Sprachschneiderlein

Von Anatol Stefanowitsch

Rolf Schnei­der, Schrift­steller und WELT-Kolum­nist, ver­sucht offen­bar, sich mit ein­er bun­ten Mis­chung aus aufgewärmten Behaup­tun­gen von Wolf Schnei­der, Bas­t­ian Sick und anderen Sprach­nör­glern als haus­in­terne Konkur­renz zu Textchef Sönke Krüger zu etablieren, der eine jede Woche ähn­lich ermü­dende Mis­chung in sein­er Kolumne „Wort­ge­fecht“ präsentiert.

Wir haben uns let­zte Woche schon mit Schnei­ders unbe­grün­de­ten Behaup­tun­gen zur Sprache der ehe­ma­li­gen DDR beschäftigt, und seit diesem Beitrag pro­duziert Schnei­der seine Wirrheit­en schneller, als ich sie hier entwirren kön­nte (oder wollte).

Gle­ich am näch­sten Tag hat er sich über den Begriff Schnittmenge aus­ge­lassen, der für ihn „ver­baler Schrott“ ist:

Das hört sich, als ein Beispiel, bei FDP-Gen­er­alsekretär Dirk Niebel so an: Die Schnittmen­gen mit der Union sind größer. Der Begriff Schnittmenge kommt in der math­e­ma­tis­chen Men­gen­lehre vor. Die ist nur Min­der­heit­en geläu­fig, und dort kann Schnittmenge auch eine leere Menge beze­ich­nen. Anson­sten wäre der Begriff in der Agrartech­nik zu suchen. Beim Abern­ten eines Feldes per Werkzeug oder Mas­chine entste­ht eine bes­timmte Menge an gemähtem Korn oder Gras. Was die Benutzer der metapho­rischen Schnittmenge anlangt, so meinen sie wohl: gemein­same Schnittmenge, was sie aber meist nicht sagen. Jeden­falls wollen sie die par­tielle inhaltliche Übere­in­stim­mung mit einem poli­tis­chen Gegenüber ausdrücken.

Die math­e­ma­tis­che Men­gen­lehre dürfte jedem geläu­fig sein, der in seinem Leben eine Grund­schule besucht hat, und das ist — trotz allem Pisa-Pes­simis­mus — sich­er nicht die Min­der­heit (warum er von Min­der­heit­en im Plur­al spricht, ist ohne­hin unklar). Und ja, in der Men­gen­lehre kann eine Schnittmenge auch leer sein — genau wie in der Poli­tik. Über­haupt ist es eine tre­f­fende Redewen­dung, die sich sog­ar for­mal imple­men­tieren ließe: es wäre kein Prob­lem, etwa die Parteipro­gramme der FDP und der CDU in eine maschi­nen­les­bare Form zu über­führen und dann die Schnittmenge zu berechnen.

Warum Schnei­der kri­tisiert, dass die Poli­tik­er nicht von ein­er „gemein­samen“ Schnittmenge sprechen, muss wohl sein Geheim­nis bleiben. Schnittmen­gen sind immer „gemein­sam“ — die Schnittmenge von A und B ist per Def­i­n­i­tion die Menge der Ele­mente, die sowohl in A als auch in B enthal­ten sind. Wahrschein­lich möchte er auch, dass man von „weißen“ Schim­meln und „igno­ran­ten“ Sprach­nör­glern spricht. Und die Agrartech­nik hat mit der Redewen­dung natür­lich über­haupt nichts zu tun, aber Schnei­der liebt es, irrel­e­vante Ver­wen­dun­gen von Begrif­f­en anzuführen.

