Die Feindstaatenklausel

Von Susanne Flach

FIFA-Chef Blat­ter hat sich jegliche Ein­mis­chung der Poli­tik in den Fußball verbeten.

Fein! Nach­dem wir irgend­wie ger­ade alle vom Platz jagen, abschießen, nieder­walzen und durch geschick­te Vertei­di­gung, über­fal­lar­tige Kon­ter oder strate­gis­che Gege­nan­griffe ver­dreschen, ver­mö­beln (“Wer hat Argen­tinien am meis­ten weh getan?”) und zur Kapit­u­la­tion zwin­gen oder geg­ner­ischen Anführern zur Explo­sion brin­gen wollen, wun­dern wir uns noch über die Kriegsrhetorik aus­ländis­ch­er Medi­en über den bick­el­be­haubten hässlichen Deutschen (El Mun­do: “Bestie”) im anrol­len­den Panz­er. Da sind auch feinsin­nige Neol­o­gis­men wie “Deutsch­land müllert Eng­land” oder “Woe­ful Eng­land mullered by Ger­many” (Mir­ror) eher der Bick-Stick-Diplo­matie zuzuordnen.

Dabei ist alles in Wahrheit noch viel schlim­mer. Nach den immer noch gülti­gen — wenn auch obso­leten — Artikeln 53 und 107 der UN-Char­ta ist es allen Unterze­ich­n­er­staat­en ges­tat­tet, Aggres­sio­nen eines Feind­staates aus dem Zweit­en Weltkrieg mit mil­itärischen Mit­teln ohne beson­dere Ermäch­ti­gung gegenüberzutreten. Diese “Feind­staatsklausel” bezog sich natür­lich haupt­säch­lich auf Deutsch­land und Japan. Zu den Unterze­ich­n­ern der Char­ta 1945 gehörten unter anderem Aus­tralien, Jugoslaw­ien, das Vere­inigte Kön­i­gre­ich, Argen­tinien, Uruguay und die Nieder­lande; noch vor Deutsch­land (1990*) unterze­ich­neten die Char­ta außer­dem Ghana (1957) und Spanien (1955). (Okay, irgend­wie alle halt. Aber vor uns zit­tern jet­zt… ja auch irgend­wie alle!)

Aus Grün­den ver­patzter Pointen bin ich froh wenn die Prü­fun­gen durch sind.

*Streng genom­men hat Deutsch­land erst 1990/1 mit dem Zwei-Plus-Vier-Ver­trag volle Sou­veränität erhal­ten. Deutsch­land war aber bere­its mit dem NATO-Beitritt der BRD 1955 und der Unterze­ich­nung der UN-Char­ta der BRD und der DDR 1973 vor der Feind­staaten­klausel, äh, geschützt. Der Medi­en­ar­beit vom “hässlichen Deutschen” und der Kriegsrhetorik in aus­ländis­chen Fußballme­di­en hat das bekan­nter­maßen keinen Abbruch getan. So gese­hen ist Fußball ja auch irgend­wie die Fort­set­zung des Krieges mit anderen Mitteln.

Rand­no­tiz aus einem Prüfungsvorbereitungshirn.

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