Aktioneure doch zur Einsicht fähig?

Von Anatol Stefanowitsch

Die Aktioneure von der „Stiftung Deutsche Sprache“ sind bei der Bekan­nt­gabe der „Wörter des Monats“ dies­mal einen neuen Weg gegan­gen, der fast gesun­den Men­schen­ver­stand ver­muten lassen könnte.

Zunächst ein­mal mussten sich die Vier natür­lich erst wieder lächer­lich machen:

Für „top­pen“ , das Such­wort des Vor­monats schlägt die Aktion Lebendi­ges Deutsch zusam­men mit der Mehrheit unter den Ein­sendern „übertr­e­f­fen“ vor.

Hin­ter diesem Vorschlag steckt wieder ein­mal die Grun­dan­nahme, die Sprech­er der deutschen Sprache seien mehrheitlich kom­plett verblödet und wür­den nicht von selb­st auf die Idee kom­men, all­ge­mein gebräuch­liche Wörter wie übertr­e­f­fen dort zu ver­wen­den, wo sie passen.

Aber ich wollte die Aktioneure ja loben. Also:

Ihr Ange­bot des Monats: Schreiben wir doch den „Banker“ so, wie wir ihn sprechen „Bänker“! Unsere Großväter sind mit Importen schon oft so umge­sprun­gen: Aus dem shawl haben sie den Schal, aus dem cheque den Scheck gemacht.

Ich muss sagen, ich bin über­rascht. Ich kann hier nur zus­tim­mend nick­en. Wenn die Sprachge­mein­schaft ein Wort wie Banker für notwendig hält, dann sollte man es willkom­men heißen und inte­gri­eren, statt es zu bekämpfen. Wahrschein­lich wird das Wort ja in naher Zukun­ft zusam­men mit dem Beruf, den es derzeit noch beze­ich­net, ver­schwinden. Aber solange es noch da ist, ist die vorgeschla­gene Schreib­weise nur konsequent.

Es würde mich nun natür­lich inter­essieren, ob die Vier auch längst über­fäl­lige Schreib­weisen wie Schof­för, Filosof und Teologe empfehlen wür­den. Aber um die Lobesstim­mung nicht zu verder­ben, denke ich über die Antwort auf diese Frage lieber nicht zu inten­siv nach.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

32 Gedanken zu „Aktioneure doch zur Einsicht fähig?

  1. Christoph Päper

    Wenn der Chauf­feur heute eine nen­nenswerte Rel­e­vanz in der Sprache und ihrer Welt hätte, würde ich sofort für eine Schrei­bung mit -ör plädieren, aber er ist sel­ten gewor­den. Frisöre, Aktöre, Redak­töre, Ani­matöre, Massöre, Instal­latöre usw. usf. darf man aber gerne mit mir eingedeutscht schreiben.

    Beim ph stimme ich zu. Nur die auf γράφειν und φωτός zurück­ge­hen­den Mor­pheme durchgängig mit f statt ph zu schreiben, wie es m.W. die aktuelle „amtliche“ Orthografie[sic!] vor­sieht, ist ziem­lich halb­herzig. Es gibt im (Alt-)Griechischen (zumin­d­est für unsere Zun­gen und Ohren) keine zwei orthographisch zu diskri­m­inierende f- oder p--Laute, son­dern je einen (Phi und Pi), für die wir in eige­nen Wörtern meis­tens die Buch­staben f und verwenden.

