Von Sprachnörglern und Anglizismen: Ein Jahresrückblick

Von Anatol Stefanowitsch

Jan­u­ar. Bun­desverkehrsmin­is­ter Ram­sauer spricht für sein Min­is­teri­um ein „strik­tes Denglisch-Ver­bot“ aus. So soll zum Beispiel das Trav­el Man­age­ment wieder Reis­es­telle heißen. Warum sich die Bürg­er des Lan­des für den inter­nen Sprachge­brauch seines Min­is­teri­ums inter­essieren soll­ten, erfahren wir nicht.

Feb­ru­ar. Auch die Deutsche Bahn will aber auf Ram­sauers Ini­tia­tive hin ihre Vor­liebe für englis­ches Lehngut zügeln. So soll die Hot­line durch das urdeutsche Ser­vice-Rufnum­mer und der Fly­er durch den Alt­ger­man­is­mus Broschüre erset­zt wer­den. Der Fahrad­ver­lei­h­di­enst Call-a-Bike sei dage­gen so „einge­bürg­ert“, dass er seinen Namen behal­ten müsse.

März. Die „Deutsche Sprach­welt“ wählt Gut­ten­berg wegen sein­er nicht näher erläuterten „Sprachge­wandtheit“ und „ver­ständlichen Sprache“ zum „Sprach­wahrer des Jahres 2009“. Auf dem zweit­en Platz lan­det Ulrich Wick­ert, beze­ich­nen­der­weise nicht auf­grund eigen­er Leis­tun­gen, son­dern, weil „er den Sprachge­brauch der Nachricht­en­sprech­er von ARD und ZDF schalt“. Ram­sauer kann lei­der nicht berück­sichtigt wer­den, da der seine Ini­tia­tive erst nach Beginn der Abstim­mung ges­tartet hat.

April. Der Vere­in Deutsche Sprache ver­wahrt sich in ein­er mit­tler­weile aus dem Archiv ver­schwun­de­nen Pressemit­teilung gegen den Vor­wurf, man „würde die Ver­flachung des Deutschen mit ‚Affen­sprache‘ beze­ich­nen“. Eine Recherche des Sprachlog zeigt, dass dieser Vor­wurf tat­säch­lich unge­heuer­lich ist, da der VDS zur Beze­ich­nung von englis­chem Lehngut in Wahrheit das viel präzis­ere Wort Schim­pansen­sprache ver­wen­det. In ein­er weit­er­hin im Archiv auffind­baren Pressemel­dung schmückt der VDS sich außer­dem mit Ram­sauers Anglizis­men­ver­nich­tungs­feldzug und ver­steigt sich zu der absur­den Behaup­tung, der „VDS-Anglizis­menin­dex“ diene deutschen Min­is­te­rien als „Stan­dard­w­erk“.

Mai. Ram­sauer will jet­zt wirk­lich bald losle­gen mit dem Kampf gegen die Anglizis­men. Allerd­ings nur dort, wo das englis­che Lehn­wort nicht zu etabliert ist — gegen den Lap­top beispiel­sweise könne man nichts mehr tun. Zum Flugchaos in Folge der isländis­chen Vulka­nasche hat er nichts zu sagen.

Juni. Auch in der Schweiz will man die ver­meintliche Lehn­wörte­flut durch Ver­bote eindäm­men: Die Bun­deskan­zlei gibt ihren Beamten ein Glos­sar an die Hand, in dem unter anderem Hack­er mit „Ken­nwortk­nack­er“, Scan­ner mit „Ein­le­segerät“, und Cha­t­room mit „Plaud­er­stube“ über­set­zt wer­den. Dass diese Begriffe wed­er inhaltlich passen, noch zur Ver­ständlichkeit beitra­gen, ist dabei nebensächlich.

