Freiheit ist Bevormundung

Von Anatol Stefanowitsch

In Berlin tobt seit Monat­en ein auch sprach­lich inter­es­san­ter Kul­turkampf um den Reli­gion­sun­ter­richt an staatlichen Schulen.

Die aktuelle Sit­u­a­tion ist die fol­gende: An den Berlin­er Grund­schulen (1–6. Klasse) gibt es einen (bis zu 90% staatlich finanzierten) Reli­gions- und Weltan­schau­ung­sun­ter­richt. Diesen Unter­richt kann im Prinzip jede weltan­schauliche Organ­i­sa­tion anbi­eten, neben der katholis­chen und evan­ge­lis­chen Kirche bieten z.B. auch der Human­is­tis­che Ver­band Deutsch­land, die Jüdis­che Gemeinde und die Islamis­che Föder­a­tion diesen Unter­richt an. Die Teil­nahme am Reli­gions- und Weltan­schau­ung­sun­ter­richt ist in Berlin allerd­ings, anders als in den meis­ten anderen Bun­deslän­dern, schon seit 1948 freiwillig.

Von der 7. bis zur 10. Klasse gibt es in Berlin seit 2006 das Pflicht­fach „Ethik“. Dessen Ziele sind, ger­ade in ein­er mul­ti­kul­turellen Großs­tadt, nur zu begrüßen:

Friedlich zusam­men­leben, gemein­sam über Werte nach­denken, Respekt für den anderen entwick­eln. Diese drei Ziele gel­ten für jedes Unter­richts­fach. In „Ethik“ bedeuten sie noch mehr: Sie sind Inhalt des Unter­richts­fach­es selb­st. Nicht jede Math­e­matik-Stunde kann Fra­gen der Lebens­gestal­tung oder des Zusam­men­lebens berühren. Ethik-Stun­den kön­nen dies, weil in ihnen die Beschäf­ti­gung mit Antworten, im Dia­log und mit ver­schiede­nen Sichtweisen, Pro­gramm ist.

Ethik ist ein Fach, das zu Berlin passt. Denn in unser­er Stadt mit ihrer Vielfalt von Men­schen unter­schiedlich­er Herkun­ft, unter­schiedlich­er Glaubens- und Weltan­schau­ungsrich­tun­gen, unter­schiedlich­er kul­tureller Tra­di­tio­nen müssen sich junge Men­schen über die gemein­same Basis unser­er Gesellschaft klar wer­den kön­nen. Denn trotz aller Unter­schiedlichkeit sind Übereinkün­fte über die Eigen­ver­ant­wor­tung, zur Gle­ich­berech­ti­gung von Frau und Mann und zum tol­er­an­tem Umgang mit Ander­s­denk­enden Grundbe­din­gung. [Sen­atsver­wal­tung für Bil­dung, Wis­senschaft und Forschung, Berlin]

Plakat der Pro-Reli-Kampagne: "Es geht um die Freiheit. Freie Wahl"

Plakat der Pro-Reli-Kampagne

Neben dem Pflicht­fach Ethik gibt es auch in der 7–10 Klasse weit­er­hin das frei­willige Fach „Reli­gion“. Die Teil­nehmerzahlen für dieses Fach sind seit Ein­führung des Fach­es „Ethik“ nur für den evan­ge­lis­chen Reli­gion­sun­ter­richt kon­tinuier­lich zurück­ge­gan­gen, für alle anderen sind die Zahlen sta­bil oder leicht ansteigend.

Eigentlich ist also alles in bester Ord­nung: Alle Schüler kön­nen im Ethikun­ter­richt gemein­sam über ethis­che Nor­men disku­tieren und wer außer­dem eine wöchentliche Por­tion bronzezeitlich­er Mytholo­gie braucht, kann sie sich im Reli­gion­sun­ter­richt frei­willig abholen.

Der Vere­in „Pro Reli“ sieht das anders. Mit sieben Argu­menten, die der­ar­tig schein­heilig sind, dass ich sie hier nicht weit­er disku­tieren will, will man den Reli­gion­sun­ter­richt zum Wahlpflicht­fach erheben (was er, wie gesagt, in Berlin noch nie war), und Ethik eben­falls zum Wahlpflicht­fach herun­ter­stufen. Der Vere­in, der unter anderem von der evan­ge­lis­chen und katholis­chen Kirche, der Jüdis­chen Gemeinde, der Türkisch-Islamis­chen Union und der Berlin­er CDU und FDP getra­gen wird, hat ein Volks­begehren durchge­set­zt, in dem am 26. April über diesen Vorschlag abges­timmt wer­den soll. Im Gegen­zug hat sich eine Ini­tia­tive „Pro Ethikformiert, in der die Berlin­er SPD, Linkspartei und Bünd­nis 90/Die Grü­nen, die Gew­erkschaft Erziehung und Wis­senschaft, der Bun­des­fachver­band Ethik, die Bürg­er­recht­sor­gan­i­sa­tion Human­is­tis­che Union und der Human­is­tis­che Ver­band für eine Erhal­tung des Sta­tus Quo kämpfen.

Damit komme ich endlich zum sprach­lich rel­e­van­ten Teil dieses Beitrags: den Plakat­en und Trans­par­enten, mit denen „Pro Reli“ und „Pro Ethik“ für ihre jew­eilige Sache werben.

