Blogspektrogramm 23/2016

Von Kristin Kopf

Das heutige Spek­tro­gramm hat vier exk­lu­sive Links zu bieten: Zu neu­tralen Frauen, fu´ßballverdächtigen Fam­i­li­en­na­men, crazy-ass Wort­bil­dung und diskri­m­inieren­der Typografie. Damit passt es vom Umfang her wun­der­bar ins noch verbleibende Restwochenende:

  • Die Anna oder das Anna? Die RHEINPFALZ hat mit Julia Fritzinger darüber gesprochen, wo, wie und warum Frauen­na­men im Neu­trum ste­hen: »„Es“ oder „et“, „das“ oder „dat“ für Frauen ist erstaunlich weit ver­bre­it­et. Es kommt vor allem in west­mit­teldeutschen und süd­west­deutschen Dialek­ten vor, aber auch im Lux­em­bur­gis­chen, Elsäs­sis­chen und Schweiz­erdeutschen. Dabei gibt es starke regionale Unter­schiede, was die Ver­wen­dung ange­ht, manch­mal schon zwis­chen einzel­nen Orten. In manchen sagen die Leute zum Beispiel „die Julia“, aber trotz­dem „Es hat Geburtstag“.«
  • Ecke, Ball­weg, Los­er, Spiel­er — Fam­i­li­en­na­men, die ein wenig nach EM klin­gen, aber natür­lich nichts damit zu tun haben. Woher sie kom­men, weiß NAMENFORSCHUNG.NET: »Tat­säch­lich han­delt es sich bei Spiel­er meist um einen Beruf­s­na­men zu mit­tel­hochdeutsch spilære, spiler für einen Musikan­ten und fahren­den Sänger. Möglich ist auch ein Über­name zu mit­tel­hochdeutsch spilære für Per­so­n­en, die viel Zeit mit Spie­len, früher v.a. mit Wür­fel­spie­len ver­bracht haben.«
  • Vom Schimpf­wort zum Inten­sivier­er ist es in den meis­ten Sprachen nicht sehr weit. Auf JSTOR|DAILY erk­lärt Chi Luu, was es mit dem englis­chen -ass auf sich hat: »Once, we were all hap­py enough using rather dull words like “very” and “real­ly” as inten­si­fiers, as in “a very big car” or “a real­ly crazy idea.” They’ve often become so (anoth­er inten­si­fi­er) overused and dilut­ed in effect that many com­plain bit­ter­ly about their use at all. In casu­al speech, using “-ass” as an inten­si­fi­er suf­fix attached to an adjec­tive, we might express the same ideas as the more col­or­ful “a big-ass car” and “a crazy-ass idea.” Obvi­ous­ly, we’re not talk­ing about actu­al pos­te­ri­ors being big or crazy, so the curse word has devel­oped into a kind of func­tion­al lin­guis­tic mor­pheme, car­ry­ing a more effec­tive and emphat­ic weight.« (Über Inten­sivier­er im Deutschen, wie Mords- und Bomben-, habe ich übri­gens auch im Kleinen Ety­mo­log­icum ein Kapi­tel geschrieben.)
  • Sind Ihnen in den let­zten Tagen die Dreifachk­lam­mern um Twit­ter­na­men aufge­fall­en? Coop­er Wald­man und Antho­ny Smith beschreiben auf MIC, woher sie stam­men — Typografie als »Hate Speech«: »Neo-Nazis, anti-Semi­tes and white nation­al­ists have begun using three sets of paren­the­ses encas­ing a Jew­ish sur­name — for instance, (((Fleish­man))) — to iden­ti­fy and tar­get Jews for harass­ment on blogs and major social media sites like Twit­ter. As one white suprema­cist tweet­ed, “It’s closed cap­tion­ing for the Jew-blind.”« Mit­tler­weile haben sich viele Twit­ter­nutzerIn­nen diese Klam­mern allerd­ings als Sol­i­dar­itäts­mark­er angeeignet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.