Der Hoteldirektor und das Zimmermädchen

Von Anatol Stefanowitsch

Vor ein paar Wochen habe ich in der Berlin­er S‑Bahn fol­gende Stel­lenanzeige gesehen:

Stellenanzeige der GRG für Zimmermädchen (Berliner S-Bahn, 2011)

Stel­lenanzeige der GRG für Zim­mer­mäd­chen (Berlin­er S‑Bahn, 2011)

Da ich mit meinem Beruf im Großen und Ganzen zufrieden bin, hat mich daran natür­lich nicht die Stelle selb­st inter­essiert, son­dern die Tat­sache, dass die hier gesucht­en Zim­mer­mäd­chen männlich oder weib­lich sein durften. Wenn die Anzeige typ­isch ist, wäre Zim­mer­mäd­chen damit eine der weni­gen Berufs­beze­ich­nun­gen, bei der die weib­liche Form gener­isch — also für Män­ner und Frauen — ver­wen­det wird (Hebamme und Mäd­chen für Alles wären weit­ere Beispiele).

Mich hat deshalb zunächst inter­essiert, wie typ­isch die Anzeige ist. Eine Google-Suche nach “zim­mer­mäd­chen (m/w)” ergibt 295 000 Tre­f­fer, was darauf hin­deutet, dass die in der Anzeige ver­wen­dete Form zumin­d­est nicht unüblich ist. Tat­säch­lich ist es gar nicht so leicht, zu sagen, wie die entsprechende männliche Berufs­beze­ich­nung lautet. Zim­mer­junge scheint eine offen­sichtliche Über­set­zung zu sein, und eine Suche nach “zim­mer­junge (m/w)” liefert immer­hin etwas über 1 700 Tre­f­fer. Häu­fig wird dem Zim­mer­mäd­chen aber auch der Room Boy zur Seite gestellt. Man kön­nte tre­f­flich darüber spekulieren, warum Män­ner hier eine englis­che Berufs­beze­ich­nung bekom­men — ver­mut­lich soll der Job damit so weit aufgew­ertet wer­den, dass sich über­haupt ein Mann find­et, der ihn über­haupt ausüben will.

Und damit bin ich beim eigentlichen The­ma. Der Fall des Zim­mer­mäd­chen­s/-jun­gen ist ja ein Son­der­fall unter den Berufs­beze­ich­nun­gen — die meis­ten haben eine männliche Form und eine durch das Suf­fix -in trans­par­ent abgeleit­ete weib­liche Form. In Stel­lenanzeigen haben Arbeitgeber/innen also die Wahl, ob sie nur die männliche Form (z.B. Kell­ner (m/w)), nur die weib­liche Form (z.B. Kell­ner­in (m/w)) oder bei­de For­men (z.B. Kellner/Kellnerin (m/w), Kellnerin/Kellner (m/w) oder Kellner/in (m/w)) ver­wen­den (das (m/w) wer­den sie wohl sicher­heit­shal­ber in jedem Fall mit dazuschreiben).

Wäre es nicht inter­es­sant, für ver­schiedene Berufe her­auszufind­en, wo die Präferen­zen liegen? Ob der Beruf also stereo­type­r­weise mit Män­nern oder mit Frauen assozi­iert wird?

Genau das habe ich mit eini­gen Berufen getan, die — inspiri­ert durch die Anzeige — alle im Hotel­gewerbe vorkom­men. Die fol­gende Tabelle zeigt die Ergeb­nisse ein­er Google-Suche für die oben illus­tri­erten Vari­anten, also die ver­schiede­nen Möglichkeit­en, jew­eils gefol­gt von (m/w).

nur männlich nur weib­lich bei­de
Page/Pagin 100.00% 0.00% 0.00%
Hotel­man­ager/-in 99.97% 0.00% 0.03%
Hoteldirek­tor/-in 99.37% 0.00% 0.63%
Haus­meis­ter/-in 99.13% 0.01% 0.86%
Rezep­tion­ist/-in 92.97% 3.61% 3.43%
Kell­ner/-in 94.99% 1.77% 3.23%
Koch/Köchin 84.33% 0.56% 15.11%
Putz­man­n/-frau 0.01% 99.99% 0.00%
Zim­mer­junge/-mäd­chen 0.00% 99.42% 0.59%

 

Die Ergeb­nisse zeigen zunächst, dass die Ergeb­nisse recht gut mit Stereo­typen kor­re­lieren. In medi­alen Darstel­lun­gen sind Pagen, Haus­meis­ter und Köche immer männlich, Putzfrauen und Zim­mer­mäd­chen dage­gen immer weiblich.

