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Grammatik-Duden zu verschenken!

Von Kristin Kopf

Kür­zlich habe ich die neuste Auflage des Duden 4 (“Die Gram­matik”) geschenkt bekom­men. Damit habe ich jet­zt zwei Gram­matik­du­den. Und keinen Platz im Regal. Da ich sowieso nie hin­sitzen und die Unter­schiede ver­gle­ichen werde, habe ich beschlossen, mich von der let­zten Auflage (das ist die 7., also schon nach der Kom­plet­tüber­ar­beitung) zu tren­nen. Und da auch diese ein Geschenk war – warum nicht weiterverschenken?

Ein Wort der War­nung: Der Gram­matik­du­den ist schwere Kost und eigentlich nicht für Laien geeignet. (Er ist auch im wörtlichen Sinne schw­er … *puh*) Ich würde ihn daher gerne in treue Hände abgeben, die die Ver­ant­wor­tung zu schätzen wissen.

Wer gram­matik­lieb ist und ein staubfreies Regal mit fre­undlichen Büch­ern hat, kön­nte schon bald mit der Vor­mund­schaft für Auflage 7 betraut wer­den. Bess­er als bei mir geht es ihm bei Euch sicher:

8 vs. 7

Inter­esse ein­fach in den Kom­mentaren bekunden!

[Werkzeug] TIPA vs. X‑SAMPA

Von Kristin Kopf

Für meine Mag­is­ter­ar­beit habe ich Sprachauf­nah­men gemacht, die ich jet­zt irgend­wie in Schrift­form brin­gen muss. Da es sich um badis­chen Dialekt han­delt, kann ich nicht ein­fach das deutsche Schrift­sys­tem nehmen – ger­ade bei den Vokalen gibt es da näm­lich Laute, die man so im Stan­dard­deutschen nicht kennt.

Hier ein willkür­lich aus­gewählter Satz (es geht um die Wörter Mod­er­a­torin­nen oder Ansagerin­nen, die der Sprecherin nicht einfallen):

Badisch: … die, wo ram Fernseh so ebbis erk­läre nodde reb­bis, ebbis …

Hochdeutsch: … die, die im Fernsehn so etwas erk­lären oder etwas, etwas …

Wer den Dialekt nicht spricht, kann ihn so auch nicht richtig vor­lesen. <ie> zum Beispiel ist kein langes i, son­dern wirk­lich ein Diph­thong, i‑e. Es gibt aber natür­lich auch lange i-Laute. Wenn <ie> für den Diph­thong reserviert ist, was macht man mit ihnen? Vielle­icht <ih>? Und schon steckt man mit­ten­drin in lauter Behelf­skon­struk­tio­nen, die das Sys­tem immer weit­er von dem ent­fer­nen, was man eigentlich wollte: ein­er für Sprach­wis­senschaft­lerIn­nen leicht les­baren Umschrift.

Die offen­sichtlich­ste Lösung ist IPA, das phonetis­che Alpha­bet. Dage­gen sprechen allerd­ings mehrere Dinge. Zum Ersten, dass das Pro­gramm, das ich für meine Daten­bank benutze, keine Son­derze­ichen zulässt. IPA-Sym­bole befind­en sich aber bei nor­malen Schrift­sätzen unter den Son­derze­ichen. (Und bei Tricks, durch die nor­male Tas­tatur­tas­ten mit IPA belegt wer­den kön­nen, muss ich dauernd die Tas­tatur umschal­ten, weil ich auch Nicht-IPA-Zeichen brauche. Auch schlecht.) Außer­dem dauert es ewig, die entsprechen­den Zeichen aus der Son­derze­ichentabelle her­auszusuchen und einzufügen.

Zum Zweit­en benutze ich zum Schreiben der Mag­is­ter­ar­beit ein Textsatzpro­gramm, das diese Son­derze­ichen gar nicht lesen kön­nte: LaTeX. Die erste Alter­na­tive, die mir ein­fiel, lautete dementsprechend auch TIPA, das IPA-Paket für LaTeX. Es kann IPA-Zeichen ziem­lich prob­lem­los mit den nor­malen Zeichen der Tas­tatur darstellen. Jedes IPA-Zeichen hat seinen eige­nen Befehl, und wenn man den ein­tippt, ste­ht nach­her im fer­ti­gen Doku­ment das IPA-Symbol.

Der Befehl wird ein­geleit­et mit tex­ti­pa{ – das Back­slash sig­nal­isiert, dass ein Befehl fol­gt, tex­ti­pa teilt mit, dass alle Zeichen jet­zt in IPA “über­set­zt” wer­den sollen, und { und das am Ende des IPA-Textes fol­gende } begren­zen den betrof­fe­nen Bere­ich. Danach kann man wieder ganz nor­mal weiterschreiben.

