Unwort des Jahres 2007

Von Anatol Stefanowitsch

Die Medi­en­präsenz der Sprach­wis­senschaft war diese Woche haupt­säch­lich durch die selb­ster­nan­nte „Unwort des Jahres“-Jury bes­timmt, die in diesem Jahr die frei­willige Aus­reise zum Unwort erko­ren hat. Als Sprach­wis­senschaftler kann man dazu eigentlich nicht viel sagen, denn die Sprach­wis­senschaft beschäftigt sich mit Unwörtern genau­sowenig, wie die Zoolo­gie mit Untieren oder die Math­e­matik mit Unsum­men. Die Begrün­dung der Jury hat dann mit Sprache auch nur wenig zu tun:

Frei­willige Aus­reise meint in Abgren­zung zum amtlichen Begriff Abschiebung, der Zwangs­maß­nah­men bein­hal­tet, die Kon­se­quenz aus der „inten­siv­en Beratung“ abgelehn­ter Asyl­be­wer­ber in den sog. Aus­reisezen­tren, die Bun­desre­pub­lik doch lieber von selb­st wieder zu ver­lassen. Die Frei­willigkeit ein­er solchen Aus­reise darf in vie­len Fällen bezweifelt werden.

Das macht den Begriff frei­willige Aus­reise allerd­ing nicht zu einem Unwort, son­dern zu ein­er Lüge. Und „Lügen haben kurze Beine“, das wusste schon meine Groß­mut­ter. Dafür braucht es keine Sprachwissenschaftler.

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