Mit Umweg vom Vogel zur Frucht: Die Kiwi

Von Kristin Kopf

Eben habe ich das Wort Kiwi im ety­mol­o­gis­chen Wörter­buch nachgeschla­gen, um her­auszufind­en, wann es ins Deutsche entlehnt wurde. Das Resul­tat ist unspek­takulär – 20. Jahrhun­dert. Die Geschichte des Wortes ist dafür aber umso interessanter:

Kiwi kommt aus dem Maori, ein­er poly­ne­sis­chen Sprache, die von den Ure­in­wohn­ern Neusee­lands gesprochen wurde und wird.

Am Anfang war kiwi einzig und allein ein flu­gun­fähiger Vogel, der in Neusee­land behei­matet ist. Wahrschein­lich ahmt das Wort den Ruf des Tieres nach und ist somit lautmalerisch.

Der Kiwi wurde in Neusee­land ab der Mitte des 19. Jahrhun­derts zunehmend als Sym­bol für alles Mögliche ver­wen­det, schließlich sog­ar auf Ban­knoten. (Einen schö­nen Überblick find­et Ihr hier.) Der Vogel tauchte auch auf aller­lei mil­itärischen Insignia auf, zum Beispiel hier links. (Mein mil­itärisch­er Wortschatz ist min­i­mal, Wikipedia beze­ich­net es als regimen­tal sign.)

Auf diesem Weg entwick­elte sich Kiwi dann auch zur Men­schen­beze­ich­nung: Die Sol­dat­en, die das Vogel­sym­bol mit sich herum­schleppten, wur­den seit dem Ersten Weltkrieg als Kiwis beze­ich­net. Später wurde der Begriff dann auf alle Neuseelän­der ausgedehnt.

Die Frucht, anfangs in Neusee­land Chi­nese goose­ber­ry ‘Chi­ne­sis­che Stachel­beere’ genan­nt, stammt zwar nicht aus Neusee­land, son­dern aus Asien, wurde dort aber eifrig ange­baut und ab ca. 1950 auch in großen Men­gen exportiert. Bald benutzte man die Beze­ich­nung kiwi fruit dafür, die schließlich zum heuti­gen kiwi verkürzt wurde. Das kiwi darin bezieht sich wahrschein­lich eher auf das Sym­bol für das Land als auf die Men­schen direkt.

Das Wort kann damit heute den Vogel, die Neuseelän­der oder die Frucht beze­ich­nen. Die ersten bei­den Möglichkeit­en wer­den aber im Deutschen kaum genutzt – sie spie­len eine eher unter­ge­ord­nete Rolle in unserem Alltag 😉Kiwi mit Kiwi aus Kiwi

6 Gedanken zu „Mit Umweg vom Vogel zur Frucht: Die Kiwi

  1. Monika

    Jaja, immer wieder interessant. 

    Als Hob­by­b­otanikerin hat­te ich schon davon gehört und möchte noch anmerken, dass ich hörte, dass die Über­tra­gung auch daran lag, dass die Kiwis so pusche­lige braune Kerlchen sind, die in etwa wie eine pelzige Kiwifrucht ausse­hen… und du hast das optisch auch wun­der­barstens gezeigt. (ein langer Satz, ich weiß)

    Gefällt mir gut, dein Kiwiki­wi!! Die men­schlichen Kiwis sehen allerd­ings etwas anders aus ;)) … aber dein­er ist knuffig.

    Liebe Grüße aus dem Norden, 

    Moni­ka

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  2. André

    Inter­es­sant!
    Auf Chi­ne­sisch heißt die Kiwi übri­gens noch äh… “ander­ster”, näm­lich 猕猴桃 (míhóutáo), was mein Wörter­buch über­set­zt mit: “Chi­ne­sis­che Stachel­beere; Chi­ne­sis­che Strahlen­grif­fel; Kiwifrucht (Actini­dia chi­nen­sis)”, dabei heißt 猕猴 (míhóu) eigentlich “Rhe­susaffe (Maca­ca mulat­ta)” und 桃 (táo) “Pfir­sich, pfir­sichähn­lich­er Gegen­stand”. Der Rhe­susaf­fenpfir­sich also.

    Was das 猕 (mí) in 猕猴 (míhóu) bedeutet, weiß ich lei­der nicht, aber 猴 (hóu) heißt ein­fach Affe. Aber ich schweife ab.

    Viele Grüße aus Leipzig,
    — André

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    1. Kristin Beitragsautor

      Hm, inter­es­sant — irgen­deine Idee, was der Affe mit der Frucht zu tun hat? Vielle­icht weiß ja die chi­ne­sis­che Wikipedia was drüber?
      Viele Grüße nach Leipzig (kommst Du nach Bochum?),
      Kristin.

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  3. Anna

    die chi­ne­sis­che Stachel­beere kam nach Europa und Ameri­ka durch Neusee­land unter den Namen Kiwi. In Neusee­land wer­den die Ein­wohn­er auch Kiwis genannt.

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