Juli. Der Vere­in Deutsche Sprache fordert den Vor­standsvor­sitzen­den der Deutschen Telekom, René Ober­mann, auf, dem Beispiel von Bahn-Chef Grube zu fol­gen und Anglizis­men in seinem Unternehmen abzuschaf­fen, da er son­st gute Aus­sicht­en habe, wie sein Vorgänger Ron Som­mer zum „Sprach­pan­sch­er des Jahres“ ernan­nt zu werden.

August. Der „Sprach­pan­sch­er des Jahres“ geht dann aber nicht an Ober­mann, son­dern an den Deutschen Turn­er-Bund. Dessen Sünde: Er hat für gesellschaft­srel­e­vante Massen­sportarten wie Slack­lin­ing, Gym­mo­tion, Speed­jump­ing und Speed­minton keine all­ge­mein­ver­ständlichen deutschen Begriffe einge­führt, sodass nun viele Sport­treibende nicht mehr wis­sen, was sie da eigentlich ger­ade tun.

Sep­tem­ber. Bah­nchef Grube hat zwar auf seine sprach­puris­tis­chen Ankündi­gun­gen vom Feb­ru­ar keine Tat­en fol­gen lassen, doch nun soll es der englis­chen Sprache an ander­er Stelle an den Kra­gen gehen: Ansagen auf Englisch soll es in Zukun­ft nur noch an großen Bahn­höfen geben. Vielfahrer seien von den englis­chen Ansagen näm­lich gen­ervt. Was die eigentlichen Adres­sat­en, also des Deutschen nicht mächtige Fahrgäste aus dem Aus­land, von den Ansagen hal­ten, ist nicht bekannt.

Okto­ber. Auch der Präsi­dent des Bun­desver­ban­des Invest­ment und Asset Man­age­ment, Thomas Neiße, will nun auf Anglizis­men verzicht­en und die Bevölkerung dadurch stärk­er für Fonds als Anlage­form begeis­tern. Warum diese (nur imag­inär) fehlende Begeis­terung aus­gerech­net sprach­liche Ursachen haben soll, erk­lärt er nicht, die Dauer-Finanzkrise erwäh­nt er mit keinem Wort.

Novem­ber. Aus­gerech­net die Bildzeitung will die deutsche Sprache vor „Ver­hun­zung“ und die Bürg­er vor „Verblö­dung“ schützen — lei­der nicht, indem sie sich selb­st abschafft, son­dern indem sie gemein­sam mit dem VDS eine Unter­schrifte­nak­tion startet, deren Ziel die Ver­ankerung der deutschen Sprache im Grundge­setz ist.

Dezem­ber. Ram­sauer schafft es mit seinen sprach­puris­tis­chen Zwangsvorstel­lun­gen tat­säch­lich schon wieder in die Nachricht­en, und jet­zt soll doch auch der Lap­top dran glauben und zum „Klap­prech­n­er“ mutieren. Dies­mal hat aber jemand aufgepasst: Der Grü­nen-Abge­ord­nete und Vor­sitzende des Verkehrsauss­chuss­es im Bun­destag, Win­fried Her­mann, ist „entset­zt“ darüber, dass Ram­sauer „in ein­er Zeit, wo die Men­schen schon froh darüber sind, dass ihr Zug im Win­ter­chaos über­haupt am Ziel ankommt und Pünk­tlichkeit zur Sel­tenheit wird … kein anderes Prob­lem als die Anglizis­men in seinem Min­is­teri­um hat“.

Jan­u­ar 2011. Das Sprachlog ehrt nach all den bösen Din­gen die 2010 über die englis­che Sprache gesagt wur­den, den Anglizis­mus des Jahres — aber nur, wenn weit­er fleißig nominiert wird!

