Grundformen der Tangst

Von Anatol Stefanowitsch

Die jour­nal­is­tis­che Ver­mit­tlung wis­senschaftlich­er Forschungsergeb­nisse ist eine schwierige Sache. Solche Ergeb­nisse sind kom­plex und vieldeutig, sie sind auf vielfältig ver­net­zte Weise in die ver­schieden­sten, teil­weise jahrzehnte- oder jahrhun­derteal­ten Forschungsstränge einge­bun­den, und ihre Einord­nung und Inter­pre­ta­tion erfordert sowohl umfan­gre­ich­es fach­spez­i­fis­ches als auch all­ge­mein wis­senschaft­s­the­o­retis­ches Vor­wis­sen. Zeitungs- und Zeitschrifte­nar­tikel müssen dage­gen ein­fach und ein­deutig sein, sie müssen für sich ste­hen und dür­fen deshalb beim Leser kein­er­lei Vorken­nt­nisse voraussetzen.

Das macht es selb­st für erfahrene und gut geschulte Wissenschaftsjournalist/innen schwierig, ihre Auf­gabe gut zu erledi­gen und es gibt nur wenige — zum Beispiel unseren hau­seige­nen Lars Fis­ch­er — denen es durchgängig gelingt. Die jour­nal­is­tis­chen Generalist/innen, die in den Redak­tio­nen tage­sak­tueller Print- und Onlineme­di­en sitzen, sind damit völ­lig über­fordert. Diese Über­forderung kann man ihnen natür­lich nicht zum Vor­wurf machen, wohl aber, dass sie (und ihre Chefredakteur/innen) diese nicht erkennen.

Nie­mand würde über Fußball schreiben (bzw. schreiben dür­fen), ohne die Regeln des Spiels zu ken­nen, den europäis­chen und inter­na­tionalen Wet­tbe­wer­ben regelmäßig zu fol­gen und sich wenig­stens mit der jün­geren Geschichte des Sports auszuken­nen. Auch über Kun­st und Kul­tur schreiben typ­is­cher­weise Leute, die sich in der Szene ausken­nen und häu­fig rel­e­vante Qual­i­fika­tio­nen und/oder jahre­lange Beschäf­ti­gung mit diesen Bere­ichen vor­weisen kön­nen. Über Wis­senschaft zu schreiben traut sich in der Medi­en­welt dage­gen jed­er zu, nach Erfahrungswis­sen oder gar for­malen Qual­i­fika­tio­nen fragt niemand.

Im besten Fall beg­nü­gen sich die Journalist/innen und Redakteur/innen damit, min­i­mal umgeschriebene Presseerk­lärun­gen von Uni­ver­sitäten oder Fachzeitschriften zu veröf­fentlichen. Die Originalstudie(n), über die dort berichtet wird, lesen sie sel­ten bis nie, und sie sprechen im Nor­mal­fall wed­er per­sön­lich mit den Wissenschaftler/innen, über deren Ergeb­nisse sie bericht­en, noch fra­gen sie bei unab­hängi­gen Expert/innen nach. Im schlimm­sten Fall ver­suchen sie, eigen­ständig Vere­in­fachun­gen vorzunehmen (was schnell zu Verz­er­run­gen und inhaltlichen Fehlern führt), Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen hinzuzufü­gen (die häu­fig falsch oder irrel­e­vant sind), oder sie sprechen mit zufäl­lig aus­gewählten Forscher/innen, die von der Materie keine Ahnung haben (was dazu führen kann, dass unstrit­tige Ergeb­nisse als umstrit­ten präsen­tiert werden).

Und im aller­schlimm­sten Fall schreiben sie ein­fach eine Pressemel­dung ab, die ihrer­seits nicht etwa auf ein­er wis­senschaftlichen Studie beruht, son­dern auf einem Artikel in der Boule­vard­presse. So, wie dieser Tage im Falle ein­er Mel­dung, nach der der inten­sive Gebrauch von SMS zu ein­er Rei­he schw­er­er psy­chis­ch­er Störun­gen führen kann.

Die betr­e­f­fende Pressemel­dung gab es in drei Ver­sio­nen, die alle­samt hun­dert­fach aufge­grif­f­en wur­den und wer­den. Die kürzeste dieser Mel­dun­gen lautete wie folgt:

Syd­ney — Ein wun­der Dau­men ist nicht die einzige Gefahr für Leute, die zu viele SMS schreiben. Eine Forscherin aus Aus­tralien hat Krankheits­bilder ent­deckt, die vor allem Teenag­er beim „sim­sen“ heim­suchen kön­nen: Tex­taphre­nie, post-tex­tis­ches Stresssyn­drom und Koma-Tex­ten, wie Jen­nie Car­oll, Dozentin für Pro­jek­t­man­age­ment in Mel­bourne, im Rund­funk berichtet. Sie warnte vor der Aus­bre­itung solch­er Krankheit­en, nach­dem ein Mobil­funkan­bi­eter mit­geteilt hat­te, dass sich die Zahl der in Aus­tralien ver­schick­ten SMS seit 2008 ver­dop­pelt hat. [dpa, zitiert nach sueddeutsche.de]