    Beim th bin ich inzwis­chen fast von ein­er anderen Ansicht überzeugt. Dass Tau und Theta für die Griechen ver­schieden gesprochen (und vor allem gehört) wer­den (oder wur­den), ist dabei noch der unwichtigere Fak­tor, da auch zwis­chen Omikron und Omega sowie Eta und Epsilon in Gräzis­men nicht unter­schieden wird und wir im Deutschen selb­st diese Unter­schei­dung in der Schrift ohne erkennbare Ver­luste vor über 100 Jahren abgeschafft haben. Wichtiger finde ich näm­lich die Kom­pat­i­bil­ität zu Anglizis­men, die ihrer­seits griechis­che Wurzeln haben, und u.U. mit /θ/ – gibt es Fälle für /ð/? – importiert wer­den. (Eigentlich bin ich ja Ver­fechter der Regräk­i­fizierung bzw. Rela­tin­isierung von entsprechen­den Anglizis­men und Gal­lizis­men, weiß aber auch, dass das nicht mehrheits­fähig ist.)

    Das h bei Rho-Wörtern darf dafür gerne genau­so ent­fall­en wie das im ital­ienis­chen gh-Digraph.

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  2. David

    Wird das Wort denn, wo es ins Deutsche inte­gri­ert wird, eigentlich mehrheitlich auch “Bänker” aus­ge­sprochen, bzw. wie ver­bre­it­et ist die englis­che Aussprache im Ver­gle­ich zur deutschen? Die Schreib­weise “Bänker” jeden­falls würde eine Fes­tle­gung auf die deutsche Lau­tung nahele­gen, da wäre schon inter­es­sant, wie kor­rekt die eigentlich wäre.

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  3. rp

    Bei einem Blatt, für das ich gear­beit­et habe, gab es mal die Anweisung, so viele Fremd­wörter wie möglich ins Deutsche zu über­set­zen. Im Wirtschaft­steil war plöt­zlich nur noch von “Ver­schmelzun­gen” die Rede, nicht mehr von “Fusio­nen”. Ich bin mir sich­er: Viele Leser ver­standen nur noch rail­way station.

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  4. Andreas H.

    Vielle­icht kann man ja “Banker” mit dem bewährten “Banki­er” top­pen? Und vielle­icht meint die Sprachge­mein­schaft auch nur, ’neue’ Wörter für notwendig zu hal­ten, weil sie sich der Armut des eige­nen Wortschatzes nicht bewusst ist, was dann von Sprach­wis­senschaftlern als ‘Bere­icherung’ bejubelt wird, ohne sich klar zu machen, dass da nur wieder ein älter­er Begriff erset­zt wurde. Aber da ja nicht sein kann, was nicht sein darf, wird mit der Lupe nach Bedeu­tung­sun­ter­schieden gesucht, wo keine sind, not­falls herbeigeredet.

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  5. Anatol Stefanowitsch

    Andreas H. (#5): Wenn Banker und Banki­er auch nur annäh­ernd das gle­iche bedeuten wür­den, kön­nte man darüber nach­denken, ersteres durch let­zteres zu erset­zen. Natür­lich hätte man damit aus sprach­puris­tis­ch­er Sicht nichts gewon­nen, da man für den Anglizis­mus nur einen Gal­lizis­mus ein­tauschen würde (zurück gehen bei­de Wörter auf einen Ital­izis­mus). Aber egal, Haupt­sache, man hätte dem ver­has­sten Englisch eins aus­gewis­cht. Die bei­den Wörter bedeuten aber nicht das­selbe, und den Unter­schied muss man nicht mit ein­er Lupe suchen: ein Banker ist ein Bankangestell­ter, ein Banki­er ist der Besitzer ein­er Bank. Aber da ja nicht sein kann, was nicht sein darf, wer­den Sie sich­er einen Weg find­en, den Bedeu­tung­sun­ter­schied mit dem Sprach­nör­gler­holzham­mer wegzuhauen.

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  6. dibbedabb

    @ Nr. 3:

    Laut­lich macht es im Deutschen (jeden­falls in den meis­ten Vari­etäten) keinen Unter­schied in der Lau­tung, ob die Schreib­weise [i]Bänker[/i] oder *[i]Benker[/i] ist. Es wird das kurze offene e wie in [i]Pest[/i] oder [i]lästig[/i] verwendet.

