Sinnesfreuden (II)

Von Anatol Stefanowitsch

Am let­zten Mon­tag haben wir Bas­t­ian Sicks Behaup­tung wider­legt, dass die Redewen­dung Sinn machen ein neues Phänomen sei, geschaf­fen eventuell vom Erfind­er der Früh­stück­sz­e­re­alien. Heute wollen wir begin­nen, uns mit der Frage zu beschäfti­gen, was gegen die Redewen­dung denn eigentlich einzuwen­den sein könnte.

In sein­er berüchtigten Glosse macht sich Sick zwei Seit­en lang über Men­schen lustig, die diese Redewen­dung ver­wen­den, bevor er über­haupt zu ein­er ersten Begrün­dung für seine Behaup­tung kommt, dass Sinn machen kein gutes Deutsch sei. Und die lautet so:

Sinn“ und „machen“ passen ein­fach nicht zusam­men. Das Verb „machen“ hat die Bedeu­tung von fer­ti­gen, her­stellen, tun, bewirken; es geht zurück auf die indoger­man­is­che Wurzel mag-, die für „kneten“ ste­ht. Das erste, was „gemacht“ wurde, war dem­nach Teig. Etwas Abstrak­tes wie Sinn lässt sich jedoch nicht kneten oder formen.

Die Gram­matik, genauer: die Syn­tax­the­o­rie, beschäftigt sich mit den Prinzip­i­en, nach denen Wörter zu Sätzen zusam­menge­set­zt wer­den. Die Syn­tax men­schlich­er Sprachen ist unglaublich kom­plex, und die Syn­tax­the­o­rie ist deshalb ein­er der span­nend­sten Bere­iche der Sprach­wis­senschaft. Eins der ein­facheren Prinzip­i­en, die beim Satzbau eine Rolle spie­len, nen­nt sich Sub­kat­e­gorisierung. Ich darf hier wieder ein­mal auf die gelun­gene Darstel­lung in der Wikipedia hin­weisen, aber kurz gesagt beze­ich­net man damit die genauere Ein­teilung von Wor­tarten in Unter­arten (Sub­kat­e­gorien) mit gle­ichem syn­tak­tis­chem Ver­hal­ten. So wer­den Ver­ben beispiel­sweise in intran­si­tive Ver­ben (die kein Objekt haben) und tran­si­tive Ver­ben (die ein (Akkusativ-)Objekt haben) sub­kat­e­gorisiert. Tran­si­tive Ver­ben kön­nen wiederum in mono­tran­si­tive Ver­ben (mit nur einem (Akkusativ-)Objekt) und ditran­si­tive Ver­ben (mit zwei (Akkusativ-)Objekten) unter­schieden wer­den. Und so weiter.

In manchen The­o­rien der Sub­kat­e­gorisierung wer­den neben dieser Art all­ge­mein­er gram­ma­tis­ch­er Eigen­schaften auch genauere seman­tis­che Eigen­schaften der Wörter erfasst, die mit einem anderen Wort gemein­sam auftreten kön­nen. So kön­nte man beispiel­sweise eine Klasse von Ver­ben unter­schei­den, deren Objek­te sich auf Objek­te in der Welt beziehen müssen, die flüs­sig sind (z.B. trinken, gießen (in der Ver­wen­dung V + Objekt + Ort­sergänzung, Er goss den Wein ins Glas), pumpen, stauen, usw.). Solche seman­tis­chen Sub­kat­e­gorisierungs­beschränkun­gen kön­nen dann erk­lären, warum Sätze wie Sie trank das Brot oder Er goss denn Abfall in die Müll­tonne keine möglichen Sätze des Deutschen sind.

Sicks Aus­sage, dass sich „[e]twas Abstrak­tes wie Sinn … nicht kneten oder for­men“ lässt, kön­nte man nun als eine solche Sub­kat­e­gorisierungs­beschränkung des Wortes machen deuten (wir erin­nern uns: Sick hält „for­men, kneten“ für die Bedeu­tung von machen, obwohl es sich dabei um eine rein his­torische Verbindung handelt).

