Warum Deutsch nicht ins Grundgesetz gehört

Von Susanne Flach

Es ist schw­er, aus dem Wirrwarr der Diskus­sio­nen und Stre­it­ge­spräche über die “(Kein) Deutsch ins Grundgesetz”-Petitionen einiger­maßen diskus­sion­fähige Argu­mente für oder wider her­auszule­sen. Mir war irgend­wie danach, mal meine High­lights an Argu­menten der Befür­worter zusammenzutragen.

Der Ein­fach­heit hal­ber nenne ich die Befür­worter der Auf­nahme von Deutsch ins Grundge­setz “Befür­worter” und die Geg­n­er “Geg­n­er”. Das klingt auf den ersten Blick para­dox. Es ist aber über­sichtlich­er, als — von ein­er der bei­den Peti­tio­nen aus betra­chtet — die Men­schen, die dafür sind, als “Geg­n­er” (der Peti­tion von Ana­tol Ste­fanow­itsch) zu nen­nen und die, die dage­gen sind als “Befür­worter” zu beze­ich­nen oder ander­srum. Wenn also alle Klarheit­en beseit­igt sind, kann es losgehen.

Argu­ment 1: “19 Län­der in Europa haben ihre Sprache in ihrer Ver­fas­sung ver­ankert — und haben damit kein Problem.”

Nehmen wir die Liste vom VDS: Bel­gien, Bul­gar­ien, Est­land, Finn­land, Frankre­ich, Kroa­t­ien, Let­t­land, Liecht­en­stein, Litauen, Mal­ta, Öster­re­ich, Polen, Por­tu­gal, Schweiz, Slowakei, Slowe­nien, Spanien, Zypern und Türkei.

Die Rel­e­vanz dieser Liste für die deutsche Sit­u­a­tion müsste mir noch mal jemand genauer erläutern. Die meis­ten dieser Län­der sind in ihrer lin­guis­tis­chen Aufteilung und Geschichte näm­lich über­haupt nicht mit Deutsch­land vergleichbar.

Da wären beispiel­sweise die mehrsprachi­gen Natio­nen Schweiz oder Bel­gien, die mehrere Amt­sprachen in ihren Ver­fas­sun­gen haben, wenn nicht sog­ar haben müssen. In diesen Län­dern gibt es keine bzw. soll es for­mal keine über­ge­ord­nete Sprache geben. Spanien, das Spanisch als Amt­sprache fest­geschrieben hat, gewährt im fraglichen Para­graphen den Min­der­heit­en­sprachen der jew­eili­gen Regio­nen den Sta­tus ein­er Amtssprache. Finn­land (zwei Amtssprachen, Finnisch und Schwedisch) kön­nte man an dieser Stelle auch anführen: Ich kenne die Hin­ter­gründe nicht, aber es scheint, dass der Festschrei­bung in der Ver­fas­sung nicht allein die Fes­tle­gung auf Finnisch voraus­ging, son­dern auf­grund der Geschichte und der lin­guis­tis­chen Sit­u­a­tion auch die Gle­ich­stel­lung von Schwedisch ein Fak­tor war, bei­de Sprachen festzuschreiben.

Ein­er zweit­en Gruppe sind die Nach­folges­taat­en der UdSSR und Jugoslaw­ien zuzurech­nen, deren Ver­fas­sun­gen noch sehr jung sind. In diesen Staat­en sind die Ver­fas­sun­gen vor allem vor dem Hin­ter­grund der schwieri­gen nahen Ver­gan­gen­heit zu sehen. Das erk­lärt auch, weshalb beispiel­sweise in Est­land, trotz des Vier­tels der Bevölkerung mit Mut­ter­sprache Rus­sisch dieser Sprache kein Ver­fas­sungsrang eingeräumt wurde. Auch wenn die Spal­tung von Tschechien ver­gle­ich­sweise friedlich ablief, gehört die Slowakei eben­falls in diese Gruppe. Dass die Ver­gan­gen­heit und die Stärkung der nationalen Iden­tität eine Rolle spielt, der Sprache Ver­fas­sungsrang einzuräu­men, zeigt sich auch im Fall von Polen oder Mal­ta (Kolo­nialver­gan­gen­heit). Zypern gehört eben­falls dazu: eine ges­pal­tene Insel, auch linguistisch.

Zu sagen, dass diese Län­der keine Prob­leme hät­ten, ihre Sprachen in die Ver­fas­sung aufzunehmen, wir dage­gen schon, ist sehr kurzsichtig. Für viele dieser Län­der war es schlicht eine Notwendigkeit, es zu tun. Entwed­er aus ein­er geschichtlichen und oft trau­ma­tis­chen Erfahrung her­aus (“Jet­zt dür­fen wir, also machen wir!”) oder von der Warte eines nativ­en eth­nis­chen und lin­guis­tis­chen Flick­en­tep­pichs. Dann sind oft sog­ar mehrere und nicht nur die dom­i­nante Sprache in der Ver­fas­sung festgelegt.

Mir müsste an dieser Stelle also noch mal jemand einen guten Grund nen­nen, wo genau er/sie sieht, wir in Deutsch­land stell­ten uns “so zick­ig” an. (Das scheint ja fast ein Syn­onym für demokratis­che Stre­itkul­tur gewor­den zu sein.) Gle­ichzeit­ig fordere ich eine vernün­ftige Begrün­dung ein, was der Ver­gle­ich mit anderen europäis­chen Staat­en hier recht­fer­tigt bzw. welchen Nutzen er hat.

(Bei uns reichte ja noch nicht mal der reale PISA-Schock für einen ern­sthaften Ver­gle­ich mit anderen Län­dern und einem daraus abgeleit­eten Ver­such, es mal mit anderen Mit­teln als dem Grund­schul­cast­ing zu probieren.)

Argu­ment 2: “Die Sprache soll als Zusatz zu Artikel 22 im Grundge­setz genan­nt wer­den. Dort find­en sich Haupt­stadt und Flagge, die Sprache gehört dazu.”

