Warum die Idee einer Staatssprache Deutsch nicht harmlos ist

Von Anatol Stefanowitsch

In der Diskus­sion um die Peti­tion „Keine Auf­nahme der deutschen Sprache ins Grundge­setz“ kommt häu­fig das Argu­ment, dass die Peti­tion zu aufgeregt und schwarz­ma­lerisch oder auch ganz ein­fach zu unwichtig sei, um sich ern­sthaft damit zu befassen.

Die ein­fache Form dieses Argu­ments lautet „Es gibt wichtigere Dinge, über die wir uns Sor­gen machen soll­ten“. Das ist zwar richtig, es ist aber kein Grund, sich an der Peti­tion nicht zu beteili­gen. Es gibt immer wichtigere Dinge — Atom­müll, Bürg­erver­sicherug, Cas­tor­trans­porte, Demogra­phiewan­del, Erd­beben, Finanzkrise, Gen­er­a­tio­nenkon­flik­te, HIV, Irak, Jugen­dar­beit­slosigkeit, Kli­mawan­del, Län­der­fi­nan­zaus­gle­ich, Mil­itärdik­taturen, Net­zneu­tral­ität, Oder­hochwass­er, Pri­vatin­sol­ven­zen, Quack­sal­berei, Rohstoff­man­gel, Sozial­re­for­men, Tibetkon­flikt, Umweltver­schmutzung, Verteilungskriege, Whistle­blow­er­schutz, Xeno­pho­bie, Yup­pisierung und Zeitar­beit­star­ife. Aber es ist ja nicht so, als ob die zwei Minuten, die nötig sind, um sich auf der Web­seite des Peti­tion­sauss­chuss­es zu reg­istri­eren und die Peti­tion zu zeich­nen, jeman­den davon abhal­ten wür­den, sich an der Lösung dieser Prob­leme zu beteiligen.

Die dif­feren­ziert­ere Form des Argu­ments lautet „Die Ver­ankerung der deutschen Sprache im Grundge­setz hätte keine rechtlichen Kon­se­quen­zen. Es geht nur darum, die deutsche Sprache zu würdi­gen.“ Und das ist nicht richtig. Es stimmt zwar, dass die Auf­nahme ein­er Lan­dessprache allein keine Kon­se­quen­zen hätte, aber die Befür­worter ein­er solchen Auf­nahme lassen keinen Zweifel daran, dass sie eine grundge­set­zliche Ver­ankerung der deutschen Sprache als Grund­lage für eine Rei­he geset­zlich­er Regelun­gen betrachten. 

Der VDS nen­nt im Peti­tion­s­text selb­st zwar keine konkreten Regelun­gen, aber ander­norts wer­den solche Regelun­gen mal mehr, mal weniger offen gefordert. So schreibt VDS-Geschäfts­führer Hol­ger Klat­te in einem Beitrag für die Bun­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung zunächst von der „Wertschätzung“, dem „Anse­hen“ und der „Anerken­nung“, die der deutschen Sprache zuteil wer­den soll [Klat­te 2010]. Diese sieht er vor allem durch die englis­che Sprache bedro­ht, und nen­nt als Beispiele Anglizis­men in der Wer­bung, die Ver­wen­dung von Englisch als Unternehmenssprache, und die Zulas­sung des Englis­chen als Gerichtssprache in Wirtschaft­sprozessen. Er fügt zwar schnell hinzu, dass der­lei Dinge geset­zlich nicht unter­bun­den wer­den kön­nten, lobt aber gle­ich darauf die Académie Française und die franzö­sis­chen Sprachge­set­ze, die genau dies tun. Nun kann man dur­chaus der Mei­n­ung sein, dass der VDS die Académie Française nur zufäl­lig immer wieder in die Diskus­sion ein­bringt, aber es gehört eine große Por­tion Naiv­ität dazu.

Klat­te nen­nt dann noch eine Rei­he von Ini­tia­tiv­en, für die er sich dann doch erhofft, dass sie durch eine Ver­ankerung des Deutschen im Grundge­setz vor­ange­bracht wer­den kön­nten, näm­lich eine Erhöhung des Umfangs des Deutschunter­richts bei der Reform von Lehrplä­nen, klarere sprach­liche Anforderun­gen in der Zuwan­derungspoli­tik und die Forderung, das Deutsche als EU-Arbeitssprache gle­ich­berechtigt neben Englisch und Franzö­sisch zu stellen. Unab­hängig davon, ob diese Ini­tia­tiv­en eine Chance auf Umset­zung hät­ten, dürfte also klar sein, dass es dem VDS keineswegs nur um die sym­bol­is­che Wertschätzung der deutschen Sprache geht. Man kann auch nicht argu­men­tieren, dass es sich hier um Klattes per­sön­liche Einzelmei­n­ung han­delt: Der VDS nen­nt in einem offiziellen „Mem­o­ran­dum“ [VDS 2010] diesel­ben Ziele und fügt zur Liste der bekämpfenswerten Ein­flüsse des Englis­chen auch noch den früh­be­gin­nen­den Fremd­sprache­nun­ter­richt und den fremd­sprach­lichen Fachunter­richt an bilin­gualen Schulen hinzu, damit kein Zweifel beste­ht, an welch­er Stelle die Lehrpläne reformiert wer­den sollten.

Aber eigentlich ist es ja auch egal, was der VDS mit der grundge­set­zlichen Ver­ankerung der deutschen Sprache erre­ichen will — wichtiger sind die Vorstel­lun­gen der poli­tis­chen Akteure, die diese Ver­ankerung unter­stützen. Und die haben eine ganze Rei­he recht konkreter Vorstellungen.

Erstens sprechen sie sehr offen über die Möglichkeit von sprach­puris­tis­chen Geset­zen. Josef Kraus, Präsi­dent des Deutschen Lehrerver­ban­des, möchte „die deutsche Sprache schützen gegen einen niveaulosen, glob­al­isierten Sprach-Mis­chmasch und gegen eine seichte Anglisierung“ und schreibt „eine[r] entsprechende[n] Grundge­set­z­pas­sage eine Sig­nal­wirkung“ zu: „Frankre­ich hat den Pas­sus mit der Lan­desprache in seine Ver­fas­sung geschrieben und daraus Kon­se­quen­zen gezo­gen, zum Beispiel in der Abwehr von Anglizis­men“ [Kraus 2008]. Die „Kon­se­quen­zen“, auf die er sich hier bezieht, sind die restrik­tiv­en franzö­sis­chen Sprachge­set­ze, z.B. das Loi Toubon, das den Gebrauch von englis­chen Werbeslo­gans ohne eine Über­set­zung ins Franzö­sis­che ver­bi­etet, das Radiosendern eine Quote für franzö­sis­chsprachige Musik vorschreibt, das Französich zur alleini­gen Schul­sprache und zu einzi­gen erlaubten Sprache auf wis­senschaftlichen Kon­feren­zen erk­lärt und das ursprünglich sog­ar den Gebrauch englis­ch­er Lehn­wörter ver­bi­eten sollte.

Kraus’ Vorstel­lung, dass das Grundge­setz als Begrün­dung für den Kampf gegen englis­ches Lehngut einge­set­zt wer­den kön­nte, wird auch vom saar­ländis­chen Min­is­ter­präsi­den­ten Peter Müller [Müller 2010 (PDF)] und vom Bun­destagspräsi­den­ten Nor­bert Lam­mert [RP-Online 2010] öffentlich vertreten.

Bun­destagsvizepräsi­dent Wolf­gang Thierse ist auch Bere­it, der Wis­senschaft Sprachregelun­gen vorzuschreiben: „Wo unsere Steuergelder zum Beispiel für die Forschung ver­wen­det wer­den, soll­ten die Anträge auch nur noch in deutsch­er Sprache ein­gere­icht wer­den“ [Deutsch­er Bun­destag 2011].

