Archiv des Autors: Anatol Stefanowitsch

Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

Medium und Botschaft

Von Anatol Stefanowitsch

Ich plane ger­ade ein Sem­i­nar zum The­ma „Onlinekom­mu­nika­tion“ für das akademis­che Jahr 2008/2009 (und frage mich, wann genau meine Spon­tan­ität ver­loren gegan­gen ist). Wie jedes Medi­um erzeugt natür­lich auch das Inter­net seine eige­nen Botschaften (schade, dass McLuhan das nicht mehr miter­leben durfte, seine Mei­n­ung zum „Web 2.0“ hätte ich dann doch gerne noch gehört). Ein extremes Beispiel ist das Fol­gende, mit dem ich mich wegen ein­er gewis­sen Zwang­haftigkeit meines Charak­ters beson­ders gut iden­ti­fizieren kann:

Ich wünschte ich könnte damit Schluss machen, damit ich nicht mit dir Schluss machen müsste.

Ich wün­schte ich kön­nte damit Schluss machen, damit ich nicht mit dir Schluss machen müsste.

[© by xkcd. Sowohl das Orig­i­nal als auch unsere Über­set­zung des Car­toons ste­hen unter ein­er Creative-Commons-BY-NC‑2.5‑Lizenz]

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Die in Namib­ia erscheinende All­ge­meine Zeitung beschäftigt sich mit der Frage, ob „Namibis­men“ — Wörter und Aus­drücke, die für das in Namib­ia gesproch­ene Deutsch typ­isch sind — in Zeitungsar­tikeln oder Schu­lauf­sätzen ver­wen­det wer­den dür­fen. Der Artikel nen­nt auch ein paar Beispiele für solche Namibis­men. Weit­er­lesen

Doping, Flat, Handy

Von Anatol Stefanowitsch

Den Men­schen, die über die „Anglizis­men“ jam­mern, denen die deutsche Sprache ange­blich hil­f­los aus­geliefert ist, antworte ich manch­mal (wenn ich lang genug wach­bleiben kann), dass es sich bei der Entlehnung von Wörtern um einen sehr aktiv­en Prozess han­delt. Die Sprech­er, die sich ein Wort aus ein­er anderen Sprache entlehnen, machen damit dann meis­tens, was sie wollen. Vor allem passen sie es den eige­nen Bedürfnis­sen an. Weit­er­lesen

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Heute geht das Fes­ti­val Die Macht der Sprache zu Ende, das das Goethe-Insti­tut in Berlin aus­gerichtet hat und das diese Woche die sprach­wis­senschaftliche Berichter­stat­tung in den Online-Medi­en dominiert hat.

Die Berlin­er Lit­er­aturkri­tik berichtet zum Beispiel über den Fortschritte bei der sprach­lichen Gle­ich­berech­ti­gung: Weit­er­lesen

Can You English

Von Anatol Stefanowitsch

Gestern war die Eröff­nung der Ausstel­lung „Can you Eng­lish“ in der Bre­mer Stadt­bib­lio­thek, und die hat natür­lich die örtlichen Boden­trup­pen des VdS ange­lockt. Nun habe ich, auf­grund früher­er Post­ings zum VdS und zu englis­chen Lehn­wörtern, bere­its eine Rei­he von Mit­gliedern dieses Vere­ins per Email ken­nen gel­ernt. Ich will deut­lich sagen, dass da ein paar sehr vernün­ftige Men­schen dabei sind, die ern­sthafte Anliegen haben (wie etwa die Ver­ankerung der deutschen Sprache in Insti­tu­tio­nen der Europäis­chen Union) und denen die „Denglisch“-Mätzchen ihrer Vere­insleitung manch­mal sog­ar ein biss­chen pein­lich zu sein scheinen.