Transparent der Pro-Reli-Kampagne: "Wir wollen Wahlfreiheit"

Trans­par­ent der Pro-Reli-Kampagne

Die Ini­tia­tive „Pro Reli“ wirbt unter anderem mit dem Bild eines blonden, blauäugi­gen Kindes, das selig lächel­nd him­mel­wärts zeigt. „ES GEHT UM DIE FREIHEIT“ ste­ht darüber, und „Keine Bevor­mundung durch den Staat“. Auf großen grü­nen Trans­par­enten find­en sich Forderun­gen wie „WIR WOLLEN WAHLFREIHEIT!“ und „WIR GLAUBEN NICHT, dass man auf Reli­gion­sun­ter­richt verzicht­en kann.“

Transparent der Pro-Reli-Kampagne: "Wir glauben nicht, dass man auf Religionsunterricht verzichten kann"

Trans­par­ent der Pro-Reli-Kampagne

An Unehrlichkeit sind diese Aus­sagen kaum zu über­bi­eten: Frei­heit gab es in Berlin in Bezug auf den Reli­gion­sun­ter­richt schon immer — tat­säch­lich kenne ich kein Bun­des­land, das in diesem Bere­ich soviel Frei­heit geschaf­fen hat. Darüber hin­aus wer­den die Lehrpläne staatlich­er Schulen, wie sollte es anders sein, durch den Staat (die Bun­deslän­der) fest­gelegt und der richtet sich dabei nach Prinzip­i­en wie gesellschaftlich­er Rel­e­vanz, beru­flich­er Anschlussfähigkeit und natür­lich wis­senschaftlich­er Fak­ten­treue. Eine Bevor­mundung ist das nur in sofern, als dadurch allen in Deutsch­land leben­den Men­schen bis zum 16. Leben­s­jahr die „Frei­heit“ genom­men wird, igno­rant zu sein. Dass dieses Prinzip auch auf einen all­ge­meinen Ethikun­ter­richt aus­gedehnt wird, stellt eben­sowenig eine Bevor­mundung dar wie die Tat­sache, dass im Englis­chunter­richt Englisch, im Physikun­ter­richt Physik und im Sportun­ter­richt Sport unter­richtet wird. Und wem die Prinzip­i­en staatlich­er Bil­dungspoli­tik der Bevor­mundung zuviel sind, der darf seine Kinder auf (staatlich bezuschusste) Pri­vatschulen schick­en, die in der Gestal­tung ihrer Lehrpläne nur wenig Rück­sicht auf diese Prinzip­i­en nehmen müssen. Und der Reli­gion­sun­ter­richt soll auch nicht abgeschafft wer­den, in sofern ist es ohne Belang, ob die Reli­gion­s­ge­mein­schaften glauben, man könne nicht ohne ihn auskom­men: Reli­gion­sun­ter­richt war in Berlin immer frei­willig und er soll auch frei­willig bleiben. „Pro Reli“ geht es bei aller an die amerikanis­chen Kreation­is­ten erin­nern­der Frei­heit­srhetorik nur um eine einzige Sache: man will die eige­nen Kinder aus dem Ethikun­ter­richt her­aushal­ten. Warum, darüber kön­nte man tre­f­flich spekulieren.

Plakat der Pro-Ethik-Kampagne: "Gemeinsam, nicht getrennt! Nein zum Wahlzwang."

Plakat der Pro-Ethik-Kampagne

Wen­den wir uns statt dessen wieder der Sprache zu. Im Gegen­satz zum Orwell’schen Dou­ble Speak der Plakatüber­schriften ist der Slo­gan auf den „Pro-Reli“-Plakaten und ‑Trans­par­enten unfrei­willig ehrlich: „FREIE WAHL! zwis­chen ETHIK und RELIGION“ ste­ht da. Ich nehme an, das soll eine Kurz­form sein für Freie Wahl zwis­chen Ethikunter­richt und Reli­gionsun­ter­richt, aber so, wie der Slo­gan nun auf den Plakat­en ste­ht, kann man ihn nur als Eingeständ­nis werten, dass Reli­gion und Ethik einan­der auss­chließen. Wir Athe­is­ten haben diese Ver­mu­tung ja schon länger, aber es ist schön, dass jet­zt auch die großen Reli­gion­s­ge­mein­schaften in Deutsch­land es endlich zugeben.

Plakat der Pro-Ethik-Kampagne: "Lasst uns beides: Ethik plus Religion! Nein zum Wahlzwang."

Plakat der Pro-Ethik-Kampagne

Aber so sehr ich mit der Gegenini­tia­tive „Pro Ethik“ sym­pa­thisiere, sprach­lich hat sie auf ihren Plakat­en lei­der auch daneben gegrif­f­en. Eigentlich geht es ganz vernün­ftig los: „Ethik: Gemein­sam, nicht getren­nt!“ ste­ht dort auf rotem Hin­ter­grund über einem Bild von zwei sehr sym­pa­this­chen, gener­isch mul­ti­kul­turellen jun­gen Damen, die nicht entrückt in den Him­mel son­dern direkt in die Kam­era lächeln. Damit kom­mu­niziert das Plakat punk­t­ge­nau den großen Vorteil des Ethikun­ter­richts. Lei­der hat man es nicht dabei belassen, son­dern den sehr unglück­lich for­mulierten Slo­gan „Am 26.4. NEIN zum Wahlzwang“ hinzuge­fügt. Wer sich ver­tieft mit der Materie beschäftigt ver­ste­ht natür­lich, was hier gemeint ist: Wenn „Pro Reli“ sich durch­set­zt, müssen Schüler (bzw. deren Eltern) sich in Zukun­ft zwis­chen Ethik- und Reli­gion­sun­ter­richt entschei­den, während sie nach dem Sta­tus Quo bei­des haben kön­nen. Ein alter­na­tives, grün gehaltenes Plakat über­schreibt das Foto mit „Lasst uns bei­des: Ethik plus Reli­gion“ und macht damit etwas deut­lich­er, auf was sich Wahlzwang beziehen soll.

