Kandidat II: SHITSTORM

Von Susanne Flach

Die Jury blog­gt ja ganz fleißig zu den Begrif­f­en und so langsam erscheinen auch Beiträge über Außen­seit­erkan­di­dat­en. Das Stim­mungs­bild mag sich zwar auf ein paar wenige Begriffe konzen­tri­eren — aber das Schöne an unser­er Wahl ist ja, dass die Entschei­dungs­find­ung so trans­par­ent ist. Deshalb möchte ich mich heute einem weniger aus­sicht­sre­ichen Kan­di­dat­en wid­men. Die Diskus­sion um solche Außen­seit­er sollte ja auch zeigen, warum diese ver­mut­lich nur Außen­seit­er bleiben.

Nun denn, heute: Shit­storm.

Ich sage es vor­weg: Nice, but not quite. Aber immer­hin erfüllte Shit­storm die wichti­gen Nominierungskri­te­rien. Noch ein Wort der War­nung: Die Diskus­sion ist poten­tiell unüber­sichtlich und irgend­wie scheint es mir, als legte Google mit jed­er Suchan­frage neue Dat­en, Ergeb­nisse und Tre­f­fer­ge­nauigkeit an den Tag. Gut, dieses Schick­sal teile ich mit meinen Jurykol­le­gen und Shit­storm mit seinen Konkurrenten.

Was bedeutet Shit­storm?

Rein for­mal ganz ein­fach erk­lärt: aus shit ‘Scheiße, sel­tener: Dreck’ + storm ‘Sturm’. Mit einem Anteil von unter 0,01% der Google­tr­e­f­fer auch mit einem deutschen Ele­ment, der Shitsturm. Ein Maskulinum, der Shit­storm. Meist im Sin­gu­lar, als Plur­al die Shit­storms.

Shit­storm lässt sich für das Deutsche all­ge­mein definieren als ‘Sturm öffentlich­er, massen­haft auftre­tender Entrüs­tung (im Web)’. Dabei bezieht sich Shit­storm aber nicht nur auf kon­struk­tive Kri­tik oder erwart­baren Gegen­wind, was ja die nahe­liegende Über­set­zung Protest­sturm beze­ich­nen würde, son­dern es bein­hal­tet — mit den Worten des Blog­gers Sascha Lobo — auch

eine sub­jek­tiv große Anzahl von kri­tis­chen Äußerun­gen […], von denen sich zumin­d­est ein Teil vom ursprünglichen The­ma ablöst und [die] stattdessen aggres­siv, belei­di­gend, bedro­hend oder anders attack­ierend geführt [wer­den]. (Sascha Lobo, How to sur­vive a shit storm, Vor­trag auf der re:publica 2010)
Ein Kom­men­tar zum Kinder­pornografie-Urteil gegen den ehe­ma­li­gen SPD-MdB Jörg Tauss brachte uns viel Kri­tik ein. Danach wussten wir auch, was ein Shit­storm ist. (Ruhrbarone.de, 24.12.2010)

Es ist also eine plöt­zlich auftre­tende, sach­fremde, häu­fig belei­di­gende und unkon­trol­lier­bare Reak­tion ein­er bre­it­eren (Netz-)Öffentlichkeit jen­seits ein­er üblichen oder erwart­baren Diskus­sion. Oft bein­hal­ten Shit­storms eine Rei­he von ad hominem-Angrif­f­en. Ganz wie es unsere Medi­en­welt will, find­en Shit­storms meist als Blog­beiträge oder ‑kom­mentare, Twit­ter­nachricht­en oder Face­book-Mel­dun­gen Aus­druck. Spiegel Online beispiel­sweise sah Kristi­na Schröder im Juni 2010 dem “Zwitsch­er-Sturm (in der Szene “Shit­storm” genan­nt)” ihrer mikrobloggen­den Twit­terkol­le­gen aus­geliefert. Nicht nur die Täter kom­men dem­nach aus dem Social Media-Bere­ich, son­dern — der Natur der Social Media-Sache geschuldet — häu­fig auch ihre Opfer.

