Jido Fister Filly

Von Kristin Kopf

Ich habe eben bei Twit­ter via WortWirrWarr einen großar­ti­gen Zeitungsauss­chnitt aus ein­er sudane­sis­chen Zeitung gese­hen, in dem die Ankun­ft des deutschen Außen­min­is­ters angekündigt wird:

Ger­man For­eign Min­is­ter Arrives Khar­toum Today

The Demo­c­rat (Amal Abdul Rahim)

The Ger­man for­eign min­is­ter, Jido Fis­ter Fil­ly, will arrive Khar­toum today , Thurs­day, on an offi­cial vis­it dur­ing which he will hold talks with his Sudanese coun­ter­part, Ali Ahmed Kar­ti and a num­ber of high rank­ing Sudanese officials. […]

Wie aber ist aus Gui­do West­er­welle hier Jido Fis­ter Fil­ly geworden? 

Sowohl die (nicht son­der­lich aktuelle) Inter­net­präsenz der Zeitung, als auch der Stil des Artikels (to arrive X) leg­en nahe, dass es sich bei diesem englis­chen Text um eine Über­set­zung aus dem Ara­bis­chen han­delt. Die Seite der Deutschen Botschaft in Damaskus nen­nt West­er­welle auf Ara­bisch جيدو فسترفيلى. Nun habe ich vom ara­bis­chen Alpha­bet nur extrem wenig Ahnung, seid also gewarnt, aber ich habe mir die hier ver­wen­de­ten Buch­staben via Wikipedia zusam­mengestop­pelt. Von rechts nach links also, der Vorname: ‏

ara­bisch IPA
ʤ
ﻴ‎ j, i, iː, ɨ, ɨː
d
ﻮ‎ w, u, uː

‎Einen g-Laut gibt es im Ara­bis­chen nicht, man hat hier dann den genom­men, der noch am näch­sten dran ist, näm­lich das stimmhafte ʤ wie in Dschungel. (Wobei man’s im Sudan wohl eher [ɡʲ] ausspricht, sagt Wikipedia.) Das schreibt man auf Englisch … ja, genau: <j> (wie in jungle). Das <o> am Ende erk­lärt sich aus ein­er Eigen­heit des sudane­sis­chen Ara­bis­chen: Der hochara­bis­che Vokal [u] wird dort viel o-ähn­lich­er aus­ge­sprochen und deshalb nor­maler­weise auch mit <o> tran­skri­biert (Wikipedia). Damit ist der Jido dann auch schon recht klar. Der etwas behäbigere Nachname:

ara­bisch IPA
ﻑ‎ f
s
ﺘ‎ t
ﺭ‎ r
f
ﻴ‎ j, i, iː, ɨ, ɨ
l
ی j, i, iː, ɨ, ɨ

Fstr­fili ist von Fister Filly auch gar nicht so weit weg. Der Name wurde in diesem Fall wahrschein­lich ein­fach etwas anders ins Ara­bis­che über­tra­gen, als das die Deutsche Botschaft in Damaskus getan hat, näm­lich mit bei­den l-Buch­staben. Die bei­den Haup­tun­ter­schiede zur deutschen Aussprache sind wohl das w, das zum f wurde, und das e, was zu i wurde.

Die w-Aussprache ist ganz logisch: Im Ara­bis­chen gibt es zwei Laute, die da einiger­maßen nah dran sind, aber nicht den deutschen w-Laut selb­st (wir, vege­tarisch, …). Das sind w (ein Hal­b­vokal, wie in englisch water) und f. Das f unter­schei­det sich vom deutschen w nur in der Stimmhaftigkeit: Spricht man w stimm­los aus, hat man ein f, spricht man f stimmhaft aus, hat man ein w. Bei­de sind soge­nan­nte Frika­tive (Reibelaute). Die Schrei­bung mit <f> liegt also auf der Hand.

Bei Vokalen ist die Sache immer etwas kom­pliziert­er. Prinzip­iell gibt es im Hochara­bis­chen nur drei Stück (a, i und u, ihre Aussprache kann stark vari­ieren, wie man oben schon an o für u gese­hen hat). Die wer­den aber nur dann auch geschrieben, wenn sie lang sind. Dass in Fstr­fili zwei fehlen und zwei da sind, kann ich damit aber nicht erklären.

Vielle­icht auch noch ganz inter­es­sant: Viele ara­bis­che Buch­staben wer­den, je nach Posi­tion im Wort (Anfang, Mitte, Ende), anders geschrieben. Deshalb seht ihr oben für i und f ver­schiedene Zeichen.

Dass aus dem Nach­na­men hier zwei Wörter wur­den, kön­nte auch indi­rekt damit zu tun haben: Das Zeichen ﺭ‎, also <r>, hat keine ver­schiede­nen For­men. Eine Tren­nung an der Stelle fällt damit vielle­icht nicht so sehr auf wie ander­swo, wo sich die kom­plette Schrei­bung ändern würde.

Sooooo, genug erk­lärt, ich geh weiterlachen!

[Update 6.7.: Habe zur besseren Les­barkeit die ara­bis­chen Buch­staben vergrößert.]

