Pippi, geh von Bord

Von Anatol Stefanowitsch

In meinem Beitrag vom Mon­tag habe ich das Prob­lem des Wortes Neger und sein­er Ableitun­gen in Astrid Lind­grens Pip­pi Langstrumpf geht an Bord und Pip­pi in Taka-Tuka-Land disku­tiert und argu­men­tiert, dass es aus über­set­zungs­the­o­retis­ch­er Sicht falsch wäre, Lind­grens schwedis­ches neger aus den 1940er Jahren im 21. Jahrhun­dert mit dem deutschen Neger zu über­set­zen, da ersteres zur Zeit Lind­grens ange­blich neu­tral, let­zteres spätestens heute aber neg­a­tiv belegt ist. Ich habe weit­er argu­men­tiert, dass auch seman­tisch angemessene Über­set­zun­gen wie dunkel­häutiger Men­sch das eigentliche Prob­lem tief in diese Erzäh­lun­gen ver­woben­er ras­sis­tis­ch­er Stereo­type nicht lösen. Die Frage, die am Ende offen­blieb und mit der ich mich heute befassen will, war die, wie man mit diesem Prob­lem am besten umgeht.

Der Oetinger-Ver­lag, der die deutschen Über­set­zun­gen der Pip­pi-Langstrumpf-Büch­er ver­legt, hat sich 2009 zu ein­er Neubear­beitung entschieden:

In allen Neuau­fla­gen und Neuauf­nah­men ab 2009 sind die Worte „Neger“ und „Zige­uner“ nicht mehr zu find­en. Diese Begriffe sind heute nicht mehr zeit­gemäß, entsprechen im deutschen Sprachge­brauch nicht mehr dem heuti­gen Men­schen­bild und kön­nen missver­standen wer­den. Sie wur­den deshalb entwed­er gestrichen oder durch neue For­mulierun­gen erset­zt. So wird beispiel­weise Pip­pi Langstrumpfs Papa jet­zt als „Süd­seekönig“ beze­ich­net, der die „Taka-Tuka-Sprache“ spricht. [Web­seite, Ver­lag Friedrich Oetinger] 

Der Ver­lag betont außer­dem, dass Astrid Lind­gren „tol­er­ant und allem Frem­den gegenüber aufgeschlossen war“, dass ihre Büch­er „Liebe und Ver­ständ­nis gegenüber allen Men­schen“ trans­portieren und von einem „human­itären Anspruch“ charak­ter­isiert sind. Ihre Erben seien es, die „sich bis­lang sprachbe­d­ingt gegen eine Änderung ihrer Texte aus­ge­sprochen“ haben, wom­it der Ver­lag andeutet, dass man eine solche Über­ar­beitung gerne schon früher vorgenom­men hätte.

Stattdessen hat­te man sich vorher damit beholfen, bei der ersten Erwäh­nung des Wortes Neger fol­gende Fußnote hinzuzufügen:

[I]n diesem und fol­gen­den Kapiteln wird der Aus­druck „Neger“ ver­wen­det. Als Astrid Lind­gren Pip­pi Langstrumpf geschrieben hat, war das noch üblich. Heute würde man „Schwarze“ sagen [Pip­pi Langstrumpf geht an Bord (Auflage von 1986), S. 10]. 

In Bezug auf den Umgang mit sprach­lich oder inhaltlich diskri­m­inieren­den Tex­ten gibt es im Prinzip drei Möglichkeit­en (auf eine vierte komme ich später zu sprechen), von denen der Ver­lag erst mit der Fußnote und dann mit der Über­ar­beitung zwei angeris­sen hat.

Erstens kann man den Text so über­ar­beit­en, dass die sprach­liche und inhaltliche Diskri­m­inierung ent­fer­nt wird. Dazu muss man gegebe­nen­falls so stark in den Text ein­greifen, dass ein völ­lig neuer Text entsteht.

Zweit­ens kann man den Text so lassen, wie er ist, ihn aber in eine kri­tis­che Diskus­sion ein­bet­ten, in der den Leser/innen (oder Hörer/innen) der Geschichte das Hin­ter­grund­wis­sen ver­mit­telt wird, das nötig ist, um die Diskri­m­inierung im Text zu erken­nen und angemessen einzuordnen.