Sie zeigen aber auch noch zwei weit­ere, nach­denkenswerte Dinge.

Erstens, ins­ge­samt gibt es eine starke Präferenz, männliche Berufs­beze­ich­nun­gen auch dort zu ver­wen­den, wo im echt­en Leben dur­chaus eine gewisse Mis­chung existiert — z.B. bei Rezeptionist/innen und Kellner/innen.

Zweit­ens, bei den guten Jobs wer­den stärk­er die männlichen Berufs­beze­ich­nun­gen ver­wen­det, bei den schlecht­en etwas eher die weib­lichen. Selb­st bei Page und Zim­mer­mäd­chen, die bei­de keine beson­ders begehrenswerten Berufe beze­ich­nen, wäre ich lieber der Page, der den Gästen über­flüs­siger­weise gegen Trinkgeld den Rol­lkof­fer zum Zim­mer zieht, als das Zim­mer­mäd­chen, das im Akko­rd Zim­mer putzt.

Beson­ders deut­lich ist dieser Effekt natür­lich bei den Hotelmanager/innen und Hoteldirektor/innen, die so gut wie nie in der weib­lichen Form gesucht werden.

Sex­is­tis­che Sprache ist ja schön und gut, aber ich finde, man kann sie auch übertreiben.

 

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

40 Gedanken zu „Der Hoteldirektor und das Zimmermädchen

  1. Fabian

    In Schwe­den geht man an die The­matik sehr prag­ma­tisch her­an: die meis­ten Berufe haben gar keine geschlechtsspez­i­fis­chen Beze­ich­nun­gen mehr. Meis­tens sind das ursprünglich männliche For­men, aber z.B. schwedis­che Wort für Kranken­schwest­er wird für Krankenpfleger bei­der­lei Geschlechts ver­wen­det. Das finde ich alle­mal bess­er als irgendwelche Ver­renkun­gen, um bei­de Geschlechter möglichst gut abzudecken.

  2. Stephan

    Üblicher­weise wird bei Stel­lenanzeigen ein “(m/w)” ange­hängt, um nie­man­den zu diskri­m­inieren und um damit eine rechtliche Grund­lage zur Klage nach dem All­ge­meinen Gle­ich­stel­lungs­ge­setz (AGG) zu vermeiden.
    Stünde auf der Anzeige nur “Zim­mer­mäd­chen” und ich erhielte ich als Mann bei ein­er Bewer­bung eine Absage, kön­nte ich dage­gen rechtlich vorge­hen, da ich mich wegen meines Geschlechts diskri­m­iniert vor käme. Und um das zu ver­mei­den und weil es wohl keinen adäquat­en Aus­druck für bei­de Berufs­beze­ich­nun­gen gibt, strickt man eben ein “(m/w)” dran, um auf der sicheren Seite zu sein.

  3. Tobias

    Hebamme ist weiblich?
    ja, aber ist die männliche Form nicht der “Geburtshelfer”?

  4. oh

    Die “guten” Jobs männlich?
    So tolle Jobs wie Müll­mann? Oder nur aufs Hotel­gewerbe bezogen?

  5. kreetrapper

    Pagin
    Gibt es das wirk­lich? Auf der ersten Seite Google-Tre­f­fer sehe ich nur Namen (selb­st mit site:de). Wikipedia leit­et von Page um zu Hotel­diener. Vielle­icht heißt das heute nicht mehr Page. Wieviel Tre­f­fer liefert denn “Page (m/w)” absolut?