Das Wort Wahlzwang geste­ht der Gegen­seite aber impliz­it zu, dass man dort den Men­schen eine „Wahl“ lassen will. Schlim­mer noch, es stellt diese (ange­bliche) Wahl­frei­heit als etwas schlecht­es dar — einen Zwang zur Selb­st­ständigkeit, mit der der Bürg­er über­fordert ist. Ob man mit solchen For­mulierun­gen die Herzen der Bewohn­er ein­er Stadt gewin­nt, deren eine Hälfte bis vor zwanzig Jahren Haupt­stadt ein­er sozial­is­tis­chen Dik­tatur war, find­en wir am 26. April heraus.

Bild­nach­weis: Alle Bilder © 2009 by Ana­tol Ste­fanow­itsch (CC-BY-SA 2.5). [Wenn jemand ein besseres Bild des blauen Pro-Reli-Plakates besitzt und zur Ver­fü­gung stellen würde, wäre das sehr schön]. 

31 Gedanken zu „Freiheit ist Bevormundung

  1. Thomas Müller

    Ihr Hin­weis auf amerikanis­che Kreation­is­ten trifft den Nagel auf den Kopf: bei­de Grup­pen machen einen Frei­heit­skampf aus ihren religiösen Grabenkriegen, die bis zum Anschlag unlib­er­al sind. Das zieht aber, die benötigten Unter­schriften hätte man mit sach­lich­er Infor­ma­tion ver­mut­lich nicht zusam­men­bekom­men. Die Vorge­hensweise erin­nert an die (amerikanis­che) Schwu­len­be­we­gung, die erfol­gre­ich ver­sucht hat, pos­i­tiv beset­zte Wörter für sich zu reklamieren. Sowas ist per­fek­te PR-Arbeit, und das machen sich christliche Grup­pierun­gen ver­mehrt zunutze, wenn sie darauf set­zen, das Durch­drück­en ihrer Mythen und Moralvorstel­lun­gen mit dem Begriff der Frei­heit zu verkleiden.

    Ähn­lich gewisse Verkehrs­be­triebe, die angesichts der anste­hen­den Buskam­pagne bemerken, dass sie lieber keine weltan­schaulichen Slo­gans als Wer­bung akzep­tieren wollen, aber aus­blenden, dass sie das bei christlichen Werbe- und Unter­schrifte­nak­tio­nen noch nie gestört hat. Solche Entschei­dun­gen verkauft man dann am besten unter dem Deck­man­tel der Tol­er­anz.

    Am erschreck­end­sten finde ich aber, dass die Pseu­do-Lib­eralen von der Berlin­er FDP sich für Pro-Reli hergeben (wenn auch wohl nicht ein­stim­mig). Lib­erale Poli­tik macht in Deutsch­land wohl kein­er mehr, außer vielle­icht, wenn es um Geld geht.

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  2. Wolfgang Hömig-Groß

    Als Berlin­er evan­ge­lis­ch­er Christ macht diese ganze Kam­pagne auch mich stark rat­los. Damit befinde ich mich in bester Gesellschaft viel­er Fre­unde, die von Beruf Pfar­rer sind. Deren Ein­wände begin­nen bei “schad’ ums Geld” (denn die Kam­pagne hat allein die evan­ge­lis­che Kirche (aus dem Kopf erin­nert) bish­er einen zweis­tel­li­gen Mil­lio­nen­be­trag (25?) gekostet, und das ist Geld, das für Pro­jek­te weg ist!) und enden bei der Bean­stan­dung fehlen­der for­maler Logik, weil man beim schar­fem Nach­denken ein­räu­men muss, dass hier eine Frei­heit (näm­lich: am Reli­gion­sun­ter­richt teilzunehmen) durch eine Pflicht (entwed­er am Reli­gions- oder am Ethikun­ter­richt teilzunehmen) erset­zt wer­den soll. Es bleibt eines der ewigen Rät­sel der Demokratie, wie man das als Ver­lust von Frei­heit beze­ich­nen kann.

    Was meine eige­nen Anfra­gen an das The­ma bet­rifft — über die redet eh kein­er: Wer oder was legit­imiert Kirche (in der Schule) mit Allein­vertre­tungsanspruch über Glauben zu sprechen? Denn auch wer nicht an Gott glaubt, kann wohl kaum leben, ohne irgen­det­was zu glauben.

    Und fast noch ver­messen­er finde ich die Idee, dass der Staat berufen sein kön­nte, Kindern zu ver­mit­teln, was Ethik ist. Denn — dazu nur einen Gedanken — ethis­ches Han­deln ste­ht selb­st in ein­er par­la­men­tarischen Demokratie sehr häu­fig im Gegen­satz zum Gesetz. Da sind die Kirchen deut­lich weit­er als der Staat, etwa in Asyl- oder Flüchtlings­fra­gen oder in der Frage, wie men­schen­würdig ein Leben für ALG II (Harz IV)-Empfänger eigentlich noch ist — nicht ein­gerech­net die Tat­sache, dass ein Drit­tel der Harz IV-Empfänger Kinder sind, bei denen die gesellschaftliche Hil­flosigkeit nicht — wie die Poli­tik dann gern darstellt — am zu hohen Alko­hol- und Nikotinkon­sum liegen kann.

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  3. Georg

    Die Plakate von Pro Ethik haben mich auch ver­wirrt, aber mit den entsprechen­den Hin­ter­grund­wis­sen würde ich als Berlin­er, obwohl evan­ge­lisch, für deren Sache Stim­men. Aber wie hätte man es anders for­mulieren könne, denn mit Nein muss man ja stim­men, wenn man für Ethik als Pflicht­fach ist und für einen zusät­zliche Wahl­frei­heit, ob und welche Reli­gion­sun­ter­richt man zusät­zlich wün­scht. Nein zum “Entwed­er — Oder”?

