Vokalharmonisches Türkisch

Von Kristin Kopf

Ich habe Anfang des Jahres zum ersten Mal seit ewig eine Zwiebelfis­chkolumne gele­sen. Und erstaunlicher­weise am Ende nicht angewidert weggek­lickt, son­dern eher neu­tral. Ne Kolumne halt. Es geht um Sprache und Sprach­spiele und er ver­sucht nicht, sprach­wis­senschaftlich zu sein. Vielle­icht kann ich ihn vom Erzbösewicht zum nor­malen Bösewicht run­ter­stufen? Mal im Auge behalten.

Der Text han­delt von der ü-Affinität des Türkischen und davon, dass es im Deutschen ja auch eine Menge ü’s gibt. Aber Äpfel und Bir­nen. Dass bei­de Sprachen den Laut ü besitzen, ist eine ziem­lich lasche Gemein­samkeit. Das ü ist zwar ein nicht sooo häu­figer Laut, find­et sich aber doch in ein­er ganzen Rei­he von uns umgeben­den Sprachen, so im Franzö­sis­chen (culture ‘Kul­tur’), im Schwedis­chen (tysk ‘deutsch’), im Nieder­ländis­chen (huren ‘mieten’) und im Ungarischen (kön­nyű ‘ein­fach’). Die weltweite Ver­bre­itung in einem Sam­ple von 562 Sprachen kann man sich im WALS anschauen (und habe ich auch hier schon ein­mal behandelt):

Sprachen mit ü (rot, 6) und mit ü und ö (pink, 23)

Auf­fäl­liger ist (wie Sick auch bemerkt), dass bei­de Sprachen den Laut als <u> mit zwei Punk­ten drauf ver­schriften. Aber mir geht’s um die Verteilung dieser ü’s. Dass Deutsch und Türkisch den Laut haben und gle­ich schreiben, heißt näm­lich noch lange nicht, dass sie ihn auch gle­ich nutzen …

Deutsch: Bitte jeder nur ein ü!

Es gibt einen ganz grundle­gen­den Unter­schied zwis­chen Deutsch und Türkisch, und der beste­ht darin, was einzelne Sil­ben eines Wortes können.

Im Deutschen gibt es immer eine priv­i­legierte Silbe, näm­lich die betonte, und die darf qua­si alles. Sie kann alle Vokale benutzen, die es im Deutschen so gibt – mit ein­er Aus­nahme: dem Schwa. Das Schwa, ver­wirren­der­weise als <e> geschrieben, ist der Vokal, der sich mit dem ger­ing­sten Aufwand pro­duzieren lässt. Die Zunge bleibt ein­fach faul mit­ten im Mund liegen, fertsch. Und es ver­tritt so gut wie alle anderen Vokale in den unbe­ton­ten Silben:

Grafik: Julian Jarosch

Jedes σ ste­ht für eine Silbe. Die orange Silbe ist in diesem Beispiel­wort die betonte, und deshalb darf sie auch ein ü haben. Die unbe­ton­ten Sil­ben kön­nen das nicht, ein Wort wie *gübügült ist im Deutschen unvorstell­bar. Statt dessen haben wir Wörter wie gebraten, ver­brauchen, Gehäuse, bestehlen, Briefchen, hunderte, …1

Alle deutschen Beispiele mit mehr als einem ü, die Sick nen­nt, sind deshalb auch Kom­posi­ta, also aus zwei selb­ständig vork­om­menden Wörtern zusammengesetzt:

Tür+drücker, Geflügel+würste, Glück+wünsche, Mühlen+flügel, Süd+früchte, …

Man sieht klar, dass die Einzelele­mente jew­eils nur ein ü haben können:

Tür, Drücker, Geflügel, Würste, Glück, Wünsche, Mühle, Flügel, Süd, Früchte, …

Bei Wörtern, die eh nur eine Silbe haben, fällt das nicht so stark auf, aber wenn man sie ver­längert, sieht man wieder den gle­ichen Effekt:

Türen, beglücken, Süden, …

Kom­plexe deutsche Wörter, die nur ü als Vokal haben, sind deshalb ziem­lich hinget­rickst, sie beste­hen nur aus ein­sil­bi­gen Bestandteilen, wie Früh­stück (aber früh­stücken).