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

26 Gedanken zu „Von Sprachnörglern und Anglizismen: Ein Jahresrückblick

  1. frins

    Anglzis­men
    Kleine Anmerkung zu diesem inter­es­san­ten Jahres­rück­blick: Seit 1994 gibt es in Frankre­ich ein Gesetz, nach­dem die franzö­sis­chen Sender dazu verpflichtet sind, min­destens 40 % franzö­sis­che Musik zu spie­len. Man will damit die Kul­tur der franzö­sis­chen Spreche schützen.
    Ein ähn­lich­es wurde auch von den deutschen Politk­ern diskussiert,aber 2003 von der zuständi­gen Min­is­ter­präsi­den­tenkon­ferenz abgelehnt.

  2. Klausi

    Jahres­rück­blick
    Alles in allem also ein erfol­gre­ich­es Jahr mit viel Presse für die Sache der “Sprach­nör­gler”.

  3. Christoph

    Schön, dass sich Spek­trum unter­schwellig für mehr Engisch/Anglizismen einsetzt…
    Englisch ist ja auch eine ausster­bende Sprache, die unbe­d­ingt unser­er Unter­stützung bedarf.
    Der eigentliche Grund für Anglizis­men ist doch, dass die Deutschen vol­lkom­men erstar­rt sind und deshalb auch ihre Sprache einge­froren ist. Zum blossen Kopieren sind die Deutschen ger­ade noch fähig.
    Englis­che Worte ver­drän­gen deutsche Worte, diese ster­ben aus. Ist das Leben? Aus der Post wird keine E‑Post, son­dern eine E‑Mail. Aus dem Flug­blatt wird eine Fly­er. Aus dem Heim wird ein e‑home. Alle Dinge, die mod­ernisiert wer­den, erhal­ten einen englis­chen Aus­druck. Das amerikanis­che Englisch ist lebendig, weil sie diese Entwick­lung durch­macht, das Auf­pfropfen auf die deutsche Sprache ist arm­selig und nun wirk­lich nicht sehr kreativ.
    Schade 🙁
    [Spek­trum set­zt sich für gar nichts ein. Die SciLogs-Blog­ger/in­nen betreiben ihre Blogs in eigen­er Ver­ant­wor­tung, ohne irgen­deinen redak­tionellen Ein­fluss der SciLogs- oder Spek­trum-Redak­tion (und übri­gens auch ohne Bezahlung. — A.S.]

  4. Margaret Marks

    Bay­ern-Tick­et
    Ich, Englän­derin, hat­te Prob­leme mit der Sprache der Bahn in Bay­ern, und bei Ram­sauer muss ich daran denken. Im Automat musste ich zwis­chen “Bay­ern-Tick­et” und “Bay­ern-Tick­et-Sin­gle” wählen, und da ich eine Rück­fahrkarte wollte, wählte ich “Bay­ern-Tick­et”. Hätte da “Bay­ern-Tick­et-Gruppe” ges­tanden, hätte ich es ver­standen, aber so musste ich mich auf meine Mut­ter­sprache ver­lassen. Im Zug wurde ich dann gefragt, wer mit mir reist.

  5. Armin

    Re: Bay­ern-Tick­et
    @Margaret Marks,
    echt jet­zt? Das haben sie sich doch jet­zt unter dem Ein­fluss von zuviel Glue­hwein, Weiss­bier und anderen Alko­ho­li­ka aus­gedacht, oder? Nen­nen die wirk­lich ihre Fahrkarten so?
    Obwohl, als ich 1998–2000 in Muenchen gewohnt habe gab es bei der Telekom unter anderem einen “Moon­shine-Tarif”. Gibt’s den immer noch?

  6. Thomas Paulwitz

    Klap­prech­n­er
    Danke für diese Zusam­men­stel­lung, die sich ohne weit­eres sich­er erweit­ern ließe. Wet­ten, daß Sie es nicht schaf­fen, ein Wort zu find­en, mit dem sich Ram­sauer für die Beze­ich­nung “Klap­prech­n­er” ausspricht? Allerd­ings ist der “Klap­prech­n­er” nun dank der Medi­en doch recht bekan­nt geworden.
    Die wahren Hin­ter­gründe zum Stre­it um die “Affen­sprache” lesen Sie in den Num­mern 39 und 40 der “Deutschen Sprachwelt”.