Drit­tens beste­ht natür­lich die logis­che Möglichkeit, die Diskri­m­inierung im Text wohlwol­lend und unkom­men­tiert hinzunehmen und den Text dazu zu ver­wen­den, die diskri­m­inieren­den Ideen an die näch­ste Gen­er­a­tion weit­erzugeben (der Oetinger-Ver­lag will das ganz ein­deutig nicht, aber bei vie­len Kri­tik­ern der Über­ar­beitung — auf die ich hier nicht ver­linke, die aber leicht zu ergoogeln sind — hat man den Ein­druck, dass es ihnen genau darum geht).

Lassen wir die dritte Möglichkeit außen vor und betra­cht­en die anderen bei­den genauer.

Den Text von Zeit zu Zeit zu über­ar­beit­en, um ihn so an sprach­liche und gesellschaftliche Gegeben­heit­en anzu­passen, ist eigentlich die offen­sichtlich­ste Lösung. In allen lit­er­arischen Tra­di­tio­nen der Welt lässt sich beobacht­en, dass Stoffe immer wieder neu aufge­grif­f­en und im jew­eils aktuellen kul­turellen Rah­men aus­ge­formt wer­den. Der Kern der Geschichte bleibt dabei rel­a­tiv sta­bil, die Einzel­heit­en ändern sich manch­mal drastisch.

Obwohl die Weit­er­en­twick­lung und Wiederver­wen­dung lit­er­arisch­er Stoffe eher die Regel als die Aus­nahme ist, gibt es gegen dieses Vorge­hen die stärk­sten Proteste. Der Oetinger-Ver­lag hat die Texte 2009 äußerst behut­sam über­ar­beit­et und sich dabei weit­ge­hend auf sprach­liche Aspek­te beschränkt — und trotz­dem harsche Kri­tik geern­tet. Das Ide­al­bild eines kün­st­lerischen Indi­vidu­ums, das ein unverän­der­lich­es Werk schafft, ist offen­sichtlich in unser­er Gesellschaft im Moment so dom­i­nant, dass es als Frev­el betra­chtet wird, wenn andere in ein solch­es Werk eingreifen.

Und natür­lich birgt ein unbe­dacht­es und allzu forsches Über­ar­beit­en von Tex­ten die Gefahr, dass dabei his­torisch rel­e­vante Werke so bear­beit­et wer­den, dass ihr his­torisch­er Kon­text zer­stört wird, und mit ihm die Chance, etwas über diesen Kon­text zu ler­nen. In Diskus­sio­nen um die Neubear­beitung von Pip­pi Langstrumpf wur­den immer wieder die Beispiele von Mark Twains „Die Aben­teuer des Huck­le­ber­ry Finn“ und Har­ri­et Beech­er Stowes „Onkel Toms Hütte“ genannt.

Soll etwa auch dort diskri­m­inierende Sprache ent­fer­nt wer­den (wie es in eini­gen amerikanis­chen Neuaus­gaben der Werke der Fall ist)? Soll gar der Inhalt umgeschrieben wer­den, sodass beispiel­sweise die Sklaven zu nach Tar­i­flohn bezahlten Angestell­ten wer­den? Die Antwort ist natür­lich „Nein“, und zwar aus einem ein­fachen Grund: In „Huck­le­ber­ry Finn“ und in „Onkel Toms Hütte“ geht es expliz­it um die The­men Sklaverei und Ras­sis­mus und die Sprache und die Erzäh­lebene sind in ein­er spez­i­fis­chen his­torischen Peri­ode ver­ankert. Die Sprache der Fig­uren spiegelt die Sprache dieser Peri­ode und ist ja — anders, als das bei Pip­pi Langstrumpf (ange­blich) der Fall ist — an vie­len Stellen der jew­eili­gen Romane diskri­m­inierend gemeint. Wenn man die Sprache verän­dert, reißt man die Romane aus ihrem his­torischen Kon­text und ver­dreht die Inten­tio­nen der Charak­tere. Das gilt auch für den Inhalt der Romane: Wenn man den verän­dert, manip­uliert man die Kern­mo­tive der Geschicht­en. Damit will ich nicht sagen, dass eine solche Manip­u­la­tion grund­sät­zlich unmöglich sein muss: Wenn die Geschichte von „Onkel Toms Hütte“ gut wäre, kön­nte man sie auch in den Kon­text aus­ge­beuteter Fab­rikar­beit­er im Eng­land der indus­triellen Rev­o­lu­tion oder im heuti­gen Asien erzählen. Aber natür­lich wäre das dann eine neue, eigen­ständi­ge Geschichte, die mit „Onkel Toms Hütte“ nur die grundle­gende Struk­tur des Plots gemein­sam hätte und die deshalb „Onkel Toms Hütte“ nicht erset­zen dürfte.