Türkisch: Je ü, desto harmonischer!

Im Türkischen hinge­gen kann zwar nicht jed­er Laut in jed­er Silbe vorkom­men, aber die Auswahl ist schon erhe­blich größer als im Deutschen.2 Dazu muss man zwei Dinge wissen:

  1. Gram­ma­tis­che Infor­ma­tion (also Plur­al, Kasus, Per­son, …) fol­gt im Türkischen immer auf den Wort­stamm, der die Bedeu­tung trägt. (Ist im Deutschen ähn­lich, aber nicht ganz so extrem.) Dabei ist die Abfolge der Endun­gen streng geregelt.
  2. Im Türkischen wer­den Vokale auf zwei bzw. vier Grup­pen verteilt, die immer zusam­men auftreten wollen.

Ein türkisches Wort brüllt nicht “Stoooop, ich habe schon ein ü, ab jet­zt nur noch Schwas!”. Ein türkisches Wort ken­nt gar keine Schwas. Das Sig­nal, das der Wort­stamm an seine Endun­gen sendet, ist vielmehr: “Leute, ich hab ein ü, passt euch gefäl­ligst an!”

Diese Anpas­sung der Endun­gen nen­nt sich Vokalhar­monie. Im Türkischen wer­den dabei die große und die kleine Vokalhar­monie unter­schieden. Für eine Art von Endung ste­ht immer fest, welche der bei­den Har­monien sie befol­gt, z.B. die Plu­ral­en­dung immer die kleine, die Pos­ses­siven­dung immer die große.

Kleine Vokalharmonie

(Vokale sind mit ihren Graphe­men angegeben, nicht mit IPA.)

Bei der kleinen Vokalhar­monie gibt es zwei Laut­grup­pen. Sie unter­schei­den sich in der hor­i­zon­tal­en Posi­tion der Zunge (“Zun­gen­lage”): Liegt sie bei der Laut­pro­duk­tion vorne oder hin­ten? Für i, ü, e und ö befind­et sie sich vorne, für ı, u, a und o hin­ten im Mundraum (siehe rechts im Bild). Nun gibt der Wort­stamm den Har­moniebe­fehl, und Endun­gen, die der kleinen Vokalhar­monie fol­gen, müssen sich anpassen.

Wenn sich im Wort­stamm ein vorder­er Vokal befind­et, wählen die Endun­gen das e als Vertreter dieser Gruppe. Es wird also nicht genau der Vokal des Stamms auf die Endun­gen über­tra­gen, son­dern ein Stel­lvertreter­vokal der ganzen Gruppe, der vorne aus­ge­sprochen wird. Das sieht dann zum Beispiel mit der Plu­ral­en­dung -l_r3 so aus:

  • i im Stamm: il ‘Prov­inz’ → iller ‘Prov­inzen’
  • ü im Stamm: kültür ‘Kul­tur’ → kültürler ‘Kul­turen’
  • e im Stamm: el ‘Hand’ → eller ‘Hände’
  • ö im Stamm: kuaför ‘FriseurIn’ → kuaförler ‘FriseurIn­nen’

Und bei einem hin­teren Vokal gewin­nt das a:

  • ı im Stamm: z ‘Mäd­chen’ → kızlar ‘(die) Mäd­chen’
  • u im Stamm: mum ‘Kerze’ → mumlar ‘Kerzen’
  • a im Stamm: ara­ba ‘Auto’ → arabalar ‘Autos’
  • o im Stamm: org ‘Orgel’ → orglar ‘Orgeln’

Große Vokalharmonie

(Vokale sind mit ihren Graphe­men angegeben, nicht mit IPA.)