Diese Sub­kat­e­gorisierungs­beschränkung kön­nen wir nun testen, in dem wir nach Ver­wen­dun­gen von machen mit abstrak­ten Objek­ten suchen. Zunächst fall­en einem da eine Rei­he von Aus­drück­en ein, in denen das Objekt eine Hand­lung beze­ich­net: man kann Schritte, Fortschritte, (große) Sprünge, Kar­riere, oder Erfahrun­gen machen, man kann Besorgun­gen, Pausen, Anstal­ten zu etwas oder Schluss mit jeman­dem machen, und natür­lich kann man Vor­gaben, Vor­würfe, Kom­pli­mente, Witze, Äußerun­gen, Sprüche, Bemerkun­gen, Scherze, Krach, Lärm, Ter­ror und Sch­aber­nack machen. Hand­lun­gen sind keine Gegen­stände (man kann sie schließlich auch nicht „for­men“ oder „kneten“), aber immer­hin man­i­festieren sie sich in der gegen­ständlichen Welt, zählen wir sie also als konkrete (nicht-abstrak­te) Substantive.

Als näch­stes fall­en einem vielle­icht Zustände ein, die als Ergeb­nis ein­er Hand­lung ein­treten kön­nen: man kann (jeman­dem) Herzk­lopfen, Bauch­weh oder Gänse­haut machen, man kann Druck, Schwierigkeit­en, Mühe oder Prob­leme machen, und man kann (bei jeman­dem oder auf jeman­den) Ein­druck machen (Ein­druck machen erwäh­nt Sick übri­gens selb­st direkt bevor er behauptet, man könne Abstrak­tes nicht kneten). Bei Herzk­lopfen etc. kön­nte man noch argu­men­tieren, dass es sich um kör­per­liche Reak­tio­nen, also nicht um etwas Abstrak­tes han­delt. Bei Schwierigkeit­en wird das schon schwieriger und spätestens Ein­druck ist ein rein men­taler Zus­tand, der keine gegen­ständlichen Man­i­fes­ta­tio­nen mehr hat. Und spätestens dann fall­en einem jede Menge men­taler und emo­tionaler Zustände ein: jemand oder etwas kann Spaß, Freude, Laune, Lust (auf mehr), Appetit, Angst, Sor­gen, Mut, Hoff­nung, Kopfzer­brechen, etc. machen.

Diese Liste zeigt klar, dass machen keine Sub­kat­e­gorisierungs­beschränkun­gen hat, die abstrak­te Sub­stan­tive in der Sub­jek­t­po­si­tion ver­bi­eten wür­den (Björn Grau ist übri­gens vor eini­gen Wochen in seinem Blog Graubrot in kürz­er­er Form zum sel­ben Schluss gekom­men). Wer argu­men­tiert, dass Sinn machen deshalb „falsch“ sei, weil man Sinn nicht kneten kann, der muss auch alle der eben genan­nten Aus­drücke als „falsch“ ablehnen.

Außer­dem ist Sicks Argu­men­ta­tion ohne­hin nicht tragfähig: machen bedeutet nun ein­mal nicht mehr „for­men“ oder „kneten“. Die Bedeu­tung von Wörtern verän­dert sich ständig, und dabei ist die Über­tra­gung konkreter Begriffe auf abstrak­te Kon­texte ein völ­lig nor­maler Prozess in der Entwick­lung men­schlich­er Sprachen. Sicks Rhetorik wäre deshalb beliebig auf die bei­den von ihm emp­fohle­nen Redewen­dun­gen Sinn haben und Sinn ergeben aus­de­hb­bar. Beispiel­sweise so:

Sinn“ und „ergeben“ passen ein­fach nicht zusam­men. Das Verb „geben“ hat die Bedeu­tung von reichen, dar­bi­eten, mit etwas ver­sor­gen; es geht zurück auf die indoger­man­is­che Wurzel ghab(h)-, die für „nehmen, hal­ten, geben“ ste­ht. Das erste, was „gegeben“ wurde, war dem­nach Saures. Etwas Abstrak­tes wie Sinn kann man jedoch nicht nehmen oder halten.