23 Gedanken zu „Jido Fister Filly

  1. Mehmet Aydin

    Ist jet­zt sehr speku­la­tiv, aber das mit den Vokalen kön­nte was mit offe­nen und geschlosse­nen Sil­ben zu tun haben (von dem ambisil­bis­chen “l” in “Welle” mal abgesehen).

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  2. Elquee

    Das ist Quatsch — gib bei Google trans­late جيدو فسترفيلى ein, und als Antwort erhälst du Gui­do Westerwelle

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    1. Kristin Beitragsautor

      Und was ist deshalb genau Quatsch? Kann dir lei­der nicht fol­gen. Dass die ara­bis­che Schreib­weise des Namens auch in einem Wörter­buch (oder eben bei Google trans­late) auf­taucht, ist doch zu erwarten und ste­ht für mich in keinem erkennbaren Bezug zu meinen Ausführungen.

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  5. lunky2

    Recht gut erar­beit­et. Inter­es­sant ist, dass selb­st die ara­bis­che Schreib­weise West­er­welles nicht ganz kor­rekt scheint.
    Laut meinem Ara­bis­chlehrer wer­den die Vokale in aus­ländis­chen Namen immer aus­geschrieben (egal ob lang oder kurz), damit man den Namen auch wirk­lich lesen kann. Die Aussprache eines Wortes (also ob und welche Vokale zwis­chen den Kon­so­nan­ten auf­tauchen) ergibt sich näm­lich aus seinem Kon­text. Dafür muss ein Wort natür­lich bekan­nt sein, was bei fremdländis­chen Namen nun nicht der Fall ist.
    Und über das eine “l” in der ara­bis­chen Ver­sion von West­er­welle müsste eigentlich das Schad­da ste­hen. http://de.wikipedia.org/wiki/Taschdid Dies zeigt eine Dopplung von Buch­staben an.

    Aber wenn der Außen­min­is­ter schon Prob­leme mit der englis­chen Sprache hat, warum soll­ten seine Angestell­ten dann ara­bisch können 😉

    Lunky

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    1. Kristin Beitragsautor

      Danke, freut mich, dass jemand mit Ahnung seinen Segen gibt 🙂
      Dass kein dop­peltes l genutzt wurde, ist eigentlich ganz schlau — auch im Deutschen wird das ja nur geschrieben, nicht aber ausgesprochen.

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    2. Ahmad

      Dass die ara­bis­che Tran­skrip­tion nicht ganz dem Lehrbuch fol­gt, macht nichts, es ist ja les­bar und ver­mut­lich so einge­bürg­ert. Eine Google-Suche mit dem ara­bis­chen Namen ergibt ja diverse Tre­f­fer in Medi­en wie Al-Jazeera.

      Das mit der Schad­da halte ich aber für über­trieben. In Tran­skrip­tio­nen lateinis­ch­er Namen wer­den solche Zusatzze­ichen m.W. nicht ver­wen­det. Son­st kön­nte man gle­ich durchvokalisieren:

      جِيدُ فِسْتِرفِلّه

      (beachte das ha im Aus­laut, das gerne für den Schwa genom­men wird!)

      Der Unfall wäre übri­gens nicht passiert, würde man den Namen per­sisch tran­ski­bieren, was für deutsche Ohren ein­fach bess­er ist:

      گیدو وستروله

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      1. Afrasyab

        Der/die/das (?) Schad­da über dem L wäre nicht nur über­trieben, son­dern schlicht falsch, da es sich in West­er­welles Namen um eine rein orthographis­che Dop­pelkon­son­so­nanz han­delt , und nicht um eine akustis­che, wie beispiel­sweise in dem Satz “sie will_Liebe” (es sei denn , man ist Schweiz­er 🙂 ) ; denn wenn man wirk­lich orthographisch umschreiben will, muss man ja auch das U im Vor­na­men noch irgend­wo unterbringen.…
        Wäre man noch pedan­tis­ch­er, kön­nte man auch Gui­do mit غ schreiben, das dem G wesentlich näher kommt als das ج ,
        und für das W den extra für okzi­den­tal­is­che Fremd­wörter kreeirten Son­der­buch­staben ڤ

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  6. lunky2

    Ups, im drit­tlet­zten Satz soll es natür­lich ‘über dem einen “l” ’ heißen…
    Und zum zweigeteil­ten Nach­na­men: Es gibt im ara­bis­chen einige Zeichen, die keine Schreib­verbindung nach links aufweisen. So auch beim lan­gen “r”. Daher ste­ht dahin­ter immer eine Lücke.

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  7. sixteenblogs

    Was wer­den die wohl machen bzw gemacht haben, als sie erfahren haben, dass unser hochverehreter Außen­min­is­ter Jido Fis­ter Fil­ly auch noch schwul ist ? 🙂

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    1. Kristin Beitragsautor

      Hm, ich ver­mute, sowas wie Zabi­ni Luithuisa Shnarn­bir­ja? Ohne jet­zt mit den Fein­heit­en der Tran­skrip­tion ver­traut zu sein.

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  8. Pingback: Alt, aber immer noch gut: Jido Fister Filly | Netborn

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