Shit­storms sind vom ein­fachen Trollen abzu­gren­zen. Der Troll tritt als Einzeltäter auf und seine primäre Funk­tion ist die Pro­voka­tion ein­er anson­sten um Anständigkeit und Sach­lichkeit bemüht­en Diskus­sion (also um der reinen Pro­voka­tion Willen). Shit­storm ist dage­gen der Prozess, also die Gesamtheit der Angriffe zu einem The­ma oder auf eine Per­son. Als Beispiel für einen Shit­storm nen­nt Lobo auch die hämis­chen Reak­tio­nen auf Gün­ther Oet­tingers “We are all sit­ting in one boat”-Rede.

So erk­lärt, ver­wun­dert es auch nicht, dass sich die große Mehrheit der Tre­f­fer nicht in etablierten Medi­en find­et, son­dern über­wiegend in Jour­nal­is­tisch-Blog­gers­dorf und im Social Media-Kon­text. Eine Aus­nahme wäre etwa ein Zitat in ein­er Feuill­ton-Rückschau bei Spiegel Online, was gle­ichzeit­ig ein­er der früh­esten Belege im deutschsprachi­gen Raum ist (2006, ursprünglich online erschienen bei der Frank­furter Rund­schau, der Link bei SPON führt aber nur zu ein­er Fotogalerie):

Mein Fre­und und früher­er Men­tor Kurt Von­negut würde das nation­al­is­tis­che Geplap­per in den deutschen Medi­en wohl als ’shit storm’ bezeichnen.

Das Orig­i­nalz­i­tat stammt aus einem Kom­men­tar von John Irv­ing im britis­chen Guardian zur Diskus­sion um Gün­ter Grass’ SS-Ver­gan­gen­heit. Möglich also, dass Shit­storm so in die deutsche Sprache kam. (Google zeigt für 2004–5 zwar deutsche Tre­f­fer an, die sich aber auf diverse Songs oder eine Band beziehen.) Auf­schlussre­ich ist im 2006er Zitat nicht nur die Benutzung von Anführungsze­ichen, son­dern auch die Orthogra­phie: hier wurde wie bei Anglizis­men in der Eingliederungsphase üblich die englis­che Schrei­bung ver­wen­det (klein und auseinan­der). Mit­tler­weile hat sich die “deutsche” Schrei­bung Shit­storm etabliert.

Einzug in etabliert­ere Medi­en find­et der Begriff beson­ders ab Dezem­ber 2010 — als Beze­ich­nung der recht stür­mis­chen Reak­tion auf die Ankündi­gung, auch für pri­vate Inter­ne­tange­bote Jugend­schutzsper­ren einzuführen (z.B. TAZ vom 2.12.2010, “Shit­storm über NRW” ) und im Zusam­men­hang mit WikiLeaks.

Woher kommt Shit­storm?

Keine der Stan­dard­ref­eren­zw­erke wie OED bieten eine Def­i­n­i­tion für Shit­storm (“Did you mean shit-load?”). Sprachlogle­serin Ari­ane, die Shit­storm nominiert hat­te, ver­weist auf das Urban Dic­tio­nary, also eine user­gener­ierte Def­i­n­i­tion­ssamm­lung für viel Umgangssprach­lich­es und oft­mals noch viel Schmutzigeres. Shit­storm und shit storm wer­den dort so definiert (Auszüge):

  1. When all the shit hits you at once.
  2. Fig­u­ra­tive­ly, a huge down­pour of shit.
  3. A course of action that would appear to lead to a good out­come, but when under­tak­en, leads to a sit­u­a­tion that is utter­ly out of con­trol beyond human comprehension.
  4. A huge fuck-up of epic pro­por­tions of some sort or anoth­er and its ensu­ing calamity.
  5. An extreme­ly bad situation.