Außer­dem liebt er eine drastis­che sprach­puris­tis­che Metaphorik. Vom „Sprach­schrott“ steigert er sich gle­ich am näch­sten Tag zu „Krankeit­en der Sprache“. Was er damit meint? Ein unglaubliche sprach­liche Abscheulichkeit — die Redewen­dun­gen Poli­tik der kleinen Schritte, Schritt in die richtige Rich­tung und vor Ort:

Oder es gibt den massen­haften Gebrauch der Wen­dung „vor Ort“. Die entstammt der Bergmannssprache. Vor Ort beze­ich­net jene Stelle im Schacht, an der die Hauer arbeit­en. Das „vor Ort“ der Umgangssprache will sagen: am Ort des Geschehens. Man sagt es nur nicht. Stattdessen gibt es jene Floskel. Wahrschein­lich soll sie die Sub­ven­tion­ierung des deutschen Steinkohle­berg­baus rechtfertigen.

Wenn ich mich nicht irre, stammt dieses Beispiel aus des anderen Schnei­ders „Deutsch für Profis“, und auch da habe ich nie ver­standen, warum man einen Begriff nicht ver­wen­den soll, nur, weil er aus der Bergmannssprache kommt. Warum soll am Ort des Geschehens bess­er sein? Wie Schnei­der richtig sagt, beze­ich­net vor Ort bei den Bergleuten die Stelle, an der gear­beit­et wird — also den Ort des Geschehens.

Am näch­sten Tag fährt er die Rhetorik etwas zurück, käut erst ein­mal die nicht objek­tivier­bare und völ­lig sinnlose Unter­schei­dung zwis­chen nüt­zlichen und „über­flüs­si­gen“ Lehn­wörtern wieder und fährt dann mit fol­gen­dem Gedanken­sprung fort:

Es geht weit­er mit dem Gerede über die Mac-Jobs. Das englis­che Mac bedeutet Regen­man­tel. Besagte Jobs haben mit Nieder­schlag jedoch nichts zu tun, son­dern mit Bil­liglöh­nen, die Wen­dung ori­en­tiert sich am Namen der Restau­ran­tkette McDonald’s. Im schot­tis­chen Gälisch bedeuten Mac oder Mc so viel wie Sohn und benen­nen die famil­iäre Zuge­hörigkeit. Zwei Abkömm­linge des Don­ald-Clans erfan­den 1948 in Kali­fornien das nach ihnen benan­nte gas­tronomis­che Unternehmen. Die Muck­ibude Mc-Fit hinge­gen ver­sam­melt eben­so wenig Mit­glieder ein­er Sippe wie das Bahn­hof­s­toi­let­te­nun­ternehmen McClean.

Hier schlägt sein Faible für irrel­e­vante Ver­wen­dun­gen von Wörtern wieder durch: er erken­nt ja selb­st, dass der Begriff McJob (den er eben­so falsch schreibt wie den Namen McFit) sich am Namen der Schnell­restau­ran­tkette McDonald’s ori­en­tiert — was haben also englis­che Regen­män­tel mit der Sache zu tun? Der Begriff McJob passt doch per­fekt (und nie­mand ärg­ert sich mehr darüber als besagte Kette). Die Namen der Fit­ness­kette McFit und der Toi­let­ten­be­treiber­fir­ma McClean sind eben­so offen­sichtlich am Vor­bild von McDonald’s ori­en­tiert — ob dort Schot­ten arbeit­en, oder nicht, spielt dabei doch über­haupt keine Rolle (die Grün­der der Fast­food­kette selb­st haben übri­gens selb­st stets glaub­haft behauptet, irisch­er Abstam­mung zu sein). Außer­dem behauptet Schnei­der, dass Sprach­pfleger im 19. Jahrhun­dert den Begriff Knall­gas­treib­ling als Alter­na­tive für den Ben­z­in­mo­tor vorgeschla­gen hät­ten. Das stimmt eben­sowenig, wie die Geschichte vom Erdbestat­tungsmö­bel let­zte Woche: das Wort, das er sucht, lautet Zerk­nall­treib­ling, und dass es je ern­sthaft vorgeschla­gen wurde, darf bezweifelt werden.