Bei der großen Vokalhar­monie wer­den vier Grup­pen aufgemacht. Neben dem weit­er­hin gel­tenden Kri­teri­um vorne vs. hin­ten kommt nun noch die Lip­pen­run­dung hinzu. Bei ü, ö, u und o run­det man die Lip­pen zur Aussprache, bei i, e, ı und a tut man das nicht. Kom­biniert man die bei­den, so erhält man vier neue Gruppen:

- vorne und ungerun­det: i, e
— vorne und gerun­det: ü, ö
— hin­ten und ungerun­det: ı , a
— hin­ten und gerun­det: u, o

In allen Fällen wird der hohe Vokal für die Endun­gen benutzt, d.h. der, bei dem sich die Zunge zur Bil­dung höher im Mund befind­et (im Bild dun­kler hinterlegt).

Eine Endungs­gruppe, die der großen Vokalhar­monie fol­gt, ist die Besitzanzeige. Wenn mir (1. Per­son Sin­gu­lar) etwas gehört, hänge ich an das entsprechende Ding ein -_m.4 Es entste­hen also Wörter wie …

  • el+im ‘meine Hand’, il+im ‘meine Prov­inz’
  • kültür+üm ‘meine Kul­tur’, kuaför+üm ‘meinE FriseurIn’
  • z+ım ‘meine Tochter’, mal+ ım ‘mein Eigen­tum’
  • mum+um ‘meine Kerze’, org+um ‘meine Orgel’

Die bei­den Vokalhar­monien kön­nen auch miteinan­der inter­agieren, dazu find­et sich für Inter­essierte etwas am Ende dieses Beitrags. Ach ja: Für den Fall, dass die Wurzel mehrere Vokale besitzt, ist immer der let­zte auss­chlaggebend (z.B. sem­bol ‘Sym­bol’ nimmt bei der großen Vokalhar­monie u und bei der kleinen a, wie sich das für o gehört, nicht i bzw. e, was die Wahl des ersten Vokals im Wort, e, wäre) .

Zurück zum ü

Das ü ist ein­er der Vokale, die sich bei der großen Vokalhar­monie durch­set­zen. Das bedeutet, dass dann alle Wörter mit ö oder ü im Stamm in den entsprechen­den Endun­gen auch ein ü haben. Sick hat ja die fol­gen­den Beispiele:

Es gibt Wörter wie “Müdür­lügü” (Direk­tion, Leitung) und Sätze wie “Gülüm, gül yüzünü güldürürüm senin” (Meine Rose, ich kann dein Rosen­gesicht zum Lachen bringen).

In allen Fällen sind zahlre­iche ü’s der Vokalhar­monie geschuldet, bei der Direk­tion wurde auch noch ein bißchen geschummelt:

müdür-lüğ‑ü (mit <ğ> und kleingeschrieben) beste­ht aus:

  • müdür ‘Direk­torIn’
  • lük – eine Endung, mit der man u.a. Abstrak­ta bilden kann (ähn­lich wie mit -tum im Deutschen, vgl. KönigKönig­tum), der Vokal fol­gt der Vokalhar­monie (die <k>/<ğ>-Varianz ist regelgeleitet)
  • ü – die Endung für Akkusativ oder Pos­ses­siv, der Vokal fol­gt auch der Vokalharmonie

Das let­zte ü gehört also gar nicht zur Nen­n­form des Wortes.

Der Rosen­satz lässt sich fol­gen­der­maßen zerlegen:

Auch hier also ein­deutig: Es gehört immer nur ein ü zur lexikalis­chen Bedeu­tung (gül ‘Rose’, yüz ‘Gesicht’ und gülmek ‘lachen’), der Rest sind gram­ma­tis­che Endun­gen mit großer Vokalhar­monie (Pos­ses­siv, Kasus, Diathese, Tempus/Aspekt, Person/Numerus).

