Anglizismus des Jahres: Jury und Modalitäten

Von Anatol Stefanowitsch

Um die Ern­sthaftigkeit der Wahl zum Anglizis­mus des Jahres zu unter­stre­ichen, habe ich die Jury noch um zwei Mit­glieder erweit­ert und außer­dem Wahlmodal­itäten fest­gelegt. Wie man sieht, haben wir eine ganz her­vor­ra­gende Jury und ein sehr trans­par­entes Ver­fahren, sodass die Wahl zum Anglizis­mus des Jahres 2010 der Beginn ein­er lan­gen und erfol­gre­ichen Tra­di­tion wer­den dürfte. 

Die Jury

Die Jury beste­ht aus dem/der Vor­sitzen­den und vier weit­eren Mit­gliedern, die durch den/die Vorsitzende/n für jew­eils ein Jahr berufen wer­den. Jurymit­glieder müssen (a) ein abgeschlossenes sprach­wis­senschaftlich­es Studi­um mit all­ge­mein sprach­wis­senschaftlich­er, anglis­tis­ch­er oder ger­man­is­tis­ch­er Aus­rich­tung vor­weisen und (b) ein Blog mit sprach­wis­senschaftlichen The­men betreiben oder sich auf andere Weise pop­ulär­wis­senschaftlich mit Sprache auseinan­der­set­zen. Bei der Beset­zung der Jury soll auf ein aus­ge­wo­genes Ver­hält­nis von Anglist/innen und Germanist/innen geachtet wer­den. Entsprechend qual­i­fizierte Wissenschaftler/innen kön­nen beliebig oft in die Jury berufen wer­den. Der Vor­sitz ist ein unbe­fris­tetes Amt, das durch den/die Vorsitzende/n zu einem Zeit­punkt eigen­er Wahl an eine/n andere/n qualifizierte/n Wissenschaftler/in abgegeben wer­den kann.

Die Jury für 2010 

Vor­sitz: Prof. Dr. Ana­tol Ste­fanow­itsch (Anglis­tik, Uni­ver­sität Ham­burg, Sprachlog)

Mit­glieder (in alpha­betis­ch­er Reihenfolge):

1.) Susanne Flach, MA (Anglis­tik, Uni­ver­sität Ham­burg, ˈdɪːkæf)
ˈdɪːkæf ist die Neuinkar­na­tion von trách­tas. dialann., wo Susanne seit März 2008 zunächst über ihre Mag­is­ter­ar­beit zum irischen Englisch und bald auch über viele andere sprach­liche und sprach­wis­senschaftliche The­men blog­gte und blog­gt, jüngst zum Beispiel zum Jugend­wort 2010, aber auch zu den ange­blich 27 Wörtern für Schnur­rbart im Alban­is­chen.

2.) Dr. Juliana Goschler (Ger­man­is­tik, Uni­ver­sität Ham­burg, Kon­struk­tion­s­gram­matik­blog)
Das Kon­struk­tion­s­gram­matik­blog gibt es seit Jan­u­ar 2010. Es ist kein Wis­senschafts­blog, son­dern ein Wis­senschaftler/in­nen-Blog, von und für Konstruktionsgrammatiker/innen. Juliana schreibt dort haupt­säch­lich Kon­ferenzberichte.  Im Novem­ber disku­tierte sie mit einem anderen der Blo­gau­toren, Alexan­der Lasch, das bei der Wahl zum Wort des Jahres lei­der unter­legene schot­tern.

3.) Kristin Kopf, MA (Ger­man­is­tik, Uni­ver­sität Mainz, Sch­plock)
Das Sch­plock gibt es seit August 2007, es ist damit nach dem Bre­mer Sprach­blog das zweitäl­steste deutschsprachige sprach­wis­senschaftliche Blog. Kristin schreibt dort über fast alles, was es zum The­ma Sprache zu sagen gibt. Schon im August 2009 hat sie über einen der Kan­di­dat­en zum Anglizis­mus des Jahres geschrieben, und dieser Tage hat sie sich mit dem Google Ngram View­er befasst.

4) Michael Mann, MA (Ger­man­is­tik, Uni­ver­sität Erlan­gen, lexiko­grafieblog)
Das Lexiko­gra­phieblog ist ein Neuankömm­ling auf der deutschen Sprach­blog­bühne, es ist seit April 2010 online. Michael schreibt dort, wie der Blog­name andeutet, viel über Wörter. In den let­zten Wochen hat er die Wörter­wahlen im deutschen Sprachraum zusam­menge­tra­gen und kom­men­tiert: Wort/Unwort des Jahres in der Schweiz und in Öster­re­ich, Wort des Jahres in Deutsch­land und Häu­fig­ste Suchan­fra­gen des Jahres bei Google.

