French Connection

Von Anatol Stefanowitsch

Eine Ini­tia­tive namens „Comité pour la langue du droit européen“ (Kom­mis­sion für die Sprache des europäis­chen Rechts) möchte Franzö­sisch zur einzi­gen verbindlichen Rechtssprache der Europäis­chen Union machen. Nun ist Franzö­sisch ohne­hin die dom­i­nante Sprache am Europäis­chen Gericht­shof, man fragt sich also, welche Moti­va­tion hin­ter dieser Ini­tia­tive steckt. Und da wird es très amu­sant:

Mau­r­cie Druon, Leit­er von CPLDE, promi­nen­ter Autor und Sekretär der Acad­e­mie Française, sagte, alle Sprachen seien gle­ich­berechtigt und alle nationalen Bedenken wür­den berück­sichtigt. Den­noch sei es bezüglich der Ausle­gung der Texte bess­er, sicherzustellen, was geschrieben würde. Ital­ienisch sei die Sprache der Lieder, Deutsch sei geeignet für Philoso­phie und Englisch eigne sich für die Dich­tung. Franzö­sisch sei für präzise For­mulierun­gen am besten geeignet, es habe dafür die richtige Härte. Es sei die sich­er­ste Sprache für rechtliche Fra­gen. Die Sprache von Mon­tesquieu sei unschlagbar.

Damit dürfte klar sein, was von Äußerun­gen von Mit­gliedern der Académie Française zu hal­ten ist. Ander­er­seits soll­ten wir wahrschein­lich dankbar sein, dass die Deutschen hier noch rel­a­tiv glimpflich davonkom­men. Das let­zte Mal, dass ich jeman­den über die Tauglichkeit des Deutschen für bes­timmte Funk­tio­nen sprechen gehört habe, klang das wesentlich weniger schmeichelhaft:

Tre­f­fen sich ein Hol­län­der und ein Deutsch­er. Sagt der Hol­län­der: „In Hol­land ler­nen wir jet­zt alle Latein, weil wir gehört haben, dass im Him­mel nur Latein gesprochen wird.“ Fragt der Deutsche: „Und was macht ihr, wenn ihr in die Hölle kommt?“ „Kein Prob­lem“, antwortet der Hol­län­der. „Deutsch sprechen wir ja sowieso“.

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Über Anatol Stefanowitsch

Anatol Stefanowitsch ist Professor für die Struktur des heutigen Englisch an der Freien Universität Berlin. Er beschäftigt sich derzeit mit diskriminierender Sprache, Sprachpolitik und dem politischen Gebrauch und Missbrauch von Sprache. Sein aktuelles Buch „Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist 2018 im Dudenverlag erschienen.

Ein Gedanke zu „French Connection

  1. Daniel

    Hach! So hat jed­er sein Kreuz zu tra­gen: Wir die Académie française — ihr den VdS. 

    Wobei der VdS wahrschein­lich nei­disch nach Frankre­ich blickt…

    Span­nend wäre es zu wis­sen woher M. DRUON seine Ein­schätzun­gen über die diversen Sprache her hat. Was meint er wohl mit diesem Ver­gle­ich? Franzö­sisch soll weniger ambig sein als Deutsch? Der Ver­gle­ich an sich ist doch schon Quark!

    Als überzeugter Europäer sollte er lieber die Entwick­lung ein­er abso­lut ein­deuti­gen Rechtssprache fordern. Jedes Urteil wird in ein­er for­mal-logis­chen Repräsen­ta­tion mit nur ein­er möglichen Lesart wiedergegeben. Nach­dem dann etliche Mil­lio­nen Euros in die Entwick­lung gesteckt wur­den, lässt man das Ganze wieder fall­en, weil nicht genü­gend aus­ge­bildete (und verei­digte) Lin­guis­ten zur Urteilsentz­if­fer­ung zur Ver­fü­gung stehen.

    d;)

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