Eine etwas län­gere Fas­sung begin­nt genau­so, nen­nt dann aber zusät­zliche „Krankheits­bilder“ und definierte diese genauer:

Ein wun­der Dau­men ist nicht die einzige Gefahr für Leute, die zu viele SMS schreiben. Eine aus­tralis­che Forscherin hat zahlre­iche Krankheits­bilder ent­deckt, die vor allem Teenag­er beim “sim­sen” heim­suchen kön­nten: Tex­taphre­nie, post-tex­tis­ches Stresssyn­drom, “Tangst“gefühle (aus Text und Angst) und Koma-Tex­ten, wie Jen­nie Car­oll, Dozentin für Pro­jek­t­man­age­ment in Mel­bourne berichtete. Sie warnt vor der Aus­bre­itung solch­er Krankheit­en, nach­dem der Mobil­funkan­bi­eter Boost mit­geteilt hat­te, dass sich die Zahl der in Aus­tralien ver­schick­ten SMS seit 2008 ver­dop­pelt habe.

Bei Tex­taphre­nie entse­he der Glaube, das Tele­fon habe eine einge­hende SMS angezeigt, wenn in Wirk­lichkeit nichts angekom­men ist. Beim Post-tex­tis­chen Stress-Syn­drom laufe der SMS-Schreiber gegen eine Wand oder bekomme nicht mehr mit, was um ihn herum passiert. Tangst­ge­füh­le seien Selb­stzweifel, wenn nach ein­er Weile keine neue SMS angekom­men ist. Beim Koma-Tex­ten wür­den unzäh­lige SMS ver­schickt, um das Selb­st­be­wusst­sein zu stärken. “Tex­taphre­nie und Tangst­ge­füh­le haben SMS-Schreiber, die sich ein­sam fühlen und an ihrer Pop­u­lar­ität zweifeln”, sagte Car­roll. Koma-Tex­ten sei ein Hil­fer­uf. [APA, zitiert nach derstandard.at]

Nun glauben die Men­schen ja gerne jede Hor­rormel­dung über die Ver­wen­dung von SMS, weshalb und diese Tech­nolo­gie auch im Sprach(b)log immer wieder beschäftigt hat (siehe Lit­er­aturver­weise unten). Ich lehne mich aber wohl nicht zu weit aus dem Fen­ster, wenn ich sage, dass kein vernün­ftiger Men­sch diese Mel­dun­gen zur Grund­lage von Zeitungsar­tikeln machen würde, ohne an mehreren Stellen genauer nachzuhaken:

  • Wer ist Jen­nie Car­roll und was qual­i­fiziert sie zum Ent­deck­en von Krankheitsbildern?
  • Wie sah die Studie aus, wer wurde wie untersucht?
  • Was sagt die Fach­welt zu diesen Ergebnissen?

Kaum ein­er der Hun­derten von Artikeln, die diese Pressemel­dun­gen auf­greifen, stellt irgen­deine dieser Fra­gen. Einige Artikel erwäh­nen, dass Jen­nie Car­rol Pro­fes­sorin für Pro­jek­t­man­age­ment am Roy­al Mel­bourne Insti­tute of Tech­nol­o­gy ist (das stimmt, es lässt sich leicht ergoogeln und eigentlich müsste man an dieser Stelle stutzig wer­den). Andere wollen wis­sen, dass die Studie über viele Jahre lief (weit­ere Details, etwa einen Titel oder Erschei­n­ung­sort, nen­nt kein einziger, und auch inten­sives Googeln fördert nichts zu Tage — ein weit­er­er Grund, stutzig zu wer­den). Ein paar Artikel zitieren eine noch län­gere Ver­sion der Pressemel­dung, in der jemand von der dpa ver­sucht hat, wenig­stens die dritte Frage zu beant­worten (dazu später mehr).

Und jemand, der nicht nur vernün­ftig ist, son­dern auch nur einen klitzek­leinen Augen­blick über die Pressemel­dun­gen nach­denkt, müsste erken­nen, dass sie alle­samt Unfug in Rein­form sind. Eine Pro­fes­sorin für Pro­jek­t­man­age­ment veröf­fentlicht eine Studie zu SMS-bed­ingten Krankheits­bildern? Und gibt denen dann auch noch abso­lut lächer­lich klin­gende Namen? „Tangst­ge­füh­le“ (in englis­chen Mel­dun­gen ste­ht hier tex­ti­ety, aus text und anx­i­ety)? „Koma-Tex­ten“ (engl. binge tex­ting)?!? „Tex­taphre­nie“ (engl. tex­taphre­nia)?!?!? „Post-tex­tis­ches Stresssyn­drom“ (engl. post-trau­mat­ic text syndrome)?!?!?!?

