es muss also eine Alter­na­tive her. Tier­na­men sind mir dabei nach dieser Unter­suchung zu riskant. Aber zum Glück gibt es ja noch das Wort­feld „Obst“.

 

BARME, Ste­fan (2009) Der Spatz der Aphrodite: nochmals zur Ety­molo­gie und Wort­geschichte von pg./sp. moça/moza und msl­frk. Muss (‘Mädchen; Frau’). Zeitschrift für roman­is­che Philolo­gie 125.1, 31–44.

GRIMM, Jacob, und Wil­helm GRIMM (1854–1960) Deutsches Wörter­buch. [Link]

HARPER, Dou­glas (2001–2010) Online Ety­mol­o­gy Dic­tio­nary. [Link]

SIMPSON, John (Hg., 1989) Oxford Eng­lish Dic­tio­nary. Zweite Auflage. Oxford Uni­ver­si­ty Press.

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

22 Gedanken zu „Muschi gesucht

  1. Llus

    Gehört Mutschekiepchen auch zu dieser Wortfamilie?
    [Ich denke, ja. Mutschekiepchen bedeutet ursprünglich „Kuhkäl­bchen“, sodass es plau­si­bel erscheint, dass es sich hier um dieselbe Wort­fam­i­lie han­delt. Wie die Über­tra­gung von Kühen auf Marienkäfer von­stat­ten gegan­gen ist, weiß ich aber nicht. — A.S.]

  2. Helmut Wicht

    Bah…
    … was für ein Zoo von verklemmten Uneigentlichkeiten.
    Selb­st die “Vul­va” des Anatomen ist keine, son­dern eigentlich die “Gebär­mut­ter”, und zwar die eines Schweins. Die sei in der Antike eine Delikatesse gewe­sen. Vom Tisch zwis­chen die Beine — sehr merkwürdig.
    Ob ich jet­zt zum Obst greifen würde — ich weiss nicht. “Scham” (pudor) ist auch ein schönes Wort. Und so gen­der­ben­der­main­stream-mäs­sig geschlechtsneutral…
    [„Scham“ ist das aller­let­zte Wort, das mir beim zu Beze­ich­nen­den in den Sinn kommt, und Vul­va war nach meinen Quellen eine ganz all­ge­meine Beze­ich­nung für die Gebär­mut­ter, bevor es, tat­säch­lich etwas kurios, per Metonymie aus­gerech­net auf die äußer­sten primären Geschlecht­sor­gane über­tra­gen wurde. — A.S.]

  3. GS

    Bei mein­er Oma (aus Kärnten/Österreich gebür­tig — also süd­bairisch­er Sprachraum) hieß jede Katze die sie jemals besaß Muschi. Sie war da nicht beson­ders inno­v­a­tiv. Dass ihr die “andere” Bedeu­tung bekan­nt war glaube ich auss­chließen zu kön­nen. Hab ich sel­ber auch nicht gekan­nt bevor ich die öster­re­ichis­che Prov­inz fürs Studi­um ver­ließ (nicht dass das jet­zt unbe­d­ingt Teil des Studi­ums gewe­sen wäre). Wir haben/hatten da ganz andere Beze­ich­nun­gen fürs weib­liche Gen­i­tale. Muschi war defin­i­tiv nicht darunter (zumin­d­est noch nicht in den 80ern mein­er Jugend)

  4. Dierk

    Ich werfe gerne mal ein, dass zumin­d­est im Englis­chen ein Zusam­men­hang zwis­chen unrasiert­er Scham und Katzen­meta­pher her­vor scheint. Auch die deutsche [oder englis­che] Frucht­meta­pher scheint ja gewisse Ähn­lichkeit­en aufzunehmen — also, zwis­chen gewählter Frucht anatomis­chem Detail.

  5. Twitter Follower

    Vie­len Dank für die schnelle Antwort — auch im Namen der inves­tiga­tiv­en Plat­tform Muschileaks*, die den Anlaß zu der Frage gab. 😉 Bin über­rascht, wie gut doku­men­tiert die Wort­felder offen­bar sind.
    *)dort geht es übri­gens tat­säch­lich um KATZEN.