  7. Gareth

    Wenn Sie übri­gens Ram­sauer (oder einen anderen) zum “Sprach­wahrer 2010” wählen wollen, kön­nen Sie das hier tun: http://deutschesprachwelt.de/…Formular/form.html

    Da wäre ich ein­deutig für Ste­fan Mross! Wenn er gewin­nt, kann er den gesamten VDS und alle anderen Anglizis­men­jäger, “Sprach­wahrer” oder wie auch immer sie sich nen­nen, auf seine Insel mit­nehmen, auf der dann auss­chließlich Deutsch gesprochen wer­den darf.

  8. Gregor

    Noch ein Preis
    Ich schlage vor, Per­so­n­en des öffentlichen Lebens, die sprach­poli­tis­che Aktio­nen ankündi­gen, um von ihren eige­nen Fehlern abzu­lenken, und dann nichts fol­gen lassen, als “Spra­chop­por­tunis­ten” zu bezeichnen.
    “Spiegel Online” stellte neulich eine Studie vor, die besagt, dass Bahn und Flughäfen das Win­ter­chaos bewusst einkalkulieren. Ihnen sind die Maß­nah­men, die nötig wären, um einen rei­bungslosen Betrieb auch im Win­ter zu garantieren, schlicht zu teuer.
    http://www.spiegel.de/…sch/0,1518,735894,00.html
    Wer so han­delt, gle­ichzeit­ig immer, wenn es zu Prob­le­men kommt, sprach­pflegerische Absicht­en äußert, dann aber nichts tut, hat sich eine Neg­a­ti­vausze­ich­nung doch redlich verdient.

  9. Michael Allers

    Welt Online über Ram­sauer und Denglisch
    http://www.welt.de/…-gehoert-zu-Deutschland.html
    Zitat:
    ———————————
    Der “Sec­ond Lev­el Sup­port für die Hot­line” heißt inzwis­chen “ergänzende Hil­f­sstelle für tele­fonis­che Notrufe”.
    ———————————
    Habe ich da einen Wet­tbe­werb “Wie demo­tiviere ich meine Mitar­beit­er / ‑innen” ver­passt? Im 2nd Lev­el Sup­port geht es ums ‘Eingemachte’. “Ergänzende Hil­f­sstelle” klingt eher nach Fußballern auf der Ersatzbank — Ergänzungsspiel­ern eben.
    @A.S.: Wieder mal amüsantissimo!

  10. Margaret Marks

    @Armin: so ste­ht es im Auto­mat­en. Ich wollte nach Regens­burg, es war Som­mer also kein Glüh­wein, den Auto­mat­en habe ich nicht ver­standen, erst die Mitar­beit­er haben mich auf “Bay­ern-Tick­et” gebracht (sie durften mir keine Fahrkarten verkaufen, sagten sie). Ich habe es damals geblog­gt . mit Fotos, zu mein­er Ret­tung: http://www.transblawg.eu/…utung-von-Single.html.
    Ich will natür­lich nichts gegen Anglizis­men sagen, bei der Bahn sind sie nicht unbe­d­ingt gelungen.