Am Tag darauf kehrt er zur alarmistis­chen Rhetorik und zur Redewen­dung ein Schritt in die richtige Rich­tung zurück, die er nun als „gefährliche Anlei­he“ (an was auch immer) beschimpft:

Wie alle Gle­ich­nisse geht auch dieses auf einen realen Vor­gang zurück, den wir im Fol­gen­den nachvol­lziehen wollen: Ein Men­sch, eben noch im Still­stand, begin­nt sich zu bewe­gen. Er tut einen Schritt. Er tut den Schritt, um von A nach B zu gelan­gen. B ist sein Ziel. Die Rich­tung, in die er seinen Schritt set­zt, ist durch B vorgegeben, und sie ist richtig, sofern sie direkt zu B hin­führt. Der Men­sch wird nicht C ans­teuern, wenn er B erre­ichen möchte. Es kann sein, dass B ein ungemütlich­er oder falsch­er Ort ist, der Schritt selb­st und seine Rich­tung sind es nicht. Der­art kann hier immer nur das Ziel falsch sein, nicht die Rich­tung. Die von Willy Brandt erfun­dene und von heuti­gen Poli­tik­ern bevorzugte Wen­dung ist Wortmüll.

Sie wer­den es schon gemerkt haben, Schnei­ders Begrün­dun­gen für seine Sprach­nörgeleien sind nicht immer leicht nachvol­lziehbar. Eine Rich­tung kann nicht falsch sein? Natür­lich kann sie das. Wenn ich, um bei Schnei­ders Beispiel zu bleiben, nach B möchte, aber — absichtlich oder verse­hehntlich — einen Schritt in Rich­tung C mache, dann ist das ein Schritt in die falsche Rich­tung. Und wenn jemand — und das meinen Poli­tik­er typ­is­cher­weise mit der Redewen­dung — nach B auf­bricht, obwohl ich der Mei­n­ung bin, er sollte eigentlich nach C auf­brechen, ich aber sehe, dass B auf dem Weg nach C liegt, dann kann ich dem Betr­e­f­fend­en bescheini­gen, einen Schritt in die richtige Rich­tung gemacht zu haben.

Also, liebe WELT-Redak­tion: die Schnittmen­gen zwis­chen der sprach­lichen Ver­nun­ft und Rolf Schnei­ders Gedankengän­gen, sind eher klein. Da ich nicht vor Ort bin, kann ich nicht sagen, woran das liegt — vielle­icht geht es nur darum, Schnei­der vor einem McJob zu bewahren, der seinen Fähigkeit­en bess­er entspricht. Auf jeden Fall wäre es ein Schritt in die richtige Rich­tung, den Lesern seine Kolumne in Zukun­ft zu ersparen.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

18 Gedanken zu „Sprachschneiderlein

  1. miss sophie

    Wun­der­volles Schlusswort! 

    All­ge­mein übri­gens her­zlichen Dank für die vie­len Analy­sen. Zwei mein­er Fre­unde hal­ten Sick & Co. für cle­vere Burschen. Hier finde ich eine Menge an Argu­menten, mit denen ich die bei­den (hof­fentlich bald) zu ein­er kri­tis­cheren Hal­tung gegenüber den Wächtern der deutschen Sprache bewe­gen kann.

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  2. mawa

    Soweit ich weiß, ist “vor Ort” übri­gens längst nicht nur Bergmannssprache, son­dern schon seit gefühlten Ewigkeit­en Eisen­bah­n­er­sprache. Man beze­ich­net damit die Leute, die direkt an der Abwick­lung des Betriebs beteiligt sind, im Unter­schied zu beispiel­sweise Disponenten.

    Vor langer Zeit nan­nte man das übri­gens “an der Front”. Da bin ich doch froh, dass man sich den neuen und passenderen Aus­druck bei den Bergleuten geborgt hat.

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  3. Krimileser

    Schnittmenge, Vek­tor (i.e. Rich­tung): Soll das der Nach­weis dafür sein, dass C.P. Snow recht hatte ? 