Inner­halb der tex­ti­pa-Umge­bung wird später jed­er getippte Buch­stabe in ein bes­timmtes IPA-Zeichen umge­wan­delt. Hier ist der Satzfet­zen von oben in TIPA:

[tex­ti­pa{dI@ vo Kam fEKn.se: so Pe.bIs PEK.klE:.K@.nO.d@.Ke.bIs Pe.bIs}]

Und das kommt am Ende raus:

2009-07-02-TIPAklein

Ihr seht auch gle­ich schon den Nachteil: Für viele der Zeichen muss man einen ziem­lich willkür­lichen Buch­staben ler­nen (z.B. K für das umge­drehte R, P für den Glot­tisver­schlus­slaut). Es reicht also nicht aus, IPA zu kön­nen, nein, man muss auch noch die TIPA-Zeichen ler­nen. Oder jedes Mal nach­schla­gen, was es auch nicht bringt. Außer­dem kön­nen so nur Leute, die die TIPA-Zeichen ken­nen, meine Umschrift in der Daten­bank lesen. Uuu­und: Es gibt zwei Meth­o­d­en, IPA-Befehle mit TIPA zu erzeu­gen. Die zweite ist mein­er Erfahrung nach zuver­läs­siger, weil sie sich weniger mit anderen Paketen beißt. Man muss sie nicht mit tex­ti­pa ein­leit­en, son­dern schreibt die Befehle direkt in den nor­malen Text. Und in ihr würde es heißen:

dtextsci­textschwa{} vo textinvscr{}am ftextepsilontextinvscr{}n.setextlengthmark{} so textglotstop{}e.btextsci{}s textglotstoptextepsilontextinvscr{}.kltextepsilontextlengthmark{}.textinvscrtextschwa{}.ntextopeno{}.dtextschwa{}.textinvscr{}e.btextsci{}s textglotstop{}e.btextsci{}s

Ver­rückt, was?

Ich habe mich deshalb für eine andere Tran­skrip­tion entsch­ieden, die zwar nicht alle Prob­leme löst, aber mir liegt sie am besten: X‑SAMPA. Das ist eben­falls ein Nota­tion­ssys­tem, das IPA mit den nor­malen Schriftze­ichen auf der Tas­tatur darstellt – allerd­ings mein­er Mei­n­ung nach etwas natür­lich­er als TIPA. Im Gegen­satz zu TIPA ist es näm­lich dazu gedacht, den Text so zu belassen, er wird nicht mehr in die richti­gen IPA-Zeichen umge­wan­delt. Der obige Text würde in X‑SAMPA lauten:

[dI@ vo Ram fERn.se: so ?e.bIs ?ER.klE:.R@.nO.d@.Re.bIs ?e.bIs]

Sehr viele Zeichen wer­den genau­so wie in TIPA ver­schriftet, z.B. das punk­t­lose i als I, das Schwa als @, … aber ger­ade die Zeichen, die bei TIPA so willkür­lich erscheinen, sind bei X‑SAMPA wesentlich logis­ch­er. Falls mal jemand anders mit der Daten­bank arbeit­en will, kann die Per­son sich so viel schneller ein­denken, falls sie nicht eh schon X‑SAMPA kann.

Wenn ich die Mate­ri­alien aus der Daten­bank in der Mag­is­ter­ar­beit ver­wende, muss ich sie natür­lich in TIPA umwan­deln. Aber dazu hat glück­licher­weise jemand ein Skript geschrieben, das bei mir bish­er auch anstand­s­los funktioniert.

Und jet­zt begebe ich mich zurück zu meinen Tonauf­nah­men – heute Vor­mit­tag habe ich schon 6:33 Minuten geschafft!

… to encourage them to engage in specific activities, such as, in the case of horses, running.”

Von Kristin Kopf

Jip­pie, heute gibt es zwei auf einen Stre­ich — zunächst ein­mal ein bißchen Wer­bung für WALS, den World Atlas of Lan­guage Struc­tures, der ja seit einiger Zeit auch online abruf­bar ist:

2008-06-25-wals

Da kann man guck­en, wie bes­timmte sprach­liche Merk­male so auf der Welt verteilt sind.
Und auch … nicht-sprach­liche Merk­male. Die Ent­deck­ung des Tages: David Gils fast schon satirisch anmu­ten­der Artikel über “Para-Lin­guis­tic Usage of Clicks”. Ihr erin­nert Euch hof­fentlich an die Klicks, Xhosa und Miri­am Make­ba. Ich habe ja geschrieben, dass es Klicks nur in Afri­ka gibt — und für die Sprach­wis­senschaft stimmt das auch, denn nur in weni­gen Sprachen in Afri­ka sind Klicks Phoneme, d.h. bedeu­tung­sun­ter­schei­dende Laute. Es gibt also Wörter, in denen allein der Klick dafür sorgt, dass sie etwas anderes bedeuten, als andere Wörter, die bis auf den Klick vol­lkom­men gle­ich klingen.
Den Klick als Geräusch ken­nen die SprecherIn­nen viel­er Sprachen, schon kleine Kinder schnalzen vor sich hin. Dass dieses Geräusch aber an für sich (nicht als Phonem) kul­turell bed­ingte Bedeu­tun­gen haben kann, darüber habe ich bis jet­zt noch nicht so inten­siv nachgedacht. Aber David Gil. Klicks kön­nen als nicht­sprach­liche Bedeu­tung haben:

