Wort des Jahres 2013: GroKo

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn das Wort des Jahres verkün­det wird, sind wir beim Sprachlog immer hin und her geris­sen zwis­chen Wort­wahlkol­le­gial­ität und Kopf­schüt­teln. Das Kopf­schüt­teln gewin­nt meis­tens. Also, jedes Mal.

Nach­dem man im let­zten Jahr das völ­lig unbekan­nte Wort „Ret­tungsrou­tine“ zum Sieger gekürt hat­te, wollte man dieses Jahr etwas nehmen, das alle kennen:

Wort des Jahres 2013 ist GroKo. Das Kurz­wort, meist mit dem auf­fäl­li­gen großen „K“ im Wortin­neren, ste­ht für die neue »Große Koali­tion«. Das The­ma hat das Wahl­jahr beherrscht. Das Wort zeigt in seinem Anklang an »Kroko« bzw. »Krokodil« eine halb spöt­tis­che Hal­tung gegenüber der sehr wahrschein­lichen Koali­tion aus CDU/CSU und SPD auf Bun­de­sebene und hat die Presse bere­its zu neuen Bil­dun­gen wie GroKo-Deal ani­miert. [Presserk­lärung der GfdS, 13.12.2013]

Ja, das auf­fäl­lige große K, das ist wirk­lich mal etwas Ungewöhn­lich­es. Also, das machen wir bei Twit­ter-Hash­tags oft. Oft, aber ungewöhn­lich. Liegt vielle­icht an unseren iPhones und Black­Ber­rys. Ein Großbuch­stabe im Wortin­neren, da müsste man mal ein Wort für erfind­en.

Und das Wort klingt ein biss­chen wie „Kroko“ – immer­hin, denn „Ret­tungsrou­tine“ klingt schließich wie gar kein Tier. Außer ein biss­chen wie „Säge­horn­bi­ene“. Das ist lustig. Da kön­nte man ein Twit­ter­mem draus machen – #ein­wort­des­jahres­daneben­tiere, oder so.

Und es drückt eine spöt­tis­che Hal­tung aus. Weil – naja, es klingt wie „Kroko“.

Und es hat die Presse zu neuen Bil­dun­gen ani­miert. „Ani­miert“ bedeutet doch, von Twit­ter abgeschrieben, oder?

Ani­miert klingt ein biss­chen wie „angeschmiert“. Aber das ist kein Tier.

Ich weiß gar nicht, was ich hier eigentlich tue.

9 Gedanken zu „Wort des Jahres 2013: GroKo

  1. Desiato

    Ich finde die in Pro­gram­mier­erkreisen übliche Beze­ich­nung Camel­Case, in Anlehnung an die Höck­er der­sel­ben für die Ver­wen­dung von Bin­nen­ma­juskeln viel schön­er. Was vorher da war, müssen Sie klären. Ich bin Infor­matik­er, kein Linguist.

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  2. Thomas Müller

    Was mich aus sprach­wis­senschaftlich­er Sicht mal inter­essieren würde: Spricht man GroKo nur so ähn­lich aus wie Kroko oder nicht doch identisch?
    Ganz ehrlich, für mich klingt bei­des gle­ich (eben­so wie Grippe und Krippe, Blage und Plage und ähn­liche Fälle, wo Liq­uid auf Plo­siv fol­gt). Und extra die Stimmhaftigkeit zu unter­stre­ichen klingt mir sehr forciert. Liegt das an mein­er Mut­ter­sprache (Pfälzis­ch­er Dialekt) oder geht das irgendwelchen Hochspraches­precherin­nen und ‑sprech­ern genauso?

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  3. Helge

    Also in Nord­deutsch­land spricht man Groko und Kroko nicht gle­ich aus. Ich habe allerd­ings mal in der taz etwas über “Kinder­grip­pen­plätze” gele­sen. Der Autor schien da auch so seine Prob­leme zu haben 😉

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  4. Vilinthril

    Im Süddeutschen/Bairischen ist im Anlaut der Unter­schied zwis­chen stimmhaften und stimm­losen Kon­so­nan­ten in der Tat oft schw­er auszu­machen – Bass/Pass (/bås/) und Torten/dort’n (/duatn/) sind oft unun­ter­schei­d­bar. Klas­sis­cher­weise bleibt zwar ini­tiales K von ini­tialem G unter­schei­d­bar (Karten/Garten ist also nicht gle­ich­lau­t­end, son­dern /koatn/ vs. /goatn/), aber bei „Krokodil“ wäre mein instink­tive Wiener Aussprache trotz­dem /grokodü/, nicht /krokodü/.

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  5. Vilinthril

    Ah, Mut­maßung: Ini­tial sind K/G im Bairischen dann unter­schei­d­bar, wenn auf sie unmit­tel­bar ein Vokal fol­gt? ::grü­bel::

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  6. MrBernie

    Die Wikipedia zu den bairischen Dialek­ten stimmt da zu, allerd­ings nur für den Wortanfang:

    Als einziger for­tis-Laut ist k- am Wor­tan­fang erhal­ten, wenn ihm ein Vokal nach­fol­gt; vor r, l und n wird er eben­falls zum g lenisiert.”

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  7. Giovanni Bavarese

    Kroko” und “Groko” sowie “Koatn” und “Goartn” sind im Bairischen schon unter­schei­d­bar. Das K wird raus­gekotzt, das G viel san­fter ausgesprochen.

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  8. Pingback: Wort des Jahres 2016: Postfaktisch – Sprachlog

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