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Wort des Jahres: Heißzeit

Von Anatol Stefanowitsch

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat einen Job, um den sie nicht zu benei­den ist: sie muss — da sie nun ein­mal irgend­wann damit ange­fan­gen hat — jedes Jahr ein Wort des Jahres wählen. Eigentlich eine schöne, span­nende Auf­gabe, wäre da nicht ein ungeschriebenes aber eis­ernes Gesetz: das Wort darf keines­falls tat­säch­lich in nen­nenswert­er Häu­figkeit ver­wen­det wor­den sein, schon gar nicht im Jahr, für das es gewählt wurde. Aber anders als der Lan­gen­schei­dt-Ver­lag es mit dem Jugend­wort macht, darf die GfdS das Wort auch nicht völ­lig frei erfind­en oder aus einem YouTube-Video von Mon­ey­boy klauen. Wie gesagt, nicht zu benei­den. 

Aber man muss es ihnen lassen, sie machen diesen Job ganz her­vor­ra­gend: 

Das Wort des Jahres 2018 ist Heißzeit. Diese Entschei­dung traf am Mittwoch eine Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wies­baden. [Pressemit­teilung der GfdS]

Genial. Man nimmt ein Wort aus ein­er Pressemit­teilung des Pots­dam-Insti­tut für Kli­mafol­gen­forschung PIK, die Anfang August kurz für Aufmerk­samkeit gesorgt hat, bevor wir alle den Kli­mawan­del wieder kollek­tiv ver­drängt haben.

Und die Begründung:

Sie the­ma­tisiert damit nicht nur einen extremen Som­mer, der gefühlt von April bis Novem­ber dauerte. Eben­falls angedeutet wer­den soll eines der gravierend­sten glob­alen Phänomene des frühen 21. Jahrhun­derts, der Kli­mawan­del. 

Gut, eigentlich hat das Pots­dam-Insti­tut für Kli­mafol­gen­forschung damit den Kli­mawan­del the­ma­tisiert. In ein­er (in Worten 1) Pressemit­teilung.  Aber Schwamm drüber, warum es Wort des ver­dammten Jahres ist, will ich wis­sen. 

Ah:

Nicht zulet­zt ist Heißzeit eine inter­es­sante Wort­bil­dung. Mit der laut­lichen Analo­gie zu Eiszeit erhält der Aus­druck über die bloße Bedeu­tung ›Zeitraum, in dem es heiß ist‹ hin­aus eine epochale Dimen­sion und ver­weist möglicher­weise auf eine sich ändernde Klimaperiode.

Ja, genau darauf ver­weist es. Nicht „möglicher­weise“, son­dern ganz, ganz deut­lich. In ein­er Pressemit­teilung des PIK. Warum es Wort des Jahres ist, will ich wis­sen.

Ehren­mann, wer mir das erk­lären kann.