Es ist Deutschland hier

Von Anatol Stefanowitsch

Gui­do West­er­welles Weigerung, auf ein­er Pressekon­ferenz eine Frage auf Englisch zu beant­worten, belustigt und empört derzeit Presse und Blogsphäre gleichermaßen.

Zunächst das Video, falls es jemand noch nicht gese­hen hat:


Ich nehme an, ich werde in den näch­sten vier Jahren nicht häu­fig ein­er Mei­n­ung mit West­er­welle sein, aber hier möchte ich ihn in Schutz nehmen: Es ist zwar nett, wenn deutsche Poli­tik­er bere­it sind, Fra­gen auch auf Englisch zu beant­worten, aber erwarten soll­ten Jour­nal­is­ten aus englis­chsprachi­gen Län­dern das eben­sowenig, wie etwa pol­nis­che Jour­nal­is­ten erwarten, ihre Fra­gen auf Pol­nisch stellen zu können.

Ich würde hier eher die anmaßende Weise bemän­geln, in der der Reporter des BBC seine Frage stellt:

Doc­tor West­er­welle, James Coomarasamy from the BBC. If I may ask you a ques­tion in Eng­lish and if you would be so kind as to answer Eng­lish.

Es ist ja eine Sache, eine Frage auf Englisch zu stellen, aber dass ein Jour­nal­ist einem zukün­fti­gen Min­is­ter, zumal dem eines frem­den Lan­des in dessen Land, auch noch die Sprache vorschreiben will, in der dieser Antworten soll, finde ich anmaßend. Ich habe den Ein­druck, West­er­welle reagiert auf diesen Teil der Äußerung, denn er greift die For­mulierung If you would be so kind auf — Wenn Sie bitte so fre­undlich wären….

Im weit­eren Ver­lauf stellt sich her­aus, dass Coomarasamy eine Dol­metscherin (oder deutschsprechende Kol­le­gin) neben sich sitzen hat, an die er sich sofort wen­det. Für mich stellt sich deshalb die Frage, ob er West­er­welle — im vollen Bewußt­sein von dessen notorisch schlecht­en Englis­chken­nt­nis­sen — mit sein­er englis­chen Frage von vorne­here­in nur blamieren wollte.

Auf jeden Fall hat West­er­welles Weigerung einen gewis­sen (wenn auch typ­isch junglib­er­al verklemmten) Stil — allerd­ings nur, bis er in stereo­typ­isierte Vorstel­lun­gen von teetrink­enden Englän­dern abgleit­et, nach­dem die Frage auf Deutsch gestellt und auf Deutsch beant­wortet ist und es eigentlich keinen Grund mehr gibt, auf der Sache weit­er herumzureiten:

Und damit das nur gle­ich klar ist, wir kön­nen auch außer­halb ein­er Pressekon­ferenz fabel­haft auch uns zum Tee tre­f­fen und dann sprechen wir nur Englisch. Aber … es ist Deutsch­land hier.

Das sollte er noch ein biss­chen üben, damit er bei seinem Antritts­be­such in Paris den franzö­sis­chen Präsi­den­ten Nico­las Sarkozy nicht aus Verse­hen als käse­fressenden Kapit­u­la­tion­saf­fen bezeichnet…

38 Gedanken zu „Es ist Deutschland hier

  1. westernworld

    bei einem vertreter ein­er anderen poli­tis­chen rich­tung kön­nte ich mich ihrer argu­men­ta­tion dur­chaus anschließen, aber einem scher­gen des neolib­er­al­is­mus wie her­rn west­er­welle gönne ich jeden kübel häme.

    wer dauernd von elite, leis­tungsträger­schaft, glob­al­isierung, flex­i­bil­isierung etc. pp. schwallt und dann vor anforderun­gen wie sie jeden uni­ab­sol­ven­ten im bewer­bungs­ge­spräch tre­f­fen ver­sagt der ent­larvt sich als heuch­ler nach dem muster ”do as i say don’t do as i do”.

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  2. suz

    Na, da sind wir uns einig — das war keine Stern­stunde der Diplomatie.

    Ein amerikanis­ch­er Kol­lege des BBC-Reporters hat heute nach­mit­tag in NDR2 auch West­er­welle in Schutz genom­men, und ihn zugle­ich dafür gerügt, nicht mit der gebote­nen Gelassen­heit reagiert zu haben. Der amerikanis­che Jour­nal­ist zeigte auch Alter­na­tiv­en auf: West­er­welle hätte sich die Frage anhören kön­nen, auf Deutsch antworten kön­nen, oder den BBC-Mann auf einen weit­eren Ter­min hin­weisen kön­nen, sodenn man in Großbri­tan­nien auf einem O‑Ton bestanden hätte.

