Archiv für das Jahr: 2009

Aufgeschnappt

Von Anatol Stefanowitsch

Am Sam­stag mor­gen in Mar­burg im Café an einem Nach­bar­tisch voller Lit­er­atur­wis­senschaftler gehört:

Des Schwäb­sche, des is e Schbraach, die wo man net ern­scht nemme kann. Genau wie’s Ostdeutsche.

Ja, wo hätte ich da anfan­gen sollen?

Ach, ich und die Kirschen (Teil 1)

Von Kristin Kopf

Teil 1 | Teil 2 | Teil 3

Nach­dem mein neuster Beitrag die Tausend-Wort-Gren­ze über­schrit­ten hat­te, habe ich beschlossen, ihn in mehrere Teile (mir schweben drei vor) zu unterteilen. In diesem ersten Teil will ich ein paar Grund­la­gen klären:

<ch> ist nicht gleich <ch>!

Was wir im Deutschen als <ch> schreiben, kann je nach Posi­tion im Wort unter­schiedlich klin­gen — wenn man sich die Wörter mich, Bach und Buch vor­spricht, merkt man’s. Drei ver­schiedene <ch>s. Zur Unter­schei­dung kann man IPA-Zeichen benutzen, also Lautschrift:

  • Das <ch> in mich notiert man als [ç] (man nen­nt es auch “ich-Laut”),
  • das in Bach als [x]
  • und das in Buch als [χ] (die bei­den fasst man meist zusam­men als “ach-Laut”).

Nor­maler­weise ist es aber gar nicht nötig, diese Zeichen zu benutzen, wenn man eine sim­ple Regel beherrscht — und wer mut­ter­sprach­lich Hochdeutsch spricht, tut das. Der vorherge­hende Laut bes­timmt über die Aussprache. Komisch? Nein, logisch.

Assimilation um jeden Preis!

Assim­i­la­tion ist in der Sprach­wis­senschaft die Beze­ich­nung dafür, dass ein Laut einem anderen ähn­lich­er wird. Wenn wir uns den <ch>-Fall anschauen, ist wichtig zu wis­sen, dass man Vokale (denn das sind in den Beispie­len ja die vorherge­hen­den Laute) nach bes­timmten Kri­te­rien ein­teilt — unter anderem danach, wo im Mund sich die Zunge bei der Aussprache befind­et. Das ist schema­tisch im näch­sten Bild zu sehen, stark vere­in­facht (für IPA-Kundi­ge gibt es eine Extra­ver­sion ganz unten):

mundraum-42

Die Vokale sind unge­fähr dort einge­tra­gen, wo sich die Zunge bei der Aussprache befind­et. Es gibt drei Grup­pen, näm­lich vordere (i, ü, e, ö, ä), zen­trale (a) und hin­tere (u, o) Vokale.

Wenn man sich jet­zt anschaut, wo die Zunge bei den jew­eili­gen <ch>s ist, fällt auf: Nach den hin­teren Vokalen ist sie weit­er hin­ten im Mund! Das <ch> passt sich also an den Artiku­la­tion­sort der Vokale an. So verkürzt sich der Weg, den die Zunge zwis­chen den bei­den Laut­en zurück­le­gen muss.

mundraum-cx

Über die Assim­i­la­tion­srich­tung stre­it­et man sich in der Sprach­wis­senschaft — es kön­nte sein, dass der ach-Laut der ursprüngliche Laut war, und alle ich-Laute Assim­i­la­tio­nen sind, oder aber, dass der ich-Laut der ursprüngliche war, und alle ach-Laute Assim­i­la­tio­nen sind. Für let­zteres argu­men­tiert z.B. T. Alan Hall weil der ich-Laut in wesentlich mehr Posi­tio­nen auftritt als der ach-Laut. Die Sprachgeschichte deutet eher auf den ach-Laut hin.

Und zwar …?

Ja, genau: Jet­zt zu den Rrrregeln für das <ch>:

  • Nach zen­tralem oder hin­terem Vokal wird es als ach-Laut realisiert.
  • In allen anderen Posi­tio­nen1 wird es als ich-Laut real­isiert, d.h. nach vorderen Vokalen (mich), nach Kon­so­nan­ten (Milch) und am Wor­tan­fang (Chemie)2.

Diese Aussprachevar­i­anz nen­nt man Allo­phonie.

Und weiter?

