Blogspektrogramm 33/2016

Von Kristin Kopf

Ein Link zu 1 Phänomen (zwei, eigentlich), Nigge­meier über Kopp-Ver­lag und VDS, his­torische Vorstel­lun­gen davon, was Sprache eigentlich ist und Vorstel­lun­gen davon, wie Stim­men in der Poli­tik zu klin­gen haben — der Son­ntag ist gerettet!

  • Nad­ja Schlüter hat sich auf JETZT 1 Frage gestellt, näm­lich die nach der Herkun­ft der 1. Sie ver­mutet, dass der Rap­per Mon­ey Boy sie erfun­den hat — die Erfahrung (und die Nachträge am Ende des Artikels) zeigt, dass so etwas meist nicht völ­lig aus dem Nichts kommt, aber was Mon­ey Boy zum The­ma zu sagen hat, ist auf jeden Fall lesenswert: »Gibt keine Hin­ter­gründe meist auss­er die Sprache immer fresh und neu und dif­fer­ent zu keep­en.« Inter­es­sant an der 1 ist, dass sie nicht nur die Vorkom­men erset­zt, bei der sie mit der Aussprache übere­in­stimmt (Was ist das für 1 Life), son­dern auch die, bei denen dadurch Kasus oder Genus niv­el­liert wer­den (Was ist das für 1 Frage?). Das ist kein reines Schrift­phänomen, son­dern find­et sich eben­so, mit den gle­ichen sprach­spielerischen Kon­no­ta­tio­nen, in der gesproch­enen Sprache (Was ist das für ein Frage?). Insofern gle­icht es 1 wenig dem gle­ich­macherischen nen.
  • Wer will, kann sich dafür auch 1 Chrome-Exten­sion runterladen.
  • Let­zten Son­ntag haben wir einen Beitrag zur Causa VDS in F&L ver­linkt. Über das The­ma hat auch Ste­fan Nigge­meier auf ÜBERMEDIEN geschrieben (der Link befand sich am Ende des ver­link­ten Blog­posts) — was natür­lich Reak­tio­nen nach sich zog. Die gib’s hier: »Der Text von Mäh­ler ist faszinierend, weil er den ganzen Wahn enthält, der diese Szene antreibt. Bloßer Wider­spruch wird zum Ver­such hys­ter­isiert, einen ganzen Vere­in „mund­tot“ zu machen. Wenn der in den Medi­en all­ge­gen­wär­tige Vor­sitzende eines Vere­ins es sich gefall­en lassen muss, dass ein paar Leute ihn kri­tisieren, bedeutet das schon, dass er zum „Staats­feind“ erk­lärt wurde. Mehr braucht es nicht. Man kön­nte lachen über diese Leute, wenn es ihnen nicht so ernst wäre.«
  • Welch­es Image hat Sprache eigentlich so? Hen­ning Lobin hat auf der ENGELBART-GALAXIS ein wenig in die Ver­gan­gen­heit geblickt: »Sprache wird [im Mit­te­lal­ter] nicht im Zusam­men­hang mit andere Kom­mu­nika­tion­s­mit­teln betra­chtet, son­dern isoliert, die Beschrei­bung von Sprache ori­en­tiert sich an Regeln, und sprach­liche Kom­mu­nika­tion wird als ein sich nach logis­chen Geset­zmäßigkeit­en vol­lziehen­des Geschehen ratio­nal­is­tisch über­höht. Wir sehen uns nun an, wie diese Grund­ten­den­zen nach dem Ende des Mit­te­lal­ters in die sich entwick­el­nde Sprach­wis­senschaft einge­floßen sind, es im 19. Jahrhun­dert aber auch ver­schiedene Abkehrver­suche gegeben hat.«
  • Schon etwas älter, aber ich glaube, wir haben es noch nicht ver­linkt: Deb­bie Cameron auf LANGUAGE. A FEMINIST GUIDE darüber, wie die Sprache von Poli­tik­erin­nen wahrgenom­men wird: »High pitch is asso­ci­at­ed not only with female­ness, but also with oth­er char­ac­ter­is­tics which imply a lack of author­i­ty, such as imma­tu­ri­ty (chil­dren have high-pitched voic­es) and emo­tion­al arousal (we ‘squeal’ with joy or fear, ‘shriek’ with excite­ment, ‘screech’ angri­ly). Say­ing that a woman’s voice is ‘shrill’ is also a code for ‘she’s not in control’.«

3 Gedanken zu „Blogspektrogramm 33/2016

  1. Claudius Prößer

    Inter­es­sant an der 1 ist, dass sie nicht nur die Vorkom­men erset­zt, bei der sie mit der Aussprache übere­in­stimmt (Was ist das für 1 Life), son­dern auch die, bei denen dadurch Kasus oder Genus niv­el­liert wer­den (Was ist das für 1 Frage?).”

    Stimmt bloß nicht: Denn entwed­er man spricht “1” als Zahlwort “eins” oder aber wahlweise als “ein” bzw. “eine”. Auf ein­er Einkauf­s­liste oder in einem Rezept wird “1 Graubrot, 1 saure Gurke” selb­stver­ständlich “ein Graubrot, eine saure Gurke” gelesen.

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  2. Pingback: Zuckersüß 215 | Zuckerbäckerei

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