In Artikel 22 ste­ht derzeit “Die Haupt­stadt der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land ist Berlin” (Absatz 1) und “Die Bun­des­flagge ist schwarz-rot-gold” (Absatz 2).

Die Nen­nung von Berlin in Artikel 22 gibt es erst seit der Föder­al­is­mus­re­form 2006. Diese Haupt­stadtk­lausel war während der Ver­hand­lun­gen nicht unum­strit­ten. Seine Notwendigkeit wurde unter anderem damit begrün­det, dass die geset­zlich ver­ankerte Verteilung der Bun­de­sauf­gaben zwis­chen Bonn und Berlin aufge­hoben und der Umzug nach Berlin beschle­u­nigt wer­den sollte. Außer­dem muss man die Entste­hung dieses Pas­sus unter dem Ein­druck der finanziellen Schieflage im Berlin­er Haushalt betra­cht­en, inklu­sive möglich­er finanziell ableit­bar­er Ansprüche des Lan­des Berlin.

Da Abschnitt II (Artikel 20–37) Staats­form, Staat­sziele sowie die Beziehun­gen zwis­chen Bund und Län­dern regelt, find­et sich die Haupt­stadtk­lausel hier. Seit 2006 gilt: “die Repräsen­ta­tion des Gesamt­staates in der Haupt­stadt ist Auf­gabe des Bun­des”. Der Absatz hat also weniger Sym­bol­charak­ter, als vielmehr eine konkrete Notwendigkeit im föderalen Sys­tem. Das Bun­des­ge­setz, das bis 2006 die Auf­gaben zwis­chen Berlin und Bonn regelte (Berlin-Bonn-Gesetz) ist mit der Föder­al­is­mus­re­form in Artikel 22 aufgegangen.

Bis 2006 war in Artikel 22 also lediglich die Bun­des­flagge fest­gelegt. Dass die Grün­derväter des Grundge­set­zes diese Far­ben festschreiben ließen, ist wenig ver­wun­der­lich. Schwarz-rot-gold war nach dem Nation­al­sozial­is­mus nicht offen­sichtlich, son­dern sollte die Beto­nung der Staat­sziele Deutsch­lands verkör­pern und eine Rückbesin­nung auf die Werte der Einigkeits- und Frei­heits­be­stre­bun­gen des 19. Jahrhun­derts sym­bol­isieren. Betra­chtete man die Bedeu­tung der Sprache Deutsch für die Ein­heits­be­stre­bun­gen und die Funk­tion als Staatssym­bol, wäre hier wohl ein Platz dafür.

Allerd­ings ist die Notwendigkeit und der prak­tis­che Nutzen ein­er Nen­nung der Sprache — im Gegen­satz zum geschichtlich motivierten Beken­nt­nis zur Flagge und der Festschrei­bung des Son­der­sta­tus der Haupt­stadt — höchst fraglich. Denn zu Staatssym­bol­en gehören zum Beispiel auch Nation­al­hymne, Siegel und Wap­pen wie der Bun­de­sadler, Feiertage oder Ehren­ze­ichen wie das Bun­desver­di­en­stkreuz. Wo hören wir auf? Vor oder nach Karl-Theodor zu Gut­ten­berg? Wie gesagt, Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit.

Argu­ment 3: “Die Geg­n­er sagen, dass die Auf­nahme nur sym­bol­is­ch­er Natur wäre und keine Auswirkun­gen hätte. Gle­ichzeit­ig sagt der Petent, dass aus dem Ver­fas­sungsrang eine uner­wün­schte und gefährliche ‘restrik­tive Sprach­poli­tik’ resul­tieren kön­nte. Das ist ein Widerspruch.”

Diese Argu­men­ta­tion wirkt zunächst tat­säch­lich wider­sprüch­lich. Wenn man die all­ge­meine Moti­va­tion der Befür­worter betra­chtet, näm­lich die Sprache schützen zu wollen und ihr die “notwendi­ge Anerken­nung” zukom­men zu lassen, hätte der Akt schlicht nur sym­bol­is­chen Charak­ter. Die Sprache “schützen” zu wollen ist zwar auf den ersten Blick ein hehres Ziel — aber auch ein recht abstrak­tes, wenn nicht sog­ar beson­ders unsin­niges Ansin­nen. Deutsch ist nicht bedro­ht. Deutsch ist lebendig wie eh und jeh. Deutsch erfährt tagtäglich mil­lio­nen­fach Anerken­nung, indem die Sprech­er Deutsch nutzen. Sie ist nicht durch Englisch, nicht durch Türkisch und nicht durch Veg­e­tarisch bedro­ht. Möchte jemand wirk­lich ern­sthaft behaupten, Deutsch sei nicht die Sprache des öffentlichen Raumes?

Deutsch ver­fällt auch nicht. Autor Matthias Schu­mach­er fügte den vie­len Meta­phern für Sprach­wan­del eine weit­ere schöne hinzu und schrieb in einem Kom­men­tar bei Ste­fan Nigge­meier: “Sprache ist wie Wass­er. Sie bah­nt sich ihren Weg”. Anders gesagt, würde man Deutsch ern­sthaft (vor Verän­derung) “schützen” wollen, müsste man in der Logik der Befür­worter eigentlich aufhören, sie zu sprechen.

Die zweite Moti­va­tion offen­baren die Ini­tia­toren der Für-Peti­tion ganz konkret: Der neue Satz im Grundge­setz bilde “(1) einen binden­den Ausle­gungs­maßstab für die gesamte Rechtssprechung und (2) einen möglichen Aus­gangspunkt für kün­ftige Geset­zge­bung”. Allerd­ings ist die Amt­sprache in Deutsch­land für die Recht­sor­d­nung und ‑sprechung längst wider­spruchs­frei geregelt (z.B. §23 BVwVfG und in den entsprechen­den Ver­wal­tungsrechts­ge­set­zen der Länder).

