Das Voynich-Manuskript ist ein geheimnisvolles Schriftstück, das möglicherweise aus dem 15. oder 16. Jahrhundert stammt. Es zeigt nicht-identifizierbare Pflanzen, Menschen, Orte und möglicherweise astrologische Diagramme und es ist in einem unbekannten Alphabet verfasst. Ob sich hinter diesem Alphabet eine unbekannte Sprache, verschlüsselter Text einer bekannten Sprache oder eine bedeutungslose Aneinanderreihung von Zeichen verbirgt, darüber streitet sich eine kleine Gruppe von Philologen, Kryptologen, Mathematikern, Informatikern und Linguisten seit fast hundert Jahren. Die Wikipedia hat einen schönen Überblick über die wichtigsten Forscher und ihre Theorien, und wer ein bisschen googelt, findet noch viele mehr oder weniger vielversprechende Ansätze (z.B. Edith Sherwoods Theorie, dass der Text aus italienischen Anagrammen besteht).
Meine persönliche Meinung ist, dass es sich bei der „Sprache“ des Manuskripts entweder um bedeutungslose Zeichensequenzen handelt und das ganze Manuskript eine Fälschung ist, oder, dass es eine ganz einfache Lösung gibt, die so offensichtlich ist, dass man sie als Experte übersieht (Sherwoods Ansatz wäre ein Beispiel dafür). Aber auf die Lösung, die der unvergleichliche Randall Munroe, a.k.a. xkcd, vorschlägt, wäre ich nicht gekommen:
[© by xkcd (Bearbeitung © by Anatol Stefanowitsch). Sowohl das Original als auch die deutsche Bearbeitung stehen unter der Creative-Commons-BY-NC‑2.5‑Lizenz.]
Ja, da ist was dran. Umgekehrt kann man einen ganz netten Zeitvertreib daraus machen, sich vorzustellen, was Archäologen in 2000 Jahren wohl denken werden, wenn sie Relikte aus unserer Zeit finden. (PC-Mäuse, Fernseher, Staubsauger, Gartenzwerge, Guitar-Hero-Gitarren, Fliesentische, um nur ein paar Beispiele zu nennen) Zur menschlichen Natur gehört nämlich wohl auch, permanent zu übersehen, dass die menschliche Natur sich nicht verändert.
Danke für den Comic, der hat mir den verregneteten Tag gerettet…
Und jetzt bitte noch den “alt” text 😉
Oh warte, vergiss, was ich geschrieben hab. Thunderbird stellt leider sowas nicht dar, erst im Firefox hab ich es gesehen 🙁
@ Muriel :
All diese Beispiele sind harmlos — Im Vergleich mit Disney Land. Eine klassische Kultstätte zur Anbetung der Maus, inkl Darstellung der Heldentaten der Maus.
Nicht “Dikolyten”, for crying out loud! Dikotyledonen! Zweikeimblättrige Pflanzen!
(…Und dann kommt Wikipedia und behauptet, es gebe die Verkürzung “Dikotylen”. Ist mir noch nie untergekommen, auch im Biologiestudium nicht. Wenn schon verkürzen, dann gleich ordentlich, so wie englisch dicots.)
Kleine abseitige Nachfrage: ist es eigentlich logisch, zu sagen, dass man der “persönlichen Meinung” sei, es wäre “entweder so ODER so”? Worin besteht dann die Meinung? Voynich ist überall!
In WoW sind die Sprache und die Zeichen aber nicht ganz so kryptisch wie in diesem Manuskript. Mich erinnert das vom Grad der Verständlichkeit eher an ein Handbuch, etwa für einen chinesischen Staubsauger oder Software von Microsoft. Obwohl: MS benutzt ja eher gewöhnliche Wörter und Zeichen um daraus sehr ungewöhnliche Beschreibungen für gewöhnliche Vorgänge zu generieren. Bleibt also der Staubsauger.
@6:
Äh…darin dass man meint dass es sich entweder so oder so verhält?
Kann man nicht der Meinung sein, dass Butzi entweder im Schwabentrog Skat oder im Hahnenkamm Poker spielt?