Oder auch so:

Sinn“ und „haben“ passen ein­fach nicht zusam­men. Das Verb „haben“ hat die Bedeu­tung von besitzen, darüber ver­fü­gen; es geht zurück auf die indoger­man­is­che Wurzel kap-, die für „greifen“ ste­ht. Das erste, was „gehabt“ wurde, war dem­nach ein Stro­halm. Etwas Abstrak­tes wie Sinn kann man jedoch nicht besitzen und man kann auch nicht darüber verfügen.

Und so kön­nten wir weit­er­ma­chen, bis von der deutschen Sprache nichts mehr übrig wäre. Und dann kön­nten wir uns alle in der kon­sis­ten­ten und hun­dert­prozentig logis­chen Sprache der Math­e­matik unterhalten.

Alle, außer Bas­t­ian Sick. Denn der hat­te als Schüler, wie er uns kür­zlich in einem Chat auf Spiegel Online wis­sen ließ, mit Mathe und Physik so seine „Prob­leme“.

Die ganze Serie

Sin­nes­freuden: Erster Teil

Sin­nes­freuden: Zweit­er Teil

Sin­nes­freuden: Drit­ter Teil

Sin­nes­freuden: Viert­er Teil

Sin­nes­freuden: Fün­fter Teil

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

21 Gedanken zu „Sinnesfreuden (II)

  1. Wolfgang Hömig-Groß

    Teil II der Sin­nes­freuden hat auf mich eine mäeutis­che Wirkung gehabt, denn mir ist klar gewor­den, was unbe­wusst schon lange in mir gegrum­melt hat: Dass ich gerne die (oder aus­gewählte / über­ar­beit­ete) Beiträge Ihres Blogs in Buch­form hätte – bessere Hap­tik, bessere Optik, verzettelungs­fähiger und resisten­ter gegen die Rück­stände von Kle­bezetteln als ein Mon­i­tor. Wenn man sich ansieht, wie exzel­lent sich Sprachrat­ge­ber gegen­wär­tig verkaufen, dürften Sie dafür schneller einen Ver­leger gefun­den haben, als Mary Pop­pins „superkalifrag­ilis­tis­chex­pealig­orisch“ sagen kann. Zudem ist die Zeit jet­zt reif für den Bre­it­en­er­folg ein­er weniger bauchges­teuerten Sprach­be­tra­ch­tung als Sick und andere Krämersee­len sie betreiben. Das ist Ihre Bresche – sprin­gen Sie rein!

    Neben­bei bemerkt wäre Ihr Werk ja nicht nur die auf Wis­senschaft oder zumin­d­est nach­prüf­bare Infor­ma­tio­nen gegrün­dete Vari­ante der Sickschen Werke, son­dern bei Ihnen kann man auch noch bess­er lachen – ich kon­nte es zumin­d­est bei den alter­na­tiv­en Begrün­dun­gen her­zlich, beson­ders über den Stro­hhalm und das Saure.

    Fehlt nur noch ein grif­figer Titel. Hier kann ich — als Vorschlag — endlich mal einen Kalauer loswer­den, der mich seit den Tagen meines Latei­n­un­ter­richts gequält hat und an den ich jedes­mal denken muss, wenn ich ein Buch von Sick sehe: “Gen­i­tiv ins Wass­er, denn es ist Dativ, wo du hingehst”. Der Ver­leger wird ihn lieben.

    PS: Natür­lich kön­nen Sie mich auf die Sub­skrip­tion­sliste setzen!