  6. Klausi

    Rat­los
    Gut, dass man noch nach dem “Herr(n) Ober” rufen kann.
    Nach dem weib­lichen Pen­dant “Fräulein”, im Rhein­land “Frol­lein”, traue ich Fei­gling mich nicht mehr zu rufen. Man ern­tet dabei näm­lich höch­stens ver­wun­derte oder zumin­d­est belustigte Blicke, und die Bedi­enung kommt auch nicht, weil sie sich mit dem Ruf nicht mehr ange­sprochen fühlt.
    Doch was sagt man denn nun heutzu­tage zu ein­er weib­lichen Bedi­enung und wie ist der kor­rek­te Ruf nach dem guten alten Frollein?
    Frau Oberin oder Frau Kell­ner­in etwa? In der Beziehung kenne ich nur die Frau Oberin aus dem Kloster. Schlim­mer noch finde ich die geschlecht­sneu­tral gemeinte Beze­ich­nung “Bedi­enung”, die man immer öfter hört. “Bedi­enung, zahlen!” — Das kommt mir nicht über die Lip­pen, also umge­he ich die Hürde, indem ich nur “Zahlen!” rufe. Auch nicht sehr schön, also fol­gt noch ein “Bitte” hinterher.
    In dieser Zwick­müh­le befind­en sich bes­timmt viele andere und so harre ich nicht nur aus, son­dern warte ges­pan­nt auf eine ganz bes­timmte sprach­liche Lösung, die qua­si auf der Hand liegt, näm­lich der Ruf nach der “Miss”. Miss näm­lich ist englisch, hört sich gut an und was das über­set­zt heißt, muss man ja nicht verraten.

  7. Anatol Stefanowitsch

    @Klausi
    Ihre Sprachlosigkeit macht mich schon sehr betrof­fen — vielle­icht ver­bi­eten wir Frauen doch bess­er jede Art von Beruf­stätigkeit. Würde das Ihr Kom­mu­nika­tion­sprob­lem lösen?

  8. Anton Maier

    @Michael
    Ich möchte dazu­tun, dass man dazu auch ste­hen lassen muss, dass Sprache Dinge so darstellt, wie Sie haupt­säch­lich sind.
    Wenn Sar­razin sagt: Die Türken sind nicht inte­gra­tionswillig, dann meint er das mehrheitlich.
    Wenn Elmar sagt Frauen seien sozial inkom­pe­tent, dann meint er das mehrheitlich und nicht generell.
    Wenn ein Anzeigen­schreiber vom Zim­mer­mäd­chen spricht, meint er das auch mehrheitlich, weil eh schon alle Raumpfleger weib­lich sind und dann wird ein neuer Raumpfleger auch mehrheitlich weib­lich sein.
    Das muss man den Leuten ein­fach einräumen.
    Weit­er kann man natür­lich Fra­gen ob ein Anzeigen­schreiber vielle­icht diese Strate­gie ganz bewusst fährt, um Bewer­ber vorzufiltern.
    Genau­so wie es sein kann, dass Frauen mehrheitlich sozial inkom­pe­tent sind, so kann es auch sein, dass Frauen ordentlich­er und Män­ner stärk­er sind…
    Die Prob­leme die das mit­sich­bringt sind klar. Es gibt ein Rück­kop­plung die zu Res­o­nanz führt. Deswe­gen wurde die geschlecht­sneu­trale Beze­ich­nung vom Fem­i­nis­mus ja propagiert um kul­turelle Gren­zen einzureißen. Ich für meinen Teil hätte eine drastis­che Quoten­lö­sung wie in Nor­we­gen vorgezogen.
    @oh Müll­mann ist ver­hält­nis­mäßig äußerst lukra­tiv. Das liegt ein­fach an dem unge­heuren Druck, den ein Streik erzeu­gen würde.
    @Klausi Fräulein ist die Beze­ich­nung für Beruf­stätige Frauen vor der Ehe. Heutzu­tage muss das für eine Kell­ner­in aber nicht gelten.
    An das Wort Fräulein ist bspw. das Berufsver­bot nach der Hochzeit gebun­den oder der Sta­tus des nicht verheiratetseins.
    Es ist ein­fach unpro­fes­sionell sich als Kell­ner­in Fräulein nen­nen zu lassen. Ob da fem­i­nis­tis­che Gefüh­le getrof­fen wer­den ste­ht noch auf einem andern Blatt.

  9. Elmar Diederichs

    @Anton, Ana­tol: Sprache
    “Es gibt ein Rück­kop­plung die zu Res­o­nanz führt.”
    So wie ich das sehe, trifft Anton hier den Punkt. Wenn wir nun ein­räu­men, daß diese Rück­kop­plung nicht automa­tisch erfol­gt, dann ist mir per­sön­lich nicht mehr klar, woge­gen Ana­tol sich wendet.
    Anti-Sex­is­mus Artikel zu schreiben, mag heutezu­tage pc sein. Von der Notwendigkeit ein­er Sprach­berein­gung war ich aber nie überzeugt.
    Aber vielle­icht klärt mich Zurück­ge­bliebe­nen ja hier irgen­dein­er auf? 🙂