    Im Englis­chen ist der Laut wesentlich offen­er und deut­lich anders als das deutsche kurze offene e, aber dieser englis­che Laut wird von Deutschen nur sehr spo­radisch ver­wen­det (und dann oft falsch einge­set­zt, näm­lich auch bei Wörtern, die sich mit e schreiben).

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  7. David

    Im Englis­chen ist der Laut wesentlich offen­er und deut­lich anders als das deutsche kurze offene e, aber dieser englis­che Laut wird von Deutschen nur sehr spo­radisch verwendet

    Ja, darum ging es mir; auf die Schreib­weise “Bänker” umzusteigen, käme ein­er informellen Kod­i­fizierung der eingedeutscht­en Aussprache gle­ich. Wenn die wirk­lich deut­lich über­wiegt (wie Du sagst), wäre das ja gle­ich­sam ‘empirisch richtig’ und ich hätte wenig dage­gen einzuwen­den. Sollte sich aber die englis­che Aussprache auch häu­fig find­en lassen, so wäre ich eher dafür, die englis­che Schrei­bung als gle­ich­sam ’neu­trale’ beizubehalten.

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  8. Ideesamkeit

    1. Bänker

    2. Rand­no­tiz (Mit­machak­tion, Tema Wörter)

    1. Bänker

    Bänker? Find ich richtig gut. Plädiere ja schon seit Jahr und Tag dafür, auch die Schrei­bung der Fremd­wörter etwas mehr den üblichen Ausspracheregeln anzugleichen.

    Dann gelangt man natür­lich auch zu Scheff, Tema (oder lieber mit h: Tehma?), Teologe … Entsprechend zum Bänker hät­ten wir dann auch endlich das Hän­di (“Handüpp­silonn” habe ich für das Gerät noch nice gehört.)

    Gegen eine aussprachegemäße Schrei­bung wäre mein­er Mei­n­ung nach nix einzuwen­den, wen­ngle­ich eine kon­se­quente Umset­zung zu Anfang doch etwas gewöhn­nungs­bedürftig sein dürfte: Hieroglüfen / Hüroglüfen (nord­dt.), Püramiede, Biebel (Dehnungs‑I wie in Liebe), …

    Die aussprachegemäße Rechtschrei­bung ist z. B. im Mit­mach­wörter­buch der Worterfind­un­gen ( http://www.ideesamkeit.de/html/lustige-woerter-a-z-wortschatz.html ) an der ein oder anderen Stelle anzutr­e­f­fen. Wer will schaue ein­fach mal durch.(Wobei dort der Gebrauch zwis­chen der Stan­dard-Schrei­bung und der Ortografie mit Süstem schwankt.)

    2. Zusatz­in­fo an den Web­meis­ter (Mit­machak­tion, Tema Wörter):

    Anbei noch eine aktuelle Mit­machak­tion zum Tema Wörter. Vielle­icht wäre das auch etwas für den Sprach­blog oder ähn­liche Webtagebücher:

    Ideesamkeit.de startet den Ver­such, die “Spiegel­spinne” in der deutschen Sprache zu behei­mat­en. Das Tierchen an sich gibt es längst — vielle­icht sog­ar in Ihrem Auto-Außen­spiegel. Das Wort allerd­ings ist eine Wortneuschöpfung. 

    http://neusamkeiter.ideesamkeit.de/2008/09/25/die-spiegelspinne/

    Wie Resch­er­schen* im Inter­netz ergaben, scheint das Fänomen der Spiegel­spinne recht ver­bre­it­et zu sein. Das Wort sel­ber allerd­ings noch nicht.

    Daher der Aufruf: Wenn der eine oder andere Blog über die “Spiegel­spin­nen” berichtet — vielle­icht bürg­ert sich das Wort ein. 

    Unter dem genan­nten Link find­en Sie weit­ere Infos, eine kleine Mit­mach-Aktion und sog­ar eine Knüp­fung zu einem youtube-Wideo (mit w …??) … zu einem youtube-Schauband mit einem Lied zur “Autospiegel­spinne”.