    In Sach­sen haben wir diesen “Wahlzwang”, aber da ich schon über die Kirchge­meinde die Glaubens­grund­sätze mein­er Reli­gion ver­mit­telt bekam (von Leuten, die man kan­nte, und den ich daher viel eher geglaubt habe, als irgen­deinen frem­den Lehrer oder Pfar­rer) fand ich Ethik inter­es­san­ter. Aber die Benen­nung des Unter­richts als Ethik fand ich zumin­d­est in der Sekun­darstufe II auch nicht mehr passend, (griechis­che) Philoso­phie wäre passender gewe­sen, soweit ich mich an den Inhalt des Unter­richts erin­nern kann.

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  4. Dierk

    Nein’ ist werblich immer unglück­lich. Es geht doch darum, etwas Pos­i­tives, etwas Gutes an den Mann und die frau zu brin­gen, bzw. an das Kind:

    JA — zur freien Entscheidung!

    JA — zu freier Wahl!

    Allerd­ings hat das einen prak­tis­chen und einen alber­nen Nachteil. Wenn auf entsprechen­den Abstim­mungszetteln tat­säch­lich ‘Nein’ angekreuzt wer­den muss, um die Frei­heit zu erhal­ten, dann ver­wirrt ein pos­i­tiv­er Spruch. Dum­mer­weise scheinen alle Men­schen inzwis­chen zu glauben, dass Wer­bung nur mit kurzen Slo­gans, mit schrift­geronnenen Sound­bites funk­tion­iert — ein aufk­lärerisch­er Fließ­text fällt also oft weg.

    Um das Dilem­ma zu lösen müsste man also ver­suchen, das ‘Nein’ beízube­hal­ten, aber gle­ichzeit­ig pos­i­tiv zu besetzen:

    Nein’ — ist die richtige Wahl!

    Nein’ — schafft Freiheit!

    Nein’ — zur Bevormundung!

    Der let­zte schafft es auch noch, einen von den Geg­n­ern zu Newspeak gemacht­en Begriff zurück zu erobern. Außer­dem, so meine Erfahrung, sind Men­schen, die sich in Organ­i­sa­tio­nen wie Pro Reli sam­meln, recht ein­fach zu ver­wirren. Es kön­nte also sein, dass die Benutzung von ‘Bevor­mundung’ einige falsch stim­men lässt.

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  5. Achim

    Hal­lo,

    ich glaube nicht, dass FREIE WAHL! zwis­chen ETHIK und RELIGION “unfrei­willig ehrlich” ist und aus­drück­en soll, qua­si als Freud’scher Ver­sprech­er, dass Ethik und Reli­gion einan­der auss­chlössen. Vielmehr liegt hier — Lin­guis­ten aufgepasst! — eine Homonymie vor: So wie das Wort “Deutsch” ein­mal die Sprache und ein­mal das Unter­richts­fach beze­ich­net, ist es auch bei Ethik und Reli­gion der Fall. Diese Unter­stel­lung ist polemisch (und passt damit her­vor­ra­gend zu diesem Blog) und bewegt sich auf dem Schlamm­schlacht­niveau eines Wahlkampfs.

    Als Agnos­tik­er (nicht Athe­ist — so viel Gewis­sheit maße ich mir nicht an) gehe ich ja nicht her und unter­stelle Reli­gion als solch­er man­gel­hafte ethis­che Fes­tigkeit. Manche religiösen Grund­sätze sind aus der Sicht eines (meines) west­lich-aufk­lärerischen Human­is­mus zwar nicht akzept­abel, weil unethisch (vieles läuft im Grunde auf Ver­let­zung der Men­schen­würde hin­aus), aber viele Ele­mente dieses Human­is­mus wären ohne Chris­ten­tum nicht entstanden.

    Weltan­schaulich gehören 60% der Berlin­er kein­er Glaubens­ge­mein­schaft an bzw. haben ggü. der Melde­be­hörde keine solche angegeben. Trotz­dem fürchte ich, dass Pro Reli Erfolg haben kön­nte. Scheit­ern dürfte es eher am Ver­fehlen des Quorums.

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  6. gyokusai

    Bevor unser let­zter Ober­bürg­er­meis­ter ablebte, verfin­gen sich einige Düs­sel­dor­fer Ini­tia­tiv­en eben­falls im Ja/Nein-Gestrüpp. Der Trick von kon­ser­v­a­tiv­er Seite aus war immer der gle­iche: Gegenini­tia­tiv­en so zu posi­tion­ieren, daß diese in der Nein-Sager-Ecke lan­den mußten. Das wurde sehr method­isch so gehand­habt: In einem Fall wurde beispiel­weise eine Verord­nung ohne zure­ichen­den Kon­sens oder Prü­fung von Alter­na­tiv­en vorzeit­ig ver­ab­schiedet, damit die Volksini­tia­tive nicht mehr FÜR einen anderen Plan auftreten kon­nte, son­dern gezwun­gen wurde, GEGEN die Verord­nung zu mobil­isieren. Von dort aus kon­nte dann Wer­bung geschal­tet wer­den mit per­fi­den Fra­gen wie „wollen Sie, daß das so bleibt?“, als wenn es keine Alter­na­tivvorschläge geben würde. (Von der beliebten Schlagen-Sie-eigentlich-noch-Ihre-Frau?-Frageform lebte diese Wer­bung außerdem.)

    Im Fall der ver­ab­schiede­ten Verord­nung war das den Ini­tia­tiv­en schon klar, weswe­gen sie die vorzeit­ige Ver­ab­schiedung rechtlich ver­hin­dern woll­ten. Das Gericht wies die Klage/Verfügung ab mit der Begrün­dung, daß die Verord­nung durch eine erfol­gre­iche Ini­tia­tive ja wieder gekippt wer­den könne. Ach.