Punkt 2 ist der gefährlichere Knack­punkt: Aus­gangspunkt für kün­ftige Geset­zge­bung — lassen Sie es sich auf der Zunge zerge­hen — kann nur als Auf­forderung für eine ‘restrik­tive Sprach­poli­tik’ gemeint sein oder als Aus­gangspunkt für unnötige, ver­fehlte oder über­zo­gene Ver­fas­sungsklagewellen dienen. Der VDS ging schon mal mit gutem Beispiel voran und stellte Strafanzeige gegen die Auto­bah­n­polizei Nor­drhein-West­falen, weil sie Auto­bah­nen mit einem Ban­ner mit der Auf­schrift “check your dis­tance” verzierte. Begrün­dung: “Gefährlich­er Ein­griff in den Straßen­verkehr.” Es wäre sog­ar eine ganz nette Satire. Aber die meinen das ernst.

Von Wider­spruch in der Gegen-Peti­tion kann bei näherem Hin­se­hen keine Rede sein.

Argu­ment 4: “Ich will kein Grundge­setz auf Türkisch.”

Das wird für einige jet­zt sehr, sehr schmerzhaft: Das Grundge­setz auf Türkisch gibt es längst.

(Oh weh, und direkt beim Bun­destag gibt es unsere Ver­fas­sung sog­ar auf Englisch, Franzö­sisch, Spanisch, Pol­nisch und, wenn ich mich recht entsinne, auf Rus­sisch [derzeit keine Bere­it­stel­lung beim Bundestag].)

Viel ent­lar­ven­der ist aber der Hin­ter­grund dieser Aus­sage: Sie offen­bart, worum es in der Diskus­sion eigentlich geht. Und worum es beson­ders immer dann geht, wenn auf leere Argu­mente noch hohlere Phrasen fol­gen. Dass Migranten ermutigt und meinetwe­gen auch aufge­fordert wer­den sollen, zur Teil­habe am Gesellschaft­sleben die deutsche Sprache zu ler­nen, ste­ht doch völ­lig außer Frage. Erschreck­end ist aber, wie schnell die Argu­mente ganz nahe an einen ekli­gen — oder darf ich sagen “braunen”? — Sumpf ger­at­en. Die sprach­lichen Nachteile für Migranten sind ein gesellschaftlich­es Prob­lem — aber keines fürs Grundge­setz und erst recht keines der deutschen Sprache, die deshalb beson­der­er Aufmerk­samkeit oder ver­fas­sungsrechtlich­er Anerken­nung bedürfte.

Argu­ment 5: “Die Auf­nahme hätte eine Sym­bol­wirkung für Integration.”

Jet­zt weiß ich wirk­lich nicht, wo ich anfan­gen soll. Sym­bol. Inte­gra­tion.

Also lasse ich es bleiben und frage anders: Wäre es nicht auch langsam mal ange­bracht zu fra­gen, was wir, also was die “richti­gen oder schon-immer-richti­gen Deutschen” für die Inte­gra­tion tun? Wäre es nicht sin­nvoll, Inte­gra­tion endlich als wech­sel­seit­ige Auf­gabe zu begreifen? Wir rufen immer nach Inte­gra­tion, bekla­gen die man­gel­nde Inte­gra­tions­fähigkeit und glauben Mul­ti-Kul­ti sei ein Wun­schkonzept, nicht aber Realität.

Wir sind gle­ichzeit­ig völ­lig unfähig, alles und jeden ohne teu­tonis­chen Stamm­baum in unseren Wahrnehmungs­bere­ich zu inte­gri­eren. Wahlweise trifft das auch Men­schen mit Namen, die auf -itsch, ‑ic oder -türk enden oder deren Haut­farbe nicht einem bes­timmten Hex­code entspricht.

Vor­wurf I: “Die Gegen-Peti­tion ist unsinnig.”

Mir wurde von einem mit­tler­weile als Troll ent­tarn­ten und von beson­ders schw­er­er Schiz­o­phre­nie geplagten Kom­men­ta­tor im Sprachlog unter­stellt, ich würde “jed­er Aus­sage eines Höhergestell­ten blind fol­gen”. (Der Vor­wurf ist eigentlich zu lächer­lich, um ihm hier Platz einzuräu­men, aber ich fand die For­mulierung so schön.) Ums blinde Fol­gen geht es aber auch nicht. Die Peti­tion ist eine Antwort auf eine Peti­tion des VDS und VDA, die ohne diese nicht ein­gere­icht wor­den wäre. Ich halte sie deshalb für notwendig und richtig. Und sie ist vor allem Aus­druck ein­er demokratis­chen Teil­habe. Das kann ich sog­ar ganz alleine entscheiden.

Von bei­den Seit­en wurde dem Peten­ten übri­gens vorge­wor­fen, er wolle nur medi­ale Aufmerk­samkeit oder VDS und/oder Bild mit deren Waf­fen schla­gen. Das ist eine eige­nar­tige Auf­fas­sung von Demokratie. Eine Peti­tion ist eine Möglichkeit zur poli­tis­chen Ein­flussnahme — für jeden. Nicht nur für Bild oder Sprachvere­ine oder Pop­ulis­ten oder son­stige Quer­denker, aber eben auch für diese.

Mir per­sön­lich fällt es schw­er, die Befür­worter per se als ‘Feinde der viel­stim­mi­gen Gesellschaft’ zu betiteln. (Umgekehrt wehre ich mich dage­gen, als “Feind der deutschen Sprache” beze­ich­net zu wer­den.) Aber, und das zeigen Forums­beiträge bei­der Peti­tio­nen, Blogkom­mentare, VDS-Forendiskus­sio­nen, viele Aus­sagen von Poli­tik­ern und son­sti­gen Befür­wortern: Es geht eigentlich gar nicht um Deutsch, ver­mut­lich nicht mal um Anglizis­men oder Sprach­wan­del. Es geht schlicht um die Frage, wieviel Real­ität wir anzuerken­nen im Stande sind. Und der erschreck­ende Ver­dacht ist lei­der: sehr, sehr wenig.