    In der Sache hat West­er­welle sicher­lich Recht, und ich gebe auch Her­rn Ste­fanow­itsch Recht, die Art des BBC-Reporters war anmaßend (anmaßend sind übri­gens auch die Reak­tio­nen, die das in Großbri­tan­nien aus­gelöst hat). Aber, wo ich schon dabei bin, Zus­tim­mung zu verteilen — hat auch West­ern­world einen Stand­punkt: das war unglaublich unsou­verän von West­er­welle, dem fleis­chge­wor­de­nen Gesicht der Leis­tungs­ge­sellschaft. Mir war die notorische Englis­chschwäche von West­er­welle nicht bewußt. Und jed­er der auf­streben­den “Young Poten­tials” muss auf soet­was vor­bere­it­et sein. Unnötig von West­er­welle außer­dem der Nach­satz “Dies ist Deutsch­land”. Damit spielt er jedem Pro­tek­tion­is­ten der deutschen Sprache, von mir aus auch den Anhängern des Deng­lish­pop­ulis­mus in die Hände.

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  3. Wolfgang Hömig-Groß

    Auch ich denke, dass West­er­welle auf eine klare Her­aus­forderung eine einiger­maßen sou­veräne Reak­tion gezeigt hat. Eine noch sou­veränere wäre in meinen Augen die Rep­lik gewe­sen, sich die Frage gern auf englisch stellen zu lassen, die Antwort aber auf deutsch zu geben. Aber es musste ja wohl schnell gehen und er war sicht­bar verblüfft…

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  4. ke

    Es kann auch sein, dass die deutschsprachige Kol­le­gin das Dol­metschen von sich aus ange­boten hat — zumin­d­est in dem Auss­chnitt, den man sieht, sieht man sie sich zuerst zu ihm wen­den. Anson­sten stimme ich aber zu.

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  5. ke

    Bei näherem Nach­denken halte ich das Ter­ri­to­ri­alargu­ment “das ist eine Pressekon­ferenz in Deutsch­land” für nicht beson­ders angemessen. Und das war anscheinend auch nicht West­er­welles Beweg­grund. Ihm ist der kalte Schweiß aus­ge­brochen, und weil er — und das kann man ihm wirk­lich vor­w­er­fen! — wie alle Spitzen­poli­tik­er um jeden Preis sou­verän wirken will, hat er das nicht zugegeben (z.B. “My Eng­lish is not so good, but I can try”), son­dern hat eine Aus­flucht gesucht. Und da hat er eine erwis­cht, die eher dumm ist und von weit­eren Dum­men als nation­al­is­tisch ver­standen wer­den kann. Bess­er wäre gewe­sen “Das ist hier ist eine Pressekon­ferenz auf Deutsch”, aber klar, dass ihm, um das abzuwä­gen, nicht die Zeit blieb.

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  6. Gareth

    Eine Pressekon­ferenz eines deutschen Poli­tik­ers zur Bun­destagswahl in Deutsch­land wird nun ein­mal auf Deutsch abge­hal­ten. Das man die jew­eilige Amtssprache benutzt, ist wohl in jedem anderen Land auch so. Ob Fra­gen auf Englisch zuge­lassen wer­den oder nicht, sollte den han­del­nden Per­so­n­en selb­st über­lassen wer­den. Dass Reporter einem die Sprache vorschreiben, in der man zu antworten hat, ist aber lächer­lich. Und dass Her­rn West­er­welles Englis­chken­nt­nisse schlecht sind, mag lustig sein, ander­er­seits hat das aber auch nicht allzu viel Bedeu­tung — dafür gibt es ja Dol­metsch­er. Und das sage ich, obwohl ich den Mann per­sön­lich unausstehlich finde.

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  7. Till

    If I may ask …” und “if you would be so kind …” sind aber doch recht klare Höflichkeits­markierun­gen, oder? Insofern finde ich es nicht so anmaßend.

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  8. Nina

    @ Till: Ja, das sind Höflichkeits­formeln, aber eben nur Formeln, die man auch als Sah­ne­häubchen auf Belei­di­gun­gen set­zen kann. So, wie man einen angrif­fi­gen Geschäfts­brief etwa mit der Grußfloskel “Hochachtungsvoll” endet.