    Gibt es denn da nie­man­den bei der WELT, der diese und Rolf Schnei­der schützen könnte. 

    Ich weiß ja, dass die WELT eher ‘was für abge­halfterte FAZ-Leser ist, aber das ist intellek­tuell so dünn, dass ich es selb­st dieser Zeitung nicht zuge­traut hätte.

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  4. Chat Atkins

    Wenn ich mich in Bezug auf die ‘Welt’ und ihre Sprach­la­bore ‘vor Ort’ begeben wollte, dann wäre dieses ‘vor Ort’ der völ­lig angemessene Aus­druck: Denn da geht es immer höchst unterirdisch zu und es ist auch dunkel wie in einem Berg­w­erk, nur dass die Mine­nar­beit­er dort noch nicht ein­mal Gruben­lam­p­en haben, um für sich die Sach­lage ein wenig aufzuklären.

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  5. stw

    Wie gesagt, finde ich Sprachkri­tik ja nicht per se verkehrt, nicht ein­mal Nörgelei. Sich aber irgend­was auszuguck­en und von oben herab wild rumzu­fuchteln … albern.

    Vielle­icht sollte denen mal ein­er ver­rat­en, daß Sprachkolum­nen nicht immer Sprach-/Sprech­erkri­tik sein müssen.

    (Was mich jet­zt aber viel mehr beschäftigt, ist der Punkt, daß ich mein Auto offen­bar jahre­lang in ein­er Bahn­hof­s­toi­lette gewaschen habe. Was ander­er­seits natür­lich einiges erk­lären würde. 

    Ich muß nachdenken …)

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  6. bellerophon

    Vie­len Dank für diesen Beitrag, der meinen bis zu diesem Zeit­punkt eher trüben Tag erheitert.

    Für mich als Natur­wis­senschafter zeu­gen diese idi­o­tis­chen Aus­sagen über die ange­bliche Nich­tan­wend­barkeit des Begriffes “Schnittmenge” von der unglaublichen Igno­ranz der Sprach­nör­gler. Schnei­ders Beiträ­gen merkt man gut an, wie angestrengt er nach kün­stlichen Begrün­dun­gen für seine aben­teuer­lichen The­sen sucht… sehr trau­rig allerd­ings, dass sich mit­tler­weile fast jede jour­nal­is­tis­che Pub­lika­tion so einen Sprach­met­zger leistet.

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  7. buntklicker.de

    Ich grü­bele noch, warum man die Parteipro­gramme erst in maschi­nen­les­bare Form brin­gen muß, um die Schnittmenge zu berech­nen. Bei uns in der Grund­schule haben wir Schnittmen­gen immer ohne Com­put­er berechnet. 🙂

    Der “Knall­gas­treib­ling” wird übri­gens Joseph Goebbels zugeschrieben und heißt wirk­lich genau so.

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  8. buntklicker.de

    @mawa: Ich benutze “vor Ort” völ­lig ungezwun­gen, und zwar in der Bedeu­tung “beim Kun­den”. Con­sul­tants kön­nen “vor Ort” arbeit­en oder eben nicht, also im eige­nen Büro. Dieser Aus­druck wird auch schon ewig so benutzt, und zwar auch in Unter­la­gen wie Leistungsnachweisen.

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  9. Kurt

    Ich schätze die Präzi­sion, mit der Sie Schnei­ders Analy­sen zer­legen — offen­sichtlich sind Sie ihm (min­destens) einen Schritt voraus.

    Ihrer fol­gen­den Äußerung muss ich jedoch wider­sprechen und Schnei­ders Kri­tik des Begriffs “Schnittmenge” aufnehmen:

    Es wäre kein Prob­lem, etwa die Parteipro­gramme der FDP und der CDU in eine maschi­nen­les­bare Form zu über­führen und dann die Schnittmenge zu berechnen.”