  10. Anatol Stefanowitsch

    Mehrheitlich
    @Anton Mauer: Das hier ein “mehrheitlich” mitgedacht wird, ist eins der bei­den Kern­prob­leme, um die es mir geht. Warum man Arbeitgeber/innen dieses mitgedachte “mehrheitlich” zugeste­hen muss, ist für mich angesichts der dargestell­ten Asym­me­trien nicht nachvollziehbar.
    Und bei allem Respekt für Elmar (und er weiß, dass er sich dieses Respek­ts sich­er sein darf), was er meint, wenn er Frauen “soziale Inkom­pe­tenz” attestiert, müssen Sie bei ihm im Blog wei­t­er­disku­tieren. Diese irrwitzige Diskus­sion hat hier nichts ver­loren und ich habe nichts zu ihr beizutragen.

  11. Anton Maier

    @Anatol
    Oh ich dacht ich wär bei Michael Khan gelandet (der hat auch son dun­kles Theme :))

  12. Elmar Diederichs

    @Anatol: deine Weigerung
    “Diese irrwitzige Diskus­sion hat hier nichts ver­loren und ich habe nichts zu ihr beizutragen.”
    Was daran irrwitzig ist, ver­ste­he ich lei­der nicht.
    Aber ok — ist dein blog. 🙂

  13. Anton Maier

    @Anatol
    Ich finde ein­fach andere Maß­nah­men viel effek­tiv­er als die Rück­kop­plung zu schwächen.

  14. Jakob H.

    Page / Pagin
    Die Berufs­beze­ich­nung “Pagin” kommt mir doch etwas selt­sam vor. Nach meinem Sprachge­fühl kann ein “Page” eben­so gut weib­lich wie männlich sein.

  15. Michael Allers

    Dieser und voriger Blogpost
    Ich frage mich langsam, ob es in diesem Land über­haupt noch möglich ist, irgen­det­was ganz ide­olo­giefrei — ein­fach nur so! — zu äußern, ohne dass sich irgendw­er ver­rat­en, ver­fol­gt, unter­drückt oder diskri­m­iniert fühlt. Benutzt man einen Anglizis­mus, weil er kürz­er oder gebräuch­lich­er ist als ein evtl. entspr. dt. Wort, ist man für Sprach­puris­ten ein kul­tur­los­er Vater­landsver­räter. Set­zt man ein Adjek­tiv (deutsch) vor ein Sub­stan­tiv (Physik), ist das ein “Nazi-Ver­gle­ich”.
    Spricht man von Stu­den­ten oder Man­agern — und meint selb­stver­ständlich bei­de Geschlechter — ist man eben Sex­ist. Dabei ist die emp­foh­lene Alter­na­tive ‘Studierende’ m.W. nur die wörtliche Über­set­zung des gen­derneu­tralen lat. ’stu­dentes’. Man­ag­er ist im Englis­chen eben­falls geschlecht­sneu­tral. Warum bleibt man / frau nicht prak­tis­cher­weise bei diesen Inter­pre­ta­tio­nen, zumin­d­est wenn kein genus-spez­i­fis­ch­er Artikel davorste­ht? Warum wird per­ma­nent unter­stellt, mit einem gener­ischen Plur­al seien nur Män­ner gemeint?
    Natür­lich beste­ht in punc­to Frauen­gle­ich­stel­lung noch immenser Hand­lungs­be­darf. Ob man diese dadurch erre­icht, dass immerzu nicht all­t­agstaugliche Kon­struk­te der Art ‘männl. Form und weibl. Form’ ver­wen­det wer­den müssen, wage ich zu bezweifeln. Selb­st dabei fühlen sich noch einige diskri­m­iniert, wenn sie nicht zuerst genan­nt wer­den. Also: buch­führen, wie oft man heute m/w bzw. w/m ver­wen­det hat?
    Es gibt all­ge­mein akzep­tierte sprach­liche Tabus. ‘Endlö­sung’ i.S.v. ‘endgültige Lösung’ (gehört von einem spanis­chen Kol­le­gen) ist wohl so eines. Aber man kann auch die pc übertreiben! IMHO beste­ht die Gefahr, SprecherIn­nen damit der­art zu ner­ven oder auch zu über­fordern (ja, hämen Sie nur), dass die ganze Geschichte ins Gegen­teil umschlägt und die Men­schen gar nicht mehr über adäquat­en Sprachge­brauch nach­denken. Dann heißt es eben wieder ‘Frol­lein’ — ist ja sog­ar ‘geschlecht­sneu­tral’.
    Meinetwe­gen kann über­all die gram­ma­tisch weib­liche Form als gener­isch­er Plur­al und auch son­st ver­wen­det wer­den. Haupt­sache, ich muss als Sprech­erin nicht vor jedem Satz recher­chieren, ob er denn auch 100%ig poli­tisch kor­rekt ist!