Aber das heißt nicht, dass man „Die Aben­teuer des Huck­le­ber­ry Finn“ und „Onkel Toms Hütte“ jun­gen Men­schen ein­fach kom­men­tar­los zum Lesen in die Hand drück­en kön­nte. Bei­de Büch­er, beson­ders „Onkel Toms Hütte“, erfordern ein umfassendes Hin­ter­grund­wis­sen über die Geschichte der Sklaverei in den USA und über amerikanis­che Sozialgeschichte all­ge­mein, über die Absicht­en, das Leben und die Ideen­welt der Autor/innen und möglicher­weise sog­ar über bes­timmte lit­er­arische Kon­ven­tio­nen. Liest man etwa „Onkel Toms Hütte“ ohne dieses Hin­ter­grund­wis­sen, bekommt man leicht den Ein­druck, Sklaverei sei nur ein sekundäres Prob­lem und das eigentliche Prob­lem seien böse Sklaven­hal­ter, und man bekommt den Ein­druck, dass selb­st die dunkel­sten Seit­en der Sklaverei erträglich waren, wenn die Sklaven nur einen aus­re­ichend fes­ten christlichen Glauben hat­ten. Keins von bei­dem wollte Beech­er Stowe in dieser Plaka­tiv­ität sagen, aber um das zu erken­nen, darf man nicht naiv und ohne Vor­wis­sen an ihr Buch herangehen.

Bei­de Büch­er kön­nen (und müssen) bleiben, wie sie sind, aber zumin­d­est „Onkel Toms Hütte“ gehört nicht mehr in die Jugendlit­er­at­urabteilun­gen heutiger Buch­hand­lun­gen. Es sollte im Druck bleiben, aber nur noch in wis­senschaftlich auf­bere­it­eter Form (mit aus­führlichem erk­lären­dem Vor­wort und Fußnoten). Auch bei „Huck­le­ber­ry Finn“ kann ein erk­lären­des Vor- oder Nach­wort nicht schaden, aber da Twain die Prob­leme des Ras­sis­mus und der Sklaverei, sowie der sozialen Ungerechtigkeit­en sein­er Zeit ganz all­ge­mein, direkt im Text sehr viel dif­feren­ziert­er und intel­li­gen­ter the­ma­tisiert als Beech­er Stowe das in „Onkel Toms Hütte“ tut, kann man das Buch tat­säch­lich noch als Jugend­buch behandeln.

Bei­de Büch­er kön­nen auch her­vor­ra­gen­des Mate­r­i­al liefern, um sich eben jenes Hin­ter­grund­wis­sen anzueignen, das nötig ist, um sie zu ver­ste­hen. Und bei­de Büch­er wer­den dazu auch herange­zo­gen, in der englis­chsprachi­gen Welt aber auch im Englis­chunter­richt in Deutschland.

Kön­nte man dieses Argu­ment also nicht auch für die Pip­pi-Langstrumpf-Büch­er machen? Die Fußnote des Oetinger-Ver­lags soll ja eine Art hochkon­den­sierte Ver­sion des nöti­gen Hin­ter­grund­wis­sens liefern und sie kön­nte Anstoß für eine aus­führlichere Beschäf­ti­gung sein. Ich glaube aber, dass es zwei Gründe gibt, die im Fall der Pip­pi-Langstrumpf-Büch­er gegen ein solch­es Vorge­hen sprechen.

