Ich lese gerade Craig Russels The Valkyrie Song (dt. „Walküre“), das seit zwei Jahren ungelesen in meinem Bücherregal stand, und obwohl ich das Gefühl habe, dass der Autor ein wenig das Interesse an seinem Hamburger Kommissar Jan Fabel verloren hat und der Roman atmosphärisch nicht ganz an seine vier Vorgänger Blood Eagle („Blutadler“), Brother Grimm („Wolfsfährte“), Eternal („Brandmal“) und The Carnival Master („Carneval“) heranreicht, macht es mir wieder großen Spaß, meine Heimatstadt durch die Augen eines britischen Kriminalschriftstellers und für ein internationales Publikum aufbereitet zu erleben.
Russel kennt nicht nur Hamburg gut, auch bei seiner Verwendung deutscher Wörter und Sprachschnipsel unterlaufen ihm selten die Fehler, die man sonst häufig sieht, wenn Schriftsteller/innen fremde Sprachen verwenden, um ihrem Text Lokalkolorit zu verleihen.
Das ist auch in The Valkyrie Song nicht anders, wo er dieses Stilmittel allerdings auch weniger stark einsetzt als in den vorhergehenden Romanen. Dafür unterläuft ihm auf einer abstrakteren Ebene ein sprachwissenschaftlicher Fehler, der zwar mein Lesevergnügen nicht geschmälert hat, der aber trotzdem interessant ist. Im vierten Kapitel schreibt er an einer Stelle Folgendes, wobei es mir um den hervorgehobenen Satz geht:
Sarah Westland was dressed very expensively but with what Fabel perceived as a vague lack of style. When she spoke to acknowledge his greeting, he detected some kind of British regional accent, but he couldn’t work out quite where from. English was the only language in Europe that had ‘social’ accents as well as regional ones and, at one time, Fabe had had a knack of pinning down an Englishman’s origin and social class from his accent.
Die Behauptung, nur im Englischen gebe es „soziale Akzente“ ist falsch, und wenn man einen Augenblick darüber nachdenkt, wie innerhalb einer Sprache Aussprachevarianten entstehen, ist auch klar, warum sie nicht stimmen kann. Sprachliche Varietäten entstehen überall dort, wo bestimmte Gruppen von Sprechern häufiger untereinander kommunizieren als mit Sprechern außerhalb dieser Gruppe. Veränderungen in der Aussprache (wie auch im Sprachsystem insgesamt) setzen sich schneller und gründlicher innerhalb solcher Gruppen durch als über Gruppengrenzen hinweg, und so läuft der Sprachwandel innerhalb einer jeden solchen Gruppe leicht unterschiedlich ab. Hinzu kommt, dass die dabei entstehenden Variationen der jeweiligen Gruppe als Identifikationsfaktor dienen können und Unterschiede zu benachbarten Gruppen deshalb möglicherweise mehr oder weniger bewußt gepflegt werden.
Solche Gruppen können natürlich regional definiert sein. Man spricht mit den Menschen in der unmittelbaren Umgebung mehr als mit Menschen, die weiter weg leben. Sie können aber ebensogut funktional definiert sein: Auch in unserer direkten Umgebung rede wir mehr und häufiger mit Menschen, die uns ähnlich sind, z.B. was ihren Bildungsgrad, ihre beruflichen Qualifikationen, ihr Einkommen, usw. betrifft, und so bilden sich auch innerhalb dieser Zusammenhänge sprachliche Varianten heraus. Für diese Varianten gibt es einen Fachbegriff: Soziolekt.
Theoretisch wäre eine Sprache ohne Soziolekte denkbar: Sie müsste in einer Sprachgemeinschaft gesprochen werden, in der es keine sozialen Unterschiede gibt. Solche Sprachgemeinschaften mag es geben, aber keine der großen europäischen Sprachgemeinschaften gehört dazu.
Bestenfalls würde man erwarten, dass es in einer Sprachgemeinschaft mit einem relativ rigiden Klassensystem, wie wir es in Großbritannien (noch) finden, stärker ausdifferenzierte Soziolekte gibt als in einer Sprachgemeinschaft mit einer relativ durchlässigen sozialen Schichtung, wie es etwa Deutschland ist. Ob das tatsächlich so ist, konnte ich anhand der Forschungsliteratur nicht beurteilen (Hinweise auf entsprechende Studien sind wilkommen).