    Zurück zum Bänker: Resch­er­schen & Ko.: kon­se­quent umge­set­zt, sind die Ergeb­nisse in der Rechtschrei­bung echt verblüf­fend. Aber sin­nvoll, findet …

    Der Ver­fass­er

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  9. Nörgler

    Der Vorschlag “Bänker” ist auch nicht beson­ders orig­inell, da laut Google schon recht weit ver­bre­it­et. Kür­zlich war diese Schrei­bung selb­st in der FAZ zu finden.

    Warum auch nicht? Warum nicht den guten alten deutschen Ablaut wieder zur Gel­tung bringen?

    Angesichts aktueller Entwick­lun­gen ziehe ich es allerd­ings auch vor, den Banker/Bänker als das zu beze­ich­nen, was er ist, näm­lich als (kleinen) Bankangestell­ten. Auch wenn dieser gele­gentlich 5 Mrd. Euro ver­spekulieren kann, bleibt er doch ein klein­er Angestellter.

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  10. Andreas H.

    @#6

    Danke, jet­zt habe ich es schwarz auf weiß von ihnen: Banker=Bankangestellter.

    Ein neues Wort erset­zt ein altes. Welche Lücke im Vok­ab­u­lar wird hier geschlossen? Keine. Bere­icherung des Wortschatzes? Nein. q.e.d.

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  11. David Marjanović

    Bänker ist tat­säch­lich nicht dumm. Damit kann man näm­lich ein­fach so tun, als sei dieses Wort eine deutsche Erfind­ung, mit dem erwarteten Umlaut (back­enBäck­er). Plau­si­ble deni­a­bil­i­ty nen­nt man das. :-Þ

    Wahrschein­lich wird das Wort ja in naher Zukun­ft zusam­men mit dem Beruf, den es derzeit noch beze­ich­net, verschwinden.

    ROTFL!

    gibt es Fälle für /ð/?

    Nein, sog­ar ether hat /θ/.

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  12. Frank Oswalt

    @Andreas H.: Und schon wieder jemand, der den Unter­schied zwis­chen Sinn und Bedeu­tung (Ref­erenz) nicht ver­ste­ht, sich aber anmaßt, Aus­sagen über den Wortschatz des Deutschen zu machen…

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  13. Peer

    Danke, jet­zt habe ich es schwarz auf weiß von ihnen: Banker=Bankangestellter.

    Ein neues Wort erset­zt ein altes. Welche Lücke im Vok­ab­u­lar wird hier geschlossen? Keine. Bere­icherung des Wortschatzes?”

    Ja, Syn­onyme braucht man ja auch nicht…

    (mal ganz abge­se­hen von dem was #14 ja auch schon anmerkte)

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  14. Mister Bernie

    @Ideesamkeit:

    (Dehnungs‑I wie in Liebe)

    Hmm, wieso sollte man diese eigentlich recht unl­o­gis­che Schreib­weise behal­ten? “liibe” wäre doch ange­brachter. Oder vielle­icht ein Makron ein­führen? Dann bräuchte man kein Trema oder Apos­troph für z.B. vari’iiren/varïiiren, son­dern hätte ein­fach ein var­iīren. Wobei let­zteres wohl eine große Tas­tatu­rum­stel­lung benöti­gen würde… hmm.

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  15. Nörgler

    Das Wort “banker” hat im Englis­chen zumin­d­est ursprünglich die Bedeu­tung “Banki­er”.