  16. alter Jakob

    Aufw­er­tung?
    Room boy als Aufw­er­tung? Für mich klingt das nach einem Ganymed für Strauss-Kahn. Wenn die Vorhänge zu sind, wird daraus noch ein dark room boy… ne, ne, da werd’ ich lieber Zimmerjunge.

  17. Carolin Liefke

    @Michael Allers
    Es soll vorkom­men, daß ein Adjek­tiv und ein Sub­stan­tiv zusam­men einen ste­hen­den Begriff bilden. So ein ste­hen­der Begriff hat die Ange­wohn­heit, eine andere Bedeu­tung zu haben als die der Summe der Worte aus denen er besteht.
    Das gilt auch und ins­beson­dere für die Deutsche Physik. Wer sich der Bedeu­tung dieses Begriffes — der im übri­gen dur­chaus absichtlich und aktiv von den­jeni­gen Per­so­n­en geprägt wurde, die er bis heute beze­ich­net — nicht bewußt ist, dem sei die Lek­türe von http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Physik anempfohlen.

  18. Klausi

    Betrof­fen­heit
    An A.S.:
    Ihre Betrof­fen­heit rührt mich, hil­ft mir aber nicht weiter…
    Im Ernst, wie ruft man, rufen Sie oder andere, nach ein­er weib­lichen Bedi­enung zum Beispiel in einem Restaurant?
    Mein­er Beobach­tung nach hat sich nach dem “Ver­lust” des ‘Fräuleins’ eine Lücke aufge­tan, die meis­ten Gäste ver­mei­den eine direk­te Ansprache, weil sie es auch nicht wisssen. Anson­sten ist mir bish­er eigentlich nur ‘Bedi­enung’ untergekom­men, was ich unschön finde, und ‘Oberin’ oder ‘Kell­ner­in’ habe ich noch nie gehört.

  19. alter Jakob

    @Klausi
    ver­suchen Sie es mal mit Pfeifen. Oder ein­fach ein “Entschuldigung”. Ja ja, das Bedi­enungsrufen ist schon eine Wis­senschaft für sich.

  20. Torsten

    Ist ja auch so schw­er ein adäqutes Syn­onym zu finden.
    Zim­merser­vice-Kraft (m/w) bspw.
    Ist vllt ja auch Absicht gewesen.
    Na ja.

  21. Nele

    Men­sch Jungs, dann benutzt doch von mir aus immer die weib­liche Berufs­beze­ichung, wenn euch ein Schrägstrich zu anstren­gend ist. Jet­zt mal ehrlich, fühlt ihr euch ange­sprochen, wenn man euch
    ‑Kranken­schwest­er
    ‑Stu­dentin
    ‑Blog­gerin
    ‑Man­agerin
    etc. nennt?
    Dann geste­ht doch auch mir zu, dass ich nicht immer nur beim männlichen Begriff “mit­ge­meint” werde. Ich bin kein Stu­dent, bin kein Lehrer, bin kein Blogger.
    Und sorgt dafür, dass die “andere” Hälfte der Gesellschaft auch mal in eur­er Sprache auftaucht.
    Danke!
    PS: Natür­lich kom­men uns die männlichen Berufs­beze­ich­nun­gen als die Stan­dard­beze­ich­nun­gen für alle Arbeitnehmer/innen vor. Weil bis vor ein paar Jahrzehn­ten eben auch die aller­meis­ten Men­schen, die diese Berufe ausübten, männlich waren. Das erk­lärt doch auch, weshalb “tra­di­tionell weib­liche” Berufe stan­dard­mäßig weib­liche Berufs­beze­ich­nun­gen tra­gen — wie Ana­tol so schön dargestellt hat.

  22. alter Jakob

    @Nele
    Ich kann ja das Prob­lem ver­ste­hen und hab auch nix gegen Verän­derun­gen. Allerd­ings meinen “männliche” Berufs­beze­ichun­gen auch die Män­ner nur “mit”, wenn denn alle gemeint sind.