Zweit­ens wird offen aus­ge­sprochen, dass man sich von ein­er Grundge­set­zän­derung Kon­se­quen­zen im Bere­ich der Migra­tionspoli­tik erhofft. Ich zitiere zunächst noch ein­mal Lehrerver­band­spräsi­dent Josef Kraus:

Wir steuern auch sprach­lich auf Par­al­lelge­sellschaften zu. Berlin-Kreuzberg und Neukölln sind fast schon autarke Gebi­ete. Vom Gemüse­händler bis zum Zah­narzt spricht dort alles türkisch. Ich sehe deshalb die Fes­tle­gung auf Deutsch als Lan­dessprache als einen wichti­gen Schritt zur Inte­gra­tion. Wer auf diese Fes­tle­gung verzichtet, kriegt Par­al­lelge­sellschaften. … Zuwan­der­er sollen auch qua Ver­fas­sung merken, was dieser Staat und dieses Gemein­we­sen erwarten. Im übri­gen hat Sprache sehr viel mit Iden­tität zu tun. Hier haben die Deutschen ein Prob­lem. Verkrampft neigen wir dazu, unsere zwölfhun­dertjährige Geschichte auf zwölf Jahre zu reduzieren. Diese zwölf Jahre sind Teil der Geschichte, aber nicht das Ende der Geschichte. [Kraus 2008]

Auch diesen Aus­sagen schließen sich promi­nente Poli­tik­er an. Für CSU-Gen­er­alsekretär Alexan­der Dobrint ergeben sich aus ein­er Ver­ankerung des Deutschen im Grundge­setz Forderun­gen an Ein­wan­der­er: „Respekt vor unser­er deutschen Sprache ist Respekt vor unser­er Kul­tur und unserem Land, den wir von allen ein­fordern, die bei uns leben“ [Welt Online 2010]. Das klingt harm­los, aber das Prob­lem hier ist ja, dass es kein­er­lei Gründe gibt, anzunehmen, dass dieser Respekt den Ein­wan­der­ern derzeit fehlt. Ein unbe­grün­detes Ein­fordern von „Respekt“ ist aber eine beliebte Ein­schüchterungstak­tik, der dann gerne Tat­en fol­gen. Nor­bert Lam­mert sagt sehr offen, worin solche Tat­en beste­hen könnten:

Lam­mert räumte ein, dass die Ver­fas­sungsän­derung zunächst “deklara­torischen Charak­ter” habe. Ihr könne aber auch dur­chaus prak­tis­che Bedeu­tung zukom­men. So hätte die vor eini­gen Jahren noch sehr kon­tro­vers geführte Debat­te über Deutsch als verbindliche Sprache auf den Schul­höfen schneller been­det wer­den kön­nen, „wenn es einen Bezugspunkt in der Ver­fas­sung gegeben hätte“. [taz 2010].

Wie wahrschein­lich es ist, dass in abse­hbar­er Zeit eine Zwei­drit­telmehrheit für eine Auf­nahme des Deutschen als Staatssprache ins Grundge­setz zus­tande kommt, kann ich nicht beurteilen. Mein Ein­druck ist, dass die Befür­worter ein­er solchen Auf­nahme nicht so bald aufgeben wer­den und dass sie, wenn nie­mand wider­spricht, irgend­wann Erfolg haben werden.

Aber wenn es ein­mal soweit ist, das zeigen die zitierten Aus­sagen, dann wird das der Startschuss für eine Rei­he von Geset­zesvor­la­gen sein, die eine purisitsche Sprach­poli­tik, eine iso­la­tion­is­tis­che Bil­dungspoli­tik und eine feind­selige Migra­tionspoli­tik zum Ziel haben.

Deutsch­er Bun­destag (2011) Lam­mert: Deutsch im Grundge­setz ver­ankern. Web­seite des Deutschen Bun­destag [Link].

Klat­te, Hol­ger (2010) Staat­sziel Deutsch. Bun­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung [Link].

Kraus, Josef (2008) Ich krei­de an. Deutsch­er Lehrerver­band Aktuell, 11. Dezem­ber 2008 [Link].

Müller, Peter (2010) Deshalb sollte Deutsch in unser Grundge­setz. Deutsche Sprach­welt 41, S. 3 [PDF].

RP-Online (2010) Lam­mert will Deutsch im Grundge­setz ver­ankern. rp-online.de, 28. Juli 2010 [Link].

taz (2010) Union versucht’s wieder mit Deutsch, 10. Novem­ber 2010 [Link].

VDS (2010) Mem­o­ran­dum: Warum Deutsch als Lan­dessprache in das Grundge­setz gehört [Link].

Welt Online (2010) Vere­in fordert mehr Respekt vor deutsch­er Sprache. Welt.de, 10. Sep­tem­ber 2010 [Link].

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

32 Gedanken zu „Warum die Idee einer Staatssprache Deutsch nicht harmlos ist

  1. Joerg

    Wer auf diese Fes­tle­gung verzichtet, kriegt Parallelgesellschaften.”
    Kriegt? Wirk­lich? *schaud­er*

  2. Tanja

    nix Betr­e­ff
    Bis heute knapp 2450 Mitze­ich­n­er, das wird wohl nicht aus­re­ichen. Gut so!

  3. Klausi

    Geis­terbeschwörung
    Ich wäre nicht Mit­glied im VDS, wenn ich nicht das meiste, was der VDS fordert, Sie jedoch bekla­gen, begrüßen würde.
    Hierzu gehört z.B. auch die Radio­quote. Allerd­ings würde ich, wenn ich “König von Deutsch­land” wäre, diese Quote nur von den öffentlich-rechtlichen Rund­funkanstal­ten fordern, nicht etwa auch von den pri­vat­en Sendern. Mögen die nach wie vor hoch- und run­ter­dudeln, was immer sie wollen und mit wieviel Wer­bung zwis­chen­durch auch immer. Das gehört wohl zur Frei­heit dazu, obwohl es eine fragliche Frei­heit ist, wenn das Ange­bot der­art ein­seit­ig ist, dass man keine Auswahl tre­f­fen kann.
    Bei den öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rund­funkanstal­ten ist das etwas ganz anderes, die haben u.a. einen erzieherischen und kul­turellen Auf­trag zu erfüllen, aber nicht zu ver­suchen, die pri­vat­en auch noch an Seichtheit und Schwachsinn zu übertr­e­f­fen. Desweit­eren haben sie für die Vielfalt zu sor­gen, die ich bei uns mehr als nur gefährdet sehe. Jeden Tag viel englis­chsprachige Musik ist nicht viel Kul­tur, son­dern eine beispiel­lose Ein­seit­igkeit. Man muss gar nicht bemän­geln, dass deutsche Musik ein Schat­ten­da­sein führt und wie ein Sparte für Min­der­heit­en wirkt, um dies festzustellen. Es reicht schon, dass andere schöne Sprachen in der Musik eben­falls so gut wie nicht stat­tfind­en. Kein Deutsch (7%?), kein Franzö­sisch (1%?), kein Ital­ienisch (1%?), kein gar nix (Rest der Welt 1%?) — nur Englisch (90%?). Was daran schützenswert sein soll, weiß ich nicht.
    Sie vertei­di­gen dem­nach etwas, was in Deutsch­land gewiss keinen Schutz braucht (Englisch) bzw. was es gar nicht mehr gibt (kul­turelle Vielfalt).
    Puris­tis­che Sprach­poli­tik, iso­la­tion­is­tis­chen Bil­dungspoli­tik und feind­selige Migra­tionspoli­tik? — Unsinn, Sie beschwören Geister!

  4. Wolf

    Aus­gerech­net Thierse
    Dass Lam­mert, Dobrindt und Kon­sorten von deutschsprachi­gen Schul­höfen schwadronieren — geschenkt. Aber dass sich Thierse auf sowas her­ablässt, ent­täuscht. Was hat der denn mit Forschungsanträ­gen zu tun? Bitte auf’s Fachge­bi­et konzentrieren.