    Als Öster­re­icherin habe ich von Her­rn West­er­welle bis­lang nur wenig mit­bekom­men. Den­noch muss ich sagen: Wenn die ein­gangs zitierten Sätze O‑Ton waren (ich geste­he, hab mir das YT-Video nicht ange­se­hen), dann hat Herr West­er­welle nicht nur mit Englisch, son­dern sog­ar mit Deutsch ein Prob­lem, und das ist ja wohl mal eine Schande.

    Ich finde, es sollte zur Grund­vo­raus­set­zung für JEDEN Poli­tik­er (gle­ich welchen Lan­des) gehören, dass er zum einen die Mut­ter­sprache beherrscht und auch rhetorische Fähigkeit­en besitzt, immer­hin gehört das Hal­ten von Reden zum Berufs­bild und damit repräsen­tiert der Poli­tik­er auch sein Land. 

    Zweit­ens kann ich Gareth nicht zus­tim­men: Englisch sog­ar rel­a­tiv fließend sprechen zu kön­nen, erachte ich auch als Voraus­set­zung. Unsere Poli­tik­er ver­di­enen weiß Gott nicht schlecht, und heutzu­tage wer­den von jed­er kleinen Sekretärin schon mehr Fremd­sprachenken­nt­nisse erwartet. Es ist ja wirk­lich keine so schwierige Sprache (wenn man sie nicht eben auf lit­er­arischem Niveau beherrschen will, was in der Poli­tik nicht der Fall ist), dass man sich darum drück­en dürfte. Mit dem gle­ichen Argu­ment kön­nte man ja auch sagen, ein Poli­tik­er müsse nicht rech­nen kön­nen, weil das seine Finanzbeamten tun, und er müsse keine Geset­ze ken­nen, weil das seine Jus­tizbeamten tun… etc.pp. Er muss kein Voll­profi in allen diesen Belan­gen sein, aber er muss Ahnung haben. Wozu sollte man denn einen ahnungslosen Hansel an die Spitze stellen?

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  9. Tom

    Nico­las Sarkozy nicht aus Verse­hen als käse­fressenden Kapit­u­la­tion­saf­fen bezeichnet…”

    Wieso denn aus Verse­hen? Soviel “Verse­hen” kon­nte ich gegenüber Coomarasamy auch nicht erken­nen — der strahlende Gewin­ner hat dem blö­den Green-Card-Paki mit dem selt­samen Namen halt mal ein­wand­frei klar gemacht wo er sich befind­et und mit wem er es zu tun hat. Die Sprachen­frage “Englisch oder nicht” war längst gek­lärt, die Reporter­frage “Was wird sich ändern” war längst abge­bügelt. Und dann wird halt noch schnell nachgekartet. Respekt, Herr West­er­welle. So macht man das.

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  10. Mehr Respekt!

    Mehr Respekt vor Her­rn West­er­welle bitte! Das ist immer­hin unser näch­ster Aussen­min­is­ter. Sein Stil wird uns in Zukun­ft der Welt vorstellen.

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  11. Thomas Paulwitz

    Inter­es­sant ist die Frage, wie gut West­er­welle Englisch beherrscht, hin­sichtlich der sprach­poli­tis­chen Forderung der FDP-Bun­destags­frak­tion an die Bun­des- und Lan­desregierun­gen, „ver­hand­lungssicheres Englisch als Ein­stel­lungsvo­raus­set­zung zu ver­lan­gen, ins­beson­dere im höheren, auf jeden Fall aber im min­is­te­ri­alen Dienst; ver­hand­lungssichere Ken­nt­nisse von Franzö­sisch kön­nen an die Stelle von ver­hand­lungssicherem Englisch treten.“ Es stellt sich also die Frage, inwieweit West­er­welle den Ansprüchen der eige­nen Partei gerecht wird und also „min­is­tra­bel“ ist.

    Siehe:

    http://www.fdp-fraktion.de/files/723/080529_Positionspapier_Deutsch__als_Arbeitssprache_1.pdf

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  12. Dierk

    Woher wis­sen so viele hier, dass der BBC-Reporter belei­di­gen wollte? Und warum sollte er das tun? Ich habe eher den Ein­druck, er wollte ein­fach einen net­ten Orig­inal­ton des fürs Aus­land dem­nächst wichtig­sten Deutschen haben, eines noch jun­gen Mannes, der in D als großes Poli­tik­tal­ent gehan­delt wird. Ein lib­eraler, weltof­fen­er Men­sch, dem seit einiger Zeit Ambi­tio­nen auf das Amt des Außen­min­is­ters — und damit ober­sten Diplo­mat­en! — nachge­sagt werden.