    Meine etwas älteren Aus­gabe des Oxford Con­cise Dic­tio­nary definiert es wie folgt:

    Pro­pri­etor or part­ner of pri­vate bank, gov­er­nor, direc­tor, etc. of joint-stock bank

    Auch aktuelle Wörter­büch­er geben diese Bedeu­tung an:

    Encar­ta

    some­body senior in bank­ing: an own­er or senior employ­ee of a bank

    Cam­bridge Advanced Learner’s Dictionary:

    some­one with an impor­tant posi­tion in a bank

    Webster’s:

    Some­one who owns or is an exec­u­tive in a bank

    Föl­gende Wörter­buchein­träge sind etwas zwei­deutig, aber eher weit­er gefaßt:

    Mer­ri­am-Web­ster:

    one that engages in the busi­ness of banking

    Amer­i­can Her­itage Dictionary:

    One serv­ing as an offi­cer or own­er of a bank

    Heinle’s New­bury House:

    an offi­cer or man­ag­er of a bank

    Im Deutschen scheint das Wort eher im weit­eren Sinne gebraucht zu wer­den, also jeden Mitar­beit­er ein­er Bank zu beze­ich­nen. Ob das Wort erst bei der Über­nahme ins Deutsche eine weit­ere Bedeu­tung angenom­men hat, oder diese vorher schon im Englis­chen angenom­men hat­te, erscheint mir unklar. Jeden­falls ist das Wort etwas zwei­deutig. Will man sich klar aus­drück­en, sollte man daher lieber von Bankiers (oder Bankdi­rek­toren, Bankenchefs o. dgl.) und Bankangestell­ten reden.

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  16. Christine A.

    @ Nör­gler: Was es im englis­chen bedeutet, ist für diese Diskus­sion völ­lig belanglos.

    Es wurde ins Deutsche entlehnt und hat dabei einen Bedeu­tungswan­del, auch genan­nt seman­tis­chen Wan­del, durchgemacht.

    Unge­fähr ver­gle­ich­bar mit “Keks”, welch­es von dem englis­chen “cakes” abstammt, aber auch nicht mehr “Kuchen” bedeutet, son­dern “kleines Gebäck”, also was im englis­chen “cook­ie” meint.

    Daher hinkt dieser Vergleich.

    Und damit nicht wieder nur das arme deutsche durch englis­ches Vok­ab­u­lar “ver­saut” wird, noch ein umgekehrtes Beispiel: das entlehnte englis­che “angst” bedeutet Kum­mer, Sorge im Gegen­satz zum deutschen “Angst”, welch­es “Furcht” meint.

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  17. Ralph Aichinger

    Nör­gler: Ich denke nicht, daß jed­er Bankangestell­ter als Bänker beze­ich­net wird. Der, der dort die Com­put­er wartet oder pro­gram­miert wird wohl eben­sowenig Bänker genan­nt wie die Putzfrau eine Bänkerin, da kann sie den Trad­ingfloor noch so oft moppen.

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  18. Klaus

    Banker sind lei­t­ende Bankangestellte aber halt keine Bankiers (Besitzer).

    Beispiel:

    http://www.manager-magazin.de/koepfe/karriere/0,2828,531843,00.html

    Was Banker verdienen

    Die Spannbre­ite der Gehäl­ter für lei­t­ende Angestellte in Banken ist groß. Sie reicht von 40.000 Euro bis zu über 200.000 Euro im Jahr. ”

    Den kleinen Angestell­ten wird man nicht als Banker beze­ich­nen. Aber jeman­den der schon eine gehobene Stel­lung als Abteilungs- oder Grup­pen­leit­er ein­nimmt, kann man dur­chaus als Banker bezeichnen.

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  19. Nörgler

    @Christine A.:

    Sie sagen mir nichts Neues, habe ich doch selb­st auf den Bedeu­tungswan­del hingewiesen. Dabei erscheint mir aber nicht aus­gemacht, ob diese Bedeu­tungser­weiterung schon im Englis­chen oder erst im Deutschen stattge­fun­den hat. Ich bin mir auch nicht bewußt, irgend einen “Ver­gle­ich” angestellt zu haben. Ich habe ja auch den deutschen Gebrauch des Wortes nicht etwa als “falsch” beze­ich­net, weil er vom englis­chen abwe­iche. Ich habe nur gesagt, daß die deutsche Bedeu­tung von der ursprünglichen englis­chen abwe­icht. Möglicher­weise stimmt sie dur­chaus mit der aktuellen englis­chen Bedeu­tung übere­in. Allerd­ings geben die zitierten Wörter­buchein­träge dazu keinen ein­deuti­gen Auf­schluß. Außer­dem ist auch die Bedeu­tung im Deutschen nicht so klar, wie die ver­schei­de­nen Beiträge hier ja zeigen.