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  2. Ines Balcik

    Auf ein­er Mail­ingliste wurde kür­zlich heftig über “Sinn machen” disku­tiert. Die Redewen­dung wurde über­wiegend als “schlecht­es Deutsch” abgelehnt. Aber wie das Leben so schreibt: Im ersten Beitrag zu einem ganz anderen The­ma war genau dieses ger­ade ver­femte “Sinn machen” zu lesen. Die Redewen­dung scheint tiefer im sprach­lichen Unter­be­wusst­sein ver­ankert zu sein, als manchem lieb ist. 😉

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  3. viola

    Gen­i­tiv ins Wass­er, denn es ist Dativ, wo du hingehst”

    den kenne ich in der “kurz­form” “Gen­i­tiv ins Wass­er weil Dativ.” 🙂

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  4. Wolfgang Hömig-Groß

    Gen­i­tiv ins Wass­er weil Dativ.”

    Bei der Kurz­form würde mir was fehlen — ich tät’ im Geiste immer umblät­tern, ob da noch was kommt. Ander­er­seits liegt ja vielle­icht in der Kürze die Würze?

    Wie auch immer: Ich habe meines Steins ins Wass­er gewor­fen, möge er dort Kreisen ziehen wie er will …

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  5. kreetrapper

    Okay, wenn die Stim­mung schon ger­ade so weit ist, gebe ich auch noch die mir bekan­nte Abart dieses Witzes zum besten Die ist lei­der phonetisch und funk­tion­iert geschrieben eigentlich nicht. Trotz­dem habe ich es irgend­wie geschafft, sie in meine Mag­is­ter­ar­beit einzubauen. Also:

    Heißt es: “Ich falle in den See” oder “Ich falle in dem See”?

    Es heißt: “Ich falle in dem See”, denn es ist Dativ.

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  6. Anatol Stefanowitsch

    Herr Hömig-Groß, vie­len Dank für die net­ten Worte. Ich freue mich, dass außer mir auch andere Spaß an den Aus­führun­gen hier im Sprach­blog haben! Über Ihren Vorschlag, Teile des Blogs in Buch­form aufzuar­beit­en, werde ich ern­sthaft nach­denken. An Titelvorschlä­gen herrscht ja kein Mangel…

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  7. viola

    Vielle­icht kann man ja, z.B. zum Eröff­nungs-Jahrestag, mal über ein “Ana­log-Back­up” in Buch­form nachdenken. 🙂

    Auf dem amerikanis­chen Markt scheint es dafür inwzis­chen einige Anbi­eter wie z.B. blurb.com zu geben.

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  8. daniel wiechmann

    Lieber Herr Ste­fanow­itsch, faszinierend, wie Sie die schein­bar so stich­haltige Argu­men­ta­tion des Spach­ex­perten B. Sick aufgeloest haben…Ich kann mich dem Vorschlag von Her­rn Hömig-Groß nur applaudierend anschliessen: dieser Blog gehört in Buch­form. Bravo.

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  9. Wolfgang Hömig-Groß

    Was den Ter­min bet­rifft, finde ich vio­las Vorschlag aus­geze­ich­net — Feste brauchen Anlässe, son­st dro­ht das ganze Leben ein Fest zu werden ;-).

    Zum anderen Teil: Entsprechende Ange­bote gibt es auch in Deutsch­land schon lange, wer nach “books on demand” googelt oder yahoot find­et reich­lich Auswahl. Diese Meth­ode ist — trotz pro­fes­sioneller Ergeb­nisse und ISBN-Num­mer — allerd­ings eher etwas für Klein­au­fla­gen und Liebhaberproduktionen.

    Ich möchte hier klar­er stellen als es vielle­icht in meinem ersten Beitrag gewor­den ist, dass ich für eine Aus­gabe dieses Blogs in Buch­form einen großen Markt sehe, bei geschick­ter Wer­bung (Streu­ung an Mul­ti­p­lika­toren etc.) mit Aufla­gen von min­destens 30–50.000. Und das ist ein Fall für Profis, meint: Verlage.

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  10. stw

    Sehr schön. Den­noch: Ein paar Ein­wände fall­en mir schon ein.