Was auf­fällt: ein Medi­en­fokus wird hier nicht aufge­führt. Wir haben statt dessen andere, obgle­ich ähn­liche Bedeu­tun­gen, etwa (a) Öffentliche Aufruhr oder (b) unkon­trol­lier­bare Reak­tio­nen und Angriffe (auf Äußerun­gen und Hand­lun­gen), aber auch © Pattsi­t­u­a­tio­nen und Destruk­tion in einem mil­itärischen Kon­text und (d) generell sehr unangehme Sit­u­a­tio­nen. Die User führen noch weit­ere Def­i­n­i­tio­nen an, die aber in der Bew­er­tung der Web­seit­enbe­such­er regel­recht durch­fall­en, was auf sub­jek­tive oder sehr spezielle Erk­lärun­gen schließen lässt. Darüber hin­aus sind solche Def­i­n­i­tio­nen und beson­ders ihre Beispiele oft frag­würdig, weil nicht klar ist, ob sie wirk­lich belegten Sprachge­brauch reflek­tieren oder ob die Def­i­n­i­tions­for­mulier­er sie sich für den Moment aus­gedacht haben.

Eine ähn­liche, aber all­ge­meinere Def­i­n­i­tion liefert Wiktionary:

  1. n. (vul­gär) A vio­lent sit­u­a­tion — In Bal­ti­more, the gen­er­al rule is that if some­thing looks like a shit­storm, smells like a shit­storm and tastes like a shit­storm, it goes to homi­cide (David Simon, Homi­cide: A Year on the Killing Streets, 2006)
  2. n. (idioma­tisch, vul­gär) Con­sid­er­able back­lash from the pub­lic. — When Abbott stat­ed open­ly that his plan involved a new tax of 1.7% on large com­pa­nies with big prof­it mar­gins — those, in fact, most able to pay — he pro­voked a near uni­ver­sal shit­storm. (Mun­go Mac­Cal­lum, The Month­ly, April 2010, Issue 55, The Month­ly Ptd Ltd, page 32.)

Eine GoogleN­gram-Suche legt übri­gens den Ver­dacht nahe, dass es sich bei Shit­storm um einen Amerikanis­mus han­delt. Dort nimmt die Fre­quenz des Worts begin­nend mit den 1980er Jahren stark zu. Für das britis­che Englisch find­en sich keine Belege bzw. sind die Zahlen eventuell zu klein, sodass Google sie nicht anzeigt. Ein Blick in die entsprechende Kor­po­ra erhärtet den Ver­dacht: das Cor­pus of Con­tem­po­rary Amer­i­can Eng­lish (COCA) find­et zwis­chen 1990 und 2009 immer­hin 14 Belege. Im British Nation­al Cor­pus (BNC) find­et man dage­gen keinen Beleg. Die Tre­f­fer für amerikanis­ches Englisch im COCA sind mit 10 Bele­gen über­wiegend aus dem Genre Fik­tion – und dabei häu­fig in Zitat­en bzw. wörtlich­er Rede.

Die Bedeu­tung? Neben der Bedeu­tung ‘Sturm der Entrüs­tung’ ist auch die Bedeu­tung ein­er ‘bru­tal­en und/oder unüber­sichtlichen Sit­u­a­tion’ vorherrschend:

We walked into a shit­storm. Roads mined. Gooks behind every blade of grass. Ambush. Mor­tars. You name it. (Mar­tyn Burke, Laugh­ing War, 1980)

The racial killing of Yusuf Hawkins in Ben­son­hurst is men­tioned, as is the slay­ing of Huey New­ton and PE’s own recent media shit­storm […]. SPIN, Feb­ru­ar 1990.

What about Griff? It seems to me that he deserved the whole media shit­storm about his anti-Semit­ic remarks. (SPIN, März 1990)

Entlehnung

Also lässt sich bei der Bedeu­tung zweier­lei fes­thal­ten: Erstens wurde — wie bei Entlehnun­gen regelmäßig beobacht­bar — nur eine der vie­len Bedeu­tun­gen über­nom­men. Zweit­ens scheinen die Sprech­er diese Bedeu­tung dahinge­hend einge­gren­zt zu haben, dass es zwar wie im Englis­chen öffentliche Entrüs­tung beze­ich­net, aber doch stark auf den Über­tra­gungskanal fokussiert wird, und beson­ders auf das Web 2.0 und die all­ge­meine Net­zöf­fentlichkeit. Darüber hin­aus scheint Shit­storm dann benutzt zu wer­den, wenn das Augen­merk des Protest­sturms auch auf Dynamik, Emo­tio­nen, per­sön­lichen Angrif­f­en und unsach­lich­er Kri­tik liegt (siehe Lobo in sein­er bewusst sub­jek­tiv­en Definition).

