Wahlprogrammlinguistik

Von Anatol Stefanowitsch

Für Unentschlossene bietet das Sprachlog zur heuti­gen Bun­destagswahl eine aller­let­zte Entschei­dung­shil­fe. Für jede Partei, die in den Umfra­gen über 2 Prozent liegt, haben wir mit­tels quan­ti­ta­tiv­er kor­puslin­guis­tis­ch­er Ver­fahren (ein­er dis­tink­tiv­en Kollex­e­m­analyse, für diejeni­gen, die es genau wis­sen wollen) ermit­telt, welche Wörter in ihrem Wahl­pro­gramm häu­figer vorkom­men als in allen Wahl­pro­gram­men zusam­men. Das ist inter­es­san­ter, als ein­fach für jedes Wahl­pro­gramm die häu­fig­sten Wörter zu ermit­teln, weil wir auf unserem Weg für jede Partei beson­ders die Unter­schiede zu allen anderen Parteien, also das, was sie beson­ders macht, herausfinden.

Wir präsen­tieren hier kom­men­tar­los die Top 10 jed­er Partei, wobei wir den jew­eils eige­nen Parteina­men und Teile davon, Funk­tion­swörter (Prä­po­si­tio­nen, Pronomen usw.) und Eigen­na­men sowie das Wort Wahl­pro­gramm und seine Syn­onyme wegge­lassen haben.

CDU/CSU

  1. ERFOLGREICH
  2. LAND
  3. GEMEINSAM
  4. LANDES
  5. ZUGLEICH
  6. ZUSAMMENARBEIT
  7. ROT/GRÜN
  8. HEIMAT
  9. DEUTSCHE
  10. BESSER

SPD

  1. ARBEITNEHMERINNEN
  2. BÜRGERKONVENT
  3. FDP
  4. AUFWACHSEN
  5. JUGENDPOLITIK
  6. INTEGRIERTE
  7. PROZENT
  8. GERECHTIGKEIT
  9. SOZIAL
  10. GERECHTE

GRÜNE

  1. TEILHABEN
  2. EINMISCHEN
  3. ZEIT
  4. WIRTSCHAFTEN
  5. FRAUEN
  6. BRAUCHT
  7. URHEBERINNEN
  8. WANDEL
  9. ENDLICH
  10. HEISST
  11. GUTER

DIE LINKE

  1. BESCHÄFTIGTEN
  2. ÖFFENTLICHE
  3. DASEINSVORSORGE
  4. REICHTUM
  5. LÖHNE
  6. EURO
  7. GEWERKSCHAFTEN
  8. ABGESCHAFFT
  9. ÖFFENTLICHEN
  10. ARMUT

FDP

  1. TRETEN
  2. CHANCEN
  3. FREIHEIT
  4. ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT
  5. WEG
  6. BÜROKRATIE
  7. WACHSTUM
  8. MARKTWIRTSCHAFT
  9. STABILITÄTSUNION
  10. LIBERALER

PIRATEN

  1. SETZT
  2. FORDERT
  3. ABSCHAFFUNG
  4. GRUNDEINKOMMEN
  5. RECHTSPOLITIK
  6. PSYCHIATRISCHEN
  7. STÖRUNGEN
  8. PERSONEN
  9. SOZIALES
  10. DAHER

AFD

  1. MEINUNGEN
  2. VOLK
  3. WIEDEREINFÜHRUNG
  4. EUROKRISE
  5. ZUWANDERUNG
  6. PARTEIEN
  7. VERTRÄGE
  8. ABZUBAUEN
  9. ENTSCHULDET
  10. FAMILIENFREUNDLICHER

17 Gedanken zu „Wahlprogrammlinguistik

  1. Pingback: Ulf. Mehr oder minder täglich Privatkram.

  2. Till

    Hmm, unser Wahl­pro­gramm heißt “Zeit für den grü­nen Wan­del” — sich­er, dass da nicht die laufende Fuß- oder Kopfzeile die Sta­tis­tik verfälscht.

    Antworten
    1. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

      Bee­in­flusst, offen­sichtlich. Ver­fälscht, hm. Ihr habt es doch frei­willig so genan­nt und das auf jed­er zweit­en Seite oben hingeschrieben.

      Aber gut, hier für die Grü­nen noch die näch­sten zehn Wörter von der Liste:

      1. TRANSFORMATION
      2. BÜRGERINNENRECHTE
      3. SCHLÜSSELPROJEKTE
      4. SCHWARZ-GELB
      5. ENERGIEWENDE
      6. KLIMASCHUTZ
      7. GARANTIERENTE
      8. BEFLÜGELN
      9. MASSENTIERHALTUNG

      Die CDU hat auch eine Kopfzeile, deshalb auch hier noch die näch­sten paar Plätze:

      1. ANSTRENGUNGEN
      2. DEUTSCHLANDS
      3. BEKENNEN
      4. WEITERHIN
      5. HAUSE
      Antworten
    1. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

      Die ver­link­ten Ergeb­nisse visu­al­isieren die Häu­figkeit der Wörter im jew­eili­gen Wahl­pro­gramm. Das ist, wie ich ja geschrieben habe, eben nicht das, was die oben präsen­tierten Lis­ten zeigen.

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  3. Statistiker

    weil wir auf unserem Weg für jede Partei beson­ders die Unter­schiede zu allen anderen Parteien, also das, was sie beson­ders macht, herausfinden.

    Äh … nein. Bzw. nur dann, wenn die Wörter, die eine Partei häu­fig nutzt, auch ein hohes Gewicht inner­halb des Wahl­pro­gramms dieser Partei hat. Rel­a­tiv häu­fige, aber abso­lut sel­tene Wörter zeigen z.B. nur, daß das betr­e­f­fene Wort für die jew­eilige Partei keine große Bedeu­tung hat.

    Ist übri­gens auch in der Markt- und Mei­n­ungs­forschung ein sehr häu­figer Denkfehler.

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    1. Anatol Stefanowitsch Beitragsautor

      Nein, Wörter, die im Wahl­pro­gramm Partei X sig­nifikant häu­figer auftreten als in den Wahl­pro­gram­men aller Parteien zusam­mengenom­men, sind Wörter, die von Partei X häu­figer gebraucht wer­den als von den anderen Parteien. Also die Wörter, die sie von den anderen Parteien unter­schei­den. Ist wirk­lich so.

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  4. Daniel

    Wird eigentlich die Gross-/Klein­schrei­bung unter­schieden zB bei WEG? Also zB “Ich bin dann mal weg” vs. “Der Weg in die Freiheit”.

    Inter­es­san­ter Link zu Schar­loth. Über­raschend ist, dass die CDU weit weg von der SPD ist, die SPD aber doch recht nahe an der CDU (??) und weit ent­fer­nt von der Linken.

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  5. Susanne

    Das ist wirk­lich inter­es­sant, auch wenn die Wahl schon vor­bei ist. Allerd­ings über­rascht mich keine der Wörterlis­ten beson­ders. Ich finde, sie passen alle sehr gut zu dem Bild, das ich von den Parteien habe…

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  6. Crissov

    Da die Unter­suchung auf Wort­for­men basiert – und mehr kann man für einen Blog­beitrag auch nicht erwarten –, würde ich sie nicht guten Gewis­sens „Kollex­emanalyse“ nen­nen.

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  7. Pingback: Bundestagswahl 2017 | Unsensiblo Chamäleon am Rand der Blogosphäre

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