    Von all dem abge­se­hen finde ich diese Berlin­er Ini­tia­tive inhaltlich so der­ar­tig per­fide, daß ich ihr einen Platz in mein­er Ain’t Faith Just Love­ly?-Kolumne reservierte. Unglaublich. Und schön rekur­siv: Das Mot­to „Ethik oder Reli­gion“ ist in dieser Ini­tia­tive selbstabbildend.

    ^_^J.

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  7. Gareth

    Dass die Kirchen ethis­ch­er han­deln als der Staat, halte ich aber für eine äußerst gewagte These. Aber ich will hier auch nicht zu weit vom The­ma abkom­men. Es bleibt zu hof­fen, dass die Berlin­er sich richtig entschei­den und dem Treiben dieses ominösen Pro Reli-Vere­ins ein Ende setzen.

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  8. Thomas Müller

    Und fast noch ver­messen­er finde ich die Idee, dass der Staat berufen sein kön­nte, Kindern zu ver­mit­teln, was Ethik ist. Denn — dazu nur einen Gedanken — ethis­ches Han­deln ste­ht selb­st in ein­er par­la­men­tarischen Demokratie sehr häu­fig im Gegen­satz zum Gesetz. Da sind die Kirchen deut­lich weit­er als der Staat”

    Das ist aber kein sehr real­is­tis­ch­er Ver­gle­ich: Ethikun­ter­richt an staatlichen Schulen würde ja nicht von Poli­tik­ern oder Juris­ten gegeben wer­den, son­dern von Lehrern. Die mit dem Staat zu iden­ti­fizieren ist ein biss­chen unfair. Genau­so kann man Reli­gion­slehrer (also richtige Lehrer, keine Aushil­f­slehrer in ulki­gen Klam­ot­ten) schw­er­lich für die Ver­fehlun­gen der Kirchen ver­ant­wortlich machen — und sie auch nicht für die pos­i­tive Arbeit ihrer Glaubensgenossen loben.

    Denn auch wer nicht an Gott glaubt, kann wohl kaum leben, ohne irgen­det­was zu glauben.”

    Das ist ein sehr beliebter Spruch bei The­is­ten und er erin­nert mich daran, dass ich darüber schon seit Ewigkeit­en einen Blog­beitrag schreiben will. Sie machen mit diesem Satz näm­lich ähn­lich faulen Wortza­uber wie die Pro-Reli-Typen mit ihrer Frei­heit­srhetorik. “Glauben” kann ja Ver­schiedenes bedeuten — in irgen­deinem Sinne “glaubt” bes­timmt jed­er irgen­det­was. Im religiösen Sinne glaube ich aber, glaube ich, nichts.

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  9. Christian

    @ Thomas

    > Ethikun­ter­richt an staatlichen Schulen würde ja nicht von Poli­tik­ern oder Juris­ten gegeben werden, 

    > son­dern von Lehrern

    Und die sind bitte genau was? Beamte, also der Staat.

    Der Staat hat allerd­ings die ver­fas­sungsrechtliche Verpflich­tung, religiös und weltan­schaulich neu­tral zu bleiben. Insofern ist es ihm ver­sagt — auch mit­tels eines Ethikun­ter­richt­es -, Bew­er­tun­gen über die meta­ph­ysis­che Stel­lung des Men­schen in der Welt abzugeben. Dieser Ver­fas­sungs­grund­satz wird in Berlin durch den “Ethikun­ter­richt” (wessen Ethik wird da eigentlich gelehrt?) sys­tem­a­tisch durchbrochen. 

    Dem Staat soll es aber ver­sagt sein, Wer­turteile über Glaubens­fra­gen abzugeben — schon allein deshalb, um Slo­gans wie “[Juden/Christen/Muslime/beliebige andere weltan­schauliche Gruppe] raus” in Deutsch­land unmöglich zu machen. Insofern gebührt jed­er Gruppe das Recht, Reli­gion­sun­ter­richt anzu­bi­eten, der durch eine wie auch immer geart­ete staatliche Sichtweise nicht ver­drängt wer­den dard.

    Sprach­lich mag die Ini­tia­tive daneben gegrif­f­en haben, inhaltlich ist sie völ­lig im Recht.

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  10. Thomas Müller

    @Christian

    Und die sind bitte genau was? Beamte, also der Staat.”

    Eben nicht. Der Staat ist viel mehr als Lehrer. Mit den von Wolf­gang Hömig-Groß kri­tisierten Punk­ten haben Lehrer eher wenig zu tun. Darum ging es.

    Der Staat hat allerd­ings die ver­fas­sungsrechtliche Verpflich­tung, religiös und weltan­schaulich neu­tral zu bleiben. Insofern ist es ihm ver­sagt — auch mit­tels eines Ethikun­ter­richt­es -, Bew­er­tun­gen über die meta­ph­ysis­che Stel­lung des Men­schen in der Welt abzugeben. Dieser Ver­fas­sungs­grund­satz wird in Berlin durch den “Ethikun­ter­richt” (wessen Ethik wird da eigentlich gelehrt?) sys­tem­a­tisch durchbrochen.”

    Welche Bew­er­tung über die “meta­ph­ysis­che Stel­lung des Men­schen” wird denn im Ethikun­ter­richt abgegeben? In dem Ethikun­ter­richt, den ich erlebt habe, war es gar keine. Es wur­den meta­ph­ysis­che Mod­elle wie sie die großen Wel­tre­li­gio­nen anbi­eten the­ma­tisiert, aber aus ein­er neu­tralen Warte.

    Mir scheint, Sie ver­wech­seln Ethikun­ter­richt mit Atheismusunterricht?

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  11. gyokusai

    @Thomas Exakt. Der Logik dieser insze­nierten Ver­schiebung der Wortbe­deu­tung zu fol­gen hieße auch, das Nicht­sam­meln von Brief­marken zum Hob­by zu erk­lären oder die Aus­sage, daß Stern­deu­tung kom­plet­ter Non­sens ist, zu ein­er Form der Astrologie.