    Inhaltlich war die Antwort West­er­welles vol­lkom­men i.O., tonal kom­plett daneben, ger­ade in Bezug darauf, dass viele Briten Deutsch­land den Blitz noch nicht verziehen haben. Kann passieren in so ein­er Sit­u­a­tion, das Nachtreten dann aber ein­deutig nicht mehr. Das war ins­ge­samt nicht sou­verän, wird aber auch zu einem Skan­dal aufge­baucht, obwohl es ger­ade mal ein klein­er Fet­tnapf war.

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  13. Gareth

    Nina, er spiegelt in gewiss­er Weise nur die all­ge­meine Sit­u­a­tion in der Gesellschaft wider. Deutsche Abi­turi­en­ten wer­den seit den 90ern min­destens neun Jahre, oft aber sog­ar elf Jahre in Englisch unter­richtet und haben danach erschreck­end schlechte Sprachken­nt­nisse. Diejeni­gen, die auf Grund­lage des Schu­lun­ter­richts wirk­lich angemessenes Englisch sprechen, sind lei­der auch in der heuti­gen Abi­turi­en­ten­gener­a­tion defin­i­tiv in der Minderheit.

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  14. Peggy

    Es freut mich sehr, daß Herr West­er­welle, der abso­lut nicht aus »mein­er« Partei stammt, hier vertei­digt wird. Seit den ersten neg­a­tiv­en Mel­dun­gen komme ich aus dme Kopf­schüt­teln nicht mehr heraus.

    Gut, seine Begrün­dung war unglück­lich gewählt, aber das war sicher­lich sit­u­a­tions­be­d­ingt, schließlich war es kein vor­bere­it­eter Text. Für die Zukun­ft wird er da sicher­lich eine bessere Floskel parat haben. Der Punkt ist ja, man darf als Deutsch­er in Deutsch­land gar nicht mal mehr Deutsch­land sagen, egal ob als Rechter oder Link­er oder Lib­eraler. Eigentlich warte ich noch auf einen Hitler- oder Goebbels-Ver­gle­ich zu diesem Vorgang …

    Was mir noch auf­fällt, ich weiß ja nichts über diese Ver­anstal­tung, aber bei Pressekon­feren­zen von größerem For­mat gibt es üblicher­weise konkrete Vor­gaben, in welchen Sprachen, evtl. in welchem Umfang, Fra­gen gestellt wer­den kön­nen. Das ist mir als üblich bekan­nt, und es wäre also sog­ar denkbar daß der BBC-Jour­nal­ist hier eine Regel über­schrit­ten hat. Wie gesagt nur eine Ver­mu­tung, die mir aber nicht ganz aus der Luft gegrif­f­en scheint.

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  15. Hannah

    Man kor­rigiere mich, wenn ich falsch liege, aber mein­er Mei­n­ung nach hat doch Herr West­er­welle vor allem nicht nur einen Man­gel an Englis­chken­nt­nis­sen, son­dern vor allem einen Man­gel an Diplo­matie und all­ge­mein­er Kul­turkom­pe­tenz zu erken­nen gegeben.

    Ich finde aus, dass es eine Sache ist, bei der Beant­wor­tung der Frage auf dem Deutschen zu beste­hen – das ist meines Eracht­ens nach völ­lig legit­im, wenn auch etwas unglück­lich (ich war zuvor davon aus­ge­gan­gen, dass es ger­ade Her­rn West­er­welle, immer­hin ein­er der jün­geren im Kabi­nett und außer­dem doch der Wirtschaft sehr zuge­tan, nicht an Englis­chken­nt­nis­sen man­geln würde).

    Dabei jedoch pampig zu wer­den und sich die Über­forderung bzw. den Unmut so anmerken zu lassen (und dann noch mit der Ein­ladung zum Tee nachzuset­zen) ist eines Amtes wie dem des Außen­min­is­ters nicht würdig. Hätte es denn so schwierig sein kön­nen, auf die (unver­schämte?) Forderung etwas diplo­ma­tis­ch­er zu reagieren? – “Herr Kor­re­spon­dent, ich bedanke mich her­zlich für Ihr Inter­esse; ich möchte Ihre Frage gerne präzise und so detail­liert als möglich beant­worten – weil aber Englisch nicht meine Mut­ter­sprache ist und ich ger­ade nicht darauf vor­bere­it­et bin, wer­den Sie sich­er Ver­ständ­nis dafür haben, wenn ich Ihnen die Antwort – auch aus Respekt für die anderen Pres­sev­ertreter und die Zuschauer – auf Deutsch gebe. Haben Sie vielle­icht einen Über­set­zer dabei? Anson­sten stelle ich mich Ihnen gern im Anschluss für ein Inter­view zur Verfügung.”