  6. Kai Hiltmann

    Hoorig ischt die Katz
    in Schram­berg im Schwarzwald ist der Ruf zur Fas­net (Fast­nacht):
    “Hoorig, hoorig ischt die Katz
    und wenn die Katz net hoorig ischt,
    so g’fallt sie dene Maid­li net”
    (haarig, haarig ist die Katz’, und wenn die Katz’ nicht haarig ist, so gefällt sie den Mäd­chen nicht)
    Die Schwarzwälder Fast­nachts­bräuche gehen meines (nicht nachrecher­chierten) Wis­sens auf das 14. Jht. zurück. Die “Katz” wird dort heute selb­stver­ständlich als Tier inter­pretiert. Wenn man aber die oben geschilderte Analo­gie berück­sichtigt, bekommt auch die Fast­nacht als bäuer­lich­er Jahre­san­fang und Ini­ti­a­tions­fest der Jugendlichen einen Sinn. Zu beacht­en ist, dass es sich in Schram­berg um einen Kater zu han­deln scheint.
    Der Geschlechts­bere­ich ist natür­lich ein beson­ders inter­es­san­ter des men­schlichen Kör­pers und damit als Tabu­bere­ich vorbes­timmt. Daher wird er eben umschrieben mit indi­rek­ten Bezeichnungen.
    Im Shang­hai-Chi­ne­sis­chen ist übri­gens das weib­liche Teil das “Entchen” (Yázi), das männliche das “Häh­nchen” (Jizi).

  7. Lichtecho

    @Kai Hilt­mann
    Im etwas südlich­er gele­ge­nen Villin­gen gibt es diesen Fas­nachtsspruch auch. Auch dort ist “die Katz” eigentlich ein Kater, der alt genug sein muss, um den Mädels zu gefall­en. Der Kater ist in Villin­gen der eigentliche Star der Fasnet:
    http://www.katzenmusik-villingen.de/

  8. Drago Starcevic

    Hop­pla?
    “Auch die weniger arglose Ver­wen­dung des Wortes Muschi ist mir durch meine Recherchen aber etwas ver­lei­det wor­den. Solange ich es mit flauschi­gen und possier­lichen kleinen Kätzchen in Zusam­men­hang gebracht habe, fand ich es immer­hin schön­er als alle oben genan­nten Alter­na­tiv­en. Aber wo ich nun weiß, dass es eigentlich…”
    Irgend­wie hab ich das Gefühl, dass diese Betra­ch­tung schlecht zu Ihnen passt. Ist es nicht eigentlich so, dass die Ethy­molo­gie eines Wortes in keinem Fall ein Argu­ment in bezug auf seine heutige Ver­wen­dung ist? Mir kommt das grade ein biss­chen wie ein Sick­ismus vor.
    [Nee, ein Sick­ismus wäre es, wenn ich mir eine Geschichte über eine Friseurin, Bäck­ereifachverkäuferin oder Ange­hörige irgen­dein­er anderen stereo­typ­isch für unge­bildet gehal­te­nen Beruf­s­gruppe aus­denken würde, die zu ihrer Vul­va Muschi sagt, mich dann darüber lustig machen würde, dass sie sich selb­st auf diese Weise als „leicht­es Mäd­chen“ beze­ich­net und am Ende sug­gerieren würde, dass diese „falsche“ Ver­wen­dung des Wortes Muschi Schuld daran ist, dass kein Mann bei ihr bleibt. Wenn ich das Wort sel­ber nicht mehr ver­wen­den möchte, ist das eine per­sön­liche Geschmack­sentschei­dung, die ich nach Belieben (also auch mit der Ety­molo­gie des Wortes) begrün­den kann. Wie weit ich mit meinem Vor­satz komme, bleibt ohne­hin dahingestellt, denn wirk­lich gute Alter­na­tiv­en habe ich im Wort­feld „Obst“ bis­lang doch nicht find­en kön­nen… — A.S.]

