Nen kurzer Nachtrag

Von Anatol Stefanowitsch

Ein kurz­er Nach­trag zu nen: Ein
Kom­men­ta­tor dort hat im Dig­i­tal­en Wenker-Atlas nachgeschla­gen und darin Belege für nen biss­chen gefun­den (diese Phrase taucht dort in Satz 31 auf und die For­men des indef­i­niten Artikels sind auf Karte 432 zusammengetragen).

Ich habe diesen Dialek­tat­las, in dem der Dialek­tologe Georg Wenker die Ergeb­nisse ein­er Frage­bo­gen­er­he­bung fes­thielt, die er 1887 durchge­führt hat­te, daraufhin noch ein­mal sys­tem­a­tisch durch­sucht und die Belege für nen biss­chen in eine Google-Karte über­tra­gen (dabei bin ich nach Augen­maß vorge­gan­gen, die geo­graphis­chen Koor­di­nat­en sind also nur unge­fähr). Hier ist die Aus­beute, in Farbe und unver­pix­elt (man muss etwas her­aus­zoomen um alle Belege zu sehen):

[googlemaps https://maps.google.de/maps/ms?hl=de&ie=UTF8&msa=0&msid=209643647431672648051.00049777caf547942b973&ll=52.030298,12.719421&spn=2.112607,6.531372&output=embed&w=425&h=350]

Die Dat­en bestäti­gen zwei Dinge: Erstens, die Form nen als Akkusativ/Neutrum ist kein Inter­net­phänomen, es gibt sie sog­ar schon seit min­destens 120 Jahren (ver­mut­lich länger); zweit­ens, ihre regionale Verteilung damals entsprach in etwa der, die wir in den Kom­mentaren zum betr­e­f­fend­en Beitrag schon zusam­menge­tra­gen hat­ten (d.h., die Form kam unge­fähr in der östlichen Hälfte des mit­teldeutschen Dialek­t­ge­bi­etes vor.

Da es anstren­gend ist, die betr­e­f­fend­en Markierun­gen in der dig­i­tal­isierten Ver­sion des Sprachat­las zu suchen, habe ich ver­mut­lich eine Rei­he von Bele­gen überse­hen und vielle­icht ein oder zwei fälschlicher­weise einge­tra­gen. Falls jemand Zeit, Lust und die tech­nis­che Kom­pe­tenz hat, die Karte weit­er zu verbessern, kann er/sie mir eine E‑Mail schreiben, dann schalte ich die Karte zur Bear­beitung frei (dazu braucht man ein Google-Konto).

Der Beitrag ste­ht unter ein­er Cre­ative-Com­mons BY-NC-SA‑3.0-(Deutschland)-Lizenz.

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

3 Gedanken zu „Nen kurzer Nachtrag

  1. hans-werner

    Dascha nen gediegen Dannenboom
    Nur ein kurz­er Hin­weis. Heute im Bre­mer (oder bremis­chen?) “Weserkuri­er”, Seite 8, Sprechen Sie bremisch?: “Dascha nen gediegen Dan­nen­boom” mit der Bedeu­tung: “Das ist ja eine ganz selt­same Geschichte.”
    In diesem Sinne “Fro­hes Fest!” und alles.

  2. Martin

    falsch­er Fall
    ich kenne die Ver­wen­dung von “nen” in meinem Heimat­di­alekt (saar­ländis­ch­er Sprachraum) nur in Ver­wen­dung des Akkusativs, bei dem dem Artikel “einen” das “ei” genom­men wurde. “Gib mir mal nen Schrauben­zieher” und “nen kuren Nach­trag” (als Ein­leitung in diesen, ohne das eigentlich dazuge­höre: “möchte ich noch anmerken” anzuhängen).

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