    Ich bin nicht überzeugt, dass so ein Moment der richtige für Her­rn West­er­welle ist, um sich als weniger aal­glatt als gedacht zu präsen­tieren. Vielle­icht gilt in dem Fall doch, dass am meis­ten Pro­fil immer noch das Gesicht hat, dass man schief von der Seite anschaut. Ein höflich-spitz­züngiges Zurück­spie­len des Balles hätte doch auch genügt – ich bin sich­er, der Kor­re­spon­dent hätte es verstanden.

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  16. Anatol Stefanowitsch

    Damit nie­mand auf die Idee kommt, dass ich tat­säch­lich mit Wal­ter Krämer ein­er Mei­n­ung sei, hier die Presseerk­lärung des VDS zu dieser Angelegenheit:

    Wir sehen dies eher als sou­verä­nen Auftritt von Her­rn West­er­welle“, erk­lärte der Vor­sitzende des Vere­ins Deutsche Sprache, der Dort­munder Wis­senschaftler Wal­ter Krämer. West­er­welle habe mit sein­er Antwort deut­lich gemacht, dass man auf Pressekon­feren­zen in Deutsch­land erwarten darf, Deutsch zu sprechen. Der Spiegel-Artikel greife den Poli­tik­er grund­los an und sei ein gutes Beispiel dafür, dass man in Deutsch­land kri­tisiert werde, wenn man im eige­nen Land zu sein­er Mut­ter­sprache ste­ht. „Wenn Herr West­er­welle als Außen­min­is­ter durch die Welt reist, wird er seine Mut­ter­sprache hof­fentlich nie vergessen“, sagte Krämer.

    Ich empfinde West­er­welles Auftritt wed­er als „sou­verän“, noch glaube ich, dass der betr­e­f­fende Spiegel-Artikel West­er­welle dafür kri­tisiert, dass „der zu sein­er Muter­sprache ste­ht“. Ich bin auch nicht grund­sät­zlich der Mei­n­ung, dass man „auf Pressekon­feren­zen in Deutsch­land erwarten darf, Deutsch zu sprechen“ — ich habe das zunächst nur für Pressekon­feren­zen (aktueller oder zukün­ftiger) deutsch­er Regierungsange­höriger so gesagt.

    Und, trotz West­er­welles Recht darauf, Deutsch zu sprechen: Renate Künast ist schon cool.

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  17. DrNI@AM

    Ich mag ihn zwar nicht über­trieben, unseren Gui­do, aber jet­zt seid doch mal nicht so streng mit ihm. Er hat sich eben etwas unglück­lich aus­ge­drückt aber im Prinzip hat­te er ja recht. Man kön­nte seinen Kom­men­tar mit der “Ein­ladung” zum Tee mit etwas gutem Willen ja auch als Ver­söh­nungsange­bot oder als fre­und­schaftliche Geste inter­pretieren, wenn auch recht unglück­lich vorgetragen.

    Was seine Englis­chken­nt­nisse ange­ht, so hoffe ich, dass diese pass­abel vorhan­den sind. Auch wenn die Deutschen ja ten­den­ziell eher kein Englisch kön­nen (wollen), so gehört es meinem Ver­ständ­nis nach doch zu den erforder­lichen Qual­i­fika­tio­nen eines Außen­min­is­ters, dieser Sprache aus­re­ichend mächtig zu sein.

    Allerd­ings scheinen solche harten Soft­skills nur in der Wirtschaft gefordert zu sein, in der Poli­tik muss man außer von Poli­tik anscheinend keine Ahnung haben.

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  18. benkei76

    An die Leute, die in James Coomarasamy einen Fal­l­en­steller sehen, der nix besseres zu tun hat, also West­er­welle auf­grund eines alten Youtube-Videos gebroch­enes Eng­lish abzu­ver­lan­gen, um ihn laecher­lich zu machen:

    1. Er scheint mir entwed­er kein Deutsch­land-Kor­re­spon­dent zu sein, oder noch nicht lange in Deutsch­land zu sein. Er hat bis vor kurzem als BBC-Kor­re­spon­dent in Wash­ing­ton DC gear­beit­et. Das ist das ehe­ma­lige Sumpfge­bi­et, in dem bis vor kurzem noch GWB seinen Wohn­sitz hat­te, also welt­poli­tisch totales Hinterland.