Weit­erge­hen wird es mit einem kleinen Aus­blick in Dialek­te und Umgangssprache — wo es sich manch­mal etwas anders ver­hält, mit dem ich- und dem ach-Laut. Vielle­icht mor­gen schon, aber eher erst näch­ste Woche.

Weit­er zu Teil 2 …

Fußnoten:
1Aus­nahme: die Verkleinerungssilbe -chen hat immer [ç].
2Am Wor­tan­fang gibt es wilde Vari­a­tio­nen, das Spek­trum reicht von [k] über [ʃ] <sch> zu [ç] — aber den ach-Laut gibt es im Stan­dard­deutschen an dieser Stelle nie!

Und hier das “richtige” Vokaltrapez:

Vokaltrapez des Deutschen

Vokaltrapez des Deutschen

Sprache in Scherben

Von Anatol Stefanowitsch

Judith Holofernes von Wir sind Helden ist ein poet­is­ches Genie, und „Kaputt“ vom Album „Sound­so“ ist ein­er ihrer besten Texte (Nör­gler, dibbe­d­abb & Co: das ist keine wis­senschaftliche Aus­sage, son­dern eine Mei­n­ung — die dür­fen Wis­senschaftler auch haben).

Aber der Refrain des Liedes birgt ein kleines sprach­wis­senschaftlich­es Rät­sel. So wird er auf der Web­seite der Band zitiert: Weit­er­lesen

[Surftipp] Wunderland Deutsch

Von Kristin Kopf

Es gibt auf der Welt ja auch noch andere Blogs — und eines davon will ich heute empfehlen: Wun­der­land Deutsch von Bar­bara Bauer. Eine sehr schön gemachte Seite, auf der es um die deutsche Sprache geht. Die Beiträge sind meis­tens kurz, sehr über­sichtlich und sehr gut zu lesen. Ich bin Anfang des Jahres drübergestolpert und habe ein bißchen herumgestöbert.

wunderland

Aus dem ersten Beitrag, darüber, was das Blog nicht will:

Zum anderen sind derzeit Strö­mungen zu bemerken, deren Zugang zur Sprache sich dadurch definiert, Fehler jeglich­er Art anzuprangern, sich darüber lustig zu machen und sich dadurch selb­st zu pro­fil­ieren. Beispiele sind etwa die Zwiebelfis­chkolum­nen von Bas­t­ian Sick, Lan­gen­schei­dts „Übelset­zun­gen“ und diverse Inter­net­seit­en, die sich über „Dep­pe­na­pos­tro­phe“, „Dep­pen­leerze­ichen“ usw. lustig machen. Nicht zu vergessen sind die ewigen Jam­mereien wegen des ange­blichen Ver­falls der deutschen Sprache, die gle­ich­falls hier­her gehören.”

Ja! Ja! Ja! An mein Herz!

Zum Ein­stieg empfehle ich:

  • Tem­pusse, Visas und Abstrak­tums (Zur Plu­ral­bil­dung bei Fremd­wörtern — dazu kommt von mir auch mal noch was. Angenehm ideologiefrei.)
  • Monat­sna­men (Ein Auf­tak­t­beitrag für 12 Posts zu den Monats­beze­ich­nun­gen — ein­fach unten auf “Monate” klick­en, um die Einzel­beiträge zu find­en. Es gibt sehr viel Ety­molo­gie auf der Seite.)
  • Die Reform von 1901 (Exem­plar­isch für die vie­len Beiträge zu his­torischen Ereignis­sen und wichti­gen Per­so­n­en in der Geschichte der deutschen Sprache und Sprachwissenschaft.)

That’s Greek to me!

Von Kristin Kopf

Heute ein Ver­weis auf das Lan­guage Log — und zwar genauer auf diesen Ein­trag mit einem Dia­gramm (gefun­den via StrangeMaps), das zeigt, welche Sprachen in welchen Sprachen als pro­to­typ­isch unver­ständlich betra­chtet wer­den. Als Quelle dient ein entsprechen­der Wikipedia-Ein­trag.

Es geht also darum, dass man sagt “Das klingt X für mich”, wobei X irgen­deine als unver­ständlich emp­fun­dene Sprache ist, und damit aus­drückt, dass man etwas nicht ver­ste­ht. Im Englis­chen ist es z.B. That’s Greek to me!