    Diese Aus­sage ist falsch, denn es wäre hier­für notwendig, über eine seman­tis­che Repräsen­ta­tion der in den Parteipro­gram­men aufge­führten The­sen zu ver­fü­gen. Solange dies nicht möglich ist — und das ist es meines Wis­sens noch lange nicht — kann man “Sin­nein­heit­en” nicht durch math­e­ma­tis­che Objek­te beschreiben und somit ihre Schnittmenge nicht berech­nen. Der math­e­ma­tis­che Begriff der “Schnittmenge” ist zwin­gend an wohldefinierte Men­gen gebun­den und somit nicht beliebig über­trag­bar — nicht auf Sprache und erst recht nicht auf Parteiprogramme.

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  10. Andreas

    Ich denke, die Mac- und Mc-Ver­wen­dung bedi­ent sich der Assozi­a­tions­kette “Mc/Mac” ist schot­tisch -> Schot­ten sind geizig -> hier kann man Geld sparen.

    Und der arme “weiße” Schim­mel hat hier dur­chaus Exis­tenzberech­ti­gung, gibt es doch Fuchss­chim­mel, Apfelschim­mel, Grauschim­men. Siehe die gern ref­eren­zierte Wikipedia.

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  11. bellerophon

    @Kurt: Ich glaube es ist nicht zielführend, math­e­ma­tis­che Wörter über exak­te Def­i­n­i­tio­nen zu brechen, wenn sie umgangssprach­lich ver­wen­det werden.

    Ich finde das Wort in dem Zusam­men­hang sehr aus­sagekräftig, da man sich die Parteipro­gramme gut als Men­gen von Aus­sagen vorstellen kann, deren Schnittmenge nun eben viele oder wenige Ele­mente enthält.

    Ob das nun tat­säch­lich möglich ist, diese Schnittmenge zu bilden oder nicht (und das ist derzeit nicht, da stimme ich zu), ist bei einem sprach­lichen Ver­gle­ich ja erst­mal egal. 😉

    Insofern war es etwas unglück­lich zu sagen, “es wäre kein Prob­lem, etwa die Parteipro­gramme der FDP und der CDU…” aber das ändert nichts daran, dass die Schnittmenge in dem Zusam­men­hang eine gut ver­ständliche, aus­drucksstarke Meta­pher bleibt.

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  12. Daniel

    Die “Sprach­nör­gler” verzapfen ja wirk­lich viel Schrott, aber das Geschreib­sel über die Schnittmenge ist ja wirk­lich von erschreck­ender Dumpfheit. Kann es dem Schreiber wirk­lich unbekan­nt sein, wie eine Schnittmenge math­e­ma­tisch definiert ist? Wie erwäh­nt ist das an sich ja unge­fähr Grundschulniveau.

    Davon abge­sehn stellt sich mir ausser­dem die Frage, mit welchem Recht beze­ich­net er das mehrfach als Metapher?

    Mir erscheint es so dass bei der ange­blichen “Schnittmen­gen-Meta­pher” in WIrk­lichkeit ein­fach nur ein Wort ver­wen­det wird dass ‑wie das Worte gele­gentlich so an sich haben- eine bes­timmte Bedeu­tung hat, auch wenn der weise Welt-Kom­men­ta­tor eben die schon im ersten Satz grund­los für unrichtig abqualifiziert.

    Dass es sich bei diesem Wort möglicher­weise um einen Ter­mi­nus tech­ni­cus han­delt der in (abso­lut min­i­maler) Inhaltsab­wand­lung den Weg in die “Gebrauchssprache” gefun­den hat macht das ganze doch noch nicht zu ein­er sprach­lichen Kun­st­fig­ur, ganz zu schweigen von ein­er Meta­pher, oder?

    Wobei, die Aus­sage bei Wikipei­da, dass selb­st der Bef­griff “Stuhlbein” eine Art von Meta­pher sei lässt mich grad sel­ber zweifeln 🙂

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  13. Pauli R

    Also wirk­lich stark sprachkri­tisch oder kri­tisch gegenüber der Sprach­pflege kom­men Sie mir nicht vor. Da hat der Däßler übertrieben.