Die Modal­itäten

Vor­runde: Es wer­den bis zum 7. Jan­u­ar des Fol­ge­jahres Nominierun­gen für den Anglizis­mus des Jahres ent­ge­gengenom­men. Nominierun­gen kön­nen auss­chließlich über die Kom­mentare zum Wahlaufruf im Sprachlog abgegeben wer­den. Bei mehrfach­er Nominierung gilt die erste Nominierung, die die Kri­te­rien erfüllt.

1. Runde: Nominierun­gen wer­den vom Juryvor­sitzen­den daraufhin über­prüft, ob alle Bedin­gun­gen erfüllt sind:

  • Beste­ht das Wort ganz oder teil­weise aus englis­chem Lehngut?
  • ist es im laufend­en Jahr erst­ma­lig aufge­taucht oder ins Bewusst­sein ein­er bre­it­en Öffentlichkeit gelangt?
  • Wird eine Begrün­dung geliefert?

Wo (a) oder © nicht offen­sichtlich erfüllt sind, kann der Juryvor­sitzende sich mit den anderen Migliedern berat­en und dann eine Entschei­dung tre­f­fen. (b) wird anhand von Google News und Google Trends über­prüft: das Wort darf erst seit zehn Jahren im Google News Archiv auftreten und muss im laufend­en Jahr in diesem Archiv und bei den Google Trends min­destens dop­pelt so häu­fig sein, wie in irgen­deinem vor­ange­hen­den Jahr.

Außer­dem hat jedes Jurymit­glied die Möglichkeit, auf­grund eigen­er Recherchen ein begrün­detes Veto gegen Wörter einzule­gen, bei denen sie die Bedin­gun­gen als nicht erfüllt sehen. Wenn gegen ein Wort zwei Vetostim­men vor­liegen, wird es ausgeschlossen.

2. Runde: Jedes Jurymit­glied nominiert mit ein­er kurzen inhaltlichen Begrün­dung drei Wörter für die Endrunde per E‑Mail an den Vor­sitzen­den. Die Begrün­dun­gen sollen sich dabei auf die in der Auss­chrei­bung geforderten Kri­te­rien beziehen. Alle Wörter, die min­destens ein­mal nominiert wer­den, kom­men in die dritte Runde.

3. Runde: Die Jurymit­glieder erhal­ten die Liste aller nominierten Wörter mit den Begrün­dun­gen. Jedes Mit­glied wählt drei Wörter aus und bringt sie in eine Rang­folge. Wörter erhal­ten 3 Punk­te für jeden 1. Platz, 2 Punk­te für jeden 2. Platz und 1. Punkt für jeden 3. Platz. Das Wort mit der höch­sten Punk­tzahl gewin­nt. Wenn die höch­ste Punk­tzahl von zwei Wörtern erre­icht wird, wählt die Jury in ein­er Kamp­fab­stim­mung mit ein­fach­er Mehrheit den Sieger. Bei Punk­t­gle­ich­heit auf allen weit­eren Lis­ten­plätzen entschei­det der Vor­sitzende über die Rangfolge.

Die Veröf­fentlichung des Ergeb­niss­es erfol­gt im Sprachlog und per Pressemit­teilung. Alle Jurymit­glieder haben das Recht, ihre Entschei­dung­sprozesse und das Endergeb­nis auf den eige­nen Blogs zu disku­tieren und zu kritisieren.

Und nun bitte fleißig weit­er­no­minieren und zwar immer nur hier!

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

2 Gedanken zu „Anglizismus des Jahres: Jury und Modalitäten

  1. Damaschke: Notizen

    Anglizis­mus des Jahres 2010… Was auf Anhieb wie Satire klingt und vielle­icht auch so gedacht war, hat sich inzwis­chen zu einem, wenn auch iro­nis­chen, so doch dur­chaus ern­st­ge­mein­ten (und wie ich finde sehr begrüßenswerten) Pro­jekt entwickelt …

  2. */ˈdɪːkæf/

    Wahlaufruf: Anglizis­mus des Jahres 2010… sucht nebe­nan im Sprachlog den Anglizis­mus des Jahres 2010. Unter Ana­tols Vor­sitz wird eine Jury aus bloggen­den Ger­man­is­ten und Anglis­ten im Jan­u­ar aus Vorschlä­gen der Öffentlichkeit das Gewin­ner­wort (und den Gewin­ner) wählen. In der Jury sitzen …

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