  23. Daniel

    @ Nele
    Tja, die Bedeu­tung eines Wortes, also das Bild, das es im Kopf des Hör­ers her­vor­ruft, kann natür­lich nur sub­jek­tiv sein.
    Nun weiß ich nicht, wie es dem Rest der Welt geht, aber ich würde eine Frau in der Ein­zahl zwar nicht als Stu­dent oder Blog­ger beze­ich­nen, aber im Plur­al habe ich beim Aus­druck „die Lehrer“ auch meine garstige Geschicht­slehrerin im Sinn, und bei „den Stu­den­ten“ denke ich an meine männlichen und weib­lichen Kom­mili­to­nen. Und wenn ich bei „den Pro­fes­soren“ an einen Haufen Män­ner denke, dann liegt es daran, dass meine Pro­fes­soren ein Haufen Män­ner sind. Ändert sich das, ändert sich auch die Bedeu­tung. Aber nicht umgekehrt.

  24. Logiker

    @ anton Maier: Ziem­lich dumm gedacht von Ihnen:
    “Wenn Sar­razin sagt: Die Türken sind nicht inte­gra­tionswillig, dann meint er das mehrheitlich.”
    Und er lügt.…..
    “Wenn ein Anzeigen­schreiber vom Zim­mer­mäd­chen spricht, meint er das auch mehrheitlich, weil eh schon alle Raumpfleger weib­lich sind und dann wird ein neuer Raumpfleger auch mehrheitlich weib­lich sein.”
    Also, wenn ich dann Raumpfleger werde, muss ich mehrheitlich weib­lich wer­den? Bezahlen Sie mir die Hor­mon­ther­a­pie? Nicht? Hab ich mir gedacht.….
    “Die Prob­leme die das mit­sich­bringt sind klar. Es gibt ein Rück­kop­plung die zu Res­o­nanz führt.” Ein­fach mal ein “Autsch” zu dieser sprach­lichen Entgleisung.…
    “Deswe­gen wurde die geschlecht­sneu­trale Beze­ich­nung vom Fem­i­nis­mus ja propagiert”
    Nö, ich bin männlich, kein Fem­i­nist und den­noch für geschlechterneu­trale Beze­ich­nun­gen. Vielle­icht bin ich ja schon von Ihnen hor­monell behan­delt worden.….
    “um kul­turelle Gren­zen einzureißen.”
    Ah, der Sarazz­in klingt wieder durch.…
    “@oh Müll­mann ist ver­hält­nis­mäßig äußerst lukrativ.”
    Wis­sen Sie, wieviel ein Müll­mann an Lohn bekommt? Nicht? Dann gute nacht.
    “Das liegt ein­fach an dem unge­heuren Druck, den ein Streik erzeu­gen würde.”
    LOL. Ein­fach nur LOL.….
    “@Klausi Fräulein ist die Beze­ich­nung für Beruf­stätige Frauen”
    Nein, für ledi­ge Frauen, mit der Beruf­stätigkeit hat das nichts zu tun.
    “Es ist ein­fach unpro­fes­sionell sich als Kell­ner­in Fräulein nen­nen zu lassen.”
    Warum?

  25. giardino

    Hier wurde neulich mit einem Plakat nach ein­er “Tages­mut­ter (m/w)” gesucht. Da kommt man ähn­lich ins Grübeln.

  26. Logiker

    Höflichkeit
    @ Klausi:
    Wie wäre es, abzuwarten, bis man Blick­kon­takt mit der Bedi­enkraft hat und dann sagt: “Kön­nten Sie mir bitte die Rech­nung brin­gen?” bzw. “Kön­nten wir noch eine Runde kriegen?”
    Sehen Sie, so ein­fach kann man höflich sein. Man muss es nur wollen.…..

  27. Eva

    Was f. eine nieder­schmetternde Statistik
    Zimmerpfleger/innen wür­den das Dilem­ma wenig­stens sprach­lich verringern.
    Aber auch faktisch?
    Ein wirk­lich gutes Beispiel dafür, wo man die Gle­ich­berech­ti­gung in der Pfeife rauchen kann.

