Handwerkliche Fehler

Von Anatol Stefanowitsch

Dem Jour­nal­is­ten René Pfis­ter ist der Hen­ri-Nan­nen-Preis aberkan­nt wor­den — wenn ich es richtig ver­standen habe, deshalb, weil er nicht mit See­hofers Mod­elleisen­bahn gespielt hat (wie weise es über­haupt ist, einen Preis nach Hen­ri Nan­nen zu benen­nen, sei dahingestellt).

Der Jury war aber wichtig, dass man Pfis­ter lediglich „handw­erk­liche Fehler“ vor­w­erfe. Was das heißen soll, bleibt unklar — vielle­icht, dass er nur aus verse­hen nicht mit besagter Mod­elleisen­bahn gespielt habe. Vielle­icht wollte die Jury des Hen­ri-Nan­nen-Preis­es auf diese Weise aber auch den Preis qua­si zu ein­er Art Pro­mo­tion­säquiv­a­lent erheben.

Es ist aber auch egal, denn spätestens seit Gut­ten­berg bedeutet handw­erk­liche Fehler so etwas wie „gel­o­gen und bet­ro­gen und will es nicht zugeben“ (siehe auch hier), und die Jury hätte deshalb keinen unglück­lich­er gewählten Aus­druck ver­wen­den können.

Mich hat inter­essiert, ob eigentlich auch Handw­erk­er handw­erk­liche Fehler machen, und ich habe deshalb eine repräsen­ta­tive Stich­probe aus dem Deutschen Ref­eren­zko­r­pus des Insti­tuts für deutsche Sprache daraufhin unter­sucht, wem man „handw­erk­liche Fehler“ unterstellt.

Das Ergeb­nis bedarf keines weit­eren Kommentars.

4 Gedanken zu „Handwerkliche Fehler

  1. Evo2Me

    Das inter­es­san­tere Ergeb­nis ist doch, dass Ter­ror­is­ten bere­its an drit­ter Stelle rang­ieren. Das die Poli­tik­er einen solch grandiosen Vor­sprung vor den Wirtschafts­führern haben, zeigt nur wie gut das Mar­ket­ing der Unternehmensver­bände ist. Aber Ter­ror­is­ten? Wird da eini­gen vorge­wor­fen, dass sie sich ver­flo­gen haben, oder geht es um nicht explodierende Unterwäsche?

    Antworten
  2. Peer

    Ich nehme an, es ging um Bomben die auf­grund von “handw­erk­lichen Fehlern” nicht explodiert waren.

    Antworten
  3. A.S.

    Peer ver­mutet richtig: Genau das war der Kon­text, der für mich übri­gens äußerst merk­würdig klingt. Ein Beispiel: „Nach den ver­sucht­en Bombe­nan­schlä­gen auf die bei­den Region­alzüge, die nur wegen handw­erk­lich­er Fehler fehlgeschla­gen sind, ist wieder reflexar­tig der Ruf nach mehr Überwachung laut gewor­den.“ (Rhein-Zeitung, 7. Sep­tem­ber 2006) — es klingt, als ob den Ter­ror­is­ten hier ein Vor­wurf wegen ihrer man­gel­nden Bomben­bau-Fer­tigkeit­en vorwirft.

    Antworten
  4. Peer

    Hm, eher im Sinne von “Da haben wir aber Glück gehabt! Im Prinzip kön­nen die das schon mit den Bomben, aber noch haben sie die nicht zusam­men­bekom­men. Noch! Da muss schnell Überwachung her“Also mehr zur Panikmache verwendet…

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu A.S. Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.