Soll heißen: Die Diskus­sion dreht sich doch längst nicht mehr um die Sprache im Grundge­setz. Zumin­d­est nicht auf Seit­en viel­er, obgle­ich nicht aller Befür­worter. Sie driften sehr oft und sobald ihnen die Argu­mente aus­ge­hen in einen dumpfen Pop­ulis­mus ab, der sich ohne Begriffe wie “laten­ter Ras­sis­mus” und “Deutschtüm­melei” lei­der gar nicht mehr adäquat beschreiben lässt.

Vor­wurf II: “Befür­worter als ‘Kle­ingärt­ner’ oder ‘Sprach­nör­gler’ zu beze­ich­nen ist arro­gant und herablassend.”

Mag sein. Und möglicher­weise ist diese Wort­wahl sog­ar zu Recht zu kri­tisieren — aber auch ich benutze bewusst ‘Nör­gler’ oder ‘geistige Tief­flieger’. (Hin­weis: Es sind Bilder.) Denn erstens hat die Auseinan­der­set­zung zwis­chen Sprachkri­tik­ern und Sprach­wis­senschaftlern eine recht lange Tra­di­tion und eine sach­liche Diskus­sion ste­ht sel­ten auf der Tage­sor­d­nung. (Nur fürs Pro­tokoll, nicht als Entschuldigung oder gar Recht­fer­ti­gung: im VDS-Forum ist wieder­holt vom “Block­wart (aus Bre­men)” die Rede, gemeint ist Ana­tol Stefanowitsch.)

Das Vok­ab­u­lar wäre vielle­icht neu­traler, wenn sich bei­de Lager mehr zu sagen hät­ten — ein Vor­wurf, dem sich die Sprach­wis­senschaft dur­chaus bewusst ist. Förder­lich wäre sicher­lich auch, wenn sich die Riege der Nör­gler in Sprach­fra­gen den Argu­menten der Sprachwissenschaft(ler) zumin­d­est zugänglich zeigten. Und zweit­ens — hier bin ich natür­lich befan­gen — wird unsere Diszi­plin im besten Fall belächelt, im schlimm­sten Fall wird ihr die Daseins­berech­ti­gung abge­sprochen. Warum? Weil wir nach Mei­n­ung der selb­ster­nan­nten Sprach­pfleger von Steuergeldern finanziert die Sprache beobacht­en und trotz­dem nichts tun, um die Sprache zu schützen, geschweige­denn nüt­zliche Ergeb­nisse pro­duzieren. Diese Hal­tung ist kleingeistig — igno­rant und her­ablassend ist sie noch dazu.

Argu­ment 6: “Wem würde Deutsch im Grundge­setz denn weh tun?”

Tja. Wenn das beste Argu­ment, die Sprache ins Grundge­setz aufzunehmen, die Tat­sache sein soll, dass es aus Sicht der Befür­worter keins dage­gen gibt… (Her­zlichen Dank an einen Kom­men­ta­tor im Peti­tions­fo­rum für diese Beobachtung.)

Sie sehen die Hilflosigkeit?

Faz­it

Wenn Ihnen in diesem Beitrag ein triftiges Argu­ment gegen die Auf­nahme fehlt, dann fehlt es Ihnen ver­mut­lich aus einem bes­timmten Grund.

Ich meine mich zu entsin­nen, dass unsere Bun­deskan­z­lerin ein­mal sagte, das Grundge­setz sei kein Wun­schzettel. Deutsch bedarf kein­er geson­derten Stel­lung (Kri­teri­um Notwendigkeit), wed­er um sie zu schützen, noch um die “Inte­gra­tion” zu fördern — im Gegen­teil (Kri­teri­um der Gefahr für Inte­gra­tion). Förderung der sprach­lichen Ver­ständi­gung in diesem Land geht nicht über sechs Wörter im Verfassungstext.

Ich sage es nicht oft, aber in dieser Hin­sicht ist der Sta­tus Quo aus­re­ichend. Und wer die Sprache als “Iden­ti­fika­tion­s­merk­mal” noch nicht für sich ent­deckt hat, muss ein bemitlei­denswert stilles Leben führen.


[Edit, 25. Jan­u­ar, 10:45. Zur Erin­nerung: Die Peti­tion zur Mitze­ich­nung find­et sich unter http://goo.gl/guB7e.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen find­en sich mit Links nach wie vor bei Ana­tol Ste­fanow­itsch (u.a. hier) und auch bei Face­book.]

[Edit, 25. Jan­u­ar, 22:00. Ich musste den Beitrag nach sein­er Veröf­fentlichung sprach­lich kor­rigieren; jet­zt ist eine inhaltliche Kor­rek­tur hinzugekom­men. In der früheren Ver­sion sprach ich davon, dass der VDS die Polizei in NRW verk­lagte. Das ist falsch. Natür­lich stell­ten sie eine Strafanzeige (gegen die Auto­bah­n­polizei in NRW). Ich bitte diesen Schnitzer zu entschuldigen.]

22 Gedanken zu „Warum Deutsch nicht ins Grundgesetz gehört

  1. Kristin

    Ich finde lei­der grade keine adäquate Form, meine Begeis­terung über diesen Post in Worte zu fassen. Aber: Sie ist enorm. Ganz enorm!

    [P.S.: Ser­vice mal wieder tem­po­rary unavailable …] 

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    1. suz Beitragsautor

      [@Kristin: Vie­len Dank. Ich habe jet­zt mal den host­seit­i­gen Spam­fil­ter deak­tiviert. Tja, wenn das Kom­mentarego größer ist, als die Spam­tol­er­anz… Aber sagen wir ein­fach mal, ich lasse mich im Dien­ste des offe­nen Diskurs­es zumüllen.] 

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  2. Kommentator

    Ich bedanke mich auch — “aus der Seele gesprochen” trifft es.

    Mein” wesentlich­es Argu­ment gegen eine sta­tis­che Fix­ierung von Sprache (Duden, Ver­fas­sung, wo auch immer):
    Sprache ist durch unun­ter­broch­ene Benutzung durch lebende, inter­agierende und kom­mu­nizierende Men­schen einem dauern­den, zugegeben mitunter her­ben Wan­del unter­wor­fen — und bildet damit den Wan­del und die Verän­derung “unser­er Welt” und unsere (jew­eils!) aktuelle soziale und damit eben kom­mu­nika­tive Real­ität nahezu müh­e­los, wie neben­bei, ab.

