Blogspektrogramm 7/2015

Von Susanne Flach

Neuerd­ings haben wir ja immer so viel Mate­r­i­al, dass wir lang­weilige Spra­chunter­gangsapoka­lypsen gar nicht mehr ver­linken müssen. Heute also Selb­stre­flex­ives zu „Black­fac­ing“, unfass­bare Gram­matikpedanz bei Wikipedia und erfrischen­des zu Anführungsze­ichen. Dazu ein Ver­anstal­tung­sh­in­weis für Berliner/innen — und wie Sie sich darauf vor­bere­it­en können:

  • Im DEUTSCHLANDRADIO KULTUR nimmt sich Joachim Dicks unseren Anglizis­mus des Jahres zum Anlass, über die Tra­di­tion des Black­fac­ing nachzu­denken: „Als ich ein Junge war, zog ich als katholis­ch­er Min­is­trant mit den Sternsingern durch die Gemeinde. Ein­er von uns musste sich immer dun­kle Schuh­wichse ins Gesicht schmieren und den Cas­par mimen, und so sam­melten wir bei unseren Gemein­demit­gliedern Geld für die näch­ste Mess­di­ener­fahrt ein. Die Rolle des afrikanis­chen Weisen war im karnevalesken Rhein­land unter uns Kindern heiß begehrt: ein religiös motiviertes The­ater­spiel, dass uns selb­st im fröstel­nden Jan­u­ar warm ums Herz machte. Den Nach­barsjun­gen aus Ghana woll­ten wir damit keineswegs verulken, und er nahm es, soweit ich mich erin­nere, mit Humor. Aber sich­er bin ich mir heute nicht mehr. Wer weiß, was wirk­lich in ihm vorg­ing? Gefragt habe ich ihn nie.“
  • Emo­jis sind schw­er in: nicht nur Ana­tol wird derzeit häu­fig dazu befragt (u.a. wieder diese Woche aus­führlich auf RADIO EINS), auch Vyv Evans hat sich im GUARDIAN zum Zeichen­sta­tus im sprach­wis­senschaftlichen Sinne Gedanken gemacht, anknüpfend an die Frage, ob man mit Emo­jis „Ter­ror­dro­hun­gen“ aussprechen kann.
  • [VERANSTALTUNGSHINWEIS] Und weil Ana­tol mit­tler­weile eine aus­gewiesene Koryphäe der Emo­ji­forschung ist, sind Emo­jis The­ma der Abschlusssitzung sein­er Vor­lesung „Lev­els of Lin­guis­tic Analy­sis“ an der Freien Uni­ver­sität Berlin (Do, 12.2., 12–14 Uhr, Hör­saal 2, Rost-/Sil­ber­laube, Habelschw­erdter Allee 45).
  • Nochmal Emo­jis: eben­falls im GUARDIAN hat man die Emo­jis aus­gezählt, die in Tweets über britis­che Politiker/innen ver­wen­det werden.
  • Mit einem deutschen Wor­t­ex­port der zweifel­haften Art beschäftigt sich Philipp Krämer auf dem Blog der Nieder­ländis­chen Philolo­gie (Freie Uni­ver­sität Berlin): das Demokon­fix (?) -gida im nieder­ländis­chen Sprachraum, „Vlagi­da und die Lügen­presse“.
  • Im Englis­chen nen­nt man sie „Gram­mar Nazis“, Leute wie Bryan Hen­der­son, der in der Wikipedia ange­blich 47.000-mal den gle­ichen „Fehler“ kor­rigiert hat. Davon bericht­en diese Woche u.a. DER STANDARD. David Shari­at­madari erk­lärt im GUARDIAN, warum Hen­der­son nicht ein­fach nur pedan­tisch ist, son­dern auch daneben liegt.
  • Im LEXICON VALLEY auf SLATE gibt’s was zur Geschichte von Anführungsze­ichen.
  • Und um ein ver­bales „Anführungsze­ichen“ geht’s bei XKCD.

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