  5. H. Schnabl

    @ Ste­fanow­itsch
    Wieder­holt haben Sie schon gegen die Ziele des VDS Angst geschürt, und tun es immer und immer wieder.
    Was ich immer noch ver­misse sind wirk­liche Argu­mente gegen die Auf­nahme des Deutschen ins Grundge­setz – im Gegen­satz zu bloßer Schwarzmalerei.
    Wenn man die ganze Diskus­sion ver­fol­gt, und die Schwarz­malerei bei­seite lässt, dann argu­men­tiert die eine Seite so, dass aus Ver­ant­wor­tung und Respekt gegenüber der Sprache ‚Deutsch’ diese ins Grundge­setz aufzunehmen ist; die Gegen­seite erwidert, dass es doch nichts bringe, und wir es lassen sollen. Falls das stimmte und es ‚nichts bringt’: dann ist die Wer­bung und Agi­ta­tion für die Gegen­pe­ti­tion umso unverständlicher.
    Ersten ist zu sagen, dass falls jemand ‚irgend etwas’ in der Poli­tik fordert, er zwangsläu­fig übertreiben muss. Man fordert immer das ‚max­i­mal Denkbare’ und bekommt am Ende — falls über­haupt — einen kleinen Happen.
    Die Peti­tion des VDS ist in diesem Licht zu betra­chtet. Die Wahrschein­lichkeit, dass alle Ziele und Ideen des VDS so ‚eins zu eins’ von den _politisch korrekten_ deutschen Poli­tik­ern umge­set­zt wer­den, ist gle­ich Null.
    Sie schreiben:

    Die Ver­ankerung der deutschen Sprache im Grundge­setz hätte keine rechtlichen Kon­se­quen­zen. Es geht nur darum, die deutsche Sprache zu würdi­gen.“ Und das ist nicht richtig. Es stimmt zwar, dass die Auf­nahme ein­er Lan­dessprache allein keine Kon­se­quen­zen hätte, aber die Befür­worter ein­er solchen Auf­nahme lassen keinen Zweifel daran, dass sie eine grundge­set­zliche Ver­ankerung der deutschen Sprache als Grund­lage für eine Rei­he geset­zlich­er Regelun­gen betrachten. 

    Hier ver­ste­he ich Sie nicht ganz. Ein­er­seits schreiben Sie, die Auf­nahme hätte keine Kon­se­quen­zen. Auf der anderen Seite ‚erhofften’ aber die Befür­worter (VDS und Co) solche Konsequenzen.
    ??
    Nun — lasse man Sie doch hof­fen was sie wollen! Ich unterze­ichne doch keine Gegen­pe­ti­tion die irgend­je­man­den aufhal­ten soll, irgen­det­was zu erhof­fen? Ausser­dem, wie ich schon oben geschrieben habe, wird die Peti­tion — falls über­haupt — nicht eins zu eins umge­set­zt, son­dern von den vom Volk gewählten Vertretern vor der Umset­zung ausdiskutiert.
    Fassen wir zusam­men: die Peti­tion des VDS hat – nach Ihren eige­nen Aus­sagen – kein­er­lei Kon­se­quen­zen. Ihre sämtlichen restlichen Argu­mente richt­en sich also auss­chließlich gegen Wün­sche und Hoff­nun­gen (die Sie ein­fach ein­mal unter­stellen, Sätze, die Sie aus dem Zusam­men­hang her­aus­nehmen) — … das ist Angstschür­erei. Wer mitze­ich­net, ist mein­er Mei­n­ung nach genau darauf hereingefallen.

  6. Anton Voyl

    @ Schn­abl
    Wenn man sich lange genug anstrengt, kann man auch aus jedem Text das her­ausle­sen (oder eben nicht her­ausle­sen), was man möchte, was?
    Es geht doch hier darum, dass eine Festschrei­bung des Deutschen in das Grundge­setz vor­erst nichts ändern würde, außer eine Festschrei­bung des sta­tus quo (weshalb eine solche Festschrei­bung ja auch sinn­los wäre). Das allerd­ings würde bedeuten, dass juris­tis­che Mit­tel ange­wandt wer­den kön­nen, um diesen Sta­tus zu erhal­ten — und in diesem Atemzug Sprach­puris­ten zu erwäh­nen ist kein “von Hölzchen auf Stöckchen kom­men”, son­dern völ­lig berechtigt. Und da man dem VDS dur­chaus sprach­puris­tis­che Züge nach­weisen kann, ver­ste­he ich nicht, was Sie da nicht ver­ste­hen können.
    @ Klausi
    Unsinn und beschworene Geis­ter? Das ist Unsinn und das sind spuk­ende Geis­ter, die in Frankre­ich schon lange durch die nor­ma­tive Sprach­poli­tik herrschen. Puris­tis­che Sprach­poli­tik, iso­la­tion­is­tis­che Sprach­poli­tik und feind­selige Migra­tionspoli­tik sind in Frankre­ich dur­chaus Real­ität. Und vor allem für die bei­den erst­ge­nan­nten Erschei­n­un­gen bildet die Fix­ierung des Franzö­sis­chen in der Ver­fas­sung die Grund­lage. Bei der Migra­tionspoli­tik ist sie sicher­lich nicht der einzige Grund, aber den­noch ein sehr wichtiger und bee­in­flussender Faktor.

  7. Anatol Stefanowitsch

    Geis­ter und Konsequenzen
    @Klausi: Da ich meine Geis­terbeschwörung mit Quel­lenangaben verse­hen habe, mag jed­er seine eige­nen Schlüsse ziehen.
    @„H. Schn­abl“: Ihr man­gel­ndes Lesev­er­ständ­nis haben Sie aus­re­ichend demon­stri­ert. Ich erk­läre es Ihnen hier noch ein einziges Mal ganz langsam und bitte Sie, in Zukun­ft nur noch dann zu kom­men­tieren, wenn Sie (a) gele­sen und ver­standen haben, was ich oder andere hier schreiben und (b) etwas Neues oder wenig­stens Inter­es­santes beizu­tra­gen haben
    Also: Ein Grundge­set­zartikel hat keine direk­ten Kon­se­quen­zen, da wed­er anglizis­men­ver­liebte Wer­ber, noch englis­chsprechende Wis­senschaftler, noch mul­ti­lin­guale Migranten sich an das Grundge­setz hal­ten müssen — das muss nur der Staat. Die neg­a­tiv­en Kon­se­quen­zen wer­den erst durch Geset­ze entste­hen, die auf der Grund­lage des Grundge­set­ze­sar­tikels erlassen wer­den. Hier habe ich anhand von Zitat­en belegt, dass die poli­tisch promi­nen­ten Befür­worter ein­er Staatssprache solche Geset­ze ganz offen­sichtlich im Hin­terkopf haben.
    Wenn Sie da einen Wider­spruch sehen, bit­ten Sie doch „M Schmiechen“ oder „Maike“, Ihnen den Text noch ein­mal genau zu erklären.

  8. Dr. Hans Kaufmann

    Staatssprache Deutsch
    Herr Ste­fanow­itsch kri­tisiert die Ver­fechter der Ini­tia­tive “Deutsch ins GG” als eng­stirnige Sprach­puris­ten und sprach­poli­tis­che Schwarz­maler, ver­fällt zulet­zt aber selb­st in Schwarz­malerei, indem er die Gefahr ein­er “purisitschen Sprach­poli­tik, ein­er iso­la­tion­is­tis­chen Bil­dungspoli­tik und ein­er feind­seli­gen Migra­tionspoli­tik” an die Wand malt. Ist das in Frankre­ich etwa so, wo es doch seit langem ein Sprachge­setz gibt?

