taz gegen Sick

Von Anatol Stefanowitsch

Ich musste mit Schreck­en fest­stellen, dass es in mein­er Buch­hand­lung kein einziges Buch über die Ein­rich­tung und Admin­is­tra­tion von FTP-Servern unter Lin­ux gibt, aber sieben ver­schiedene Büch­er über Win­dows Serv­er 2008 und zwei über Win­dows Exchange Serv­er. Dafür habe ich auf dem Tisch mit den sprachkri­tis­chen Büch­ern einen schö­nen Stapel von Andre Mei­n­ungers Sick of Sick ent­deckt, genau zwis­chen dem fün­ften Band von „Der Dativ ist dem Gen­i­tiv sein Tod“ und „Hap­py Aua“. Das erfreut und deshalb sei dem Buch­händler sein man­gel­hafter Servergeschmack vergeben und vergessen.

A pro­pos „Sick of Sick“. Wer glaubt, Mei­n­unger, ich oder die Kommentator/innen hier im Sprach­blog seien zu Sick-kri­tisch, dem sei dieser Beitrag der taz emp­fohlen. Junge, da hat jemand wirk­lich die Nase voll vom Ober­lehrer. Eine kleine Leseprobe:

Kor­rek­tes Deutsch ist dur­chaus eine feine Sache. Vor allem für Men­schen, die ihr Geld mit Schreiben ver­di­enen. Sehr unfein ist es aber, wenn man sein Geld mit der Pro­duk­tion von Büch­ern ver­di­ent, deren einziger Nutzw­ert darin beste­ht, hal­bge­bilde­ten Wichtigtuern zu ein­er Gele­gen­heit zu ver­helfen, andere Men­schen auszu­lachen. Genau das macht Bas­t­ian Sick. Das Schlimm­ste daran ist aber, dass er auch noch behauptet, seine denun­zierende, altk­luge Erb­sen­zäh­lerei wäre „lustvoll“ und „unter­hal­tend“.

Und das nur wenige Tage nach des Zwiebelfischs fün­ftem Geburt­stag.

(Dank an Vio­la Voß für den Hinweis.)

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

4 Gedanken zu „taz gegen Sick

  1. A.T.

    Wenn ich etwas zu der Serv­er-Sache empfehlen dürfte: Lin­ux-Serv­er mit Debian GNU/Linux von Eric Amberg. Das Beste, was man zu diesem The­ma kaufen kann. Der Umfang wirkt vielle­icht auf den ersten Blick abschreck­end, weil das Buch aber in ver­schiedene Szenar­ien eingeteilt ist, kann man z.B. den FTP-Serv­er-Teil lesen und den Root-Serv­er-Teil bei­seite lassen (Ich per­sön­lich hab es umgekehrt gemacht).

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  2. DrNI

    Die Büch­er zu Servern zeigen den Clash zweier Kul­turen: Lin­ux und Win­dows. Während sich die zwei ober­fläch­lich immer ähn­lich­er wer­den, ist bei ersterem der Grundgedanke der Frei­heit geblieben. Es gibt die entsprechen­den Anleitung eben ein­fach im Netz, wozu ein Buch kaufen. Wer eine bes­timmte Soft­ware sucht, wird für Win­dows 500 hal­b­gare Share­ware-Tools find­en und für Lin­ux 5 Open-Source Tools, von denen 2 gut sind.

    Sick und Sick of Sick sind hinge­gen nicht zwei Kul­turen son­dern eine Bewe­gung und eine Gegen­be­we­gung. Herr Sick ste­ht in bester Tra­di­tion aktueller deutsch­er Unter­hal­tung: Fer­tig machen und ablästern über irgendwelche armen Schweine. Man ver­suche mal, mit­tags fernzuse­hen. Da wird Opfern erk­lärt, wie sie ihre Hunde oder Kinder zu erziehen haben, dass sie nicht mehr Geld aus­geben sollen als sie haben und schon gar nicht für Sexspielzeuge, wie man kocht und putzt auch noch. Früher gab es die Talk­shows, da hat­te man ein paar Dumme gefun­den, die andere zu noch Düm­meren macht­en. Und das Pub­likum freute sich über seinen min­i­malen Intel­li­gen­zvor­sprung. Heute gibt es nur noch solch­er Art Amüse­ment. Und Herr Sick passt da, intellek­tuell etwas vielfältiger ange­siedelt, bestens ins Schema. “Ich unter­halte das Pub­likum, in dem ich die Fehler der anderen ausmale.”

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  3. Thomas H

    Tztztz, und dann hab ich dies hier auch noch geschrieben statt “schrieb”.

    Sehr schönes Detail! 

    Schö­nen Gruß von der FU,

    Thomas

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