Das sieht alles sehr span­nend aus, allerd­ings fürchte ich, dass die einzel­nen Ein­träge noch ein­mal über­prüft wer­den müssten. Für Deutsch ist z.B. Spanisch einge­tra­gen, wegen Das kommt mir Spanisch vor — aber Das kommt mir Spanisch vor hat eigentlich nicht die Bedeu­tung ‘Ich ver­ste­he das nicht’, son­dern ‘Das ist mit sus­pekt, das kommt mir komisch vor’. (Ärg­er­licher­weise kommt das auch in der deutschen Wikipedia nicht richtig raus.)

Strange Maps hat zum Deutschen noch Kaud­er­welsch anzu­bi­eten und spekuliert, es beze­ich­nete vielle­icht Rätoro­man­isch. Das ist gar nicht so abwegig, Kluge ken­nt die The­o­rie auch — Welsch ist ja ein altes Wort für roman­is­che Sprachen. Im Deutschen wurde es eher abw­er­tend gebraucht, in der Schweiz wohl neu­tral. Trotz­dem ist es kein beson­ders gutes Beispiel für die Sprachen­samm­lung, denn erstens stellt man heute keinen Bezug zu ein­er bes­timmten Sprache mehr her, und zweit­ens hat es die zusät­zliche Bedeu­tung ‘Ich ver­ste­he es nicht weil es schlecht formuliert/ausgesprochen/… ist’. Entsprechend find­et es sich auch meist in abw­er­tenden Kon­tex­ten wie So ein Kaud­er­welsch! (Eine pos­i­tive Ver­wen­dung ist z.B. bei der Rei­he Kaud­er­welsch gelungen.)

Die gängig­ste Wen­dung bei uns ist völ­lig ohne Bezug zu Fremd­sprachen — Ich ver­steh nur Bahn­hof. Die deutsche Sprache scheint im Gegen­zug auch von kein­er anderen Sprache als beson­ders unver­ständlich wahrgenom­men zu werden …

In der Gesamt­sicht scheinen Griechisch und Chi­ne­sisch sehr beliebt zu sein. (Fachchi­ne­sisch gibt’s bei uns ja auch. Und Angler‑, Jäger‑, …latein.) Inter­es­sant, dass es bei­des Sprachen mit anderen Schrift­sys­te­men sind.

Der blinde Fleck der Lehnwortgegner

Von Anatol Stefanowitsch

Der Kon­feren­zstress ver­hin­dert es derzeit, dass ich regelmäßiger blogge, aber ich ver­spreche, dass sich das bald wieder ändert. Zum Glück brauchen die Sprachblogleser/innen mich nicht, um laut über Sprache nachzu­denken: die Diskus­sion zu meinem let­zten Ein­trag hat ger­ade die in diesem beschei­de­nen Blog eher sel­tene Gren­ze von 40 Kom­mentaren erre­icht. Die Diskus­sion hat sich vom ursprünglichen The­ma wegen­twick­elt (der Frage nach dem Ver­fas­sungsrang des Deutschen) und dreht sich nun um die Vor- und Nachteile von Lehn­wörtern (ich werde darauf ver­weisen, wenn ich das näch­ste Mal dafür kri­tisiert werde, dass ich zu viel über Anglizis­men schreibe).

Ein Argu­ment, das die Lehn­wort­geg­n­er in dieser Diskus­sion bre­it­treten ist das der Ver­ständlichkeit: Anglizis­men (und andere Lehn­wörter) seien deshalb schlecht, weil diejeni­gen, die deren Ursprungssprache nicht beherrschen, sie nicht ver­ste­hen kön­nten. Weit­er­lesen

Von der sluntrœr und der äffinn

Von Kristin Kopf

Heute will ich ein ganz altes Buch vorstellen: Das Buch der Natur. Kon­rad von Megen­berg beant­wortet alle Fra­gen, die die Men­schen im Mit­te­lal­ter quäl­ten, häu­fig mith­il­fe zuver­läs­siger Autoritäten wie Plin­ius oder Aris­tote­les. Darunter zum Beispiel:

Wie sieht es bei Tieren mit der Ver­mehrung aus?

  • diu kränchinn stêt, wenne si der kranch vogelt.
  • diu äffinn hât ain ding sam ain weip und der aff ainz sam ain hunt.
  • die störch tœtent iriu weip, diu êbrecherinn sint und sich niht gereinget habent in den wazzern nâch irr pôshait.

Warum bekommt man graue Haare?

daz hâr grâwet von der kel­ten des hirns, wenne diu nâtür­le­ich hitz sô krank wirt, daz si des hirns kel­ten nicht mag gesen­fti­gen, ez sei von alter oder von sor­gen oder von unfuor.