  9. Gregor

    Frankre­ich
    Meine unmaßge­blichen Beobach­tun­gen zu diesem Lande:
    1) Es gibt dort Par­al­lelge­sellschaften und bisweilen bren­nen mal Autos. Hier scheint der Sprach­para­graph nichts ver­hin­dert zu haben.
    2) Fran­zosen benutzen im All­t­ag Anglizis­men wie wir und ihre Fremd­sprachenken­nt­nisse sind bess­er als man bei uns gerne unter­stellt, zumin­d­est unter den jün­geren Fran­zosen. Sprach­schutz per Ver­fas­sung führt also wed­er zu einem Ver­schwinden von Anglizis­men noch zu ver­min­de­ter Fremdsprachenkenntnis.
    3) Frnzö­sis­che Chan­sons und franzö­sis­ch­er Pop find­en inter­na­tion­al ein Pub­likum, ich würde mal sagen mehr als deutsche Pro­duk­tio­nen (hat jemand dazu Sta­tis­tiken?). Ob das an der Quote liegt, ver­mag ich nicht zu beurteilen.
    Das franzö­sis­che Beispiel zeigt für mich, daß eine Auf­nahme der Sprache wed­er ein Wun­der­mit­tel ist, noch zum Unter­gang der Gesellschaft führt.

  10. RD

    Lesen und Ver­ste­hen. Aha.
    ‘Hier habe ich anhand von Zitat­en belegt, dass die poli­tisch promi­nen­ten Befür­worter ein­er Staatssprache solche Geset­ze ganz offen­sichtlich im Hin­terkopf haben.’
    Bei Zitat­en muss man wirk­lich den jew­eili­gen Kon­text ken­nen. Eine isolierte Ver­wen­dung kann leicht als Agi­ta­tion inter­pretiert werden.
    Was hat­te Herr Thierse zum Beispiel im Sinn? Es kön­nte ja sein dass er es schlicht für richtig hält, dass der Steuerzahler auf Deutsch nach­le­sen kann wofür sein Geld in der Forschung ver­wen­det wird.
    ‘Ausser­dem, wie ich schon oben geschrieben habe, wird die Peti­tion — falls über­haupt — nicht eins zu eins umge­set­zt, son­dern von den vom Volk gewählten Vertretern vor der Umset­zung ausdiskutiert.’
    Das glaube ich auch. Erst recht gilt das für darauf auf­bauende Gesetze.
    Nicht dass ich ein Fre­und der Anglizis­mus­bekämpfer wäre. Die muss man aber wirk­lich nicht so ernst nehmen. Allerd­ings habe ich fol­gende Erfahrung gemacht: Ver­sucht man Anglizis­men zu möglichst zu ver­mei­den ist, so ist man gezwun­gen präzis­er zu for­mulieren und eventuell auch nochmal über den Inhalt nachzu­denken. Geset­ze helfen da natür­lich nicht weiter.

  11. Antoninus

    Deutsch, Deutsches, Deutliches?
    … mit­ten im Strom die Sprach-Pferde wechseln?
    Danke für Alaarm-Pfeifereien

  12. Fullie

    Herr Ste­fanow­itsch, ich bewun­dere es wie sach­lich und logisch sie hier immer wieder ihr Anliegen erk­lären können.
    Ich hab grad endlich mit­geze­ich­net — schließlich bin ich sog­ar schon seit den Inter­netsper­ren damals angemeldet. Aber die Peti­tion­sweb­site ist so grottig!

  13. Anton Voyl

    @Kaufmann
    “Ist das in Frankre­ich etwa so, wo es doch seit langem ein Sprachge­setz gibt?”
    Ja.

  14. Klausi

    Nach­trag: Arbeitssprachen der EU
    Die Forderung (nicht nur des VDS), Deutsch endlich als EU-Arbeitssprache gle­ich­berechtigt neben Englisch und Franzö­sisch durchzuset­zen, ist gerecht.
    Deutsch­land und die anderen deutschsprachi­gen Län­der bilden zusam­men die mit Abstand größte Sprachge­mein­schaft in der EU. Darüber hin­aus ist Deutsch­land nach wie vor der “Zahlmeis­ter” der EU. [Während GB noch nicht ein­mal zur Euro-Zone gehört, den Fremd­sprache­nun­ter­richt in den Schulen beliebig gemacht hat und am lieb­sten aus der EU aus­träte, wenn es irgend­wie gin­ge, und F vor allem seine Groß­macht­gelüste über die EU zu befriedi­gen sucht…] Den­noch spricht (und schreibt!) man in der EU vor­wiegend Englisch und — mit einigem Abstand — Franzö­sisch. Zudem ist die Gerichtssprache der EU — man lese und staune — Französisch.
    Obwohl Deutsch offiziell eine der drei Arbeit­sprachen der EU ist, wer­den immer weniger Mit­teilun­gen, Veröf­fentlichun­gen, Auss­chrei­bun­gen usw. der EU nicht mehr auch auf Deutsch, son­dern nur noch auf Englisch und Franzö­sisch ver­fasst. Das ist nicht nur höchst ungerecht, aber was ist schon gerecht auf der Welt, son­dern vor allem und viel beden­klich­er ein großer Wet­tbe­werb­snachteil für unser Land. Wenn wir das weit­er­hin zulassen, schadet das unseren wirtschaftlichen Inter­essen unge­mein. Die Poli­tik hat unsere Inter­essen zu vertreten und unseren Nutzen zu mehren, das ist ihr Auf­trag, und nicht Ideen, etwa “Europa” hin­ter­herzu­laufen und dabei per­ma­nent Opfer zu brin­gen. In dem “Laden” ist man, weil und nur wenn es nutzt, darin zu sein, anson­sten tritt man aus (wie ich aus dem VDS, wenn der nicht mehr meine Inter­ssen verträte). Der Rest ist Bei­w­erk, was zählt ist allein der Nutzen. (Daher auch meine Anmerkung an ander­er Stelle, dass Län­der keine Fre­unde haben, son­dern nur Interessen.)
    Nach­trag: Man komme mir auch nicht mit den kleineren Län­dern der EU, die vielle­icht noch benachteiligter sind als wir. Die inter­essieren mich näm­lich nicht, weil nicht von meinem Interesse.

  15. Stefan

    @Klausi
    Warum spie­len die pri­vat­en Radiosender kaum deutsche Musik? Weil das meiste davon fuer das juen­gere Puplikum(welches der Haup­tkon­sument ist) Schrott ist. Und das hat erst­mal pri­maer nicht unbe­d­ingt etwas mit der Sprache zu tun (siehe z.b. Unheilig, Die Aerzte und auch ja Schnuffel und Schnappi)
    Was sie als Kul­tur beze­ich­nen wuerde ich wahrschein­lich nicht­mal mit der Kneifzange anfassen. Und ganz ern­sthaft den oef­fentlichen Quoten vorzuschreiben, haette nur den Effekt, dass die an Zuschauern/Zuhoerern ver­lieren. Nur um ihre Idee von ‘Qual­i­taet’ durchzusetzen.
    Lasst uns am besten auch den Ham­mer in der Ver­fas­sung festschreiben. Immer­hin muss dieses nuet­zliche Werkzeug auch gewuerdigt wer­den. Nagelpis­tolen muessen eine Quote bekom­men. Und wer denkt dieses Beispiel hinkt, der hat nicht begrif­f­en dass Kom­mu­nika­tion wichtig ist, nicht das Werkzeug der Kom­mu­nika­tion. Goethe und Schiller und Less­ing sind nicht beruehmt, weil sie Deutsch benutzt haben, son­dern weil sie in jed­er Sprache(waeren sie zufael­lig woan­ders geboren) ausseror­dentliche Werke abgeliefert haetten.
    Und ja ich habe Angst vor solchen Aktio­nen, die erst­mal ganz ‘harm­los’ ausse­hen. Und es gibt einen Unter­schied zwis­chen Aktio­nen, die den Sta­tus Quo ohne Not ver­aen­dern wollen und denen, die ihn erhal­ten. Sie haben Angst vor ‘Ueberfremdung/Ueberenglischung/Uberseichtung’ und ich habe Angst was die Aktio­nen des VDS bedeuten koennten.
    Glueck­licher­weise wird kein Gesetz je die Sprache selb­st bee­in­flussen (die entwick­elt sich wie die Sprech­er es wollen). Lei­der kom­men aber bei Geset­zen oft die Men­schen unter die Raed­er. Aber es ist ja zum Schutz der Deutschen Sprache nicht wahr.