    Aber das soll ja ein Fün­fteil­er wer­den. Eine gute Gele­gen­heit vielle­icht, ein­fach mal abzuwarten.

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  11. Wolfgang Hömig-Groß

    Meine Frau hat mir gestern — im Blick auf unsere Kinder — noch ein Mörder­ar­gu­ment gegen Sick geliefert: Wenn es (unstrit­tig) “Unsinn machen” heißt, dann muss “Sinn machen” auch richtig sein. Das schöne ist, dass es genau Sicks Argu­men­ta­tion­squal­ität hat: Klingt erst mal ein­leuch­t­end, aber wenn man mal genauer schaut, ist es völ­liger Blödsinn.

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  12. Micha

    @Wolfgang Hömig-Groß

    Ich wollte Ihnen ger­ade schreiben, dass die Begrün­dung Ihrer Frau hinkt und auf ein­mal sah ich, dass Sie das selb­st ja schon fest­gestellt haben,… uuups. 😉

    zurück zum eigentlichen Thema:

    Sehr inter­es­san­ter Beitrag, Herr Ste­fanow­itsch, und über­haupt: sehr inter­es­santes Blog. Ich werde es umge­hend abonnieren 🙂

    Übri­gens: Auch wenn sich nach allen fünf Beiträ­gen dieser Rei­he Her­rn Sicks Äch­tung des “Sinn-Machens” als völ­lig halt­los her­aus stellt, ich mag den Aus­druck “Sinn machen” trotz­dem nicht und ver­suche meist, ihn zu ver­mei­den. Er klingt für mich irgend­wie unkreativ und naja ein­fach nicht “schön” (sehr wis­senschaftlich, ich weiß, aber Sprache hat eben doch eine starke emo­tionale Komponente…).

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  13. German Psycho

    Vielle­icht sollte man ja auch mal darüber nach­denken, welche Funk­tion das „Sinn machen” in der Sprache ausübt. Und da wird’s ja doch unsin­nig: Anstatt zu dif­feren­zieren, ob etwas sin­nvoll ist, ob es einen Sinn hat oder ergibt, oder ob damit aus­ge­drückt wer­den soll, daß dem Sprech­er etwas gut gefällt, wird heutzu­tage gerne die Uni­ver­salfloskel „macht Sinn” benutzt. Eben­so unstrit­tig ist doch, jeden­falls nehme ich das an, daß die For­mulierung aus dem englis­chen „mak­ing sense” über­nom­men wurde und ursprünglich so in der deutschen Sprache nicht vorhan­den war.

    Kurz gesagt: Man importiert etwas, das es in besser­er Form schon gibt. Dafür ster­ben die anderen For­men dann weg und es bleibt eine Vere­in­fachung, ja Ver­flachung der Sprache. Dadurch wird das Deutsche mehr zu ein­er Sprache, in der der Zuhör­er aus dem Gesagten einen Sinn kon­stru­ieren muß, anstatt dies dem Sprech­er zu über­lassen. Wenn man das ablehnt, muß man auch das „Sinn machen ” ablehnen. Zumal ein­er der (dur­chaus nicht so vie­len) Vorteile unser­er Sprache ja einst der war, daß sie uns in die Lage ver­set­zte, uns konkreter und exak­ter auszu­drück­en und dem Zuhör­er weniger Möglichkeit­en für Fehlin­ter­pre­ta­tio­nen zu geben.

    Da böte sich übri­gens auch noch eine Kolumne über den Vorteil der „Auseinan­der Schrei­bung” zusam­menge­set­zter Hauptwörter an.…

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  14. Eugen Mezei

    Am let­zten Mon­tag haben wir Bas­t­ian Sicks Behaup­tung wider­legt, dass die Redewen­dung Sinn machen ein neues Phänomen sei”

    Wie kon­nten Sie was wieder­legen, was der Mann nie behauptet hat? 

    Sie zitieren ihn im 1. Teil ja sel­ber “Seit einiger Zeit hat sich im deutschen Sprachraum eine Phrase bre­it gemacht,”.