Bei der Recherche bin ich aber auf folgendes Interview mit Zadie Smith gestoßen, in dem die Interviewer/innen Stefanie Flamm und Verena Mayer ebenfalls behaupten, dass es im Deutschen keine Soziolekte gebe (ihre Aussagen sind hier kursiv gesetzt, dazwischen stehen Zadie Smiths zu Recht ungläubige Zwischenfragen):
Auf Deutsche wirkt das britische Klassensystem immer sehr befremdlich.
System ist ein hartes Wort. Es ist etwas Organisches, selbst auferlegt, so wie es in Deutschland ja auch Leute gibt, die so sprechen, und solche, die so sprechen. Klasse ist Klasse, oder nicht?
Nein, in Deutschland gibt es vor allem regionale Akzente, an denen sich keine Schichtzugehörigkeit ablesen lässt.
Ihr habt keine Klassenakzente? Ihr könnt nicht durch Berlin gehen und an der Aussprache erkennen, ob jemand Arbeiter ist?
Man kann höchstens Ost und West unterscheiden. [Flamm/Mayer 2007]
Flamm, Stefanie und Verena Mayer (2007) Mein Inneres interessiert mich nicht (Interview mit Zadie Smith), Tagesspiegel, 21. Juni 2007 [Link]
Russel, Craig (2008) The Valkyrie Song. London, Random House [Webseite des Autors zum Roman]
<
[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Version enthält möglicherweise Korrekturen und Aktualisierungen. Auch die Kommentare wurden möglicherweise nicht vollständig übernommen.]
Erinnert mich vage an den Vater, der zwei Bayern reden hört und zu seinem Sohn sagt: “Eeschenlisch schade, dass mir keen Dialekt ham.”
Dialekt und Soziolekt
Ich würde fast behaupten, das ganze hängt weniger von der Schicht ab als vom Bildungshintergrund. Wichtig dabei ist, dass Sozioloekt und Dialekt sich weitgehend decken: die gehobenen Schichten sprechen tendentiell weniger Dialekt als die unteren Schichten. Dass die deutsche Gesellschaft sozial durchlässiger ist als andere, wage ich zu bezweifeln. Die Klassen sind hier eher informell.
Sie fallen nicht so auf
Interessanter Beitrag, über den ich sicherlich in den nächsten Tagen noch nachdenken werde. Spontan fällt mir dazu ein: Meiner Ansicht nach sind die sozialen Gruppen in Deutschland weniger homogen als in GB und vielen anderen Ländern. Das spiegelt sich in den Soziolekten wider. Sie sind längst nicht so stark ausgeprägt wie die regionalen Dialekte und fallen im Vergleich zu diesen weniger auf.
Ich würde schon sagen, dass es deutliche Unterschiede zwischen Soziolekt und Dialekt gibt. Ich bin in Essen aufgewachsen, was sich deutlich auf meine Aussprache ausgewirkt hat (z.B. [bəˈlaχ] für Belag, [rat] für Rad etc.) und spreche auch fast ausnahmslos so, außer ich lese etwas vor. Man kann also ganz leicht an der Aussprache erkennen, wo ich aufgewachsen bin.
Dennoch spreche ich anders als z.B. meine ehemaligen Schulkollegen, die aus klassischen Arbeiterfamilien kam, wie sie im Ruhrgebiet doch noch relativ häufig gibt. Deren Dia-/Soziolekt war nicht nur durch Aussprache sondern vor allem auch durch nicht-standardliche Grammatik gekennzeichnet (dem sein Fahrrad, geh nach Opa etc.), was ich auch deutlich wahrgenommen habe, obwohl ich die Wörter identisch ausspreche.
@Gareth: Ja, etwas ähnliches ging mir auch schon durch den Kopf. Diese Frage aus dem Interview:
Kann ich eigentlich klar beantworten mit einem “nein, kann ich nicht”, jedenfalls nicht zuverlässig und am Akzent. Und nicht nur, was Berlin anbelangt.
Schülersprache oder Kanakisch
Die Wörter, die von Schülern benutzt werden, ändern sich doch eindeutig über die Jahre. Das ist dann also ein Soziolekt, auch wenn es sich weniger auf die soziale Klasse als auf eine Altersklasse bezieht.
Ähnlich kann man aber in Berlin-Neukölln beobachten, dass die deutschen Schüler die Aussprache des “Kanakischen” annehmen, also der Mischsprache, die sich aus Türkisch, Arabisch, Deutsch und anderen Sprachen entwickelt hat. Kana Yanar schafft es auf der Bühne sehr gut, sie nachzuahmen.