Und dann noch: Das Phänomen <Fürühstück>

Hier gibt Sick die richtige Erk­lärung für das zusät­zlich eingeschobene ü:

Die türkische Sprache zeich­net sich durch ihren Vokalre­ich­tum aus. Sie ken­nt keine zwei aufeinan­der­fol­gen­den Kon­so­nan­ten. Daher wird beim Sprechen (und offenkundig auch beim Schreiben) ins deutsche Kon­so­nan­tengestrüpp gern die eine oder andere türkische Vokal-Blume gepflanzt. Aus “Glüh­wein” wird “Gülüh­wein” und aus “Früh­stück” wird “Fürüh­stück”; nach den Geset­zen der türkischen Vokalhar­monie hätte sog­ar ein “Fürüh­sütück” daraus wer­den können.

Das sind soge­nan­nte phono­tak­tis­che Beschränkun­gen. Viele Sprachen ver­bi­eten das gehäufte Auftreten von Kon­so­nan­ten (das heißt “Kon­so­nan­ten­clus­ter”, aber “Gestrüpp” finde ich eigentlich auch cool) am Anfang oder Ende ein­er Silbe. (In der Mitte ste­ht ja meist eh ein Vokal.) Das mit der Silbe ist wichtig! Die Kom­bi­na­tion rs in Versehen ist kein Kon­so­nan­ten­clus­ter, weil die Kon­so­nan­ten zu zwei ver­schiede­nen Sil­ben gehören: Ver.seh.en.

Das Deutsche sieht in Kon­so­nan­ten­clus­tern auf jeden Fall kein Prob­lem, in Frühstück haben wir bei bei­den Sil­ben jew­eils zwei Kon­so­nan­ten im Anlaut (fr, st), wir kön­nen aber auch noch viel abar­tiger, wie in Herbst, lernst oder Strumpf.

Lern­er mit ein­er Mut­ter­sprache, die keine Kon­so­nan­ten­clus­ter erlaubt, tun sich dann ziem­lich schw­er, wenn sie Deutsch ler­nen. Um diese Clus­ter einiger­maßen aussprech­bar zu machen, schieben sie oft zusät­zliche Vokale zwis­chen die stören­den Kon­so­nan­ten ein. Dieser Vor­gang selb­st ist keine Vokalhar­monie, wie Sick im oben zitierten Absatz unzuläs­sig verkürzend behauptet, aber natür­lich ist im Fall des Türkischen die Auswahl des eingeschobe­nen Vokals von der Vokalhar­monie bestimmt.

Fazıt

Während im Deutschen eine Silbe im Wort exponiert wird und einen großen Vokalre­ich­tum aufweisen kann, darunter auch das ü, wird im Türkischen die Strate­gie ver­fol­gt, möglichst ähn­liche Vokale in einem Wort zu haben. Das ü tritt dann, sofern der Stamm auf ü oder ö aus­lautet und die große Vokalhar­monie greift, in allen weit­eren Sil­ben auf.

Und teşekkür ederim!

Meinen her­zlich­sten Dank an Memo, der diesen Beitrag kri­tisch gele­sen hat und dem ich auch die Seg­men­tierung der Beispiele aus dem Sick-Artikel ver­danke! Alle verbleiben­den Fehler sind natür­lich meine eigenen.

Update: Und eben­falls vie­len Dank an Julian Jarosch, dem ich seine Kri­tik an meinen Grafiken verzei­hen kann, weil seine ein­fach so viel bess­er sind 😉