Erstens sind die Büch­er ursprünglich für Kinder im Alter von acht oder neun Jahren gedacht, wer­den heute aber mein­er Erfahrung nach eher schon Fün­fjähri­gen vorge­le­sen. Fün­fjährige, und auch Achtjährige, haben aber schlicht noch nicht genug All­ge­mein­wis­sen, um sich mit der Prob­lematik ern­sthaft auseinan­derzuset­zen. Der Päd­a­gogikpro­fes­sor Jörg Kil­ian hat 2007 einen Unter­richtsvorschlag veröf­fentlicht, der die Oetinger-Fußnote zum Aus­gangspunkt ein­er Beschäf­ti­gung mit diskri­m­inieren­der Sprache nimmt [Kil­ian 2007]. Die Schüler sollen mit­tels von his­torischen und gegen­warts­be­zo­ge­nen Wörter­büch­ern des Deutschen die Bedeu­tungsen­twick­lung des Wortes Neger erkun­den, sie sollen mith­il­fe von dig­i­tal­en Sprachko­r­po­ra den aktuellen Sprachge­brauch in ver­schiede­nen Vari­etäten des Deutschen erforschen, und sie sollen nach alter­na­tiv­en Über­set­zungsmöglichkeit­en suchen.

Es ist ein gelun­gener und sin­nvoller Unter­richtsvorschlag, aber er ist mit gutem Grund für die Klassen­stufen 7–10 gedacht, also für Schüler zwis­chen 13 und 16 Jahren. Fün­fjährige dürften mit allen Aspek­ten dieser Auf­gaben­stel­lung über­fordert sein. Es braucht aber Auf­gaben dieser Art, um wirk­lich zu ver­ste­hen, warum Lind­gren und ihre Über­set­zerin in den 1940er und 1950er Jahren möglicher­weise Neger schreiben kon­nten, wir das Wort aber heute nicht mehr ver­wen­den. Die Kurz­erk­lärung, dass das Wort früher gut war und heute böse ist, hil­ft da nicht weit­er und hin­ter­lässt beim Kind höch­stens Ver­wirrung und halb ver­standene offene Fragen.

Zweit­ens, selb­st wenn man es mit beson­ders klu­gen Fün­fjähri­gen zu tun hätte, gäbe es gute Gründe, nicht ger­ade die Pip­pi-Langstrumpf-Büch­er zum Zweck der sprach­lichen Sen­si­bil­isierung heranzuziehen.

Zum einen geht es in diesen Büch­ern ja eben nicht um Diskri­m­inierung im All­ge­meinen oder Ras­sis­mus im Beson­deren, son­dern um die Aben­teuer ein­er anar­chis­tis­chen Super­heldin in Gestalt eines Kindes (um es nett zu sagen; böse gesagt geht es um ein hyper­ak­tives Kind, das unfähig ist, sich zu konzen­tri­eren oder pro­duk­tiv in soziale Zusam­men­hänge einzubrin­gen und dessen Vater sich vor sein­er Ver­ant­wor­tung für das Kind mit Kof­fern voller Gold freikauft). Die diskri­m­inierende Sprache, und die dazuge­höri­gen diskri­m­inieren­den Inhalte, wer­den ganz neben­bei mit­geliefert, und wenn man sie the­ma­tisiert, bleibt vom ohne­hin mäßi­gen Lesev­ergnü­gen nicht viel übrig.

Zum anderen spielt die Geschichte von Pip­pi Langstrumpf in kein­er spez­i­fis­chen his­torischen Peri­ode. Es ist the­o­retisch möglich, dass in Astrid Lind­grens Schwe­den der 1940er Jahre das Wort Neger keine ras­sis­tis­chen Untertöne hat­te. Es ist auch möglich, dass die beschriebe­nen Sit­u­a­tio­nen und Ereignisse keinen ras­sis­tis­chen Beigeschmack hat­ten. Dass es als Zeichen von „Tol­er­anz und Aufgeschlossen­heit gegenüber allem Frem­den“ gedacht war, als Lind­gren sich einen fet­ten weißen Kapitän eines schwedis­chen Fis­chkut­ters aus­dachte, der wegen sein­er Haut­farbe und prächti­gen Kör­per­fülle von den Bewohn­ern ein­er Süd­seein­sel zum König gemacht wurde. Dass es „Liebe und Ver­ständ­nis gegenüber allen Men­schen“ sig­nal­isieren soll, wenn die schwarzen Inselkinder ganz selb­stver­ständlich davon aus­ge­hen, „dass weiße Haut viel fein­er sei als schwarze“. Dass ein „human­itär­er Anspruch“ hin­ter der Idee steckt, dass Pip­pi von einem „eige­nen Neger“ träumt, der sie mit Schuhcreme poliert.