  11. Guido

    OT — Usability
    Sor­ry, off-top­ic- aber gibt es hier auf der Site irgen­deinen Link, über den ich Feed­back zur Usabil­i­ty der Web­site per-se abgeben kann? Konkret: Klicks auf einen Kom­men­tar in “let­zte Kom­mentare” führt lei­der nicht zu dem Kom­men­tar selb­st, son­dern immer nur zum betr­e­f­fend­en Post, so dass ich jedes­mal scrollen muss, um den Kom­men­tar zu lesen.
    (Oh, par­don: Hier noch die Ver­sion für die VDSler:)
    Ich bitte hier­mit form­los um Verzei­hung dafür, dass dieser Beitrag über die Gren­zen des eigentlichen Gegen­standes diese Plaud­er­fadens hin­aus­ge­ht. Wie dem auch sei: Gibt es hier in dieser Samm­lung untere­inan­der ver­net­zter Inhalts­seit­en irgen­deinen Querver­weis (im Sinne eines Bere­ich­es, der mit dem Rol­lkugeleingabegerät anges­teuert wer­den kann und durch Betä­ti­gung der Taste des Rol­lkugeleingabegerätes zur Anzeige ein­er neuen Seite führt), über den ich eine Rück­mel­dung (im Sinne ein­er Frage an bzw. Anre­gung für die Ersteller dieses Ange­botes) bezüglich der Benutzer­fre­undlichkeit (im Sinne der vom Nutzer erlebten Nutzungsqual­ität , ins­beson­dere im Zusam­men­hang mit der Nutzung von mech­a­nis­chen Rech­n­ern) dieser Samm­lung untere­inan­der ver­net­zter Inhalts­seit­en um-ihrer-selb­st abgeben kann? Worum es mir tat­säch­lich geht: Die Betä­ti­gung der Taste des Rol­lkugeleingabegerätes, während sich der Zeiger über ein­er Anmerkung “let­zte Kom­mentare” befind­et, führt lei­der nicht zu der Anmerkung selb­st, son­dern nur zum betr­e­f­fend­en Beitrag, so dass ich jedes­mal Maß­nah­men ergreifen muss, den Inhalt der Seite in Bezug zum umschliessenden Bild­schirm­bere­ich senkrecht zu bewe­gen, um zu der jew­eili­gen Anmerkung zu gelangen.
    // BTW: Wieso eigentlich “let­zte” Kom­mentare? As in: Nach Kom­men­tar ver­stor­ben? Soll­ten es nicht “neueste” Kom­mentare heis­sen? Ah, James Last, my dear false friend… 😉
    [Ihre Rück­füt­terung bezüglich der Nutzbarkeit der Net­z­seite nehme ich dank­end zur Ken­nt­nis. Ich werde sie in meine Samm­lung von eige­nen Beschw­er­den aufnehmen und auf dem näch­sten Netz-Tage­buch-Schreiber­linge-Ting der SciLogs (die eigentlich Wiss­Buch heißen müssten) vor­tra­gen. Mein­er eige­nen Mei­n­ung nach wäre es am Besten, den Grun­driss dieser Netz-Tage­buch-Bühne (oder Flach-Form?) gle­ich ganz in die Abfall­grube zu befördern und von Grund auf neu aufzubauen, und Life­Type (die Weich­ware, auf der hier alles läuft, und die natür­lich eigentlich LebensS­chlag heißen müsste), sollte von ein­er schnellen un unwieder­bringlichen Ver­nich­tung ereilt wer­den. — A.S.]