    Ich denke, dass Sie der deutschen Sprache mit ihrem Geschreib­se ins­ge­samt sog­ar nützen.

    Mir fehlt auf Ihrer Seite die all­ge­meine Seit­enbeschrei­bung, was Sie mit Ihrem Block bezweck­en wollen.

    Vielle­icht kommt das ja noch (wenn Sie sich im Klaren sind, was Sie wollen).

    mfg

    RP

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  14. Thomas Müller

    @Andreas

    Das ist selb­st ein gutes Beispiel von “Nörgelei” (oder Ironie, wenn ich nett bin) — wenn von einem Schim­mel die Rede ist, so ist in der Regel der weiße solche gemeint, also der fer­tig ver­schim­melte, oder sog­ar schlicht ein weißes Pferd. Nicht aber ein Pferd in ander­s­far­biger Ver­schim­melungsstufe. Will man Sprachkri­tik üben, so sollte man es tun­lichst ver­mei­den, Begriffe wörtlich zu nehmen — den Sprech­ern auf’s Maul schauen ist ange­sagt. Später Wittgen­stein, nicht früher Wittgenstein.

    @Metaphern

    Ich finde es ulkig, daß ger­ade ein Schrift­steller sich so über die Ver­wen­dung von Meta­phern aufregt… ein Schriftsteller!

    Besitzt jemand ein Schnei­der­sches Buch und kann es mal eben auf Meta­phern­rein­heit überprüfen? :] 

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  15. Thomas Paulwitz

    vor Ort

    In der Bergmannswen­dung „vor Ort arbeit­en“ ste­ht das Wort „Ort“ in sein­er alten Bedeu­tung: „äußer­stes Ende“, „Spitze“ (ein­er Strecke). Nur weiß das kein­er der Reporter, die sich allen­thal­ben „vor Ort“ wäh­nen. Sie geben dem Wörtchen „vor“ die Bedeu­tung „an dem“. Damit ver­liert die Sprache mein­er Mei­n­ung nach an Aus­druckss­chärfe. Denn wenn ich zum Beispiel jeman­den an einem bes­timmten Haus tre­ffe, so muß das nicht zwangsläu­fig davor sein, son­dern das kann auch daneben oder dahin­ter sein. Die Kri­tik an „vor Ort“ hat also nichts mit Nörgelei zu tun. Die Frage sollte jeden­falls erlaubt sein, warum man sich unnötig unge­nau aus­drück­en sollte, wenn die Möglichkeit zu ein­er genaueren Beschrei­bung besteht.

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  16. chodo

    Schnittmenge” ist defin­i­tiv eine Meta­pher. Der Begriff stammt wie dargelegt aus der Math­e­matik und beze­ich­net die Menge, die eine bes­timmte Anzahl an Men­gen gemein­sam haben. Wenn wir von einem Parteipro­gramm reden, dann ist es nur im über­tra­ge­nen Sinne eine Menge und mit Math­e­matik hat es auch nicht direkt etwas zu tun.

    Im Grunde ist vieles eine Meta­pher. Wenn ich sage “es geht bergauf” und meine die Leben­sum­stände, dann ist das eine Meta­pher. Wenn ich einen Begriff aus einem bes­timmten Bere­ich entlehne und in einen anderen trans­feriere, um etwas bes­timmtes auszu­drück­en, dann habe ich bere­its eine Metapher.

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  17. David Marjanović

    Damit ver­liert die Sprache mein­er Mei­n­ung nach an Ausdrucksschärfe.

    Über­haupt nicht. Man muss sich nur merken, was die nicht weit­er analysier­bare Redewen­dung “vor Ort” heißt.

    Und “Aus­druckss­chärfe”… wieso führen wir nicht gle­ich die ganzen englis­chen Aspek­te ein? Oder einen Evi­den­tial… das wäre praktisch…

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