    Ich halte im übri­gen den Hin­weis auf die ursprüngliche Bedeu­tung von Anglizis­men keineswegs für “belan­g­los”. Erstens ist er als War­nung vor “falschen Fre­un­den” nüt­zlich; zweit­ens schützt er vor dem allzu naiv­en Glauben, die Ver­wen­dung von Anglizis­men im Deutschen erle­ichtere die inter­na­tionale Ver­ständi­gung; drit­tens muß man angesichts immer weit­er ver­bre­it­eter Englis­chken­nt­nisse unter Deutschen damit rech­nen, daß es zu Kon­flik­ten und Mißver­ständ­nis­sen zwis­chen ursprünglich­er und “entlehn­ter” Bedeu­tung kommt.

    Ihre Deu­tung der englis­chen Bedeu­tung von “Angst” teile ich nicht. “Kum­mer, Sorge” ist viel zu schwach. Encar­ta definiert “angst” wie folgt:

    1. exis­ten­tial­ist dread: in exis­ten­tial­ist phi­los­o­phy, a feel­ing of dread aris­ing from an aware­ness of free choice 

    2. anx­i­ety: any feel­ing of dread or anxiety

    Das englis­che dread beze­ich­net eine starke Angst, also keines­falls bloße Sorge. Die Bedeu­tung Kum­mer erscheint mir völ­lig ver­fehlt. Aber wie das mit Wörter­büch­ern so ist, wer­den Sie auch Belege für Ihre Auf­fas­sung find­en können.

    Der wesentliche Unter­schied ist m. E. der, daß angst im Englis­chen eine all­ge­meine Angst, nicht die Angst vor etwas Bes­timmtem, meint, so wie man im Deutschen ja auch von unbes­timmten Angstzustän­den sprechen kann. Insofern hat angst im Englis­chen eine eingeschränk­tere Bedeu­tung als im Deutschen, aber keine gän­zlich abweichende.

    Jeden­falls im all­ge­meinen Sprachge­brauch kämen die Englän­der wohl auch sehr gut mit dem Wort anx­i­ety aus und bräucht­en den Ger­man­izis­mus angst nicht. Aber das klingt eben so schön gebildet und intellek­tuell, wie eben auch manch­er Anglizis­mus im Deutschen.

    @Ralph Aichinger:

    Sie haben natür­lich vol­lkom­men recht. Aber wenn man von Bankangestell­ten spricht, meint man in der Regel auch nicht die Bankputzfrau.

    @Klaus:

    Ich denke, Her­rn Ack­er­mann kön­nte man dur­chaus als Banki­er beze­ich­nen, auch wenn er “nur” ein lei­t­en­der Angestell­ter ist.

    Schließlich noch ein Trost für alle Geg­n­er von Anglizismen:

    Banker ist über­haupt kein Anglizis­mus, son­dern eine deutsche Ableitung aus dem (Lehn-)Wort Bank, wenn auch unter dem Ein­fluß des Englischen.

    So jeden­falls das Duden-Universalwörterbuch:

    Ban|ker [auch bŋk¿], der; ‑s, — [unter Ein­fluss von engl. banker zu →Bank ] (ugs.): Banki­er, Bank­fach­mann (Anm.: die phonetis­che Umschrift ist nicht kor­rekt wiedergegeben).