Das Prob­lem ist nur, dass die Pip­pi-Langstrumpf-Büch­er nicht im Schwe­den der 1940er Jahre spie­len, son­dern in ein­er zeit­losen Phan­tasiewelt, und dass Astrid Lind­gren zwar die Autorin der Büch­er ist, nicht aber die Erzäh­lerin. Wed­er der schwedis­che Sprachge­brauch der 1940er noch die per­sön­liche Tol­er­anz und Aufgeschlossen­heit der Autorin spie­len deshalb irgen­deine Rolle bei der Inter­pre­ta­tion der erzählten Ereignisse und der Sprache der Charak­tere. Anders als „Huck­le­ber­ry Finn“ oder „Onkel Toms Hütte“ ste­hen die Pip­pi-Langstrumpf-Geschicht­en und deren Sprache isoliert von jedem his­torischen Kon­text da und kön­nen nur aus sich selb­st her­aus inter­pretiert werden.

Eine Über­ar­beitung ist deshalb im Falle von Lind­grens Büch­ern der einzig sin­nvolle Umgang mit dem Ras­sis­mus der Orig­i­nal­fas­sun­gen. Diese Über­ar­beitung müsste aber wesentlich radikaler aus­fall­en als die des Oetinger-Ver­lags. Nicht nur die (ange­blich) nicht diskri­m­inierend gemeinte Sprache müsste angepasst wer­den, auch die (ange­blich) nicht diskri­m­inierend gemein­ten Sit­u­a­tio­nen und Ereignisse müssen umgeschrieben wer­den. Mit anderen Worten, die Änderun­gen müssten so radikal aus­fall­en, dass es ein­fach­er wäre, nur die Charak­tere beizube­hal­ten und sich gle­ich ganz andere Geschicht­en auszu­denken. Und übri­gens haben das die Adap­tio­nen der Pip­pi-Büch­er für Film und Fernse­hen auch aus­giebig getan, ohne dass das jeman­den gestört hätte.

Und wenn man zu der Ein­sicht gelangt ist, dass nur eine Umdich­tung noch helfen kann, sollte man auch noch über eine vierte Möglichkeit nach­denken, mit diskri­m­inieren­den Kinder­büch­ern umzuge­hen: Ver­lage kön­nten aufhören, sie nachzu­druck­en und sie kön­nten stattdessen neuen Autor/innen und neuen Geschicht­en eine Chance geben, bessere Geschicht­en zu schreiben. Und Konsument/innen kön­nten aufhören, sie ihren Kindern vorzule­sen. Es ist ja nicht so, als ob eine Welt ohne Pip­pi Langstrumpf unvorstell­bar oder eine lit­er­arische Dystopie wäre. Pip­pis fün­fzehn Minuten Ruhm dauern jet­zt schon sechzig Jahre. Schick­en wir sie doch ein­fach in den wohlver­di­en­ten Ruhestand.

 

KILIAN, Jörg (2007): Pip­pi Langstrumpf als „Negerprinzessin“. Deutschunter­richt 2/2007, S. 15–19.

LINDGREN, Astrid (Aufl. 1986): Pip­pi geht an Bord. Über­set­zt von Cäcile Heinig. Ham­burg: Oetinger.

VERLAG FRIEDRICH OETINGER (o. Datum): Die Begriffe „Neger“ und „Zige­uner“ im Werk Astrid Lind­grens [Link]

 

[Dieser Beitrag erschien ursprünglich im alten Sprachlog auf den SciLogs. Die hier erschienene Ver­sion enthält möglicher­weise Kor­rek­turen und Aktu­al­isierun­gen. Auch die Kom­mentare wur­den möglicher­weise nicht voll­ständig übernommen.]

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.