Ich bin sich­er nicht medi­ener­fahren­er als die Redak­teure, die diesen Unsinn über­nom­men haben, aber ich erkenne sofort, dass bei diesen Begrif­f­en keine Wis­senschaft­lerin am Werk war, son­dern irgen­dein dur­chaus kreativ­er aber mit wis­senschaftlich­er Ter­mi­nolo­gie nur am Rande ver­trauter Tex­ter. Und die Erwäh­nung eines Mobil­funkan­bi­eters („Boost“) weckt einen Ver­dacht: Hat hier möglicher­weise die Wer­be­abteilung eines Unternehmens eine Studie erfun­den, um kosten­lose weltweite Wer­bung für sich zu machen? Aber wenn das so wäre, wie kön­nte man es als Redak­teur dann her­aus­find­en? So etwas erfordert doch monate­lange Hin­ter­grun­drecherche, man muss kon­spir­a­tive Tre­f­fen organ­isieren, Infor­man­ten bezahlen und über tote Briefkästen geheime Doku­mente aus­tauschen? Soviel Zeit und Geld haben die Redak­tio­nen von Tageszeitun­gen und täglich aktu­al­isierten Nachricht­en­web­seit­en nicht. Ja, dann muss man das alles wohl glauben und darauf ver­trauen, dass es alles seine Richtigkeit hat.

Oder man schreibt ein­fach eine kurze E‑Mail an Pro­fes­sor Car­roll. Sie müsste ja wis­sen, ob sie diese Krankheits­bilder diag­nos­tiziert und benan­nt hat und ob, und wenn ja, wo die entsprechende Studie erschienen ist. Das kostet nichts und ver­mut­lich bekommt man inner­halb von ein paar Stun­den eine Antwort.

Also habe ich das getan, wozu außer mir anscheinend nie­mand in der Lage war: Ich habe tat­säch­lich eine solche E‑Mail geschickt und darin meinen Ver­dacht geäußert und um Bestä­ti­gung oder — was ist das Gegen­teil von Bestä­ti­gung? Entste­ti­gung? — gebeten. Und siehe da: Nach ein paar Stun­den hat­te ich eine Antwort­mail von der Forscherin in meinem Posteingang.

Richtig, schreibt sie. Die Fir­ma Boost Mobile hat eine Rei­he von „Krankheit­en“ (ihre Anführungsstriche) erfun­den und sie dann gefragt, ob es diese Krankheits­bilder gibt. Man kam auf sie, weil sie mehrere Stu­di­en zum Gebrauch und der Annahme ver­schieden­er Mobil­funk­tech­nolo­gien veröf­fentlicht hat. Sie hat ihnen dann bestätigt, dass sich einige der erfun­de­nen Ver­hal­tensweisen tat­säch­lich hier und da beobacht­en lassen. Die Namensge­bung für diese Ver­hal­tensweisen, eben­so wie deren Klas­si­fika­tion als „Krankheits­bilder“, hat dann eine Wer­beagen­tur vorgenom­men. Dann hat man die entsprechende Pressemel­dung an den Syd­ney­er Dai­ly Tele­graph weit­ergeleit­et, ein Artikel erschien, und den haben alle Presseagen­turen abgeschrieben.

Ich würde vor Wut kochen, wenn man das mit mir gemacht hätte. So etwas kann auf einen Schlag den Ruf eines/r Wissenschaftler/in zer­stören, und der Ruf ist das Wichtig­ste, was man als Forscher/in hat. In der oben erwäh­n­ten drit­ten Ver­sion der Pressemel­dung, in der jemand von der dpa ein biss­chen herumtele­foniert hat, um eine Gegen­mei­n­ung einzu­holen, wird Car­roll hart angegriffen:

„Das ist Quatsch, richtig Quatsch“, sagt hinge­gen der Kinder- und Jugendpsy­chologe Michael Schulte-Mark­wort vom Uni­ver­sität­sklinikum Ham­burg. Es gebe natür­lich immer wieder Eltern, die in Sorge sind, weil ihre Kinder ihre Handys zu inten­siv nutzen. Der Kinder- und Jugendpsy­chi­ater habe das aber noch nie als Sucht erlebt.
Die von der Aus­tralierin Car­oll beschrieben Krankheit­en seien nichts Beson­deres. Die eigene Attrak­tiv­ität anhand von emp­fan­genen SMS oder E‑Mails zu messen oder die eigene Umwelt beim Tele­fonieren nicht mehr wahrzunehmen, sei ein nor­males Phänomen. „Das als Krankheit zu beze­ich­nen, ist aus­gemachter Blödsinn,“ so Schulte-Mark­wort gegenüber der deutschen Nachricht­e­na­gen­tur dpa. [dpa, zitiert nach Krone.at]

Nun ist Schulte-Mark­wort eben­so wenig ein Experte für SMS-induzierte Krankheits­bilder wie ich, aber immer­hin forscht er zum The­ma Kinder- und Jugendpsy­cha­trie und hat an mehreren Lehrbüch­ern zum The­ma mit­gear­beit­et. Seine Mei­n­ung ist deshalb wertvoll und bestätigt ja let­zten Endes nur das, was sich jed­er klar denk­ende Men­sch denken kann. Trotz­dem bin ich der Mei­n­ung, er hätte, bei der ange­blichen Autorin der ange­blichen Studie nach­hak­en müssen, bevor er sich äußert. Als Wis­senschaftler sollte er eine Kol­le­gin nicht angreifen, nur weil ein Jour­nal­ist behauptet, sie habe dies oder das gesagt oder geschrieben.