    ^_^J.

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  12. Anatol Stefanowitsch

    Chris­t­ian (#9),

    im Ethikun­ter­richt geht es nicht um die „meta­ph­ysis­che Stel­lung des Men­schen in der Welt“ oder darum, Wer­turteile über Glaubens­fra­gen abzugeben, son­dern um Ethik.

    Der Berlin­er Rah­men­lehrplan für dieses Fach (den man hier als PDF-Datei bekommt), beschäftigt sich mit der Frage nach dem richtigem Han­deln (um das es in der Ethik geht) anhand von sechs Themenfeldern:

    The­men­feld 1: Iden­tität, Fre­und­schaft und Glück

    The­men­feld 2: Frei­heit, Ver­ant­wor­tung und Solidarität

    The­men­feld 3: Diskri­m­inierung, Gewalt und Toleranz

    The­men­feld 4: Gle­ich­heit, Recht und Gerechtigkeit

    The­men­feld 5: Schuld, Pflicht und Gewissen

    The­men­feld 6: Wis­sen, Hof­fen und Glauben

    Sagen Sie mir doch bitte, wo hier die Gren­zen staatlich­er Zuständigkeit über­schrit­ten werden.

    Aber immer­hin sind Sie, anders als die Vertreter von Pro Reli, ehrlich genug, um zuzugeben, dass es Ihnen nicht um das Recht auf Reli­gion­sun­ter­richt geht (denn dieses Recht haben die Berlin­er Schüler), son­dern dass Sie den Ethikun­ter­richt abschaf­fen möchten.

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  13. Wolfgang Hömig-Groß

    Es war schon spät und im Hellen würd’ ich auch nicht mehr alles so schreiben, ohne jedoch etwas grund­sät­zlich falsch zu find­en. Mein Hin­weis aber, dass kein Men­sch ohne Glauben leben kann, war nicht the­is­tisch gemeint. Ich hat­te mal einen Math­elehrer, der hat immer gesagt: Wenn jed­er nur noch über das sprechen würde was er weiß, wäre es still auf der Welt.

    Ich zumin­d­est weiß wenig und muss darum umso mehr glauben. Das meine ich ganz prak­tisch, etwa bezo­gen auf Weltwirtschaft­skrise, Poli­tik, Straßen­verkehr, Ehe, Kom­mu­nika­tion. Über­all muss ich mir mein Bild machen was ich glaube und ohne etwa den Glauben dass meine Frau mir zumin­d­est grund­sät­zlich die Wahrheit sagt ist ein Men­schen­leben prak­tisch nicht zu man­a­gen. Fak­ten, Fak­ten, Fak­ten sind sozusagen gar­nix, es kommt drauf an, was man draus macht.

    Und @Gareth: Doch, ich finde, das die Bilanz der Kirche (ich rede immer von der evan­ge­lis­chen in Deutsch­land) bess­er ist als die des Staates. Es gibt eine ganze Menge Leute die es bit­ter nötig haben, dass ihnen jemand hil­ft und das tut (in großem Maßstab) nur noch die Kirche. Über die Kon­quis­ta­dores, Kreuz­züge und Inqui­si­tion brauchen wir also hier nicht zu reden; der Staat hat sich ja in den let­zten 1000 Jahren auch deut­lich entwickelt.

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  14. Thomas Müller

    @Wolfgang Hömig-Groß

    Ihnen ist bekan­nt, dass die Gelder, die zu kar­i­ta­tiv­en Zweck­en ver­wandt wer­den, zum aller­größten Teil vom Staat, sprich: vom Steuerzahler kom­men, ver­mut­lich noch von pri­vat­en Spendern und prak­tisch gar nicht von den Großkirchen?

    Ich finde es großar­tig, dass es Men­schen gibt, die ehre­namtlich helfen und wenn die Moti­va­tion dahin­ter ein religiös­er Glaube ist, ist das sich­er nichts Grund­verkehrtes. Aber diese Trennlin­ie zwis­chen Staat und Kirche, die Sie ziehen, entspricht in dieser Hin­sicht nicht der Realität.

    Antworten
  15. Wolfgang Hömig-Groß

    @Thomas Müller: Ja, die Finanzierung der kirch­lichen Pro­jek­te kenne ich ziem­lich genau, da weiß ich sozusagen mal wirk­lich was;-).

    Aber da gibt es eine ziem­liche Spanne, die von fast 100%iger staatlich­er Finanzierung reicht (etwa bei den Reli­gion­slehrern oder Kitas) über Finanzierung von Maß­nah­men über andere Leis­tungsträger (Arbeit­samt etwa), bei denen die Kirche auf den Regiekosten und einigem anderen sitzen bleibt bis hin zu ein­er ganzen Menge mir bekan­nter diakonis­ch­er Pro­jek­te, an denen sich der Staat gar nicht beteiligt, die also voll aus Kirchen­s­teuer­mit­teln bezahlt werden.

    Aber da das Kirchen­s­teuer­aufkom­men seit Jahrzehn­ten im Sink­flug ist, wird das immer schw­er­er. Die Diakonie in Berlin set­zt darum zunehmend auf pro­jek­t­be­zo­genes Fundrais­ing — was ja auch nicht ger­ade eine staatliche Finanzierung ist.

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  16. Wolfgang Hömig-Groß

    Ach so, der andere Aspekt: Aus welchen Grund jemand hil­ft, aus Glaube, Liebe, Hoff­nung, finde ich eigentlich egal; das dürften die Hil­feempfänger ähn­lich sehen. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Heißt umgekehrt: Glauben allein reicht nicht.

    Ich meine auch, absichtlich so for­muliert zu haben, dass etwa eine Hil­fe wie die der Volkssol­i­dar­ität oder der HU — bei­de expliz­it ähm, agnos­tisch?, — aus­drück­lich ein­be­zo­gen blieb. Vielle­icht kam das nicht so gut rüber.