Fußnoten:
1 Natür­lich gibt es im Deutschen auch Deriva­tion­saf­fixe, die kein Schwa besitzen, z.B. ‑ung, ‑heit, ‑schaft, ‑ig, ‑lich, … Darauf gehe ich hier nicht ein, weil ich dazu das Konzept des pho­nol­o­gis­chen Wortes ein­führen müsste, aber: Keines dieser Affixe kann ein ü haben. ü geht wirk­lich nur für die betonte Silbe!
2 Die erste Silbe gibt den Ton an, in der zweit­en (und den weit­eren) kann es dann Beschränkun­gen geben. So gibt es z.B. ö und o nicht in der zweit­en Silbe nativ türkisch­er Wörter – nur in Lehn­wörtern wie şoför ‘Chauf­feurIn, FahrerIn’, kuaför ‘FriseurIn’, orga­ni­zatör ‘Organ­isatorIn’, sembol ‘Sym­bol, Formel’, filozof ‘Philosoph’. Das hat sich­er mit der Vokalhar­monie zu tun, die gle­ich erk­lärt wird und bei der o und ö nie zur Har­mon­isierung genutzt wer­den können.
3 Um anzuzeigen, welch­er Vokalhar­monie ein Suf­fix fol­gt, schreibt man in der türkischen Sprach­wis­senschaft Großbuch­staben, wenn man nur die Endung nen­nt, also -lEr, das E zeigt die kleine Vokalhar­monie, oder -Im, das I zeigt die große.
4 Hat das Wort schon selb­st einen Vokal am Ende, wie ara­ba ‘Auto’, dann wird nur ein m ange­fügt: arabam ‘mein Auto’

Exkurs: Groß meets klein

Inter­es­sante Effek­te entste­hen, wenn Endun­gen mit großer und welche mit klein­er Vokalhar­monie ange­hängt wer­den. Die erste Endung bildet zusam­men mit dem ursprünglichen Stamm (den man in der Lin­guis­tik zur besseren Unter­schei­dung auch “Wurzel” nen­nt) einen neuen Stamm und der let­zte Vokal dieses neuen Stammes ist auss­chlaggebend. Im fol­gen­den Beispiel wird zuerst die Plu­ral­en­dung ange­hängt (kleine Vokalhar­monie) und danach die Pos­ses­siven­dung (große Vokalhar­monie):Wenn die kleine Vokalhar­monie der großen vor­ange­ht, bleibt für die große keine wirk­liche Wahl mehr (i oder ı), bei groß vor klein passiert hinge­gen nichts:

14 Gedanken zu „Vokalharmonisches Türkisch

  1. Charlie

    Ein schön­er Beitrag.
    Bleibt mir nur zu erwäh­nen, dass die Stämme türkisch­er Zunge bere­its massen­haft mehrsil­bige Wörter unter anderem aus dem Per­sis­chen (und damit indi­rekt aus dem Ara­bis­chen) entlehnt hat­ten, die die in ererbten Mor­phe­men uni­verselle Vokalhar­monie durch­brachen, noch bevor sie im Zuge der mon­golis­chen Eroberung und Besied­lung das östliche Eurasien in Rich­tung West­en ver­ließen. Wir alle ken­nen ja z. B. Namen wie Ayşe und Erdal, in denen sowohl Vorder- als auch Hin­ter­vokale im sel­ben Mor­phem vorkom­men. In der osman­is­chen und in der türkeitürkischen Epoche kamen dann auch noch franzö­sis­che, griechis­che, ital­ienis­che, englis­che und weit­ere Entlehnun­gen hinzu, die eben­falls nicht vokalhar­monisch angepasst wurden.
    Und was die phono­tak­tis­chen Beschränkun­gen ange­ht: es gibt heute Wörter wie film, die von manchen auch ein­sil­big wie im Deutschen aus­ge­sprochen wer­den, während andere nach der tra­di­tionellen Sil­ben­stru­tur fil­im sprechen. Da ist einiges im Fluss.

    Antworten
  2. Carsten

    Cool­er Artikel. Bin durch den Link vom Sprachlog hierübergekommen. 

    Kann es sein, dass in diesem Satz “Eine Endungs­gruppe, die der kleinen Vokalhar­monie fol­gt, ist die Besitzanzeige.” eigentlich “große Vokalhar­monie” ste­hen sollte? Ist ja auch in dem Absatz und das Beispiel ver­hält sich entsprechend.

    War trotz­dem sehr inter­es­sant zu lesen.