Wäre ich an Car­rolls Stelle, ich würde von den Presseagen­turen min­destens Gegen­darstel­lun­gen ver­lan­gen. Meine Mel­bourn­er Kol­le­gin nimmt das Ganze etwas gelassen­er. Sie find­et sog­ar, dass der Begriff Tex­ti­ety recht gut beschreibt, wie sich manche Men­schen ver­hal­ten, wenn sie glauben, schon zu lange keine Textnachricht mehr erhal­ten zu haben — „zu lange“ kann sich indi­vidu­ell auf Zeiträume „von ein paar Minuten bis zu ein paar Stun­den beziehen“, bemerkt sie trocken.

So, jet­zt muss ich aber aufhören, ich glaube, mit meinem Handy stimmt etwas nicht. Ich bin mir sich­er, dass es gek­lin­gelt hat, aber es wird keine SMS angezeigt, obwohl ich schon seit dreißig Sekun­den keine mehr bekom­men habe. Außer­dem bin ich ger­ade gegen einen Lat­er­nenpfahl gelaufen.

 

DAILYTELEGRAPH.com.au/FENECH, Stephen (2010) Teengers are becom­ing text addicts fac­ing men­tal and phys­i­cal issues, Dai­ly Tele­graph (Syd­ney), 2. Juli 2010 [Link].

STEFANOWITSCH, Ana­tol (2007) Tele­fonis­ch­er Sprachver­fall, Bre­mer Sprach­blog, 12. Mai 2007 [Link].

STEFANOWITSCH, Ana­tol (2007) Handy-Syn­drom, Bre­mer Sprach­blog, 28. Juli 2007 [Link].

STEFANOWITSCH, Ana­tol (2008) Abkürzungs­ge­fährdet, Bre­mer Sprach­blog, 22. Mai 2008 [Link].

STEFANOWITSCH, Ana­tol (2009) Ver­strahlte SMS-Kürzel, Bre­mer Sprach­blog, 14. Sep­tem­ber 2009 [Link].

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

30 Gedanken zu „Grundformen der Tangst

  1. Philipp

    Puh
    Ich versende seit ich ein Smart­phone habe mehr Emails als SMS.
    Damit dürften diese streng SMS-spez­i­fis­chen Krankheits­bilder bei mir ja nicht auftreten 😉
    Fragt sich nur: was ist mit Twitter?!!!

  2. Michael Khan

    Vie­len Dank für den Artikel
    Ich habe auch die Berichte in der Presse gese­hen und mich gewun­dert. Schön, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, dieses Rät­sel zu entschlüsseln.

  3. Vera Spillner

    Unangemessene Ver­all­ge­meinerung
    Lieber Herr Stefanowitsch,
    was genau­so destruk­tiv ist wie schneller Jour­nal­is­mus, sind Generalisierungen.
    Betra­cht­en Sie Thi­lo Körkel beispiel­sweise, dessen Tele­fon nie ruht, oder Christoph Poeppe, der gerne auch ein­mal vor Ort Wis­senschaftler besucht und inter­viewt; betra­cht­en Sie Rein­hard Breuer, der regelmäßig fre­itags in der Rei­he vor mir im physikalis­chen Kol­lo­qui­um sitzt und Fra­gen stellt — möcht­en Sie behaupten, dass die Artikel dieser Jour­nal­is­ten ober­fläch­lich, unhin­ter­fragt und unkri­tisch sind?
    Schon aus mein­er eige­nen 9‑monatigen Arbeit in der Spek­trum-Redak­tion kann ich Ihnen bericht­en, dass selb­st Prak­tikan­ten regelmäßig auch für das Ver­fassen von Tages­meldun­gen in engem Kon­takt mit Wis­senschaftlern ste­hen. Ich selb­st habe bei Spek­trum etwa 100 Artikel ver­fasst und würde behaupten, bei der großen Mehrheit mit Wis­senschaftlern in aller Welt tele­fonisch oder per Mail kom­mu­niziert zu haben. Oft zog ich auch weit­ere Wis­senschaftler zu Rate, die eine Neuent­deck­ung kri­tisch einschätzten.
    Selb­st wenn mir oder anderen dabei ein­mal Fehler unter­laufen — ich sehe nicht, dass Ihre Kri­tik hier der Sit­u­a­tion gerecht wird.
    Ich liebe kri­tis­che Anmerkun­gen, aber was ich gar nicht schätze, ist, wenn Kri­tik ver­all­ge­mein­ert wird.
    V. Spillner