Aber die bei­den, die gestern da waren, gehörten nicht zu dieser Sorte. Weit­er­lesen

Rich-List-Linguistik

Von Anatol Stefanowitsch

Vio­la weist mich auf diese beein­druck­ende (und teil­weise vergnügliche) Liste der „most com­mon 263 mis­takes in Eng­lish made by Ger­man speak­ers“ hin. Ob es wirk­lich die häu­fig­sten 263 Fehler sind, bezwei­fle ich ein­fach mal (das zu beweisen oder zu wider­legen würde einen Aufwand erfordern, der sich schlicht nicht lohnt). Aber auf jeden Fall sind es alles Fehler, die mir selb­st auch schon oft aufge­fall­en sind. Wer die dazuge­höri­gen 263 Verbesserungsvorschläge beachtet, der kann sein Englisch mas­siv verbessern. Weit­er­lesen

Der Klimaschwindel-Schwindel

Von Anatol Stefanowitsch

Ich halte Sprache und Sprachen fast für das Inter­es­san­teste, Wichtig­ste, intellek­tuell und emo­tion­al Befriedi­gend­ste, das es gibt (ich habe mir meinen Beruf ja nicht zufäl­lig aus­ge­sucht). Aber noch ein kleines biss­chen inter­es­san­ter, wichtiger und befriedi­gen­der finde ich die Men­schheit. Ohne Men­schen gibt es schließlich auch keine Sprachen und das allein wäre für mich Grund genug, mir über alle die Dinge Sor­gen zu machen, die das Über­leben der Men­schheit gefährden (außer­dem hänge ich an meinem Leben und noch mehr an dem mein­er Kinder und ihrer unge­bore­nen Kinder und Enkel).

Die Kli­makatas­tro­phe (heute gerne als ver­bal zum Kli­mawan­del aufge­hüb­scht) ist ohne Frage eine der größten Bedro­hun­gen für das Über­leben der Men­schheit. Weit­er­lesen

Presseschau

Von Anatol Stefanowitsch

Die taz berichtet über die Bibel in gerechter Sprache, die im let­zten Jahr erschienen ist und deren vierte Auflage bevorste­ht. Press­eschauwürdig ist das Über­set­zungskonzept der gerecht­en Bibel:

Die „Bibel in gerechter Sprache“ hat drei fun­da­men­tale Über­set­zung­sprinzip­i­en: Sie soll geschlechterg­erecht for­muliert sein, die Ergeb­nisse des jüdisch-christlichen Dialogs berück­sichti­gen und soziale Gerechtigkeit voranbringen.

Das ist schon ein sehr offen­herziger Fall von „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Weit­er­lesen

Mensch-Maschine-Kommunikation

Von Anatol Stefanowitsch

Einige mein­er Kol­le­gen hier in Bre­men unter­suchen im Rah­men eines Son­der­forschungs­bere­ichs zum The­ma „Raumkog­ni­tion“ auch Aspek­te der Men­sch-Mas­chine-Kom­mu­nika­tion. Wenn ich das höre, muss ich immer an das hier denken:

Ich hoffe, keine der automatischen Türen, die ich kenne, liest dies. Das wäre mir sehr peinlich.

Ich hoffe, keine der automa­tis­chen Türen, die ich kenne, liest dies. Das wäre mir sehr peinlich.

[© by xkcd. Sowohl das Orig­i­nal als auch unsere Über­set­zung des Car­toons ste­hen unter ein­er Creative-Commons-BY-NC‑2.5‑Lizenz]

Sprache im Blut

Von Anatol Stefanowitsch

In der Sprach­wis­senschaft ist es eine Bin­sen­weisheit, dass es keinen Zusam­men­hang zwis­chen der Abstam­mung eines Men­schen und seinem Tal­ent für das Erler­nen ein­er bes­timmten Sprache gibt. Wenn zum Beispiel ein Kind zweier deutsch­er Eltern unter Chi­ne­sen aufwächst, wird es genau­so leicht, schnell und gut Chi­ne­sisch ler­nen, wie ein Kind zweier Chi­ne­sen. Das ist so eigentlich offen­sichtlich, dass man es kaum erwäh­nen müsste.

Wenn sich die Ergeb­nisse bestäti­gen, über die die bei­den Edin­burgher Sprach­wis­senschaftler Dan Dediu und Robert Ladd in ihrem ger­ade erschiene­nen Auf­satz Lin­guis­tic tone is relat­ed to the pop­u­la­tion fre­quen­cy of the adap­tive hap­logroups of two brain size genes, ASPM and Micro­cephalin bericht­en, kön­nten die Tage dieser Bin­sen­weisheit allerd­ings gezählt sein. Weit­er­lesen