    2. Ihm die Ver­wen­dung ein­er Hoe­flichkeits­form als ver­steck­te Belei­di­gung unter­stellen zu wollen, ist ja wohl unter aller Kanone. Denk Ihr, wenn jemand hoe­flich zu euch ist, dass der­jenige euch zwangslaeu­fig ver­achtet? Coomarasamy arbeit­et fuer die BBC, nicht fuer die SUN, da gibt es schon einen Unterschied.

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  19. Klapperstork

    Ich finde dass sich Herr West­er­welle hier nicht beson­ders ele­gant aus der Affäre gezo­gen hat. Als zukün­ftiger Außen­min­is­ter sollte er sich schon etwas sou­verän­er ver­hal­ten. Er ist doch son­st nicht auf den Mund gefallen.

    …fabel­haft auch uns zum Tee tre­f­fen…” ist gram­ma­tisch katastrophal.

    Aber Deutsch ist eben eine schwierige Sprache, selb­st für uns, für die es Mut­ter­sprache ist.

    Auch ich habe den Ein­druck dass Mr. Coomarasamy hier auf einen Lach­er aus war. Ins­beson­dere dann, wenn Hr. West­er­welle mit hol­prigem Eng­lish ver­sucht hätte, kom­plizierte außen­poli­tis­che The­men darzulegen.

    Allerd­ings finde ich den Ver­gle­ich mit den pol­nis­chsprachi­gen Jour­nal­is­ten doch etwas abwegig. Wenn näm­lich pol­nis­che oder andere aus­ländis­che Jour­nal­is­ten im Raum gewe­sen wären, hät­ten sie ihre Fra­gen mit hoher Wahrschein­lichkeit eben­falls auf Englisch gestellt. Es ist inzwis­chen weltweit üblich dass auf poli­tis­chen Pressekon­feren­zen Fra­gen auf Englisch gestellt wer­den. In Chi­na, Indi­en, Ägypten und über­all son­st regt sich darüber nie­mand auf. Man kann ja schließlich nicht erwarten dass die inter­na­tionale Presse sämtliche Nation­al­sprachen spricht.

    Auss­er in Deutsch­land und Frankreich.

    Denn hier leben (Achtung jet­zt kommt ein Vorurteil) die schlimm­sten Sprach­muf­fel des Plan­eten. Möglicher­weise gehören die Englän­der auch dazu, aber bei denen fällt es nicht auf, weil die natür­licher­weise von Haus aus Eng­lish können.

    Und dies ist auch der WAHRE Grund warum die Anglizis­ten­jäger uner­müdlich auf der Pirsch sind. Es ist die RACHE für schlechte Eng­lish-Zen­suren in der Schulzeit, es ist der NEID weil Eng­lish über­all auf der Welt ver­standen wird, 

    es ist die panis­che ANGST dass Eng­lish möglicher­weise eines Tages als über­ge­ord­nete Sprache in der EU einge­führt wer­den könnte.

    Let­zteres wäre mir sehr Recht, aber ich habe irgend­wo mal gele­sen, dass die Briten selb­st dage­gen sind, und damit ist dieses The­ma ohne­hin vom Tisch. Deutsch wäre natür­lich gut für uns Deutschen, aber diesen Zun­gen­brech­er kön­nen wir unseren europ. Fre­un­den nicht zumuten…

    Trotz­dem finde ich dass das baby­lonis­che Sprachgewirr in Europa keines­falls “wertvoll” ist, son­dern die Völk­er extrem und nach­haltig tren­nt. Darum bin ich schon immer dafür gewe­sen eine ein­heitliche offizielle Nation­al­sprache in Europa einzuführen. Die beste­hen­den Nation­al­sprachen bleiben natür­lich trotz­dem erhal­ten und wer­den auch in hun­derten Jahren nicht ver­schwun­den sein.

    In Indi­en gibt es meines Wis­sens über 30 offizielle Sprachen.

    Dieser Auftritt sei Hr. West­er­welle nochmals verziehen. Aber ich ERWARTE von einem deutschen Außen­min­is­ter, und eben­so von der Bun­deskan­z­lerin daß er/sie auf Pressekon­feren­zen im Aus­land ihre Anliegen fließend in Englisch dar­legen kön­nen, genau so wie es sämtliche andere Staat­sober­häupter (auss­er Fran­zosen) eben­falls tun.