  4. Gordon

    Wel­tun­ter­gang
    Danke für die Recherche!
    Etwas ganz ähn­lich­es hat übri­gens John Stew­arts Dai­ly Show geleis­tet, als sie sich als offen­sichtlich erste jour­nal­is­tis­che Insti­tu­tion die Mühe gemacht hat, den viel zitierten CERN Kri­ti­tik­er per­sön­lich zu befra­gen, warum genau die Exper­i­mente in Genf zu einem Wel­tun­ter­gang führen kön­nen. Schon die ein­fache Tat­sache, dass es sich bei dem Her­rn um einen Physik­lehrer auf Hawaii han­delt, sollte weit­eres Zitieren sein­er Per­son frag­würdig machen, aber im direk­ten Inter­view macht er sich wirk­lich lächer­lich: http://scienceblips.dailyradar.com/…e_lhc_video/
    Lei­der haben nicht ein­mal die eigentlich ser­iös­es­ten Instanzen der Welt­presse die Mühe auch nur rudi­men­tär­er Recherche gemacht. Allerd­ings ist die Aufar­beitung des The­mas durch die Dai­ly Show bril­liant unter­hal­tend und damit sei alles gerechtfertigt.

  5. KRichard

    Unter­schei­dung notwendig
    Man sollte immer zwis­chen ein­er Per­son und den Aus­sagen unterscheiden.
    Die Qual­i­fika­tion ein­er Per­son und die Anzahl ihrer Veröf­fentlichun­gen ist zweitrangig zu betra­cht­en, da sie nichts über eine wis­senschaftliche The­o­rie besagt. Deshalb ist dies eher für solche Men­schen geeignet, welche diese Infor­ma­tio­nen zum ´schleimen´ brauchen — um entschei­den zu kön­nen, ob sie auf einem Strom mitschwim­men oder nicht.
    Aussagen/Theorien sollte man aber immer auf ihre Sinnhaftigkeit oder Glaub­würdigkeit hinterfragen.

  6. Jörg W.

    danke,
    für den Artikel, zeigt sehr schön wie es läuft und wie ein­fach es manch­mal wäre es bess­er zu machen.
    @Spillner
    die Kri­tik mag ver­all­ge­mein­ernd for­muliert sein, für mich klingt sie aber nicht pauschal urteilend, son­dern sie spitzt zu — wie sich das für einen Kom­men­tar gehört. Natür­lich arbeit­en nicht alle schlecht, aber die Ver­bre­itung der Mel­dung zeigt, wie nötig hier Kri­tik ist.

  7. Martin Huhn

    @ Spill­ner
    Vera, ich kann nicht her­ausle­sen, daß dieser Beitrag eine Kri­tik an die Pub­lika­tio­nen aus dem Hause Spek­trum sind. Das würde auch etwas ins Leere gehen, denn das Konzept in unserem Hause ist ja ein anderes. Die Haup­tar­tikel sind, bis auf wenige Aus­nah­men, von Wis­senschaftlern und nicht von Jour­nal­is­ten geschrieben. Warum sollte ein Wis­senschaftler, der über seine Forschung berichtet einen Pres­se­text kopieren? 😉

  8. Vera Spillner

    @Martin
    Hi Martin! 🙂
    Aber auch bei Spek­trum wer­den Tage­sar­tikel und Online-Beiträge geschrieben (und zwar viele) und die wer­den von Leuten geschrieben, die Wis­senschaftler sind oder waren und heute Jour­nal­is­ten sind. Und die muss man mit Pauschalkri­tik ja nicht auch noch lat­er­al erwis­chen, finde ich.
    Aber davon abge­se­hen: ganz lieben Gruß und ich hoffe, Du genießt die WM auch so wie ich! 🙂 Gruß, Vera

  9. David

    Frau Spill­ner,
    diese Stelle macht meinem Ein­druck nach ganz klar, daß die richti­gen Wis­senschaft­sjour­nal­is­ten über­haupt nicht gemeint sind, son­dern nur die Hanseln der Tage­spresse (vielle­icht aus­dehn­bar auf Nachrichtenmagazine).

    Die jour­nal­is­tis­chen Generalist/innen, die in den Redak­tio­nen tage­sak­tueller Print- und Onlineme­di­en sitzen, sind damit völ­lig überfordert.

  10. Martin Huhn

    @ Spill­ner
    Ich weiß nicht, ob sich unsere Redak­teure diesen Schuh anziehen. Aber ich bin kein­er und halte mich deshalb mal bess­er zurück. 🙂
    Wieso hast Du denn noch Spaß an der WM? Frankre­ich ist doch schon zu Hause. 😉

  11. Stefan Taube

    @David @Vera
    Ja, man muss da sicher­lich dif­feren­zieren. Der Blog­post bezieht sich auf die Süd­deutsche und den Stan­dard, also auf Wis­senschaft­sjour­nal­is­mus in Medi­en, deren Stärke sicher­lich woan­ders liegt. Das Prob­lem ist nur, dass die Wis­senschaft von wis­senschafts­frem­den Lesern eben vor allem über solche Massen­blät­ter wahrgenom­men wird. Da kann man der trau­ri­gen Analyse in diesem Post nur beipflichten.
    Sehr opti­mistisch ist der Autor aber, wenn er meint, man dürfe in diesen Blät­tern nur über Fußball schreiben, wenn man das Spiel kennt.