    Hätte es (zum Beispiel) Anfang des 20. Jahrhun­derts eine — wie jet­zt aktuell (mal wieder… das ist ja nicht neu) geforderte und qua­si ein­klag­bare Fix­ierung (Ver­fas­sungsrecht!) der gesproch­enen und/oder geschriebe­nen Sprache, zumal ihrer “offiziellen” Aus­prä­gung, gegeben, hät­ten wir heute ver­mut­lich arge Prob­leme, die tägliche Kom­mu­nika­tion lock­er und zeit­gemäß zu gestal­ten — “hal­ten zu Gnaden”, wer will das noch? “Deutsch­lands meiste Kred­itkarte” war (und ist) erst­mal falsch bzw. “Quatsch”, aber jed­er hat’s ver­standen — der “Claim” passte zu “sein­er” Zeit. 

    Sprache ist nicht starr. Das Leben sowieso nicht.

    Meine Hal­tung zum “Sprach­wan­del” ist nicht nur “sprach­lich”, son­dern — wie bei anderen Teil­nehmern der Diskus­sion aber machen die sich so klar? ‑sozial und poli­tisch begrün­det (denn soziale und poli­tis­che Real­ität wird, wie aus­ge­führt, durch Sprache abgebildet):
    Ich möchte in einem Land* leben, das erken­nt und bejaht, dass es zum einen eben nicht “die eine Wahrheit” gibt und dass es zum anderen keinen sta­tis­chen (sprach­lichen oder sozialen) Zus­tand gibt bzw. geben kann — wir leben, und damit lebt unsere Sprache. Deutsch ist nicht tot oder bedro­ht — Deutsch lebt als Sprache, und diese deutsche Sprache ist dabei äußerst vir­il und set­zt sich müh­e­los immer wieder gewan­delt, aber erkennbar durch.
    Ich möchte in einem Land leben, das aus sein­er eige­nen realen Gestal­tung des Miteinan­ders und des Kom­mu­nizierens her­aus lebt und sich und seine Gegen­wart und Zukun­ft offen und selb­st­be­wußt, aber ohne Äng­ste gestal­tet — und GsD trifft das auch zu, auch und ger­ade festzustellen am sprach­lichen Wan­del in eben unser­er Sprache**.

    *Dis­claimer I: Die Aussage/Haltung mit dem “Land” spreche ich aus­drück­lich auch jedem anderen “Land” und dessen Sprache zu, natür­lich — es geht mir nicht nur um die deutsche Sprache, son­dern auch um jede andere Sprache.
    **Dis­claimer II: Ich weiß, dass der Ver­fas­sungsrang ein­er Sprache die Verän­derun­gen der Sprache nicht unbe­d­ingt ver­hin­dern muss — aber er kann es, und ich fürchte eben, dass er es auch würde.

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  3. Steffen

    Auch wenn ich das eine oder andere Argu­ment nachvol­lziehen kann, so ver­ste­he ich nicht, wieso sich Deutsch als Sprache nicht auch nach Auf­nahme in die Ver­fas­sung weit­er entwick­eln kann.
    Ander­er­seits sehe ich es schon als Affront gegen die Bürg­er unseres Lan­des an, wenn mit Staats­geldern finanzierte Forscher­grup­pen ihre Web­seit­en auss­chließlich auf Englisch betreiben (um mal ein Beispiel zu nehmen). Oder nehmen Sie ein­mal die Tat­sache, das deutsche Pro­fes­soren Lehrbüch­er mit­tler­weile auss­chließlich in englisch veröf­fentlichen, sich dafür aber gut von deutschen Steuerzahler bezahlen lassen. Sich­er gibt es Inter­na­tion­al­isierung etc. aber deshalb muß man ja seine Mut­ter­sprache nicht ver­leug­nen oder als fün­ftes Rad am Wagen sehen.

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    1. suz Beitragsautor

      @Kommentator: In der Für-Peti­tion geht es sog­ar gar nicht darum, Deutsch zu fix­ieren. (Obgle­ich dieser uner­füll­bare Wun­sch wohl aber im großen Ganzen zugrunde liegt, wenn die VDS-Mei­n­un­gen in Foren und Vere­in­szeitschriften als Indika­tor herange­zo­gen wer­den kön­nen.) Der Sprach­wan­del­prozess wird auch in den Beiträ­gen in den Peti­tions­foren nicht per se in Frage gestellt. Deshalb bin ich auf diesen Punkt nur sehr beiläu­fig einge­gan­gen; auch, weil mich die Diskus­sion darüber mit­tler­weile schon eher nervt, weil ich in dieser Hin­sicht genau­so gut mit mein­er Yukka­palme reden könnte.

      @Steffen: Die Sprache wird sich weit­er­en­twick­eln, natür­lich, Grundge­setz hin oder her; darum geht es ja nicht. Dass deutsche Forscher­grup­pen ihre Seit­en nicht auch auf Deutsch ein­stellen, ist natür­lich nicht nachvol­lziehbar, da es rel­a­tiv wenig Aufwand bedeutet, auch auf Deutsch zu präsen­tieren. Aber: Sie erweck­en mit diesem Beispiel den Ein­druck, dass das alle Forscher­grup­pen bet­rifft. Das ist nicht der Fall. (Nehmen Sie “meine” ehe­ma­lige Forscher­gruppe als Beispiel; Sie find­en den Link in meinem Lebenslauf.) Darüber hin­aus wer­den Forscher­grup­pen nicht nur für den (inter­essierten) deutschen Steuerzahler im Netz präsen­tiert — aber natür­lich auch für diese! — son­dern vor allem für die Fachkol­le­gen in aller Welt.