  16. Andy

    [quote] “Hier haben die Deutschen ein Prob­lem. Verkrampft neigen wir dazu, unsere zwölfhun­dertjährige Geschichte auf zwölf Jahre zu reduzieren. Diese zwölf Jahre sind Teil der Geschichte, aber nicht das Ende der Geschichte.” [/quote]
    Was für eine nach hin­ten geschossene Rhetorik. Wer so hin­ter­hältig wieder kün­stlich den Anschluss zur endgülti­gen drei­hun­der­jähri­gen Geschichte find­en will, der star­rt in ein ver­gan­ge­nes Loch in der Hoff­nung die Sprachlosigkeit möge sich leg­en. Ich hoffe, dass nie­mand auf die Idee ver­fällt, diese Lücke irgend­wie füllen zu wollen.
    Zum The­ma: Sprachen leben von ihrer Wech­sel­haftigkeit und ihren Kon­tak­ten, ja ich bin der Mei­n­ung, dies ist ein­er ihrer Entste­hungs­gründe. Was will man im GG ver­ankern? Eine tote Sprache? Mir scheint die Sprache wieder nur Mit­tel zu sein, wie so oft bei poli­tis­chen Anle­gen­heit­en. Repres­sion? Bon­partis­tis­che Selbstaufwertung?

  17. Dierk

    Pop­musikquoten
    Ja, das ist es, was wir wollen: Quoten für deutsche Musik im Radio. Ich werde jet­zt mal frech annehmen, dass hier nicht die Pro­duk­tion auss­chlaggebend ist [Mili Vanil­li any­body?], son­dern die Sprache, die benutzt wird — sofern es nicht um Instru­men­talschlager geht. Diese Forderung nach ein­er Quote kann ich nur unter­stützen, es wird im ÖR viel zu wenig Ramm­stein gespielt.
    Was die Schul­hofde­bat­te des Her­rn Lam­mert ange­ht, ja, mit Deutsch im GG hätte man zumin­d­est eine VO in den Län­der haben kön­nen, die es ver­langt, dass jed­er, der auf dem Schul­hof nicht 100% deutsch ist, den Mund mit Seife aus­ge­waschen bekommt.
    Ich habe es schon bei dem hirn­ver­bran­nten Wider­stand gegen die Rechtschreibre­form gesagt: Ich rede und schreibe, wie es mir passt. Die Schrift­steller, die sich damals so laut­stark aus­ge­lassen haben — auch einige von mir geschätzte -, haben sich auch vor der Reform nicht an die “Duden­regeln” gehal­ten, wenn es ihnen nicht passte. Wer keine Fremd- und Lehn­wörter, egal aus welchen Sprachen, nutzen möchte, soll es lassen,
    ABER MICH VERDAMMT NOCH EINS DAMIT IN RUHE LASSEN!
    [vor sich hin grum­mel­nd:] Verkack­te Bürokratieschaffer …

  18. H. Schnabl

    @ Ste­fanow­itsch
    Ein man­gel­ndes Lesev­er­ständ­nis, wohlge­merkt: ‚ Ihrer Auf­sätze, habe nicht nur ich demon­stri­ert. Statt sarkastis­che Kom­mentare zu ver­fassen, kön­nten Sie Ihren Lesern für die Aufdeck­ung von Ungereimtheit­en dankbar sein.
    Danke jeden­falls mein­er­seits für Ihre Antwort. Sie schrieben:

    „Ein Grundge­set­zartikel hat keine direk­ten Kon­se­quen­zen, da wed­er anglizis­men­ver­liebte Wer­ber, noch englis­chsprechende Wis­senschaftler, noch mul­ti­lin­guale Migranten sich an das Grundge­setz hal­ten müssen — das muss nur der Staat. Die neg­a­tiv­en Kon­se­quen­zen wer­den erst durch Geset­ze entste­hen, die auf der Grund­lage des Grundge­set­ze­sar­tikels erlassen wer­den. Hier habe ich anhand von Zitat­en belegt, dass die poli­tisch promi­nen­ten Befür­worter ein­er Staatssprache solche Geset­ze ganz offen­sichtlich im Hin­terkopf haben.“ 

    Wenn man jedoch ‚allein’(!) auf­grund ‚möglich­er neg­a­tiv­er Kon­se­quen­zen’ gegen etwas ist, block­iert man meines Eracht­ens auch Gutes – und dies aus rein emo­tionalen Gründen.
    Zunehmend scheint mir die Gegen­pe­ti­tion ver­gle­ich­bar mit der (zugegeben absur­den) Forderung, den Absatz über die deutsche Flagge aus dem Grundge­setz zu ent­fer­nen. Denn erstens ‚kön­nte’ irgend ein Poli­tik­er diesen Absatz miss­brauchen – vielle­icht kommt er auf die Idee, das alle Häuser in den Far­ben der Flagge einge­färbt wer­den müssen – und über­haupt: es kön­nte ver­boten wer­den, andere Flaggen aufzustellen. Und: welch­es Rot ist eigentlich gemeint? Es ‚kön­nte’ zu Ver­fas­sungskla­gen kom­men, wenn wein­rot statt hell­rot ver­wen­det wird. Auch Far­ben­blinde kön­nten kla­gen. Bess­er wäre dann ja doch eine Flagge in Schwarz-weiß, aber was wäre dann mit den Sehbe­hin­derten- … vielle­icht wäre ein Pro­fil auf der Flagge bess­er – in Analo­gie mit Ihrem Ein­wand der Gebär­den­sprache. – Sie sehen: die Kon­se­quen­zen eines Absatzes zur Flagge in Deutsch­land sind, wenn man es recht bedenkt, unvorherse­hbar. Aber wo sind diese Kon­se­quen­zen? Wo sind die Ver­fas­sungskla­gen? Und wo sind Kon­se­quen­zen nicht unvorherse­hbar? Ist das Argu­ment, etwas zu block­ieren wegen ‚möglich­er’ unvorherse­hbar­er Kon­se­quen­zen (wie Sie es tun) dann über­haupt noch ein Argument?
    Haben Sie doch mehr Ver­trauen in unsere Demokratie und den Rechtsstaat.
    [Ihr Flaggen­ve­g­le­ich ist wirk­lich köstlich! Man stelle sich nur mal vor, es gäbe Geset­ze, die Ausse­hen und Umgang mit der Bun­des­flagge näher regeln wür­den! Lassen wir der Phan­tasie mal freien Lauf, dann kön­nten wir uns Regelun­gen vorstellen wie das Cor­po­rate Design der Bun­desregierung (Beschlusses des Bun­desk­abi­netts vom 2. Juni 1999), den Erlass der Bun­desregierung über die Beflag­gung der Dien­st­ge­bäude des Bun­des vom 22. März 2005, die Anord­nung über die deutschen Flaggen, das Ord­nungswidrigkeit­enge­setz § 124, Benutzen von Wap­pen oder Dien­st­flaggen und das Strafge­set­zbuch § 90a, Verunglimp­fung des Staates und sein­er Sym­bole. Zum Glück ist das Grundge­setz nur eine Art Lau­da­tio auf alles, was Deutsch ist, sodass es solche geset­zlichen Regelun­gen nie geben wird. — A.S.]