  28. Martin Rath

    Junke”?
    31 Kom­mentare sind schon geschrieben, doch fand sich kein­er für einen Hin­weis auf den ins Auge stechen­den “zim­mer­junke”?
    Beim flüchti­gen Über­fliegen des Textes stach mich das Wort, das Hin­ter­hirn ergänzte es zum “~junkie” und das Vorder­hin fragte, welche Rolle dem wohl im Hotel­gewerbe zukom­men könnte.
    Wie beruhi­gend, es war nur ein Tippfehler.

  29. Anton Maier

    @Logiker
    War da jet­zt auch ein ern­sthaftes Argu­ment dabei oder hab ich das übersehen?
    Achso das mit dem Zim­mer­mäd­chen. Ja ich finde geschlecht­sneu­trale Beze­ich­nun­gen auch bess­er. Trotz­dem finde ich es nicht sex­is­tisch, weil Sprache nun­mal so funktioniert.
    Gebracht hat die Rück­kop­plung­sun­ter­drück­ung in den 40 Jahren auch nicht viel.
    Deswe­gen plädiere ich lieber für eine weitre­ichende Quote wie in z.B. in Norwegen.

  30. Micahel Lange

    Junkie?
    @Martin Rath :
    Was haben Sie denn für Fan­tasien? Wo doch offen­sichtlich gemeint war “Zim­mer­junker”!
    Und @Nele :
    Also, wenn bei mir auf der Arbeit von den “Lab­o­ras­sis­tentin­nen” die Rede ist, gehe ich sehr wohl davon aus, dass auch ich gemeint bin 😉

  31. A.P.

    gener­isches Maskulinum @Michael Allers
    “Warum wird per­ma­nent unter­stellt, mit einem gener­ischen Plur­al seien nur Män­ner gemeint?”
    Weil a) viele, (aber längst nicht so viele wie früher) Män­ner und Frauen auch so empfind­en oder gar denken, und
    b) andern­falls — und das ist wohl die stärkere Triebkraft — vie­len Fem­i­nis­ten und anhängi­gen Ide­olo­gen ein zen­trales Feind­bild und ein Stück Lebensin­halt abhan­den kämen.
    Wom­öglich nervt mich diese über­triebene Gle­ich­stellerei, weil für mich das gener­ische Maskulinum in den meis­ten Fällen geschlecht­sneu­tral ist. “Die Lehrer” bein­hal­ten auch Frauen, und zwar gle­ich­berechtigt, nicht als Anhängsel. Bei mir wird es einen Unfug wie “Lehrer/innen” nie geben.
    Nun, noch ein­mal lese und kom­men­tiere ich einen Artikel zu diesem The­ma nicht. Dafür ist mir die Zeit zu schade. Und ich muß ja nicht noch über die Zahl der Kom­mentare zusät­zliche Anreize geben, auf diesem Gebi­et zu ver­har­ren, auch wenn die Mis­sion­ierung wohl nicht so sehr von der Zahl der zu bekehren­den abhän­gen wird. Trotz­dem hoffe ich, hier dem­nächst wieder ein­mal einen lesenswerten Artikel vorzufinden.
    Sprach­liche Gle­ich­stel­lung gut und schön, aber man kann es auch übertreiben.

  32. Daniel

    ich ver­ste­he die Grun­didee dieser Google-Sta­tis­tik gar nicht.
    Soweit ich ver­standen habe, wur­den die Google-Hits für “Hotel­man­ag­er (m/w)” und für “Hotel­man­agerin (m/w)” ver­glichen und das nie­mand eine “Hotel­man­agerin (m/w)” sucht, ist dann nach­denkenswert­er Sexismus?
    Das macht aus mein­er Sicht aus 2 Grün­den keinen Sinn:
    1. ist “Man­ag­er” doch unbe­strit­ten die gener­ische Form des Wortes. Dem­nach kann es natür­lich auch weib­liche Man­ag­er geben. Männliche Man­agerin­nen gibt es aaber nicht, insofern macht es wenig Sinn in Stel­lenanzeigen nach ihnen zu suchen. Bei Zim­mer­mäd­chen oder Zim­mer­män­nern ist die gener­ische Form bere­its geschlechtsspez­i­fisch, dort macht es dur­chaus Sinn, sich neu­tralerer Beze­ich­nun­gen zu suchen die sich nicht so mit einem ange­hängten (m/w) beissen.
    2. Die Wort­wahl lässt sich doch hier zumin­d­est ansatzweise auch wieder mit dem hier mal vorgestell­ten Mod­ell des “Galanter­iespiels” beschreiben.
    In ein­er Stel­lenazeige in der “Man­ag­er (m/w)” gesucht wer­den, sehe ich erst­mal wenig Gefahr, dass Frauen sich uner­wün­scht vorkom­men kön­nten. Bei­de Geschlechter wer­den ja expliz­it erwähnt.
    Auch z.B. ein “Sem­i­nar für Man­ag­er und Führungskräfte” wirkt selb­st ohne Zusatz m/w aus mein­er Sicht nicht mal im Ansatz des Sex­is­mus verdächtig. Oder hat dies­bezüglich jemand ein anderes Empfinden?
    Anders als bei Man­agern sieht es vllt. beim Restau­rant­fach­man (m/w) aus. Hier kön­nte ich schon ver­ste­hen dass frau hier gerne auch expliz­it als Fach­frau ange­sprochen wer­den will.

