Archiv für das Jahr: 2009

Tabuschilder

Von Anatol Stefanowitsch

Vor ein paar Monat­en habe ich am Flughafen von Bergen diese nett gestal­teten Toi­let­ten­türen gesehen:

Toilettentüren im Flughafen von Bergen

Toi­let­ten­türen im Flughafen von Bergen

Mit Sprache hat es nichts zu tun, aber aus semi­o­tis­ch­er Per­spek­tive sind die Darstel­lun­gen inter­es­sant. Weit­er­lesen

Frohe linguistische Weihnachten!

Von Kristin Kopf

Die Bescherung ist vorbei:

Heute Abend will ich noch schnell eine Frage klären, und zwar warum es Wei­h­nachten heißt. Das ist eine alte Plu­ral­form, aber der Plur­al müsste ja eigentlich *Wei­h­nächte laut­en.

Das Wort Nacht war ursprünglich (im Althochdeutschen) ein soge­nan­ntes “Wurzel­nomen” und hat­te über­haupt keine Plu­ral­en­dung. Es hieß also in Ein- und Mehrzahl diu naht. Das war natür­lich äußerst unprak­tisch, weil man wed­er am Sub­stan­tiv selb­st, noch an umgeben­den Adjek­tiv­en o.ä. erken­nen kon­nte, um welchen Numerus es sich handelte.

Im Mit­tel­hochdeutschen guck­te das Wort sich daher ein anderes Ver­fahren bei ein­er anderen Gruppe von Sub­stan­tiv­en ab: Die Kom­bi­na­tion von Umlaut und -e, die z.B. bei MachtMächte existierte. Viel prak­tis­ch­er. NachtNächte.

Das war aber nicht das einzige Vor­bild: In eini­gen Gegen­den schaute sich Nacht bei Wörtern wie Gaben die Endung -en ab. Die gab es damals aber noch nicht im kom­plet­ten Plur­al, son­dern nur im Gen­i­tiv und Dativ: Später verän­derte sich diese Gruppe weit­er, sodass es zur Endung -en im ganzen Plur­al kam, aber da war die Nacht schon nicht mehr mit von der Par­tie, sie hat­te sich in Nächte verwandelt.

Jet­zt stellt sich nur noch die Frage, warum es Wei­h­nacht­en heißt, wenn das -en doch nur im Gen­i­tiv und Dativ auf­tauchte. Die Antwort? Wei­h­nacht­en war ein­mal eine Kon­struk­tion, und zwar ze den wîhen nacht­en ‘zu/an den geweihten/heiligen Nächt­en’. Man feierte nicht nur eine Nacht lang! Die Prä­po­si­tion ze forderte, wie zu heute, den Dativ, und der besaß die Endung.

Diese Kon­struk­tion wurde so inten­siv gebraucht, dass die Wörter wîhen nacht­en zusam­men­wuch­sen und Wei­h­nacht­en bilde­ten (das nen­nt man “Uni­ver­bierung”). Dabei bewahrten sie den alten Dativ Plural.

Ein Nachtrag, welcher den letzten Beitrag präzisiert

Von Anatol Stefanowitsch

In meinem let­zten Beitrag habe ich unter anderem darauf hingewiesen, dass mir bei der Lek­türe des Schweiz­er Bah­n­magazins Via die häu­fige (um nicht zu sagen, durchgängige) Ver­wen­dung des Pronomens welch- (welche, welch­er, welch­es, welchem, welchen) als Rel­a­tivpronomen aus bun­des­deutsch­er Per­spek­tive unge­wohnt vorkommt.

Im bun­desre­pub­likanis­chen Stan­dard-Schrift­deutsch, so meine klare Intu­ition, kommt dieses Pronomen haupt­säch­lich als Inter­rog­a­tivpronomen vor (Beispiel 1); als Rel­a­tivpronomen (Beispiel 2) ist es dage­gen sehr sel­ten: Weit­er­lesen

Schlittelwetter!

Von Anatol Stefanowitsch

Wenn ich Mon­tag früh nach Bre­men fahre, nehme ich oft einen Zug, der von den Schweiz­erischen Bun­des­bah­nen betrieben wird.

Wenn ich dann das Bor­d­magazin „Via“ auf­schlage, habe ich immer das Gefühl, dass ich durch einen Quan­ten­tun­nel in ein alter­na­tives Uni­ver­sum ger­at­en bin – einem, das dem, aus dem ich komme, sehr ähn­lich ist, das sich aber in sub­tilen Kleinigkeit­en unter­schei­det. Zu einem kleinen Teil liegt das am Inhalt des Mag­a­zins, zum Beispiel an Leser­briefen wie diesem, in dem es um die Frage geht, ob man in der Bahn seine Füße hochle­gen darf: Weit­er­lesen

Lämmer, Kälber, Hühner: Der Plural auf ‑er

Von Kristin Kopf

Ich ver­spreche, dass es hier auch mal wieder The­men geben wird, bei denen es nicht um Sub­stan­tivflex­ion geht. Wirk­lich! Aber heute will ich Euch erzählen, woher unsere Plu­ral­en­dung -er kommt – die hat­te näm­lich mal eine ganz andere Funktion.

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Twitter in den Zeiten der Lautverschiebung

Von Anatol Stefanowitsch

Im Zuge unser­er Suche nach dem schön­sten Fremd­wort des Jahres 2009 ist eine Frage um die laut­liche Form eines Wortvorschlags, twit­tern, aufge­taucht.

Sprach­blogstammkom­men­ta­tor Gareth, der das Wort nominiert hat, sagt in sein­er Begrün­dung zu seinem Vorschlag: Weit­er­lesen