  19. Juliana

    Zitate richtig verstehen
    @ H. Schnabl
    Wenn Ana­tol Ste­fanow­itsch schreibt
    „Die Ver­ankerung der deutschen Sprache im Grundge­setz hätte keine rechtlichen Kon­se­quen­zen. Es geht nur darum, die deutsche Sprache zu würdigen.“,
    dies durch die Ver­wen­dung der Anführungsze­ichen als eine Art Zitat kennze­ich­net, und es dann als ein Argu­ment der Gegen­seite kri­tisch disku­tiert, dann ist das nicht wider­sprüch­lich, auch wenn dadurch in EINEM Text sich wider­sprechende Argu­mente auf­tauchen — denn auch wenn Sie das wahrschein­lich irri­tiert, hat er dies ja nicht sel­ber behauptet, noch wohnt er mit den Ver­fechtern dieses Stand­punk­tes in ein­er WG.
    Aber zu zum Kern Ihres Argu­ments: Sich allein durch mögliche neg­a­tive Kon­se­quen­zen, und das aus emo­tionalen Grün­den, in seinem Han­deln bee­in­flussen zu lassen, ist schon wirk­lich eine wun­der­liche Idee. Warum nur sich­ern Men­schen ihre Dateien auf exter­nen Daten­trägern, schließen ihre Woh­nungstüren ab, ver­rat­en die PINs ihrer ec-Karten nicht, kaufen sich Autos mit Airbag, gehen zur Krebs-Früherken­nung und lassen sich impfen, benutzen Kon­dome, bauen Blitz­ableit­er, Rauch­melder und Alar­man­la­gen, tra­gen Helme und leg­en sich nicht mit der Russen­mafia an?? Und wie um alles in der Welt ver­di­enen Ver­sicherun­gen bloß ihr Geld?
    Und dann muss man sich schon sehr wun­dern, wieviel Zeit manch­er aufwen­det, um eine Gegen­pe­ti­tion gegen eine selb­st abso­lut wirkungslose Peti­tion mit nur möglicher­weise neg­a­tiv­en Kon­se­quen­zen anzu­greifen. Gehen Sie eben­so vehe­ment gegen alle oben genan­nten Hand­lungsweisen vor?

  20. Frank

    Danke für den Artikel. Er lis­tet eigentlich nur Argu­mente für eine Auf­nahme der Deutschen Sprache ins GG auf. Wir brauchen das aber trotz­dem nicht. Hat bish­er auch ganz gut ohne funktioniert.

  21. LMK

    @Scholastikus:
    Was soll denn das für ein Gesetz sein, das Para­graphen resp. Artikel enthält, die kein­er­lei rechtliche Kon­se­quen­zen haben?

  22. Logiker

    @ scholastikus
    Ihre Aus­führun­gen haben mich belustigt, betr­e­f­fen sie doch lediglich die Artikel 1 bis 19 des Grundge­set­zes. Die Ein­fü­gung des von eini­gen propagierten Artikels zur Staat­sprache ist jedoch in Artikel 22 bzw. als Artikel 22a gefordert. Und schwup­ps, sind wir raus aus den Grundrechten.
    Im übri­gen: Die Grun­drechte gel­ten dur­chaus nicht nur im Ver­hält­nis Bürg­er gegen den Staat. Sie gel­ten auch im Ver­hält­nis Staat gegen Staat (kom­mu­nale Ver­fas­sungsklage gemäß Artikel 28 II GG) und im Ver­hält­nis Bürg­er gegen Bürg­er, und zwar im gesamten Arbeit­srecht. Als Arbeit­ge­ber kann ich dur­chaus das Recht haben, meinen Mitar­beit­ern eine bes­timmte Sprache vorzuschreiben, wenn eine Abwä­gung der Artikel 12 und 14 gegenüber Artikel 2 dies ergibt.
    Und natür­lich regeln die Grun­drechte auch das Ver­hält­nis Staat gegen Bürg­er. Entwed­er durch qual­i­fizierten Geset­zesvor­be­halt, durch ein­fachen Geset­zesvor­be­halt oder durch ver­fas­sungsim­ma­nente Schranke. Siehe hierzu ein­fach mal Artikel 19, der eine Schranken-Schranke bein­hal­tet und damit die eigentliche Schranke definiert.

  23. Gareth

    Klausi, ich erk­läre Ihnen was.
    Meine Mit­stre­it­er haben die Quoten­regelung für Pop­musik ja schon ange­sprochen, aber ich möchte das nochmal deut­lich her­ausstellen, denn Sie haben offen­sichtlich missver­standen, nach welchen Regeln Radio und Fernse­hen operieren (auch öffentlich-rechtliche Sender).
    Die prozen­tuale Verteilung der Sprachen bei Liedern im Radio oder Fernse­hen ist nicht so wie sie ist, weil Radio und Fernse­hen einen heimtück­ischen Plan haben und dem deutschen Pub­likum englis­che Songs aufzwin­gen wollen. Die absolute Mehrheit der Musik, die beim deutschen Pub­likum ankommt, wird auf Englisch gesun­gen. Ein kurz­er Blick in die Charts der let­zten 20 Jahre genügt, um zu dieser Fest­stel­lung zu kom­men. Offen­sichtlich ver­drehen Sie hier Ursache und Wirkung.
    Radio- und Fernsehsender sind auf Zuhör­er bzw. ‑schauer angewiesen und richt­en sich in ihrem Pro­gramm nach dem, was den Wün­schen der Ziel­gruppe entspricht. Auch öffentlich-rechtliche Sender müssen dies tun. Genau das ver­suchen ARD, ZDF und Co. ja seit ein paar Jahren auszu­loten, nach­dem ihnen immer wieder vorge­wor­fen wurde, sich nicht wirk­lich am Geschmack der Beitragszahler zu ori­en­tieren. Die Ziel­gruppe jeden­falls hat keinen über­mäßi­gen Bedarf nach Liedern auf Deutsch (oder anderen Sprachen). Das ist ein Fakt.
    Ich gebe Ihnen Recht, mit ein­er Quote kann man ent­ge­gen des Pub­likum­swun­sches die Hör­er mit deutschsprachiger Musik beschallen. Aber ist das wün­schenswert? Wohl ger­ade nicht bei gebührenpflichti­gen Anstalten.

  24. kreetrapper

    Loi Toubon
    Mein Franzö­sisch ist lei­der nicht so gut und der Wikipedia-Artikel rel­a­tiv kurz, daher frage ich hier mal nach. Stimmt es tat­säch­lich, daß wis­senschaftliche Kon­feren­zen in Frankre­ich nur auf Franzö­sisch abge­hal­ten wer­den dür­fen? Bedeutet das nicht zwangsläu­fig, daß inter­na­tionale Kon­feren­zen sich einen anderen Ver­anstal­tung­sort suchen müssen, wenn sie als Verkehrssprache kein Englisch ver­wen­den dür­fen? Ich kann das kaum glauben.

  25. Jürgen Bolt

    @kreetrapper: Loi Toubon
    Ich (mit­telmäßige Franzö­sis­chken­nt­nisse) habe das Loi Toubon hier
    http://www.legifrance.gouv.fr/…ateTexte=20110216
    mal über­flo­gen und finde nur Artikel 6 zum The­ma ‘Inter­na­tionale Kon­feren­zen’. Da lese ich, daß Kon­feren­zen so gestal­tet sein müssen, daß sie in franzö­sis­ch­er Sprache ver­ständlich sind, nicht daß sie nicht z.B. in Englisch (dann mit Über­set­zung) gehal­ten wer­den kön­nen. Für Ver­anstal­tun­gen, an denen keine Fran­zosen teil­nehmen oder welche die Außen­han­dels­beziehun­gen betr­e­f­fen, gilt diese Auflage nicht.
    Soweit mein Laien­ver­ständ­nis, bis jemand mit echt­en Ken­nt­nis­sen franzö­sis­ch­er Rechtssprechung mich kor­rigieren wird.