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  17. Gareth

    Wolf­gang, ich wollte auch nie­man­dem mehr die Inqui­si­tion oder die Kreuz­züge vor­w­er­fen, das ist Schnee von gestern. Aber dass auss­chließlich die evan­ge­lis­che Kirche gemeint war, ließ sich der Aus­sage “Da sind die Kirchen deut­lich weit­er als der Staat (…)” nicht ent­nehmen. Ich dachte der Plur­al schließe die katholis­che Kirche mit ein, die pro­gram­ma­tisch viele der o.g. The­men­felder des Berlin­er Ethikun­ter­richts (Frei­heit, [Anti-]Diskriminierung, Tol­er­anz, Gle­ich­heit, [Un-]Schuld) offen ablehnt oder ihnen zumin­d­est zuwiderhandelt.

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  18. Wolfgang Hömig-Groß

    @Gareth: Du hast recht, so direkt ste­ht es da nicht. Aber ich bin schon mit kurz und genau über­fordert, mit kurz und aus­führlich erst recht. Gott oder wem auch immer sei Dank lässt sich das ja hin­ter­her noch feinjustieren.

    Dass ich es mit der katholis­chen Kirche auch nicht so habe (obwohl — oder weil? — ich Kon­ver­tit bin), kann man ja an den durch­weg katholis­chen Beispie­len gut erken­nen. Die evan­ge­lis­che Kirche hat da dur­chaus auch ihre Sün­den­fälle, zumin­d­est wenn man die ganzen Denom­i­na­tio­nen zusam­men­nimmt — die Ver­bren­nung Ander­s­denk­ender kam zwar nicht jeden Tag, aber immer­hin öfter vor. Und auch die kleinen Grausamkeit­en passen nicht so gut zum hehren Anspruch.

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  19. Nörgler

    Die Teil­nahme am Reli­gions- und Weltan­schau­ung­sun­ter­richt ist in Berlin allerd­ings, anders als in den meis­ten anderen Bun­deslän­dern, schon seit 1948 freiwillig.

    Ach du meine Güte, das ist ja erschreck­end! Wie ist es nur möglich, daß die “meis­ten anderen” Bun­deslän­der der­art kraß dem Grundge­setz zuwider­han­deln? Da wird es aber wirk­lich höch­ste Zeit, daß jemand das Bun­desver­fas­sungs­gericht einschaltet!

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  20. David Marjanović

    Die Vorge­hensweise erin­nert an die (amerikanis­che) Schwu­len­be­we­gung, die erfol­gre­ich ver­sucht hat, pos­i­tiv beset­zte Wörter für sich zu reklamieren.

    Erfol­gre­ich”?

    Gay hat sich von “fröh­lich” kom­plett auf “schwul” ver­schoben, dann auf “homo­sex­uell” erweit­ert, und wird jet­zt als all­ge­meines Schimpf­wort gebraucht: That’s so gay! “Wie dumm, das zu tun!”

    Außer­dem spielt die Ver­wen­dung von “fröh­lich” für “schwul/homosexuell” den amerikanis­chen Fun­da­men­tal­is­ten in die Hände, die glauben, es han­dle sich um eine sünd­haft-hedo­nis­tis­che lifestyle choice. (Viele promi­nente Fun­da­men­tal­is­ten sind selb­st homo- oder bisex­uell und gehen daher ganz selb­stver­ständlich davon aus, gay sex mache in der Tat poten­tiell jedem Spaß — sei eben gay in der ursprünglichen Bedeu­tung des Wortes.)

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  21. David Marjanović

    Heutzu­tage ver­sucht die LGBT-Bewe­gung, das bish­er neg­a­tiv beset­zte Wort queer für sich zu reklamieren. We’re here, we’re queer, get used to it!

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  22. David Marjanović

    Viele promi­nente Fun­da­men­tal­is­ten sind selb­st homo- oder bisex­uell und gehen daher ganz selb­stver­ständlich davon aus

    Wom­it ich meine, sie glauben, jed­er Men­sch ist genau wie sie — unter­drückt (gottes­fürchtig) oder nicht unter­drückt (sünd­haft) — homo- bzw. bisex­uell, und kön­nen sich andere Ori­en­tierun­gen über­haupt nicht vorstellen. Vor ein paar Tagen ist mir so ein Fall auf einem Blog begeg­net, wenn auch ein weniger promi­nen­ter als Alan Keyes.

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  23. Fabian

    Schade, dass auf der (für mich) eigentlich “richti­gen” Seite immer eine so selb­stver­ständlich reli­gions­feindliche Ein­stel­lung herrscht. Ich habe nichts gegen Athe­is­ten, ver­ste­he ihre Argu­men­ta­tion, auch wenn ich sie nicht teile. Es ist aber ein Unter­schied ob man etwas für sich per­sön­lich ablehnt oder ihm grund­sät­zlich (mit All­ge­mein­heit­sanspruch) feindlich gesin­nt ist. Schade.

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  24. Frank Oswalt

    @Fabian: Gut, dass sich Betrof­fen­heit­strolle immer so unfrei­willig selb­st entlarven:

    Es ist aber ein Unter­schied ob man etwas für sich per­sön­lich ablehnt oder ihm grund­sät­zlich (mit All­ge­mein­heit­sanspruch) feindlich gesin­nt ist. Schade.

    Aktuelle Poli­tik in Berlin: Ethik für alle, Reli­gion für die, die es wollen. Von feindlich­er Gesin­nung keine Spur.

    Der Vorschlag von Pro Reli: Zwangsentschei­dung zwis­chen Ethik und Reli­gion. Klingt für mich feind­selig. Dumm gelaufen.