      Wenn Pro­fes­soren auf Englisch pub­lizieren, egal welch­er Art (Artikel oder/und Lehrbüch­er), dann geschieht das nicht aus der Moti­va­tion her­aus, die Mut­ter­sprache zu ver­leug­nen. Ich halte Deutsch nicht für das fün­fte Rad, weil ich meine Mag­is­ter­ar­beit auf Englisch ein­gere­icht habe (und veröf­fentlichen werde). Wer glaubt, dadurch seien Stu­den­ten oder Leser aus­geschlossen, der verken­nt, dass die Beherrschung der Wis­senschaftssprache Englisch — übri­gens ein eigenes und erlern­bares Reg­is­ter — eine notwendi­ge Qual­i­fika­tion ist, ohne die es sich im akademis­chen Rah­men schlicht nicht über­leben lässt. Das ler­nen Stu­den­ten aller Fachrich­tun­gen im ersten Semes­ter. Es geht also nicht nur darum, dass deutsche Wis­senschaftler inter­na­tion­al gele­sen wer­den, son­dern auch, dass Pro­fes­soren, Forsch­er und Stu­den­ten von inter­na­tionaler Forschung profitieren.

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  4. RD

    Wir sind gle­ichzeit­ig völ­lig unfähig, alles und jeden ohne teu­tonis­chen Stamm­baum in unseren Wahrnehmungs­bere­ich zu inte­gri­eren. Wahlweise trifft das auch Men­schen mit Namen, die auf ‑itsch, ‑ic oder ‑türk enden oder deren Haut­farbe nicht einem bes­timmten Hex­code entspricht.’

    Ist das Ihr Ernst?
    Wen meinen Sei mit ‘Wir’?

    Ich bin aufgewach­sen in ein­er Kleinstadt.
    Habe studiert in ein­er mit­tel­grossen Stadt.
    Arbeite seid Jahren in Frankfurt. 

    In jedem dieser Umfelder gab und gibt es eher mehr als weniger gut inte­gir­erte Migranten.
    Aber eine Spezies auf deutsch­er Seite mit der angedeuteten Geis­te­shal­tung ist mir so nicht begegnet.
    Selb­st wenn ich angestrengt nach­denke fall­en mir namentlich keine Beispiele dafür ein. OK, vielle­icht einer.
    Lebe ich in einem anderen Land wie Sie? Oder habe Sie aus irgen­deinem Grund viel mit recht­sradikalen Grup­pierun­gen zu schaffen?

    Jeden­falls kann ich Ihre Verve gegen eine mein­er Mei­n­ung nach (naive) harm­losen Peti­tion nicht nachvol­lziehen. Ich habe mit Fre­un­den aus dem Sene­gal, aus dem Iran, aus Kroa­t­ien und aus der Türkei darüber gesprochen. Die ver­ste­hen das Prob­lem auch nicht.

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    1. suz Beitragsautor

      @RD:

      Lebe ich in einem anderen Land wie Sie?

      Hier bin ich fast geneigt zu sagen: Ja, offen­sichtlich. In Ihrem und meinem Mikrokos­mos mag die Inte­gra­tion ober­fläch­lich vielle­icht funk­tion­ieren oder zumin­d­est ist “gelebte” Inte­gra­tion für uns selb­stver­ständlich. Aber von sich auf andere zu schließen, war noch nie beson­ders hil­fre­ich, um das große Ganze zu erfassen. Das Land bzw. die Gesellschaft, von dem/der ich spreche, hat eine solche Geis­te­shal­tung. Wenn Sie daran noch Zweifel haben, würde ich Sie zur Strafe ver­haften, sich jeden der fast 400 Beiträge im Peti­tions­fo­rum laut vorzule­sen. Kön­nte sehr erleuch­t­end sein, was den Zus­tand unser­er “deutschen Wahrnehmungs­fähigkeit” betrifft.

      Es würde mich doch sehr wun­dern, wenn Ihre Fre­unde nichts zum The­ma man­gel­nde Inte­gra­tions­fähigkeit der deutschen Gesellschaft sagen kön­nte. Oder Frage: Welch­es Prob­lem ver­ste­hen diese nicht? (Ist jet­zt ein gen­uines Ver­ständ­nis­prob­lem auf mein­er Seite.)

      Ich bin auch auf dem Land aufgewach­sen. Katholisch, süd­deutsch, kon­ser­v­a­tiv. Der einzige Migrant in mein­er Stufe war ein Schweiz­er. Jet­zt wohne ich seit fast zehn Jahren in der großen Stadt. Die Aus­prä­gun­gen von Anerken­nung und Ablehnung sind sehr unter­schiedlich, das Resul­tat ist let­z­tendlich aber das­selbe. Ich behaupte noch nicht mal, dass die Deutschen latent frem­den­feindlich sind, im Gegen­teil. Und ich stre­ite nicht ab, dass sich auch etwas tut, in sehr pos­i­tiv­er Hin­sicht. Aber wir sind als Gesellschaft immer noch so eigen­willig, Men­schen, die seit Gen­er­a­tio­nen hier leben, alle drei Jahre für einen Stem­pel auf die Aus­län­der­be­hörde zu schick­en. Mir sagte ein hier geboren­er Türke, dass er die ihm ver­liehene deutsche Staats­bürg­er­schaft manch­mal eigentlich gerne zurück geben würde: “Früher war ich halt der Türke. Aber heute bin ich es immer noch.”

      Wir müssen als Gesellschaft auch anerken­nen (lock­er bleiben, sozusagen), nicht immer nur fordern.

      [Edit, 29. Jan­u­ar, 22:31. Ich war ver­sucht, einen Teil meines Beitrages durch den fol­gen­den Link zu erset­zen. Jet­zt über­lasse ich Ihnen ein­fach den Hin­weis auf einen taz-Artikel: “Deutschtürken wan­dern aus” (taz, 25. Jan­u­ar 2011). Soviel dazu.