Im Englis­chen spricht man in diesem Zusam­men­hang häu­fig von social media shit­storm oder wie die Belege aus SPIN oben zeigen, von media shit­storm. Die mut­maßliche deutsche Grundbe­deu­tung wird im Englis­chen also durch Kom­posi­ta aus­ge­drückt — das Web 2.0 und die Medi­en all­ge­mein scheinen in der Geber­sprache nicht zwin­gend Teil der Kernbe­deu­tung zu sein. Die Unter­schiede sind zugegeben­er­maßen min­i­mal und (social) media shit­storm liefert auch deutsche Tre­f­fer — die Schat­tierun­gen zeigen aber, wie fein Bedeu­tung­sun­ter­schiede bei Entlehnun­gen aus­geprägt sein können.

Den­noch hat Shit­storm auch im Deutschen ver­mut­lich recht schnell eine Bedeu­tungser­weiterung erfahren, wenn man — vor­sichtig inter­pretiert — die Hack­eran­griffe und Boykot­taufrufe auf Pay­pal und Ama­zon im Zuge der Wik­iLeaks-Diskus­sion mit einbezieht:

Der Online-Bezahl­dienst Pay­pal und Ama­zons Cloud-Ser­vice bekom­men nun den Zorn der Dig­i­tal Natives zu spüren, nach­dem die Unternehmen die Zusam­me­nar­beit mit der Enthül­lungs-Plat­tform Wik­ileaks gekündigt haben. Es hagelt Boykott-Aufrufe unter dem Mot­to “Byepal”. Auch auf den Fan­pages bei Face­book erlebte vor allem Pay­pal am Woch­enende einen regel­recht­en “Shit­storm”. (horizont.net, 6.12.2010)

(Ich möchte allerd­ings zu Pro­tokoll geben, dass dieser Schluss mein­er­seits sehr frei und sub­jek­tiv gezo­gen ist — den­noch würde sich hier zumin­d­est eine Möglichkeit für eine Bedeu­tungser­weiterun­gen ergeben.)

Wie Sascha Lobo in seinem Vor­trag sagt, spielt die sub­jek­tive Ein­schätzung, was ein Shit­storm ist, eine tra­gende Rolle — entwed­er weil man selb­st betrof­fen ist oder weil man die Reak­tio­nen auf eine Sache so inter­pretiert und sie unter Shit­storm zusammenfasst:

Es war der erste Shit­storm meines Lebens. (MDR-Inten­dant und Twit­ter­er Udo Reit­er über die Reak­tio­nen auf seinen zweifel­haften Bun­de­spräsi­den­ten­witz)

Möglicher­weise ist die Zunahme des Begriffs im Deutschen auch ein wenig Lobo selb­st und der Reich­weite seines Blogs zuzuschreiben. Ohne mich jet­zt zu sehr aus dem Fen­ster lehnen zu wollen: Lobos Def­i­n­i­tion auf der re:publica2010 entspricht recht gut der Ver­wen­dung im Jahr 2010 und weicht in genau den Punk­ten von der Bedeu­tung in der Geber­sprache ab. (Obgle­ich Lobo zu Beginn seines Vor­trages zugibt, dass seine Inter­pre­ta­tion des Begriffs deut­lich von der Def­i­n­i­tion im Englis­chen abwe­iche, als Grund­lage nutzt er Urban Dic­tio­nary. Hier liegt aber nicht eine abwe­ichende Def­i­n­i­tion vor, son­dern lediglich eine sehr spezial­isierte.) Zuguter­let­zt scheint die Zunahme von Shit­storm zeitlich erst nach Lobos Diskus­sion erfol­gt zu sein (ab Mitte April 2010). Lobos Ver­wen­dung kön­nte also für die Blo­gosphäre weg­weisend gewe­sen sein.

Faz­it: Shit­storm als expres­siv­er Neuzu­gang (Aber reicht das?)