Dort kann man dann eindeutig erkennen, ob ein Schüler auf ein “besseres” Gymnasium gegangen ist, oder eine Hauptschule besucht hat.
Aber doch nicht an der Aussprache. Es gibt genauso gut Abiturienten türkischer oder arabischer Herkunft, die statt [ɪç] eher [ɪʃ] sagen. In Teilen des Rheinlands wäre das ja dann z.B. eh die normale dialektale Aussprache.
Von Aussprache auf die Klasse zu schließen halte ich im Deutschen für kaum oder überhaupt nicht möglich, anders als z.B. im Englischen.
PS. Rad spreche ich natürlich [ʁat] aus und nicht [rat], das war ein Tippfehler.
komplizierte Lage
Dass es im Deutschen und anderen europäischen Sprachen Soziolekte ebenso gibt wie in Großbritannien kann sicher nicht bezweifelt werden. Ich schließe mich aber dem Zweifel der anderen Kommentator/innen an, dass sich in Deutschland die soziale Zugehörigkeit einer Person aus einem Einzelphänomen wie der Aussprache mit einer statistisch signifikanten Verlässlichkeit ablesen lässt. Denn es sind ja nicht nur die soziale Herkunft, die meine Sprechweise prägen, sondern auch das Medium, der Kontext, die emotionale Verfassung, der geografische Ort, an dem sich Sprecher und/oder Adressat befinden etc. Und wenn ich eine empirisch vor mir stehende Einzelperson sprechen höre, dann kann ich nicht zweifelsfrei sagen, durch welchen dieser Faktoren eine von mir wahrgenommene Ausspracheauffälligkeit bedingt ist. Um jemanden als Soziolektsprecher zu identifizieren, bräuchte ich neben der Aussprache mindestens auch noch lexikalische und evtl. syntaktische Hinweise.
Schwieriges Thema. Ich bin in der Tat der Meinung, dass die Unterscheidung Soziolekt/Dialekt im Deutschen schwierig ist, und der “Prestige-Unterschied” zwischen Dialekt und Hochdeutsch entscheidender.
Trotzdem kommt man bei dem Thema zu einigen interessanten Beobachtungen. Beispielsweise habe ich kürzlich eine Nachrichtensendung auf SWR-BW gesehen: Der Sprecher sprach Hochdeutsch, aber es war ein kleiner Rest an Dialekt herauszuhören — wahrscheinlich kaum wahrzunehmen, wenn man dem Schwäbischen nicht (zumindest passiv, so wie ich) mächtig ist. So wird dem Zuschauer quasi vermittelt “das ist einer von uns”, ohne dass “zu viel” regionale Prägung gezeigt wurde.
Schließlich noch eine Kleinigkeit für die historisch Sprachinteressierten: Soziolekte wurden schon vor tausenden Jahren erkannt und analysiert. In akkadischen Wortlisten des Sumerischen (welches unter babylonischer Vorherrschaft eine ähnliche Rolle einnahm wie Latein im europäischen Mittelalter) wurde bereits klar zwischen der Hauptsprache eme-gir und der “Frauensprache” eme-sal unterschieden.
Selbstwahrnehmung
Die Behauptung, in England spielten Soziolekte eine besonders wichtige Rolle (oder hätten sie zumindest bis vor kurzem gespielt) höre ich gerade von Engländern immer wieder. Dazu gehört z. B. die Aussage, der Hochadel spräche ganz anders als das Volk, auch als die BBC und sei für Ausländer kaum zu verstehen. Leider habe ich das noch nicht überprüfen können. Weiß jemand mehr?
Vielleicht gehen Engländer aber auch davon aus, dass die Klassen in ihrem Lande stärker von einander abgeschottet sind als anderswo. Ich würde domingos Recht geben. Bei uns sind die Klassen nicht unbedingt durchlässiger, sie sind nur nicht so homogen und sie bemühen sich vor allem, nicht als „Klasse“ zu gelten. Es ist schon schwer genug, diese oberen Klassen in Deutschland überhaupt zu definieren. Meinen wir die superreichen Quandts und Flicks oder die Manager großer Konzerne, die Politiker oder jeden, der eine Uni besucht hat? Was England betrifft, so hat man zumindest eine stereotype Vorstellung davon, was die Oberklasse ist.