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  5. Klugscheisser

    braunen“? – Sumpf
    Nörgler
    geistige Tiefflieger

    Na dann,… wenn ich so sehe mit was da alles die “Befür­worter der Peti­tion” tit­uliert wer­den, lässt einen ja fast ver­muten das aus ad hominem nichts gegen die Auf­nahme der deutschen Sprache spricht… fast schon wider­lich dieser Diskus­sion­sstil… hart am menschenverachtend

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    1. suz Beitragsautor

      @Klugscheisser: Ich habe die Wort­wahl sehr wohl kri­tisiert (und gehe mit “dem braunen Sumpf” sehr vor­sichtig um, das Frageze­ichen kön­nte ein Hin­weis gewe­sen sein); außer­dem habe ich erläutert, weshalb diese Begriffe trotz­dem ver­wen­det wer­den und dass sie nicht auf alle Befür­worter anzuwen­den sind, ist auch klar gestellt. Tja, und wenn selb­st das Wort ‘Befür­worter’ nicht mehr pos­i­tiv (oder zumin­d­est als wohlwol­lend gemeint) inter­pretiert wird, dann kön­nen wir gle­ich beim Nör­gler bleiben — weil sowieso alles böse ist.

      Außer den ad hominem-Angrif­f­en, wie Sie sie nen­nen, war mir von Anfang an klar, dass von der Gegen­seite kein noch so gut begrün­detes Argu­ment zählen wird (Sie hät­ten mich auch gerne vom Gegen­teil überzeu­gen kön­nen). Wenn Sie sich ange­sprochen fühlen, wird es also einen Grund geben. Darüber hin­aus hät­ten Sie sich auch die Mühe machen kön­nen, meinen Beitrag in sein­er Gänze zu lesen und zu inter­pretieren — durch selek­tives Quer­lesen wird Ihre Argu­men­ta­tion näm­lich auch nicht bess­er (oder ver­ständlich­er) und die Auf­nahme der Sprache nicht unterstützenswerter.

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  6. Ümit Maier

    taz-Artikel: „Deutschtürken wan­dern aus“ 

    die linke taz, so so, jet­zt ver­ste­he ich die Moti­va­tion hin­ter Ihrer Gegenpetition…

    hier ein Artikel über die linke Gewalt

    [Link gelöscht, SF]

    Und hier ein Artikel aus ein­er mal nichtlinken Zeitung

    [Link gelöscht, SF]

    Was meinen Sie dazu? Ihren linken Artikel habe ich ja gele­sen. Ich finde schade, dass manchen es hier nicht gefällt und sie auswan­dern. Ich finde die Inlän­der­feindlichkeit auch schade. Schreibt die taz was darüber?

    [Ich habe mich entschlossen, die hier ver­link­ten Artikel zu löschen. Diesem Entschluss ging ein langer inner­er Kampf zwis­chen dem Grun­drecht auf Mei­n­ungs­frei­heit und der Frage nach der Dul­dung rechter Gesin­nung voraus. Schlussendlich halte ich es aber für nicht vertret­bar, der Ver­bre­itung rechter Gesin­nung eine Plat­tform in meinem Blog einzuräu­men. SF, 05. Feb­ru­ar 2011.]

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    1. suz Beitragsautor

      @Ümit Maier: Span­nend, dass Sie von der Ver­linkung eines taz-Artikels auf mein Tol­er­an­zlev­el bei link­er Gewalt schließen. Sie machen sich ja noch nicht mal mehr die Mühe, eine absurde “Beweiskette” anzuführen.

      Anson­sten: qed. 

      (Wenn Ihnen das nicht deutschlich genug war: Bleiben Sie bitte beim The­ma des Posts.)

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  7. Gernot

    Ist also schon endlich mal das The­ma hier ‘Plu­razen­triz­itaet’ vs. ‘Eth­nozen­triz­itaet’, d.h. eine vielfaltige gegenue­ber ein­er ein­toeni­gen Gesellschaft als wuen­schenswerte Zukun­ft? Ich aber halte mich wed­er fuer Tuem­ler noch fuer Sprach­no­er­gler noch sowas extrem Neg­a­tives, wenn ich allerd­ings behaupte, auch die Fran­zosen pfle­gen ‘Sprach­schutz’, prangert doch kein Fran­zose dage­gen an, die Sarkosy Regierung sei faschis­tisch, noer­g­lerisch und naga­tiv usw.. Sie seien ein­fach Lieb­haber ihrer fran­zoe­sis­chen Muttersprache.

    Mir scheint das, wie’s die Briten so schoen sagen, eine Dou­ble-Stan­dard, oder?

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  8. Pingback: Frischer Wind

  9. Gernot

    Es ist ja schon bedauer­lich, solche Sprueche wie die obige aus irgendwelch­er Zeitung zu lesen, auch der BILD-Zeitung. Nur ist das Prob­lem der­massen zuge­spitzt, dass es in Wirk­lichkeit so aussieht, dass beson­ders Mus­li­men, sowohl in Deutsch­land als auch in ganz Europa, selb­st in den USA, IHRE Sprache, IHRE Kul­tur, IHREN Glauben auf die Mehrheit aufer­legen wollen, anstatt sich an die Sprache, die Kul­tur, doch eben­falls zum Teil, den Glauben, der Mehrheit anzupassen! 

    Mus­li­men ver­lan­gen es, dass Neueinge­buerg­erte, ins­beson­dere Besuch­er, Aussiedler usw.. in ihren Laen­dern, im Aegypten, in Libyen, Sau­di-Ara­bi­en… die stren­gen Geset­ze deren islamis­chen Gottesstaats befol­gen. Wie heuch­lerisch also, dass Ein­wan­der­er aus diesen Staat­en nach juedaeisch-christlichem Wes­teu­ropa einen anderen Stan­dard des eige­nen Benehmens ver­lan­gen, als zu Hause, sehen ihre Pri­or­i­taeten als Herrsch­er, nicht als Mitbuerger.