Wo soll denn da ein Problem sein?
@#7
Im xkdc-Comic geht es auch nicht wirklich um PC-Spiele wie WoW, sondern um Pen&Paper-Rollenspiele a la DSA oder AD&D. Da passt das schon hin, das Manuskript gäbe einen ganz klassischen Ausgangspunkt für ein Abenteuer ab.
Für mich klingt das eher nach einen Quellenbuch. So halb Monster Manual, halb Herbarium Aventuricum.
Gibt es eigentlich linguistische Untersuchungen zur (Pen&Paper-)Rollenspiel/Tabletop-Szene?
Gute Frage. Vielleicht tut sich da endlich mein langgesuchtes Promotionsthema auf. Für irgendwas müssen die ganzen Dungeon-Crawls ja gut gewesen sein.
Der Wikipedia-Artikel zum Thema erwähnt, dass es Arbeiten dazu gäbe, aber fast nur in Form von studentischen Arbeiten.
Aus linguistischer Sicht dürfte es da aber wenig zu geben, eher aus dem sozial- und kulturwissenschaftlichen Bereich.
Interessante sprachbezogene Themen wären vielleicht das Pseudo-Mittelalter-Deutsch, das in manchen Runden verwendet wird. Zumindest die Anrede mit Pluralis Majestatis euer/eure verwendet wohl jeder Rollenspieler, manche trauen sich noch weiter (eben wie im letzten Panel des obigen Comic Strips). Oder Improvisationsstrategien der Spieler und vor allem des Spielleiters. Oder natürlich RPG-Jargon.
David Marjanović (#6), normalerweise traue ich Ihrem biologischen Sachverstand natürlich unbesehen, aber das Wort Dikotylen scheint mir nicht so ungebräuchlich zu sein. Google Scholar findet auf die schnelle z.B. folgende Verwendungsbeispiele:
HANSTEIN, J. (1870). Die Entwickelung des Keimes der Monokotylen
und Dikotylen. Bot. Abh. 1, 1–112
KAPLAN, R. (1936): Die Differenzierung des Sproszscheitelmeristems bei einigen Piperaceen, kleinblättrigen Dikotylen, Monokotylen und Gymnospermen. Planta 25.2, 302–306.
OVERTON, J. B. (1905): Ueber Reduktionsteilung in den Pollen-mutterzellen einiger Dikotylen. Jahrb. Wiss. Bot. 42: 121–153.
TROLL W., W. RAUH (1950): Das Erstarkungswachstum krautiger Dikotylen, mit besonderer Berücksichtigung der primären Verdickungsvorgänge. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Mathematisch- naturwissentschaftliche Klasse. Jahrgang 1950. 1 Abh. 1–86
WEBERLING F. (1970): Weitere Untersuchungen zur Morphologie des Unterblattes bei den Dikotylen. VI. Polygonaceae. Beitr. Biol. Pfl. 47. 127–140.
@ finzent:
Dass es sich dabei nicht um eine Meinung, sondern um eine Vermutung handelt. Meinungen sind subjektive Bewertungen oder Standpunkte. Um eine Meinung zu haben, sollte ich die Fakten kennen.
Die Unterscheidung zwischen Dikotylen und Monokotylen ist im Gartenbau gang und gäbe, hauptsächlich was die Unterscheidung bei der Wahl der (geeigneten) Spritzmittel angeht.
MfG
Frank (#7) — die Meinungsäußerung besteht darin, dass A.S. alle nicht explizit genannten Erklärungsmuster für sehr unwahrscheinlich hält.
“Entweder — oder” besagt halt, dass — seiner Meinung nach — eine dieser zwei Möglichkeiten zutrifft. Es gibt aber noch 100 andere Erklärungsmodelle…
Grüße,
Simon
Dass es A oder B, aber eben nicht C bis Z sei.
Es gibt fast nie nur zwei Möglichkeiten.
Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. <headdesk> Aber der Tippfehler “Dikolyten” ist immer noch falsch. 🙂