  26. pamfil

    Mehrsprachigkeit und Fahnenschwenkerei
    Wenn H. Schn­abl schreibt:
    “Zunehmend scheint mir die Gegen­pe­ti­tion ver­gle­ich­bar mit der (zugegeben absur­den) Forderung, den Absatz über die deutsche Flagge aus dem Grundge­setz zu ent­fer­nen. Denn erstens ‚kön­nte’ irgend ein Poli­tik­er diesen Absatz miss­brauchen – vielle­icht kommt er auf die Idee, das alle Häuser in den Far­ben der Flagge einge­färbt wer­den müssen – und über­haupt: es kön­nte ver­boten wer­den, andere Flaggen aufzustellen.”
    scheint er wohl nicht zu wis­sen, dass das, was er für absurd hält, in der rumänis­chen Stadt Cluj (Klausen­burg) jahre­lang Real­ität war. Der inzwis­chen abgewählte Bürg­er­meis­ter Ghe­o­rghe Funar ließ tat­säch­lich bis ca. 2004 Park­bänke, Müll­ton­nen, Straßen­poller u.a.m. in den Far­ben der rumänis­chen Trikolore anstre­ichen, um der etwa 19% der Stadt­bevölkerung aus­machen­den ungarischen Min­der­heit zu “zeigen”, wer “Herr” im Lande sei. (Dass ein Teil der Ungarn auch mit Volk­stümelei reagierten und bei jedem Volks­fest gle­ich ungarische Fah­nen schwenk­ten — und dafür vom Bürg­er­meis­ter prompt mit Geld­strafen geah­n­det wur­den -, ist Teil dieser stu­pid­en Geschichte und zeigt, wieviel Unfug mit nationalen Sym­bol­en wie Sprache und Flagge getrieben wer­den kann.) Die Geschichte kann hier auf Deutsch nachge­le­sen wer­den: http://www.mem-team98.de/…n_Klausenburg_alte.htm
    Auch in Rumänien ist übri­gens Rumänisch als Lan­dessprache in der Ver­fas­sung ver­ankert. In Ortschaften, wo eine Min­der­heit min­destens 20% der Gesamt­bevölkerung aus­macht, beste­ht aber gle­ichzeit­ig die Möglichkeit, im Verkehr zwis­chen Bürg­er und Staat auch die betr­e­f­fende Min­der­heit­en­sprache zu ver­wen­den (und der Staat muss die eventuell anfal­l­en­den Über­set­zungskosten tra­gen oder Dol­metsch­er zur Ver­fü­gung stellen).
    Ich wün­sche Ihnen vernünftige(re) Poli­tik­er in Deutsch­land als hier in Rumänien, teile aber die Befürch­tun­gen Her­rn Ste­fanow­itschs, dass es u.U. nicht allein bei der Auf­nahme der deutschen Sprache ins GG bleiben würde. Schon die Schul­hofdiskus­sion hat mich daran erin­nert, wie ich als in Deutsch­land Aufwach­sender oft von anderen Kindern aus­gelacht wurde (um bei der harm­los­es­ten Reak­tion zu bleiben), wenn ich mich mal mit meinen Eltern in mein­er Mut­ter­sprache unter­hielt. Genau­so wie ich später (als Lin­guis­tik­stu­dent) gele­gentlich fol­gen­den Satz hören musste: “Was der alles über unsere Sprache weiß”.
    Mehrsprachigkeit hat noch nie­man­dem geschadet, ganz im Gegenteil.

  27. Dr. Kurt Gawlitta

    Poli­tis­che Motive?
    Ste­fanow­itsch ver­wen­det in seinem Beitrag gegen Deutsch als Staatssprache viel Mühe darauf, zu analysieren, welche Impulse für die Geset­zge­bung davon aus­ge­hen kön­nten. Daran knüpft er ohne weit­ere Begrün­dung die Behaup­tung, eine puris­tis­che Sprach­poli­tik, eine iso­la­tion­is­tis­che Bil­dungspoli­tik und eine feind­selige Migra­tionspoli­tik seien die zwangsläu­fige Folge.
    Unsere nationale Iden­tität beruht wesentlich auf der deutschen Sprache, nur zum kleineren Teil auf den Erfol­gen der Fußball­na­tional­mannschaft. Will der Autor unsere Iden­tität etwa in der gescheit­erten Form des Nation­al­sozial­is­mus festschreiben und keine aktuelle, friedliche Vari­ante mehr zulassen? Warum son­st wehrt er sich so vehe­ment gegen alles, was nach Pflege und Förderung unser­er Lan­dessprache aussieht? Wir kön­nen doch ein so großes Land in der Mitte Europas nicht mit ein­er Iden­tität in Gegen­wart und Zukun­ft ent­lassen, die aus ein­er vagen Mul­ti­kul­ti-Idee und der Unter­w­er­fung unter die schein­bar wert­freie, rein mark­to­ri­en­tierte Glob­al­isierung US-amerikanis­ch­er Prä­gung beste­ht, zugle­ich aber die deutsche Sprache ausklam­mern. Unsere Sprache ist bei Ste­fanow­itsch offen­bar nur Anlass für Ver­dachtsmo­mente, son­st aber ohne Wert.
    Ver­mut­lich ist der Zusam­men­hang etwas kom­plex­er, aber man kön­nte auf den Gedanken kom­men, Ste­fanow­itsch wolle als Leit­er des Insti­tuts für Anglis­tik und Amerikanis­tik der Uni­ver­sität Ham­burg allzu durch­sichtig seinen eige­nen Markt sich­ern. Als ob das Anglo-Amerikanis­che ger­ade in Deutsch­land eine solche Förderung nötig hätte! Warum sagt er nicht, was ihn eigentlich poli­tisch antreibt?

  28. pamfil

    Selt­sam, dass man gle­ich (unlautere?) poli­tis­che und mark­to­ri­en­tierte Ambi­tio­nen hin­ter jedem Gedanken ver­mutet. Als Deutsch­land-Beobachter wun­dert mich in let­zter Zeit immer wieder, wie sehr alle Debat­ten ins Unsach­liche abgleit­en. Ich dachte bish­er, dies sei eher eine osteu­ropäis­che Gepflo­gen­heit. A.S. wird sich wohl selb­st gegen solche Anschuldigun­gen zu vertei­di­gen wis­sen. Ich sehe aber keine Zwangsläu­figkeit in sein­er Argu­men­ta­tion, wenn er meint, dass die (warum auch immer nicht anerkan­nte) Sprachen­vielfalt in Deutsch­land durch puris­tis­che und hege­mo­ni­ale Ansprüche bedro­ht wer­den kön­nte. Die dur­chaus konkreten Sig­nale aus Poli­tik, Boule­vardme­di­en und (selb­ster­nan­nten) Sprach­schützerkreisen sind beden­klich genug. (Und sind übri­gens keine deutsche Beson­der­heit, „Mul­ti­kul­ti“ als Ursache allen Übels anzuse­hen, scheint europaweit Mode gewor­den zu sein.)
    Bevor auch mir jemand die Worte im Mund ver­dreht, muss ich geste­hen, dass es mir im Grunde ziem­lich schnuppe ist, ob Deutsch ins GG aufgenom­men wird oder auch nicht. Wed­er lebe ich in Ger­many, noch bin ich deutsch­er Staats­bürg­er (und hätte – als EU-Bürg­er – auch keinen drifti­gen Grund, die deutsche Staats­bürg­er­schaft jemals zu beantra­gen). Trotz­dem geht es mir langsam auf dem Weck­er, als gele­gentlich­er Gast in Deutsch­land nicht sel­ten mit Stielau­gen gemustert zu wer­den, wenn ich aus recht pass­ablem Deutsch (wie ich meine) unbeküm­mert in eine andere Sprache für Pri­vat­ge­spräche wech­sle. Ein sub­jek­tiv­er Ein­druck, sicher­lich, Mehrsprachigkeit als nicht zu beine­den­der Nor­mal­fall scheint aber in Deutsch­land noch nicht angekom­men zu sein.
    (Ins – auf­grund des „Loi Toubon“ – gelobte Fran­zosen­re­ich schein­bar auch noch nicht ganz, wenn ich daran denken muss, dass mir vor­let­zten Som­mer auf dem Flughafen von Niz­za ein Beamter den Stinkefin­ger zeigte, als ich mich auf Englisch über Buslin­ien erkundi­gen wollte. Danke, eben­falls, mit dem nach 20 Jahren her­aus­gekramten, ver­rosteten Franzö­sisch, das ich nach ein paar Tagen Urlaub wieder rel­a­tiv flott plap­pern kon­nte, war plöt­zlich alles wieder gut. Und in zwei weit­eren Tagen wurde ich prompt wieder ange­fein­det, als ich mich ein biss­chen im eben­falls mal als Wahlfach belegten Okz­i­tanis­chen anstrengte. Die aus Paris stam­mende Haush­er­rin ver­sicherte mir kühl und abweisend, dass in dem Dorf, wo Häuser­fas­saden heute noch mit proven­za­lis­chen Inschriften verziert sind, „on a jamais par­lé l’occitan“. Igno­ranz oder sprach­lich-hege­mo­ni­ale Ansprüche/Gelüste? Was ist bloß los mit uns Europäern? Und warum sind z.B. viele Kata­la­nen min­destens dreis­prachig und lächeln, wenn man sich mit einem wüsten Gemisch aus Englisch, Kastilisch und Kata­lanisch „durchzuwurschteln“ ver­sucht? Gemeint sind dabei nicht allein Mut­ter­sprach­ler, son­dern auch ara­bisch- oder lateinamerikanis­chstäm­mige Men­schen in Katalonien.)
    Unsere Angst vor „Über­frem­dung“ gilt vielmehr Sprachen wie Ara­bisch und Türkisch, denn die sogen. autochtho­nen Min­der­heit­en­sprachen haben wir Europäer ja größ­ten­teils erfol­gre­ich ausgemerzt.
    Glaubt denn wirk­lich jemand, dass mit im Grundge­setz ver­ankerten Maßregelun­gen etwaige miss­lun­gene Inte­gra­tionsver­suche divers­er zuge­wan­dert­er Min­der­heit­en durch richtige erset­zt wer­den? Und falls ja, um welchen Preis?
    PS: Deutsch hat in den mit­telosteu­ropäis­chen Län­dern ein ver­dammt hohes Anse­hen, mit skur­rilen Vorstößen à la VDS & Kumpane kippt man die (an sich legit­ime) Mühe um eine stärkere Posi­tion dieser wun­der­schö­nen Sprache eher ins Gegenteil.