  12. Patrick Schulz

    Ruf?
    Net­ter Artikel, aber dem hier:

    der Ruf ist das Wichtig­ste, was man als Forscher/in hat. 

    muss ich doch irgend­wie widersprechen…
    Vor ein paar Tagen sagte ein­er mein­er Dozen­ten (sin­ngemäß): Man sollte als Wis­senschaftler sein Fach voran­brin­gen, nicht (vorder­gründig) sich selb­st. Ich finde, er hat (in diesem Punkt) Recht.
    Bis Mor­gen dann.

  13. Neumann

    Weit­er­er Fehler
    Der dpa unter­läuft in ihrer Mel­dung mal wieder der klas­sis­che Fehler, nicht zwis­chen Ärzten und Psy­cholo­gen unter­schei­den zu kön­nen: “…sagt hinge­gen der Kinder- und Jugendpsy­chologe Michael Schulte-Mark­wort vom Uni­ver­sität­sklinikum Ham­burg. Es gebe natür­lich immer wieder Eltern, die in Sorge sind, weil ihre Kinder ihre Handys zu inten­siv nutzen. Der Kinder- und Jugendpsychiater…”
    Dabei enthält Psy­chi­ater doch sog­ar das griechis­che Wort für Arzt (iatros). Bleibt wohl nur eine weit­ere Google-Suche als einzige Möglichkeit her­auszufind­en, was Herr Schulze-Mark­wort wohl beru­flich macht…

  14. ka

    nix neues unter der sel­ben sonne
    wis­senschaft­sjour­nal­is­mus ist de fac­to nicht mach­bar. weil forschung zu kom­plex ist, als das man das neben­her machen kön­nte. und weil die ziel­gruppe zu klein und unbe­deu­tend ist, als dass man dafür einen redak­teur wirk­lich full-time abstellen kön­nte (per fachge­bi­et, bitte).
    so lan­den die spas­si­gen pseu­do-ergeb­nisse halt irgend­wo zwis­chen mann-beisst-hund und graue-haare-erblich.
    diskred­i­tiert das die wis­senschaft? ja. wehrt sich ein­er? och, nöö, müssen grad drittmit­tel klarmachen.
    diskred­i­tiert das die medi­en? naja, jein, um diskred­i­tiert zu wer­den braucht man vorher kred­it, glaub ich.
    trotz­dem schön­er blo­gein­trag. auch schön, dass spek­trum unter eigen­em name astro-surfed.
    anson­sten heisst raider jet­zt twix, son­st ändert sich nix.

  15. Anatol Stefanowitsch

    @Vera Spill­ner
    Andere haben es im Prinzip schon gesagt, aber nochmal der Klarheit hal­ber: Thi­lo Körkel ist Diplom­physik­er, Christoph Pöppe ist pro­moviert­er Math­e­matik­er, Rein­hard Breuer ist pro­moviert­er und habil­i­tiert­er Physik­er. Inwiefern passen die in die Kat­e­gorie „jour­nal­is­tis­che Generalisten“?

  16. Bernhard

    Sangst? / Funkţionalisierung
    Ist das “T” bei “Tangst” nicht vom verb “text” (= “s[i]msen”)? Müsste es dann nicht eigentlich “Sangst” (oder vielle­icht: “SaMSt”?, Nasale sind doch alle gle­ich) heißen, wenn’s das Beze­ich­nete denn gäbe?
    Wis­sen wir eigentlich, ob Herr Mark­wort zu sein­er “Gegen“meinung nicht ähn­lich kam wie Frau Car­oll zu ihrer Mei­n­ung? D.h. wusste er über­haupt, wozu er im Artikel funk­tion­al­isiert wird? Vielle­icht sind ihm die “von der Aus­tralierin beschrieben Krankheit­en” auch nur beschrieben wor­den, ohne Hin­weis auf Caroll?

  17. M. Hampel

    Und?
    Das hat doch eigentlich mit “Wis­senschaft” an sich nur am Rande zu tun. Let­ztlich ist dies ein all­ge­mein­er Wan­del im jour­nal­is­tis­chen Bere­ich. “Recherche” war gestern, “Qual­ität­sjour­nal­is­mus” ist heute.
    Google ist halt schuld daran, dass die Her­rn Qual­ität­sjour­nal­is­ten haupt­säch­lich voneinan­der abschreiben.
    Wenn die Sto­ry gut ist, inter­essiert sich doch nie­mand mehr für den Inhalt. Es darf ja auch nicht mehr als 5 Minuten dauern bis solche Texte pro­duziert wer­den: Erst Copy&Paste und dann noch etwas die Sätze umgestellt. Fer­tig ist die Mel­dung. Bei englis­chen “Quellen” muss vorher noch heim­lich der Feind “translate.google.de” eingeschal­tet werden.
    Let­ztlich darf man heute über­haupt nichts mehr glauben, was in der “Qual­ität­s­presse” so geschrieben wird. Ob es nun wis­senschaftlich sein soll oder nicht, spielt eigentlich über­haupt keine Rolle.
    Um mal ein Beispiel aus der Poli­tik zu nen­nen: Herr Strö­bele (Grüne, MdB) soll eine türkische Ver­sion unser­er Nation­al­hymne “gefordert” haben: http://www.bildblog.de/…unglaublich-aber-unwahr/
    Da hat sich unsere “Qual­ität­s­presse” eben­falls nicht die Mühe gemacht Her­rn Strö­bele mal selb­st zu befra­gen, wie er das denn nun meint. Wenn es irgend­wo mal stand, dann wird ja wohl schon stim­men. Viele Men­schen wer­den heute noch glauben, dass Strö­bele hier irgend­was “gefordert” hat.

