Taboobrüche

Von Anatol Stefanowitsch

In seinem Blog „Deutsche Sprak schwere Sprak“ macht sich Lud­wig Tre­pl, der oft auch in den Kom­mentaren im Sprachlog hin­ter­sin­nige und manch­mal etwas ver­schlun­gene Sprach­nörgelei betreibt, Sor­gen um die deutsche Sprache.

Er befürchtet, dass das „let­zte Tabu“ fällt, weil er auf der deutschen Ver­sion der Web­seite eines spanis­chen Hotels die Schreib­weise Taboo gefun­den hat:

Sich­er wer­den täglich Dutzende von deutschen Wörtern frisch amerikanisiert und in der Regel ist das der Beginn eines Siegeszugs. Und den­noch, ich weiß nicht warum: „Taboo“ scheint mir etwas Beson­deres zu sein. Ein Tabubruch ist geschehen, eine Art von Wörtern, bish­er von einem Zauber behütet, ist nun schut­z­los geworden.

Ja, es ist wirk­lich eine Schande, dass aus­gerech­net dieses urdeutsche Wort mit ein­er neu­modis­chen amerikanisierten Schreib­weise verse­hen wird.

Das hätte der deutsche Kapitän James Cook Jakob Koch sich sich­er nicht träu­men lassen, als er das Wort in die englis­che deutsche Sprache ein­führte.

Noch schlim­mer: Irgen­dein gemein­er Sprachz­er­stör­er hat diese neu­modis­che Schreib­weise rück­wärts durch die Zeit geschickt, sodass sie den Zauber des schut­zlosen Wortes Tabu nun schon seit über zwei­hun­dert Jahren bedro­ht. Zum Beispiel in Oth­mar Riet­manns „Wan­derun­gen in Aus­tralien und Polynesien“von 1868, in Christoph Friedrich Karl Kölles „Betra­ch­tun­gen über das Gebet des Her­rn“ von 1836 und sog­ar in den „Neuen Leipziger gelehrte Zeitun­gen“ von 1785.

Wie gut, dass es die Sprach­nör­gler gibt. Son­st wäre die deutsche Sprache wohl bald völ­lig unbenutzbar.

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