  12. Christoph

    Klap­prech­n­er, Mobil­rech­n­er et cetera
    Den Begriff “Klap­prech­n­er” (oder auch “Mobil­rech­n­er”) ist doch gar nicht so schlecht — kommt der Sache so nah wie irgend­wie möglich und muss ja auch nicht auss­chliesslich einge­set­zt werden.
    Warum nicht mit Wörtern ein biss­chen spielen?
    Was heisst denn schon “Lap­top”?
    Lap = Ansatz, Schoß, Rockzipfel etc.
    Top = (irgen­was mit) “oben”
    Eine sehr kuriose Beze­ich­nung für einen Mobilrechner…
    Wenn sich ein englis­ch­er Mut­ter­sprach­ler dieses Wort mal genau(!) ansieht — was denkt sich der eigentlich dabei?
    Dieses Wort soll für einen mobilen Rech­n­er passend sein? Wohl kaum! Anscheinend hat er sich aber daran gewöh­nt. Das Wort “Klap­prech­n­er” bedarf über­haupt kein­er Erläuterung oder Eingewöhnung.
    “Note­book” wird übri­gens ja bekan­ntlich auch für “Lap­top” ver­wen­det — aber nicht über­all, schein­bar nicht in Indi­en. Auf die Frage eines Inders nach einem “Note­book” wurde von einem deutschsprachi­gen Mitar­beit­er erwidert, dass er doch schon eines hätte. Irgend­wann wurde mal klar, dass er einen “Notizblock” wollte. In Deutsch­land erhal­ten doch Gegen­stände englis­che Begriffe, die im Aus­land über­haupt nicht so ver­wen­det werden.
    (http://www.wortwarte.de/ ist ganz lustig, aber wirk­lich Einzug find­en diese Worte nicht in die deutsche Sprache.)
    Die Phonetik ist im Englis­chen eine andere, die Diskrepanz zwis­chen Orthografie und Aussprache viel gröss­er (und auch anders).
    Englis­che Begriffe bleiben meis­tens isoliert — es erfol­gen auch keine Ableitun­gen (und keine Ein­deutschun­gen in der Schreibweise).
    Wo ist da der Witz?

  13. Christoph

    Lev­el …
    An Michael Allers:
    “Sec­ond Lev­el Sup­port für die Hot­line” (engl. engl. engl. dt. dt. engl) ist doch ein­fach grausam.
    Was bedeutet über­haupt “Sec­ond Lev­el”? Was bedeutet dann “Third Level”?
    Kann die Stelle nicht ein­fach so benan­nt wer­den, dass jedem, ohne in ein­er Tabelle nach­schauen zu müssen, deren Auf­gabe klar ist?

  14. Gareth

    Christoph,

    Die Phonetik ist im Englis­chen eine andere, die Diskrepanz zwis­chen Orthografie und Aussprache viel gröss­er (und auch anders).
    Englis­che Begriffe bleiben meis­tens isoliert — es erfol­gen auch keine Ableitun­gen (und keine Ein­deutschun­gen in der Schreibweise).
    Wo ist da der Witz?

    Was sagen Sie denn zur Phonetik und Rechtschrei­bung von Wörtern wie Acces­soire, Chauf­feur, Déjà-vu, Ensem­ble, Faux­pas, Genie, Hom­mage, Jour­nal­ist, Loge, May­on­naise, Niveau, Ren­dezvous, Souter­rain oder Voyeur?

  15. Gareth

    Da gilt natür­lich dasselbe.

    Dann hoffe ich, dass Sie sich mit dem­sel­ben Eifer gegen diese unver­ständlichen Gal­lizis­men aufregen.

  16. Armin

    Lap­top Computer
    @Christoph,
    Der Englis­che Mut­ter­sprach­ler denkt bei einem Lap­top erst ein­mal an einen lap­top com­put­er, lap­top ist ja nur die Kurz­form fuer lap­top com­put­er. Wie desk­top fuer desk­top computer.
    Wieso sollte er sich da Gedanken ueber einen “komis­chen Begriff” machen?
    Wenn er ein biss­chen Deutsch kann wun­dert er sich eher wieso die Deutschen auf ein­er Bank sitzen anstatt dort ihr Geld einzuzahlen und abzuheben.

  17. Christoph

    Klapp”
    An Armin:
    Also wenn sich ein englis­ch­er Mut­ter­sprach­ler sich keine Gedanken darüber macht, wenn das entschei­dende Wort fehlt (“Com­put­er”), ja wieso machen sich dann eigentlich deutsche Mut­ter­sprach­ler so viel Gedanken über das Wort Klapp- bzw. Mobil­rech­n­er? So gese­hen wäre es auch kein Prob­lem, einen Klap­prech­n­er nur noch “Klapp” zu nen­nen. Nach einiger Eingewöh­nung denkt dann jed­er nur noch an Mobilrechner…
    Zitat: “Wenn er ein biss­chen Deutsch kann wun­dert er sich eher wieso die Deutschen auf ein­er Bank sitzen anstatt dort ihr Geld einzuzahlen und abzuheben.”
    …das tun höch­stens Erstk­lässler und ist auch ein anderes The­ma, wenn überhaupt.
    Gezielt Anglizis­men einzuset­zen kann ja ganz lustig sein, aber ich ver­ste­he nicht, warum sich viele dafür so ereifern.