  18. H.M.Voynich

    @Patrick Schulz
    “Vor ein paar Tagen sagte ein­er mein­er Dozen­ten (sin­ngemäß): Man sollte als Wis­senschaftler sein Fach voran­brin­gen, nicht (vorder­gründig) sich selb­st. Ich finde, er hat (in diesem Punkt) Recht.”
    Mit einem ruiniertem Ruf wird es schw­er, vor den Kol­le­gen zu sprechen und damit das Fach voranzubrin­gen, ganz zu schweigen von der Außen­darstel­lung des Wis­senschafts­be­triebs. Dabei geht es nicht darum, ob man sich in Oben-Ohne-Bars herumtreibt oder sich anders pro­fil­iert, son­dern um Integrität.

  19. Patrick Schulz

    @ H.M.Voynich
    Für meine Arbeit sollte es uner­he­blich sein, ob ich meinen Namen unter ihre Ergeb­nisse set­ze oder nicht.

  20. Sandra

    Lach
    Soweit ich mich erin­nern kann, stil­isieren die Medi­en gerne mal alles zu einem Krankheits­bild hoch, was vor weni­gen Jahren noch nicht in das gesellschaftliche Leben gehört hat. Als Kind wurde mir von älteren Lehrern und Großel­tern voller Panik mit­geteilt, dass man von Fernse­hen vierec­k­icke Augen bekäme. Belegt wurde diese (selb­st für Kinder) abstruse Behaup­tung dann auch noch mit irgendwelchen jour­nal­is­tis­chen Artikeln aus den 60ern und 70ern. So so, und nun ren­nen wir alle man­isch vor den Lat­er­nenpfahl, weil wir gerne Kurz­nachricht­en senden. Ein schw­eres Schick­sal. Gruß, Sandra

  21. Stefan Rahmstorf

    stimmt lei­der…
    Eine nach mein­er Erfahrung völ­lig kor­rek­te Diag­nose der Prob­leme der Berichter­stat­tung über Wis­senschaft — hier an einem harm­losen Beispielfall. Wesentlich prob­lema­tis­ch­er wird es, wenn solche pseu­do-wis­senschaftlichen Mel­dun­gen gezielt und orchestri­ert von Inter­es­sen­grup­pen ver­bre­it­et wer­den, wie es häu­fig bei ent­war­nen­den Mel­dun­gen zum Kli­mawan­del der Fall ist — was uns im Kli­maLounge-Blog schon öfter beschäftigt hat.
    Da verur­sacht dann ange­blich CO2 doch keine glob­ale Erwär­mung, es wer­den ange­bliche gravierende Fehler im IPCC-Bericht enthüllt oder die glob­ale Erwär­mung stag­niert ange­blich (was derzeit angesichts der glob­alen Reko­rdtem­per­a­turen wieder aus der Mode gekom­men ist, aber bis vor einem hal­ben Jahr dur­chaus en vogue war).
    Bei diesen The­men brauchen wir noch drin­gen­der pro­fes­sionelle, natur­wis­senschaftlich aus­ge­bildete Fachjour­nal­is­ten, die das The­ma über viele Jahre ver­fol­gen, Mel­dun­gen sauber recher­chieren und sich nicht so leicht ein X für ein U vor­ma­chen lassen. Lei­der leis­ten sich in Zeit­en der Print­me­di­enkrise immer weniger Zeitun­gen solche Fachjour­nal­is­ten — wofür wir wahrschein­lich in Zukun­ft noch einen hohen Preis bezahlen werden.

  22. David

    @Stefan Rahm­storf
    Tat­säch­lich stellte es SpOn vor etwa einem hal­ben Jahr so dar, als ob Sie mit der Mei­n­ung, daß die Erwär­mung in den let­zten zehn Jahren nicht stag­niert habe, ziem­lich allein dastün­den. Lei­der habe ich das nicht inten­siv weit­er­ver­fol­gt. Falls sich die Sit­u­a­tion inzwis­chen geän­dert haben sollte, wäre ich für einen Hin­weis auf entsprechende Quellen dankbar.

  23. David

    Falls sich die Sit­u­a­tion inzwis­chen geän­dert haben sollte

    oder nie so war”, möchte ich noch anfügen.

  24. David

    Nochmal @Stefan Rahmstorf
    Ich sehe ger­ade, daß Sie sich dazu in Ihrem Blog bere­its geäußert haben. Meine Frage hat sich also erledigt.