Also ohne jet­zt fra­gen zu wollen, welch­es Ei man beschreibt: Unter der plau­si­blen Annahme, dass die Teil­nahme der Jed­er­män­ner im öffentlichen Diskurs ein­er­seits und die Ver­fes­ti­gung unser Medi­en­demokratie ander­er­seits die Etablierung des Begriffs begün­stigt bzw. beschle­u­nigt haben, halte ich Shit­storm dur­chaus für einen expres­siv­en Neuzu­gang im Deutschen.

Expres­siv ist Shit­storm natür­lich allein schon deshalb, weil “Ihr schlug ein Sturm öffentlich­er Entrüs­tung ent­ge­gen” nicht annäh­ernd die Kraft, Dra­matik und Dynamik wiedergeben kann, die “Ihren Äußerun­gen fol­gte ein uni­ver­saler Shit­storm” trans­portiert. Dies — und die Ein­bindung der Über­tra­gungskanäle — kann auch der der ver­meintlich nahe­liegende Protest­sturm nicht abbilden. Möglicher­weise schwingt bei Shit­storm noch das Vul­gäre mit — der Begriff ist deshalb derzeit auf einen kleineren Per­so­n­enkreis von (frei bloggen­den) Jour­nal­is­ten beschränkt, was sich aber ändern dürfte.

Darüber hin­aus — und das ist viel wichtiger — haben wir mit Shit­storm im Deutschen nun auch einen Begriff für die durch das Web‑2.0 gener­ierte Teil­habe am öffentlichen Diskurs und ihrem oft unsach­lichen Ver­lauf. Natür­lich gab es unver­ständliche Reak­tio­nen in der bre­it­en Bevölkerung schon immer, ohne Frage — nur kön­nen sie jet­zt mit der tech­nis­chen Rev­o­lu­tion auch mit­geteilt wer­den. Shit­storm füllt eine lexikalis­che Lücke, die Medi­en­demokratie, Social Media und das Web 2.0 geschaf­fen haben — zumin­d­est haben sie eine Lücke sicht­bar gemacht. Shit­storm deckt also präg­nant nicht nur den ein­fachen, erwart­baren und bish­er einzig sicht­baren Gegen­wind ab, son­dern es beze­ich­net vor allen Din­gen die unkon­trol­lier­bare Eigen­dy­namik ein­er Reak­tion, die Äußerun­gen und Hand­lun­gen her­vor­rufen können.

Vielle­icht fällt die Nominierung damit dann doch ein wenig zu sehr in die Gesellschaft­skri­tik, und das stärk­er als ich anfänglich gedacht habe. Vor allem scheint mir der Begriff jet­zt irgend­wie nicht mehr ganz so ele­gant wie noch am Woch­enende, als ich Shit­storm recht intu­itiv als Kan­di­dat­en auf meine per­sön­liche Nominierungsliste setzte.

Aber nun denn — wir ste­hen ja für Trans­parenz im Entschei­dung­sprozess und eine gewisse Rel­e­vanz will ich wed­er dem Shit­storm und schon gar nicht sein­er erfol­gten Ver­sprach­lichung absprechen.

[edit: Ich bitte um Entschuldigung, sollte das For­mat im RRS-Feed einiger­maßen unüber­sichtlich gewor­den sein — Word­Press und Serv­er woll­ten wohl nicht so wie ich.] 

8 Gedanken zu „Kandidat II: SHITSTORM

  1. Kristin

    Vie­len Dank für die Nachforschungen! : )
    Einen Aspekt finde ich noch span­nend, und zwar der, dass Shit­storm noch einiger­maßen trans­par­ent als Sturm wahrgenom­men wird. Das hängt sich­er mit der lautlichen/graphematischen Nähe und der ver­hält­nis­mäßig hohen Englis­chkom­pe­tenz im Web‑2.0‑Verwenderkreis zusam­men, mal schauen, ob es sich hält, wenn der Begriff sich aus­dehnen sollte. Bish­er gibt es auf jeden Fall kreative For­mulierun­gen, die die Sturm­se­man­tik im Ver­bal­bere­ich (und auch son­st) aufgreifen:

    Jemand muss die ganzen Jobs der Ama­zon-Mitar­beit­er ja ret­ten, wenn momen­tan draußen so ein Shit­storm weht (Quelle)

    Bei so vie­len dum­men Vorschlä­gen der Regierung müsste es keinen Shit­storm son­dern einen Shithur­ri­cane geben, den­noch weht der Kan­z­lerin nur ein laues Lüftchen ent­ge­gen, welch­es sog­ar aus der eige­nen Partei kommt. (Quelle)

    Da kann man dem shit­face nur wün­schen, dass ihm der Gegen­wind in Form eines shit­storms nicht allzu heftig ins Gesicht bläst. (Quelle)

    Oder ist das eher banal? Haben wir die Ver­ben, die das Ver­hal­ten des Shit­storms beschreiben kön­nen, mitentlehnt?