    Antworten
  3. Sabine

    Das Türkische hat doch schwa, und das sog­ar betont! Ver­schriftlicht als i ohne Punkt. z. b. kızıl ‘rot’.
    Gruß
    Sabine (Gast)

    Antworten
    1. Kristin Beitragsautor

      Hal­lo Sabine,
      nein, das Schwa ist ein zen­traler, mit­tlerer Vokal, das ı hinge­gen ein hin­ter­er, geschlossen­er, vgl. z.B. hier.
      Viele Grüße,
      Kristin.

      Antworten
  4. Birgit

    Sehr inter­es­sant, auch für mich, ‚die ich türkisch nur “kenne”, nicht spreche, da z. B. die Lage der Laute (Zun­gen­lage im Mund) generell beim Sprechen­ler­nen eine große Rolle spielt. Diese Geset­zmäßigkeit­en haben nicht nur Auswirkung auf die gram­ma­tis­che Entwick­lung ein­er Sprache, son­dern geben beim Spracher­werb auch pho­nol­o­gisch die Rei­hen­folge vor. Das inter­essiert gesunde Sprach­lern­er kaum, aber Sprachther­a­peuten schon, weil es bei der Behand­lung von pho­nol­o­gis­chen Entwick­lungsstörun­gen eine Rolle spielt.
    Gruß
    Bir­git (Gast)

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  5. susanne grube

    Schau mal meine Hausauf­gabe durch, bitte.…
    5. Turk­ish (Cow­an & Rakušan)
    Con­sid­er the sounds [u] and [ü] and deter­mine whether they are allo­phones of the same phoneme or rep­re­sent two dif­fer­ent phonemes. If allo­phones, state the com­ple­men­tary dis­tri­b­u­tion; if phonemes, state the contrast.
    • If you’re the least bit hes­i­tant, set up envi­ron­ments for each word, like Hayes sug­gests for Maa­sai (37ff.).
    • Look for patterns/contrasts

    bavul ‘trunk’ türk ‘Turk’
    uyu­mak ‘to sleep’ üč ‘three’
    bozuk­luk ‘small change’ ürküt­mek ‘to cause’
    bučuk ‘half’ üst ‘top’
    bu sefer ‘this time’ yüzü ‘to refuse’
    ǰuma ‘Fri­day’ süt ‘milk’
    usta ‘mechan­ic’ öksürük ‘cough’
    uzak ‘far’ üzüm ‘grape’
    tuz ‘salt’ yüzünǰü ‘hun­dredth’
    šu ‘that’ ölčülü ‘mod­er­ate’

    [u] används
    a) ini­tialt i tvås­tavi­ga ord före kon­so­nan­ter­na s, z, y [u]→ s, z, y
    b) medi­alt efter v, y, t, š, ǰ, č v, y, t, š, ǰ, č → [u] → l, k, z, m, č
    c) medi­alt före l, k, z, m, č _ [u] → l, k, z, m, č
    d)finalt i enstavi­ga ord efter b, š b, š→ [u]

    [ü]används
    a) ini­tialt i enstavi­ga ord före č, z, r [ü]→ č, z, r
    b) medi­alt efter t, k, y, z, s, l, r t, k, y, z, s, l, r r → [ü]→ r, t, y, k, č, z, n, ǰ, l
    c) medi­alt före r, t, y, k, č, z, n, ǰ, l _ [ü]→ r, t, y, k, č, z, n, ǰ, l
    d) finalt efter l, ǰ, z, l, ǰ, z → [ü]

    Antworten
  6. susanne grube

    Stdiere in Schwe­den, an der Stock­homer Uni­ver­sitet und habe ger­ade diese Augaben. Ver­ste­he das schon it der Vokalhar­moni. Das war es aber nicht worauf mein Lehrer aus war. Er wollte, dass ich die Stel­lun­gen dieser bei­den Laute beschreibe und dann her­aus­finde ob es 2 veschiedene Phoneme sind oder zwei Allo­pho­nen. Werde nicht schalu. Kön­nt IHR das??? Fre­undlichst Susanne

    Antworten
  7. Sprachen Freak

    ich muss sagen, es ist ein sehr spanen­der Artikel und sehr pro­fes­sionell auf­bere­it­et. Habe zwar mit Türkisch nicht viel zu tun, habe aber trotz­dem sehr ges­pan­nt gelesen.

