Wort des Jahres 2016: Postfaktisch

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn die Gesellschaft für Deutsche Sprache uns ihre Wörter schickt, schickt sie nicht ihre besten Wörter. Sie schick­en uns Wörter, die viele Prob­lem haben und sie brin­gen diese Prob­leme zu uns. Sie brin­gen wohlfeilen Unfug. Sie brin­gen erfun­dene Wörter. Es sind Wörter, die nie­mand ken­nt. Und einige, ver­mute ich, sind gute Wörter.

Das Wort des Jahres wurde von und für die Chi­ne­sen erfun­den, um die deutsche Sprach­pro­duk­tion wet­tbe­werb­sun­fähig zu machen. Die krim­inelle Gesellschaft für deutsche Sprache hat die Puris­ten­miliz Vere­in Deutsche Sprache gegrün­det. Aber da kann man nichts machen, Obwohl — die Leute der Amtlichen Rechtschrei­bung, vielle­icht gibt es doch etwas. Ich weiß es nicht.

Ich werde ein eigenes Wort des Jahres wählen – und nie­mand wählt Wörter bess­er als ich, glauben Sie mir – und ich wäh­le sie sehr kostengün­stig. Ich werde ein großes, großes Wort des Jahres an unser­er Sprach­gren­ze wählen und ich werde die Lexiko­graphen für dieses Wort bezahlen lassen.

Alle lieben meine Wörter. Ich kön­nte mich auf die Kon­rad-Duden-Straße stellen und jeman­den zutex­ten, und die Leute wür­den mein Wort des Jahres trotz­dem wählen. Wenn es nicht mein Wort des Jahres wäre, würde ich es wahrschein­lich daten.

12 Gedanken zu „Wort des Jahres 2016: Postfaktisch

  1. Vilinthril

    I see what you did there.

    (Wobei ich, zugegeben­er­weise, fast bis zum drit­ten Absatz gebraucht hab, bis der Groschen fiel.)

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  2. Stefan Langeberg

    Tolles Beispiel für “post­fak­tisch”. — Dolle Sprache für post­fak­tis­ches Gerede — äh: Geschreibe.
    Dem Pro­fes­sor leuchtet es viell. bess­er ein, wenn man ‘post-’ durch ‘contra-‘faktisch ersetzt.
    Aber das Geschwurbel, das so tief mit Ver­fol­gungsvorstel­lun­gen ange­set­zt ist, kriegt man wohl nicht mehr los, ohne ther­a­peutis­che, also: fak­tis­che Intervetion.

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  3. Tim

    Jet­zt hab ich’s auch gecheckt.

    Und ich dachte erst, der Herr Ste­fanow­itsch hätte vor dem Ver­fassen des Textes noch am Glüh­we­in­stand halt gemacht 🙂

    Gute Idee, gut umgesetzt!

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