1. Aus­druck von Affek­tion (also emo­tion­al) — das ist bei uns z.B. so, und bei allen Sprachen, die auf der ver­link­ten Karte rosa Punk­te haben.

  • neg­a­tiv:

The Eng­lish tut tut is a den­tal click, often repeat­ed two or more times, and is most com­mon­ly used to express feel­ings such as irri­ta­tion, impa­tience or disappointment.”

  • pos­i­tiv:

For some but not all speak­ers of Eng­lish, the repeat­ed den­tal click may also be used to express a very dif­fer­ent range of emo­tions includ­ing amaze­ment and appre­ci­a­tion; one con­text in which this occurs is that of men engaged in “girl-watch­ing”. This usage may be char­ac­ter­ized as express­ing pos­i­tive affect.

2. Logis­che Bedeu­tung — i.d.R. zur Nega­tion (Nein-Sagen), sel­tener auch zur Affir­ma­tion (Ja-Sagen)

… the use of a den­tal click to express nega­tion is char­ac­ter­is­tic not just of Hebrew, but of many Ara­bic dialects and oth­er lan­guages. How­ev­er, in the San’ani dialect of Ara­bic, the den­tal click is used not for ’no’, but rather for ‘yes’; it thus express­es affir­ma­tion ( Samia Naim, Mar­tine Van­hove p.c.).

Für das Englis­che führt Gil darüber hin­aus noch weit­ere Funk­tio­nen an, und weil es sooo schön ist, muss ich es ein­fach zitieren:

there is an addi­tion­al usage of a sin­gle den­tal click, typ­i­cal­ly imme­di­ate­ly pre­ced­ed by an open­ing of the lips, which occurs in gen­er­al­ly sub­lim­i­nal fash­ion, with­out imping­ing on the con­scious­ness of speak­ers and hear­ers: this is to mark the begin­ning point of a con­ver­sa­tion­al unit, often in con­junc­tion with the act of turn-tak­ing. This usage can be read­i­ly observed world-wide on tele­vi­sion news broad­casts such as CNN, in which the news­cast­ers and reporters typ­i­cal­ly begin a stretch of speech with one of these clicks. In addi­tion to den­tal clicks, some speak­ers of Eng­lish make use of oth­er clicks, either lat­er­al or palatal, when address­ing babies or domes­ti­cat­ed ani­mals, in order to attract their atten­tion or to encour­age them to engage in spe­cif­ic activ­i­ties, such as, in the case of hors­es, run­ning.

Für die Nicht-Sprach­wis­senschaft­lerIn­nen unter Euch: turn-tak­ing nen­nt man den Sprecher­wech­sel in einem Gespräch. Solche Stellen wer­den gerne markiert, z.B. durch Pausen wenn die andere übernehmen soll, oder eben, wenn man selb­st übern­immt, z.B. durch Klicks. Ich mache das auch manch­mal, habe ich mit Verblüf­fung festgestellt.

Soooo, das für heute.

[Werkzeug] ipa4linguists

Von Kristin Kopf

Eine sehr brauch­bare Seite für Leute, die gerne coole IPA-Zeichen auf ihrem Com­put­er hät­ten, aber nicht wis­sen, wie sie es anstellen sollen — mit aus­führlichen Anleitun­gen zur Auswahl, Instal­la­tion und Arbeit mit den Son­derze­ichen in Browsern, Textver­ar­beitungs- und Mail­pro­gram­men, für Win­dows, Mac und Linux:

http://ipa4linguists.pbwiki.com

2008-06-21-ipa4linguists

Ich arbeite übri­gens mit Titus Cyber­bit Basic und Juni­code — wenn ich mal mit Word arbeite.

Auf dem Gartenweg

Von Kristin Kopf

“Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana.”
(Grou­cho Marx)

Gar­den-path sen­tences heißen auf Nieder­ländisch intu­inzin [ɪn tœyn zɪn] ‘im Garten Satz’ — ein Aus­druck, der für Deutsche wiederum ein Zun­gen­brech­er (tong­brek­er) ist. Mein lieb­stes Nieder­ländis­chwörter­buch ken­nt das Wort aber lei­der nicht. Den­noch sei es emp­fohlen: www.uitmuntend.de