Anatol Columbus

Von Anatol Stefanowitsch

Mein Beruf bietet sich nicht unmit­tel­bar dazu an, seinen Kindern davon zu erzählen, was man eigentlich den lieben lan­gen Tag so macht. Am ehesten kann man ihnen wohl den Aspekt der Lehre ver­mit­teln („Ich bin ein Lehrer für Erwach­sene“). Irgend­wie hat sich meine Tochter trotz­dem einen Ein­druck davon gebildet, dass da noch mehr dazu gehört. Beim Durch­blät­tern eines Was-Ist-Was-Kat­a­logs for­mulierte sie fol­gende Kaufwünsche:

Sie: Wir kön­nen CHEMIE kaufen, das ist für Ben gut [Anm: ihr Onkel, der Biolo­gie studiert] und für dich kön­nen wir ENTDECKER kaufen und für mich PFERDE.

Ich: Warum ENTDECKER für mich?

Sie: Weil du Pro­fes­sor bist und du ent­deckst immer Sachen.

Da war ich wirk­lich gerührt. Ger­ade die Geis­teswis­senschaften wer­den ja an vie­len Unis als Lehreraus­bil­dungs­fab­riken behan­delt. Aber wenn Sieben­jährige erken­nen kön­nen, was den Pro­fes­soren­beruf wirk­lich aus­macht, dann beste­ht noch Hoffnung.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

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