    Antworten
  8. Carolin Winterholler

    Das ist mal eine sehr schöne und umfassende Erk­lärung für die vie­len üs im Türkischen — an die müssen sich die Lip­pen erst gewöh­nen. So hab ich das noch nie in meinen Türkisch-Lern­büch­ern gese­hen. Danke!

    Antworten
  9. Kristin Kopf Beitragsautor

    Dieser Artikel hat­te im Sch­plock noch zwei weit­ere Kom­mentare, die erst nach dem Import ins neue Sprachlog erfol­gten, daher poste ich sie ein­fach hier:

    fer­hat sagt:
    4. Novem­ber 2012 um 17:27

    deutsch ist ja eine wort­sprache, türkisch ist dage­gen eine sil­ben­sprache. d.h. die kon­so­nan­ten müssen im deutschen aus prag­ma­tis­chen grün­den” betont wer­den, damit Hör­er kein prob­lem hat. im türkischen dage­gen gibt es natür­lich CVCV verbindun­gen, die irgend­wie die gle­ichen funk­tion haben. was aber ein­fach­er ist, müssen die sprech­er bei­den sprachen entscheiden 😀
    außer­dem wird ü im türkischen nie als ü: aus­ge­sprochen. zudem ist der mund auch nicht voll gerun­det. von daher es ist weniger lustig, wenn man “ülü mülü gülü” hört 😀
    noch eine sache türkisch heißt ja im türkischen “türkçe”. drei kon­so­nan­ten sind r+k+tsch sind hin­ter einan­der, wobei der let­zte zu der zweit­en silbe gehört. das heißt, im türkischen kann man ja die aussprechen 🙂 ein beispiel von oben “fürüh­stück” passt ja dann nicht ganz. wenn dann “fürüh­schütück” wäre das aber ich hab seit 3 jahren in deutsch­land keinen türken gese­hen, der so aus­ge­sprochen hat­te. hawai­is­che sprache kön­nte es vielle­icht erlauben 🙂
    grüße

    Memo sagt:
    16. Novem­ber 2012 um 15:09

    Also “fürüh­stück” hab ich schon ganz oft gehört. “Fürüh­schütück” heißt es nicht, weil man ja ganz toll resilb­i­fizieren kann, also fü.rüsch.tück; man verteilt das “st” also auf zwei Sil­ben – Prob­lem gelöst. Wenn “Stück” alleine ste­ht, kommt es dage­gen sehr wohl mal zu “Schütück”; je nach Sprech­er auch mal “Schitück”.

    Antworten
  10. Stina

    Darf ich fra­gen wo du deine Abbil­dun­gen her hast? Hast du die sel­ber erstellt oder aus einem Buch? Ich würde die gerne für eine Hausar­beit ver­wen­den wenn das ok ist und müsste eine Quelle dazu angeben 😉

    Antworten
    1. Kristin Kopf Beitragsautor

      Abbil­dung 1 ist aus dem WALS (Bild ver­linkt auf Quelle), Abbil­dung 2 hat ja einen Nach­weis (und kann damit auch weit­er­ver­wen­det wer­den), Abbil­dung 3 und 4 sind selb­st erstellt auf Basis ein­er Wikipedi­agrafik (diese, d.h. bei Quel­lenangabe auch dor­tiges berück­sichti­gen), Abbil­dung 5 bis 7 habe ich voll­ständig selb­st erstellt, die kön­nen gerne unter Angabe meines Namens für die Hausar­beit benutzt werden.

      Antworten

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