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  10. Ludwig Trepl

    Deutsch ist nicht bedro­ht. Deutsch ist lebendig wie eh und jeh. Deutsch erfährt tagtäglich mil­lio­nen­fach Anerken­nung, indem die Sprech­er Deutsch nutzen. Sie ist nicht durch Englisch, nicht durch Türkisch und nicht durch Veg­e­tarisch bedro­ht. Möchte jemand wirk­lich ern­sthaft behaupten, Deutsch sei nicht die Sprache des öf-fentlichen Raumes?
    Deutsch ver­fällt auch nicht. …”

    Wenn von den heute 90 Mil­lio­nen Deutschsprachi­gen noch, sagen wir mal, 9 Mil­lio-nen übrig sind, kann und wird man immer noch argu­men­tieren: „Deutsch erfährt tagtäglich mil­lio­nen­fach Anerken­nung, indem die Sprech­er Deutsch nutzen.“ 

    Mit Ver­laub, es ist fast alles Unsinn, was da ste­ht. Ver­mut­lich kommt er daher, daß die Autorin noch sehr jung ist und die Verän­derun­gen nicht aus eigen­em Erleben ken­nt. Es ist wie bei den Dialek­ten: Sagt man einen Zwanzigjähri­gen, sie seien am Ver­schwinden, ist er erstaunt und bringt 1000 Beispiele, wie lebendig sie doch noch sind. Ein Sechzigjähriger aber wird sagen: Sie sind fast ganz ver­schwun­den; was an Resten noch da ist, hätte man in sein­er Kind­heit für reines Hochdeutsch gehalten.

    Selb­stver­ständlich ist Deutsch nicht durch Türkisch bedro­ht, dessen Ein­flüsse kann man völ­lig ver­nach­läs­si­gen. Beim Englis­chen ist es ganz anders. Mir ist unver­ständ-lich, wie man der Tat­sache keine Bedeu­tung zumessen mag, daß an den Uni­ver­sitä-ten Deutsch zum Teil schon ver­schwun­den ist, zum Teil in Kürze ver­schwun­den sein wird, und zwar gezielt abgeschafft. Die Abschaf­fung ist näm­lich erk­lärtes Ziel der Wissenschaftspolitik. 

    Das ist von über­ra­gen­der Bedeu­tung, von weit größer­er als z. B., daß in wichti­gen Teilen der Wirtschaft heute englisch gesprochen wird und die Sprache der Wer­bung eine Mis­chsprache und des Com­put­er­we­sens aus Deutsch und Englisch ist. Denn nicht nur, daß fast die Hälfte der jün­geren Bevölkerung eine prä­gende Zeit ihres Le-bens an den Uni­ver­sitäten ver­bringt: Man wird bald immer mehr und vor allem im-mer mehr Wichtiges auf deutsch nicht mehr aus­drück­en kön­nen – in weit­en Teilen der Wis­senschaft ist das jet­zt schon der Fall -, weil die Wörter fehlen. Ob die deut-sche Sprache dadurch ganz ver­schwinden wird oder als Küchen- und vielle­icht sog­ar Lit­er­atur­sprache weit­er­leben, läßt sich nicht sagen; Bespiele gibt es in der Geschich-te für bei­des in Fülle. Sollte sie in Schrumpf­form weit­er­leben, wird sie sich mit Si-cher­heit in Kürze so verän­dert haben, daß sie ein Heutiger nicht mehr ver­ste­hen kön­nte. Hätte man jeman­dem vor 50 Jahren einen typ­is­chen heuti­gen deutschen Text gezeigt, die Wahrschein­lichkeit wäre – natür­lich abhängig vom The­ma — hoch gewe­sen, daß er ihn nicht ver­standen hätte. Dazu muß man nicht Extrem­fälle z. B. aus der Com­put­er­welt nehmen.
    Ob man die Verän­derung ein­fach eine Verän­derung nen­nen kann oder einen Ver­fall nen­nen muß, ist eine andere Frage. Schon ein flüchtiger Blick auf einen gedruck­ten Text, der einige Jahrzehnte alt ist, und einen typ­is­chen heuti­gen spricht aber sehr für Ver­fall. Dabei spielt aber wohl nicht die Angli­fizierung die Hauptrolle. 

    Wiederum eine ganz andere Frage ist, ob die Auf­nahme ins Grundge­setz sin­nvoll ist, und noch eine andere, ob man über­haupt etwas gegen die Abschaf­fung des Deut-schen tun sollte. Vielle­icht gibt es gute Gründe, den Wech­sel in eine andere Sprache zu unter­stützen. Ich aber bin aus ein­fachen und ganz ego­is­tis­chen Grün­den dage-gen: Ich bin daran inter­essiert, mich auch mit jün­geren Mit­men­schen unter­hal­ten zu kön­nen, und es paßt mir nicht, daß fast alles, was ich in meinem Leben geschrieben habe, Maku­latur ist, weil es kein­er mehr lesen kann oder will.

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  11. Gernot

    Die Abschaf­fung des Deutschen” (??) kaeme doch nie­man­dem in Frage, soweit ich weiss. “Mit (baldigem) Ausster­ben bedro­ht” ist beina­he jede Sprache mit schrumpfend­er Sprecher­an­zahl, auch das Deutsche, eben­falls das Englis­che, d.h. in sein­er gegen­waer­ti­gen Stan­dard­form. Hoechtswahrschein­lich wer­den Min­der­heitssprachen lediglich in eine mutierte Kaud­er­welsch-Sprache entwick­eln, ein Pot­pouri jeglich­er Wortmischungen-:)

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  12. Pingback: */ˈdɪːkæf/ – coffee & linguistics» Blogarchiv » Flädlesupp IV: Integration in Neukölln

  13. D. Kuden

    cof­fee & lin­guis­tics”? Und dann wird auf Deutsch, und nicht kon­se­quent auf Englisch argu­men­tiert und kom­men­tiert, dass “Deutsch nicht ins Grundge­setz” gehört? …
    Wenn das mal nicht selb­st das beste Argu­ment auf dieser Seite GEGEN die Inten­tion dieser Seite ist…

    Antworten
    1. Susanne Flach Beitragsautor

      Danke für den Hin­weis! Es ist lei­der derzeit nicht die einzige Wort­mel­dung in diese Rich­tung. Ich kann da hof­fentlich rel­a­tiv bald etwas Zeit freischaufeln.

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  14. Lena

    Vie­len Dank für diese sach­liche Zusam­men­fas­sung der Debatte!
    Selb­st 10!!! Jahre später hat er lei­der seine Rel­e­vanz nicht verloren.

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