  33. Mathis

    Kinder­frau
    Ein ähn­lich­es Prob­lem traf mich vor Kurzem, als ich eine Stel­lenanzeige schreiben sollte. In der Textvor­lage, die ich zu diesem Zweck bekam, war von ein­er “Kinder­frau” die Rede. Dieses Wort ist insofern schwierig zu umge­hen, als “Kinder­frau” eben­falls als eine Art Berufs­beze­ich­nung zu sehen ist (eine Betreu­ungsper­son, die in den Haushalt ein­er Fam­i­lie kommt und dort die Kinder betreut; in Abgren­zung zur “Tages­mut­ter”, die mehrere Kinder in ihrem eige­nen Haushalt betreut).
    Die Kinder­be­treu­ungsper­son, die ich dann in die Anzeige geschrieben habe, hat also nicht den gle­ichen Inhaltswert. “Kinder­frau (m/w)” erscheint mir jedoch etwas unelegant.
    Ob man übri­gens zwis­chen “guten” = männlich- und “schlechten”=weiblichkonnotierten Berufen unter­schei­den kann, würde ich bezweifeln. Allen­falls würde ich eine Ten­denz im sozialen Pres­tige und in der Anerken­nung attestieren, die den jew­eili­gen Berufen ent­ge­genge­bracht wird. Den Leuten schwere Kof­fer die Treppe hochzuschlep­pen kön­nte manch ein­er dur­chaus als unan­genehmer empfind­en, als Zim­mer zu fegen: es ist denke ich dur­chaus eine Frage der Per­spek­tive, die wieder­rum zur Auf- oder Abw­er­tung mit beiträgt.

  34. Kleiner Feigling

    Ist es wirk­lich immer nur Sexismus?
    Mir fällt auf, dass weib­liche Beze­ich­nun­gen nur benutzt wer­den, wenn sie nicht mit “in” oder “innen” enden. “frau” und “mäd­chen” scheinen dage­gen akzep­tierte Endun­gen zu sein. Hat das schon mal jemand sta­tis­tisch untersucht?
    Irgend­wie bin ich mit ein­er Schlussfol­gerung, die auf rein sex­is­tis­che Gründe abziehlt, nicht ganz zufrieden. Viele­icht liegt das an mein­er Kind­heit in ein­er immer noch rel­a­tiv sex­is­tis­chen Gesellschaft. Viele­icht ist es auch nur Wun­schdenken. Aber ich möchte glauben, dass es auch lin­guis­tis­che Gründe gibt.

  35. Alexander

    Wie wur­den die Zahlen ermittelt
    Mir fehlt im Artikel die Angabe der Google-Abfrage-Meth­ode mit der Ana­tol die Prozentzahlen ermit­telt hat.

  36. ama

    Det stimmt ja nu nich so janz…
    Beim Ein­satz der Arbeit­skräfte ist deren Wirkung auf die Öffentlichkeit, respek­tive die Kund­schaft oft DAS auss­chlaggebende Moment, eine Frau oder einen Mann einzustellen.
    Ein Page muß kör­per­lich arbeit­en (Kof­fer schlep­pen), weshalb Frauen genetisch benachteiligt sind. Das Gle­iche gilt für den Job als Türsteher.
    Bei Putzarbeit­en wird Män­nern unter­stellt, sie wären nicht so gründlich wie Frauen. Deshalb fall­en sie bei der Acquise raus.
    Wer als alle­in­ste­hen­der Mann in Schwaben eine Woh­nung oder ein Zim­mer sucht, ken­nt das Prob­lem der Wirr­nis im Kopf der Ver­mi­eter nur zu gut…

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