Neues von den Humorterroristen

Von Susanne Flach

Erle­ichterung kön­nte sich bre­it machen: Es gibt derzeit nicht nur Olympia. Halt, moment…

Die Humorter­ror­is­ten vom Vere­in Deutsche Sprache (VDS) melden sich im Fokus zu Wort, weil sie wieder nen Preis erfun­den und unters Jour­nal­is­ten­volk gejubelt haben („Dscham­mee­ka-Preis“). Damit kri­tisieren sie einen ARD-Reporter auf­grund dessen ange­blich­er und ange­blich falsch­er Aussprache von Jamai­ka*:

Ich habe nichts dage­gen, wenn Reporter Län­der in ihrer jew­eili­gen Lan­dessprache aussprechen. Dann hieße die Insel aber ‚Dschömei­ka‘“, belehrte Krämer den Reporter. „Dscham­mee­ka“ wür­den den Namen vor allem Amerikan­er aussprechen.

Seufz. Was Krämer hier mut­maßlich ver­sucht, ist die Aussprache des ersten Vokal als [ɐ] bzw. [ə] zu kri­tisieren, wo es doch eigentlich [ø:] heißen soll. Und beim zweit­en Vokal hauen wir mit [e:] daneben, obwohl es natür­lich [aɪ] heißen soll (ver­mut­lich meint er aber [eɪ]). (Um den Zweifels­fall beim Anlautkon­so­nan­ten [tʃ], [dʒ] oder [j] geht’s ihm offen­bar nicht.) Dem­nach entspräche [dʒɐme:kɐ] bzw. [dʒəme:kə] nur der amerikanis­chen Aussprache, nicht der “jew­eili­gen Lan­dessprache”, die ange­blich also [dʒø:meɪkə] heißen soll.

Abge­se­hen davon, dass der gerun­dete Vokal [ø:] in jamaikanis­chen Vari­etäten des Englis­chen gar nicht vorkommt und [e] hier keinen Diph­thong [eɪ] bildet (Devon­ish & Har­ry 2004), fra­gen wir doch ein­fach jeman­den, der sich mit der Lan­dessprache in Jamai­ka auskennt:

Wenn ich mich nicht mehrfach ver­hört habe, ist da wed­er [ø:] noch [eɪ].

*Der ARD-Reporter zeigt sich über­rascht — und will es nicht gewe­sen sein. Ob Sie’s waren oder nicht, ist aber egal, lieber Herr Hark, natür­lich haben Sie den Preis nicht ver­di­ent. Aber sagen Sie das nicht zu laut, man kön­nte Ihnen vor­w­er­fen, Sie wür­den Humorter­ror­is­ten ernst nehmen.

Literatur

Devon­ish, Hubert & Otele­mate G. Har­ry. 2004. Jamaican Cre­ole and Jamaican Eng­lish: phonol­o­gy. In: Bernd Kort­mann & Edgar W. Schnei­der [Hrsg]. A Hand­book of Vari­eties of Eng­lish. Vol­ume 1: Phonol­o­gy. De Gruyter: 450–480.

4 Gedanken zu „Neues von den Humorterroristen

  1. suz Beitragsautor

    Also das Fass wollte ich bei einem notorischen Vari­etäten­leugn­er in allen Dimen­sio­nen nicht auch noch aufmachen.
    (Es tut in dem Fall sog­ar nicht mal was zur Sache.)

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  2. Michael

    Net­ter Ver­such, suz, aber Dein ange­blich­er Videobe­weis und der Ver­weis auf Devo­nish & Har­ry 2004 brin­gen hier lei­der gar nichts. Die Jamaikan­er sind näm­lich selb­st schon so amerikan­i­fiziert, dass sie gar nicht mehr wis­sen, wie man “Jamai­ka” bei ihnen richtig auszus­prechen hat. Die soll­ten mal Her­rn Krämer fra­gen. Und über­haupt, die haben bes­timmt auch “Sale” und so, das ist ziem­lich suspekt.

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