Ich vermute, dass unsere Eliten noch nicht so lange „oben“ sind und darum keinen einheitlichen Soziolekt ausgebildet haben. Zudem mögen auch noch regionale Identitäten eine starke Rolle spielen.
Und zum Schluss noch eine ketzerische Frage: Ist das Manager-Kauderwelsch mit seinen zahlreichen Anglizismen nicht so etwas wie eine Oberklassensprache? Ein Arbeiter sagt selten, er müsse seinen approach streamlinen.
Ich stelle mir gerade vor, wie der junge dynamische Manager bei einer Zigarre und einem Glas Rotwein nach einem gepflegten Dinner mit dem Vater (Bankier) seiner Flamme über den proposal eines langen und für alle stakeholder zu long term expectations reichhaltiger revenues Anlaß gebenden companionships mit dessen daughter brainstormt.
@Gregor “Soziolekte” und Klassen im UK
“Dazu gehört z. B. die Aussage, der Hochadel spräche ganz anders als das Volk, auch als die BBC und sei für Ausländer kaum zu verstehen.”
Das halte ich fuer ein Geruecht. Dann muesste die Queen und ihre ganze Sippe oeffentlich vollkommen anders sprechen als privat, was ich mir kaum vorstellen kann. Mal davon abgesehen dass die sich dann mit ihren Partnern teilweise nicht mehr verstaendigen koennten, die sind doch heutzutage sehr oft auch “buergerlich”.
Den in Deutschland bekannten Stereotyp der Englischen Oberklasse den Du erwaehnst wuerde ich auch mal stark anzweifeln. Klar gibt’s da noch welche von, aber das hat sich heutzutage auch ganz schoen gewandelt. Die sind teilweise verarmt und leben auch nur von der Hand in den Mund, auf der anderen Seite gibt es Leute die “working class” sind und Millionen haben.
Das interessante ist ja dass die Klassenzugehoerigkeit heutzutage weniger von Geld und aehnlichen Symbolen abhaengt sondern viel mehr von der (Familien-) Geschichte und einem diffusen schwer zu erklaerendem Wissen einer Klasse anzugehoeren.
Und nein, das Managerkauderwelsch mit seinen Buzzwords (ueber das was Du da als Anglizisten beschreibst wird auch im UK oder den USA gemeckert, nur sind das da halt Buzzwords) ist keine Upper Class Sprache, sondern Middle Class. Da kommen naemlich die ganzen Manager die solche Sprache benutzen.
@Armin
“Das halte ich fuer ein Geruecht. Dann muesste die Queen und ihre ganze Sippe oeffentlich vollkommen anders sprechen als privat”
Ich halte das in dem Maße für richtig, wie Intellektuelle einen deutlich größeren Wortschatz benutzen als der Stammtischbruder von nebenan, und sie auch im Gespräch untereinander häufig unbedacht Fremdworte benutzen, die sie in der Ansprache zum einfachen Volk bewußt vermeiden.
Buch über Soziolekte
Wenn ich ehrlich bin, habe ich über “Soziolekte” noch nicht viel gehört, jedoch interessiert mich das Thema sehr, da ich selbst von Sprachen fasziniert bin und 3 Sprachen fließend spreche. Ich habe ein paar interessante Artikel zum Thema gelesen und würde gerne noch mehr darüber erfahren. Für Empfehlungen eines Buches, welches dieses Thema behandelt, wäre ich sehr dankbar.
Kartoffel im Mund?
Ich habe über die Sprache des Hochadels gehört und gelesen (wie gesagt, das mag auch so ein Mythos sein), dass sie ziemlich genuschelt klingt, oder „wie mit einer Kartoffel im Mund“. Die Queen soll tatsächlich anders reden, wenn sie öffentlich auftritt.
Es ist wohl keine andere Sprache, sondern nur eine andere Aussprache, und die können Muttersprachler wohl auch verstehen, wenn sie nicht „dazugehören“.
Was die englische Klassengesellschaft angeht, so sollte man sich nicht von dem Begriff „bürgerlich“ verwirren lassen. In England gelten nur die Träger eines Titels (z.B. ein Graf) als adelig. Seine Kinder werden, solange Sie den Titel nicht geerbt haben, nur aus Höflichkeit entsprechend angeredet. Kinder von „zweiten Söhnen“ ohne Titel gelten als „bürgerlich“, gehören aber andererseits durchaus zur Oberklasse, kennen die Regeln, sprechen die Sprache etc. Natürlich gibt es auch in England soziale Mobilität, aber, so scheint es zumindest von außen, die Grenzen sind sichtbarer als bei uns.