    Ähn­lich:

    WAHRIG Rechtschrei­bung:

    • Ban|ker [auch: bæŋkə®, engl.] schweiz.: Bänk|ler m. 5 Bankier

    BERTELSMANN Wörter­buch:

    • Ban|ker [m. 5] Fach­mann, Kauf­mann im Bankwesen

    Also Ent­war­nung: Wir brauchen gar nicht Bänker zu sagen oder zu schreiben; das urdeutsche Banker tut es doch auch!

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  20. drago starcevic

    Schap­po, Nör­gler die Idee scheint mir in dieser Diskus­sion neu und erhel­lend zu sein: dass es eventuell beim “Banker” gar nicht um einen Anglizis­mus geht, son­dern nur um die (affige aber imho nicht beson­ders besorgnis­er­re­gende) Gewohn­heit, das Wort amerikanisch auszusprechen.

    Meine Mut­ter pflegte fol­gende Anek­t­dote zu erzählen: In früheren Zeit­en sprachen die Affi­gen möglichst viele Worte franzö­sisch und nicht englisch aus. Und eine affige aber unge­bildete Dame habe sich blamiert mit der Bitte “Ich hätte gerne Anana’ und Apfelmu’ ”

    Man lernt daraus, dass von solchen Ange­wohn­heit­en die Sprache nicht so schnell unterge­ht — zwei Gen­er­a­tio­nen weit­er weiss sowas kein Schwein mehr. Unsere Enkel wer­den “Apfel­mus” wahrscheilich im drit­ten chi­ne­sis­chen Ton aussprechen…

    Antworten
  21. D.A.

    Inter­es­sant sind auch die Eigen­schaften, anhand der­er die Aktion Lebendi­ges Deutsch “die schö­nen Importe” charak­ter­isiert:

    kurz, tre­f­fend und von allen verstanden.”

    Und was genau davon trifft nicht auf “top­pen” zu?

    Antworten
  22. Christine A.

    @ Nör­gler: Ich muss mich zugegeben­er­maßen bei Ihnen entschuldigen. Es kam mir beim ersten Lesen Ihres Kom­men­tars so vor, als woll­ten Sie die momen­tane deutsche Deu­tung mit der aus dem englis­chen Wörter­buch widerlegen. 

    Ein weit­eres Lesen Ihres Kom­men­tars nach Absenden meines Beitrags klärte mich über den Fehler und das Missver­ständ­nis auf, aber dann war es zu spät. (Ja, wer lesen kann… usw.)

    Ich wider­spreche Ihnen auch nicht bei der War­nung mit den “false friends”, denke aber, dass man dies geson­dert betra­cht­en muss.

    Was die Seman­tik von engl. “angst” ange­ht, mögen Sie auch recht haben — ich kenne das Wort nur aus der Fan­fic­tion­szene, wo es mein­er Deu­tung entspricht. Aber egal, was es let­z­tendlich bedeutet, es hat im Englis­chen eine Bedeu­tungsverän­derung ggü. dem Deutschen durchgemacht, da wer­den Sie mir zustimmen.

    Zum deutschen Banker: Das finde ich jet­zt lustig, da es ja englisch aus­ge­sprochen wird. *g*

    Antworten
  23. Werner Wischata

    Vielle­icht habe ich es über­lesen (was mir leid täte) und es wurde schon erwäh­nt; vielle­icht ist es aber auch nur eine lokale Beson­der­heit: Zumin­d­est in meinem Bekan­ntenkreis in Mit­tel­bay­ern ist häu­figer von “Bankern” die Rede — und zwar aus­ge­sprochen mit einem “a” wie in “Kranker”; wom­it sich sogle­ich eine recht unter­halt­same Assozi­a­tion ein­stellt, und im Kreis mein­er Bekan­nten auch sehr gerne die dort beliebte Redewen­dung “So ein kranker Banker…” gebraucht wird.

    Antworten
  24. Nörgler

    @Christine A.