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    1. suz Beitragsautor

      @Kristin: Ver­mut­lich weniger banal, als wir erst mal glauben: soviele Ver­ben gibt es näm­lich gar nicht, die man mitentlehnen kön­nte. Ich habe mal die 25 zeitlich ein­ge­ord­neten Google-Tre­f­fer für .au-Seit­en über­flo­gen. Da find­en sich z.B.:

      It is a tenure that will be for­ev­er defined by the Glob­al Finan­cial Cri­sis, or-to use the Prime Minster’s term — the shit­storm” that engulfed the nation and the world. (The Book Abyss Online)

      She want­ed to avoid run­ning into a ‘’shit­storm”, but here goes: ”There was­n’t enough, in cin­e­mat­ic terms, explain­ing of what was going on, and way too many moons over bridges …” (Syd­ney Morn­ing Her­ald)

      We all know that it would have unleashed an unprece­dent­ed shit­storm of swear­ing and tipped-over fur­ni­ture at Sev­en head­quar­ters […]. (Syd­ney Morn­ing Her­ald)

      Aber anson­sten eher mit BE. (Mir fällt auch auf, dass es auch hier (noch) häu­fig mit Anführungsstrichen geschrieben wird.) Mir war ja die Erk­lärung dafür, dass Shit­storm in der über­wälti­gen­den Mehrheit maskulin ist, in der Nähe zu der Sturm zu find­en ist, recht banal (und wie so oft nur ober­fläch­lich plau­si­bel). Aber die seman­tis­che und konzeptuelle Nähe ist mit Sicher­heit ein guter Grund — neben dein­er viel besseren Erk­lärung des Englis­chniveaus, ver­mut­lich. Eine Kombination?

      @liljan98: Dass Begriffe aus dem Social Media-Bere­ich so gut vertreten sind, liegt mit Sicher­heit daran, dass wir 1) sie meist zeitlich gut ein­gren­zen kön­nen (ein ganz wichtiges Kri­teri­um), 2.) das Web2.0/Social Media momen­tan noch exor­bi­tant wächst und an Bedeu­tung gewin­nt und sich 3.) natür­lich solche Begriffe wie ein Virus ver­bre­it­en kön­nen (beson­ders dann, wenn sie eine klaf­fende Lücke füllen). Aber deshalb sehe ich es momen­tan noch ähn­lich wie du — als Kan­di­dat­en für die Wahl eher Außen­seit­er. Beson­ders aufge­fall­en ist mir das bei durch­faven, dessen Konzept/Bedeutung/Inhalt ich trotz Mar­tins Erk­lärung nur so ansatzweise ver­standen habe. Muss man wohl für drin stecken.
      For­mat im Feed habe ich ja auch einiger­maßen wieder hin­bekom­men, aber glück­lich bin ich nicht damit…

      Antworten
  2. liljan98

    Schöne aus­führliche Vorstel­lung dieses Kan­di­dat­en und ich find ger­ade der Zusam­men­hang zum Web 2.0 und Social Media ist gut deut­lich gewor­den. Daher ist der Kan­di­dat für mich aber auch eher ein­er ein Aussen­seit­er unter den Kan­di­dat­en weil er mein­er Mei­n­ung nach in der bre­it­en Öffentlichkeit noch gar nicht wirk­lich angekom­men ist. 

    Mit dem RSS Fee­dread­er v3.14. sah der Beitrag übri­gens sehr über­sichtlich aus 🙂

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  6. dnx

    Ich frage mich, ob’s vielle­icht auch einen Bezug zum Aus­druck “when the shit hits the fan” sein kön­nte — eine Steigerung gewissermaßen.

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