    Ich werde dies auf CNN und BBC aufmerk­sam ver­fol­gen und evtl. meine zukün­ftige Wahlentschei­dung davon abhängig machen.

    Merke: Traue keinen Poli­tik­ern, die kein Englisch können.

    Gruss aus dem dun­klen und mit­tler­weile herb­stlichen Schwarzwald.

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  20. Tanja Langen

    Ach, da war Schwest­er­well’ (oder “West­er­wave” las ich schon) unfreundlich?

    Ich kann mich an Kohlis­men und Straußis­men erin­nern, die waren schlichtweg dumm und dreist!

    Der “Man in com­ing” (“MINISTER” hieße “PFARRER”) war höflich und wollte ein Zeichen set­zen in unser­er aller Sprache, die in EU dur­chaus eine Leit­funk­tion hat!

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  21. suz

    @Tanja: Min­is­ter ist auch ein Pfar­rer, aber eben nicht nur. Diese Argu­men­ta­tion, dass wir es hier mit einem “Pfar­rer” zu tun hät­ten, haute etwa in eine ähn­liche kerbe wie das Argu­ment, der Body­bag wäre allein ein Leichen­sack; beim min­is­ter als Regierungsmit­glied ist die Bedeu­tung sehr viel klar­er und unzwei­deutig, vor allen Din­gen, wenn die Rede sich in einem poli­tis­chen Kon­text bewegt. (Der min­is­ter im kirch­lichen Sinne wird auch als pas­tor, priest, cler­gy, chap­lain (oft auch ein Ansprech­part­ner für diverse “Min­der­heit­en” in aus­tralis­chen High Schools beispiel­sweise) oder elder beze­ich­net, nur um einige zu nennen.)

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  22. Gareth

    Deutsch wäre natür­lich gut für uns Deutschen, aber diesen Zun­gen­brech­er kön­nen wir unseren europ. Fre­un­den nicht zumuten…

    Das ist doch völ­liger Unsinn. Warum sollte Deutsch ein Zun­gen­brech­er für Europäer sein? Erstens hat das Englis­che nicht weniger Phoneme als das Deutsche, zweit­ens benutzt das Deutsche keine beson­ders exo­tis­chen Laute, vom /p͡f/ abge­se­hen. Selb­st das für einige Lern­er gewöh­nungs­bedürftige /ç/ existiert in anderen europäis­chen Sprachen, wie z.B. Isländisch, Nor­wegisch oder Griechisch.

    […] auf Pressekon­feren­zen im Aus­land ihre Anliegen fließend in Englisch dar­legen kön­nen, genau so wie es sämtliche andere Staat­sober­häupter eben­falls tun.

    Dazu hätte ich gerne den Videobe­weis. Hu Jin­tao, Wladimir Putin, Sil­vio Berlus­coni, Mah­mud Ahmadine­jad (um nur einige zu nen­nen) tun das glaube ich auch nicht. Und die regieren ja nicht irgendwelche Hin­ter­län­der. Und ihre Mut­ter­spracher ist — um dein Vorurteil aufzu­greifen — auch nicht Französisch.

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  23. Stefan

    Ich wäre mir nicht so sich­er, ob West­er­welle wirk­lich den Satz des Englän­ders aufge­grif­f­en hat. Dieses “wenn sie bitte so fre­undlich wären” gehört zu seinen Standardfloskeln…

    Ander­er­seits.. ist es egal. West­er­welle kann ver­mut­lich bess­er Englisch als manche Außen­min­is­ter und Kan­zler vor ihm, also schockt mich das nicht wirk­lich. Und darauf beste­hen, in Deutsch gefragt zu wer­den und zu antworten hat er auch… das hat er allerd­ings nicht sehr sou­verän hingekriegt.

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  24. marlow

    Fis­ch­er hat immer­hin sou­verän reagiert, während West­er­welles Verquas­theit mit der nachträglichen Ein­ladung zum englis­chen Teege­spräch wenig Hoff­nung auf selb­st­be­wusstes Auftreten auf dem inter­na­tionalen Par­kett macht. Glück­liche Zeit­en, in denen John Mil­tons Amt zur Vertei­di­gung des englis­chen Com­mon­wealth noch “Sec­re­tary of For­eign Tongues” hieß.

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  25. gnarf

    Zwar etwas spaet, aber den­noch mein Senf zur sel­bi­gen Angelegenheit:

    Ich denke dur­chaus dass der BBC-Reporter auf eine Art “Fal­l­en­stellen” aus war, vllt aus sein­er Sicht eher inves­tiga­tiv als bosar­tig, wer weiss.