Und warum wer­den Män­ner kahl, Frauen aber nicht?

dar umb auch wer­dent die haizen man kal wenne si unkäusch pfle­gent, aber die frawen kalwent niht, dâ von daz si kel­terr nâtûr sint wan die man.

Wozu braucht man Augenbrauen?

Die augen­prâwe sint den augen nôt­dürftig, dar umb, wenn daz tier slâf, daz kain auzwendigz dinch in daz aug valle.

Was ist ein Echo?

Die stimm sint zwaier­lai: aineu ist hin­laufend, diu ander her­wider­laufend. diu hin­laufend ist die von dem ges­timten tier gêt hin­dan; diu wider­laufend die haizet ze latein echo, und geschi­ht wenn der ges­timt luft sich wider­stôzt an pau­men oder an häusern, die in ainem tal der­hœht sint und sô gele­gen sint, daz si den ges­timten luft ze samen hal­tent, daz er under der stimm form beleiben muoz.

Wozu ist eine Speis­eröhre gut?

Diu slun­trœr haizt ze latein ysoph­a­gus oder mery und ligt hin­den gegen dem hals. die rœrn haizt Aris­totiles des magen munt, dar umb, daz si rüert unz an der zun­gen ursprunch und nimt daz ezzen und daz trinken und tregt ez in den magen, daz ez diu nâtûr kocht und beraitt, daz ez nütz allen gelidern. 

Und wie war das mit der aus­gle­ichen­den Gerechtigkeit?

ez gêt auch daz kindel in die werlt des êrsten mit dem haupt. aber ez gêt wider auz der werlt des êrsten mit den füezen, wan man kêrt im die füez für, sô man ez ze grab tregt.

Das Buch ist ein wahrer Schatz, und ich habe den Ein­druck, dass man auch ein bißchen was davon ver­ste­hen kann, wenn man keine Ahnung von Mit­tel­hochdeutsch hat. 

Ein paar Hin­weise zur Schreibung:

  • <p> ist oft das heutige <b> — pôshait ‘Bosheit’, prâwe ‘Braue’, pau­men ‘Bäu­men’
  • <z> kann für heutiges <s> ste­hen — daz ‘dass’, muoz ‘muss’, füezen ‘Füßen’, ezzen ‘essen’
  • <e> kann für unser heutiges <ä> ste­hen — tregt ‘trägt’
  • <v> ste­ht oft für heutiges <f> - valle ‘falle’
  • Der Zirkum­flex zeigt an, dass ein Vokal lang ist.

Oh, und noch ein Dis­claimer, nicht dass ich mich Ver­stor­be­nen gegenüber poli­tisch inko­r­rekt ver­halte: Ich weiß, dass Kon­rad das nicht komisch gemeint hat und ern­stzunehmendes Wis­sen zusam­menge­tra­gen hat. Die ver­flosse­nen Jahrhun­derte haben allerd­ings einen gewis­sen Lustigkeits­fak­tor ins Spiel gebracht.

AschRmittwoch

Von Kristin Kopf

Ascher­mittwoch kommt von der Asche, die man auf’s Haupt streut, soweit, so trans­par­ent. Warum aber Aschermittwoch? Warum nicht Aschen­mittwoch oder Aschemittwoch?

Syn­chron betra­chtet, d.h. wenn man nur das heutige Deutsch anschaut, ist es nicht weit­er ver­wun­der­lich. Ein Ver­fahren der Wort­bil­dung ist es, zwei Wörter zu einem neuen zusam­men­zuset­zen. Das nen­nt man “Kom­po­si­tion”. Häu­fig steckt aber zwis­chen diesen bei­den Wörtern noch etwas — das Fugenele­ment. Laut Gram­matik-Duden kommt es bei 30% der deutschen Wörter vor (allerd­ings scheint es mir fraglich, wie man die Zahl der deutschen Wörter messen will, da Kom­po­si­tion ja pro­duk­tiv ist). Fugenele­mente nen­nt man all diese Heizungskeller, Rinderställe, Lampenschirme und Donau­dampf­schiff­fahrtsgesellschaftskapitänsmützen.

Vie­len von ihnen sieht man ihre Herkun­ft noch an — sie sehen alten Gen­i­tiv­for­men ähn­lich, wie zum Beispiel des Teufels Kerl > Teufelskerl. Die Uminter­pre­ta­tion als Erst­glied des Kom­posi­tums nen­nt man “Reanalyse”. Heute hat das Fugenele­ment keine gram­ma­tis­che Funk­tion mehr.

