Der Beitrag, wo von “wo” handelt

Von Kristin Kopf

André hat neulich ange­fragt, wo eigentlich die wo-Rel­a­tivsätze ver­bre­it­et seien. Ihr wisst schon, die wo man mit wo bildet. Mir scheint, ziem­lich weit. Über Grimms Wörter­buch habe ich einen Auf­satz von Weise (1917) gefun­den, der als Hotspot den Süd­west­en angibt, also das Ale­man­nis­che (auch in der Schweiz) inklu­sive Schwäbisch.

Aber auch ander­swo find­et es sich, zum Beispiel im Bairischen, Fränkischen, Ost­fränkischen, Ober­hes­sis­chen, Mosel­fränkischen und Lothringis­chen. Hui! Hier eine sehr unge­fähre grafis­che Darstel­lung. Das orange Gebi­et ist das, wo wo benutzt (wurde):

Allerd­ings sind die wo-Rel­a­tivsätze nicht über­all gle­ich stark ver­bre­it­et, in vie­len Gebi­eten nehmen mache Sätze wo und andere was anderes. Lei­der habe ich dazu keine detailiert­eren, kartier­baren Angaben gefun­den. (Ich habe aber auch nicht beson­ders zeitaufwändig gesucht.) Am kon­se­quentesten bei der wo-Ver­wen­dung ist wohl wirk­lich das Alemannische.

Neben dem “lang­weili­gen” der/die/das (und dem kaum brauch­baren welch­er/welche/welch­es) gibt’s in deutschen Dialek­ten übri­gens auch noch

  • wer/was: De Jacke, wos do leit ‘Die Jacke, die da liegt’ (Weise 1917:65, Mit­teldeutsch) und
  • dass: den, daß dau gwêst ‘der, der da war’ (Weise 1917:71, Bairisch).

Außer­dem zu erwäh­nen ist die Kom­bi­na­tion von Artikel und wo, wie z.B. Ta Mann, dem wu tes Haus keherat hot ‘Der Mann, dem das Haus gehört hat’ (Weise 1917:67, Fränkisch).

wo-Rel­a­tivsätze in Umgangssprache scheinen sehr stark stig­ma­tisiert zu sein – ich habe im Inter­net nach Beispie­len gesucht, und fast über­all wurde Häme über die Ver­wen­der aus­gegossen. Schade, für mich klingt’s nach Heimat. Ein paar Verwendungsbeispiele:

Es gibt natür­lich auch stan­dard­sprach­liche wo-Rel­a­tivsätze, und zwar da, wo wirk­lich auf einen Ort Bezug genom­men wird. Dazu hat sich Dr. Bopp geäußert.

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