    Sie brauchen sich nicht bei mir zu entschuldigen. Es ehrt Sie aber, daß Sie Ihr Verse­hen so offen einräumen.

    Antworten
  25. Frank Oswalt

    @Christine A.

    Sie soll­ten sich in der Tat beim Nör­gler nicht entschuldigen. Er ist ein Troll, der mit seinen Post­ings gar nichts sagen will. Wie soll­ten Sie ihn da “missver­ste­hen”?

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  26. Krimileser

    Jeden­falls im all­ge­meinen Sprachge­brauch kämen die Englän­der wohl auch sehr gut mit dem Wort anx­i­ety aus und bräucht­en den Ger­man­izis­mus angst nicht. Aber das klingt eben so schön gebildet und intellek­tuell, wie eben auch manch­er Anglizis­mus im Deutschen.

    Lieber Nör­gler,

    wie viele Wörter braucht eine Sprache schon ? Wenn es nach Ihnen gin­ge, wohl nur wenige. Ich bin kein “native Speak­er” aber auf “angst” stößt man mit­tler­weile im Englis­chen (ins­beson­dere im Amerikanis­chen(?)) häu­figer. Es scheint mir zumeist eine etwas andere Bedeu­tung zu haben als “anx­i­ety” (und hat, natür­lich, ein anderes Laut­bild). ES fügt dem Text eine Farb­schat­tierung hinzu, die son­st fehlte. 

    Der erste bei dem ich das Wort gele­sen habe (aber sich­er nicht der erste, der das Wort ver­wen­dete) war James Ell­roy (vor 20 Jahren geschrieben) und der ver­ste­ht seine Texte als Ref­erenz ans Amerikanis­che (im Sinne von Respekt erweisen), auf “gebildet und intellek­tuell” kann das nun nicht reduziert wurde.

    angst” ist auch ein Zeichen für die Lebendigkeit der englis­chen Sprache, mit­tler­weile kann man auch gele­gentlich das Adjek­tive “angsty” lesen. Ich finde so etwas klasse. Dass sich die Bedeu­tung zunehmend von der des deutschen Lehn­worts löst oder sich eine der Bedeu­tung “her­aus­sucht”, ist doch logisch.

    Antworten
  27. David Marjanović

    Unsere Enkel wer­den “Apfel­mus” wahrscheilich im drit­ten chi­ne­sis­chen Ton aussprechen…

    Geht nicht, weil es drei Sil­ben hat, nicht eine. Und alle drei im 3. Ton aussprechen geht auch nicht, denn dann wür­den die ersten zwei automa­tisch den 2. Ton annehmen.

    </nerd mode>

    Antworten
  28. Nörgler

    @drago starce­vic:

    Die affige, aber unge­bildete Dame hat natür­lich nie existiert. Die Geschichte ist eine Ver­ball­hor­nung eines alten Witzes, den ich in fol­gen­der Fas­sung kenne:

    Gast in ein­er Gast­stätte: Herr Ober, bitte das Compoh.

    Ober: Jawohl, der Herr. Was wün­schen Sie: Anana oder Apfelmu?

    An diesen Witz muß ich immer denken, wenn ich heutzu­tage im Fernse­hen höre, wie viele Sprech­er sich bemühen, ein möglichst waschecht­es Amerikanisch — ein­schließlich eines sehr bre­it­en r‑Lauts — zu sprechen, damit auch ja alle wis­sen, wie gut sie englisch/amerikanisch sprechen.

    Wie die Zeit­en sich ändern. Früher kon­nte man sich a la Lori­ot noch über manche aben­teuer­liche Aussprache des Englis­chen im Fernse­hen amüsieren, heute nur noch über eine ins Lächer­lich gesteigerte über­trieben orig­i­nal­ge­treue Aussprache ärgern.

    Umso größere Schaden­freude empfinde ich, wenn ich diese Sprech­er doch mal bei ein­er falschen Aussprache ertappe.

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