Ob deutsche Manager dem Mittelstand zuzurechnen sind oder der Oberklasse, müsste diskutiert werden. Studien scheinen zu belegen, dass die soziale Herkunft bei Top-Managern eine wichtige Rolle spielt und eine beträchtliche Macht haben sie ja auch. Dass sie oft nicht eben intellektuell brillant, umfassend gebildet und moralisch gefestigt sind, und darum mehr wie raffgierige Kleingeister wirken, ist eine andere Frage.
http://www.spiegel.de/…ruf/0,1518,306425,00.html
Re: Kartoffel im Mund
“Es ist wohl keine andere Sprache, sondern nur eine andere Aussprache, und die können Muttersprachler wohl auch verstehen, wenn sie nicht „dazugehören“.”
Der Logik kann ich nicht so ganz folgen. Wieso sollen nur Muttersprachler das verstehen koennen?
Ich bin kein Muttersprachler, kann aber schottischen Akzent/Dialekt im grossen und ganzen recht gut verstehen, etwas womit genuegend Englaender Probleme haben. Sollte man da dieselbe Logik wie bei der (angeblichen) Privatsprache der Queen anwenden muesste das eigentlich andersherum sein.
@ Armin
Ich sage doch nicht, dass ausschließlich Muttersprachler das verstehen können, und alle anderen nicht. Aber es fällt ihnen vermutlich leichter.
Weiter oben sagte jemand, daß sich Queen & Co. ja gar nicht verständlich machen könnten, wenn es diese Sondersprache wirklich gäbe und ich wollte nur sagen dass es so extrem nicht ist.
Außerdem behaupte ich auch nicht, das es sie wirklich gibt, ich höre das nur immer wieder von Engländern (neulich sagte mir z. B. einer, die Queen würde “house” wie “haiß” ausprechen…)und mich würde interessieren, ob es sich wirklich so verhält. Und wenn ja, ob es nur eine besondere Aussprache ist, ein Akzent oder was.
@Gregor Die Queen beim Sprechen
Na, dann geh doch einfach zu YouTube, hier z.B.:
http://www.youtube.com/watch?v=Qe1PsVGUSaw
Da kannst Du sie wunderbar anhoeren. Vor allem in eher “privaten” Momenten, wo sie ja laut dem was Dir erzaehlt wird anders sprechen muesste. Tut sie aber nicht besonders, sehr aehnliche Aussprache kann man auch anderswo hoeren.
Social & Regional Dialects
Es gibt zum einen hinreichend Fachliteratur zu den Unterschieden zwischen Soziolekt und Regionaldialekt. Zum anderen ist der englische Begriff ‘accent’ nicht mit dem deutschen ‘Akzent’ deckungsgleich; insofern ist die Frage “Ihr habt keine Klassenakzente?” entweder eine falsche Übersetzung aus dem Englischen oder aber falschem Sprachgebrauch durch eine englische Muttersprachlerin geschuldet. Drittens ist Schülersprache für die Wissenschaft kein Soziolekt, sondern eine Gruppensprache, da die Schülerschaft aller [!]Schulen eine Mischung aus Angehörigen verschiedener Schichten darstellt. Auch ist es nicht überall in Deutschland so, dass das Verwenden des Regionaldialekts mit Prestigeverlust und der Zuordnung zu einer als “niedrig” betrachteten Klasse verbunden ist. Obwohl im UK der Begriff ‘class consciousness’noch immer eine gewisse Rolle spielt, kommt dem tatsächlichen Sprachgebrauch nicht mehr die Bedeutung zu, die er einst zu G.B. Shaws Zeiten besaß. Die Vorstellung vom ‘Oxford English’, wie sie gelegentlich noch ältliche Oberstudienräte verbreiten, können wir getrost vergessen und der Gebrauch des ‘military-administrative English’ nimmt rapide ab, obwohl er, Angehörigen des öffentlichen Dienstes gegenüber angewendet, selbst heute nicht ohne Effekt bleibt, wie ich gelegentlich erfahren durfte. Fazit: Zwar gehen die “Sprach-Uhren” auf der Insel etwas anders als bei uns, doch gelten die wissenschaftlichen Kategorien (sofern denn ‘false friends’ vermieden werden) sowohl hier als auch dort.