Allerd­ings kom­men die Fugenele­mente bei weit­em nicht alle von alten Gen­i­tiv­en — bei Heizungskeller sieht man es ganz gut, der Gen­i­tiv würde der Heizung heißen, im Plur­al Heizun­gen. Kein s weit und bre­it. Es muss nach dem Vor­bild ander­er Wörter, die ein Genitiv‑s hat­ten, in den Heizungskeller einge­wan­dert sein. (Das nen­nt man “Analo­gie”.)

Bei Lam­p­en­schirm ist es mehr eine Sin­n­frage. Zwar heißt es der Lam­p­en, aber ist ein Schirm wirk­lich für mehrere Lam­p­en da? Doch wohl kaum? Warum hätte es jemand mit dem Plur­al bilden sollen?

Warum wird also nur der Ascher­mittwoch dem Vor­wurf aus­ge­set­zt, dass er sich zu Unrecht mit seinem r schmückt, wenn doch sehr viele Kom­posi­ta zu frem­dem Mate­r­i­al greifen?

Weil er eine alte Form ist. Der Ascher­mittwoch hat­te sein r schon immer. Wie kann das sein, wenn es der Asche, Aschen heißt? Kluge erk­lärt: Es ist eine regionale Plu­ral­form. Ein Blick ins mit­tel­hochdeutsche Wörter­buch macht nicht viel schlauer — außer dass Asche damals zwar meist fem­i­nin war, aber auch maskulin sein kon­nte. Ich habe mich auf die Suche gemacht und ins rheinis­che, pfälzis­che, elsäs­sis­che, elsäs­sisch-lothringis­che und lux­em­bur­gis­che Wörter­buch geschaut — nichts, immer mit n. Der dig­i­tale Wenker-Atlas hat auch nicht geholfen, da ste­ht keine Asche drin. Schw­eren Herzens gebe ich also auf … zumin­d­est vorerst.

Grimms Wörter­buch ken­nt mit r übri­gens auch Ascher­brödel, ascher­far­big, Ascherkleid und Ascherkuchen.

Im rheinis­chen Wörter­buch von gestern find­en sich neben der hochdeutschen Form Ascher­mittwoch auch r‑lose For­men: Öschemeppeg und Äis­chemet­twouch.

Rasenmontag

Von Kristin Kopf

Den Rosen­mon­tag habe ich in weis­er Voraus­sicht fern von Mainz ver­bracht — was mich nicht daran hin­dert, mal wieder ein Blick ins ety­mol­o­gis­che Wörter­buch zu wer­fen. (Bei Olschan­sky ste­ht auch was dazu, ich hab sie nur nicht mit auf die Flucht genom­men. Und, natür­lich, bei den Grimms.)

Man ahnt es schon, mit Rosen hat der Tag nichts zu tun — im Rheinis­chen hieß er, laut Kluge, ursprünglich rasen(d)montag, wobei das Par­tizip Präsens rasend soviel wie ‘tol­lend’ bedeutete.1 Komisch, dass das a im Hochdeutschen zum o wurde? Das Rheinis­che Wörter­buch hil­ft: es gibt als Aussprache rōsənt an, und unter diesem Lem­ma find­et sich auch:

rose Mondag Fast­nachtsmon­tag Rip2 noch vielfach auf dem Lande, aber schon vielfach unter dem Ein­fluss der Stadt Köln Ruse­mondag ‘Rosen­mon­tag’ ”

Wahrschein­lich ist ruse ein­fach eine Aussprachevari­ante, das kon­nte ich bish­er noch nicht verifizieren.

Das Rheinis­che Wörter­buch ken­nt auch noch ein paar andere Mon­tage:

  • der schwere Mon­tag ist der Mon­tag “nach den hl. drei Köni­gen, an welchen früher alle Gemein­de­beamten usf. schwören mussten” — also schon wieder so ein falsch­er Fre­und, schwören hat im Rheinis­chen näm­lich viele ver­schiedene Vari­anten, darunter auch eine mit e
  • der goue Mon­tag ist der Mon­tag in der Karwoche
  • der bloən Mon­tag konkur­ri­ert mit dem Rosen­mon­tag, er beze­ich­net in eini­gen Regio­nen auch den Fastnachtsmontag

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