  29. Wentus

    Chan­cen­gle­ich­heit?
    Die Auf­nahme eines Zwangs zur deutschen Sprache ins Grundge­setz hat einen inter­es­san­ten sozialen Hintergrund:
    Die sprach­be­hin­derten Bevölkerungss­chicht­en wür­den geschützt.
    Wie all­ge­mein wis­senschaftlich anerkan­nt, stammt homo sapi­ens aus Afri­ka. Dort ist es üblich, auf­grund der Dichte von Kul­turen und Eth­nien mehrere Sprachen im All­t­ag zu sprechen. Man spricht eben mit dem Bäck­er eine andere Sprache als mit dem Gemüse­händler. Die nor­malen Mit­teleu­ropäer sind von Natur aus mit den geisti­gen Fähigkeit­en aus­gerüstet, um das gle­iche zu tun.
    Es gibt allerd­ings einige Behin­derte unter uns, die nicht in der Lage sind, sich mehrsprachig auszu­drück­en. Diese Behin­derung macht sie schutzbedürftig! Schließlich haben wir auch über­all Behin­derten-Park­plätze eingerichtet.
    Es wäre allerd­ings falsch, der gesamten Bevölkerung die Behin­derung aufzuzwin­gen, also z.B. jedem Deutschen per Gesetz die Beine zu amputieren. Genau in diese Ecke wollen uns die Sprach­puris­ten jedoch drängen.
    Deshalb müssen sich die viel­sprachi­gen Men­schen gegen die Dik­tatur der sprach­lich Behin­derten wehren!

  30. NörglerIn

    Auswirkun­gen in Frankreich

    Er fügt zwar schnell hinzu, dass der­lei Dinge geset­zlich nicht unter­bun­den wer­den kön­nten, lobt aber gle­ich darauf die Académie Française und die franzö­sis­chen Sprachge­set­ze, die genau dies tun.

    Seit wann kann die Académie française geset­zlich etwas unterbinden?

  31. Klausi

    Wenn der Blinde dem Sehenden…
    An Gareth:
    Mit den soge­nan­nten Charts ist das immer so eine Sache, welche z.B. nimmt man zum Ver­gle­ich. Nehmen wir also am besten die Verkauf­szahlen als Maßstab, da spricht der Markt, auf den Sie sich berufen. Ich habe mal bei den aktuell 10 bestverkauften Alben und Sin­gles mit Datum 25.02.2011 nachgeschaut: http://www.musiknews.de/…charts-deutschland.html
    Dem­nach müsste der Anteil der im Rund­funk gespiel­ten deutschen Titel bei duch­schnit­tlich 30% liegen, wenn man Lena mal her­aus­nimmt, da sie ja bekan­ntlich nicht auf Deutsch singt. Und nun dür­fen Sie mal über­prüfen, ob Sie in den näch­sten Tagen auf einem der Dauer­dudelsender jemals Ina Müller, Max Raabe oder “Unheilig” vernehmen wer­den und ob der Anteil deutschsprachiger Musik tat­säch­lich bei 30% liegt.
    Bei iTunes Deutsch­land http://www.oljo.de/album-charts-deutschland.php
    sind unter den 20 bestverkauften Alben 6 deutsche Titel (Bossse, Ina Müller, Jupiter Jones, Max Raabe, Howard Carpen­dale, Die Drei???), was eben­falls einem Anteil von 30% entspricht.
    Wenn der Markt nach immer­hin 30% deutsch­prachiger Musik ruft, wird dieser Ruf von den Radiomach­ern anscheinend über­hört. Dem­nach wird nicht unbe­d­ingt das gespielt, was gehört wer­den will, son­dern über­wiegend das, von dem man glaubt, dass es gespielt wer­den sollte. Was sind die Grüne dafür? Wenn 70%, also die Mehrheit, einen anderen Geschmack hat, dudelt man bei den Pri­vat­en den Mehrheits­geschmack ab, da man von der Wer­bung lebt. Davon lassen die auch nicht ab, wenn von den Hör­ern mal Musik­wün­sche geäußert wer­den kön­nen. Ver­suchen Sie es ein­mal, Ihr Wun­sch wird nur erfüllt, wenn Sie sich “das Richtige” wün­schen. In so fern ist auch Ihre These falsch, man ori­en­tiere sich bei der Pro­gram­mgestal­tung am Geschmack und an den Wün­schen der Zuhör­er. Das muss schon alles passen. So geheim ist der Plan der Dudelsender also gar nicht. Lei­der passen sich die öffentlich-rechtlichen Anstal­ten dieser Entwick­lung immer mehr und mehr an. Da haben sie sog­ar ein­mal recht.
    Und nun kommt die Folge von dat Janze: Hört man immer nur Englis­chsprachiges, verän­dert sich mit der Zeit auch der Musikgeschmack. Logisch? — Ich meine Ja. Kul­turelle Vielfalt? — Die stelle ich mir anders vor. Es find­et schlussendlich eine bes­timmte Art von Musik­erziehung statt, die wohl kaum bess­er sein kann, als eine Quote für deutschsprachige Musik.
    Man kann sich als Ver­brauch­er natür­lich weit­er ver­al­bern lassen, aber dass ger­ade Sie die Zusam­men­hänge nicht durch­schauen, schmerzt mich schon.

  32. LMK

    @Klausi
    Was hat denn der Musikgeschmack damit zu tun, ob ein Text in Deutsch oder Englisch ver­fasst ist? Heino wäre mir auf Englisch auch nicht lieber.

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