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  25. Carsten aus Hannover

    Ein kurz­er Hin­weis eines Ethik-Lehrers: (auch wenn das Fach bei uns anders heißt)

    Die Argu­men­ta­tion, dass der Staat mit­tels Ethikun­ter­richt die weltan­schauliche Neu­tral­ität ver­lässt, hat Thomas Müller in Beitrag 10 schon wieder­legt. Des weit­eren scheint mir dies in der vorhan­de­nen Debat­te ohne­hin nicht ange­bracht, da dieses Prob­lem für den Reli­gion­sun­ter­richt noch viel stärk­er gilt. 

    Sprach­lich fällt mir auf, dass ich bei der Frei­heit­skam­pagne zunächst keinen Wider­spruch finde. Es geht um Frei­heit vom Zwang zum Pflicht­fa­chethik. Die Entschei­dung: Reli­gion zusät­zlich? Ja/ Nein. Wird geän­dert in Welch­es Fach Religion/Ethik. Auch die Auswahl zwis­chen zwei Alter­na­tiv­en scheint mir “freier” als die zwis­chen “Ja” und “Nein”. Die Kom­mu­nika­tion des ganzen ist unehrlich, der Kern selb­st nicht. 

    Trotz­dem wäre mir ein Religionskunde/Ethikunterricht ohne Alter­na­tive lieber, aber dieser wäre eben in der Tat mit Zwang ver­bun­den. Mit genau der sel­ben Art von Zwang wie der Schulbe­such all­ge­mein. Nur durch diesen kann sich aber der mündi­ge Bürg­er entwick­eln, da nur hier weltan­schaulich neu­trale Erziehung garantiert wird. (… zumin­d­est ist sie dort eher überprüfbar.)

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  26. Fabian

    Hö? Ich, Troll? Ja, sich­er. Ich meinte nicht in Berlin, ich meinte in diesem Ein­trag. Was soll das mit den Seit­en­hieben von wegen Reli­gion und Ethik schliessen sich aus? Zumin­d­est aus mein­er Sicht völ­liger Quatsch.

    Aber, wie gesagt, ich finde es schade, dass das von der “richti­gen” Seite kommt. “Richtig”, weil ich mit allem anderem in diesem Ein­trag abso­lut übereinstimme.

    Troll? Ne, nur belei­digter Gläu­biger 😉 *etwas Selbstironie*

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  27. Gareth

    Schade, dass auf der (für mich) eigentlich “richti­gen” Seite immer eine so selb­stver­ständlich reli­gions­feindliche Ein­stel­lung herrscht. Ich habe nichts gegen Athe­is­ten, ver­ste­he ihre Argu­men­ta­tion, auch wenn ich sie nicht teile.

    Reli­gions­feindlichkeit? Wo denn? Ich z.B. bin gegen den Reli­gion­sun­ter­richt als Alter­na­tive zum Fach Ethik, das das fre­undliche Zusam­men­leben der Men­schen in ein­er Großs­tadt wie Berlin fördern soll. Ich habe aber über­haupt nichts dage­gen einzuwen­den, wenn religiöse Men­schen gerne das Fach Reli­gion bele­gen möcht­en. Daran wird ja in Berlin auch nie­mand gehin­dert. Bish­er kon­nte nur nie­mand plau­si­bel darstellen, warum Reli­gion­sun­ter­richt eine bessere Alter­na­tive zum bish­eri­gen Ethikun­ter­richt sein soll.

    Hier hat zudem auch glaube ich kein­er gegen gläu­bige Men­schen i.A. gewet­tert, son­dern gegen die Kam­pagne Pro Reli und ihre dubiose Vorge­hensweise. Die feindlichen Ein­stel­lun­gen herrschen übri­gens (zumin­d­est insti­tu­tionell) eher auf der anderen Seite — z.B. bei der katholis­chen Kirche, die für den Reli­gion­sun­ter­richt zuständig ist und deren Indok­tri­na­tion unver­ständlicher­weise mit dem unpartei­is­chen Ethik-Lehrplan gle­ichgestuft wer­den soll…

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  28. Felix

    Ich bin in Berlin zur Schule gegan­gen und nicht in den “Genuss” des Ethikun­ter­richts gekom­men (den gab es da noch nicht). Ich habe trotz­dem frei­willig den Reli­gion­sun­ter­richt besucht, obwohl ich meine per­sön­liche Ein­stel­lung als athe­is­tisch, wenn nicht sog­ar reli­gions­feindlich beze­ich­nen würde.

    Der Reli­gion­sun­ter­richt war jedoch für mich inter­es­sant, da er eben nicht *eine* Reli­gion, son­dern Reli­gion im All­ge­meinen behan­delte. Wir haben sowohl über die großen west­lichen Reli­gio­nen als auch über ver­schiedene Natur­re­li­gio­nen usw. gesprochen — obwohl mein Reli­gion­slehrer evan­gl. Pfar­rer ist.

    Warum man bei­de Fäch­er getren­nt unter­richt­en soll (und nicht die Wahl lässt bei­de zu besuchen) kann ich nicht ver­ste­hen. Es wer­den doch — in gutem Unter­richt — gän­zlich ver­schiedene Dinge betrachtet.

    Ob man mit staub­trock­e­nen Abhand­lun­gen altertüm­lich­er philospo­his­ch­er The­o­rien die heutige Jugend aus ihrem Rechts­drall holen kann (vgl.: http://www.rp-online.de/public/article/politik/deutschland/686064/Deutschlands-Jugend-driftet-nach-rechts.html) sei hier dahingestellt.

    Gruß

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  29. Gareth

    Ach der war auch schon für die Tem­pel­hof-Chose ver­ant­wortlich. Na dann bleibt nur zu hof­fen, dass die Ver­nun­ft erneut gewinnt.

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