Feiertag?

Von Susanne Flach

Ich bin nor­maler­weise kein Anglizis­men­jäger. Im Gegen­teil: meine Grund­mei­n­ung ist, dass die meis­ten der vielgescholte­nen Lehn­wörter unser Lexikon bere­ich­ern, weil sie in vie­len Fällen eben keine direk­ten Syn­onyme ihrer deutschen “Entsprechun­gen” sind. So ist ein Los­er nicht immer ein Ver­lier­er und shop­pen ist nicht gle­ich einkaufen. In anderen Fällen wirkt das “alte” deutsche Wort doch arg hol­prig oder antiquiert: Verabre­dung für Date (welche auch wiederum nicht kom­plett syn­onym sind, aber gut) oder E‑Post für E‑Mail. Das bedeutet nicht, dass mein Wortschatz mit “Fremd“wörtern durch­set­zt ist — ich nutze über­wiegend Rech­n­er statt Com­put­er, Lied statt Song oder Besprechung für Meet­ing. Das ist aber meine per­sön­liche Wort­wahl — und es muss schon viel passieren, bevor ich Anglizis­men für unerträglich halte.

Gestern war’s dann doch mal soweit. Ich habe eine neue Fir­ma, in der wir zwar Deutsch sprechen (und unsere Geschäfte vor allem in Deutsch­land abwick­eln), der Gegen­stand allerd­ings der inter­na­tionalen (wis­senschaftlichen) Verkehrssprache unter­liegt. Die zu lesenden Texte sind manch­mal nicht beson­ders schön, aber ich bezwei­fle, dass ich deren Inhalt ver­ste­hen würde, wenn sie auf Deutsch geschrieben wären. Egal.

Gestern war in Teilen Deutsch­lands Fron­le­ich­nam und einige unser­er Geschäftspart­ner waren tele­fonisch nicht erre­ich­bar (ich bin zwar gel­ern­ter Katho­lik, aber da musste ich auch erst mal nach­fra­gen, was die in NRW genau zu feiern haben — einen freien Tag ver­mut­lich!). Und als eine Kol­le­gin durch den Raum brüllte, dass da kein­er antwortet, weil dort ein bank hol­i­day sei, bin ich doch recht vom Glauben abgefallen.

Gut, wenn sie ger­ade mit einem Part­ner in Großbri­tan­nien auf Englisch tele­foniert hätte, der ihr mit­geteilt hätte, dass sie dort näch­ste Woche einen bank hol­i­day hät­ten, wäre das ja noch ver­ständlich gewe­sen. Weshalb aber die Kol­le­gin unsere heili­gen Feiertage so nan­nte, bleibt ihr Geheimnis.

Streng genom­men gibt es zwis­chen bank hol­i­day (Tag, an dem keine Bankgeschäfte abgewick­elt wer­den) und pub­lic hol­i­day (Feiertag, an dem nicht gear­beit­et wird) einen Unter­schied, prak­tisch sieht es aber so aus, dass an bei­den die Bevölkerung schlicht einen Tag frei hat. Bank hol­i­days sind beson­ders die zusät­zlichen zu geset­zlichen Feierta­gen gewährten freien Tage; der Unter­schied ist ver­mut­lich primär his­torisch bed­ingt und/oder hat regionale Schat­tierun­gen (z.B. USA, UK oder ‘irgen­dein ander­er Teil der englis­chsprachi­gen Welt’). Fron­le­ich­nam ist aber in Teilen Deutsch­lands ein geset­zlich­er Feiertag. In jedem Fall finde ich mich bei der “Entsprechung” Bank­feiertag doch verdächtig an eine schlichte Über­set­zung von bank hol­i­day erinnert.

Soweit mein Sprachge­fühl mich trägt, ist es bei uns ein­fach ein Feiertag.

9 Gedanken zu „Feiertag?

  1. Rari

    aaaber bank hol­i­day klingt doch viel schick­er als Feiertag 😉 Da muss man doch Ver­ständ­nis haben. 

    Was macht die Lernerei? Geht’s Dir gut?

    So, ich muss jet­zt auch los, mich mal eben selb­ständig machen. 

    *drück*

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    1. suz Beitragsautor

      Ein­spruch. Bank hol­i­day ist rüschtüsch scheiße 🙂

      Son­st ist alles ok, Lern­pro­gramm läuft erstaunlich gut (und in zwei Wochen ist schon alles fast vor­bei!!). Und ich drück dir die Dau­men für die Selb­st­ständigkeit — auf geht’s!

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  2. Max

    Ich kom­mu­niziere neuerd­ings meist per ‘Emil’. Das tippt sich auch leichter.
    PS: Ich disku­tiere gerne mit Dir. Ich hoffe ich kam Dir neulich nicht zick­ig rüber. Das wollte ich näm­lich ver­mei­den. Falls es doch der Fall gewe­sen sein sollte: sor­ry! Aber ich ver­mute Du hat­test zu tun und ich bin zu sen­si­bel. Drauf geschissen! Nun ist es raus.

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    1. suz Beitragsautor

      Quatsch, ne eigene Mei­n­ung haben ist ja nicht zick­ig sein. Ich disku­tiere ja auch gerne mit dir :D. Und ich liebe stre­it­bare The­sen — ich habe in diesem beson­deren Fall nur eine sehr klare Mei­n­ung, aber das haben wir “drüben” ja schon diskutiert.

      Ich habe momen­tan wirk­lich sehr viel zu tun, und wenn ich mir mal ne freie Minute gönne, bin ich meis­tens total erledigt. 8–17 Uhr unter schlecht­en Bedin­gun­gen arbeit­en schlaucht ganz schön und dann mach ich abends ein­fach nur kurz den Lap­topdeck­el auf und dann auch schon wieder zu und verkrieche mich ins Bett. Und an den Tagen, an denen ich nicht für Geld arbeite, sitze ich dann stun­den­lang zwis­chen Tex­ten und Notizzetteln und Karteikarten und und und… und eigentlich sollte ich das hier ger­ade gar nicht schreiben. Hihi.

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