    Antworten
  15. M.R.

    Im let­zten Zitat­block: „Stro­hhalm“ schreibt sich mit zwei h, oder mein­test Du eine Stroh-Alm? 😉

    Antworten
  16. ToniM

    Sehr schöne Abhand­lung. Gebe im übri­gen zu bedenken, dass alle nicht­ge­gen­ständliche Sub­stan­tive (also alle, bei denen nichts “hergestellt” wird) mit einem tran­si­ti­tivem Machen (-> Es macht mir…) kom­biniert wer­den kön­nen, nur Sinn nicht. Deshalb kann es natür­lich trotz­dem Sinn machen, eine solche Redewen­dung ganz legal zu erschaf­fen und zu ver­wen­den. Auch wenn es selb­st mir als Vielver­wen­der scheint, dass die deutsche Sprache schon zuviel “macht”.

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  17. David Marjanović

    Eben­so unstrit­tig ist doch, jeden­falls nehme ich das an, daß die For­mulierung aus dem englis­chen „mak­ing sense” über­nom­men wurde und ursprünglich so in der deutschen Sprache nicht vorhan­den war.

    Das ist eben nicht unstrit­tig. Es kann gut sein, dass diese For­mulierung in Nord­deutsch­land schon lange ver­wen­det wird.

    Am let­zten Mon­tag haben wir Bas­t­ian Sicks Behaup­tung wider­legt, dass die Redewen­dung Sinn machen ein neues Phänomen sei”

    Wie kon­nten Sie was wieder­legen, was der Mann nie behauptet hat?

    Sie zitieren ihn im 1. Teil ja sel­ber “Seit einiger Zeit hat sich im deutschen Sprachraum eine Phrase bre­it gemacht,”.

    Ja, eben. Wenn sie sich erst “seit einiger Zeit […] bre­it­gemacht” hat, ist sie neu statt ererbt.

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  18. Nörgler

    @David Mar­janović (#20)

    Was “seit einiger Zeit” heißt, ist natür­lich etwas unklar. Daß die Ver­wen­dung von “Sinn machen” erst seit Ende der neun­ziger Jahre deut­lich zugenom­men hat, jeden­falls beim Mannheimer Mor­gen, geht aber aus nach­fol­gen­der Sta­tis­tik (beim IDS gewon­nen) klar hervor:

    Kor­pus : mm — Mannheimer Mor­gen 95–06

    Anz Tre­f­fer (kumu­la­tiv) Anz. Texte : Jahr

    2 2 2 : 1995

    4 6 4 : 1996

    11 17 10 : 1998

    10 27 10 : 1999

    21 48 21 : 2000

    21 69 21 : 2001

    17 86 17 : 2002

    18 104 18 : 2003

    18 122 18 : 2004

    29 151 29 : 2005

    24 175 24 : 2006

    23 198 23 : 2007

    198 198 197 : 12 Jahrgänge

    Die Sicksche Behaup­tung, daß sich diese Redewen­dung “seit einiger Zeit … im deutschen Sprachraum … bre­it gemacht” habe, wird dadurch also dur­chaus belegt. Auch in anderen Kor­po­ra find­en sich zumin­d­est vor Ende der 80er Jahre nur vere­inzelte Fundstellen. 

    Sicher­lich lehnt sich Bas­t­ian Sick sehr weit her­aus, wenn er apodik­tisch behauptet, die Redewen­dung sei aus dem Englis­chen entlehnt. Be- oder wider­legen läßt sich diese Behaup­tung mit rein sta­tis­tis­chen Meth­o­d­en natür­lich nicht. Das zeitliche Zusam­men­tr­e­f­fen der Anglis­men­schwemme der “let­zten Zeit” und der Aus­bre­itung der fraglichen Redewen­dung im Deutschen ver­lei­ht der Ver­mu­tung, daß der Ein­fluß des Englis­chen dabei eine Rolle spiele, aber dur­chaus Plausibilität.

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