  18. Gernot Back

    Über­präzi­sion bei englis­chen DB-Ansagen
    Ich habe nichts gegen das Ansagen des näch­sten Halts auf Englisch, wenn es sich um eine von vie­len aus­ländis­chen Reisenden fre­quen­tierte Hal­testelle han­delt. Was ich dabei jedoch immer ziem­lich pein­lich finde, ist die Präzi­sion des deutschen Aus­drucks, der wörtlich über­set­zt, im Englis­chen ein­fach uni­d­ioma­tisch wirkt.
    “Ausstieg in Fahrtrich­tung links” wird da gnaden­los über­set­zt mit “exit to the left in the direc­tion of travel”.
    “… to the left in the direc­tion of trav­el”; of course “in the direc­tion of trav­el”, what else?

  19. Gareth

    Ger­not Back,

    Was ich dabei jedoch immer ziem­lich pein­lich finde, ist die Präzi­sion des deutschen Aus­drucks, der wörtlich über­set­zt, im Englis­chen ein­fach uni­d­ioma­tisch wirkt.
    “Ausstieg in Fahrtrich­tung links” wird da gnaden­los über­set­zt mit “exit to the left in the direc­tion of travel”.
    “… to the left in the direc­tion of trav­el”; of course “in the direc­tion of trav­el”, what else?

    Was son­st? Ist doch irgend­wie klar, oder? Dieser Satz wird hinzuge­fügt, weil man in Zügen nicht automa­tisch in Fahrtrich­tung sitzt. In den meis­ten Zügen ist die Ansage nicht notwendig, weil es nur wenige Sekun­den dauert, die richtige Tür zum Ausstieg aufzu­machen, aber bei Zügen, deren Türen sich automa­tisch öff­nen, geht es um die Sicher­heit der Fahrgäste, die z.B. mit dem Rück­en an den Türen lehnen könnten.
    Und ich kann Sie beruhi­gen, es ist nicht uni­d­ioma­tisch. Es ist zwar ungewöhn­lich (den Ein­druck der Über­präzi­sion haben wir im Deutschen ja auch), wird aber, wie man nach kurz­er Google-Recherche fest­stellen kann, auch im Englis­chen benutzt, so z.B. in Chicago:
    “In the direc­tion of trav­el, doors open on the left at Pulaski.”
    http://www.chicago‑l.org/…d/Pulaski-51_doors.wav

  20. Klausi

    Sprach­nörgelei?
    März 2011
    Deutsch als Wis­senschaftssprache stirbt aus, wenn man nicht dage­gen untern­immt. Aus gutem Grund, wie ich meine, will nicht nur der VDS das nicht akzeptieren.
    Der fol­gende Wink liefert einige gute Gründe dafür, weshalb man diese Entwick­lung aufhal­ten sollte.
    vhttp://www.tagesspiegel.de/…larheit/3969920.html
    Der Autor, Georg Turn­er, ist meines Wis­sens nicht Mit­glied im VDS. Und nörgelt trotzdem.

  21. Mueller

    Deutsch als Wissenschaftssprache
    Turn­er nörgelt, doch überzeugt er auch? Man darf Deutsch als Wis­senschaftssprache ja fördern wollen, aber der Vorschlag, dass deutsche Texte Geld kosten, hinge­gen die englis­chen Über­set­zun­gen umson­st sein sollen — wozu nützt das?

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