  9. Helmut Wicht

    Scham
    Zitat aus der Replik:
    “„Scham“ ist das aller­let­zte Wort, das mir beim zu Beze­ich­nen­den in den Sinn kommt…”
    In der Anatomie ist es (auch adjek­tiviert) sehr geläu­fig: “Regio puden­da, Vasa/Nervi puden­da/-i, Rima pudendi”
    Ich find’s insofern span­nend, als das ein­er der weni­gen mir bekan­nten Fälle ist, in dem wir Anatomen ein Abstrak­tum, eigentlich eine Beze­ich­nung für einen Affekt, zur Benen­nung ein­er Sache ver­wen­den. Son­st sind wir eigentlich immer sehr um Plaka­tiv­ität bemüht. Nun — es ist wohl die Scham(haftigkeit), die es ver­bat, die Sache bei gestalthafteren Namen zu nennen.
    Natür­lich haben wir auch passende, dur­chaus gestal­to­ri­en­tierte Namen für die Einzel­teile der ganzen Appa­ratur. Und im his­torischen Schatz- (oder Gift-?)kästchen der Anatomie — der eingedeutscht­en, gro­bian­is­chen Anatomie der Renais­sance — find­et sich manch’ deftig/treffendes. Albrecht Dür­er hat das (heutzu­tag her­rlich schrill-befremdlich klin­gende) Wort “Weyb­ss­pal­tung” erfun­den. (nach Hyrtl, 1884, “Die alten deutschen Kunst­worte der Anatomie”)

  10. Jürgen Bolt

    @Helmut Wicht: Weybsspaltung
    Danke für diesen wun­der­baren Aus­druck! Die offizielle Entsprechung, Rima Puden­di, finde ich übri­gens auch nicht schlecht. Klingt so nach ein­er ital­ienis­chen Sängerin.

  11. lukas

    Marienkäfer.

    Wie die Über­tra­gung von Kühen auf Marienkäfer von­stat­ten gegan­gen ist, weiß ich aber nicht.

    Marienkäfer heis­sen auf rus­sisch (Gottes) kleine Kühe / (božji) korovki.

  12. Wentus

    Muschel
    Der spanis­che Sprachge­brauch bringt mich auf eine andere The­o­rie über die Herkun­ft des Wortes “Muschi”.
    Man sagt im spanis­chen manch­mal “con­cha” (Muschel) statt “coño” (Muschi).
    Kön­nte nicht auch im Deutschen das Wort von der Muschel abgeleit­et sein? Die Form beste­ht eben­falls aus zwei Hälften.
    Im übri­gen würde ich noch das Ara­bis­che “qita” als Herkun­ft des Wortes Katze anbi­eten. Da die Katze ja im alten Ägypten zuerst gezüchtet wurde, kön­nte dieses Wort das älteste sein.

  13. Martin Huhn

    Vorhin habe ich Muschi mal bei der meist­genutzten Such­mas­chine eingeben. Erstaunlicher­weise taucht dieser Blog­beitrag an sech­ster Stelle auf. Neben den anderen “delikat­en” Links. Na, die meis­ten wer­den sich wohl ärg­ern, wenn sie über den Begriff hier landen. 🙂

  14. Gregor

    Warum Ärg­ern?
    Vielle­icht freuen die sich, wenn sie hier lan­den? Sich­er sind viele Muschi-Such­er auch an Kri­tik der Sprachkri­tik interessiert.
    Und warum “andere” delikate Links? Ist das auch einer?

  15. Fischblog

    Wis­senschafts­blog-Auslese 2010: Die Longlist­Bis zum 23. 12. kon­nten Leser und Blog­ger dieses Jahr ihre Lieblings­beiträge für die Wis­senschafts­blog-Auslese 2010 nominieren. Das hat auch erfreulich gut funk­tion­iert, was uns allerd­ings vor ein kleines Prob­lem stellt: Da doch deut­lich mehr…

  16. Teh Asphyx

    Auch wenn hier sicher­lich die wenig­sten Leser darauf aus sind, die höch­sten Grade der „Trve­ness“ zu erre­ichen, so sei den­noch darauf hingewiesen, dass sich in den 100 Regeln des Black Met­al (welche keineswegs ernst gemeint sind) fol­gende 57. Regel befindet:
    „57. Wenn Du über Sex mit ein­er Met­al-Tus­si redest, gebrauche nur die Umschrei­bung: ‘meinen eisi­gen Frost-Speer in ihre Tore der Ver­suchung spießen’“
    Ich finde das mit den „Toren der Ver­suchung“ gar nicht schlecht, hat auf jeden Fall was Zutreffendes.

  17. Fischblog

    Wis­senschafts­blog-Auslese 2010: Die PreisträgerDie Gewin­ner der Auslese 2010 ste­hen fest: Eine 290 Seit­en lange Kan­di­daten­liste haben die zehn Juroren durchgear­beit­et, um ihren kar­gen Vor­rat von 30 Wer­tungspunk­ten zu verteilen und so die besten wis­senschaftlichen Blog­beiträge des Jahres zu fin…

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