  25. TMP

    @Patrick Schulz
    Ihre Arbeit soll gele­sen wer­den, ob Ihr Name darunter ste­ht kann entschei­den, ob sie gele­sen wird.
    Und das ist nicht ohne Grund so, denn es wird so viel an “Wis­sen” pro­duziert, dass man gar nicht die Zeit hat, sich alles anzuschaun — und auch kri­tisch die Hin­ter­gründe der Ergeb­nisse zu befragen.
    Man braucht also ein Vor­abkri­teri­um, um die veröf­fentlicht­en Arbeit­en zu sortieren und zu entschei­den, welche man sich anschaut. Das ist nun­mal “der gute (oder schlechte) Ruf”.

  26. Patrick Schulz

    @TMP

    Ihre Arbeit soll gele­sen wer­den, ob Ihr Name darunter ste­ht kann entschei­den, ob sie gele­sen wird. 

    Ja, das ist wohl so. Ob das so auch gut ist, sei mal dahin gestellt. Trotzdem:

    Und das ist nicht ohne Grund so, denn es wird so viel an “Wis­sen” pro­duziert, dass man gar nicht die Zeit hat, sich alles anzuschaun — und auch kri­tisch die Hin­ter­gründe der Ergeb­nisse zu befragen.
    Man braucht also ein Vor­abkri­teri­um, um die veröf­fentlicht­en Arbeit­en zu sortieren und zu entschei­den, welche man sich anschaut.

    So ein Ding heisst „Abstract“. Davon viele zu lesen sollte jed­er die Zeit auf­brin­gen können.
    Aber ich mach mir nichts vor; Ich weiß, dass sehr viele (ich kann mich selb­st nicht aus­nehmen) eher nach dem Namen urteilen statt nach der Qual­ität der Arbeit­en. Von daher sehe ich schon ein, dass man den Ruf eines Wis­senschaftlers als etwas sehr wichtiges ansieht.
    Man kön­nte ein­wer­fen, dass ein Wis­senschaftler dann einen guten Ruf hat, wenn er gute Arbeit geleis­tet hat. Mein­er Beobach­tung nach ist ein guter Ruf in der Wis­senschaft jedoch etwas sehr beständi­ges, viel beständi­ger als beispiel­sweise der Ruf von Poli­tik­ern oder Per­sön­lichkeit­en der Öffentlichkeit. So kann es schon­mal vorkom­men, dass Wis­senschaftler zu Work­shops und Kon­feren­zen ein­ge­laden wer­den, die vor 20 Jahren mal ein wichtiges Paper veröf­fentlicht haben und bei denen diese Gastvorträge dann in eine völ­lig andere, vielle­icht unin­ter­es­sante Rich­tung ver­laufen oder schlichtweg schlecht sind.
    Jemand hat mir mal man­gel­nde Demut vorge­wor­fen. Ich tendiere inzwis­chen dazu, diesen Vor­wurf als Kom­pli­ment aufzufassen.
    @AS, deinen Vor­trag fand ich dage­gen sehr inter­es­sant, auch wenn er mich eher ver­wirrt hat: ich habe nicht ver­standen, was euren von unserem Ansatz so grundle­gend unter­schei­det. Ich ver­mute, dass „euer“ Kon­struk­tio­nen-Begriff und das MP irgend­wie „kom­pat­i­bel“ sein kön­nten, zumin­d­est dem­nach wie ich bei­de Konzepte verstehe.

  27. Stefan Tendis

    Spiel­er
    Diese präzise beschriebene Beobach­tung kön­nen Sie ohne Abstriche auf die Berichter­stat­tun­gen hier­für nicht kom­pe­ten­ter Medi­en bezüglich der Medi­zin über­tra­gen. Was steckt dahin­ter? Nicht nur Mar­ket­ing, son­dern die Lust, sich mit etwas zu beschäfti­gen, was dem Laien Unheim­lich ist und wo es doch Men­schen gibt, die sich in dieser gruseli­gen Materie sich­er bewe­gen. Weil sie es gel­ernt haben. Mein alter Chef hat schon vor Jahrzehn­ten aus ähn­lichem Anlass mal in die Runde gefragt:“Wie nen­nt man jeman­den, der sich mit etwas beschäftigt, was er nicht kann? Man nen­nt ihn Dilet­tant.” Wir neigen alle dazu. Soll­ten uns aber genau in dem Moment hüten, in dem wir andere mit unserem Halb­wis­sen beglück­en wollen. Und das stünde eini­gen dilet­tan­tis­chen Jour­nal­is­ten wohl an. Von dem Schaden, den diese fröh­lich im Porzel­lan­laden umher­tram­pel­nden Men­schen anstellen mal ganz abgesehen.
    Ihre Über­legun­gen sind logisch, Ihre Texte sind präzise, ohne Auss­chwei­fun­gen. Sie sind nicht “irgen­deine Mei­n­ung” (gar noch “unter vie­len”), sie sind ein­fach nur richtig. “Sowas” lese ich gerne. Und nun höre ich (auch mit den Anführungsze­ichen) auf.

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