    Aber in der englis­chen Presse sind West­er­welles Englis­chken­nt­nisse dur­chaus ein Thema.

    In der Times vom Wahlmontag ste­ht ueber West­er­welle z.B. in der Analyse sowas wie “West­er­welle, who spent some time recent­ly brush­ing up his Eng­lish skills will prob­a­bly be for­eign minister…”

    Auch in irgend ein­er TV-Sendung vorher habe ich sowas schon­mal erwaehnt gehoert.

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  26. Dialog-Sprachschule

    Ich muss mich auch noch dazu äussern.Als möglich­er Aussen­min­is­ter sollte West­er­welle auf genau solche Fra­gen eingestellt sein.In Zukun­ft erhoffe ich mir etwas dezen­tere Auftritte.

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  27. Nörgler

    Nun hat Gui­do West­er­welle in ein­er unvorherge­se­henen Sit­u­a­tion vielle­icht nicht so ele­gant reagiert, wie er nach Mei­n­ung einiger hätte reagieren kön­nen. Da weiß der Stammtisch-Blog­ger natür­lich sofort, daß er selb­st es sehr viel bess­er gemacht hätte.

    Auch Cem Özdemir muß als Oberbesser­wiss­er natür­lich auch seinen Senf dazugeben. In ein­er mut­maßlich wohlüber­legten und wohle­in­studierten, anbiedernd-unter­wür­fi­gen Videoauf­nahme wen­det er sich an seine “Dear friends from the BBC”. Da heißt es dann: “I don’t know what you felt when you saw yes­ter­day Gu-ido [spricht man das im Englis­chen so aus?] West­er­welle not try­ing to speak Eng­lish.”

    Was will er damit sagen? West­er­welle hat doch nicht nur nicht ver­sucht, englisch zu sprechen, er hat es aus­drück­lich abgelehnt.

    Dann hat er für seine englis­chen Fre­unde eine nicht sehr trostre­iche “Ver­sicherung” parat: “Let me just assure you: unfor­tu­nate­ly, this is going to be Ger­man for­eign pol­i­cy for the next four years.” Ich ver­mute, daß die Deutsche Außen­poli­tik, unter welchem Min­is­ter auch immer, wichtigeres zu tun haben wird.

    Ob Cem Özdemir sich auf Deutsch wohl auch so aus­ge­drückt hätte?

    Einen Trost hat er immer­hin zu spenden: “… and don’t for­get, the next elec­tion will come, 2013, and then we will be back”. Schließlich ver­ab­schiedet er sich von seinen englis­chen Fre­un­den mit einem kumpel­haften: “See you, guys, take care”.

    Da kann ich nur hof­fen, daß das nicht der Stil der deutschen Außen­poli­tik in vier Jahren sein wird.

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  28. Klaus Jarchow

    Sou­verän wäre es gewe­sen, er hätte den Frager zunächst in sein­er Lan­dessprache abge­fan­gen, um dann auf deutsch fortz­u­fahren: “Mr. Coomarasamy, when in Ger­many do as the Ger­mans do. So would you please so kind and accept my answer in Ger­man: [fol­gt Antwort auf deutsch] …”.

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  29. David Marjanović

    Dear friends from the BBC”.

    Nicht so direkt falsch. Sie kom­men dort her, sind von der BBC entsandt worden…

    spricht man das im Englis­chen so aus?

    Im Englis­chen gibt es diesen Namen meines Wis­sens ganz ein­fach nicht… nur… wieso wird er eigentlich auf deutsch mit franzö­sisch stum­mem U ausgesprochen?

    Schließlich ver­ab­schiedet er sich von seinen englis­chen Fre­un­den mit einem kumpel­haften: “See you, guys, take care”.

    Da kann ich nur hof­fen, daß das nicht der Stil der deutschen Außen­poli­tik in vier Jahren sein wird.

    Wieso? Höfliche Begrüßun­gen hören sich im Englis­chen über­haupt auf. Da reise ich voriges Jahr in die USA ein, gehe zum Schal­ter, um meinen Paß herzuzeigen, will ger­ade “good evening” sagen, da sagt der Beamte “hi, how are ya”…

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  30. Friedel Volmer

    Es ist Deutsch­land hier” — das war der beste Satz, den ein Deutsch­er Poli­tik­er jemals von sich gab und die beste Antwort, die man der Arro­ganz eines BBC-Jour­nal­is­ten ent­ge­genset­zen kon­nte! It was wonderful!

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